Familie wird immer kleiner

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  • Zumindest habe ich dieses Gefühl und irgendwie tut es komische Dinge mit mir. Natürlich ist mir klar, dass zu den Verwandten, die sterben immer mehr Kinder und Enkel dazu gekommen sind und eigentlich die Familie größer wurde. Aber die Alten, die sind kaum noch vorhanden.


    2008 starb mein Onkel (H.), 2013 starb meine Tante (K.) 2014 starb mein Vater, 2016 starb meine Mutter und 2017 starb wieder eine Tante (D.).


    Dieser Teil der Familie setzte sich zusammen aus ...

    - meiner Mutter und meinem Vater (mit drei Kindern)

    - meiner Tante (K.) und übrig gebliebenen Onkel W. (kein Kinder)

    - meiner Tante D. und Onkel H. (3 Kinder)

    Onkel H., Tante K. und meine Mutter waren Geschwister.


    Meine gesamte Kindheit habe ich entweder bei Onkel/Tante ohne Kinder oder bei Onkel/Tante mit Kindern verbracht, wenn wir Ferien hatten. Onkel/Tante ohne Kinder hatten teilweise alles 6 Kinder aus diesem Verwandschaftsverhältnis bei sich und waren immer von Kindern und später Enkelkindern oder noch später sogar Urenkelkindern umgeben.

    Der einzige, der aus diesem 6er-Gespann noch übrig ist, ist mein Onkel W. (Mann von K. und mein jetziger Adoptivvater).


    Als ich letzte Woche zur Beerdigung von Tante D. war, haben wir Cousins und Cousinen uns alle unterhalten, wie schräg es ist, dass wir uns in den letzten Jahren fast nur noch zu Beerdigungen sehen und dass wir das ändern wollen. Wir machten also konkrete Pläne für ein Sommerfest bei übrig gebliebenem Onkel und arbeiten da noch dran. Bei den ursprünglichen 6 Kindern dieser Truppe alle terminlich unter einen Hut zu bekommen, scheint bei Beerdigungen zu gehen, aber für ein Sommerfest scheint das jetzt schwieriger zu sein.

    Hinzu kommt, dass ich nun habe ständig das Gefühl habe, dass er bis zum Sommerfest auch nicht mehr da sein wird. Ist das noch normal?#blink Ich muss mich richtig dagegen wehren. Er ist der letzte der Oldies und ich habe vermehrt den Wunsch, den alten Herrn in Watte zu packen (wenn ich nicht grade dabei bin, ihm gedanklich den Hals umzudrehen, weil er kein einfacher Mensch ist und in seiner Trauer an allem festhält, was ihm noch Sicherheit gibt).


    Ich weiß schon, dass es es irgendwie normal ist, wie die Dinge sich entwickeln. Aber es fühlt sich für mich nicht normal an. Wobei ich nicht mal sagen könnte, was in der Beziehung eigentlich "normal" wäre.


    Das musste jetzt mal raus. Danke fürs Zuhören.


    Gruß

  • Hallo du,


    Ich kann dich glaube ich etwas verstehen, allerdings anders herum. Bei uns kommen tatsächlich keine jungen Menschen nach bzw kaum.

    Die noch lebende Oma / Opa sind in einem wirklich hohen Alter, also mehr oder weniger absehbar. Meine Eltern ,Tanten und Onkels um die 60 einer davon letztes Jahr plötzlich verstorben .Viele davon psychisch oder körperlich, oder sogar beides belastet. Cousine macht Karriere und der Cousin eine besondere Ausbildung,wir haben wenig Kontakt . Einzig der Cousin Mütterlicher Seite Hat ein Kind und Kontakt zu uns .Ich bin Einzelkind , mein Sohn hat seit kurzem eine Halbschwester. .die hat er erst einmal gesehen . Oft frage ich mich, was für mich an Familie übrig bleibt und noch schlimmer für ihn.

    Irgendwie traurig .


    LG mel

    • Offizieller Beitrag

    bei mir fängt es erst an mit dem schrumpfen. die grosseltern sind schon lange tot. aber letztes jahr ist mein onkel gestorben und er hinterlässt eine ziehmliche lücke.


    zur terminfindung: einfach ansetzen. bei uns ist es auch so, dass nicht immer alle können. wenn wir vollzählig sind mit allen kindern und kindeskindern sowie zugehörigen partnern, kommen wir auf über 40 menschen. da fallen manchmal welche aus wegen hochzeitsreise, krankheit, auslandsaufenthalt, hochschwanger. aber einmal im jahr sehen sich die meisten. und wenn einer nicht dabei ist, erfährt er die wichtigsten eckdaten von den anderen.


    mein vater meinte, als beide seiner eltern gestorben waren, dass es für ihn ein komisches gefühl ist, keine altvorderen mehr zu haben, also in der ersten reihe zu stehen. nach ungefähr zehn jahren hatte er sich daran gewöhnt.

