Alkohol in der Schwangerschaft Studien

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  • Aber genau da beginnt das Problem - ist die Mutter schuld daran, dass das Kind Verhaltensauffälligkeiten zeigt? War es der Schluck Sekt an Silvester, das gespritzte Gemüse, der Kräutertee oder das indische Essen oder das aflatoxinhaltige Gewürz?


    Ich denke, die Panik, die man kriegt wenn man unbeabsichtigt Alkohol in der Schwangerschaft zu sich nimmt (zB vor Bekanntwerden selbiger) ist auch nicht ohne (wie der andere thread gerade zeigt....).


    Mich irritiert auch die Diskrepanz hier von absolutem Alkoholverbot (trotz fehlendem Nachweis, dass auch eine Menge von wenigen Milligramm schädigen kann) versus den entspannten Umgang mit zB Rohmilch oder anderen potentiell listerienhaltigen Lebensmitteln - deren Schädigungspotential ist gut belegt und Infektionen sind durchaus nicht selten


  • Mich irritiert auch die Diskrepanz hier von absolutem Alkoholverbot (trotz fehlendem Nachweis, dass auch eine Menge von wenigen Milligramm schädigen kann) versus den entspannten Umgang mit zB Rohmilch oder anderen potentiell listerienhaltigen Lebensmitteln - deren Schädigungspotential ist gut belegt und Infektionen sind durchaus nicht selten

    Das dachte ich auch.

  • Hallo,


    Es mag sein, daß es Frauen gibt, die wegen "alle paar Wochen" Alkohol abstillen.
    Ich denke allerdings, das die Frauen, die während der Vollstilzeit mit dieser Begründung abstillen, nicht unbedingt die sind, die bei NOCH lockereren Empfehlungen (Die allgemeine Sichtweise ist ja nun mal bereits jetzt schon, dass das ein oder andere Gläschen nicht schadet) unbedingt weiter gestillt hätten. Meine Erfahrung ist eher, dass dann ein Grund gesucht wird, warum man nicht weiter stillen "kann".


    Aber ich sehe es ähnlich wie Seerose - ich fände es erschreckend, wenn jemandem "alle paar Wochen mal ein bisschen Alkohol trinken" wichtiger ist als sein Baby noch ein paar Wochen zu stillen und denke schon, daß diese Leute ganz andere Probleme haben. Und daß es bei diesen Frauen bei noch lockereren Empfehlungen vermutlich auch nicht bei "ganz selten" und bei "sehr wenig" geblieben wäre - und daher vielleicht Abstillen tatsächlich das Bessere ist.


    Zum Alkohol in der Schwangerschaft - ich kenne wie gesagt betroffene Kinder.


    Gerade dieses "nicht aus Folgen lernen können" ist im sozialen Kontext eine extrem schwierige Geschichte, für die Betroffenen selber, aber auch weil es auch für Außenstehende so schwer nachzuvollziehen ist.


    Da ist eine Regel, die absolut logisch und verständlich ist und sich eigentlich von selbst ergibt - und da ist ein Kind, daß diese Regel versteht und einsieht - und sie trotzdem übertritt. Und nach erneutem Erklären noch mal. Und noch mal. Und selbst nach Sanktionen wieder und wieder....


    Und selbst die geduldigste Erzieherin und der netteste Spielkamerad kommen irgendwnn an den Punkt, wo sie kein Verständnis mehr dafür haben, eine schon 10x besprochene, eigentlich selbstverständliche Regel noch mal von Grund auf klären zu müssen - vor allem, wenn die Intelligenz zwar sicher gemindert, aber eben auch nicht in einem Bereich ist, der das "nicht lernen" erklären würde.


    Fast jeder kommt dann irgendwann an den Punkt, wo man das Gefühl bekommt, das Kind (oder der Jugendliche, der Erwachsene), würden es "mit Absicht" machen, einen ärgern wollen usw. Neben dem sonstigen körperlichen, geistigen und emotionalen Problemen kommt also noch das Risiko sozialer Ausgrenzung dazu.


    Auch Selbstgefährdung gehört da mit rein, denn auch die Gefahrenabschätzung bzw, eben das lernen aus den Folgen (Stürze, Schmerzen...) sind deutlich verringert.


    Natürlich entwickelt nicht jedes Kind, dessen Muttermal zum Anstoßen ab und zu mal ein bisschen Sekt getrunken hat, ein Vollbild. Aber das Risiko von Schäden besteht nun mal und steht aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zum "Verlust" durch den kompletten Verzicht.
    Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wieso "alle paar Wochen 3 Schluck Alkohol" dieses Risiko wert sein sollte.


