Statistik. Bitte kurze Denkhilfe.

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  • Ich bin mir eigentlich sicher, aber jetzt nach einer Diskussion mit einem Kollegen doch verunsichert.

    Gegeben ist: PPV 83%, NPV 77%, Sens 71%, Spez 83% in der ROC Analyse für eine Verlagerung über 4mm. Endpunkt ist der Tod nach 6 Monaten.

    Das sagt doch aus, dass bei einer Verlagerung von über 4mm, 83% versterben (PPV). Und 77% überleben, wenn die Verlagerung kleiner als 4mm ist. Richtig?


    Danke!!

  • Hilf mir mal: es geht also darum, eine "Verlagerung" zu messen, und man geht davon aus, dass Patienten mit einer Verlagerung von mehr als 4 mm innerhalb von 6 Monaten versterben und Patienten mit einer Verlagerung von weniger als 4 mm die nächsten 6 Monate überleben?


    Und man misst mit einer bestimmten Methode die Verlagerung und kommt dann zum Ergebnis "Patient überlebt/Patient stirbt"?


    Und dann kann es sein, dass man eine Verlagerung von weniger als 4 mm misst, und der Patient stirbt trotzdem (das wäre dann ein falsch negatives Ergebnis)? Oder andersrum: Verlagerung ist größer als 4 mm, Patient überlebt trotzdem?

  • Kissix, ich denke Du hast recht.


    Ich hole mal für interessierte Mitleserinnen etwas aus :) und nehme der Einfachheit halber mal an, dass es um eine Studie zu einem bildgebenden Verfahren geht (korrigier mich, wenn ich total daneben liege). Die Hypothese ist, dass eine Verlagerung um mehr als 4 mm von Organ X im Bild (zB durch Tumorwachstum) mit einem erhöhten Risiko einhergeht, innerhalb von 6 Monaten zu versterben. Die 4 mm sind das Ergebnis der ROC Analyse, aus der dann auch die Sensitivität und Spezifität hervorgehen. Wir wissen dann also, dass 71% der Patienten, die innerhalb von 6 Monaten verstorben sind, eine Verlagerung größer 4 mm hatten (aus der Sensitivität). Und 83% der Patienten, die überlebt haben, hatten eine Verlagerung kleiner 4 mm (aus der Spezifität).


    83% der Patienten, die eine Verlagerung größer 4 mm hatten, sind innerhalb von 6 Monaten gestorben (aus dem PPV), und 77% der Patienten, die eine Verlagerung von kleiner 4 mm hatten, haben die 6 Monate überlebt (aus dem NPV).

  • Ja, Statistik.


    Sendlingerin, genau, der PPV sagt, wieviele Personen, die positiv getestet sind, also über 4 mm haben, auch wirklich versterben. Der NPV sagt, wie viele derer, die nicht die 4mm haben nicht versterben.

  • Helianthus, Danke!!!


    Genau, Bildgebung zur Mittellinienverlagerung bei Hirnblutungen. Egal, ich saß wie der Ochs vorm Berg und hab mich selbst kirre gemacht. Problem ist, dass 2x die 83 auftaucht und die Autoren im Text die 71 mit der 77 verwechselt haben. Denke ich. Sonst macht's für mich wenig Sinn.



    Danke!!

  • Kissix, ich denke Du hast recht.


    Ich hole mal für interessierte Mitleserinnen etwas aus :) und nehme der Einfachheit halber mal an, dass es um eine Studie zu einem bildgebenden Verfahren geht (korrigier mich, wenn ich total daneben liege). Die Hypothese ist, dass eine Verlagerung um mehr als 4 mm von Organ X im Bild (zB durch Tumorwachstum) mit einem erhöhten Risiko einhergeht, innerhalb von 6 Monaten zu versterben. Die 4 mm sind das Ergebnis der ROC Analyse, aus der dann auch die Sensitivität und Spezifität hervorgehen. Wir wissen dann also, dass 71% der Patienten, die innerhalb von 6 Monaten verstorben sind, eine Verlagerung größer 4 mm hatten (aus der Sensitivität). Und 83% der Patienten, die überlebt haben, hatten eine Verlagerung kleiner 4 mm (aus der Spezifität).


    83% der Patienten, die eine Verlagerung größer 4 mm hatten, sind innerhalb von 6 Monaten gestorben (aus dem PPV), und 77% der Patienten, die eine Verlagerung von kleiner 4 mm hatten, haben die 6 Monate überlebt (aus dem NPV).


