Zentralabitur - bitte um Input

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  • Ich brauch bitte mal Input für ein Brainstorming - muss eine Art Essay zum Thema "Zentralabitur" verfassen. (Ich sitze in NRW, aber da meine eigenen Erfahrungen mit dem Zentralabi genauso alt jung sind wie das Zentralabi in NRW selbst - 6 Jahre nämlich -, hab ich'ne Menge Nachholbedarf...)


    Einige von euch haben bereits ihr eigenes Abi als Zentralabi gemacht, andere haben Kinder, die sich gerade darauf hinquälen oder es schon geschafft haben. Kolleginnen kennen beides aus Lehrersicht:


    Was ist mit dem Zentralabitur gegenüber den früheren dezentralen schriftlichen Prüfungen besser geworden? Was findet ihr daran gut?


    Was ist nicht gut/ verbesserungswürdig/ schlechter geworden?


    Was sollte man bezgl. des Zentralabis von Seiten der Politik hinterfragen/ ändern/ vorantreiben?


    Gerne mit konkreten Beispielen und Nennung des Bundeslandes.


    Danke euch schonmal! #rose

  • Nicht dass ich dir helfen könnte...
    Was ist ein Zentralabitur?

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Ich habe in NRW Abi gemacht, dezentral.


    Ich persönlich halte ein Zentralabi für fairer. Bei uns in der Stadt gab es schon an den Schulen teilweise ein so unterschiedliches Niveau, dass manche Schüler freiwillig auf eine andere Schule gewechselt sind, nur um dort ein besser Abi zu bekommen.
    Bei der ZVS damals muss man ja bei einer Bewerbung angeben, in welches Bundesland man sein Abi gemacht hatte und in den Tabellen war immer klar zu sehen, dass ein Abi aus Bayern oder BW wesentlich besser da stand.


    Was für mich damals eher positiv war, was ich heute allerdings als unfair betrachten würde, war, dass z.B. Mein Deutschlehrer seine Themen für seine 2 schriftlichen Kandidaten so gestellt hatte, dass auf jeden Fall was für einen dabei war und meine Biolehrerin hat gleich gesagt, zu diesen Themenbereichen hätte sie keine Aufgaben gestellt, die bräuchten wir gar nicht zu lernen.
    Als Schüler ist das natürlich toll, aber mir Chancengleichheit hat das wenig zu tun.

  • Aus Lehrerinensicht (Nds. Englisch, Geschichte):


    Positiv: Man muss keine eigene Texte suchen, da wird einen etwas vorgesetzt.
    Negativ: Andererseits muss man grübeln, was denn dran kommen könnte und wo die jeweiligen Verbindungen (Semesterübergriff) sein könnten (in Geschichte manchmal wirklich schwer), vorher hatte man da mehr Einfluss drauf.


    Negativ: Man konnte vorher auf die jeweilige Gruppe anpassen, jetzt liegt alles in den Sternen ;)


    Negativ: Die Erwartungshorizonte sind (manchmal) so hoch angesetzt, dass die Schüler auf diese Ideen gar nicht kommen und man hat nicht die Möglichkeit, die prozentuelle Verteilung zu "beeinflussen"; manchmal versteht man als Lehrer die erwarteten Antworten nicht


    Positiv: Alle Schüler schreiben das Gleiche (auch wenn verschiedene Lehrkräfte unterrichtetetn), da ist die Transparenz größer und die Leistungen etwas besser vergleichbar


    (vllt fällt mir später noch mehr ein, das ist jetzt so auf die Schnelle)


    LG

  • Aus Elternsicht eines Gesamtschülers: Keiner kann mehr behaupten, dass Gesamtschüler ein Abitur 2. Klasse machen würden.


    Ich frag am Mittwoch mal meine Nichte, sie hat 2009 Abi gemacht. ;)

  • Ich arbeite im einzigen Bundesland, das noch kein Zentralabi hat. Uns hier würde es als Lehrer zunächst einmal viel Arbeit ersparen. Das Stellen der Abi-Aufgaben ist nämlich ganz schön viel Arbeit. Und manchmal wird dann noch von der Kommission was bemängelt und man muss nochmal ran.


