Rassistische Kacke im Alltag und sonstwo

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  • Warum soll Kleidung nicht aussagen dürfen: "Ich bin fromm"? Es gibt schließlich auch Kleidung die aussagt: "Ich bin Fan von Werder Bremen" "Ich steh auf Heavy Metal" "Ich bin konservativ" "Ich bin ein Öko" "Ich bin reich" "Ich bin kreativ" "Ich bin weiblich" "Ich bin Witwe/ bin in Trauer um einen Angehörigen" "Ich bin sportlich" usw. usf.


    Es ist kaum möglich, KEINE Botschaften durch die Kleidung zu senden. Und deshalb nutzen sehr viele Menschen dieses Medium ganz bewusst. Warum auch nicht? Warum sollte das Medium Kleidung nicht genauso selbstverständlich eingesetzt werden dürfen, wie alle anderen Medien?

  • Naja, Kleidung ist immer auch Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Ich kann ThorSteinar tragen oder bunten Indiolook, Kopftuch, Blumen im Haar, Kippa, Anzug, Jeans und T-Shirt, Bauchfrei, diesen Ausschnitt oder oder oder... Je nachdem was ich in welcher Situation anziehe, setze ich immer auch ein Statement. Gehe ich mit zerrissener Jeans zum Vorstellungsgespräch wird das als "Der will den Job nicht" wahrgenommen, dieselbe Jeans kann im Club angesagt sein.


    Insofern fände ich es sehr befremdlich zu verbieten seine religiöse Einstellung mittels Kleidung kund zu tun. Schließlich ist das woran man glaubt oder nicht glaubt ein wesentlicher Teil der Persönlichkeit.


    Was mich allerdings sehr befremdet - mehr als jedes Kopftuch - ist diese Abgrenzungstendenz eines Teil der deutschtürkischen Community. Da sprechen Leute, die seit zwei Generationen hier leben. Die Türkei nur vom Urlaub und dem Besuch einer Großtante kennen von "wir Türken und ihr Deutschen", von "wir sind halt anders als ihr", von " die deutschen diskriminieren uns immer" . Die zwei von dieser Sorte, die ich kenne gehen mir echt tierisch auf den Keks. Eine davon mit und eine davon ohne Kopftuch - nur für das Protokoll. Mindestens einen davon mit deutschem Pass. Bei der anderen weiß ich es nicht.

    Nicht, dass es nicht wirklich Diskriminierung gibt (die gibt es ja ganz unbestritten), aber da ist eben auch Diskriminierung (der Türken), dass der katholische Kindergarten bevorzugt katholische Kinder aufnimmt und und und und...


    Und da muss ich sagen, da reicht es mir. Man kann zwei Heimaten haben, aber das Land meiner Eltern in dem ich lebe als nicht-Heimat nicht nur zu fühlen, sondern mich aktiv davon abzugrenzen, ist etwas das ich nicht nachvollziehen kann.


    Und um jetzt den Bogen zum Kopftuch zu schlagen. Ich glaube ein Teil der Kopftuchtragenden Jugendlichem kommt genau aus so einer Community. Und es ist in diesem Fall eben nicht vorwiegend ein Zeichen der Religion, sondern ein Zeichen der Abgrenzung von "den deutschen".

  • Für mich ist da ein Unterschied. Zum einen, weil ich Kopfbedeckungen wie Hijab, Kopftuch etc. sexistisch finde. Auch die Heavy MetalSzene empfinde ich in Vielem, auch in drr Kleidung, als sexistisch. Aber ich finde es weniger schlimm, wenn sich jemand kleidungstechnisch abgrenzt und mich als Spießerin empfindet als wenn jemand meint, ich sei eine Nutte, weil ich mich nicht bedecke. In meinem Familienkreis hat tatsächlich jemand gesagt bekommen, die deutschen Frauen seien alles Huren, weil sie sich nicht bedecken... das ust für mich untrrste Schublade.

    Immer mehr Kinder tragen Kopftuch. Da glaub ich nicht an Freiwilligkeit.

