Sagt mal, kann das sein?

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    • Offizieller Beitrag

    Ich meine jetzt auch nicht speziell so Fördersache. Kann auch einen Ball auffangen oder irgendwas sein, was sie gerade für sich entdeckt haben. Und wie gesagt, sie waren nicht auf ein Lob sondern auf meine Aufmerksamkeit aus, aber in Ermangelung einer anderen praktikablen Lösung, die auch nach x Wiederholungen nicht unrund wirkt habe ich eben sowas wie toll oder bravo gesagt, obwohl ich mir damals auch schon den Gefahren des Lobens bewußt war. Nun würde mich halt interessieren, wie andere das lösen.

  • Ich glaube, man "manipuliert" immer in irgendeiner Weise. Es ist gut, sich zu reflektieren und eventuell bei Bedarf etwas zu ändern. Aber natürlich hat jeder Mensch, jede Familie ihre Wertigkeiten und vermittelt diese auch, bewusst oder unbewusst. Das finde ich eigentlich nicht schlimm. Authentisch und dennoch immer achtsam sein, dann passt es schon, ist meine persönliche Meinung dazu.

  • Mir geht es um eine ehrliche, aktive und lebendige Beziehung zu meinen Kindern. Also, lobe ich, wenn mir danach ist, klar, aber nicht im jeden nächsten Satz, das ist dann wirklich nur Floskel und ich mag mit meinen Kindern nicht in Floskeln kommunizieren.

    So prinzipiell finde ich an Floskeln nichts Schlimmes. Das hindert mich ja nicht daran, intensiveren Kontakt zu meinen Kindern zu haben, wenn ich gerade mehr Zeit oder Energie habe. Mein Mann und ich geben uns zum Beispiel jeden Abend einen Gute-Nacht-Kuss. Der soll eigentlich bedeuten "ich liebe dich", aber letztendlich ist es ein Ritual, bei dem wir trotzdem traurig sind, wenn es mal wegfällt (obwohl wir ja wissen, dass das nicht heißt "ich liebe dich nicht"). Ich könnte mir auch jeden Abend noch etwas Nettes ausdenken, was ich ihm sage, aber so kann ich ihm einfach einen Kuss geben, ohne unter Druck zu stehen, jetzt unbedingt noch etwas besonders Passendes/Liebevolles zu sagen.


    Meine beiden Großen (der Kleine ist noch zu klein) hatten beide eine Phase, bei denen es ihnen sehr wichtig war, dass ich die erwartete Antwort gebe. Also wenn sie mir ein Bild gezeigt haben und ich habe gesagt "oh, du hast ein Bild gemalt", dann wurde losgejammert "du sollst 'schön' sagen". Offenbar war es für sie wie der Gute-Nacht-Kuss ein Ritual, das ihnen etwas bedeutet hat. Und alles, was man sonst zu dem Bild hätte sagen können, wäre "ich sehe, du hast Krikel-Krakel gemalt". Wenn ich angefangen hätte, die Farben oder spezielle Formen zu bewundern, hätte ich sie wesentlich mehr manipuliert als mit einem "schön", weil sie dann gedacht hätten, dass die Farbe oder die Form offenbar eine Bedeutung haben und sie das nächste Mal vielleicht dann wieder mit dieser Farbe oder diese Form gemalt hätten.


    Bei älteren Kindern würde ich natürlich nicht einfach "schön" sagen, wenn sie mir ein Bild präsentieren, für das sie sich viel Mühe gegeben haben. Das wäre mir dann auf jeden Fall einen differenzierteren Kommentar wert. Und ich würde zum Beispiel auch beim Vokabelabfragen nicht jede richtige Antwort mit einem Lob kommentieren, sondern höchstens am Ende loben, dass es viel wusste. Also bei kleinen Kindern finde ich ritualisiertes Loben für mich und meine Kinder sehr passend und je größer sie werden und je mehr wir auf eine Ebene kommen, desto mehr würde ich es durch Loben zu besonderen Anlässen und gleichberechtigten Meinungsaustausch ersetzen.


    Und ehrlich gemeint ist mein Lob in jedem Fall. Ich finde tatsächlich fast alle Bilder meiner Kinder schön, und das obwohl ich viele Kinder kenne, die besser malen können. Da sind wohl meine Muttergefühle dran schuld. Wenn ich ausnahmsweise mal ein stolz präsentiertes Bild gar nicht schön finde, dann frage ich tatsächlich auch mal "was hast du denn da gemalt?" (um nicht so direkt sagen zu müssen, dass ich es nicht schön finde).

    Ich glaube, da muss ich mich erst reindenken. Denn mit meinen Kinden habe ich solche "tu dies, bring jenes" Förder-Sachen nicht gemacht. Das ist mir irgendwie fremd.

    "Förder-Sachen" klingt so negativ. Kann schon sein, dass die Eltern es zur Förderung machen, aber für das Kind war es offenbar ein Spiel. Wenn ich mit meinem Kind "Wo ist die Ente?" spiele, dann tue ich das vor allem deshalb, weil mein Kind daran Spaß hat. Und an sich finde ich Förderung auch positiv, aber ich weiß, dass das viele anders sehen, darum haben solche Ausdrücke für mich einen negativen Beigeschmack.


    Und noch zum Thema Manipulation allgemein: Offene Manipulation (z. B. "gib mir mal bitte die Butter" oder "ich freue mich, wenn du mir beim Tischdecken hilfst" oder auch transparente und mit dem Kind besprochene Belohnungssysteme) finde ich im Normalfall nicht schlimm, solange der Erwachsene auch die Bedürfnisse und Interessen des Kindes berücksichtigt und nicht nur seine eigenen. Und gerade beim Fördern geht es ja (den meisten Eltern) um das zukünftige Wohlergehen des Kindes.

  • Hallo,


    Ich finde, "Ich habe dich lieb" oder einen Gute Nacht Kuss kann man nicht wirklich mit einer Bewertung vergleichen. Denn lieb haben ist ja normalerweise losgelöst davon. Ich habe meinen Mann und meine Kinder auch dann lieb, wenn sie etwas nicht gut/schön/richtig/fein... gemacht haben - und sie mich hoffentlich auch.