    Andererseits ist es sehr einschränkend, da man bestimmte "Literatur" einfach durchnehmen muss und weniger Wahlmöglichkeiten hat. D.h., ich weiß als Lehrer, dass ein bestimmtes Buch drankommt, würde aber viel lieber (vielleicht auch aus gutem Grund) xy machen (und wahrscheinlich auch besser unterrichten als ein aufoktroyiertes Werk)...


    Das mit der Vergleichbarkeit ist relativ. Ich kann natürlich monatelang auf den prüfungsrelevanten Sachen rumreiten, damit meine Schüler ja nur super im Abi abschneiden- und dann völlig vergessen, dass es auch noch was rechts und links von der Prüfung gibt. Das gehört auch zum Abi dazu. Breites Wissen anlegen, selbst forschen lassen (braucht Zeit und Freiheit) etc. pp.

  • Mein eines Geschwister hat 2008 (oder 2009?) in Hessen Zentralabitur gemacht. Ich meine, das sei der erste oder zweite Durchgang gewesen, den das betrifft.


    Mir ist aufgefallen: seitdem es in Hessen Zentralabi gibt, hat meine Schule idR einen 1,x-Abi-Durchschnitt. Ich weiß aber nicht, woran das liegt.


    Ich finde es schwach, dass die Arbeiten wohl immer noch von den eigenen Lehrkräften korrigiert werden. Ich finde, wenn, dann müsste die Korrektur auch "blind" (und anonym!) sein, also so, dass niemand Klausuren der eigenen SuS bekommt, bei denen man ja doch vielleicht emotional nicht ganz unbeteiligt ist und auch anhand der Handschrift die Klausuren zuordnen kann.


    Ich weiß, dass unsere Lehrer teilweise vorher ziemlich angepisst waren, weil sie sich durch die strikteren Themenvorgaben im Zentralabi in ihrer pädagogischen Freiheit eingeschränkt fühlten und den Stoff nicht mehr so gut passend zur Klasse auswählen konnten.

  • Nicht dass ich dir helfen könnte...
    Was ist ein Zentralabitur?


    Guck mal hier: Zentralabitur NRW - Die Tabellen sind sachlich überholt, das Prinzip nicht.


    Was für mich damals eher positiv war, was ich heute allerdings als unfair betrachten würde, war, dass z.B. Mein Deutschlehrer seine Themen für seine 2 schriftlichen Kandidaten so gestellt hatte, dass auf jeden Fall was für einen dabei war und meine Biolehrerin hat gleich gesagt, zu diesen Themenbereichen hätte sie keine Aufgaben gestellt, die bräuchten wir gar nicht zu lernen.
    Als Schüler ist das natürlich toll, aber mir Chancengleichheit hat das wenig zu tun.


    So hab ich das aus eigener Schülersicht auch in Erinnerung, als Lehrerin hab ich komischerweise nur löchrige Erinnerungen an solche Absprachen, dabei hab ich 10 Jahre lang Abitur "alter Ordnung", also dezentral, gestellt. Muss schlimm gewesen sein, wenn ich das verdrängt habe ;)


    Negativ: Die Erwartungshorizonte sind (manchmal) so hoch angesetzt, dass die Schüler auf diese Ideen gar nicht kommen und man hat nicht die Möglichkeit, die prozentuelle Verteilung zu "beeinflussen"; manchmal versteht man als Lehrer die erwarteten Antworten nicht


    Ist das wirklich immernoch so? Eher in Englisch oder eher in Geschichte? Oder überall, eher nach dem Kommastreuerprinzip? Ich hatte das auch befürchtet und bei meinem ersten ZA-Durchgang 2007 war das bei einer LK-Deutsch-Klausur tatsächlich so. Inzwischen kann man in D darauf wetten, dass der EWH bei den schwereren Klausuren entwprechen tiefer stapelt und umgekehrt. Ich hab den Eindruck, dass meine Schüler seit 2008 recht gut wegkommen mit dem ZA, meine eigenen Klausuren sind viel schwerer. (In Deutsch. In Musik s.u. - das schriftlich im Abi zu nehmen kann ich eigentlich gar nicht empfehlen.)