    Für mich ist das eine immer mehr um sich greifende Sexualisierung des weiblichen Körpers. Bei achtjährigen Mädchen. .. wo bleibt da der Aufschrei analog zum BH (war das H+M?)? Wahrscheinlich traut sich das niemand aus Furcht als islamophob gebrandmarkt zu werden.

    Meine ganz persönliche Erfahrung mit religiöden Gruppen jedwelcher Couleur, die durch Kleidung auffall5ist, dass sie sich stark abgrenzen und gerade den Mädchen wenig Freiheiten lassen.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Weil es angesprochen wurde, hijab und kippa kann man durchaus vergleichen. Beides wird getragen um Religiosität nach aussen zu demonstrieren.

    Keines der beiden Kopfbedeckungen ist per se schlecht. Ich kannte mal einen Studenten der die kippa ganz offensiv trug, gefühlt so wie manche ihren islamischen Schleier tragen.

    Ich kann es schlecht in Worte fassen. An sich ist es ja schön wenn man Stolz für seine Religion empfindet, aber das fühlte sich too much an.

    Womit wir beim zweiten Punkt wären. Das mit dem Ausdrücken der Frömmigkeit durch Kleidung. Ich glaube das ich nicht in Worte gefasst kriege wie ich es meine. Ich will auch niemanden angreifen der gläubig ist denn ich finde dass es jedermenschs recht ist, an irgendetwas zu glauben oder aber auch nicht. Aber dennoch fühlt sich das Zur Schau stellen für mich falsch an.

    Inkonsequenterweise nehme ich religöse "Berufskleidung "davon aus. Prediger, Mönche, etc. bereiten mir dieses Unbehagen nicht.

    Ich hab da wohl noch was nachzudenken.

    Schoko

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Ich glaube durchaus dass die meisten Mädchen überzeugt sind dass sie das Tuch freiwillig tragen. Sie sind in den Familien und der community so geprägt.

    Richtig schwer ist es meines Erachtens dieses role Model zu durbrechen. Weil das ablegen der "islamischen "Kleidung oft wie Abkehr von der Religion daherkommt.


    Im Judentum bedecken verheiratete orthodoxe Frauen auch ihre Haare und da habe mehrfach gelesen dass da ein großer Druck durch die community entsteht.

    Diese Frauen tragen aber teilweise Perücke und wirken somit nicht so "plakativ" Ich kenne mich im Judentum nicht aus, aber hier gibt es ja rabinnen die Ahnung haben.

    Ich fände es interessant ob das in Israel auch so erlebt wird wie hier, dass schon Kinder religiöse Symbole derart stark tragen.

    Schoko

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Schokojunkie Wie wirken denn Mönche und Nonnen auf Dich? (Nur rein interessehalber)

    Ich meine grade die klassische Nonnentracht ist ja jetzt nicht sooo verschieden (vom Bedeckungsgrad und der Weite der Kleidung) von einer Frau mit weitem Mantel und Kopftuch.

  • Mönche und Nonnen wirken auf mich als würden sie sich aus der Gesellschaft abgrenzen. Ich denke das ist auch teilweise die Funktion des Habits. Nicht einmal in einem negativen Sinne sondern mehr der Ausdruck dass unsere weltlichen Werte nicht wichtig sind und sie in einer geistigen Gemeinschaft leben.

    Schoko

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Was mich allerdings sehr befremdet - mehr als jedes Kopftuch - ist diese Abgrenzungstendenz eines Teil der deutschtürkischen Community. Da sprechen Leute, die seit zwei Generationen hier leben. Die Türkei nur vom Urlaub und dem Besuch einer Großtante kennen von "wir Türken und ihr Deutschen", von "wir sind halt anders als ihr", von " die deutschen diskriminieren uns immer" . Die zwei von dieser Sorte, die ich kenne gehen mir echt tierisch auf den Keks. Eine davon mit und eine davon ohne Kopftuch - nur für das Protokoll. Mindestens einen davon mit deutschem Pass. Bei der anderen weiß ich es nicht.

    Nicht, dass es nicht wirklich Diskriminierung gibt (die gibt es ja ganz unbestritten), aber da ist eben auch Diskriminierung (der Türken), dass der katholische Kindergarten bevorzugt katholische Kinder aufnimmt und und und und...


