Punkte-/Belohnungssystem - bin hin und her gerissen ...

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org

  • Danke für deine Antwort, die mich irritiert hat.
    Muss ich erst drüber nachdenken.


    Ein erster Impuls sagt mir, dass ich das ganz schön hart für die Kinder finde (nicht dass du sie nicht anschreist ;)), dass Fußball und co. ethische Grenzen sprengen kann. Glück für die Kinder, wenn sie genug Interessen haben, die innerhalb deiner Grenzen liegen. Was wäre, wenn eins deiner Kinder Kampfsport macht? Und Wettkämpfe bestreiten möchte? Würdest du die meiden, weil es nicht nur um´s Gewinnen geht, sondern das Gewinnen auch damit einhergeht, dass jemand anderes am Ende recht unsanft auf der Matte liegt? Was wäre, wenn eines deiner Kinder Polizist/in werden möchte und dir berichtet, dass das Schießtraining gut gelaufen ist? Könntest du dich mit dem Kind darüber freuen?


    Die Brüllen-gegen-Kinderlärm-Geschichte ist für mich eine ganz andere. Du wolltest was von den Kindern (zu ihnen sprechen/dir Gehör verschaffen), du bestimmst die Regeln, da ist es dein Ding wie du als Autorität wirken möchtest.


    Wenn ich zuende nachgedacht habe, meld ich mich nochmal :)

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Kinder zu bepunkten und zu benoten, um bei Ihnen eine motivation herzustellen, finde ich auch nicht prall.
    Aber hier geht es doch um etwas anderes
    - das kind verfügt über eine sooo tolle intrinsische motivation.
    Und es möchte quasi eine benotung, als zeichen der *anerkennung* - so würde ich es werten.
    Ich fand als Kind noten und dergleichen auch toll. Meine schule und die lehrer haben die gerne so lange es ging gemieden. Das fand ich völlig scheisse. Ich war schliesslich gut, und ich wollte bitte eine note als ausdruck dessen. Mich hat es echt geärgert, wenn es die nicht gab. Und noch ,ehr hat mich geärgert, das die noten daheim weitgehend egal waren.
    Man merke: die bedürfnisse der kinder sind unterschiedlich. Wenn jemand gerne so etwas hat, was spricht dagegen sie ihm zu geben?
    Interessanterweise scheinen es gerade die kinder zu sein, die von haus aus innerlich *ehrgeizig* motiviert sind, und gerne einen ausdruck ihrer leistung hätten. Ein lächeln und ein *super* haben mir persönlich nie das gleiche gegeben wie eine wirklich bewertung. Und dabei durchaus eine strenge - dann konnte auch eine 2 eine tollemleistung sein, aber sie spiegelte meine anstrengung wieder, war ein ergebnis auf das ich STOLZ war. Klar, ich hätte auch einfach stolz so sein können, aber das hat mir persönlich nicht das gleiche gegeben wie quasi eine handfeste urkunde irgendeiner art über meine leistung.


    Ich setze das nicht blind um, und meine kinder jucken sich interessanterweise garnicht m sowas. Dieses system braucht anscheinend ein mindestmass intrinsischer motivation, damit das überhaupt funktioniert.
    Ich finde man sollte kinder davor bewahren, zwangsbenotet zu werden, aber auf direktes drängen durchaus die Möglichkeit geben. Auch die das es *belohnt* wird. Ein Eis das ich bekomme weil ich etwas bestimmtes toll geschafft habe war für mich ungleich leckerer als eines, das ich einfach so bekommen habe.
    Das Kind möchte aus sich selbst heraus eine anerkennung seiner leistung, wieso sollte man ihm die nicht geben?
    Solange man damit nicht strafend arbeitet - das es etwas nicht gibt o.ä. Wenn die punkte nicht erreicht sind, finde ich das nicht dramatisch. Im gegenteil, man könnte sogar rückschläge oder probleme damit offensichtlich als *nicht schlimm* gewichten ;)
    Neben dem lächeln ist es doch eine tolle Sache wenn man selber das gefühl hat, das positives belohnt wird. Wir erwachsenen machen das bei und selber öfter - wir sorgen dann für uns, gönnen und einen tee, einen kaffee, oder kaufen uns für bestimmtes verhalten das uns nicht leicht fiel etwas. Man sollte dem kind die möglichkeit geben, für sich selbst durchaus auch so ein system zu machen Das muss man nichtmal auf leistung machen - man kann sich ja mit dem kind überlegen worauf es hinarbeiten will bzw. Wofür es punkte gibt, und was dann gemacht wird. Gerade wenn man das den kindern selbst in die hand gibt ist das kein manipulieren, sondern eher einem menschen selbst die mittel in die hand zu geben, den alltag positiv im egenen sinne/interesse zu gestalten.
    Ich mache das noch heute, das ich mir bei bestimmten dingen die schwierig sind für mich einen positiven ansporn als selbstbelohnung gebe. Konditionierung ist ne richtig coole sache, wenn man das bei sich selbst kann wo es einem wichtig ist. Schlimm wirds, wenn andere dich konditionieren wollen nd entscheiden, was wichtig ist.

