Kind lernt schreiben, korrigieren oder nicht?

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  • Zitat

    Ja, und genau das halte ich für den Beginn einer lebenslangen Feindschaft...


    Eltern sind Eltern und Lehrer sind Lehrer. Andere Rolle. Hab ich schon gefühlte 1000000 Mal ausgeführt. Aber bevor ich mich aufreg, bin ich wieder weg.




    Zitat

    Ja, und genau das halte ich für den Beginn einer lebenslangen Feindschaft...


    Eltern sind Eltern und Lehrer sind Lehrer. Andere Rolle. Hab ich schon gefühlte 1000000 Mal ausgeführt. Aber bevor ich mich aufreg, bin ich wieder weg.


    Aoide, ich hab deine Ausführungen leider noch nicht mitbekommen, sie würden mich aber sehr interessieren! Kannst du (oder jemand anderes :) ) mir vllt den Thread verraten, wo ich sie finde?

    Naja … vielleicht schon ... aber … ^^

  • Aoide, ich hab deine Ausführungen leider noch nicht mitbekommen, sie würden mich aber sehr interessieren! Kannst du (oder jemand anderes :) ) mir vllt den Thread verraten, wo ich sie finde?


    Uff. Ich finde ganz viel im letzten Einschulungsfred und in einer Diskussion ums Hausaufgaben-Machen vom letzten Herbst, stelle aber fest, dass es mich total nervt, das alles nochmal durchzulesen.


    Ich versuche nochmal eine Kurzfassung.


    Mein Ansatz ist der, dass ich ja von Beruf Lehrerin (zum Glück für's Gymnasium, nicht für die GS) bin und aber doch auch zugleich Mutter. Damit haben es meine Kinder ja doppelt schwer ;) . Dazu kommt, dass Schnupp massive Probleme in den ersten Grundschuljahren hatte, die ich nicht erwartet hatte - ich dachte ja, mein Akademikerkind flutscht so durch, intelligent genug isser auch... waren vielfältige Ursachen, aber natürlich hab ich zunächst mal angenommen, durch gemeinsames Üben kriegen wir das hin. Und stand praktisch vor dem Druckmachen-Problem und musste meine Erwartungshaltung hinterfragen. Andererseits sehe ich in 20 Jahren Schulpraxis viele Kinder, deren Eltern üben und pauken und Druck machen oder eben nicht, und ich sehe, was aus den Kindern wird und wie es ihnen geht. Ich bilde Referendare aus und muss meine Erfahrungen verbalisieren und zugleich berücksichtigen, was Lehrmeinung ist. Und mich damit auseinandersetzen. (Und darf doch erzählen, was ich für richtig halte, stehe dann aber unter Begründungs- und Plausibilitätszwang.)


    Fazit: Die Aufgabe - nicht nur im Zusammenhang mit Schule - von Eltern ist es, ihren Kindern ein liebevolles, sicheres Zuhause zu bieten. Sie anzunehmen in ihrer Persönlichkeit und ihren Fähigkeiten, wie sie sind. Aufmerksam hinzusehen, wie es ihnen geht, auch in der Schule. Sich auf dem Laufenden zu halten, was da abgeht und was erwartet wird und wie es dem Kind damit geht. Das Kind muss wissen, dass es sich mit allen an die Eltern wenden kann, sei es, den Frust loszulassen, sei es, um Hilfe zu bitten, sei es, die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Schule klarzukriegen.
    Wenn nun Eltern Partei ergreifen, dann kann das nur die des Kindes sein. Oder eine neutrale, begründete Über-Sicht, zukunftsbezogen, dann aber bitte realistisch und nicht pauschal (also nicht: Wenn du kein Abi machst, wird nix aus dir.). Wenn Eltern grundsätzlich, vorauseilend und unhinterfragt die Partei der Schule ergreifen, stellen sie sich gegen ihr Kind. Das ist Verrat.


