Meine Eltern wurden etwa geboren als sich die beiden deutschen Staaten gründeten. Beide haben zwar kein Abitur gemacht, aber nach der Ausbildung jeweils ein Fernstudium absolviert. Meine Mutter hat, so lange ich mich erinnern kann, mehr verdient, das lag aber an der Branche, die Stelle auf der Karriereleiter war vergleichbar. Mit der Wende führte sie dann auf einmal ein größeres Unternehmen kommissarisch, durfte aber nicht offiziell die Leitungsstelle bekommen. Da musste erst auf männlichen Zuzug aus dem Westen gewartet werden. Es war dann auch ganz erstaunlich wie innerhalb kürzerster Zeit alle Leitungspositionen nur noch westdeutsch & männlich besetzt waren und dass bei über 90 % weiblichen Angestellten im Gesamtunternehmen. Das blieb dann auch so. Zu Hause war bei uns die AHausarbeitsaufteilung dann aber doch recht klassisch. Vor allem die Geldhoheit meines Vaters war sehr unangenehm. Das handhaben wir jetzt komplett anders.
Das ist umso bitterer, weil es auch ohne diese Rolle rückwärts noch so viel zu tun gäbe, auch gerade bei den Jungs/Männern, die Care-Arbeit, rosa, Glitzer etc. mögen. Der vielfältig spürebare gesellschaftliche Konsens, dass Rosa und Weinen und Tanzen und Pflege "schwul" machten und "unmännlich" seien, behindert so viele Jungs und Männer in ihrer indviduellen Entfaltung.
Das hatten wir erst am Wochenende. Mittelkind wollte bei einem Ausflug in einem Museum nicht auf die öffentliche Toilette gehen, weil er nicht wieder doof angequascht werden wollte (er hat lange Haare).