Neue Tagesmutter - ruhiger oder "normaler" Tagesablauf für Kind (3) mit besonderen Bedürfnissen

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  • Hallo ihr Lieben,


    ich stehe gerade vor einer schwierigen Entscheidung. Ich suche Feedback und Input von verschiedenen Seiten, daher schreibe ich auch mal hier rein.


    Mein Sohn ist inzwischen 3 Jahre alt. Empfindlich war er ja schon immer. Wir haben zuletzt extra nach einer Tagesmutter gesucht, die außer auf den Spielplatz zu gehen oder mal zum Einkaufen auf den Markt nicht groß Programm macht. Das hat ihm gut getan, er kam dort gut zurecht. Leider ist sie jetzt auf lange Sicht krank und wir brauchen jemand neues.


    Ich habe jetzt die Auswahl: eine Tagesmutter, die neu anfängt und sich viele schöne Dinge vornimmt. Turnen, Musik, Ausflüge. Sie könnte ihn betreuen bis er schulreif ist. Sie betreut allerdings in einer kleineren Wohnung und wohnt sehr am Stadtrand. Sie müsste für den Spielplatzbesuch immer das Auto nehmen.

    Bei unserer allerersten Tagesmutter gab es im Grunde das gleiche Programm mit Sport und Musik. Das hat ihn so überfordert, dass sie uns gekündigt hat, weil er nicht mitgezogen hat. Er war damals natürlich auch viel jünger. Und diese Tagesmutter weiß zumindest Bescheid, dass mit ihm vielleicht nicht immer alles möglich ist... #weissnicht


    Die zweite Tagesmutter betreut schon lange. Sie ist besonders weitergebildet im Bezug auf Kinder mit "besonderen Bedürfnissen" und hast einen ähnlich ruhigen Tagesablauf wie unsere Tagesmutter davor. Sie betreut in einem Haus mit Garten mit fußläufigen Spielplätzen. Allerdings betreut sie eventuell nur bis zum Sommer, überlegt die Tagesbetreuung komplett zu pausieren. Vielleicht will sie auch mit weniger als 5 Kindern reduziert weiter betreuen. Sie weiß es jetzt noch nicht.


    Wir hätten ab August einen Kita-Platz. Ein Schnupperbesuch Anfang Januar hat aber gezeigt, dass er jetzt im Moment von so vielen Kindern völlig überfordert ist. Kita-Start ist aber natürlich erst in einem halben Jahr.


    Ich bin so furchtbar hin und hergerissen, mit Unsicherheiten auf beiden Seiten. Zum einen möchte ich ihm die Struktur und Sicherheit geben, die er benötigt. Andererseits überlege ich, ob eine Betreuung mit Programm ihn nicht schon auf den letztendlichen Kita-Besuch vorbereitet, auch wenn dieser nicht dieses Jahr sein sollte. Wenn er immer in einer Betreuungssituation ist, in der es besonders ruhig und entspannt ist, wird er früher oder später sein blaues Wunder erleben, befürchte ich zumindest. Oder bekommt er, im Gegenteil, einfach, was er braucht, bis er von sich aus mehr Kindern gewachsen ist? #confused Ich weiß es einfach nicht #blink


    Ich bin zurzeit am Abwägen im Kopf und bin für verschiedene Meinungen dankbar :rose:

  • Bei meinem Kind hat weder Tagesmutter noch Kita (egal, mit welcher Gruppengröße) funktioniert.

    Er ist dann kurz vor dem 6. Geburtstag eingeschult worden, kannte bis dahin nur Aktivitäten mit mir (Schwimmen, Musikgarten, Kinderturnen) oder Treffen mit einzelnen Kindern.

    Er braucht eine enge erwachsene Bezugsperson (Integrationskraft/Schulbegleitung), aber sonst wären größere Gruppen ab dem 1. Schultag kein Problem.

    Ich wäre bezüglich Gewöhnung und Regelmäßigkeit sehr entspannt.