    Wenn gerade kleine Kinder rituell eine Bewertung einfordern, würde ich schon überlegen, warum sie das tun. Klar kann es sein, daß es nur Ritual ist, aber mir würde eine ritualisierte Bewertung halt nicht gefallen.
    Wollen sie tatsächlich Bewertung? Das hieße ja, sie würden auch ein "nicht schön" wollen, wenn man es so empfindet. Und wenn es eh nur eine rituelle Antwort ist - warum dann eine wertende?


    Wobei ich da noch einen Unterschied zwischen "Ich(!) finde es schön" und "Das ist(!) schön/gut/" oder "Gut gemacht" finde. Beim ersten sage ich,m was ich empfinde, beim zweiten tu ich so, als gäbe es ein generelles "schön/gut/richtig. Das gibt es bei vielen Dingen - eine Vokabel oder eine Matheaufgabe sind richtig oder falsch, das ist klar. Dann würde ich auch nicht sagen "Das gefällt mir", logisch.
    Aber bei einem Bild oder klettern am Klettergerüst o.ä.?


    Weiter vorne schrieb z.B. jemand, sie würde sich freuen, wenn sie aufgeräumt hat und der Mann sie dafür mit "Du hast ja super aufgeräumt heute" lobt.


    Ich gebe zu, ich fände das grausig und würde ihm was erzählen. Mit welchem Recht maßt der andere sich an, das zu bewerten? Im Grunde heißt es ja nichts anderes als daß ich an anderen Tagen in seinen Augen eben "nicht so super aufgeräumt habe", sonst wäre es an DEM Tag ja nicht erwähnenswert - obwohl es mich vielleicht andermal sogar mehr Kraft gekostet hat, neben der trubeligen Kinderschar wenigstens eine Grundordnung zu erhalten... .


    Ich geh mal davon aus, daß jeder in der Familie tut, was er/sie kann und wenn ich mal viel Zeit und Lust zum aufräumen habe, dann ist es halt so - wenn ich aber vor lauter anderem Trubel nicht dazu komme, auch. Dann geht mein Mann davon aus, daß ich meine Kraft eben anderweitig gebraucht habe (bzw. ich andersrum bei ihm) - was nicht mehr und nicht weniger "lobenswert" ist. Und wenn es ihm andermal nicht passt, daß ich "nicht so super aufgeräumt habe" dann soll er halt selber zufassen, ich bin doch nicht die Putzfrau.


    Macht meiner aber sowieso und ich finde die Vorstellung dann z.B. zu sagen: "Du hast aber die Küche heute Abend super aufgeräumt" im besten Falle hochgradig albern.


    "Förder-Sachen" war nicht negativ gemeint. So richtig positiv aber auch nicht, das gebe ich zu.


    Mir ist diese Art "Spiel" - wobei ich es gerade im Video nicht wirklich als Spiel empfinde - nur tatsächlich völlig fremd.
    Im Video wirkt es auf mich ehrlich gesagt nicht mal wie Spiel sondern eher wie Dressur. Das Kind bringt die vom Erwachsenen erwartete Leistung und bekommt ein Leckerli in Form eines Lobes.


    Ich frage mich, ob das Kind dieses "Spiel" genau so gerne spielen würde, wenn es nicht darüber Zuwendung und eben Lob bekommt - ich vermute mal, daß für die allermeisten Kleinkinder andere Dinge spannender wären als Worte zu (für das Kind mMn völlig abstrakten) Zeichenfolgen zuzuordnen.


    Geht es hier wirklich um das Wohlergehen des Kleinkindes?


    Bei einem Kind mit sprachlichen Defiziten, daß sich anders vermutlich schwer ausdrücken kann, ist dieses frühe lesen und zeigen sicher hilfreich, um kommunizieren zu können. Dann ist es eine Form der Therapie.
    Aber sonst?


    Ich habe nicht mal was dagegen, daß man so was anbietet - aber ich finde, man sollte die Bereitschaft des Kindes, mitzumachen nicht derart "herbei manipulieren".
    Ich habe z.B. meinen Kinder auch Babyzeichen angeboten und habe mich natürlich mit ihnen gefreut, wenn sie damit etwas ausdrücken konnten. Aber ich habe sie nicht mit "guuut gemacht" o.ä. dafür gelobt, das ist für mich schon etwas anderes.


    Und natürlich beeinflusst jeder jeden irgendwie, jede Bitte beeinflusst den anderen, denn er denkt in den meisten Fällen drüber nach, ob er sie erfüllen mag oder nicht. Aber übers Loben kommt die Beeinflussung "hintenrum" und ich persönlich versuche das wann immer möglich zu vermeiden.


    Die Baustelle Belohnungssystheme (die ja immer gleichzeitig auch Strafsystheme sind) mach ich lieber gar nicht erst auf. ;o)
    Die gehören mMn generell ausschließlich in ein therapeutisches Setting.

  • meine Kinder lieben komische Beschäftigungen, die mich nerven, die sind da intrinsisch motiviert. Ich mag loben nicht. Wir versuchen eher zu beachten, wahrzunehmen und achtsam zu sein. Das kommt bei den Kindern gut an. Ich freu mich aber natürlich trotzdem über gute Leistungen mit.
    Kind 1 hat sehr früh selbstständig Muster erkannt, auch bei gedruckten seiten erkannt wenn man die über Kopf hält. Da hätte man sowas auch einüben können . nur waer bei uns keiner auf die Idee gekommen. Kind 3 hat sich mit zwei Jahren die namensmuster der kigakollegen gemerkt. Weil es ihr WICHtIG war. Das finde ich da viel logischer. Wie kommt man auf so eine Idee ? Wie in dem Video ?

  • Ich meine jetzt auch nicht speziell so Fördersache. Kann auch einen Ball auffangen oder irgendwas sein, was sie gerade für sich entdeckt haben. Und wie gesagt, sie waren nicht auf ein Lob sondern auf meine Aufmerksamkeit aus, aber in Ermangelung einer anderen praktikablen Lösung, die auch nach x Wiederholungen nicht unrund wirkt habe ich eben sowas wie toll oder bravo gesagt, obwohl ich mir damals auch schon den Gefahren des Lobens bewußt war. Nun würde mich halt interessieren, wie andere das lösen.