    Und da muss ich sagen, da reicht es mir. Man kann zwei Heimaten haben, aber das Land meiner Eltern in dem ich lebe als nicht-Heimat nicht nur zu fühlen, sondern mich aktiv davon abzugrenzen, ist etwas das ich nicht nachvollziehen kann.

    Die Diskussion hatte mein Mann kürzlich mit einer seiner Schülerinnen. Zweite (oder sogar dritte ?) Generation hier, österreichischer Paß aber auf Nachfrage kommt ein empörtes: "Ich bin doch keine Österreicherin! Ich bin Türkin!".

    Diese Überbetonung der nationalen Zugehörigkeit finde ich befremdlich bis beängstigend. Ich bin als Kind österreichischer Eltern in D geboren, lebe seit ich 6 bin hier und bin Österreicherin, weil das so in meinen Dokumenten steht. Egal ist es mir auch. Ich leb halt hier.

    Diesen Stolz auf eine Nationalität (umso absurder, wenn man "sein" Land nur aus dem Urlaub kennt) kann ich einfach nicht nachvollziehen. Und das Schlimme daran ist, daß diese Abgrenzung unsere Gesellschaft spaltet. So sehe ich mich als "BinhaltÖsterreicherin" mit meinem eigenen schwammigen Nationalitätskonzept Menschen in dichten, nach außen hin (in Kopf) abgegrenzten communities gegenüber die schreien: "Wir sind [insert favourite nationality here]! Wir sind super! Wir [insert favourite nationality here] sind besser/toller/frommer/etc. als ihr Einheimische! Und überhaupt seid ihr immer so garstig zu uns!" Ich weiß nicht, wie ich mit solchen Menschen umgehen soll. Entgegensetzen könnte man dem theoretisch nur einen eigenen Nationalstolz, aber damit sind wir dann sehr schnell rechts. Und da will ich nicht hin.


    Daß es so eine Spaltung auch innerhalb von Familien gibt, hab ich kürzlich erfahren. Ein Kollege meines Mannes ist türkischer Abstammung, wie seine Eltern hier geboren, redet Wiener Dialekt und sagt "natürlich bin ich Österreicher". Seine Schwester trägt seit einigen Jahren Kopftuch und bezeichnet sich als Türkin. Ich versteh es einfach nicht.


    Das mit dem Ausdrücken der Frömmigkeit durch Kleidung. Ich glaube das ich nicht in Worte gefasst kriege wie ich es meine. Ich will auch niemanden angreifen der gläubig ist denn ich finde dass es jedermenschs recht ist, an irgendetwas zu glauben oder aber auch nicht. Aber dennoch fühlt sich das Zur Schau stellen für mich falsch an.

    Für mich ist Religion Privatsache, ebenso wie Sexualität. Ich bin Atheistin, gönne jedem gerne seinen Glauben, solange ich damit nicht behelligt werde. Jemandes Religion unter die Nase gerieben zu bekommen, ist für mich too much information. Es gibt da ein Zitat, welches in mehreren Versionen kursiert, das es für mich zu 100% trifft:


    Zitat

    Religion is like a penis. It's okay to have one. It's okay to be proud of it. HOWEVER, do not pull it out in public, do not push it on children, do not write laws with it and do not think with it.



  • Naja, aber wenn man diesen Migrationshintergrund hat, wird man ständig ausgeschlossen und diskriminiert, was im Pass steht sieht ja niemand, wohl aber zum Beispiel die Hautfarbe. Ich finde es irgendwie total verständlich, dass man sich dann lieber positiv mit dem Migrationshintergrund identifiziert. Es ist eine Möglichkeit, zu einem positiven Selbstbild zu gelangen.

    Das ist meiner Meinung nach nur ein Ausruck dafür, dass es diese Diskriminierung gibt.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Warum soll Kleidung nicht aussagen dürfen: "Ich bin fromm"? Es gibt schließlich auch Kleidung die aussagt: "Ich bin Fan von Werder Bremen" "Ich steh auf Heavy Metal" "Ich bin konservativ" "Ich bin ein Öko" "Ich bin reich" "Ich bin kreativ" "Ich bin weiblich" "Ich bin Witwe/ bin in Trauer um einen Angehörigen" "Ich bin sportlich" usw. usf.