    Anders sieht es aus, wenn du persönliche Freiräume brauchst.

  • Das klingt wirklich nach einer schwierigen Entscheidung. Wie leicht gewöhnt er sich denn in eine neue Betreuung ein? Er hat ja schon bei zwei Tagesmüttern gestartet. Könnte er da leicht reinfinden oder war eine lange Eingewöhnung erforderlich?

  • Wir haben immer mindestens vier Wochen angesetzt, aber im Grunde braucht er nur etwas Zeit, um seine Umgebung und die neuen Abläufe zu erfassen. Dann war die Betreuung und Trennung von mir kein Problem und anschließend kein Thema an der Tür oder so.

  • Wir haben immer mindestens vier Wochen angesetzt, aber im Grunde braucht er nur etwas Zeit, um seine Umgebung und die neuen Abläufe zu erfassen. Dann war die Betreuung und Trennung von mir kein Problem und anschließend kein Thema an der Tür oder so.

    Dann würde *ich* die Tagesmutter mit dem ruhigen Ablauf und den nahe gelegenen Spielplätzen wählen und hoffen, dass sie weitermacht.

  • Ich finde, es kommt sehr auf die Umsetzung an. Unsere ehemalige Tagesmutter hat auch "Sport gemacht", "getanzt", "Kunstprojekte veranstaltet". Aber das war übersetzt: etwas zum Klettern hingestellt, oder solche Balanciersteine, Musik angemacht und sie hat mit den Kindern etwas herumgehampelt und ab und zu Bastelprojekte, also zu Ostern, zu Weihnachten,... jeweils etwas gebastelt. Es war eine kleine Wohnung. Aber: meine Tochter hat sich immer mit dem Hund in den Flur verzogen und ihn dort stundenlang gestreichelt. Die Tagesmutter hat sie dann in Ruhe gelassen und sie hatte ein Auge darauf, dass auch die anderen Kinder ihr die Ruhe gelassen haben. Wenn sie wollte, hat sie bei den Aktivitäten mitgemacht, es war aber eben keine Pflicht. Allerdings hatte die Tagesmutter einen kleinen Spielplatz hinter dem Haus, wo sie bei gutem Wetter hin sind. Auch da hat meine Tochter dann ihre Ecke bezogen, wenn sie Ruhe wollte. Da wäre dann die Frage, ob die Fahrt für dein Kind stressig wäre, oder ob es bald Alltag wäre.


    Grundsätzlich würde ich an deiner Stelle auch die zweite Tagesmutter bevorzugt, aber eine zweite Eingewöhnung wäre für mein Kind sehr anstrengend gewesen. Daher muss man das wirklich abwägen, wie wahrscheinlich ist es, dass die zweite Tagesmutter aufhört vs. wie viel Ruhe bekommt dein Kind bei der ersten.

  • Ich finde, es kommt sehr auf die Umsetzung an. Unsere ehemalige Tagesmutter hat auch "Sport gemacht", "getanzt", "Kunstprojekte veranstaltet". Aber das war übersetzt: etwas zum Klettern hingestellt, oder solche Balanciersteine, Musik angemacht und sie hat mit den Kindern etwas herumgehampelt und ab und zu Bastelprojekte

    Wäre es das, wäre ich auch zuversichtlich. Es geht aber wirklich um Turnen in der Halle mit mehreren anderen Tagesmüttern. Bei der Musik weiß ich gar nicht, ob sie spielt oder eine/n Musikpädagogin/en ranholt. Auf jeden Fall war die Rede von einer Gitarre.

    In meinen Augen hat das leider Stresspotenzial. Es steht und fällt vermutlich mit ihrer Kompromissbereitschaft. Ich werde das Thema natürlich auch offen mit ihr besprechen, bevor ich eine Entscheidung treffe.