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

  • Was möchte es? Anerkennung? Die kann es auch anders haben. Punkte statt persönlicher Anteilnahme würde sich für mich falsch anfühlen.

    warum muss sich das ausschließen?
    das kind hat lediglich für sich entdeckt, dass ihr die punkte beim wahrnehmen der anerkennung helfen - ich finde, das kann sich ergänzen.

    Und so denke ich, daß ein Kind auch keinen Schaden erleidet, wenn man ihm nett erklärt, warum man diese Punktesystheme furchtbar findet und es darum auch nicht als "Spiel" mitmachen möchte und mit ihm gemeinsam nach Alternativen sucht.

    es ist eben die frage, ob es bloß ein harmloses spiel ist - oder ob dahinter ein bedürfnis steht. ob das kind sich nicht genug gesehen, nicht genug wertgeschätzt und in der konsequenz nicht genug geliebt fühlt.


    ich erwähne an der stelle noch mal das buch (ursprünglich ein eheratgeber): http://www.amazon.de/Die-f%C3%BCnf-Sprachen-Liebe-Kinder/dp/386122335X/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1379421725&sr=8-4&keywords=f%C3%BCnf+sprachen+der+liebe



    jeder mensch hat eine andere art liebe zu zeigen und sich geleibt zu fühlen.


    mein kleiner sohn zeigt seine liebe z.B. über geschenke. eine blüte hier, ein bild da. meine sprache ist das nicht. ich weiß meist nicht so recht, was ich damit soll. finds um die blumen schade... etc. aber ich sehe sein bedürfnis dahinter - und das freut mich natürlich schon.


    es sagt mir aber auch, dass er meine liebe am ehesten verstehen/spüren wird, wenn ich ihm etwas schenke. und wenn es nur eine kleinigkeit ist. ich bin mehr der kuscheltyp. ich spüre, dass jemand mich liebt, wenn er mich in den arm nimmt und knuddelt. das tue ich mit meinem sohn ständig - das nervt ihn aber eher.


    ich finde, man kann da ein bisschen verständnis für das bedürfnis des anderen haben - auch wenn es einem selber nicht liegt.


    eine "sprache der liebe" ist => lob und anerkennung.


    und wir beschweren uns immer über das, was uns am meisten fehlt. mein kleiner sohn beschwert sich gerne mal, dass er "nie" was geschenkt bekommt.
    mein großer sohn kommt kuscheln, wenn er liebesbedürftig ist.
    mein mann wird ungnädig, wenn ich nicht ausdrücke, dass ich anerkenne, was er tut.



    wenn ein kind klar formuliert, dass es bitte eine visualisierte form haben möchte, um zu zeigen, was es alles leistet - um dann eine belohnung dafür zu bekommen (wie auch immer die aussieht) - dann scheint das etwas zu sein, was dem kind fehlt und was ihm gerade sehr wichtig ist.

    Öhm, ja... hätte ich nun auf den Wunsch der Kinder eingehen sollen und es als "Spiel" mitmachen? Weil sie es so wollten? Obwohl mir anschreien zuwider ist (ähnlich zuwider wie Menschen zu beunkten)

    das ist in meinen augen eine völlig andere situation und überhaupt kein "spiel".

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • Ich verstehe beide Seiten. Dennoch fände ICH es komisch für unser Zusammenleben (und auch fragwürdig als Botschaft an das Kind) wenn plötzlich der Alltag "benotet" wird. Wie gesagt, wenn man auf ein konkretes Ziel hinarbeitet und so eine Liste hilft, Fortschritte zu erkennen: Hab ich kein Problem mit. Aber plötzlich für ein fünfjähriges Kind irgendwelche Regeln aufzustellen und das einhalten dieser Regeln wird bewertet: Find ich irgendwie gruselig. Vor allem kommt mir dabei der Gedanke: Was, wenn es mal nicht so klappt?


    Eine Liste aufhängen und das Kind bespricht sich mit der Mutter was es heute toll fand oder meinetwegen auch gut gemacht hat und klebt sich selber schöne bunte Glitzersticker find ich wiederum völlig unkritisch.

  • Hallo,


    (...)
    Ein erster Impuls sagt mir, dass ich das ganz schön hart für die Kinder finde (nicht dass du sie nicht anschreist ;)), dass Fußball und co. ethische Grenzen sprengen kann. Glück für die Kinder, wenn sie genug Interessen haben, die innerhalb deiner Grenzen liegen. Was wäre, wenn eins deiner Kinder Kampfsport macht? Und Wettkämpfe bestreiten möchte? Würdest du die meiden, weil es nicht nur um´s Gewinnen geht, sondern das Gewinnen auch damit einhergeht, dass jemand anderes am Ende recht unsanft auf der Matte liegt? Was wäre, wenn eines deiner Kinder Polizist/in werden möchte und dir berichtet, dass das Schießtraining gut gelaufen ist? Könntest du dich mit dem Kind darüber freuen?

    Ich glaube, du hast wieder schlunzig gelesen oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. ;)


    Ich habs oben noch mal markiert, du hattes von Fußball geschrieben, ich nicht. Ich meinte mit "Rumballern" nicht mit dem Ball spielen, hier ist das ein Ausdruck für herumschießen, entweder im Spiel oder im Film. ;)


    Und das mag ich tatsächlich nicht spielen, auch wenn ich durchaus verstehe und akzeüptiere, daß Kinder so etwas spielen wollen. Ich finde auch, daß ich da das Recht habe "Nö, mag ich nicht, spiel so was mit jemand anderem" zu sagen.