    • Offizieller Beitrag

    je älter man/frau selber wird..... seufz. #knuddel


    bist du dir sicher, dass dieses thema im café bleiben soll? oder lieber verschieben?

  • Ja, ich versteh das. Und irgendwann ist irgendjemand von den Verbliebenen der oder die Letzte und hat niemanden mehr, mit dem man über früher reden kann.


    Ich denke, dass es auch etwas damit zu tun hat, dass für Kinder die Zeit anders läuft als für Erwachsene. D.h. sie erleben die Familie, in die sie hineingeboren werden, als statischer. Sie besteht aus Mama, Papa, Oma, Opa, Omi, Opi, Fritz, Hund, Onkel Till, Tante Trudi, Cousine Frida, Cousin Bernd, Tante Schmitzi und Rosi.


    Und irgendwann wird man älter, und verstorben sind Mama, Papa, Oma, Opa, Omi, Opi, Fritz, Hund, Tante Trudi, Tante Schmitzi. Nur Onkel Till ist noch da, Rosi und das Cousinenvolk. Die alten Strukturen sind weg, die Welt ist nicht mehr so, wie sie eigentlich immer gewesen ist. Alles andere, die angeheirateten und nachgekommenen Familienmitglieder, sind unter Neu verbucht.


    Und dann hat man das Gefühl, dass es immer weniger werden.


    So ist das wohl mit dem Leben. Und dem Sterben.

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Fiawin ich finde, du hast das sehr schön beschrieben!


    Ich erahne, wie sich das anfühlt und mir graut es auch schon ein wenig davor. Meine Verwandtschaft ist ziemlich riesig, ursprünglich waren es 15 Tanten und Onkel, davon sind noch 13 übrig. Der Altersdurchschnitt liegt jetzt bei ca. Mitte 70 und ich befürchte, dass es irgendwann losgeht und dann so eine Art Dominoeffekt eintreten könnte. #hmpf


    Früher trafen wir die Verwandten recht oft, doch seit die Großeltern tot sind und meine Mutter (die solche Treffen gerne anleierte), sieht man sich tatsächlich nur noch selten. Vor zwei Jahren wurde deshalb auf Initiative einer meiner Cousinen ein alljährliches Treffen mit meinen Verwandten mütterlicherseits eingeführt. Eine gute Sache, denn ich fände es total schade, wenn dann mal jemand von dannen geht und man stellt traurig fest, dass man sich ewig nicht mehr gesehen hat. Ich habe in den letzten Jahren auch hin und wieder einzelne Onkel und Tanten zu uns eingeladen, denn irgendwann wurde mir bewusst, wie schnell die Jahre vergehen und dass der Istzustand (= Kreis der Personen, mit denen ich aufwuchs und die das Gerüst unserer Familie bildeten) definitv nicht ewig anhalten wird.


    Meine Cousins und Cousinen sind überwiegend unter sich (also die jeweiligen Geschwister und deren Partner und Kinder). Es sind einfach zu viele Personen und ich wüsste gar nicht, wo ich da anfangen sollte (mal abgesehen von 1-2 Lieblingscousinen vielleicht). Also zahlenmäßig wurde die Familie zwar größer, doch insgesamt kommt sie weniger in meinem Leben vor. C'est la vie. #weissnicht

    LG, Yolotzin :)


    Each circumstance is a gift, and in each experience is hidden a treasure.
    (Neale D. Walsh)

  • Mir ist seit einiger Zeit voll bewusst geworden, dass die Menschen, die mich als Kind begleitet haben, die damals jung und stark und für mich da waren, langsam alt werden und dass jetzt die Zeit gekommen ist, in der ich etwas zurückgeben kann und muss. Meine wunderbare Tante ist schon sehr lange krank und es ist abzusehen, dass sie nicht ewig fit bleiben wird. Die Großelterngeneration ist in den letzten fünf Jahren ausgestorben, meine Elterngeneration sind jetzt "die Alten". Bisher sind in meiner engeren Familie zum Glück nur alte Leute gestorben, die gefühlsmäßig recht weit weg und schon alt waren, als ich klein war (wenn man mal drüber nachdenkt, waren die "Alten" damals allerdings nicht viel älter als mein Mann und einige meiner Freunde, aber egal).