    Ehrlicherweise mache ich das auch so. Ich habe heute an diesen Thread gedacht als meine Tochter Lebkuchen verziert hat. Das hat sie auch ausführlich kommentiert und wollte natürlich auch meine Aufmerksamkeit und ja - da fällt mir beim 24. Lebkuchen auch nichts anderes mehr ein als "schön!" oder "schon wieder einer fertig!" oder "ja, ich seh, dass der wieder rote Perlen drauf hat" oder so was. Meine Tochter redet einfach auch gerne und will dann mMn vor allem eine Bestätigung, dass ich sie höre und wahrnehme. Im Alltag gelingt mir das bei den ersten paar recht gut und dann flaut es ab bzw. fühlt es sich dann auch sehr seltsam an, den 24. Lebkuchen wieder in großer Ausführlichkeit zu besprechen wenn man schon 23 (doch recht vergleichbare) Lebkuchen zuvor gesehen hat.

  • Ehrlicherweise mache ich das auch so. Ich habe heute an diesen Thread gedacht als meine Tochter Lebkuchen verziert hat. Das hat sie auch ausführlich kommentiert und wollte natürlich auch meine Aufmerksamkeit und ja - da fällt mir beim 24. Lebkuchen auch nichts anderes mehr ein als "schön!" oder "schon wieder einer fertig!" oder "ja, ich seh, dass der wieder rote Perlen drauf hat" oder so was. Meine Tochter redet einfach auch gerne und will dann mMn vor allem eine Bestätigung, dass ich sie höre und wahrnehme. Im Alltag gelingt mir das bei den ersten paar recht gut und dann flaut es ab bzw. fühlt es sich dann auch sehr seltsam an, den 24. Lebkuchen wieder in großer Ausführlichkeit zu besprechen wenn man schon 23 (doch recht vergleichbare) Lebkuchen zuvor gesehen hat.

    Das Kind möchte einfach nur, dass Mutter/Vater sich mitfreut, dass schon wieder so ein schöner Lebkuchen fertig geworden ist. Das Kind findet seinen Lebkuchen "toll". Warum soll die Mutter dann nicht auch "toll" sagen und sich mitfreuen? Ich sehe das gar nicht so sehr als Bewertung. #weissnicht

  • Ich würde da auch ohne Hemmungen "toll" sagen (und finde schon das toll, dass ein kleines Kind so lange Ausdauer hat beim Backen, dass es sich an den 24. Lebkuchen macht).
    Meine Tochter (9 Jahre) bastelt gerade Unmengen von Weihnachtssternen. Ich besprechen keinesfalls jeden Stern mit ihr und gebe ihr auch keine differenzierten Rückmeldungen zu ihrer Basteltechnik. Wenn ich Zeit habe, guck ich ihr beim Basteln zu, wenn sie das mag, und sehe zu, dass ich genug Alufolie, Goldpapier usw. ranschaffe für ihre Werke. In der Woche habe ich zum Zugucken keine Zeit. Ich sag dann auch nichts anderes als "toll", wenn sie mir den 63. Stern präsentiert. Und freue mich, dass ihr das so viel Spaß macht. Frustriert wirkt sie auf mich nicht deshalb (allerdings kennt sie mich natürlich auch so und ist dieses undifferenzierte Lob von klein auf gewöhnt).
    Hagendeel

  • Ich finde, "Ich habe dich lieb" oder einen Gute Nacht Kuss kann man nicht wirklich mit einer Bewertung vergleichen. Denn lieb haben ist ja normalerweise losgelöst davon. Ich habe meinen Mann und meine Kinder auch dann lieb, wenn sie etwas nicht gut/schön/richtig/fein... gemacht haben - und sie mich hoffentlich auch.


    Wenn gerade kleine Kinder rituell eine Bewertung einfordern, würde ich schon überlegen, warum sie das tun. Klar kann es sein, daß es nur Ritual ist, aber mir würde eine ritualisierte Bewertung halt nicht gefallen.
    Wollen sie tatsächlich Bewertung? Das hieße ja, sie würden auch ein "nicht schön" wollen, wenn man es so empfindet. Und wenn es eh nur eine rituelle Antwort ist - warum dann eine wertende?


    Sie wollen ja nicht irgendeine rituelle Bewertung sondern eine positive rituelle Bewertung als Bestätigung für das eigene Empfinden. Ich finde die Bilder ja auch schön, wenn sie nur Gekrakel sind. Ist doch schön, wenn es jemanden gibt, der alles toll findet, was man macht. Da kann man auch ein bisschen auftanken, wenn man an anderer Stelle mal eine negative Bewertung bekommt.


    Wenn mein Mann mir extra keinen Gute-Nacht-Kuss geben würde, dann wäre das für mich schon eine Art Bewertung unserer Beziehung. Da hätte ich dann Klärungsbedarf, so wie das Kind sicherlich bei der Rückmeldung "ich finde dein Bild nicht schön" Klärungsbedarf hätte.


    Und wäre nicht jeder Kommentar eine Art Bewertung? Wenn ich lächelnd sage "oh, ein Bild", dann denkt das Kind doch trotzdem, dass ich mich freue, dass es ein Bild gemalt hat und dass mir das Bild gefällt, weil das ja sonst auch der Fall ist (gelegentlich differenziert loben ist ja offenbar okay) und ich keine gegenteiligen Signale gebe. Wenn ich dagegen meinem Kind sage "du hast deine Jacke nicht aufgehängt", wird es das sicher auch als Kritik erkennen, obwohl ich doch nur einen Fakt genannt habe.


    Was ich zugegebenermaßen auch blöd finde, ist dem Kind hinterherzurennen und ständig ungefragt seine Handlungen zu kommentieren. Das ging mir bei der Großen manchmal so, aber jetzt habe ich ja zum Glück mehr Kinder, da kann mir das nicht mehr passieren.


    Hm, ich sage meinem Mann schon ab und zu, wie schön er heute die Küche saubergemacht hat und dass er ich es auch allgemein schön finde, dass er immer die Küche saubermacht. Das mache ich nämlich gar nicht gerne. Ich freue mich auch, wenn er mich lobt, weil ich aufgeräumt habe. Da ich es selbst auch als Leistung empfinde aufgeräumt zu haben, ist das für mich auch okay, das so bewertet zu bekommen. Ich fühle mich auch nicht manipuliert, denn ich weiß auch so, dass er sich freut, wenn ich aufräume. Und sollte ich es noch nicht wissen, wie wichtig es ist, wäre es erfolgsversprechender, mir das zu sagen, weil ich manchmal etwas schwer von Begriff bin, was versteckte Andeutungen wie manipulatives Lob betrifft.