    Wenn mein Kind Polizist werden möchte, soll es das tun. Das ist für mich etwas anderes als wild in der Gegend "herumzuballern". #weissnicht Und es wird mich ja nicht verpflichten, mit ihm zum Schießstand zu gehen und dort mich dort mit einer Maschinenpistole auszuprobieren.

  • Ja, man merkt, dass ich Kinder-mit-Mädchen-Allüren-Mama bin (bitte nicht im Gender-Thread verpetzen, wer mich kennt, weiß, dass ich nicht viel mit Lillifee gemein habe :D). Ich habe unter "rumballern" tatsächlich an wildes Ballspielen gedacht #schäm


    Ansonsten hab ich noch nicht zuende gedacht.

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Aber plötzlich für ein fünfjähriges Kind irgendwelche Regeln aufzustellen und das einhalten dieser Regeln wird bewertet: Find ich irgendwie gruselig. Vor allem kommt mir dabei der Gedanke: Was, wenn es mal nicht so klappt?


    das fände ich auch komisch.


    aber wenn das kind sich seine regeln selber aufstellt? und ich nur ausführendes organ bin und nicht richter? wär jetzt nichts, was ich mir wünschen würde - aber wenn das herz meines kindes gerade daran hängt, würde ich es wohl ne weile mitmachen.


    ich hätte das gefühl, dass es vor allem ums mitmachen und wunsch-ernstnehmen geht und dass das ding ziemlich bald wieder vergessen und unwichtig ist.


    ich würde deswegen jedenfalls kein politikum draus machen, weil ich belohnungssystemen grundsätzlich kritisch gegenüberstehe. und das tue ich durchaus.


    ich denke, sie können in konkreten situationen eine stütze und hilfe sein. wenn sie richtig angewand und wohl dosiert und vor allem: kindorientiert sind.
    aber wenn so ein system sich nicht selbst überholt, nach einer gewissen zeit, dann hat es keinen effekt - dann kann man es auch lassen/ muss etwas anderes ausprobieren.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • Hallo,

    Zitat

    es ist eben die frage, ob es bloß ein harmloses spiel ist - oder ob
    dahinter ein bedürfnis steht. ob das kind sich nicht genug gesehen,
    nicht genug wertgeschätzt und in der konsequenz nicht genug geliebt
    fühlt.

    Die Frage ist, ob Anerkennung, Wertschätzung, "ich sehe dich" ... ausgerechten in einem Punktesysthem zu geben sind. Für MICH fühlt es sich eher distanziert an, einen Punkt aufzukleben und darum würde ich immer versuchen, Liebe und Wertschätzung über andere Dinge auszurdücken als über einen Aufkleber in einer Liste.


    Das Buch kenne ich in nur der Teenyvariante, da steht nichts von Punktesysthemen als Liebessprache drin. #weissnicht


    Ich finde schon, daß das mit dem Anschreien vergleichbar ist. Die Kinder wünschen sich eine Form der Rückmeldung, die für andere akzeptabel MIR aber zuwider ist. Die Kollegin dieser Klasse schreit tatsächlich immer mal laut bis Ruhe ist und meint, das sei den Kindern tatsächlich lieber als lange zu warten, bis es der letzte merkt - MIR ist es unerträglich, obwohl sich die Kinder es auch von mir so wünschen. Damit müssen sie leben, ich fang nicht an zu schreien oder zu bepunkten.


    Wenn man es für sich anders sieht, macht man es aben anders, so wie Manna es jetzt für sich entschieden hat.

  • Ich möchte noch anmerken, dass ich diese Punkte-Listen-Zeit gar nicht als Wunsch/Bedürfnis nach Anerkennung oder Wahrnehmung interpretiert habe. Ich habe das (entspricht vielleicht eher meinem Naturell) eher auf der kognitiven Ebene gedeutet: Überblick bekommen, bilanzieren, summieren etc. Passte auch zur restlichen Entwicklung beider Kinder, da fingen sie an zu rechnen (z.B. mit kleinen Geldbeträgen), lernten Wochentage und Monate, bekamen bei Gesellschaftsspielen einen Hang zur Einhaltung von Regeln, unterschieden "Sieger" und "Verlierer", fingen an die Uhr zu lesen usw. So eine Punkteliste passte da für mich perfekt rein. Das dritte Kind (mein Sohn) interessiert sich für all das (genau so wenig wie für irgendwelche Punktelisten, Tabellen und Raster) überhaupt nicht. Das ist gerade nicht dran.