    Es ist kaum möglich, KEINE Botschaften durch die Kleidung zu senden. Und deshalb nutzen sehr viele Menschen dieses Medium ganz bewusst. Warum auch nicht? Warum sollte das Medium Kleidung nicht genauso selbstverständlich eingesetzt werden dürfen, wie alle anderen Medien?

    Ich habe kein problem mit Kleidung, die aussagt "ich bin fromm". Ob jemand fromm ist, oder nicht, darf er/sie gerne zeigen. Insofern habe ich auch kein Problem mit Hijab und Kopftuch an sich bei "einfach nur" frommen Frauen - oder mit den Frauen, die diese tragen.

    Mein Problem fängt da an, wo die Kleidung mehr aussagt, als "ich bin fromm". Wo (deutsche) Konvertitinnen oder westlich sozialisierte Muslimas plötzlich Schleier tragen und Handschuhe und ich das Gesicht nicht mehr sehen kann. (Oder wenn die Männer nur noch "Hochwasser" tragen und sich einen Bart stehen lassen). Bei denen, die ich persönlich kenne, geht das immer einher mit einer Zuwendung zu radikalen Einstellungen und zum "politischen Islam", mit auch nach außen getragener Einteilung in "gut und böse", "ehrbar und verachtenswert", "wir und ihr". Nein, das gefällt mir nicht.

    Zumal sich das auch in die Klassenräume zieht und ungute Dynamiken mitsich bringt. Letztenendes ist es natürlich keine Frage der Kleidung sondern der Einstellung und des Menschenbildes. Aber in der Kleidung manifestiert sich die Einstellung.

  • Hallo,


    Ich denke, "ich bin Türkin" und "Ich bin Östereicherin, weil ich einen entsprechenden Pass habe" bzw. "Ich bin vom Pass her zwar Östereicherin, bin aber gefühlt jetzt Deutsche, weil ich ich nun mal "schon immer" hier lebe" ist schwer vergleichbar

    Weil zur Identität mehr gehört als nur der Wohnort und in vielen Kulturen die Herkunft im kleinen Rahmen (Familie) und großen Rahmen (ursprüngliches Herkunftsland) eine wichtige Rolle spielen und die kulturellen Unterschiede nicht so groß sind.


    Ich vermute mal, viele Sorben z.B. fühlen sich auch als Sorben und das, obwohl sie schon "immer" dort wohnen, wo sie wohnen, also in einem Gebiet, das schon länger zu Deutschland gehört. Aber trotz der Zeit sie sind nicht einfach nur Deutsche und vermutlich hat jeder dafür Verständnis (oder findet es sogar cool, wenn Tradituionen gepflegt werden)

    Und auch in Amerika gibt es Menschen, denen ihre schottischen, irischen, deutschen... Wurzeln wichtig sind. Wie weit das Ausleben dieser Wurzeln bzw. der damit (anbgeblich) verbundenen Traditionen geht, ist eine andere Frage.


    Aber man ist eben nicht einfach irgendwann nur noch "Deutsche(r)", nur weil man in 2. Generation hier lebt. Spätestens das Umfeld sagt einem dann nämlich auch wieder das Gegenteil, zumindest wenn man nicht "typisch mitteleuropäisch" aussieht. (Wir haben einen Bekanntem, der tatsächlich deutscher Herkunft ist, aber vom optischen Typ her auch anderes vermuten lässt - spannend, was der so zu hören bekam..)

    • Offizieller Beitrag

    Naja, aber wenn man diesen Migrationshintergrund hat, wird man ständig ausgeschlossen und diskriminiert, was im Pass steht sieht ja niemand, wohl aber zum Beispiel die Hautfarbe. Ich finde es irgendwie total verständlich, dass man sich dann lieber positiv mit dem Migrationshintergrund identifiziert. Es ist eine Möglichkeit, zu einem positiven Selbstbild zu gelangen.

    Das ist meiner Meinung nach nur ein Ausruck dafür, dass es diese Diskriminierung gibt.

