Ich habe gerade eine Mail vom Geburtshaus bekommen und bin sehr betroffen ... evtl. muss es nämlich schließen. Vor fünf Monaten habe ich mit Unterstützung der Hebammen dort mein zweites Kind zu Hause zur Welt gebracht - und bin soooooo froh, dass ich diese Möglichkeit noch hatte!
Ich kopiere hier mal den offenen Brief rein, der an den OB ging.
Weiß auch gar nicht, was ich jetzt von euch will - wohl erstmal die Info teilen und vielleicht gibt es später noch Aktionen, wo man das GH unterstützen kann, dann können wir uns hier auch darüber austauschen.
Also hier der Brief:
ZitatAlles anzeigen"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kuhn,
wir, die Hebammen des Geburtshauses Stuttgart-Mitte, wenden uns heute mit einem Thema
an Sie, das möglicherweise gravierende Auswirkungen auf die „Geburtskultur“ in Stuttgart
haben wird.
Seit 2004 ist das Geburtshaus fester Bestandteil des Stuttgarter Gesundheitswesens.
Bereits vor der Eröffnung und auch weiterhin begleiten wir zudem Frauen und Familien mit
dem Wunsch nach einer Hausgeburt.
Pro Jahr werden so bis zu 100 StuttgarterInnen außerhalb einer Klinik geboren.
Wie Sie vielleicht der Presse entnommen haben, hat sich die Haftpflichtsituation für
freiberufliche Hebammen in den letzten 10 Jahren extrem verschlechtert, ohne dass die
Gebühren sich entsprechend erhöht hätten. Ab Juli dieses Jahres zahlt jede von uns 5090
Euro Haftpflicht pro Jahr, das Geburtshaus zahlt zusätzlich noch eine
Organisationshaftpflicht.
Trotz dieser finanziellen Herausforderung sind wir gewillt, unseren wichtigen Beitrag zur
freien Wahl des Geburtsortes weiter zu leisten und den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Leider fehlen uns hierfür Kolleginnen. Trotz großer Bemühungen (Stellenanzeigen,
persönliche Gespräche, Infoveranstaltung für Hebammen) ist es uns bisher nicht gelungen
neue Kolleginnen zu gewinnen. Sollte es bis Ende März dabei bleiben, müssten wir das
Geburtshaus leider ab Sommer schließen und könnten dann auch keine Hausgeburtshilfe
mehr anbieten.
Die freie Wahl des Geburtsortes in der Landeshauptstadt wäre nicht mehr gegeben.
Schwangere, die ihr Kind aus verschiedenen Gründen nicht in einem Krankenhaus zur Welt
bringen möchten, müssten ins Umland ausweichen (z.B. Tübingen, Horb, Schwäbisch
Gmünd, demnächst Backnang,...).
Da Stuttgart sich das Ziel gesetzt hat, die „kinderfreundlichste Stadt Deutschlands“ zu
werden, darf das unserer Meinung nach nicht passieren. Wir gehen davon aus, dass das
auch nicht in Ihrem Interesse als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt ist.
Wir bitten Sie deshalb, gerne gemeinsam mit uns, Ideen zu finden, wie Stuttgart potentielle
neue Kolleginnen unterstützen kann, um den Einstieg in die außerklinische Geburtshilfe für
Hebammen attraktiver zu machen.
Darüber hinaus ist Stuttgart auch bei der Wochenbettbetreuung absolutes
„Hebammenmangelgebiet“. Sehr viele Frauen und Familien finden keine Hebamme, die sie
in der ersten Zeit nach der Geburt sowie durch die Stillzeit mit Rat und Tat unterstützt. Auch
hier gibt es unserer Meinung nach dringenden Handlungsbedarf.
Denkbar wären sowohl gesellschaftliches Engagement beim Land und Bund für eine
gerechte politische Lösung des Haftpflichtdilemmas, als auch konkret-praktische
Unterstützung wie zum Beispiel Existenzgründungszuschuss, Haftpflicht-Zuschuss,
deutliche Erhöhung des Hausgeburten-Zuschusses des Gesundheitsamtes, Schaltung von
„Stellen“-Anzeigen, Absicherung der Haftpflicht außerklinisch tätiger Hebammen über den
städtischen Haftpflicht-Pool, kostenlose Parkausweise für Hausbesuche oder auch ganz
andere Ideen, die uns bisher noch nicht in den Sinn gekommen sind.
Die Stadt Stuttgart könnte hier ein Vorbild für andere Kommunen werden, die ähnliche
Probleme haben.
Wenn wir JETZT nicht handeln, dann werden freiberufliche Hebammen in wenigen Jahren
„ausgestorben“ sein und die Gesundheit von Müttern und Kindern wird sich verschlechtern.
Informationen über die aktuelle politische Situation finden Sie unter:
http://www.hebammenverband.de/…n/pressemitteilungdetail/
datum/2013/11/18/artikel/die-situation-wird-sich-verschaerfen-geburtshilfe-fuerhebammen-
unbezahlbar/
http://www.hebammenfuerdeutschland.de/hintergrundwissen
http://www.welt.de/politik/deu…m-viele-Schwangere-keine-
Hebamme-finden.html
Wir freuen uns sehr über Ihr Interesse, Ihre Ideen und Anregungen zu diesem Thema!
Wenden Sie sich dazu bitte an unsere Kollegin Ruth Hofmeister, die Sie unter
ruth.hofmeister@outlook.de oder telefonisch ab 3. Februar unter 91299750 erreichen.
Gerne möchten wir diese Themen mit Ihnen und gegebenenfalls auch mit weiteren von
Ihnen benannten gesundheitspolitisch versierten Mitgliedern des Gemeinderates in einem
persönlichen Gespräch erläutern.
Wir heißen Sie nach Terminabsprache in unserer Hebammenpraxis und unserem
Geburtshaus Stuttgart-Mitte herzlich willkommen!
Einstweilen verbleiben wir in stets guter Hoffnung und
mit freundlichen Grüßen!
Die Hebammen der Hebammenpraxis und des Gebursthauses Stuttgart-Mitte
Lena Ehlebracht, Ruth Hofmeister, Corinna Hufnagel, Lena Jung, Katharina Kraufmann,
Manuela Merz, Constanze Müller-Pantle, Veronika Mürbeth-Jankowski und Monika Schmid
Zur Öffentlichkeitsarbeit erlauben wir uns, diesen OFFENEN BRIEF an die Presse, andere
PolitikerInnen, Hebammen und von uns betreute Familien weiterzuleiten."
Und hier noch ein Bericht vom SWR:
http://swrmediathek.de/player.…75-11e3-909e-0026b975f2e6