    Wenn ein Verzicht auf irgend etwas mit einem massiven Leid der Mutter verbunden wäre, ihre Lebensqualität stark mindern würde,. könnte man Risiko und Nutzen gegeneinder abwägen. Aber hier? "Alle paar Wochen 3 Schluck mit Risiko" auf "nichts,, dem Kind zuliebe" dürfte sich auf die Lebensqualität aus meiner Sich nicht sonderlich dramatisch auswirken. Und wenn es mehr ist oder/und ein vorübergehender Alkoholverzicht tatsächlich Leiden mit sich bringt - dann braucht die Familie aus meiner Sicht sowieso noch ganz andere Hilfe.

  • Da das Beispiel mit Bier kam, geht es wirklich um den Effekt des Alkohols, oder? Gerade bei Bier gäbe es ja auch alkoholfreie Varianten.


    Zu den verbotenen Lebensmitteln, da wird von den Frauenärzten und Hebammen eher mal drauf hingewiesen, was man alles nicht darf (bei mir gabs eine Riesenliste mit) und auch die Familie hat da sehr draufgeschaut und nachgehakt (wenn ich mir z. B. roten Heringssalat beim Verwandten-Brunch nehmen wollte etc.). Ein "Sektchen" dagegen wäre in Ordnung gewesen laut dieser Personen...

  • Aha, okay, danke, wusste ich nicht.


    Zu den überreifen Früchten, weil die hier öfters genannt werden: Isst die wirklich jemand mit Genuss? Ich finde, die riechen schon so gärig/alkoholisch, da wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, sowas noch zu essen. (Daher kaufe ich selten Bananen, weil die echt sehr schnell schlecht sind, im Sinne von nicht mehr grün gg).

    Einmal editiert, zuletzt von Rhododendron ()

  • es gibt dazu eine riesengrosse ( um die 1700 Mütter) dänische Studie, die auch binge drinking inkludiert hatte mit überraschenden Ergebnissen. Ich such sie gleich mal raus


    Hier und hier und hier und hier


    gerade die zweite Studie deutet eher an, dass es wohl besser ist, selten und dafür in grossen Mengen als häufig und kleine Mengen zu trinken... jedenfalls bezogen auf die Intelligenz des Kindes und dass bei weniger als 9 Alkoholeinheiten pro Woche kein signifikanter Zusammenhang mit Aufmerksamkeitsproblemen gesehen worden ist. Es gibt da auch noch einen Artikel bezüglich motorischer Entwicklung, den finde ich aber gerade nicht.

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

    5 Mal editiert, zuletzt von HeikeNorge ()

  • natürlich kann auch eine einmalige Gabe eines “Mittels“, sage ich jetzt mal neutral, verheerende Folgen für das Ungeborene und seine Entwicklung haben, wenn es zur falschen Zeit kommt. Siehe das Beispiel Contergan. Da reichte EINE Tablette.

  • es gibt dazu eine riesengrosse ( um die 1700 Mütter) dänische Studie, die auch binge drinking inkludiert hatte mit überraschenden Ergebnissen.

    "We found no systematic association between binge drinking during early pregnancy and child intelligence. However, binge drinking reduced the risk of low, full-scale IQ in gestational weeks 1-2. This finding may be explained by residual confounding."
    Äh. Könntest du das übersetzen? Zumindest der Richtung nach?


    Zweite Frage: "elevated externalising scores" sind was schlechtes, richtig?

  • wir haben keine systematischen Zusammenhänge zwischen Binge Trinken in der frühen Schwangerschaft und der Intelligenz des Kindes gefunden. Jedoch, binge trinken reduzierte das Risiko es niedrigen voll-skala-IQs in der Gestationswochen 1-2. Dieser Fund könnte erklärt werden durch residuelle Störvariablen.


    zweite Frage: da stand, dass die einen höheren Mittelwert bei den "externalising scores" gemessen hatte, der aber in beiden Gruppen unterhalb des diagnostischen Cutoffs lag, sprich in beiden Gruppen war der Anteil an Pathologie signifikant nicht unterschiedlich. Diese Scores muss man sich so vorstellen: auf einer Skala hat von 0 bis 100, bestimmt man, wo die einzelnen Kinder liegen, man weiss aus Erfahrung von anderen Studien, dass ab dem Erreichen einer gewissen Punktzahl (sagen wir mal 50) die Wahrscheinlichtkeit sehr gross ist, dass eine Diagnose gerechtfertigt wäre. Dann hat Gruppe A (ohne Alkohol) sagen wir mal 25 Punkte erreichen, Gruppe B (mit Alkohol) 30 Punkte erreicht;
    verständlich?


