Gender-Kacke in Schule und Alltag

Katilein, ich habe das Pulver vor ca. 20 Jahren bestellt, das waren - glaube ich - noch andere Zeiten, was das angeht. Und auch bei ungewöhnlichem Vornamen... ich mache niemandem einen Vowurf, wenn er ode sie ein Problem mit ungewöhnlichen, fremden Vornamen hat. Bei Andrea kann das männlich oder weiblich sein. Das Beispiel mit Maria finde ich nun nicht so glücklich, denn das ist wirklich sehr ungewöhnlich. Aber mein Name ist echt nicht so, dass er männlich wirken könnte. Mir ist das schon so oft passiert, dass ich Fehler meinerseits ausschließen kann (mag ja in einigen wenigen Fällen mein Fehler gewesen sein, oder manchmal eben keine Möglichkeit, Herr oder Frau anzuklicken, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich da ständig vergesse, was richtig einzustellen, halte ich für sehr gering). Mag auch reine Gedankenlosigkeit sein, aber auf die Dauer nervt es einfach.

Und ich finde es keine Korinthenkackerei, wenn ich Wert darauf lege, dass auch in Gesprächen meine Identität als Frau wahrgenommen wird. Gerade bei Dingen wie Menstruation und Geburt. Wie viele Männer betrifft das denn direkt? Doch keinen einzigen! Ich finde es grotesk, solche Sätze zu hören... Im umgekehrten Falle wäre es doch auch grotesk: "Jede erlebt den Samenerguss anders".

Neulich in der Eltern (haha, Mütter natürlich!) -Kind-Gruppe:

Mädchen streichelt mein Baby. Kommentar der Gruppenleiterin (sinngemäß): "Ja, typisch Mädchen! Die interessieren sich so für Babys!"

Kurze Zeitz später krabbelt ein Junge verzückt neben Baby her. Kommentar: "Das ist der Beschützerinstinkt!"

Aha.

Zitat von katilein

Irgendwann wirds Korinthenkackerei - für mich dann, wenn wir vom Allgemeinen Sprachgebrauch reden, wo einfach absolut nix sexistisches hintersteht.

Naja und warum haben wir in diesem Thread dauernd und aus fast allen Lebensbereichen Beispiele für Sexismus? Weil das alles Ausnahmen sind? Oder doch die Regel, die sich aber in Sprache nicht niederschlägt, weil diese in einem extra Universum existiert?

Nein, ich unterscheide nur zwischen meiner persönlichen Genderkack-problematik: also etwas wo frauen und männern bestimmte eigenschaften und rollenstereotypien untergeschoben werden aufgrund ihres geschlechtes, und Dinge, die ich nicht persönlich damit zusammenbringe.
Das Herr im dropdown vor Frau steht muss kein sexismus sein. Dropdowns werden nicht per se im er nach alphabet geordnet, es kann schlichtweg Zufall sein. natürlich kann dabei unterbewusst ein Sexismus mit drinstecken - muss aber nicht. Ich habe mir mal den Spass gemacht und in vier verschiedenen shops geschaut, bei drei stand frau tatsächlich auch vor Herr - allerdings hier auch nicht als dropdown, sondern als radiobutton zum anclicken.
Vielleicht nimmt man solche *zufälle* sehr stark wahr, aber das etwas nicht alphabetisch angeordnet ist bedeutet nicht per se sexismus, oder das der Mann wichtiger schien als kunde oder oder. Das kann einfach Zufall und/oder verpeiltheilt des programmieres sein, der da nicht aufs alphabet geachtet hat.
Das Mann die weibliche mehrzahl nimmt wenn es zum grösseren Teil Frauen betrifft ist sicher akkurater und wäre besser. Wenn es sprachlich um eine mehrzahl geht ist aber *jeder* sehr viel gebräuchlicher. Ich finde das daher nicht schlimm oder verwerflich, und noch keinen grossen sexismus und genderkacke, auch wenn man sich vielleicht für die Sprache sensibilisieren sollte. Aber das ist dann irgendwann dazu geeignet dinge als Genderkacke und sexismus zu sehen, die eigentlich eher zufällig oder auf jahrelang gewohnten Sprachgebrauch hinweisen. man kann nun Natürlich darüber diskutieren, ob man den Sprachgebrauch nicht wirklich anpassen sollte aber ich muss zugeben, für mich persönlich sind solche beispiele eher geringfügig und noch keine echte sexismuskacke. Wenn eine versicherung auf meine schreiben immer an meinen Mann antwortet, weil der halt der versicherungsnehmer ist - finde ich nicht dramatisch. Seltsamer finde ich das eheleute vornamemann nachname. Das finde ich - verstörend, aber das habe ich bisher noch nie so erlebt. Zumindest in meiner Umgebung hier ist das also absolut nicht standard, und das ist auch gut so.
Wenn man jemanden statt als frau als herr adressiert
- warum vermutet man da sexistische genderkacke?
Ich wäre schlicht nie auf die Idee gekommen, sogar insbesondere wenn mein Name sichtlich weiblich ist.
Sowas würde ich für ein versehen halten. Genauso wie ich nicht an genderkacke glaube, wenn jemand ausversehen meinen mann als *frau* ehemann katilein adressiert. Ist hier interessanterweise schon öfter passiert, als das ich solche fehladressierungen bekomme.
Genderkacke und stereotypisierungen, in rollen gequetscht werden, sowas regt mich auf. Aber in manchen dingen die hier jetzt genannt wurden kann ich mich halt nicht identifizieren in sache. Genderkacke.
Da finde ich das zuschreiben von eigenschaften wie den beschützerinstinkt des kleinen jungen gegenüber babys, während mädchen eher *bemuttern* sehr viel genderkackmäßiger. Aber so hat vielleicht auch jeder sein eigenes empfinden/ wahrnehmen.