    Mehr oder weniger habe ich darin nicht gesehen. #weissnicht

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Die Frage ist, ob Anerkennung, Wertschätzung, "ich sehe dich" ... ausgerechten in einem Punktesysthem zu geben sind.

    nein, darum geht es nicht.
    es geht darum, dass im konkreten fall sich das kind das so wünscht.


    weil es offenbar mit der form, in der das bisher passiert ist (und ich gehe davon aus, dass manna sehr wohl ihre tochter wertschätzt und anerkennt, was sie kann und leistet) *dem* *kind* nicht reicht / nicht transparent genug ist / nicht visualisiert genug ist.


    das kind möchte etwas, woran es sich - auch optisch - festhalten kann. worauf es mit stolz schauen und sich dran freuen kann.


    ein anderes kind hätte da keinen bock drauf und würde lieber ein lob hören.

    Das Buch kenne ich in nur der Teenyvariante, da steht nichts von Punktesysthemen als Liebessprache drin. #weissnicht

    nein, natürlich geht es da nicht um punktesysteme.


    es geht darum, dass man die liebessprache des anderen lernen muss, damit er auch spürt/versteht, dass man ihn liebt.
    und darum, dass die art, wie wir das am besten verstehen meist die ist, bei der wir einen mangel am deutlichsten spüren - und diesen dann auch verbalisieren.


    was mannas tochter macht ist zu sagen: ich möchte mehr lob und anerkennung.
    aus diesem gefühl heraus hat sie sich dieses punktesystem ausgedacht.


    ich bin mir sicher, dass das ding ab dem moment langweilig ist, wenn ihr liebestank wieder gefüllt ist und sie erfahren hat, dass mama und papa ihr bedürfnis nach lob und anerkennung wahrnehmen.


    und in dieser situation bedeutet es, dem wunsch nach einem punktesystem nachzukommen. nicht weil man es für sinnvoll hält - sondern weil es das ist, was das kind anscheinend gerade braucht.
    aus liebe.

    Ich finde schon, daß das mit dem Anschreien vergleichbar ist. Die Kinder wünschen sich eine Form der Rückmeldung, die für andere akzeptabel MIR aber zuwider ist. Die Kollegin dieser Klasse schreit tatsächlich immer mal laut bis Ruhe ist und meint, das sei den Kindern tatsächlich lieber als lange zu warten, bis es der letzte merkt - MIR ist es unerträglich, obwohl sich die Kinder es auch von mir so wünschen.

    die klasse will keine rückmeldung. die klasse will so lange wie möglich den unterricht herauszögern und überlässt der lehrerin die gesamtverantwortung für eine arbeitsatmosphäre.
    => die klasse ist schlecht erzogen und unmotiviert.


    das ist was vollkommen anderes.
    das ist "wenn die frau hier unbedingt mit uns unterricht machen will, dann soll sie doch zusehen, wie sie uns ruhig kriegt und sich ruhig zum affen machen".

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • Hallo,


    Wie gesagt, wenn mein Kind bisher noch nicht gemerkt hat, daß ich es liebe und wertschätze halte ich es für unwahrscheinlich, daß es das genau dadurch merkt, daß ich ihm Aufkleber für bestimmte Verhaltensweisen verspreche. #weissnicht

    die klasse will keine rückmeldung. die klasse will so lange wie möglich den unterricht herauszögern und überlässt der lehrerin die gesamtverantwortung für eine arbeitsatmosphäre.
    => die klasse ist schlecht erzogen und unmotiviert.


    das ist was vollkommen anderes.
    das ist "wenn die frau hier unbedingt mit uns unterricht machen will, dann soll sie doch zusehen, wie sie uns ruhig kriegt und sich ruhig zum affen machen".

    Nö. Ich bin ja kein Lehrer ;) Ich sag eher Sachen wie "Wir gehen jetzt essen" oder "Wir gehen in den Garten" oder "Wer mit XY fertig ist, kann schon spielen" - also Dinge, bei denen es keinen Grund zum rauszögern gibt.


    Es geht tatsächlich darum, daß für diese Kinder "laut werden" die entsprechende Rückmeldung für "Ihr seid zu laut, ich möchte es leiser" ist, die sie gewohnt sind, die sie wünschen. Vielleicht, weil es für sie einfacher zu verstehen und klarer ist als andere Zeichen #weissnicht
    Ich bin trotzdem nicht bereit dazu.

  • Ich glaube das Ganze ist auch ein bisschen Charaktersache....klar, pädagogisch sind Belohnungen und Bestrafungen kritisch...aber ich gebe auch offen zu, dass ich praktisch gesehen durchaus diese Mittel einsetzte (ich erhebe allerdings den Anspruch an mich, mich weiterzu entwickeln #hammer ). Jedoch nicht sichtbar gemacht, mit Smiley, Liste etc.
    Ich steh aber auch total auf sichtbare Regeln und wir haben zB. Zettel mit Regeln am Kühlschrank und die ändern sich auch mal, durchaus auch als "Belohnung" für eingehaltene Abmachungen. Überhaupt, hab ich ja schon paar mal erwähnt, liebe ich Abmachungen...und das verbinden wir zugegeben nicht selten auch mit Belohnungen oder Sanktionen...hm...aber ich versuche das halt nicht unlogisch zu gestalten..
    ...also z.B. gibt es nen DVD freien Tag aufgedrückt, wenn nach dem DVD gucken die Jungs meinen beim Toben völlig zu übertreiben und alle Regeln über Bord werfen zu müssen wie "der schreckliche Sven" #pfeif Man könnte auch sagen, dass es ne logische Konsequenz ist ^^ Für mich zumindest...
    Wir haben sogar schon mal rote , gelbe und grüne Karten gebastelt. War mir dann allerdings zu blöd, die immer anzuwenden :D Meistens reicht es ja doch aus, wenn ich erkläre, dass man nicht hauen darf, weils halt weh tut #pinch
    Wir haben aber auch unlogische Konsequenzen auf Lager *zugeb*.....weils manchmal einfach nur nervt und mir das Ergebnis wichtiger ist...und was soll ich sagen...wenn ich an meine Grenze komme, würde ich sogar auch so ein Punktesystem anwenden, sofern mein Kind drauf anspringt.
    Ich versuche es dennoch zu vermeiden...gerade, wenn ich eben nicht wirklich an meiner Grenze bin. Das finde ich für mich sehr wichtig...dass ich solche "Hilfsmittel" eben nur "Rettung in der Not" bleiben und nicht aus Bequemlichkeit oder "weil es halt alle so machen" gewählt werden.