  • Wäre es das, wäre ich auch zuversichtlich. Es geht aber wirklich um Turnen in der Halle mit mehreren anderen Tagesmüttern. Bei der Musik weiß ich gar nicht, ob sie spielt oder eine/n Musikpädagogin/en ranholt. Auf jeden Fall war die Rede von einer Gitarre.

    In meinen Augen hat das leider Stresspotenzial. Es steht und fällt vermutlich mit ihrer Kompromissbereitschaft. Ich werde das Thema natürlich auch offen mit ihr besprechen, bevor ich eine Entscheidung treffe.

    Bei T. haben wir mit sowas unterschiedliche Erfahrungen gemacht.


    Wir waren eingangs bei einer Turngruppe die wirklich gut besucht war, das fand sie fürchterlich und wir hatten 30 Minuten lang unser weinendes Kind auf dem Arm, um dann 15 Minuten zu spielen (dort wo keine anderen Kinder sind) und sie dann wieder zu trösten weil sie schon aufhören musste.


    Wir haben dann irgendwann pausiert und im Anschluss in einer kleineren Gruppe angefangen in der "nur" selbst gesungen wurde und nur etwa 15-20 Kinder anwesend waren, das war deutlich besser.


    T. hatte zwar auch ein Problem mit den singenden Kindern (auch im Kindergarten später), das ließ sich aber händeln indem sie weiter weg sitzen konnte.


    Wir haben uns damals für den ruhigeren Kindergarten entschieden (allerdings mussten wir dafür auch nur "vorher" ein weiteres Jahr überbrücken statt einen Bruch in der Zukunft in Aussicht zu haben). Vermutlich würde ich es dann nochmal im KiGa versuchen wenn sie im Sommer tatsächlich aufhören sollte?

  • Ich würde aufgrund der Besonderheiten keine ganz frische Tagesmutter nehmen. Da muss sich alles erst einspielen, man probiert viele Routinen aus bis man die für sich selbst passende findet, will (bzw. denk oft zu müssen weils im Kurs teils so rüberkommt) möglichst alles machen was ne Krippe macht, nur halt allein .... - und überfordert damit schnell sich und die Kinder. Es braucht einfach erstmal ne gewisse Zeit, bis man seine Routine gefunden hat und weiß, wo man den Fokus drauf legt und wo Abstriche macht. (Ging selbst mir so, obwohl ich quasi "schon immer" Babygesittet und Kinderbetreuung auf Freizeiten gemacht hab, dass ich mich trotz meiner Erfahrung da selber unter Druck gesetzt hab).


    Das ist für ein Kind demsschnell zu viel ist wenns zu viel Programm oder ne Abweichung von der Routine gibt absolut ungünstig. "Normale" , auch etwas sensiblere Kinder dagegen können sich damit gut arrangieren in der Regel (bzw. die sensibleren "erden" einen manchmal auch etwas wenn man zu viel Programm machen will), frisch fertig gewordene Tagesmutter muss also prinzipiell überhaupt kein Problem sein (wie immer halt aufs Bauchgefühl und auf den Umgang mit den Kindern achten). Aber in Eurem konkreten Fall würd ich davon abraten.


    Ich würd deshalb jetzt erstmal die mit Erfahrung nehmen, auch mit dem Risko dass es nicht für lange ist ( die Chance, dass sie ihn weiter nimmt wenn sie mit weniger Kindern weitermacht besteht ja trotzem, so wich ich das verstehe). Und die aber mit bitten, schon zu versuchen ihn etwas aus der Komfortzone zu locken. Vielleicht kann sie sich zwischendurch mal mit ner Kollegin und deren Kindern auf nem Spielplatz treffen o.ä., dass Dein Kind schonmal sich an ne etwas größere Gruppe gewöhnt. Damit falls er doch in Kiga wechseln muss, der Schritt wenigstens etwas leichter fällt.

    Wenn sich rauskristallisiert, dass er wirklcih in Kiga muss, würd ich öfter am Kiga vorbei gehen und länger da zuschauen wenn die Kinder im Garten sind o.ä. um die Hemmschwelle zu senken.


