9-jährige schreibt an die Zeit (Rassismus in Kinderbüchern)

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  • Ich glaube ja, die stellen sich so an, weil die Autoren nicht mehr leben und dazu befragt werden können. Statt dass man einfach mal davon ausgeht, dass Herr Preußler heute von sich aus auf solche Wörter in seinen Büchern verzichten würde... Immerhin hat er dann auch vor langer Zeit geschrieben, dass der dumme August der dummen Augustine beim Haushalt und bei den Kindern hilft und sie dafür mitarbeiten darf. ;)

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Ich habe jetzt wirklich lange überlegt, was ich von der ganzen Sache halte. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es für mich völlig in Ordnung ist, wenn Worte wie Neger oder Zigeuner usw. ersetzt werden, gerne auch mit Hinweis zu den Gründen im Vorwort. Wenn sie nicht ersetzt werden liegt es an mir, sie entweder selbst anders vorzulesen, sie vorzulesen und zu erklären (was ich persönlich für die beste Variante halte) oder das entsprechende Buch nicht zu lesen.


    Die Geschichte bei Pipi ist ber irgendwie wirklich was anderes. Mein Erwachsenen-Ich schreit auf: "Nein, diese ganze Neger-in-Bastöckchen-Sache" darf nicht sein! Das ist rassistischer Kackscheiß!
    Mein Kinder-Ich erinnert sich aber, dass es diese und ähnliche Dinge gar nicht mit echten Menschen in Verbindung gebracht hat. Die Afrikaner und Afro-Amerikaner die bei uns in der Gegend wohnten und arbeiteten hatten rein gar nichts mit diesen Gestalten in Baströckchen zu tun. Das waren einfach dunkelhäutige Menschen aus anderen Ländern. Was bei Pipi stand war eine Fantasiewelt.


    Will sagen: Ich bin mir nicht sicher, ob Kinder das nicht besser differenzieren als man es ihnen gemeinhin zutraut.


    Und wenn man nichts von Negern in Baströckchen lesen will - was ich durchaus verstehen kann - dann sollte man in meinen Augen Pipi nicht vorlesen, denn dort kann man nicht einfach nur ein Wort austauschen, da geht es um eine ganze Geschichte.

  • preussler lebt noch und hat sein einverständnis gegeben.


    Ups. Echt jetzt? Der lebt noch??? Ohgottogott! Sorry! #angst
    Ich hätte geschworen, dass der schon lange tot ist.


    Aber wenn der doch sein Einverständnis gegeben hat, dann versteh ich diese ganze Aufregung tatsächlich nicht.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • ich hatte gerade ein DDR-Kinderbuch in der Hand (Peter Abraham - Kolumbus auf der Havel) und war erst vom Plot sehr angetan und mal wieder überrascht, wie unterschiedlich ost- und west-kinderbücher so sind. und auf der 5.seite gleich das N-Wort. Das buch spielt in der jetzt-zeit, es gibt keinen historischen zusammenhang. in einer neuauflage könnte man den satz problemlos ändern .... und niemanden würde es stören.


    wo hier vorhin über sexismus geredet wurde: in en DDR-Büchern gibt es ganz tolle Mädchenfiguren. z.B. bei der schwalbenchristine: da rettet ein mädchen als anführerin einer kindergruppe gemeinsam mit vielen anderen schwalbenbabys. es gibt feuerwehren, einen kran, ein motorrad und einen hubschrauber. alles kommt ganz selbstverständlich nebeneinander vor, das ist schon wirklich faszinierend, wie einfach das sein kann.


    Hier ab Seite 6 gibt es übrigens buchempfehlung für bilderbücher: http://www.genderloops.eu/docs/checkliste-bilderbuecher.pdf



    und hier eine papa-leseliste: http://www.vaeter.nrw.de/Freiz…er/2012-05_papa-liste.pdf (bücher mit Vaterfiguren aller art)

  • Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass Fr. Lindgren vehement einer Änderung Ihrer Bücher widersprochen hat. Und zwar sehr deutlich und über ihren Tod hinaus. Leider kann ich jetzt nicht mit einem Verweis dienen, suche aber gern mal. Ich vermute das hier durch das Urheberrecht Grenzen gesetzt werden. Ansonsten fände ich es trotzdem zwingend, Änderungen zu Originaltexten auch kenntlich zu machen. Ich habe sehr viele alte Kinderbücher, u.a. auch Heidi u.ä. die ich gerade ihrer alten Sprache wegen sehr geliebt habe (und die Rollenbilder da waren häufig auch gruselig). Wenn Begrifflichkeiten nicht mehr gesellschaftlich tragbar sind, können sie sicher angepasst werden, ich würde es nur trotzdem weiterhin wissen wollen.