    Miteinander Reden und wahre Gründe für und wider eines Verhalten zu begreifen, ist im normal Fall für mich das wichtigse..Belohung und Bestrafungen sind eher Mittel bei Überforderung *find*

  • Ich würde das Ganze einfach nicht so hoch hängen. Deine Tochter möchte es gerne, dann würde ich es mitmachen. Wahrscheinlich macht ihr das Ganze eh nur eine begrenzte Zeit Spaß und dann ist der Spuk wieder vorbei. Sie hat für sich eine Lösung gefunden und genau das würde ich auch respektieren - egal wie pädagogisch sinnvoll das ist. Kinder haben es ja nicht immer so mit der korrekten Erziehung. ;)

  • Ich finde wie gesagt aich nicht das es ein erziehungsmittel für eltern sein sollte.
    Aber motivation ist etwas tolles, und höchst individuelles. Das kind möchte das ganze anscheinend selbst benutzen und hat *irgendeinen* grund zur motivation dabei.
    Für mich wäre da an erster stelle ein gespräch mit dem kind und das sehen SEINER bedürfnisse.
    Wir erwachsene nehmen ja zur motivation diverse techniken, fast alle haben auch einen platz in der verhaltenstherapie.
    Es ist ein ding, so etwas therapeutisch ei zusetzen oder um das kind zu formen, ein ganz anderes für mich dem kind das selbst in die hand zu geben.


    Man beachte hier die abmehmticker von vielen. Das ist im prinziep nix anderes. Würde euer mann oder jemand anderes so ein ding für eich machen, wäre das übergriffig, unverschämt und zweifelhaft.
    Wenn ihr selbst euch einen macht um zu visualisieren, stolz zu sein, ein ziel zu setzen und das sichtbar zu machen ist das etwas ganz anderes. So sehe ich das auch beim punktesystem. Wichtig ist, das man selbst die kontrolle hat inwieweit man so etwas machen will oder nicht, und das ginge beim punktesystem ja auch ;)

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

  • Oh, interessanter Thread, danke! ich lese gespannt mit und mit jedem Posting wechsel ich die "Seite" :D


    Meine Tochter hat auch mal nach so einem System gefragt, sie kannte es sicher aus der Schule oder so. Ich bin da bei Georg und denke bei MEINEM Kind war es der Wunsch nach Überblick, zu wissen wie oft habe ich es denn jetzt schon nachts ohne Windel geschafft (ja, das war erst zu Schulzeiten) oder wie oft habe ich denn jetzt mein Zimmer selber aufgeräumt.


    Ich habe mich dagegen gesträubt weil ich Angst hatte, damit solchen Methoden Tür und Tor zu öffnen. Aber immer mit einem schlechten Gewissen.


    Neulich schlug sie vor, für ein fehlerfreies Diktat doch jedesmal eine Rolle Rolo (Schoki) zu bekommen. Das ist bei ihrer Freundin so, die wohl etwas Probleme mit der Rechtschreibung hat. Hab ich abgelehnt. Aber ich fand es nicht leicht das zu erklären! Zumal ich der Mutter der Freundin ja auch nciht hintenrum auf den Schlips treten will. (Die ist übrigens Lehrerin!)


    Die Begründung dass ich Leistung nicht an Belohnung koppeln will ist selbst für meine kognitiv fitte Tochter noch nicht begreifbar, glaube ich. Aber da sie ein absoluter Süssigkeitenjunkie (geworden) ist, ist Schokolade bei uns momentan auch nicht mehr frei zugänglich, daher konnte ich ihr auch nicht sagen dass sie sich jederzeit ohne Bedingung was nehmen darf.


    Das Thema ist jetzt längst abgehakt, aber wie hättet ihr das einer 10jährigen begründet?

  • Ich glaube, Leistung und Belohnung voneinander abzukoppeln ist für ein fittes Schulkind schwierig zu verstehen, besonders dann, wenn es selbst gerne Leistung bringt, das ist ja de facto Belohnung, wenn ihre Leistung entsprechend gewertet wird.