    So ist es - und ein klassisches Phänomen bei den Secondas fast weltweit, dass die Identifizierung mit "der Heimat" stärker ist als bei der Einwanderergeneration.

    Und, je negativer die Zweitheimat wahrgenommen wird in der Erstheimat, desto stärker ausgeprägt ist diese "Trotzreaktion".

    Diese jungen Menschen sind ihr ganzes Leben immer irgendwo die Fremden/die Falschen gewesen (auch in der Heimat der Eltern, da sind sie "die Deutschen") - und das prägt, ganz automatisch.


    Ich sehe komischerweise auch den Habit von Ordensleuten weniger problematisch - weil das für mich ja Menschen sind, die sich bewusst aus unserer Gesellschaft "ausklinken", also ein frommes Leben wählen. Aber bei orthodoxen Juden/Jüdinnen oder bewusst nach aussen getragenem Islam bin ich da etwas zwiegespalten - denn eigentlich finde ich das nicht so prickelnd, wenn sich so viele Menschen so stark von unserer Gesellschaft abgrenzen. Aber, und das ist mir wichtig: das ist Privatsache! Und beim einzelnen Mädchen hat niemand, auch ich nicht und schon gar nicht irgendwelche alten Männer auf Politikerstühlen zu sagen, was sie tragen darf und was nicht!

    Wenn wir gegen die Zunahme der Verschleierung was tun wollen, müssen wir das mit Reden, Aufklären und Integrieren tun, finde ich.

    Anders sieht es bei der Berufswahl aus: ich möchte weder, dass meine Kinder von einer Lehrerin im Kopftuch, noch von einer Nonne im Habit, noch von einer scheiteltragenden Jüdin unterrichtet werden - einfach, weil ich finde, Religion hat in der Schule nichts verloren.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    So ist es - und ein klassisches Phänomen bei den Secondas fast weltweit, dass die Identifizierung mit "der Heimat" stärker ist als bei der Einwanderergeneration.

    Es ist ja auch normal, dass man als Auswanderer, die eigene Andersartigkeit mehr wahrnimmt und das zum Grossteil auch auf die Kultur schieben wird. Und dann ist es ja auch so, dass die meisten Menschen, wenn dann die Kinder kommen sich mehr wieder auf ihre traditionellen Werte und Feste besinnen und die eigene Kultur weitergeben wollen. Auch weiss man einfach besser, wie man die eigenen Feste feiert und vermisste vielleicht auch diese und das Essen.


    Ohne ausgewandert zu haben, haette ich bestimmt nie mit Brot backen und Sauerkraut machen oder Lebenknoedel herstellen angefangen.

  • Wenn wir gegen die Zunahme der Verschleierung was tun wollen, müssen wir das mit Reden, Aufklären und Integrieren tun, finde ich.

    Anders sieht es bei der Berufswahl aus: ich möchte weder, dass meine Kinder von einer Lehrerin im Kopftuch, noch von einer Nonne im Habit, noch von einer scheiteltragenden Jüdin unterrichtet werden - einfach, weil ich finde, Religion hat in der Schule nichts verloren.

    Hier kann ich beide Aussagen unterschreiben. Aber wir müssen uns auch trauen zu reden. Miteinander.

    Einmal editiert, zuletzt von Kiwi ()

    • Offizieller Beitrag

    Hier kann ich beide Aussagen unterschreiben. Aber wir müssen uns auch trauen zu reden. Miteinander.

    Genau!

    Und ich finde, wenn zum Beispiel in den Schulen die Jugendlichen miteinander reden können - auch mal Jungs und Mädels getrennt - wenn unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen erzählt werden, diskutiert wird... dann passiert schon viel.

    Allerdings rede ich da von einer sehr komfortablen Position aus, unsere Klassen sind immer sehr gemischt - da machen in Klein-Talpos Klasse (14-15jährige) gerade einige mit beim Ramadan, aber es sind Jugendliche mit sehr unterschiedlichem kulturellem Background, keine "wir" gegen "ihr"-Kultur.