    LG C.

  • Ich habe als Kind Jim Knopf geliebt!!! Und als ich das Buch letztes Jahr meiner Tochter vorgelesen habe, an vielen Stellen ziemlich geschluckt... Z.B. dass Lukas und Jim so gut zusammen passen, weil Lukas als Lokführer immer so verrußt im Gesicht ist. Und dass sich das Baby Jim ganz schrecklich vor Lukas erschreckt, weil es ja nicht wissen kann, dass es selbst so schwarz ist. Die sexistischen Stellen sind mir als Kind schon aufgefallen (Lisi darf nicht mit aufs Kriegsschiff, weil es zu gefährlich ist, Jim Knopf aber schon, obwohl der selbst nicht erwachsen ist; Lisi geht trotzdem mit und kriegt einen Denkzettel, Jim kehrt als Held zurück), fand ich doof (genauso wie bei TKKG Gabi mit den langen Wimpern, die immer daheim bleiben muss, während die Jungs die gefährlichsten Sachen wuppen).
    Ich habe übrigens die gesamte 60er-Jugend-Literatur meiner Cousinen geeerbt und bin überzeugt, dass mich das stark geprägt hat. Wenn man Kinder anders erziehen will, muss man, glaube ich, tatsächlich aufpassen, was sie so lesen.

  • Naja, ich hab Bibi Blocksberg gehört, Hanni und Nanni, Dolly, Trotzkopf, Nesthäkchen, TKKG, Bille und Zottel, Britta gelesen - das hat mir alles gefallen.
    Ja, ich schrecke heute nicht davor zurück, beim Bürgermeister anzurufen und mich zu beschweren. Und ich wollte auf ein Internat, durfte dann aber nur in ein Tagesheim. Und ich gehe aufmerksam durch die Welt. Und einen Hund hab ich. Also - wahrscheinlich hat mich das alles geprägt. Aber ich kann da nichts Negatives feststellen.


    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass "man" da aufpassen muss, was sie so lesen. Ich glaube, Kinder holen aus jedem Buch das heraus, was für sie und ihre Situation wichtig ist.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Naja, ich hab Bibi Blocksberg gehört, Hanni und Nanni, Dolly, Trotzkopf, Nesthäkchen, TKKG, Bille und Zottel, Britta gelesen - das hat mir alles gefallen.
    Ja, ich schrecke heute nicht davor zurück, beim Bürgermeister anzurufen und mich zu beschweren. Und ich wollte auf ein Internat, durfte dann aber nur in ein Tagesheim. Und ich gehe aufmerksam durch die Welt. Und einen Hund hab ich. Also - wahrscheinlich hat mich das alles geprägt. Aber ich kann da nichts Negatives feststellen.


    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass "man" da aufpassen muss, was sie so lesen. Ich glaube, Kinder holen aus jedem Buch das heraus, was für sie und ihre Situation wichtig ist.


    Ich durfte das alles nicht lesen, das war echt von meinen Eltern aus verboten, weil sie diese Art von Literatur ganz schlimm fanden. Das stand für sie auf der gleichen Stufe wie die BRAVO.


    Mit Büchern wurde ich trotzdem gefüttert. ( meine Eltern waren auch TV mäßig sehr streng, ich durfte nur was gucken, wenn ich begründen konnte, warum ich das sehen wollte...einfach so fernsehen war und ist tabu ).


    Wie weit das mich geprägt hat, kann ich gar nicht beurteilen #weissnicht

    spenstigrüße


    Leben lieben. Liebe leben.

  • Meine Eltern haben zwar nichts verboten, aber darauf geachtet, dass ich auch viele Bücher hatte die explizit Anti-Rassistisch waren, in denen Mädchen aktive Rollen hatten etc.


