noch mal: gibt's irgendwas "handfestes" gegen schreienlassen?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Hi, ich habe hier gerade ein richtiges Problem.
    Ich arbeite in einer rehaklinik, ,die auch Eltern mit Kindern aufnimmt.
    Und habe die letzten Tage jetzt mehrfach mitbekommen, dass unsere Erzieher bei schlafproblemen grundsätzlich JKKSL empfehlen. Da ich da in dem Moment meine Meinung offen ausgesprochen habe (zuerst war mir nicht klar gewesen, dass das von "uns" kam), ist das natürlich jetzt bei unserer kiga-Chefin angekommen. Die hat mich eben sehr verärgert angesprochen und letztendlich haben wir uns richtiggehend gefetzt.
    Wir haben hier so viele Eltern mit eh schon belasteten Beziehungen zu ihren Kindern. Und da unterstützen wir Handlungen, die die Eltern dazu bringen, die Bedürfnisse der Kinder noch weniger ernst zu nehmen?
    Letztendlich sehe ich keine Chance, dass ich was ändern.
    Sie ist Erzieherin und Mutter der alten Schule, sehr starr und darüber hinaus ganz doll persönlich empfindlich. Also dass ich die Methode in frage stelle ist für sie gleich mit einem persönlichen Angriff. Ausserdem gehört sie zum urgestein der Klinik, seit fast 20 Jahren. Und unsere Leitung ist eher konfliktscheu, solange ich da nichts liefere, was über"das ist meine Meinung" hinaus geht, werden die sagen, das ist halt so.
    Ich sehe aber auch nicht, dass ich da immer schön nicke und schweige. Aber ich kann ja auch nicht dauernd "hintenrum" die ansagen der Kollegin abwerten! Das geht ja dann schon in Richtung mobbing.
    Ich hab also keine Ahnung wie ich damit jetzt umgehen soll. Wie gesagt, ne Chance sehe ich höchstens, wenn ich Fakten liefern kann, dann könnte ich die Leitung vielleicht überzeugen, das es nicht gut wäre, so was offiziell zu unterstützen. (Krieg ist nach der Szene vorhin glaub ich eh erklärt. Ich hab gesagt, JKKSL gehört in den sondermüll...)
    Naja, vielleicht hat ja jemand anständige Quellen (keine Internetseiten oder so, was zitierbares. Harte Fakten halt).
    #danke

  • Wissenschaftlicher Ansatz von der Boston University (ist nicht die einzige Veröffentlichung zu dem Thema):
    Tarullo, A.R., Balsam, P.D. & Fifer, W.P. (2011). Sleep and Infant Learning. In: Infant and Child Development, 20, 35–46.
    Auszug z.B. hier zu finden:
    klick


    Literatur:
    Lüpold, S. (2009). Ich will bei euch schlafen. Ruhige Nächte für Eltern und Kinder (2. Aufl.), Urania Verlag
    Posth, R. (2009). Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen: Das Bindungskonzept in der emotionalen und psychosozialen
    Entwicklung des Kindes (2. Aufl.), Waxmann

  • Die Internetseite www.ferbern.de ist sehr gut! Vielleicht mal was ausdrucken, denn dass sie, wenn sie so überzeugt ist, auf diese Seite geht, ist ja eher unwahrscheinlich.


    Die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts" kann ich auch nur jedem ans Herz legen.

  • Kysyra wollte doch explizit keine Internetseiten, oder habe ich da etwas falsch verstanden? #gruebel

  • Ich glaube,der Kinderschutzbund spricht sich auch offiziell dagegen aus.Ich meine,ich habe das mal irgendwo gelesen #gruebel
    Vielleicht kannst du da nachfragen,und die Haben evtl. "offizielles" Material.
    Ansonsten hätte ich auch nur Fakten auf Internetseiten.

  • Kissix das Problem kenne ich: " Kinder brauchen uns auch nachts " ist Super und müsste den Ansprüchen genügen.
    Gibt es auch gratis als PDF zum ausdrucken


    Früher hat man auch noch bei fast allem aderlass gemacht , komischerweise ist man auch davon abgekommen' bis auf gaaannnz wenige Ausnahmen :)

  • Auf der ferbern-Seite sind aber explizit Aussagen genannt die von Medizinern gemacht wurden (mit Buch- und Seitenangaben)


    Ja sicher, nur hatte ich es so verstanden, dass die TE Originalquellen wollte und keine Zitate auf Internetseiten. Egal...

  • Die neue Elternschule - Margot Sunderland (Psychotherapeutin); Dorling Kindersley; OT: The Science of Parenting, 2006


    "...Kinder können auf Trennungen zur Schlafenszeit sehr sensibel reagieren. Wenn ein Kind Angst hat, allein zu sein, setzt die Hirnanhangdrüse das Hormon ACTH frei, das die Nebenieren anregt, große Mengen Kortison zu produzieren. Studien mit Säugetieren zeigten, dass der Anstieg des Kortisonspiegels umso größer ist, je länger ein Junges allein gelassen wird. Auch wenn die äußeren Zeichen des Leidens, wie Schreien oder Rastlosigkeit, abnahmen, blieben die Kortisonwerte hoch oder stiegen weiter an.
    Ein möglicher Lanzeiteffekt wiederholter Trennungsangst ist Stressempfindlichkeit. Erwachsene, die eine derartige Hypersensibilität haben, haben Schwierigkeiten, selbst zur Ruhe zu kommen.
    Bei Kindern, die zum Einschlafen Besänftigung und beruhigende Berührungen erhalten, strömen dagegen Botenstoffe wie Oxytocin und Opioide ins Gehirn und lassen sie friedlich schlafen" (Sunderland, S. 79, Kapitel Alles über Schlaftraining)

  • Zitat

    Kysyra, super dass Du das machst!!!!!