    Und auch sonst: warum können wir auf dem Spielplatz nicht unbefangen miteinander ins Gespräch kommen ("schönes Tuch, tolle Farbe..." tun wir doch sonst auch?)?

    Ja, ich gebe Dir recht - wir sprechen zu wenig miteinander!


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Talpa kann definitiv besser ausdrücken was ich denke als ich selbst. Danke dafür.

    Das Herkunftsland der Eltern wird gerne idealisiert, weil man ja im Urlaub dort ist. Ausgestattet mit einer Kaufkraft die man hier nicht hat. Die Probleme im Alltag sind weit weg.

    Ich finde es wichtig zu reden und auch zu sagen dass man den politischen Islam hier ablehnt. Man darf auch darüber diskutieren ob es diesen salonfähig macht wenn viele Frauen sich verschleiern und Männer sich Bärte wachsen lassen. Denn es bedeutet auch, dass wenn ich mich "islamisch" kleide ich den Islamismus zumindest nicht ablehne.

    Wer sich den Schädel rasiert und bestimmte Klamotten trägt zeigt meiner Meinung nach auch dass er mit extrem rechts sympathisiert, es zumindest nicht ablehnt.

    Dessen dürfen sich die jungen Mädchen die sich verschleiern auch bewusst sein, gerade weil sie so jung da reinwachsen. Ich persönlich glaube nämlich nicht dass es nur Religiosität ist die hier bei den zweit und dritt Generationsmigranten den Schleier Mode werden lässt. Es ist ein politisches Statement für den politischen Islam. Wobei der Großteil dieser jungen Mädchen keine Ahnung hat was es da verherrlicht.

    Ich beziehe mich hier explizit auf Menschen die hier zu Hause sind (sein sollten?), und dennoch eine sehr weitreichende Verschleierung wählen.

    Wenn eine Frau deren Vorfahren aus der Türkei kommen sich in der Tradition Saudi-Arabiens verschleiert will sie doch etwas ausdrücken? Oder?


    Schoko

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Dann war es umso schlimmer, das besagte Studentinnen Politik studierten. Ich hatte damals aber auch nicht so den Durchblick. Und ja, man steht bei kritischen Äußerungen dann schnell in einer bestimmten Ecke, das verhindert auf jeden Fall Dialog.

    Einmal editiert, zuletzt von Schnickschnack ()

  • Ja sprechen und miteinander reden ist immer gut. Ich hatte da mal ein sehr interessantes Gespräch mit einer türkischen Muslims, wie die jeweiligen Vorfahren herumgezogen sind. Ich glaube ihr war nämlich gar nicht bewusst, dass auch die "scheinbar schon immer hier lebende Bevölkerung" das zu einem nicht unerheblichen Teil nämlich gar nicht seit x Generationen tut, sondern es auch die Kriegsflüchtlinge, die her geheirateten, die zum Arbeiten in die Stadt geschickten gibt.



    Ich finde gar nicht mal so sehr diese "Heimatverklärung" irritierend, aber diese bei einigen vorhandene Haltung "Nee, mit den Deutschen will ich nicht spielen" macht mich sauer.

  • Ich versuche immer noch auseinanderzuklamüsern, warum es nich mehr stört, wenn Kleidung zur Abgrenzung religiöser Menschen eingesetzt wird als wenn es z.B. Rocker tun.

    Ich glaube, es ist u.a. Folgendes: Wer sich "anders" kleidet, dagt auch etwas über mich aus. Nun ist es mir relativ egal, wenn das z.B. ist, ich sei spießig. Wenn das aber z.B. heißt, ich sei moralisch einer Nutte vergleichbar, berührt mich das in meiner Identität als Person oder als Frau viel mehr und da ist mir das dann auch nicht mehr wirklich egal.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

    • Offizieller Beitrag

    Würde sich jemand ernsthaft drüber aufregen, wenn jemand in Rockerkutte den Job als Versicherungsberater nicht bekommt? In meiner persönlichen Erfahrung hat das genausoviel persönliches und identitätsstiftendes, ob jemand "Rocker", "Punker" oder "fromm" ist - aber erstere leben ganz selbstverständlich mit Einschränkungen. Warum ist das so?


    Liebe Grüsse


    Talpa