    Wenn die Kinder besonders anstrengend waren und ich meine Leistung gewürdigt haben möchte, dann erzähle ich es ihm wie anstrengend es heute war und bin dann etwas beleidigt, wenn dann keine Anerkennung meiner besonderen Leistung in Form von Mitleid oder Lob kommt.


    Und wenn etwas nicht gemacht wurde, dann meckert bei uns auch keiner, sondern man macht es eben selbst, wenn es einem wichtig ist, es geht ja hier auch um Lob.


    Du hast weiter vorne geschrieben, dass dir nach deiner Ausbildung bei der Arbeit die positive Rückmeldung gefehlt hat. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich denke, Erzieher sein gehört ähnlich wie Eltern sein zu den eher "undankbaren" Jobs, weil man von Kindern keine wirkliche Anerkennung der Leistung erwarten kann. Und es kommt zwar vor, dass ich die Erzieher meiner Kinder lobe oder ihre Leistung anderweitig anerkenne, aber es ist doch vergleichsweise selten. Es fehlt halt so ein bisschen das fertige Produkt, das man vorzeigen kann und das dann der Anlass ist Lob anzubringen. Ich hätte die Situation also eher so interpretiert, dass die Jobsituation in dem Punkt ungünstig ist und nicht du irgendwie falsch bist. Wobei es als eine tolle Leistung ansehe, dass du es geschafft hast, dich von diesem Bedürfnis nach Lob von außen weitesgehend zu befreien. Dazu braucht man, denke ich, viel Selbstbewusstsein.

    Und natürlich beeinflusst jeder jeden irgendwie, jede Bitte beeinflusst den anderen, denn er denkt in den meisten Fällen drüber nach, ob er sie erfüllen mag oder nicht. Aber übers Loben kommt die Beeinflussung "hintenrum" und ich persönlich versuche das wann immer möglich zu vermeiden.


    Wenn ich lobe, dann ist das normalerweise nicht mal ein Manipulationsversuch, sondern wirklich eine Anerkennung der Leistung, gerne auch als Bestätigung der selbst empfundenen Leistung.


    Wenn ich manipulieren möchte, dann sage ich es lieber direkt, was ich erwarte und erkenne hinterher mit dem Lob an, dass meinen Erwartungen so gut entsprochen wurde. Also ich erkenne an, dass die Bemühung, sich nach meinen Wünschen zu richten, erfolgreich war. Und wenn ich sie erkenne, erkenne ich auch gerne erfolglose Bemühungen an und lobe entsprechend. Und zusätzlich würde ich mich in diesem Fall bedanken, weil das Kind das für mich und nicht für sich getan hat. Bei sich häufiger wiederholenden Selbstverständlichkeiten würden sowohl Lob als auch Dank mit der Zeit sicherlich stark nachlassen.


    Berechnend loben mache ich eher nicht, aber ich finde es andererseits schon schön, wenn man es sich angewöhnt, sein Kind häufiger zu loben bzw. auch selbst häufiger darauf zu bemerken, was alles gut klappt (bei Dingen die das Kind mir zuliebe tut - die gemalten Bilder bekomme ich ja von den Kindern präsentiert, da muss ich nicht hinterher sein).

  • Hallo,


    Hm, ich überlege gerade, ob ich mich so missverständlich ausdrücke, oder ob es wirklich so schwierig ist, zu verstehen, was ich meine... Aber ich glaube, ich habe damals auch eine Weile gebraucht, ehe ich kapiert habe, was gemeint ist. Es geht mir doch gar nicht darum, bestimmte Worte aus dem Wortschatz zu löschen oder darum, daß eine MAL ausgesprochene Bewertung sofort jegliche Lernfreude nehmen würde.


    Es geht für mich um die Frage - wenn Kinder eine Reaktion von uns möchten - was möchten bzw. brauchen sie dann wirklich?
    Wirklich eine Bewertung in Form eines Lobes, so wie es oft heißt - oder nicht doch eigentlich etwas ganz anderes? (Anteil nehmen, mitfreuen, wahrnehmen, echtes Interesse ...)
    Brauchen sie tatsächlich Bewertung, um motiviert zu werden - oder ist "Lob" nicht sehr oft doch Manipulation oder zumindest nur der einfachste Weg, das Thema "Kind wahr nehmen" abzuhaken, weil man sich mit der Sache nicht wirklich auseinander setzen muss? Ich hab mein Kind doch schließlich gelobt...


    Braucht ein Kind, daß das erste Mal ganz oben auf dem Klettergerüst steht tatsächlich ein "Du kannst gut klettern" - als MEINE Bewertung der Sache - oder möchte es sich eher gemeinsam mit mir über eine Sache, die es SELBST als "gut für sich" bewertet, freuen?
    Will ein Kind, daß uns ein Bild zeigt, wirklich wissen, ob es gut ist (eher nicht, denn dann würde das Kind es auch wissen wollen, wenn es eben nicht gut ist)...


    Bei dem erwähnten Keksbeispiel - ich sehe es mal als allgemeines Beispiel für Tätigkeiten, bei denen was entsteht - ich fände es ungewöhnlich, wenn ein Kind tatsächlich nach jedem Keks eine Bewertung von mir wollen würde. Meine kamen dann in der Regel in einen "Flow" und brauchten keinerlei Kommentar von mir, im Gegenteil, der wäre eher störend gewesen.


    Wenn ein Kind tatsächlich immer Bewertung will (und dann bitte auch noch ausschließlich positive), wenn ihm ein wahr genommen werden, ein fröhliches miteinander schwatzen, ev. noch mitzählen, bestimmte Details bemerken... usw nicht reicht sondern es unbedingt hören muss, daß der Keks schön oder toll ist... um zufrieden zu sein, würde ich mir wohl spätestens nach dem 10 Keks fragen, wieso das so ist. Und ob da Kind wirklich Lust aufs Kekse verzieren hat oder es nur mir zuliebe macht, um eben Lob zu bekommen.


    Zur Küchengeschichte:


    Ich glaube, mein Mann würde sich fragen, was los ist, wenn ich ihn plötzlich dafür leben würde, wie toll er die Küche aufräumen kann. Ich meine, er KANN es, er weiß, daß er es kann und wenn er es mal nicht ordentlich macht, wird es seinen Grund haben. Ich fände es auch sehr merkwürdig, wenn er mich dafür loben würde, daß ich ach so toll so toll Wäsche gewaschen habe, daß ich heute ja ganz prima die Tiere gefüttert habe, usw. .