    Beispiel (Schnupp): Kind kommt heim und motzt über Lehrer, der viel zu schweren Unterricht macht und rumbrüllt und überhaupt ungerecht ist und es auf dem Kiecker hat. So. Natürlich ist das eine subjektive Sicht und vermutlich ist der Lehrer auch nur ein Mensch und an irgendeiner Stelle hat die Kommunikation heute und schon öfter nur mächig gehakt. Das zu sagen hilft dem Kind aber nix. Lass es schimpfen und versuche herauszufinden: Kommt es damit zurecht? Ist das ein manifestes Problem? Möchte es meine Hilfe? Welche? Reicht es, dass es schimpfen kann und ich es mal in den Arm nehme und ihm verbal oder nonverbal versichere, dass ich helfe, sobald es das möchte? Vermutlich.


    Beispiel (Schnüppchen): Kind bekommt oft einen Haken, manchmal ein Sternchen unter die Hausaufgaben, erzählt aber, dass andere Kinder regelmäßig Doppelsternchen bekommen. Warum bekommen die Doppelsternchen? Weil die ihre Hausaufgaben immer mit ihren Eltern machen. Die Eltern die Hausaufgaben machen. Mein Kind aber macht seine Hausaufgaben völlig alleine, in der OGS oder in meiner Abwesenheit zu Hause. Frage also Kind: Macht dir das was aus mit den Doppelsternchen der anderen? Kind denkt nach und antwortet: Nö. Ich kann das alles alleine. Das weiß meine Lehrerin, dass ich das alleine mache. Ich versuche, möglichst immer ein Sternchen zu kriegen, das reicht mir. (Tenor: "Ich bin zufrieden und ich weiß, du hilfst mir, wenn ich das mal nicht mehr alleine schaffe.") - Hinzuzusetzen wäre: Was lernt mein Kind, wenn ich die Hausaufgaben mache? Und ich selber hab schon Abi, ich muss das nicht mehr...


    Dazu muss ich zwei Dinge erzählen: 1. Ich habe schon den Eindruck, dass Schnüppchens Lehrerin nicht allzu begeistert davon ist, dass ich nie (!) da bin, um mit Schnüppchen die Hausaufgaben wenigstens durchzusehen. Mein wohlstandsverwahrlostes Kind und so. Da schwingt viel unausgesprochener Vorwurf drin. Ich bin aber sicher, dass sie andererseits zu schätzen weiß, dass Schnüppchen diese z.T. notgedrungene Selbstständigkeit so souverän wuppt. Sodass das Ganze allenfals mein Problem ist, und ich bin schon groß.
    2. Schnüppchen erzählte einmal, dass er seine Hausafgaben vergessen hatte. Ich habe dann gefragt, was er gemacht hat. Er hat erzählt, dass er erst im Unterricht ein bisschen verzweifelt war, das war ihm total unangenehm, zumal er der einzige in der Klasse war an dem Tag ohne HA. Dann aber hat er seiner Lehrerin erklärt, schließlich mache er das alles allein und das könne mal passieren, sei schließlich das erste Mal. Und natürlich werde er das alles nacharbeiten.
    Mir hat er erzählt, dass er sich hinterher sehr zufrieden gefühlt hat, als sie dann sagte, ja das ist in Ordnung, Schnüppchen, zeig mir das einfach morgen. Er war zufrieden, dass er das Problem selber gelöst hat. (Und ich bin total stolz auf den kleinen Kerl, der da noch keine 7 Jahre alt war und aussieht wie 4 #love )



    Zusammenfassend: Lehrer sein ist die eine Rolle. Mutter sein die andere. Solange das zwei verschiedene Personen sind, ist alles gut.

  • Aoide, was du schreibst, finde ich interessant.
    Ich bin zwar nicht Lehrerin, kümmere mich aber auch nie um den Schulkram der Kinder (arbeite 100 %). Ich schaffe das einfach nicht. Das Äußerste ist, neben dem Kind auf dem Sofa zu sitzen, während es abends seine 20 min laut vorliest (die einzige Hausaufgabe, die sie zu Hause machen, beide gehen in eine Ganztagsschule). Da sitze ich aber und korrigiere nicht oder so. Rede auch von mir auch nicht mit dem Kind über das Gelesene.
    Wir wohnen allerdings in einer Gegend, in der glaube ich die wenigsten Eltern mit ihren Kindern die Hausaufgaben machen .... und die Kinder kommen auch klar, der Junge sehr gut, das Mädchen kann im Durchschnitt mitschwimmen. Ich kann also zufrieden sein, habe aber oft ein schlechtes Gewissen ... ich fördere die Kinder null, würde ich sagen. Heute hatten wir Besuch von meiner Schwägerin, da läuft es komplett anders ... naja.
    Hagendeel

  • Hagendeel, würdest du mitkriegen, wenn es irgendwo hat? Würden deine Kinder deine Hilfe einfordern? Könntest du dich dann kümmern? Wenn ja, ist alles okay. Wenn nein - alleinlassen und nicht kümmern hab ich nicht gemeint. Sondern selbstständig werden lassen und nur Backup sein.