    Verständlich ist es aber vermutlich, dass man Süßigkeiten/andere materielle Geschenke nicht mit Belohnung verknüpfen will. Das positive Feedback von Lehrern und Eltern sowie das gute Gefühl, dass sich Anstrengung gelohnt hat (oder dass man eine Portion Glück gehabt hat ;)) muss als Belohnung reichen. Das ist die Normalität, mehr Belohnung gibt es im Sytem Schule nicht.


    Ich würde sagen: "Wenn ich mir jedes Mal eine Tafel Schokolade reinpfeife, wenn ich das Klo sauber geputzt habe, passe ich bald nicht mehr durch die Badezimmertür." (gilt analog auch für andere materielle Belohnungen, ich würde auch arm werden, wenn ich mir für jede Maschine Wäsche ein Buch kaufen würde...).


    Die Tatsache, dass die Freundinnen-Mutter das macht, kann man kritisch sehen, ohne die Mutter bloßzustellen. Das wissen unsere Kinder längst, dass es überall anders ist und dass wir andere Entscheidungen nicht immer gutheißen. Sie wissen aber auch, dass es unter´m Strich nicht sooooo schlecht ist bei uns (auch ohne Rollo), bestimmt macht die Freundinnen-Mutter andere Sachen, bei denen deine Tochter extrem froh ist, dass du nicht auf die Idee kommst. Sagt sie nur vielleicht nicht laut :D


    Meinst du, das würde klappen?

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Also ich versuch mal das auf mich als 10-jährige zu projezieren: Wenn ich mich angestrengt und dann etwas geleistet habe auf das ich stolz bin (sagen wir eine 1 im Diktat) und ich fordere dann eine Belohnung bei meinen Eltern ein und bekomme diese auch: Ja, da hätte ich mich drüber gefreut und ich finde das weder manipulativ noch sonstwie schlimm (ich hatte ständig so "deals" mit meinem Papa und hab mich wie bolle gefreut wenn ich die Belohnung "einfordern" konnte).


    Ich finde aber eine Belohnung oder Anerkennung in Form von einem kleinen Geschenk, gemeinsam was schönes machen etc. (immer davon ausgehend dass derartige Dinge nicht NUR als Belohnung ausgegeben werden sondern auch zu anderen Anlässen) was Anderes als eine Liste, die immer da hängt und mir ständig vor Augen hält was ich toll kann oder gut gemacht hab und was nicht so toll.
    Ich glaube das stört mich auch so daran #gruebel Dass man quasi seinen Misserfolg/sein Fehlverhalten etc von gestern dann morgen immer noch dokumentiert an der Wand hängen hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Bina ()

  • ach, das intrinsische und so weiter... wie menschlich ist es denn, da eben NICHT so ausgestattet zu sein bzw. gerne was schwarz auf weiß zu haben!




    wofür haben diverse erwachsene menschen in foren abnehm- oder entrümpelticker? als kleine freude, als kleine belohnung und belobigung in einem bereich, in dem NUR SIE SELBST verantwortlich sind und daher niemand ihnen die motivationsspritze schenken kann. niemand ist dein boss, wenn es um deinen körper oder dein wohnumfeld geht. damit musst du zurechtkommen. das ist natürlich eine sinnvolle freiheit, aber auch ein kreuz. denn selbst belohnungen, die du dir gönnst (nach x entrümpelten teilen wellnesstag oder so), sind einfach selbstgebastelt :( - und man möchte von AUßEN die anerkennung, das gesehen-werden haben. und was liegt bei einem kind näher, als sich die anerkennung von der engst-vertrauten person überhaupt, der mama, zu holen?


    in so einem fall hätte ich mit einem belohnungssystem kein problem. in anderen fällen, wenn es z.b. ums einnässen etc. geht und das dann als echter ansporn genutzt werden soll, bin ich ganz bei trin und finde es nicht o.k., die zum teil unausweichlichen misserfolge (weil einfach die körperlichen voraussetzungen noch nicht stimmen) zu dokumentieren und glückliche ausreißer zu belohnen, die gar kein verdienst des kindes sind.


    lg, patrick

  • Ich glaube das stört mich auch so daran Dass man quasi seinen Misserfolg/sein Fehlverhalten etc von gestern dann morgen immer noch dokumentiert an der Wand hängen hat.


    Ich weiß was du meinst, wobei ich denke, dass das ein ganzes Stück weit auch Typsache ist. Bzw. die Frage: Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Du sagst, du findest es frustrierend, ständig deine Misserfolge von gestern vor Augen zu haben. Ich denke, es kann aber auch sehr motivierend sein, ständig seine ERFOLGE von Gestern vor Augen zu haben. Und so wie ich es handhaben wollte, würde in einem solchen Kalender ohnehin nur die "guten" Punkte auftauchen. Misserfolge werden gar nicht dokumentiert. Eben um das Kind nicht zu demotivieren oder zu frustrieren.