    Generell wäre - wenn Kita - auch zu überlegen, ob man ne heilpädagogische sucht. Da sind kleinere Gruppengrößen (allerdings haben die wenig Plätze die heiß begehrt sind).

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Mein Rat wäre, so zu entscheiden, wie es für das Kind jetzt und in der näheren Zukunft passend erscheint und nicht so sehr langfristig zu planen und auf die ferne Zukunft zu schielen.


    Nach meiner Erfahrung verläuft die Entwicklung von Kindern und ihren (sozialen) Fähigkeiten vielmehr in Sprüngen und durch Wachsen/Reifen als durch kontinuierliches "Training". Es war bei uns nie hilfreich, zu überlegen, was ein Kind in z.B. 6 Monaten "können muss" und das daher jetzt schon mal "zu üben". Im Zweifel ist das bis dahin eine Überforderung und das Kind hätte es 6 Monaten später ohnehin gekonnt. Oder eben auch nicht...

    Im Setting Kindergarten ist ohnehin auch noch mal alles anders, da kann Programm und alles andere sowohl leichter oder auch schwerer fallen als bei einer Tagesmutter, egal was vorher geübt wurde.


    Und auch was das Organisatorische angeht, würde ich die Entscheidung nicht zu sehr von möglichen künftigen Entwicklungen abhängig machen; im Bereich der Kleinkindbetreuung ist doch alles sehr schnelllebig. Auch die "neue" Tagesmutter hört vielleicht in einigen Monaten wieder auf, wegen Krankheit, Schwangerschaft, Umzug, Überforderung, weil es doch nicht so "ihres" ist...

    Da muss man einfach immer auf kurzfristige Änderungen gefasst sein. Jetzt einen Kompromiss einzugehen im Hinblick auf erwartete zukünftige Entwicklungen zahlt sich da oft nicht aus.

  • Vielen Dank für eure vielen Antworten, das hat mir sehr geholfen!


    Ich habe mich schon sehr in Richtung der zweiten, ruhigen Tagesmutter orientiert, da hat uns die erste selbst abgesagt #rolleyes Das macht die Entscheidung dann nochmal leichter #pfeif Könnte an dem großen Trotzanfall gelegen haben, den sie zum Schluss noch miterleben durfte, weil er gerne noch geblieben wäre. Der ging nämlich aus der Tür raus bis auf die Straße und um die Ecke.

  • Un was genau handelt es sich denn wenn du sagst, er ist ein Kind mit "besonderen Bedürfnissen" ?

    Ich bin selbst Tagesmutter und es müsste aus meiner Sicht geschaut werden woran das liegt dass er überfordert ist.

    U.U. ist es in der Kita einfacher an eine I-Kraft zu kommen als in der Kindertagespflege. Zumindest ist das bei uns im Kreis so.

  • Wir haben außer motorischer und sprachlicher Entwicklungsverzögerung keine Diagnose, weil schlichtweg nichts Konkretes gefunden wurde. Wir sind von Anfang an bei unzähligen Ärzten und Therapeuten gewesen: er kriegt Physiotherapie, Logopädie, Frühförderung, wir sind im SPZ, beim Neurologen, ...

    Er war ein Schreibaby, schläft bis heute nicht durch und registriert generell viel um sich herum, sowohl optisch als auch akustisch.


    Also, es wurde und wird geschaut #taetschel

  • Das ist super #super also dass ihr so viel habt abklären lassen. Leider sehe ich das in meinen Job nicht häufig. Viele Eltern verschließen die Augen wenn wir auf Entwicklungsverzögerungen usw hinweisen.


    Gibt es bei euch keine integrative Kita oder so etwas? Das wäre die Betreuungsform die ich bevorzugen würde. Klar macht die Tagesmutter sicher einen guten Job, aber die meisten haben keine Zusatzausbildung hinsichtlich Kinder mit diesem Förderbedarf.