    Find ich auch! Oft ist es in Fachkreisen doch auch einfach die Unwissenheit, die dazu beiträgt, dass sich solche Programme halten.
    Wenn ich mich dran erinnere, was ich noch bis vor 2 Jahren an der Uni gelernt hab:rolleyes:

  • nimmermehr, die Zitate sind aber mit Quellenangaben (Buch xy, Seite z) #ja


    Ah, ok, super! Dann habe ich das wohl überlesen. War gestern nicht so auf der Höhe :)

    2 Mal editiert, zuletzt von nimmermehr ()

  • hmm, ich weiß ja jetzt ncht, warum wer in der rehaklinik ist....aber haben die patienten nicht andere sorgen, als die erziehung ihrer kinder? oder geht es primär um in irgendeine form der psychologisch oder psychiatrischen reha für die kinder? dann vergiss den rest meines geschreibsels....


    ich denke, wenn die patienten eigentlich da sind, um ihre körperlichen leiden zu kurieren, dann ist jkksl sicher der körperlich am schonendste weg des schlafen lernens für die eltern. ich stell mir vor, wie ich wegen zb einer rheumaerkrankung in die klinik muss, mich schlecht bewegen kann, schmerzen habe und tags das volle rehaprogramm. und dann soll ich abends noch "missioniert" werden und mein kind über stunden in den schlaf begleiten? wo doch bisher alle in meiner umgebung mir signalisiert haben, dass man so das kind am besten zur ruhe bekommt un daufpassen muss es nicht zu verwöhnen?


    ich finde diese argumentation für mich und meine kinder natürlich obermist, meine sind alle bis weit in die fremdbetreuung rein gestillt worden und schlafne natürlich zt auch nohc im grundschulalter im familienbett. aber das finden wir hier gut und wir hier wissen auch, dass es besser ist. wenn jamnd aber nun wegen ganz anderen problemen in medizinischer behalndlung ist, finde ich nicht, dass der fokus der behandlung verschoben werden sollte, auch wenns im herzen wehtut, was die mit ihren kindern machen.


    ich denke man muss da differenzieren zwischen erziehungsmaßnahmen, die nicht die optimalen voraussetzungen für was auch immer bieten und solchen, die in richtung vernachlässigung und misshandlung gehen.


    lg,
    janos

  • Das ist der totale Hammer.
    Als ich das gepostet habe, war es vom Handy aus, mit grauenhafter Verbindung, und ich bekam die Meldung, dass die Verbindung weg war.
    War gefrustet, hatte dann aber auch mehrere Tage überhaupt keine Zeit mehr fürs Netz.
    Das heißt, ich hatte angenommen, dass dieser Thread gar nicht existiert.
    Darum auch die nicht erfolgte Rückmeldung.
    und JETZT sehe ich, dass der Thread doch aufgemacht worden war, und einige von Euch mir auch geantwortet hatten!
    Ganz herzlichen Dank an alle, die sich die Mühe gemacht haben, ich werd die Artikel die nächsten Tage mal durchgehen.
    An den Kinderschutzbund hatte ich parallel zum Eingangspost geschrieben, die haben nicht geantwortet.


    janos: ich arbeite an einer Sucht-Rehaklinik, die Eltern-Kind-Behandlung anbietet.
    Die Leute sind ein halbes Jahr dort.
    Und viele haben bei Ankunft grauenvolle Eltern-Kind-Bindung, mit Kindern, die viel rumgereicht wurden, ihre Eltern nur stoned kennen, vernachlässigt wurden, oft in Obhut waren.
    Da geht es 1) um Wiederherstellung des Vertrauensverhältnisses, und 2) um Schadensbegrenzung bei den Kindern. Da ist JKKSL mMn wirklich das letzte, was man gebrauchen kann.

  • Ach wie wunderbar. Genau in eine Suchtklinik gehört JKKSL! *ironie*


    Da können doch dann Eltern und Kinder gleichzeitig lernen, dass man Gefühle nicht ernst nehmen muss und sich gefälligst Mittel und Wege sucht seine Bedürfnisse nach Nähe und Geborgenheit zu substituieren.

  • Eben.
    Den Eltern versuche ich beizubringen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, zwischen Bedürfnis und Laune zu unterscheiden, zu trauern, weil von IHREN Eltern ihre Bedürfnisse mit Füßen getreten wurden...
    und gleichzeitig bringt unsere Erzieherin ihnen bei, die Bedürnisse ihrer eigenen Kinder NICHT wahrzunehmen.


    Immerhin, eine der Frauen, mit denen ich darüber gesprochen hatte, hat sich inzwischen "Schlafen statt Schreien" von mir ausgeliehen. Und sagt, es hilft ihr.

  • Kennst du diesen Artikel von Nora Imlau?
    Ist zwar nichts handfestes in Buchform, aber ein sehr differenzierter Artikel zum Thema, hat mir gut gefallen! Für Freundinnen finde ich ihn prima, weil er nicht so dogmatisch ist. Ob er für deine Zwecke gut passt, weiß ich nicht...