    Aus Elternsicht eines Gesamtschülers: Keiner kann mehr behaupten, dass Gesamtschüler ein Abitur 2. Klasse machen würden.


    Oh, guter Punkt! Daran hatte ich noch gar nicht gedacht!


    Ich arbeite im einzigen Bundesland, das noch kein Zentralabi hat.


    Nanu? ich dachte, das hätten inzwischen alle? *geht nachforschen* Ah, RP!


    Das mit der Vergleichbarkeit ist relativ. Ich kann natürlich monatelang auf den prüfungsrelevanten Sachen rumreiten, damit meine Schüler ja nur super im Abi abschneiden- und dann völlig vergessen, dass es auch noch was rechts und links von der Prüfung gibt. Das gehört auch zum Abi dazu. Breites Wissen anlegen, selbst forschen lassen (braucht Zeit und Freiheit) etc. pp.


    Hm. Ja. Das dachte ich auch. Und ich stelle fest: Die Vorgaben in Deutsch sind dermaßen dicht, da mache ich quasi gar nichts anderes mehr. Hatte ich früher 2 Unterrichtsvorhaben pro Halbjahr, sind es jetzt 3 oder 4. Insofern reite ich tatsächlich ununterbrochen auf prüfungsrelevanten Themen rum, derer sind aber so viele, dass mein gesamter Unterrichtsgegenstandsbereich festliegt. Sodass schon genug Stoff gelehrt und gelernt wird, fast zu viel. Und in Musik ist es andersrum: Da ist etwa 1/3 des Pensums vorgegeben, ich muss aber, um die Obligatorik zu erfüllen, noch einen Haufen Themen dazunehmen UND das ist unabdingbar, damit die Schüer die Pflichtthemen in Musik überhaupt kapieren, die Latte hängt da, wie ich finde, extrem hoch und ist auch im Abitur oft erschreckend komplex.


    Danke euch schonmal! Und bitte mehr davon, das hilft mir sehr beim Gedankensortieren.

  • Ich finde es schwach, dass die Arbeiten wohl immer noch von den eigenen Lehrkräften korrigiert werden. Ich finde, wenn, dann müsste die Korrektur auch "blind" (und anonym!) sein, also so, dass niemand Klausuren der eigenen SuS bekommt, bei denen man ja doch vielleicht emotional nicht ganz unbeteiligt ist und auch anhand der Handschrift die Klausuren zuordnen kann.


    Da stimme ich dir insofern zu, als gerade in den textlastigen Fächern der Ermessensspielraum tatsächlich nicht ganz gering ist. Andererseits werden die Abiturklausuren ja doch wenigstens von einem zweiten Lehrer korrigiert, den die Truppe nicht kennt, viele auch extern. Und vereidigt sind wir allemal. Ich kann jedenfalls bei externen Korrekturen keine signifikanten Abweichungen feststellen.


    Ich weiß, dass unsere Lehrer teilweise vorher ziemlich angepisst waren, weil sie sich durch die strikteren Themenvorgaben im Zentralabi in ihrer pädagogischen Freiheit eingeschränkt fühlten und den Stoff nicht mehr so gut passend zur Klasse auswählen konnten.


    Ja, so ging mir das auch. Heute bin ich v.a. in Deutsch froh für die Fülle an Materialien, die mir plötzlich zur Verfügung stehen und mir die Arbeit erleichtern, sowie dafür, dass ich "ungeliebte Stoffe" nicht mehr vor dem Kurs verteidigen muss.