    Ich würde dann wohl denken: Hä? Was ist denn heute anders als sonst? Traut er mir nicht zu, daß ich XY kann oder findet er, ich mache es sonst nicht gut genug?


    Das heißt doch im Gegenzug nicht, daß man sich anschweigt und nie etwas Nettes sagt. Bei uns passt nur halt ein einfaches "Danke" oder auch mal ausführlicher "Ich bin so froh, daß du diesen Part übernimmst, mir liegt das nicht/ich mag das nicht ..." besser als ein "Lob".


    Ich gebe zu, wenn ich z.B. von einem anstrengenden Tag erzähle, hilft mir ein "Puh, klingt stressig, und wie hast du das dann gelöst? " Oder "Kann ich dir was Gutes tun?" oder von mir aus auch einfach nur "Ach jee, was für ein Tag..." tatsächlich viel mehr als ein Lob dafür, wie fleißig ich doch gewesen wäre, wie toll ich doch XY mache. Denn dann fühle ich mich wirklich "gesehen und gehört" und habe das Gefühl, der andere interessiert sich für mich und will nicht nur die Sache mit einem Lob abhaken.


    Ganz besonders grausig finde ich Lob dann, wenn ich etwas für MICH mache. Weil ICH XY lernen will, weil z MIR Spaß macht... Ein Lib erinnert mich dann erst so richtig daran, daß für viele eben nicht die Freude am Tun das Wichtigste ist, sondern daß es nach einer realen oder fiktiven Bewertungsskala "gut", "toll", "fleißig"... was auch immer ist UND daß ich es eben nicht "für mcih " mache sondern sozusagen unter Beobachtung bin ob ich will oder nicht. Meist ist meine Lust an der Sache dann ziemlich schnell udn gründlich dahin.


    Meine Kinder sind ähnlich. Meine Tochter weigerte sich z.B. mal eine Weile, Klavier zu üben. Warum? "Weil mich die Frau X. dann vielleicht endlich nicht mehr lobt. Die lobt mich immer, bestimmt, weil sie denkt, ich übe, damit SIE sich freut und mich lobt. Ich will aber Klavier spielen, weil ICH Klavier spielen will und nicht für SIE..."
    (Das ging nicht lange gut. Die neue Lehrerin hatte es dann wunderbarerweise drauf, sich auf ganz herzliche Weise MIT ihr über ein Stück, einen Klang, eine gelungen Stelle... zu freuen (oder auch mal ihr ihren Ärger über einen groben Patzer einfach zuzugestehen, ohne den wegloben zu wollen), ihre eigene Begeisterung für einen Komponisten oder ein neues Übungsstück auszustrahlen usw. - ganz ohne sie im klassischen Sinne zu loben. Die beiden kamen viele Jahre sehr gut miteinander aus)

    Und wäre nicht jeder Kommentar eine Art Bewertung? Wenn ich lächelnd sage "oh, ein Bild", dann denkt das Kind doch trotzdem, dass ich mich freue, dass es ein Bild gemalt hat und dass mir das Bild gefällt, weil das ja sonst auch der Fall ist (gelegentlich differenziert loben ist ja offenbar okay) und ich keine gegenteiligen Signale gebe. Wenn ich dagegen meinem Kind sage "du hast deine Jacke nicht aufgehängt", wird es das sicher auch als Kritik erkennen, obwohl ich doch nur einen Fakt genannt habe.


    Warum sollte dein Kind denn nicht wissen sollen, daß dir das Bild gefällt?
    ("Deine Jacke liegt noch da" kann mMn beides sein: Kritik oder einfach Erinnerung, Information. )



    Du hast weiter vorne geschrieben, dass dir nach deiner Ausbildung bei der Arbeit die positive Rückmeldung gefehlt hat. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. (...Ich denke, Erzieher sein gehört ähnlich wie Eltern sein zu den eher "undankbaren" Jobs, weil man von Kindern keine wirkliche Anerkennung der Leistung erwarten kann. Und es kommt zwar vor, dass ich die Erzieher meiner Kinder lobe oder ihre Leistung anderweitig anerkenne, aber es ist doch vergleichsweise selten. Es fehlt halt so ein bisschen das fertige Produkt, das man vorzeigen kann und das dann der Anlass ist Lob anzubringen. Ich hätte die Situation also eher so interpretiert, dass die Jobsituation in dem Punkt ungünstig ist und nicht du irgendwie falsch bist. Wobei es als eine tolle Leistung ansehe, dass du es geschafft hast, dich von diesem Bedürfnis nach Lob von außen weitesgehend zu befreien. Dazu braucht man, denke ich, viel Selbstbewusstsein.


    Keine Ahnung, ich denke, mir wäre es auch bei einem Bürojob oder in der Produktion mit sachlicher "richtig/falsch-Rückmeldung so gegangen. Ich war einfach von klein auf an äußere Maßstäbe und Beurteilungen gewöhnt (in meinem Fall meist positive, aber das machte die Sache nicht leichter), eigene, innere zu finden, war da tatsächlich schwer.
    Ich denke mal, das geht uns allen so. Wir sind so an Außenwertung gewohnt, daß WIR meinen, sie zu brauchen...?
    Vielleicht ist es deshalb so schwer für uns, daß zum einen bewertendes Lob in den allermeisten Fällen gar nicht wirklich das Ziel des Kindes ist (sondern eher Interaktion, Interesse...) und zum anderen eben andere, wertungsfreiere Wege des "rechtes Interesse zeigens" zu finden...?


    Darum ist es mir so wichtig, daß die inneren Maßstäbe der Kinder (Freude am Tun an sich, es von sich aus oft immer besser können wollen, Gemeinschaft haben, jemanden, der sich für mich interessiert...), die mMn bei fast allen anfangs vorhanden sind erhalten bleiben und eben nicht durch äußere ersetzt werden.
    Wenn dann auch gelegentlich mal ein "toll" der "klasse" o.ä. fällt, schadet das sicher nichts. Aber es ist halt in den allermeisten Fällen mMn auch auch nicht das, was wirklich gefragt ist.