  • Hallo Aoide,
    ja, das würde ich wohl mitkriegen, weil die jeweiligen Lehrer/innen sich dann melden würden. Um Hilfe fragen: Bin ich mir nicht so sicher - bisher traten noch nie so große Lernprobleme auf, dass sie das hätten tun müssen (der Ältere hat überall Einsen und Zweien - die Kleine ist in der kognitiven Entwicklung eher ein bisschen zurück, hat alles "Kognitive" (Farben, Buchstaben, zahlen usw.) wirklich sehr spät gelernt, ist aber gerade erst in die 2. Klasse gekommen und kann da noch gut im Durchschnitt mitschwimmen (hat noch keine Zensuren bekommen; zu Beginn der 2. Kl. wird ja aber generell noch nicht so viel verlangt, finde ich). Trotzdem, wenn ich mir das Engagement vieler Freundinnen von mir für die Hausaufgaben ihrer Kinder ansehe, da ist bei mir schon ein sehr deutlicher Unterschied.
    Hagendeel

  • Ja, und genau das halte ich für den Beginn einer lebenslangen Feindschaft...


    Eltern sind Eltern und Lehrer sind Lehrer. Andere Rolle. Hab ich schon gefühlte 1000000 Mal ausgeführt. Aber bevor ich mich aufreg, bin ich wieder weg.


    Hmmm, mein Kind wurde gerade eingeschult, und am Elternabend wurden wir explizit darauf hingewiesen, NICHT zu korrigieren (um den Spaß am Schreiben lernen nicht zu verderben).
    Ich wusste schon, dass das hier an der Schule so läuft.


    Da bin ich als Mama eher umgekehrt... ich muss mich jetzt auf meine Finger setzen bzw. mir den Mund zu halten, damit ich NICHT korrigiere, weil die Schule es so will...


    (bin mir noch nicht sicher, ob der Ansatz der Schule mich überzeugt... ich schau mir das jetzt mal eine Weile lang an, und ggf. korrigiere ich dann doch.
    Ich denke mir halt so: Die mit mir in der Grundschule waren - und damals wurde korrigiert - die können heute alle Rechtschreibung. Ohne Anlaut-Tabelle, und nur durch kontinuierliches Üben... Egal welcher Schulabschluss, aber durch die Bank weg können alle von ihnen Rechtschreibung. Vom Hauptschulabschluss bis hin zur Frau Doktor oder zur Frau Dipl. Ing.
    Wenn ich mir meine Jugendlichen auf Arbeit so anschaue - oder auch meine jüngeren KollegInnen... - da ist die Rechtschreibung durchweg ziemlich grauenhaft, trotz Anlaut-Tabelle... und auch die Frau mit dem M.A. im Titel kann keine Rechtschreibung)
    #angst

  • Hier war nicht korrigieren auch ein drama. wenn meine tochter hunt schrieb und irgendwann irgendwo hund las, war sie stinkesauer, weil ich sie nicht darauf hingewiesen habe. sie war wütend, weil ich nicht richtig hingeschaut hätte oder absichtlich wolle, dass sie schlechte hausaufgaben abliefert...


    Also hab ich beschlossen, dass ich zuhause nicht das konzept umsetze, dass nicht zu meiner tochter passte. das problem hat sich durch gute binnendifferenzierung im unterricht zum glück schnell gegeben.


    sorry für die kleinschreibung, handy...