    Aber wenn motorischer und sprachliche Entwicklungsverzögerungen belegt wird, dann liegt da m.M. schon was vor, denn das Kind wird ja nicht alleine im abgeschlossen Raum gross geworden sein ohne Reize.

    Und was die Sensibilität und was du so beschreiben hast betrifft... Mal ins blaue gesprochen, da kommen mir spontan Gedanken an autistische Züge. Kann, muss nicht. Wäre für mich als Mutter aber nochmal ein Signal zu schauen eine Betreuungsform zu finden wo auch entsprechendes Fachwissen hinter steckt solche Kinder adäquat zu begleiten.

    Denn er wird ja lernen müssen mit der Welt klar zu kommen... Mit der Lautstärke, der Buntheit, der Schnelligkeit, usw . Und sich trotzdem fokussieren zu können. Dafür Bedarf es Strategien die er an die Hand bekommen muss.

    Einerseits darf es nicht passieren dass solche Kinder in Einrichtungen kommen wo sie nur mitlaufen dann gehen sie unter.

    Andererseits ist nur von fernhalten vielleicht auch nicht immer die beste Lösung, denn sie müssen ja lernen mit der Welt umzugehen.


    So meine Meinung aus beruflicher Erfahrung und was ich so aus meinem Studium mitnehmen konnte.

  • Und was die Sensibilität und was du so beschreiben hast betrifft... Mal ins blaue gesprochen, da kommen mir spontan Gedanken an autistische Züge. Kann, muss nicht. Wäre für mich als Mutter aber nochmal ein Signal zu schauen eine Betreuungsform zu finden wo auch entsprechendes Fachwissen hinter steckt solche Kinder adäquat zu begleiten.

    Als Mutter mit genau so einem Kind habe ich genau die umgekehrten Erfahrungen gemacht.
    Fremdbetreuung hat bei uns, wie gesagt, bis zur Einschulung nicht stattgefunden, weil 3 Eingewöhnungen grandios gescheitert sind.
    Das "Fachwissen" fand leider keine Anwendung und wenn das eigene Kind leider nicht so ist, wie der "Bilderbuch Autist" aus dem Lehrbuch und das andere I-Kind der Gruppe, ist es mit der individuellen Förderung auch schnell vorbei.
    Grundsätzlich reicht für eine gute Förderung eine Betreuungsperson, die sich auch zu einem gewissen Grad an "ihre" Kinder binden möchte und einfach möglichst empathisch auf diese eingehen kann.

    Wir haben "Umweltreize verarbeiten" immer mit sehr enger Begleitung durch uns Eltern im Alltag und überschaubaren Settings (Kinderturnen, Musikgarten, Einkaufen gehen, Kinder einzeln treffen) trainiert.
    Mein Kind kommuniziert bis heute nur sehr eingeschränkt und nur mit Menschen, von denen er sich verstanden fühlt, läuft aber relativ problemlos in der Schule mit, weil er dort maximal maskiert.

    Andererseits ist nur von fernhalten vielleicht auch nicht immer die beste Lösung, denn sie müssen ja lernen mit der Welt umzugehen.

    Damit sie das lernen können, muss aber ihr Stresslevel in einem gewissen Toleranzbereich gehalten werden.
    Oft ist aus hygienischen Gründen die Akustik schon so furchtbar, dass ich nach 30 min Kopfschmerzen hatte.
    (Und Kindergärten sind deutlich lauter als die meisten Arbeitsplätze.)

  • Also, Autismus ist natürlich auf dem Tisch. Im SPZ sind sie aber generell der Meinung, dass wir mit einem Test warten können, bis er 3 1/2 ist, da sich vor allem die sozialen Hinweise dann verfestigen. Außerdem gibt es eine Reihe von Dingen, die sehr dagegen sprechen: er sucht Nähe, wenn auch manchmal unbeholfen, hält Blickkontakt, zeigt einem Sachen, macht Wortwitze. Wenn überhaupt, ist er halt "auf dem Spektrum".