    ich weiss nicht genau, welcher test für die externalising symptoms genommen wurde, oft ist es der hier und man darf nicht vergessen, dass in den Tests nicht nur externalising sondern auch internalising symptoms gemessen werden, und beide kombiniert führen zu einer Diagnose; man hat also hier in der Studie nur leichte Unterschiede gefunden, und bei den Unterschieden muss dann auch nochmal berücksichtigt werden, dass der Einfluss des binge drinking früh in der Schwangerschaft geringer ist als das binge drinking in der späten Schwangerschaft.


    ich hab mich getäuscht, die haben den Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) benutzt,

    LG Heike


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    Einmal editiert, zuletzt von HeikeNorge ()

  • ich hab jetzt noch mehr gelesen: im Resultateteil steht weiter "the point estimates did not indicate any strong association ". die haben also noch eine Punktschätzung gemacht und da keine starken Zusammenhänge zwischen den höheren Werten und dem binge drinking gefunden.

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

  • in der Gestationswochen 1-2

    Wann ist das? In den zwei Wochen vor dem Eisprung? Oder die zwei Wochen zwischen Eisprung und NMT? Ist da das Kind überhaupt schon an den mütterlichen Blutkreislauf angeschlossen? Gilt da nicht die Alles-oder-nichts-Regel?

  • Wann ist das? In den zwei Wochen vor dem Eisprung? Oder die zwei Wochen zwischen Eisprung und NMT? Ist da das Kind überhaupt schon an den mütterlichen Blutkreislauf angeschlossen? Gilt da nicht die Alles-oder-nichts-Regel?

    Mit Gestationswochen 1-2 sind die SSW 3 und 4 gemeint.


    Das Ergebnis ist aber trotzdem offensichtlich unsinnig, Höherer IQ durch mehr Gift. Deswegen sagen sie ja auch, dass es durch irgendwelche Störeffekte erklärt werden könnte. Wenn ich Heike richtig verstanden habe.

  • Wann ist das? In den zwei Wochen vor dem Eisprung? Oder die zwei Wochen zwischen Eisprung und NMT? Ist da das Kind überhaupt schon an den mütterlichen Blutkreislauf angeschlossen? Gilt da nicht die Alles-oder-nichts-Regel?

    das ist vom 1. Tag der Regel bis zum 14. Tag nach der Regel.


    Das Alles-oder-Nichts-Gesetz ist leider nicht so absout wie man das früher glaubte, es gibt auch Schädigungen in der Gestationswoche 1-2 und trotzdem entwickelt sich der Embryo weiter. Ich muss jetzt essen, später mehr.

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.


  • Das Ergebnis ist aber trotzdem offensichtlich unsinnig, Höherer IQ durch mehr Gift. Deswegen sagen sie ja auch, dass es durch irgendwelche Störeffekte erklärt werden könnte. Wenn ich Heike richtig verstanden habe.

    hier ist noch eine Erklärung: "First, it may reflect a true, biological association: in rats, small quantities of alcohol during the pre-implantation period may advance the time course of blastocyst implantation without reducing fecundity." Sprich längere Implantationszeit kann sich positiv auf die Intelligenz auswirken.


    weiterhin: "The finding that small quantities of alcohol may appear to be beneficial has previously been shown in studies on preterm birth,25 low birthweight,32 and in the long-term follow-up of cognitive function and behaviour.33,34"

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

  • Vielen Dank fürs Erklären und Raussuchen, @HeikeNorge . #danke


    Nur zur Sicherheit, ob ich das jetzt richtig verstanden habe: Es gibt also durchaus einen deutlichen Widerspruch zwischen der Warnung "jeder Tropfen ist zuviel" und der Studienlage?

    Ja, gibt es. Wo dann bei jedem einzelnen Kind die Grenze liegt für den Bereich Schaden/Nicht-Schaden ist trotzdem weiterhin unklar. Deswegen denke ich, dass die Empfehlung, besser gar nichts zu trinken, trotzdem richtig ist. Die Artikel nehmen aber zumindest den Müttern, die am Anfang der Schwangerschaft getrunken haben (oft, weil sie nicht wussten, dass sie schwanger sind) einen Teil der Last von den Schultern und das finde ich gut. Was die Studien auch gezeigt haben: gerade Frauen mit höheren IQ und längerer Ausbildungszeit haben in der ersten Schwangerschaftszeit was getrunken (nachdem man die ganzen Covariaten rausgerechnet hat).

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es interessant, dasss Alkohol in den Wochen vor der Empfängnis positiv sein kann. Das geht ganz gegen die letzten Empfehlungen der USA dass alle Frauen im gebehrfähigem alter nicht trinken sollten um den Fötus zu schützen