Leitlinien werden von Fachgremien erstellt. Die sind danach für die Ärzte auch grundsätzlich erstmal bindend. Wer davon abweicht, muss dies begründen. Also mal eben anders machen, ist gerade in der Geburtshilfe tückisch, wenn man nicht verklagt werden will.
Mediziner haben in der Tat weniger Statistik studiert, als es jemand getan hat, der sich eben auf Statistik versiert hat. Allerdings gibt es längst schon entsprechende Abteilungen in den Universitäten, die u.a. wissenschaftliche Untersuchungen begleiten und die Statistik im Auge behalten. So inkompetent scheint mir das ganze nicht zu sein.
Niemand rät einer 25 Jährigen zur Mammographie, wenn es dafür keinen konkreten Anlass gibt. Das wäre doch auch Unsinn. Das sagt die Empfehlung zur Mammographie doch auch gar nicht aus. Bei den älteren Frauen könnte es aber sinnvoll sein. Abschließend geklärt ist es aber letztlich noch nicht. Die Sache basiert doch auf evidenzbasierten Daten, so weit sie denn vorliegen. Denn Daten aus dem Umland sind nicht zwingend gleichbedeutend für die deutsche Bevölkerung.
Bei der Mammographie ist nicht die Statistik das Problem. Sondern die ethische Frage, ob es schlimmer ist viele Frauen unnötig zu ängstigen oder alternativ einen zusätzlichen Todesfall in Kauf zu nehmen. Da diese Frage dermassen brisant ist, ist diese Sache auch noch nicht wirklich abschließend geklärt. Die Daten werden noch weiter ausgewertet. Vielleicht wird uns die Untersuchung später nicht mehr angeboten. Ist durchaus denkbar. Und erst dann kann man sagen ‚ist halt so‘.
Wird die Empfehlung dann vom Fachgremium verabschiedet, hat sich der Arzt aber erstmal daran zu halten eigentlich. Ich denke, es hat erhebliche Vorteile wenn nicht jeder Arzt alles neu erfinden muss, sondern gewisse Abläufe auch standartisiert sind mit der Option abzuweichen, wenn es sinnvoll erscheint. Eben weil ein Arzt Medizin studiert hat und nicht primär Statistik. Es ist also sinnvoll, wenn gewisse Dinge von Fachgremien eingeschätzt werden. An den Universitäten gibt es inzwischen mathematische Institute, die den Statistikteil im Auge behalten bei den wissenschaftlichen Abhandlungen und da kommt zumindest hier auch keiner dran vorbei.
Die Leitlinien sollen aus wissenschaftlichen Arbeiten hervorgehen. Evidenzbasierte Daten sind dafür entscheidend. Man kann in der Leitlinie auch nachlesen, wie sicher evidenzbasiert die Empfehlung eigentlich ist. Da gibt es jeweils Abstufungen in der Formulierung. Problem ist aber: es gibt längst nicht immer evidenzbasierte Daten... ist vielleicht auch eine Frage der Finanzierung oft. Bzw. wirft man sich eher auf die besonders wichtigen Fragestellungen. Und wenn es keine Daten gibt, wirds kompliziert. Steht aber schon dann auch so drin in den Leitlinien.
Alles hat seine Tücken... Ich hab z.B. damals auch viel auf die Aussage vertraut, Hausgeburten wären sicherer, weil Interventionsarm. Und da ist unter bestimmten Gesichtspunkten auch vielleicht durchaus was dran. Mir ging es jedenfalls bei Geburt 2 (Hausgeburt) super, während Geburt 1 (Krankenhaus) durch unnötige Interventionen verpfuscht wurde.
Aber diese Daten sind halt auch alles andere als evidenzbasiert. Es gehen halt nur gesunde Frauen in ein Geburtshaus oder machen eine Hausgeburt. So funktioniert die Statistik dann ja auch nicht. Sondern es erscheint uns nur plausibel. Diese Daten sind überhaupt nicht vergleichbar.
Wenn man jetzt zum Zugang zurückkommt. Es gibt wahrscheinlich keine Daten, das ein Zugang das Leben der Mutter retten kann. Aber es gibt umgekehrt eben auch keine Untersuchung, das er das nicht könnte. Wenn man dann mal jemanden mit Hypovolämie erlebt hat, entscheidet man dann eben eher so oder anders. Deswegen hätte ich mir als junge Frau damals eher keinen Zugang machen lassen. Und würde es heute anders sehen, weil ich letztes Jahr in einer ganz anderen Situation mal gesehen habe was eine Hypovolämie mit einem jungen Mann gemacht hat, der eigentlich Sportlervenen hatte. Das ändert eben die Perspektive.
Hier ist mal eine Leitlinie zum Thema CTG: http://www.awmf.org/uploads/tx…schaft_Geburt_2014-06.pdf Ich hab sie nur überflogenund hab schon schönere Leitlinien gesehen. Aber sie passt noch am ehesten zum Thema hier.