    Jim Knopf war nach meinen Eltern aber gerade nicht rassistisch, weil die Hauptfigur schwarz ist, und auch als sehr fähig und schlau dargestellt wird, und Pipi Langstrumpf habe ich sehr bewußt als Mädchen gesehen. Annika verblaßte daneben total, die habe ich kaum wahrgenommen.


    Nur waren wir da am Anfang eines Prozesses, in dem wir nun einfach weiter sind.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Ach verbieten ist nicht mein Ding. Nur bin ich ja noch in der Phase, in der ich vorlese und da lese ich nur, worauf ich auch Lust habe...

  • Na gut, dann bin ich wohl total verdorben, denn ich durfte sowohl Bravo, als auch Girl und Mädchen lesen. #angst

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Ich auch und ebenso fast alles, was du weiter oben aufgezählt hast. Vieles davon habe wirklich geliebt, aber Trotzkopf... Diese Bücher haben mich ernsthaft verwirrt. Ich wusste eine zeitlang nicht, ob ich vielleicht komisch bin, oder irgendwas in diesen Büchern quer läuft. Austausch gab es nicht, das hätte sicher geholfen, oder wenigstens eine Fußmarke ("Achtung, die Moralvorstellungen hier entspringen einer anderen Zeit, NICHT übernehmen bitte.")

  • ich schließe mich auch einfach mal dem Nacktmull an, genauso wie Merin. Ansonsten hab ich aber kein Problem mit diesen Wörtern, weil ich eher für eine Entstigmatisierung von Begriffen bin, aber das ist ne andere Geschichte.


    Ich finde es auch schlimm, dass in aktuellen Büchern (von Werbung und Fernsehsendungen mal ganz abgesehen) Sexismus allgegenwärtig ist und sich ja aber auch die meisten Menschen da gut einpassen.


    Oft benutze ich zB. das Wort MENSCH um unwichtig werden zu lassen, ob da jetzt Brüste an dem Menschen dran hängen oder nen Schniepel. Genauso wie meine Tochter bisher kaum das Wort Mädchen oder Junge gehört hat. Das kommt noch, ich weiß schon, aber eben erst später, wenn ich ihr erklären kann, dass die meisten Mädchen und Jungs klischeehaft erzogen werden und deshalb so unterschiedlich aussehen und spielen.


    Und oft ärgert mich auch, dass in achso unsexistischen Büchern, wo Mädchen die Helden sind, die Mädels eben trotzdem rosa Röcke und lange Haare tragen... warum kann es nicht nen Mädchen mit kurzen Haaren und Jeans sein?


    Aber es ging ja um Rassismus...


    Den Brief empfinde ich übrigens irgendwie unauthentisch für ein 9-jähriges Mädchen, aber ich kann mich ja irren...

  • Das kommt noch, ich weiß schon, aber eben erst später, wenn ich ihr erklären kann, dass die meisten Mädchen und Jungs klischeehaft erzogen werden und deshalb so unterschiedlich aussehen und spielen.


    Und oft ärgert mich auch, dass in achso unsexistischen Büchern, wo Mädchen die Helden sind, die Mädels eben trotzdem rosa Röcke und lange Haare tragen... warum kann es nicht nen Mädchen mit kurzen Haaren und Jeans sein?



    Darf ich fragen, wie alt Deine Tochter ist?


    Was machst Du, wenn sie lieber rosa Kleidchen als blaue Jeans anzieht?

  • Na klar, sie ist 2.


    darf sie gern tun. dürfte aber auch gern mein Sohn tun. Wir wollen da halt wirklich neutral und liberal erziehen. Sie trägt auch durch die Bank weg bunt. Mal rosa, mal blau, mal grün, mal gelb...


    aber sie sollte sich halt von sich aus dafür entscheiden und nicht, weil es so für Mädchen vorgesehen ist. (mal abgesehen davon, dass sie noch? nicht der Typ dafür ist - ihr stehen andere Dinge wesentlich besser)


    Ich kenne so viele Menschen, die von sich behaupten, unsexistisch und modern zu sein, und dennoch machen sie sogar schon bei den ganz kleinen Babys solche gewaĺtigen Unterschiede. Letztens hat mir eine Schwangere erzählt, sie hätte beinahe eine lila Unterhose gekauft (weil sie schon ein Mädchen hat), obwohl sie ja gar nicht weiß, ob das nächste Kind auch ein Mädchen wird. 8I