    • Offizieller Beitrag


    Darum ist es mir so wichtig, daß die inneren Maßstäbe der Kinder (Freude am Tun an sich, es von sich aus oft immer besser können wollen, Gemeinschaft haben, jemanden, der sich für mich interessiert...), die mMn bei fast allen anfangs vorhanden sind erhalten bleiben und eben nicht durch äußere ersetzt werden.
    Wenn dann auch gelegentlich mal ein "toll" der "klasse" o.ä. fällt, schadet das sicher nichts. Aber es ist halt in den allermeisten Fällen mMn auch auch nicht das, was wirklich gefragt ist.

    Aber was würdest du denn nun sagen, wenn ein Kleinkind mit Begeisterung eine Tätigkeit immer wieder wiederholt und dich danach jedesmal in Erwartung einer Reaktion anstrahlt. Klar will das Kind keine Bewertung, da er vermutlich noch nicht mal in Betracht zieht, dass man die Tätigkeit auch schlecht ausführen könnte. Aber es will eine Reaktion. Was also sagen?

  • #weissnicht Ich sehen in einem "toll" oft gar keine Bewertung und kein "Lob". Ein Kind freut sich, dass es etwas neues kann und findet das selber "toll". Und als Mutter freut man sich einfach mit! Ich habe überlegt, welche Alltagsbeispiele mir einfallen und da sage ich "toll", weil ich mich einfach mitfreue und die Begeisterung meines Kindes teilen möchte.

  • Ich glaube, mein Mann würde sich fragen, was los ist, wenn ich ihn plötzlich dafür leben würde, wie toll er die Küche aufräumen kann. Ich meine, er KANN es, er weiß, daß er es kann und wenn er es mal nicht ordentlich macht, wird es seinen Grund haben. Ich fände es auch sehr merkwürdig, wenn er mich dafür loben würde, daß ich ach so toll so toll Wäsche gewaschen habe, daß ich heute ja ganz prima die Tiere gefüttert habe, usw. .


    Ich würde dann wohl denken: Hä? Was ist denn heute anders als sonst? Traut er mir nicht zu, daß ich XY kann oder findet er, ich mache es sonst nicht gut genug?


    Das heißt doch im Gegenzug nicht, daß man sich anschweigt und nie etwas Nettes sagt. Bei uns passt nur halt ein einfaches "Danke" oder auch mal ausführlicher "Ich bin so froh, daß du diesen Part übernimmst, mir liegt das nicht/ich mag das nicht ..." besser als ein "Lob".

    Ich lobe ihn nicht dafür, wie gut er es kann, sondern dafür, dass er sich so viel Mühe gemacht hat, wenn sie zum Beispiel mal besonders ordentlich ist oder ich weiß, dass er eigentlich gerade k.o. war. Oder eben allgemein, dass er sich immer so viel Mühe macht. Wobei ich nicht weiß, ob ich das dann wirklich als Lob formulieren würde. Im zweiten Fall ist es wohl wirklich eher ein Dank.

    Meine Kinder sind ähnlich. Meine Tochter weigerte sich z.B. mal eine Weile, Klavier zu üben. Warum? "Weil mich die Frau X. dann vielleicht endlich nicht mehr lobt. Die lobt mich immer, bestimmt, weil sie denkt, ich übe, damit SIE sich freut und mich lobt. Ich will aber Klavier spielen, weil ICH Klavier spielen will und nicht für SIE..."
    (Das ging nicht lange gut. Die neue Lehrerin hatte es dann wunderbarerweise drauf, sich auf ganz herzliche Weise MIT ihr über ein Stück, einen Klang, eine gelungen Stelle... zu freuen (oder auch mal ihr ihren Ärger über einen groben Patzer einfach zuzugestehen, ohne den wegloben zu wollen), ihre eigene Begeisterung für einen Komponisten oder ein neues Übungsstück auszustrahlen usw. - ganz ohne sie im klassischen Sinne zu loben. Die beiden kamen viele Jahre sehr gut miteinander aus)

    Na gut, dann war eben die erste Klavierlehrerin nicht so toll, aber warum soll man das ehrliche Mitfreuen denn nicht mit Loben verbinden? Wo genau ist der Unterschied?

    Warum sollte dein Kind denn nicht wissen sollen, daß dir das Bild gefällt?

    Na weil ich es doch dann loben würde, oder etwa nicht? Ich dachte du findest es schlecht, wenn ich ständig die Bilder meiner Kinder bewerte, zumal sie mich eigentlich nie direkt fragen, wie ich das Bild finde (warum auch, das wissen sie ja eh schon bzw. sie bekommen es sowieso automatisch mitgeteilt, wenn sie mir das Bild zeigen).


    Vielleicht sollten wir doch erstmal Lob definieren. Ich weiß gerade gar nicht mehr, wie ich Lob, Freuen, Mitfreuen und Dank auseinanderhalten soll. Für mich sind das alles einfach positive Rückmeldungen zum Verhalten, deren konkrete Formulierung von dem Verhalten/der Situation abhängt und die ich nicht unbedingt in eine einzelne Kategorie einordnen kann. Oft sind es zwei oder mehr gleichzeitig.

  • Hallo,


    @ Salino Keine Ahnung, das kommt doch aufs Kind an und auf die Situation. Selbst wenn man antworten wie "gut gemacht" oder "Das kannst du aber fein" toll findet, muss man doch trotzdem kreativ sein, man sagt doch auch da nicht immerzu das Gleiche...


    Wie gesagt, meine kamen bei solchen "Serienproduktionen" in der Regel in einen Zustand der Konzentration, in der sie eben nicht mehr für jedes einzelne Teil Bestätigung brauchten. Vielleicht ist die Kleinkindzeit meiner Kinder auch zu lange her, ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, daß sie bei solchen Tätigkeiten wirklich jedes mal eine verbale Bestätigung gebraucht hätten. Und wenn sie etwas nur wegen der Bestätigung gemacht hätten, hätte man es auch lassen können.


