Ich denke in letzter Zeit viel darüber nach wieviel leichter ich es vor dem Kind fand, gleichberechtigt zu leben. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass mich die Geburt unserer Tochter und das Elternsein viel stärker verändert hat als meinen Mann. Er hat sich auch verändert, das schon. Aber ich bin quasi ein anderer Mensch geworden, was ich so nicht erwartet habe und er mir auch bestätigt.
Wir arbeiten übrigens beide 100 Prozent und haben keine Familie vor Ort oder auch nur in der Nähe. Für mich kommt es eigentlich auch nach meinem Referendariat nicht infrage, Arbeitszeit zu reduzieren, weil ich erstens meinen Beruf liebe und zweitens den Argumenten der letzten Seiten weitgehend zustimme, die eine Versorgerehe problematisch finden. Ich muss aber sagen, dass ich auch die gegenwärtige Situation problematisch finde, wobei ich lange überzeugt war, das läge vor allem an dem unfair verteilten und hier im Thread ja auch schon oft diskutierten mental work load etc.
Momentan glaube ich das aber gar nicht mehr wirklich. Es ist nur einfach zu viel.
Ich hab jetzt gute 2,5 Jahre gestillt und natürlich haben wir ein Familienbett, wenn man das so nennen möchte. Wir schlafen nämlich mittlerweile abwechselnd mit unserer Tochter darin, weil jeder von uns so zumindest jede zweite Nacht durchschlafen kann.
Ja, ich mache mehr im Haushalt als mein Mann und habe noch weniger Freizeit. Liegt aber daran, dass ich am Nachmittag dank meines Berufs unsere Maus aus der Kita holen kann und dafür abends meine Vorbereitung machen muss. Ich hab zwei Jahre lang quasi durchgehend an ihm rumgemault, weil mich die unfaire Verteilung plus das Lob, das er gleichzeitig für sein tollen Papa-Taten von außen bekommt (bei mir ist das ja als Mutter normal) völlig irre gemacht hat. Mittlerweile glaube ich, dass er auch einfach über einen deutlich besseren Selbstschutz verfügt als ich und seine Grenzen besser waren kann. Auch irgendwie klischeehaft, oder?
Und das hat sicher und auf jeden Fall mit unserer eigenen Erziehung und Prägung zu tun, aber vor dem Kind hat das einfach keine Rolle in unserer Beziehung gespielt.
Ich weiß nicht, wie man das besser machen kann. Wird das automatisch besser, wenn das Kind größer wird? Vermutlich. (Aber eigentlich hätte ich ja doch auch gern ein zweites Kind und das würde mich vermutlich endgültig über den Abgrund schubsen.) Aber das Jetzt ist trotzdem schlimm und ich weiß nicht, wie ich das lösen soll.
Ich hab ehrlich nie gedacht, dass ich jemals verstehen könnte, wie man sich für ein Leben als Hausfrau entscheiden kann und es ist auch nicht der Weg, den ich für mich möchte. Aber ich hab auch nie gedacht, dass die Kombination aus Arbeit, Kind und Haushalt so anstrengend sein würde, dass ich mich eigentlich überhaupt nicht mehr wie die Frau fühle, die ich mal war, sondern nur noch als Kombination aus Rollen, Erwartungen und ToDos. Und das ist irgendwie auch ganz schlimme Genderkacke...