    Und irgendwie so eine Rückbesinnung auf die Familie nach vielen Jahren, in denen die Freunde am wichtigsten waren und Familie halt so Leute von früher waren, denen man längst entwachsen ist. Da hat sich das Gefühl sehr geändert.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Das ist bei uns ähnlich. Wir haben uns früher immer wieder zu allen möglichen Festen getroffen. Das waren Oma samt 7 Kindern und 19 Enkeln.

    Mittlerweile leben von Omas Kindern nur noch 4.

    Bei der letzten Beerdigung vor 5 Jahren haben wir Enkel uns ausgemacht 1x im Jahr ein Vettern- und Kusinentreffen zu machen.

    Dieses Jahr ist es das 5. Mal. Wir haben 1 festes Datum jedes Jahr, dh immer WE xy im Monat xy.

    Bisher sind fast alle jedes Mal erschienen...

    Wir freuen und jedes Jahr wieder darauf endlich nochmal alle zu sehen, zusammen quatschen, essen, anstoßen können.

    Und unsere Kinder haben es dann auch richtig richtig gut zusammen.

  • Auch mir gehen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Meine Familie, zumindest der Teil, mit dem ich Kontakt hatte, wird auch immer kleiner. Also gefühlt. Es gibt in meiner Generation zwar auch Personen, und die haben Kinder, aber wir haben so gut wie keinen Kontakt, warum auch immer. Aber die Menschen aus der Generation im Alter meiner Großeltern sind weg. Alle, auch väterlicherseits, die ich erst nach der Jahrtausendwende wieder "gefunden" habe.

    Und nun ist die Generation meiner Mutter die letztverbliebene. Auch ich ertappe mich bei dem Gedanken daran, was ist, wenn die mal weg sind.

    Zusätzlich zu dem Schmerz, den dieser Gedanke verursacht, weil es da um Abschied geht und darum, dass ich dann nicht mehr "das Kind" sein werde, rückt es auch so unerbittlich die Endlichkeit in den Blick.

    Wenn da mehr Familienmitglieder "nachrücken" würden, wäre dieser Gedanke vielleicht versöhnlicher. Aber mein Mann und ich sind beide Einzelkinder. Mit der Zahl unserer Kinder haben wir im Vergleich dazu ordentlich einen draufgelegt. Aber es gibt keine Cousinen oder Cousins. Das ist irgendwie ein komischer Zustand.


    Väterlicherseits gibt es recht viele Verwandte, zu denen ich keinerlei Kontakt hatte. Mittlerweile habe ich den teilweise wieder hergestellt. Aber ich merke einfach, dass das ein Unterschied ist. Bei aller Nähe, die man spüren kann und bei aller Sympathie - die Familie, die "da" war, ist einfach noch einmal was Anderes. Und ich glaube auch, dass das was mit der Intensität zu tun hat, mit der wir als Kinder die Dinge erleben. Dazu gehören auch die Gefühle, die Menschen und ihre Handlungen in uns auslösen und die Erinnerungen daran.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Ich danke euch für eure Gedanken und Gefühle dazu.

    So einige Ausführungen bringen es auf einen Punkt, den ich so noch gar nicht erfasst hatte. Man könnte es als den ganz natürlichen Lauf der Dinge bezeichnen. Nur hat diese Formulierung es nicht so erklärt, wie einige von euch.

    Und auch zu lesen, dass es vielen von euch ähnlich geht, hilft mir dabei weiter, es so einzuordnen, wie es sein sollte. Das macht es zwar nicht zwangsläufig besser. Aber das Wissen, dass all das normal ist, hilft schon, mit dem "innerlich dagegen ankämpfen" aufzuhören.

    Und deshalb nochmal#blume Dankeschön!

  • wenn ich hier die direkte Familie mal aus dem Blick meiner Großeltern betrachte, ists echt ernüchternd.


    Meine Großeltern väterlicherseits hatten 4 Kinder, 4 Enkelkinder und hätten jetzt 4 Urenkel. Vielleicht kommt da noch ein 5. hinzu, ein 6. ist eher unwahrscheinlich.

    Meine Großeltern mütterlicherseits hatten 4 Kinder (von denen allerdings nur 2 sehr jung - mit 3 und mit 22 - starben), 3 Enkelkinder und hätten jetzt 5 Urenkel. Auch da kommt max. noch 1 dazu....


    Aber auch wenn ich den Kreis auf die Geschwister meiner Großeltern ausweite, ist die Bilanz ernüchternd. Viele haben keine Kinder, einige 1 Kind, wenige 2 Kinder...


    Ich finde das sehr schade.

    Was macht ihr eigentlich, ihr flinken Sekundenhorter, mit all der Zeit, die ihr spart, wenn ihr "lg" tippt statt lieb zu grüßen?

    - aus einer Berliner S-Bahn-Station -

    Einmal editiert, zuletzt von Latie ()