    Entschuldige, Du hast das sicher super erklärt, aber für mich ist das damit nicht die bohne verständlicher geworden... #gruebel #freu


    Aber ich bin ja auch nur Geologin, da kommt es auf eine Million hin oder her nicht an... #banane (Entschuldige, überhaupt nicht hilfreich und so, musste nur raus.)

    Es wünsch mir einer was er will, es geb ihm Gott 2x soviel

  • Aber ich bin ja auch nur Geologin, da kommt es auf eine Million hin oder her nicht an... (Entschuldige, überhaupt nicht hilfreich und so, musste nur raus.)


    Was für ein geiler Satz, saphir, ich musste so lachen #freu


    Kissix: jetzt bin ich aber neugierig geworden, hast du mal nen Link zu dem Artikel?

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

    Einmal editiert, zuletzt von HeikeNorge ()

  • Hihi, saphir, find ich gut #super Ich musste mich gestern entscheiden zwischen einer Mini-, einer Midi- und einer Maxiversion, und ich habe mich für die Midi-Version entschieden und die Erklärung zu Sensitivität etc. weggelassen :)


    Stell Dir vor, Du machst einen Schwangerschaftstest. Der soll Dir ja sagen, ob Du schwanger bist oder nicht. Und das möglichst genau. Jetzt gibt es aber leider bei allen Tests den Fall, dass man trotz negativem Ergebnis schwanger sein kann oder trotz positivem Ergebnis nicht schwanger sein kann (okay, das ist sehr selten, aber grundsätzlich nicht unmöglich).


    So. Die Sensitivität eines Tests sagt Dir, bei wieviel Prozent aller tatsächlich Schwangeren der Test positiv angezeigt hat. Die Spezifität sagt Dir, bei wieviel Prozent der Nichtschwangeren er negativ angezeigt hat.


    Die ROC Analyse findet zB heraus, bei welcher beta-HCG Mindestkonzentration der Test mit positiv reagieren soll (also wie empfindlich er ist), damit möglichst viele Schwangere als positiv getestet werden, aber im Gegenzug auch möglichst wenige Nichtschwangere als positiv getestet werden. Zu viele Falschpositive oder Falschnegative bei einem Test hat ja möglicherweise Konsequenzen, die weitreichend sein können (abgesehen von der seelischen Belastung), zB bei Krebs-Früherkennung (auch ein "Test" im statistischen Sinn). Die Konzentration von beta-HCG darf also nicht zu niedrig sein, der Test also nicht bei jedem Hauch von beta-HCG positiv anzeigen, sonst sind plötzlich zu viele Nichtschwangere mit einem positiven Test konfrontiert. Und umgekehrt darf die Konzentration nicht zu hoch sein, bis der Test anschlägt, sonst haben zu viele Schwangere einen negativen Test.


    Das PPV (positiver prädiktiver Wert) sagt Dir nun andersrum, wieviel Prozent von denen, die einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen halten, tatsächlich schwanger sind. Und das NPV (negativer prädiktiver Wert) entsprechend, wieviel Prozent von denen, die einen negativen Test haben, auch nicht schwanger sind.


    Das ist eigentlich auch schon alles. Und dieses Verfahren kann man nun für viele Untersuchungen einsetzen, um zu schauen, ob ein Test im weiteren Sinne überhaupt was taugt.


    Ein Test im statistischen Sinne kann halt auch sein, ich setze mich vor den Bildschirm, schaue mir ein Schädel-CT an und messe, um wieviel die Mittellinie, die linke von rechter Hirnhälfte teilt, durch das Blut im Gehirn, das da eingeblutet ist, verschoben wurde. Denn durch Mittellinienverlagerung steigt das Risiko zu versterben, nur halt nicht bei jeder kleinen Verlagerung, sondern erst bei einer bestimmten Menge. Wenn diese Menge erreicht ist, muss man möglicherweise Maßnahmen ergreifen, um ein Versterben zu verhindern, die aber wieder Nebenwirkungen/Risiken mit sich bringen. Deswegen möchte man wissen, ab welcher Verlagerung man das Risiko sinnvollerweise eingehen sollte, weil der Nutzen größer ist als das Risiko. Daher das ganze Sens/Spez/PPV/NPV-Gedöns :)


    Ich mag Statistik - merkt man das? #angst :D

  • Cool, danke und richtig interssant, wieder was gelernt #danke #super und super verständlich erklärt #respekt

    ""Natürlich schläft er durch....ja klar nur in seinem eigenen Bett in seinem Zimmer...sicher, KiWa findet er suuuper...aber klar kriegt er was gescheites zum Essen..."


    ...mit der Zeit lernt man, was man sagen SOLLTE..


    Einmal editiert, zuletzt von Bärchenbeuteltier84 ()