    - zurückstrahlen, noch mal zurückstrahlen und noch mal zurückstrahlen.
    - winken,
    - zunicken
    - Handkuss werfen
    - zurückstrahlen
    - gelegentlich Sachen rufen wie "Hallo du da oben..."
    - nebenbei meiner eigenen Arbeit nachgehen. So kamen meine Kinder besser ins wirklich eigene Tun und erwarteten mehr nicht permanente Aufmerksamkeit und Bestätigung
    (die bekamen sie natürlich immer wieder mal intensiv, aber eben nicht immer stundenlang beim 1375. Versuch von irgendwas)



    Beim basteln z.B. :
    - oh, noch eins...
    - zunicken
    - das fünfte :) ...
    - ein ganz buntes...
    - mit Herzchen...
    - nicken
    - machen lassen
    - das macht dir Spaß, stimmts?
    - schau mal meins ist auch fertig...
    - fröhlich miteinander lachen
    - "Hui, da ist aber viel Glitzer drauf"
    - "Wo hängen wir den Stern hin? Zeig mal..."


    Bei Ballspielen hatten wir z.B. oft einen Reim oder ein Wortspiel (ohne grioße künstlerischen Ambitionen einfach Sachen wie: "uuuund hoppala - uund schwupp zurück - uuuund hoppala " o.ä. Total "eintönig", aber meine Kinder fanden so was im Kleinkindalter oft total witzig ). Da hätte ich es komisch gefunden, wenn ich bei jedem Wurf "Oh wie toll" oder "gut gemacht" o.ä. rufen müsste. Ein Lied dazu singen, einen Reim ansagen....


    Wie gesagt, so was kommt doch immer aus der Situation heraus. Hätte ich das Gefühl, das Kind braucht tatsächlich LOB um eine Tätigkeit fortzusetzen bzw. setzt sie fort WEIL es genau dafür Lob erwartet und bekommt, dann würde ich (ausgenommen vielleicht eines therapeutischen Settings) einen Tätigkeitswechsel zu einer wirklich frei gewählten Tätigkeit sinnvoller finden. #weissnicht

  • Wie gesagt, so was kommt doch immer aus der Situation heraus. Hätte ich das Gefühl, das Kind braucht tatsächlich LOB um eine Tätigkeit fortzusetzen bzw. setzt sie fort WEIL es genau dafür Lob erwartet und bekommt, dann würde ich (ausgenommen vielleicht eines therapeutischen Settings) einen Tätigkeitswechsel zu einer wirklich frei gewählten Tätigkeit sinnvoller finden.

    Vielleicht ist das ja der Unterschied in unseren Ansichten. Ich finde es nicht schlimm, die Wahl der Tätigkeit meiner Kinder zu beeinflussen. Ich habe aber auch nicht den Eindruck, dass das Lob da einen so großen Einfluss hat. Und ich bevorzuge eigentlich schon die direkte Kommunikation meiner Wünsche/Vorstellungen. Aber wenn sie sich durch mein Lob selbst zusammenreimen, wie sie mir einen Gefallen tu können, ist das für mich auch in Ordnung, auch wenn sie das vielleicht mal falsch interpretieren und ich in Wirklichkeit nicht unbedingt 10 weitere Bilder sehen möchte.

  • Hallo,


    (edit: Zu langsam, die Antwort ist auf das vorletzte Posting)
    Liese:


    Hm, wie gesagt, ich bedanke mich in solchen Situationen lieber als zu loben.


    Weil Lob mMn immer beinhaltet, daß ICH die Kriterien dafür festlegen darf, ob etwas"lobenswert" (oder im Gegensatz dazu eben nicht lobenswert) erledigt ist oder nicht. Aber das steht mir in den meisten Fällen - in dieser Situation z.B. - einfach nicht zu.


    Gerade wenn es "mal besonders ordentlich ist" finde ich Lob problematisch, denn es setzt voraus, daß ich es SO (Die Optik oder dein Zeitaufwand oder was auch immer) als "lobenswerten Zustand" erwarte. Wir gehen aber davon aus, daß wir beide solche Sachen so machen, wie es gut für unsere Familie ist. Mal intensiver, mal nur das Nötigste, je nach Situation
    Wenn man Zeit Lust und Kraft hat, es besonders ordentlich zu machen ist das also nicht "lobenswerter" als wenn einem dazu Zeit und Kraft fehlen.


    Zur Klavierlehrerin: Die fanden viele Eltern gerade gut, weil sie so viel lobte.
    "Das hast du aber TOLL gemacht!". "Da merkt man, daß du ganz fleißig geübt hast!" (Ne, hatte sie nicht und kam sich veralbert und manipuliert vor) . "TOLL hast du das gespielt, da muss ich dich heute mal richtig loben!", "Da freu ich mich aber, wenn du so fleißig bist".
    Ähm... hm... .


    aber warum soll man das ehrliche Mitfreuen denn nicht mit Loben verbinden?


    Gegenfrage ;o)
    Warum sollte man auch noch bewertend loben, wenn Mitfreuen völlig ausreicht?


    Ob eine Note richtig oder falsch getroffen wurde, ist die eine Sache, das hört man und das "ist so wie es ist". Aber alles andere? Warum muss das eine Wertung bekommen, warum reicht "Ich spiele gerne Klavier" nicht aus?


    Trin:
    Na weil ich es doch dann loben würde, oder etwa nicht? Ich dachte du findest es schlecht, wenn ich ständig die Bilder meiner Kinder bewerte, zumal sie mich eigentlich nie direkt fragen, wie ich das Bild finde (warum auch, das wissen sie ja eh schon bzw. sie bekommen es sowieso automatisch mitgeteilt, wenn sie mir das Bild zeigen).


    Warum musst du denn loben bzw. bewerten, wenn dir das Bild gefällt? Musst du doch gar nicht, vor allem nicht, wenn sie dich nicht mal danach fragen?
    Warum reicht es nicht, daß es dir gefällt? Daß du dich dafür interessierst, sagst, was du siehst, daß du es z.B. an einen schönen Platz hängst oder eine Sammelmappe legst, dir etwas dazu erzählen lässt, wenn sie das denn möchten ... Wäre das für deine Kinder tatsächlich weniger wert als ein "Gut gemacht", "Das ist ein schönes Bild" oder "Du kannst aber gut malen" (Was ja im Gegensatz zu "gefällt mir" ja auch sehr relativ ist) o.ä.?