  • Ich habe Zentralabi nach 12 Jahren gemacht. Ich denke auf jeden Fall, das es fairer ist (solange wir ein System haben, in dem die Abinote eine sehr wichtige Rolle spielt) und letztlich kann man darüber auch bestimmte Standards durchsetzen.
    Ich fand hingegen die Idee, dass anderswo die einzelnen Schulen ihre eigenen Abi-Aufgaben entwickeln, mehr als merkwürdig. Aber bei uns gab es nie etwas anderes. #weissnicht

  • Ich habe 2008 Zentralabitur gemacht.
    Was ich persönlich negativ fand, war, dass der Fokus oft nicht mehr auf "Was sollte man als junger Erwachsener, der in die Welt hinausgeht, im Fach xy wissen" sondern "Was kommt wohl im Abitur dran, darauf bereiten wir uns jetzt die nächsten 2 Jahre vor" #hammer


    Das geht für mich etwas am Sinn der Schullaufbahn vorbei. Wir lernen nicht fürs Leben, sondern fürs Zentralabitur, oder so in der Art #augen

    Viele Grüße von Iffebim


    (auch beim Stillen und unterwegs mit Shift-Taste ausgestattet #nägel )

  • Habe in Sachsen Abi gemacht, 2001. Kenne es gar nicht anders als zentral. Die oben beschriebenen Punkte (contra zentral) finde ich echt interessant, so hab ich das ja noch gar nicht gesehen.
    Damals fand ich es einfach normal, fair und gut. Verstehe die jahrzehntelange Diskussion in der Mehrheit der alten Bundesländern hierüber manchmal gar nicht recht (oder hatte Thüringen auch schon immer dez.?). Auch Zentralabitur hat sich bewährt. Gut, jetzt mit den mir neu überdachten contras kann ich endlich bisschen was anfangen. Wie gesagt, ich habe mich damals einfach nur fair behandelt gefühlt. Allerdings ist diese Art von Messbarkeit ja auch irgendwo sehr verallgemeinernd und jeglicher individueller Charakter geht verloren (Schüler, aber auch Lehrer) - meine ich jetzt auch im Hinblick auf den angedachten Plan, ein zentrales Deutschlandabi zu schreiben... (hab ich letztens mal irgendwo aufgeschnappt...)

  • Ich finde, die angebliche Vergleichbarkeit wird überschätzt. Aber andererseits ist es mir auch wurscht, wenn es ein Zentralabi gibt. Ist dann eben so und wie gesagt, es ist ja für den einzelnen Lehrer weniger Arbeit.



    Man merkt aber schon daran, dass es einen Widerspruch gibt zwischen der Forderung nach Individualisierung des Unterrichts und dann wiederum Objektivierung der Leistungsmessung...


    Aoide, mein Mann und ich unterrichten auch Musik. Allerdings wird es bei uns keine Rolle mehr spielen, ob es ein Zentralabi gibt oder nicht. Musik (sowie Kunst) wurde bei uns insofern abgewertet, dass man ein weiteres Prüfungsfach braucht, wenn man in Musik geprüft werden möchte... Jetzt macht das kaum noch jemand.

  • Was ich persönlich negativ fand, war, dass der Fokus oft nicht mehr auf "Was sollte man als junger Erwachsener, der in die Welt hinausgeht, im Fach xy wissen" sondern "Was kommt wohl im Abitur dran, darauf bereiten wir uns jetzt die nächsten 2 Jahre vor" #hammer


    Hm. In welchen Fächern ist das denn so? In D und Mu kann ich mir das nicht so richtig vorstellen, könntest du das ein bisschen konkretisieren?


    Ich fand hingegen die Idee, dass anderswo die einzelnen Schulen ihre eigenen Abi-Aufgaben entwickeln, mehr als merkwürdig.


    Ja, aus der Rückschau hat das fast was Groteskes :D - hat aber jahrzehntelang ganz gut funktioniert.


    Allerdings ist diese Art von Messbarkeit ja auch irgendwo sehr verallgemeinernd und jeglicher individueller Charakter geht verloren (Schüler, aber auch Lehrer)


    Welcher individuelle Charakter? So wie Krebbel das hier meint:

    Man merkt aber schon daran, dass es einen Widerspruch gibt zwischen der Forderung nach Individualisierung des Unterrichts und dann wiederum Objektivierung der Leistungsmessung...