    Ich war übrigens gestern mit Tochterkind beim Arzt, weil sie ja nach wie vor nachts in die Windel macht bzw. noch nie nachts ohne Windel ausgekommen ist. Bis ins 5. LJ hinein gibt sich das bei den meisten Kindern von alleine. Wenn es länger dauert (wie bei uns), dann liegt meist eine sog. Reifeverzögerung vor und man sollte mal den Arzt drauf ansprechen - was wir gestern nun also getan haben. Er erklärte, dass diese Funktion maßgeblich vom Gehirn gesteuert wird und dass das Gehirn so konzipiert ist, dass es "programmiert" werden kann. Nicht zuletzt deshalb heißt es ja z.B. auch, der Mensch ist ein "Gewohnheitstier" - wir besitzen die Fähigkeit, bestimmte Informationen oder Verhaltensweisen so zu verinnerlichen, dass wir sie automatisch abrufen können, ohne darüber nachdenken zu müssen. Ettliche Verhaltensweisen im Alltag wurden unserem Gehirn "einprogrammiert", ohne dass uns das bewusst ist, weil wir es als selbstverständlich empfinden. Wir reden also vom klassischen "Konditionieren", und auch wenn viele Eltern diesem Verfahren heute sehr kritisch gegenüber stehen, ist es für manche Fähigkeiten fast unvermeidlich, denn es gibt bis heute kaum bessere Methoden, dem menschlichen gehirn etwas beizubringen. Man muss unterscheiden zwischen Verhaltensweisen, die aus Einsicht, Erkenntnis und BEWUSST ausgeführt werden sollen, also "freiwillig", und anderen die einfach automatisiert und UNBEWUSST ausgeführt werden sollen, einfach um uns das Leben zu erleichtern. Zu letzterem gehört auch die (unbewusste) Blasenkontrolle und der Toilettengang. Das Gehirn muss also lernen, auch nachts den Blasendruck zu registrieren und damit auch gleichzeitig einen Weckmechanismus zu verbinden. Im Gehirn meiner Tochter existriert also noch ein "veralteter" Programmiercode aus Säuglingstagen, der ihr suggeriert: "Wenn Blase voll, dann laufen lassen." Der Mechanismus, dass das Gehirn die volle Blase registriert, ist also durchaus vorhanden. Das Gehirn muss nun also umprogrammiert werden in: "Wenn Blase voll dann aufwachen." Und das ist ein Lernprozess, der in manchen (vielen) Fällen von außen angeregt werden muss. Eine einfache aber verbreitete und in einigen Fällen auch durchaus hilfreiche Methode ist der "Sonne-Wolken-Kalender", der jede trockene aber auch jede "nasse" Nacht dokumentiert und dem Kind seine Erfolge (und ja, auch Misserfolge!) somit visualisiert. Verknüpft man dieses Prinzip noch mit einer in Aussicht gestellten Belohnung, verstärkt sich der Lerneffekt noch. Auf diese Weise werden im Gehirn Verbindungen hergestellt, die das Kind aus eigenem Antrieb NICHT herstellen kann. Wo ein solches Kalender- bzw. Belohnungsprinzip als Anreiz nicht ausreicht, kommt auch heute noch die (zugegeben umstrittene) Klingelhose zum Einsatz, die auch mein KiA mir gestern empfohlen hat. Die Erfolgsquote ist sehr hoch, die Anwendung aber für die ganze Familie belastend. Die Kinder werden durch einen schrillen Alarmton nachts aus dem Schlaf gerissen, manche reagieren verstört oder orientierungslos. Auch der Schlaf der Eltern wird über mehrere Wochen nachts unterbrochen. Wichtig ist, dass die Eltern dem Kind beistehen, es trösten und beruhigen, ihm immer wieder erklären, warum der Alarm losgeht und warum es diese Klingelhose tragen soll. Solange das Gehirn die Weckfunktion nicht selbständig übernimmt, übernimmt die Klingelhose diese Aufgabe. Der Effekt ist der Gleiche: "Blase ist voll, Kind wacht auf und geht zur Toilette.", nur dass es bei der Klingelhose leider etwas unsanft geweckt wird. Von alleine wach zu werden fühlt sich natürlich ungleich sanfter an. Ziel der Klingelhosen-Methode ist NICHT das Bestrafen des Kindes, sondern ein Lerneffekt für das kindliche Gehirn, der im Idealfall nach einigen Wochen in einen Automatismus übergehen sollte, das Kind also dann auch ohne Klingelhose wach wird.


    Um es kurz zu machen: Mein KiA empfiehlt ausdrücklich das klassische Konditionieren mittels Punktekalender bzw. Belohnungssystem und/oder Klingelhose.


    Mich hat das gestrige Gespräch wieder einmal sehr zum Nachdenken gebracht. Meine Tochter war mit der Klingelhose übrigens sofort einverstanden, obwohl ich ihr sehr deutlich erklärt habe, dass das Ding sehr laut ist, dass sie sich davon wahrscheinlich erschrickt und dann mitten aus dem Traum gerissen wird und vielleicht auch erst mal Angst bekommt. "Das ist schon ok." war ihre Antwort. #weissnicht


    Ich denke, man muss sehr genau überlegen, was das Ziel ist. Wie ich eingangs schon beschrieb: Es ist ein Unterschied, ob ich bestimmte Verhaltensweise aus Einsicht erlerne, also freiwillig annehme und bewusst entscheide, oder ob ich bestimmte Verhaltensweisen automatisch ausführe, weil ich sie antrainiert habe. Und ich glaube, dass beides seine Berechtigung hat und dass ein gewisses Maß an Automatismus uns das Leben auch enorm erleichtern kann. Wichtig ist zu verstehen, dass es sehr wohl möglich ist, das menschliche Gehirn zu "programmieren", dass man diese Möglichkeiten und Methoden aber keineswegs missbrauchen sondern wenn überhaupt immer nur zum Wohle des Kindes und mit seinem Einverständnis anwenden darf!