    Meine Kinder haben mir phasenweise täglich mehrere Bilder "geschenkt" und ich habe dann gemerkt, daß sie einfach nicht wussten, wohin damit und es "Mama schenken" der geringste Aufwand war (der Weg zum Papiermüll war weiter) und man dafür dann auch noch Aufmerksamkeit bekommt. Egal ob es einfach dahingemalt oder wirklich mit Konzentration gezeichnet war.
    Ehrlich, da hatte ich keine Lust, jedes Bild zu "loben". Ich habe sie dann gebeten, wenn es wirklich ein Geschenk ist, ihren Namen und das Datum drauf zu schreiben und was darauf ist (das konnten sie relativ zeitig). Oft genug war es ihnen die Sache nicht wert und sie zogen grinsend ab. Was hätte ich ihnen vermittelt, wenn ich ein solches Bild auch noch gelobt und für "toll!" befunden hätte?


    Bilder, die wirklich ein Geschenk waren, verdienten dagegen echte Aufmerksamkeit und nicht nur eine "Beurteilung".


    Zum "einordnen" habe ich weiter vorne schon was geschrieben, denn ich finde es auch wichtig, zu wissen, worüber man redet:
    (Zitat Trin, nur rechtschreiblich etwas aufgebessert ;o) )


    Zuerst muss man mMn mal schauen, worüber man redet. Wenn jemand unter "Lob" ganz allgemein jegliche positive Reaktion, jedes mitfreuen, Anteil nehmen, bestärken, ermutigen, interessiert sein, danken... versteht, wird derjenige natürlich von der Vorstellung, nicht zu "loben" irritiert sein.

    Wenn man aber noch mal trennt und Lob tatsächlich als Lob = positive Bewertung einer Leistung versteht, wird vielleicht deutlicher, was gemeint ist.


    Ich bemühe mich im Allgemeinen sehr darum, wenig//nicht zu loben.
    Das heißt aber im Umkehrschluß nicht, daß andere Menschen keine Reaktion von mit bekommen. Natürlich kann ich mich freuen, Dinge benennen, Anteil an der Freude des Kindes nehmen, mich für Hilfe bedanken... das alles geht, ohne direkt zu bewerten.


    Denn das Problem von Lob ist mMn daß der Lobende davon ausgeht, daß ER/SIE den (einzig richtigen) Maßstab hat. Von daher ist "good job" oder "gut gemacht" für mich schon eindeutig Bewertung. Denn der, der es sagt, legt fest, was "gut" - und was im Gegenzug "nicht gut" - ist.

  • Okay, aber hier haben wir trotzdem ein Problem, weil es für mich ein wichtiges Bewertungskriterium ist, ob sich jemand anderes darüber freut oder nicht. Wenn mir jemand sagt, er freut sich über das, was ich gemacht habe, dann empfinde ich das als positive Bewertung meiner Leistung (wenn mir dieser Mensch halbwegs wichtig ist).

    Weil Lob mMn immer beinhaltet, daß ICH die Kriterien dafür festlegen darf, ob etwas"lobenswert" (oder im Gegensatz dazu eben nicht lobenswert) erledigt ist oder nicht. Aber das steht mir in den meisten Fällen - in dieser Situation z.B. - einfach nicht zu.

    Meistens hat man ja ähnlich Vorstellungen, wie die Kriterien sind, und wenn nicht, dann wäre unpassendes Lob eine gute Gelegenheit, sich über die Kriterien auszutauschen.

    Gerade wenn es "mal besonders ordentlich ist" finde ich Lob problematisch, denn es setzt voraus, daß ich es SO (Die Optik oder dein Zeitaufwand oder was auch immer) als "lobenswerten Zustand" erwarte.

    Bei mir heißt das nicht, dass ich das immer so erwarte, und mein Mann hat daraufhin auch noch nie angefangen, die Küche regelmäßig so gründlich sauber zu machen.


    Ich denke, es ist schon wichtig, das Lob sensibel einzusetzen, und es kann auch mal schief gehen. Wenn ich zum Beispiel die Wäsche gewaschen habe und mich dann geärgert habe, dass mein Baby ständig schreien musste, weil ich sie noch aufhängen musste, dann würde ich mich ärgern, wenn mein Mann mich fürs Wäsche waschen loben würde, weil es ja in dem Fall keine gute Idee gewesen ist. Oder wenn man als Schüler mal für eine besondere Leistung gelobt wurde, dann kann es schon sein, dass man das Gefühl hat, man müsste das jetzt immer so toll machen, obwohl es an dem Tag einfach Glück war. Aber gerade innerhalb der Familie denke ich, dass man schon ein ganz gutes Gefühl dafür hat, wie das Lob ankommt und wann es angebracht ist und wann nicht.

  • Weil ich mitfreuen oft schwer in Worte fassen kann ohne gestelzt zu klingen, während mir ein toll oder super leichter von den Lippen geht.

    Spannend, mir geht es genau andersrum. Ich finde es viel angenehmer, möglichst wenig zu bewerten. Wie gesagt, mir geht es dabei nicht um konkrete Worte, sondern vor allem um das Denken und Empfinden "dahinter".


    Manches ist auch einfach eine Übungsfrage. "Du bist (lieb, ungezogen...) ging mir ganz früher mal auch aus reiner Gewohnheit erst mal leichter leichter über die Lippen als "Ich ärgere mich wenn... Ich finde es schön wenn...". Oder irgendwelche "Deck-Begriffe" für die Geschlechtsteile von Jungen und Mädchen statt den richtigen Begriffen...
    Aber weil ich überzeugt davon war, daß jeweils letzteres besser ist, war es dann gar nicht so schwer, sich umzugewöhnen.


    @Liese


    Meistens hat man ja ähnlich Vorstellungen, wie die Kriterien sind, und wenn nicht, dann wäre unpassendes Lob eine gute Gelegenheit, sich über die Kriterien auszutauschen.


    Mit kleinen Kindern finde ich es schwierig, verschiedene Bewertungskriterien zu diskutieren. Zumal sie mit großer Wahrscheinlichkeit noch gar keine eigenen haben außer vielleicht macht Spaß/keinen Spaß, ist spannend/nicht spannend o.ä. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, daß sie viel mehr wahrgenommen werden wollen als bewertet.


    Und von Erwachsenen möchte ich tatsächlich nicht gerne bewertet werden. Ich möchte von meinem Mann wirklich nicht für irgendwelche z.B. Putzleistungen oder Hausarbeiten bewertet werden und ich möchte ihn nicht loben (=bewerten) müssen, nur damit er sich wert geschätzt fühlt. Ich fände es traurig, wenn unsere Beziehung über Wertung laufen würde.


    Denn Wertschätzung ist aus meiner Sicht etwas anderes als Bewertung.