    ... kann ich mir was drunter vorstellen, aber der Charakter meiner Schüler und auch meiner hat doch damit jetzt nichts... da verstehe ich noch nicht ganz, was du meinst.


    Allerdings wird es bei uns keine Rolle mehr spielen, ob es ein Zentralabi gibt oder nicht. Musik (sowie Kunst) wurde bei uns insofern abgewertet, dass man ein weiteres Prüfungsfach braucht, wenn man in Musik geprüft werden möchte... Jetzt macht das kaum noch jemand.


    Hier in NRW ist das ähnlich - man kann nur 2 Kurse Musik ins Abi einbringen, daher ist es unheimlich schwer, eine Musikoberstufe bis zum Ende durchzuziehen. Wenn da einer drin Abi macht, ist der Kurs aber gerettet - musikpädagogische Einwirkung auf meinen Chef war werfolgreich :D

  • Welcher individuelle Charakter? So wie Krebbel das hier meint:


    ... kann ich mir was drunter vorstellen, aber der Charakter meiner Schüler und auch meiner hat doch damit jetzt nichts... da verstehe ich noch nicht ganz, was du meinst.

    :) Ja, so meinte ich das. Krebbel hast einfach besser formuliert. Naja, und auch der Unterricht eines Lehrers hat doch einen gewissen Charakter, einfach dadurch dass entweder Themenvorgaben und Pflichten zur Debatte stehen oder man die Freiheit hat und nutzt, das zu lehren, was einem wichtig(er) erscheint und seine Prioritäten selber setzt.

  • Ich habe 2000 ein Zentralabi in Ba-Wü gemacht.


    Meine Prüfungsfächer waren Mathe und Ernährungslehre/Chemie (Leistungskurse), sowie Deutsch und geschichte/Gemeinschaftskunde (Grundkurse). In Mathe bekam unser Lehrer 4 Prüfungsblöcke gestellt, von denen er 3 aussuchen konnte, udn diese 3 mussten wir bearbeiten. In Ernährungslehre bekamen wir wiederum 3 Aufgaben gestellt, und nur 2 mussten wir bearbeiten.


    Bei ersterem fand ich gut, dass unser Lehrer die Stärken und Schwächen unserer Klasse gut kannte. Meine Stärke war z.B. die Stochastik, meine Schwäche eher die lineare Algebra (woebi ich wiederum mit Wirtschafts-Matrizen gut konnte, nur mit Vektoren konnt ich nicht), und da war ich Außenseiter in der Klasse, die anderen konnten die Vektorendingsbums gut, die Stochastik eher nicht. Letztendlich bekamen wir einen umfangreichen Analysis-Themenblock, ein Themenblock zu Leontief-Modellen mit einem kleinen vektoren-Teil, und eine tolle Stockastik-Aufgabe. Rausgestrichen hatte unser Lehrer einen Themenblock zu einer Kurvendiskussion einer trigonometrischen Funktion - und genau darum hatten wir auch gebeten, sollte so was kommen. Das war perfekt. Gut ich konnte die Vektorendingsbums nicht, und die anderen konnten die Stochastik nicht, aber die trigonometrischen Funktionen konnten wir alle nicht wirklich gut :D


    Daher war bei uns positiv eindeutig die vergleichbarkeit (als berufliches Gymnasium bekamen wir die gleichen Mathe-Aufgaben wir andere berufliche Gymnasien, aber andere als allgemeinbildende, allerdings war das Vorurteil als "Hausfrauenabitur" trotzdem zumindest für uns "entkräftet), und positiv war auch die Möglichkeit der kleinen Einflussnahme von Seiten unseres Lehrers (Vergleichbarkeit also JA, aber nicht gleichbedeutend mit: Das müssen sie ALLES gleichgut können - man konnte trotzdem noch Akzente setzen).