    Genauso wie sie beinahe einen rosa Body in die KLiniktasche gepackt hätte - eieiei... ich muss bei sowas immer ratlos mit den Schultern zucken, weil es mich irgendwie so total irritiert und ich damit gar nix anfangen kann. Und das von Menschen, die sich über die pinken Mädchen der Nachbarschaft lustig machen, die am liebsten Barbiefilme guggen. Dabei wäre sie auch ein Junge lieber, weil der dann mit dem Papa Fahrrad fahren könnte und Jungskram machen halt... #weissnicht


    Und mich ärgert, dass es halt wirklich fast IMMER so ist, dass Mädchen wie im Klischee aussehen. Das Mädchen im Buch ist immer eindeutig als typisches Mädchen erkennbar und der Junge als Junge... das finde ich blöd. Es könnte doch einfach mal bunt gemischt sein.


    Genauso natürlich bei Frauen und Männern. Ein Mann im Frauenkleid sieht für mich auch unschick aus. Aber genauso halt wie eine Frau mit ner männlichen Figur. Und ich hoffe inständig, dass mein Mann auf unserer Hochzeit einen schicken Männerrock trägt. #love



    Aber eigentlich geht es ja hier um Rassismus. ich wollte das jetzt nicht zu sehr in die Sexismusschiene lenken.


    Werden die neuen Bücher eigentlich die alten komplett ablösen? Oder gibt es beide Fassungen dann noch zu kaufen oder wie ist das? Wird Jim Knopf auch geändert?


    Ich bin mit Rassismusfragen immer total überfordert, weil das in MEINER Welt irgendwie kaum existiert für mich der Gedanke dahinter immer am wichtigsten ist. Und hier gibt es einfach auch kaum Ausländer, bzw. Nachkommlinge davon. Und die wenigen sind oft sehr gut integriert. Ich muss zugeben, für mich isses immer total interessant einen Menschen zu sehen, der halt so ganz anders aussieht. Ist halt was besonderes hier und gar nicht bös gemeint. Eigentlich eher nen Kompliment.
    Das bei Jim Knopf hätte iCH zb. nie als rassistisch empfunden. Wenn man das jetzt zB. mit wildem Haar ersetzt (er hat wildes Haar und das Kind erschreckt sich - es konnte ja nicht wissen, dass es selbst struwwelig ist), wär das genauso schlimm?

  • Hui Milbenfuß, Du setzt Dich ganz schön in die Nesseln. Unabsichtlich wahrscheinlich.
    Ich habe jedenfalls noch nie eine rassismusfreie Zone gesehen und dass es Regionen gibt, die fast rein Weiß sind - das hat ja nun Ursachen, die sehr rassistisch sind. Darüber habe ich aber auch erst nachgedacht, als ich aufpassen musste, wo ich mit meinem Schwarzen Freund hingehen kann - und wo besser nicht.

  • Ich mach mir das einfach:


    Bücher in denen Menschen mit dunkler Hautfarbe als Neger bezeichnet werden (abgesehen von wörtlicher Rede um z.B. jemanden entsprechend zu charakterisieren) oder die ich sonst aus irgendwelchen Gründen für rassistisch halte, kauf ich nicht, dann muss ich mir auch nicht überlegen, wie ich das Wort übersetze. Wenn ich ein Buch vorlese will ichs vorlesen und nicht übersetzen.
    Pipi Langstrumpf haben wir hier noch rumstehen, aus meiner Kindheit, neu würde ich es so nicht kaufen. Das gilt auch für Jim Knopf.


    Wie die Verlage das lösen ist letztlich deren Sache, es gibt auch andere Bücher und wir kommen bisher prima mit modernen Kinderbüchern aus.

    It all started with the big BANG!


    (Big Bang Theory)

  • Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass Fr. Lindgren vehement einer Änderung Ihrer Bücher widersprochen hat. Und zwar sehr deutlich und über ihren Tod hinaus.


    Ist es aber nicht so dass es gerade bei Pipi Langstrumpf auch noch ne Übersetzung ist? Wie heißt das denn im Original? Ist das wörtlich übersetzt?