Ich bin ja so froh das ich keine nachbarn mehr habe. Bekannterweise bin ich ja eine lausige Hausfrau, und leider sind unsere rollen aus wirtschaftlichen gründen relativ klassisch aufgeteilt. Mich hats immer sehr genervt wenn nachbarn zu mir kamen und sagten: der hausflur hätte aber am tag xxx von ihnen geput werden müssen!
Ich habe dann immer gesagt: herrje, hat mein mann da wieder geschludert. Ich werds ihm ausrichten
-

Hm, ich habe jetzt nochmal gestutzt - und nochmal stichproben gemacht. Das Herr kommt eben nicht immer vor der Frau.
Ich nehme an das es hier keine Studien zu gibt die repräsentabel sind, aber das herr immer vor frau kommt scheint mirdurchaus eine selektive wahrnehmung zu sein. Das meine ich mit *muss nicht sexistisch* sein.
Wenn es generell so wäre, dann wäre das in der tat sexismus, wenn wahrscheinlich aber auch eher unbewusster.
Aber das scheint mir ja nichtmal nachweislich so zu sein, es ist eine reine wahrnehmung das es so ist. Die beispiele wo frauen zuerst stehen, nehmen wir wahrscheinlich eher nicht so bewusst war, weil nicht so interessant.
Nur so eine vermutung von mir, die übrigens in einem alten formular selbst herr vor frau progrAmmiert hat. Hab gerade nachgesehen. Das war aber ganz sicher keine wertung ich habe da einfach nicht drüber nachgedacht.
Sollte man vielleicht mehr, ja. Aber wenn mir damals jemand gesagt hätte mein formular wäre sexistisch programmiert, ich glaube ich wäre in ohnmacht gefallen. Wenn mir jemand schlicht gesagt hätte das ich es alphabetisch ordnen soll, wäre das was anderes gewesen ( hat aber glaube ich niemanden da bisher beschäftigt...).
Und das meine ich wenn ich sage es muss nicht unbedingt sexismus sein. Ich bin bestimmt nicht sexistisch, nur chaotisch.

Naja, ich habe ja heute mehrere shop wild getestet, eben weil ich mal schaun wollte, da kam meist zuerst Frau!

Naja, leider ist es statistisch gesehen ja zumindest noch so das die Männer meist mehr verdienen. Leider.
Ich bin allerdings zugegenermassen noch nie auf die idee gekommen zu schauen wer in der steuererklärung wo zuerst steht und ob das alphabetisch geordnet ist, oder nach dem Einkommen geht u.s.w.*kopfkratz* worauf ihr alles achtet
Wenn der Mann da generell zuerst steht ist das sicherlich auch sexismus, aber sehr unauffälliger, der ärgert mich im Alltag nicht, zum Glück, ich reg mich nämlich manchmal wirklich tierisch über diese Gendersachen auf...
adressiert wird das ganze im brief immer an die eheleute Xxxxx. Das finde ich okay.
ansonsten haben wir hier fast alles getrennt, so das ich nie in den genuss von seltsam adressierten briefen von versicherungen komme. Meine versicherung schreibt mich als versicherungsnehmer natürlich direkt an, ich hab auch noch nie was bei meinem Mann für ihn eingereicht oder umgekehrt. Damit scheine ich mir ja ärger erspart zu haben. *g*

Nachtrag: wenn eine versicherung immer den versicherungsnehmer anschreibt/adressiert finde ich das nicht sexistisch, sofern sie das auch konsequent machen wenn die frau der versicherungsnehmer ist.

Ich erlebe immer mal wieder (fällt mir dann auf), dass bei Angeboten, die häufiger von Frauen wahrgenommen werden, die Frau vorausgewählt ist.

Zitat von Talpa

Und dann lebe ich ja schliesslich in dem Land, in dem die Steuererklärung mit 1. Person, Ehemann und 2. Person, Ehefrau angeschrieben ist. Wäre ja noch schöner, dass die Ehefrau das höhere Einkommen versteuern könnte...

Das ist in Deutschland genauso. Dass der Mann bei Ehepaaren zuerst kommt, hat sicherlich etwas mit einem konservativen Weltbild zu tun bzw. mit der Historie von "Eheleute und Geld". Ansonsten hat die fixe Reihenfolge allerdings einen technischen Grund: es gibt bestimmte Fälle, in denen der Computer erkennen können muss, wer wer ist (z.B. für Dauertatbestände oder für den Abgleich mit dem Vorjahr oder für den Abgleich zwischen abgeführter Lohnsteuer und Einkommensteuererklärung und für das Risikomanagement), und das passiert über die Zuordnung von Kennziffern.
Also die Reihenfolge könnte aus technischer Sicht genausogut umgekehrt sein, dann müsste nur IMMER die Frau zuerst kommen.