    Negativ war allerdings das alternierende im baden-württembergischen Abi: Wenn mal ein Jahrgang richtig schlecht war, wurde das Niveau der Klausurfragen soweit gesenkt, dass der Schnitt gehoben wurde. War der Schnitt aber zu "gut", wurde das Niveau angehoben. Letztendlich war es ein ständiges pendeln um das richtige Niveau. Ich persönlich habe schon 3 Jahre vorher gewusst, dass ich ein tendenziell leichteres Abi haben werde. und als der Jahrgang 1999 nicht gut abschnitt, haben wir uns gefreut. Und wir hatten Recht: Wir bekamen ne ganzrationale Funktion. Also echt. Ne ganzrationale Funktion im Mathe-Abi ist wie ne Interpretation des Zauberlehrlings. Naja nicht ganz, aber ihr wisst schon ;)


    Ja, in Chemie blieb die Entscheidung ja bei uns: Auch da fand ich gut, dass wir NICHT alles wissen müssen, wir mussten nur wissen, was wir wissen, und uns dann entsprechend entscheiden. Die Arbeiten wwaren vom Niveau her sehr hoch, allerdings war das ok, weil dafür gab ja die schicken roten Bücher zur Vorbereitung. Mit dem Stoff waren wir durch zum Ende von 13/1, daher war 13/2 komplett zur Wiederholung gedacht. War schon ok.


    In Deutsch hatten wir schlicht Glück, es hätte auch anders laufen können. Als "Sternchenthemen" (--> http://de.wikipedia.org/wiki/Schwerpunktthema) hatten wir Süskinds "Das Parfum", und Effi Briest...glaub ich. Oder Kabale&Liebe? Letztendlich kam das Parfum im Zentralabi dran, und gemacht hab ich nix davon, sondern ne Texterörterung. Also zwar Zentralabi, aber da man ja trotzdem die Auswahl hat, werden auf persönliche Stärken ja schon Rücksicht genommen. Wir hatten unser Sternchenthema, die Texterörterung, eine Gedichtinterpretation und noch irgendwas zur Auswahl. Also für jeden was dabei.


    Geschichte/Gemeinschaftskunde war mündlich, und das Thema war ok, auch zentral gestellt, aber total machbar und typischer Oberstufen-Stoff (Weimarer Republik, Folgen zum 3. Reich, der gemeinschaftskunde-Teil weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr).


    Also insgesamt gesehen kann ich dem Zentralabi nur gutes abgewinnen. ich konnt mich sicher sein, dass Lehrer nicht einzelne-Schüler-gerechte Aufgaben stellen. Wir hatten Möglichkeiten der Einflussnahme. Wir kamen gut mit dem Stoff durch. Schüler unterschiedlicher Schulen konnten später über ihr Abi reden.


    Achja, zum Thema Korrektur: Unsere Leistungsklausuren wurden glaube ich NICHT von UNSEREN Lehrer korrigiert. Erstkorrektor war ein Fachlehrer der eigenen Schule, Zweitkorrektor irgendein anderer Lehrer. Wenn (grade in Deutsch) die Note des Erst- und zweitkorrektors zu weit auseinander gingen (ich glaube ab 4 Punkte), ging es an einen Drittkorrektor, der zu einem Ergebnis zwischen Erst- und Zweitnote kommen musste. Ansonsten wurde gemittelt. Selbst die Korrekturstiftfarben waren festgelegt (wenn ich mich nicht irre: erst rot, dann grün, dann braun). Meine Deutschklausur wurde z.B. Drittkorrigiert.

  • :) Ja, so meinte ich das. Krebbel hast einfach besser formuliert. Naja, und auch der Unterricht eines Lehrers hat doch einen gewissen Charakter, einfach dadurch dass entweder Themenvorgaben und Pflichten zur Debatte stehen oder man die Freiheit hat und nutzt, das zu lehren, was einem wichtig(er) erscheint und seine Prioritäten selber setzt.


    Ah, okay. Danke! Das kann man ja sowohl als eine positive wie auch als eine negative Entwicklung sehen, nicht?