    Das Schöne an der zweiten, ruhigen Tagesmutter ist, dass sie in dem Bereich sehr weitergebildet ist. Sie hat selbst ein "gefühlsstarkes" Kind. Und sie könnte ihn betreuen bis er schulreif ist, wenn es in der Kita nicht klappt und sie ab dem Sommer weitermacht. Eine integrative Kita gibt es hier leider nicht. #hmpf

    Meine Sorge ist natürlich auch, dass er am Ende "nicht abgehärtet" genug ist. Im Moment lehnt er viele Gelegenheiten, sein Toleranzlevel zu verbessern, auch schlichtweg ab. Kinderturnen, Spielekreis, Musikkurse. Er will nirgendwo hin, sagt entschieden nein, und ein Durchsetzen gegen seinen Willen ist stressig für alle und in meinen Augen dann auch nicht mehr zielführend.

  • Also, Autismus ist natürlich auf dem Tisch. Im SPZ sind sie aber generell der Meinung, dass wir mit einem Test warten können, bis er 3 1/2 ist, da sich vor allem die sozialen Hinweise dann verfestigen. Außerdem gibt es eine Reihe von Dingen, die sehr dagegen sprechen: er sucht Nähe, wenn auch manchmal unbeholfen, hält Blickkontakt, zeigt einem Sachen, macht Wortwitze. Wenn überhaupt, ist er halt "auf dem Spektrum".

    Ich habe mittlerweile gelernt: es gibt keine Ausschlusskriterien für Autismus - für die Diagnose braucht es nur eine ausreichende Menge an Positiv-Indizien.


    Wir waren letzte Woche (eigentlich nur fürs EEG) in einem SBZ in dem die Neurologin T.s Diagnose in Frage stellte. Begründet darin, dass sie ihr in die Augen schaute, den Therapiehund streichelte und in der Schule zwei Freundinnen hat mit denen sie sich freiwillig verabredet #rolleyes . Dafür hat sie in 5 Minuten Untersuchungszeit und mit kaum Informationen selektiven Mutismus diagnostizierte und das sogar in den Befundbrief geschrieben - ich hätte nie gedacht dass ich mal aus erster Hand erlebe das so etwas wirklich passiert #hammer

  • Das ist super #super also dass ihr so viel habt abklären lassen. Leider sehe ich das in meinen Job nicht häufig. Viele Eltern verschließen die Augen wenn wir auf Entwicklungsverzögerungen usw hinweisen.


    Gibt es bei euch keine integrative Kita oder so etwas? Das wäre die Betreuungsform die ich bevorzugen würde. Klar macht die Tagesmutter sicher einen guten Job, aber die meisten haben keine Zusatzausbildung hinsichtlich Kinder mit diesem Förderbedarf.

    Den ersten Abschnitt kann ich (als Kollegin #zwinker ) bestätigen. Das ist hier leider auch oft so.


    Den zweiten allerdings - kommt vermutlich aufs Bundesland an? Bei uns in Bayern darf man Kinder als "Inklusionskind" nur betreuen, wenn man entsprechende Schulungen (schon vor Betreuungsbeginn ne gewisse Anzahl Inklusionsstunden plus jährlich zusätzlcih zu den normalen Pflicht-Fortbildungsstunden noch Inklusions-Fortbildungen) hat PLUS wenn die zuständige SozPäd eine positive Stellungname zu genau diesem Kind schreibt (nach ausführlicher Beobachtung von Tagesmutter und Kind plus Gespräch mit Eltern und Tagesmutter). Da gibts durchaus einige Kolleginnen die das haben. Wissen die Koordinationsstellen in der Regel (ich musste die komplette Inklusionsschulungen z.B. trotzdem machen, obwohl ich aus der Krankenpflege komm. Also da wird - zumindest hier bei uns - schon wirklich drauf geachtet).

    Anspruch auf Inklusionsplatz in der Tagespflege hat prinzipiell jedes Kind, das an ein SPZ angebunden ist.