    Was z.B. das Thema Einnässen betrifft, ist die Frage, ob sich das Kind mehr damit quält, wenn es über Jahre hinweg ins Bett macht, vielleicht deswegen gehänselt wird, nicht bei Freunden übernachten kann, eine (peinliche?) Windel tragen muss, ständig das Bett frisch beziehen muss, das Bett nach Pipi riecht etc. Oder ob es für einige Wochen (ggf. Monate) die nächtliche Blasenkontrolle gezielt mit einem Belohnungssystem oder einer Klingelhose trainiert, dafür dann aber auf den errungenen Erfolg stolz sein kann und endlich seine Ruhe hat?


    Ich kenne das Prinzip auch aus dem Sport: Man muss sich gerade am Anfang schon ganz schön quälen, den inneren Schweinehund besiegen, man muss am besten täglich trainieren, damit man in absehbarer Zeit Erfolge erzielen kann. Irgendwann ist der Handstand, das Rad schlagen, das Dribbeln mit dem Ball, das Treffen des Tennisballs mit dem Schläger, ... all die Dinge, die uns anfangs nicht gelingen wollten, fallen uns nach einer gewissen Zeit des Trainings irgendwann leicht, werden fast selbstverständlich. Jeder Handgriff sitzt, die Muskulatur ist gewachsen, das Gehirn hat gelernt wie es geht. Auch DAS ist klassisches Konditionieren. Viele Fähigkeiten erlangen wir nicht aus "Erkenntnis" sondern schlicht durch Übung und hartes Training. Der Impuls, der Wille zum Lernen, zum Erfolg, das gesteckte Ziel sollte dabei aber immer vom Kind selbst ausgehen!


    Wenn meine Tochter also aus freien Stücken trocken werden MÖCHTE und ihr das WICHTIG ist und ihr ein Bewertungssystem oder eine Klingelhose dabei helfen kann und sie mit dieser Methode EINVERSTANDEN ist, dann würde ich es sogar als falsch empfinden, ihr diese Möglichkeit zu verwehren.


    Versteht jemand, was ich damit meine? Dass man also vielleicht nicht pauschal die Methode selbst in Frage stellen sollte sondern lediglich den Verwendungszweck hinterfragen?

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Nö. Ich bin ja kein Lehrer ;) Ich sag eher Sachen wie "Wir gehen jetzt essen" oder "Wir gehen in den Garten" oder "Wer mit XY fertig ist, kann schon spielen" - also Dinge, bei denen es keinen Grund zum rauszögern gibt.

    eben - du bist nicht die lehrerin, die das verhalten der klasse maßgeblich prägt.

    Es geht tatsächlich darum, daß für diese Kinder "laut werden" die entsprechende Rückmeldung für "Ihr seid zu laut, ich möchte es leiser" ist, die sie gewohnt sind, die sie wünschen. Vielleicht, weil es für sie einfacher zu verstehen und klarer ist als andere Zeichen #weissnicht

    die klasse hat kein strategie, sich zu beruhigen.


    sie können nicht darauf achten, ob da jemand ist, der ihnen etwas sagen will, weil die lehrerin ihnen den ganzen vormittag über diese aufgabe abnimmt. sie müssen es nicht - sie macht ja schreiend auf sich aufmerksam. also achten sie auch nicht drauf, ob da jemand steht - wer was will, wird sich schon bemerkbar machen. is ja auch viel bequemer so für die klasse - natürlich nehmen sie das gerne an.


    du bist dann in der situation, eigentlich ein nettes angebot zu haben - aber sie können gar nicht von selber ruhig werden, weil sie es überhaupt nichtg ewohnt sind, diese verantwortung für sich selber - und als klasse - zu übernehmen.


    das hat nichts mit einem bedürfnis nach angeschrien werden oder auch nur einem bedürfnis nach rückmeldung zu tun.


    das ist ein bedürfnis nach bequemlichkeit.
    dem *ich* *persönlich* nicht nachegben würde. und nicht mal unbedingt aus ideologischen gründen - sondern weil es wahnsinnig anstrengend ist (körperlich und seelisch) in lauten schulklassen per eigener stimme für ruhe zu sorgen. da bin ich mir selbst die nächste, wenn ich der klasse antrainiere, dass sie gefälligst leise zu werden hat, wenn ich was sagen will. wie ich das erreiche ist von klasse zu klasse unterschiedlich.


    aber "schreien sie uns bitte an - das ist uns lieber so" gibt es bei mir nicht.



    du bist in der position dass der du der klasse beibringen musst, dass bei dir andere regeln gelten und du in der hinsicht mehr von ihnen verlangst, als die lehrerin.


    bequemlichkeit halte ich jetzt allerdings auch nicht für ein bedürfnis, das auf anderer leute kosten unbedingt erfüllt werden muss.


    lob und anerkennung hingegen schon.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21