  • Trüffel, danke dir für deinen differenzierten Beitrag. Ich hab noch ein paar Fragen:


    Negativ war allerdings das alternierende im baden-württembergischen Abi: Wenn mal ein Jahrgang richtig schlecht war, wurde das Niveau der Klausurfragen soweit gesenkt, dass der Schnitt gehoben wurde.


    Hab ich das richtig verstanden: Die Aufgabensteller (Schulministerium BaWü oder so) schrauben gezielt und offen am Schwierigkeitsgrad der Klausuren für den nächsterreichbaren Jahrgang, um irgendwelche Schnitte zu polieren? Das klingt fast nach Räuberpistölchen, aber wat et all jibt...


    "Sternchenthemen" (--> http://de.wikipedia.org/wiki/Schwerpunktthema) hatten wir Süskinds "Das Parfum",


    Ich hab heute erst kapiert, dass das Zentralabi in BAWü und Bayern, das uns hinterwäldlerischen Rheinländern immer als Vorbild angepriesen wurde, längst nicht zu bis zum letzten Pups festgelegt ist wie hier jetzt. Sternchenthemen... Hier liegt absolut alles fest... Das ist echt aufschlussreich.


    Unsere Leistungsklausuren wurden glaube ich NICHT von UNSEREN Lehrer korrigiert. Erstkorrektor war ein Fachlehrer der eigenen Schule, Zweitkorrektor irgendein anderer Lehrer.


    Kann das jemand aus BaWü bestätgen, also, ist das immernoch so?


    Wenn (grade in Deutsch) die Note des Erst- und zweitkorrektors zu weit auseinander gingen (ich glaube ab 4 Punkte), ging es an einen Drittkorrektor, der zu einem Ergebnis zwischen Erst- und Zweitnote kommen musste. Ansonsten wurde gemittelt. Selbst die Korrekturstiftfarben waren festgelegt (wenn ich mich nicht irre: erst rot, dann grün, dann braun).


    Ja, das ist hier auch so. (Hat eher Vorschlagscharakter, aber letztlich machen das alle so. Wobei ich meine letzte Drittkorrektur mit lila Glitzerstft machen musste, hatte 24 Stunden Zeit über einen Sonntag und meine vorrätigen Braunstifte waren ein fetter Edding, alternativ Wachskreide ;) - niemand hat mich deshalb gefeuert^^)


    Meine Deutschklausur wurde z.B. Drittkorrigiert.


    Wieso weißt du das? Also, äh, das dürfte ich meinen Schäfchen nicht sagen, Dienstgeheimnis...

  • Ich habe 2010 Zentralabitur in Brandenburg gemacht.
    Ich fand es fair, fand es gut dass es von "oben" und nicht vom Lehrer kam(manche Lehrer hatten Ansprüche die über dem Abiturniveau lagen, ich höre immer noch meine Deutsch GK Lehrerin sagen "Bei mir ist kein Unterschied zwischen Leistungskurs und Grundkurs!" #angst Das war anstrengend)


    Nein, schlimm oder irgendwie einschränkend fand ich es nicht. Manche Fächer wie Informatik waren ja immer noch dezentral, sowas ist ja überhaupt nicht einheitlich.
    Und dass man in der Oberstufe vermehrt Prüfungsvorbereitung macht, ist doch normal? Was denn auch sonst, woher soll denn die Zeit kommen? Aber das sage ich als notorische "Nur für Noten" Lernerin ;)
    Lernen aus Interesse habe ich jetzt erst im Studium. Und ich finde das ganz normal. Was man in der Schule alles machen musste, worauf man eben keine Lust hatte ;)


    Also ich finde keine Argumente gegen das Zentralabitur. Es ist doch alles sowieso schon in Deutschland so unterschiedlich, so dass man Abiturnoten nicht einmal richtig vergleichen kann, und wenn dann jede Schule immer noch ihr eigenes Ding machen würde (die Arbeit für die Lehrer!), das wäre doch noch mehr durcheinander. #weissnicht