    Allerdings kann man natürlich auch ein Kind "offiziell normal" betreuen ohne extra Inklusions-Antrag. Hat zwar ein paar Vorteile (man darf alle Plätze vergeben, steuerlich deutlich günstiger, erspart sich und den Eltern den Antrags- und Beobachtungsaufwand), aber auch entscheidende Nachteile (kein Anspruch auf zusätzliche Beratung, keine Möglichkeit die Therapien als "Hausbesuch" während der Betreuung machen zu lassen - was für viele Vollzeit-berufstätige Eltern Terminstress bedeutet, ... usw.)


    Ich entscheide immer individuell, wieviel "mehr" Förderung und Aufmerksamkeit ein Kind braucht und obs zusätzliche Faktoren (wie z.B. Therapiestress) gibt, ob ich ein Kind als Inklusionskind nehm oder "normal".

    Ein Dreijähriges das in seiner Entwicklung einem gesunden Kind mit 1,5 Jahren entspricht z.B. nehm ich als reguläres Kind. Es braucht ja dieselben Angebote und Förderungsimpulse wie jedes andere Kind mit 1,5 Jahren.

    Dagegen ein Kind z.B., das nicht koordiniert greifen kann oder körperlich auf nem Stand von nem Dreijährigen (kann also gut rennen, klettern,...), kognitiv aber auf nem Stand von nem knapp Einjährigen ist braucht deutlich mehr Hilfe (im Falle vom Greifen) oder Aufsicht (weil die Möglichkeiten sich in Gefahr zu bringen wesentlich größer sind) als ein gesundes Kind im üblichen Betreuungsalter, da kann ich nicht alle Plätze voll belegen, brauch evtl. auch Beratung von Fachstellen usw. Da meld ich Inklusion an.

    Genauso wenn Kinder mehrfach in der Woche (oder gar am Tag) z.b. Physio oder Ergo brauchen (weil die dann entweder direkt bei mir gemacht werden kann wenn die Physio/Ergo Hausbesuche macht) oder ich angeleitet werden muss, um die Sachen die in der Ergo gemacht werden bei mir auch umzusetzen für ne kontinuierliche Förderung.


    Selbst Einzelfallbegleitung (sowas wie Schulbegleiter nur für Kleine) ist in Tagespflege genauso möglich wie in der Krippe/Kindergarten.


    Inklusion bei ner dafür geschulten Tagesmutter kann genauso gut sein wie in der Kita, da gibts keinen zwingenden qualitativen Unterschied. Wie gut es im Einzelfall umgesetzt wird liegt in allen Fällen bei den jeweiligen Personen. Da muss man eh immer schauen und auf sein Bauchgefühl hören, ob das passt. Egal ob als Erzieherin, als Tagesmutter oder als Mutter.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Meine Sorge ist natürlich auch, dass er am Ende "nicht abgehärtet" genug ist. Im Moment lehnt er viele Gelegenheiten, sein Toleranzlevel zu verbessern, auch schlichtweg ab. Kinderturnen, Spielekreis, Musikkurse. Er will nirgendwo hin, sagt entschieden nein, und ein Durchsetzen gegen seinen Willen ist stressig für alle und in meinen Augen dann auch nicht mehr zielführend.

    Das Gras wächst nciht schneller wenn man dran zieht.

    Ich hab versucht, Sohni abzuhärten mit Kindergarten, Kinderturnen, Spielkreis..... - Ergebnis war nur, dass er sich noch mehr in sich verkrochen hat. Dann war er halt im Kindergarten - aber hat sich die ganze Zeit in die hinterste Ecke verzogen (mit nem Kind zusammen, das noch schüchterner war als er. Ging in der Grundschule so weiter übrigens). Dann war er halt im Kinderturnen - aber hat sich bei den Gruppenspielen halt trotzdem nur am Rand rumgedrückt. Dann war er halt in der Kindergruppe, aber hat halt einfach seine Zeit abgesessen (und war danach daheim völlig überdreht weil absolut überfordert von der Situation).

    Hat viele Jahre gedauert bis ich eingesehen hab, dass es für MEIN Kind einfach zu viel ist. Also hab ich ihm erstmal ne Auszeit gegönnt davon.


    Jetzt ist er 11, in den letzten Sommerferien hat er sich zum ersten Mal ins Ferienprogramm getraut (nur ein bis zwei Stunden jeweils, das sind hier immer so kleine Angebote wo z.B. ne Orgel entdeckt wird oder ein Kinder-Erste-Hilfe-Kurs) und seit Herbst geht er jetzt - zwar noch etwas schüchtern und auch noch viel als Beobachter, aber freiwillig und mit Freude - in ne Preeteen-Gruppe. Vermutlich hätte er sich sowas früher getraut, wenn ich ihm einfach die Zeit gegeben hätte die er gebraucht hat und nciht dauernd versucht hätte, ihn "gruppentauglich" zu machen.



    Und zur Sorge bzgl. Schule:

    Sohni hat den Wechsel in die Schule als sehr wohltuend empfunden. 25 Kinder die auf ihren Stühlen sitzen mit klarer Struktur fand er deutlich besser einschätzbar und deutlich weniger bedrohlich/unangenehm als 25 Kinder die im Kindergarten völlig "unberechenbar" kreuz und quer wuseln. Man braucht den Kindergarten nicht zum "Abhärten" für die SChule.


    Ich hab selber auch hin und wieder Tageskinder, die aus unterschiedlichen Gründen auch statt Kindergarten bei mir sind. Ich find immer wichtig zu schauen, wie sich das Kind in der Gruppe fühlt. Solange ein Kind in der kleinen Tagesgruppe schon versucht sich rauszuziehen sobalds etwas lauter/wilder wird, ist es meist noch nicht bereit für große Gruppen. Wenn sichs in der kleinen Tagesgruppe sicher fühlt, kann man aus der Sicherheit raus mehr Anforderungen dazu nehmen (regelmäßige Spielplatztreffs, Kinderturnen,...) und wenn das auch geht, dann ist der früheste Termin, wo ich bei so ganz gruppensensiblen Kindern nen Kindergartenstart empfehl. Und das ist auch bei gesunden Kindern absolut unterschiedlich. Die einen wären schon mit nem Jahre so weit (da hab ich auch ein gutes Gefühl, wenn die -z.B. weil das große Geschwisterchen in nen Kiga kommt und die Krippe gleich daneben ist.- schon in dem ALter in ne Krippe wechseln sollen), die andren erst im Vorschul- oder gar erst im Schulalter. Der Großteil ist meiner Erfahrung nach irgendwann zwischen 2,5 und 3,5 bereit fürn Kiga, aber es gibt eben auch Ausnahmen, in beide Richtungen. Und da kann man mit mehr Geschwindigkeit eher mehr kaputt machen als helfen.

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  • Außerdem gibt es eine Reihe von Dingen, die sehr dagegen sprechen: er sucht Nähe, wenn auch manchmal unbeholfen, hält Blickkontakt, zeigt einem Sachen, macht Wortwitze. Wenn überhaupt, ist er halt "auf dem Spektrum".

    Nichts davon spricht gegen eine Autismusdiagnose. Meine beiden autistischen Kinder haben bis zu Pubertät immer Nähe gesucht, das eine macht es auch in der Pubertät noch, sie haben Wortwitze, Ironie und Sarkasmus sowie Redewendungen im allgemeinen deutlich früher verstanden als Gleichaltrige und Blickkontakt halten sie auch. All dies sind ggf. Hinweise wenn es nicht auftritt. Aber der Umkehrschluss ist nicht zulässig.


    Und alle Autisten sind halt "auf dem Spektrum".


    Edit: Kurai hat präziser formuliert was ich meinte: Es gibt keine Ausschlusskriterien für Autismus.