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Ach Aoide, mal wieder ein toller Beitrag. Das klingt super. Ich habe zwar mehr Zeit, halte mich aber trotzdem weitgehend raus und habe noch nie die Hilfslehrer-Rolle übernommen. Ich bin bei den HA dabei, helfe aber nur nach Nachfrage und die ist eher selten. Würde ich merken, dass es irgendwo hakt, würde ich mir lieber externe Unterstützung holen, weil ich fürchte, dass ich viel zu ungeduldig wäre.

  • Mir hat mal eine Lehrerin gesagt, dass die Schreibrichtung (?) von Anfang an stimmen sollte. Also welcher Strich zuerst, ob von oben nach unten oder umgekehrt usw. Aber dann müsste man doch korrigieren? Oder geht es da nur um das richtige Vormachen?
    (Oder stimmt es überhaupt nicht? ...)

    wenn in der ersten klasse jeder buchstabe eingeführt wird, dann kann man sich auf den standpunkt atellen, dass die "korrekte" schreibweise sinn macht und wichtig ist - weil es dann ein effizienten schreibfluss sicherstellt.


    muss man aber nicht.


    als mutter habe ich sowas angemerkt, aber nicht auf verbesserung bestanden.


    etwas ganz anderes ist es aber, wenn kinder im vorschulalter sich die buchstaben selber beibringen. da ist buchstaben verdrehen vollkommen normal und entspricht dem kognitiven verständnis.
    " eine tasse bleibt eine tasse. - egal in welche richtung der henkel zeigt".


    dass das bei buchstaben nicht gilt, lernen sie dann in der schule und da würde ich mich als mutter im vorwege nicht reinhängen wollen, den druck muss man nicht aufbauen.


    ich kannte mal ein mädchen, dass seinen langen name christiane komplett spiegelverkehrt geschrieben hat. in der vorschule - die lejrerin hat nichts korigiert. weil das in dem alter völlig normal ist.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • :| #confused 8) An dem Thema "korrigieren oder nicht" scheiden sich die Geister, auch in der Fachwelt. Gab es da nicht letztens Artikel in der SZ und eine Titelstory beim Spiegel?



    Ich sehe auch, dass von meinen Schülern und Studenten die Rechtschreibung oft katastrophal ist (daß zb Maschine nicht mit ie geschrieben wird, könnte ich direkt an die Wand beamen und immernoch laufend korrigieren), ob die Ursache nun (einzig oder überhaupt) in der Methode des Schreibenlernens, oder aber an den Einflüssen der modernen Mediennutzung (vermehrtes chatten, wenig Bücher lesen, wenig richtige Filme schauen, wenn gelesen wird, dann oftmals Blogs/Foren, in denen häufig auf Rechtschreibung und Grammatik kein übermàßiger Wert gelegt wird und wenn geschaut wird, dann häufig eher realityshows, in denen grammatikalisch korrekte Satzstellungen ebenfalls nicht gehäuft auftreten.


    Das macht enorm viel aus, als ich noch Zeit hatte, viel zu lesen (damals, vor den Kindern )waren bei mir Rechtschreibung und Grammatik deutlich besser.


    Vom Gefühl her scheint es mir möglich, dass die "guten" bzw. sprachbegabten Kinder mit der Lernmethode, die gerade en vogue ist (denn es sind ja hier auch immer Moden), nämlich dem Nicht-Korrigieren gut klarkommen und dass es manchem Kind, das sich sonst vllt leicht entmutigen ließe, die Freude am Schreiben erhält, nicht laufend korrigiert zu werden. Ich denke aber auch, dass gerade schwache Kinder sich damit schwer tun, bei denen klappt die Adaption der korrekten Rechtschreibung nicht einfach so nebenher und für die (zumindest sicher) ist es auf jeden Fall schwierig, wenn sich hinterher herausstellt, dass all das mühsam Erlernte plötzlich so nicht richtig ist und sie das Gespeicherte ersetzen müssen.


    Wie gesagt, es sind immer Moden in der Pädagogik, häufig mit (oft überschießenden) Gegenbewegungen, nach dem stupiden Auswendiglernen mit ständiger Fehlerkorrektur folgt nun die völlige Schreibfreiheit. Für mich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.


    Ich denke aber auch, dass es auf die Art der Korrektur ankommt. Wenn vermittelt wird "ist ja nett, was du da versucht hast, aber so taugt das nix und eigentlich macht man das alles ganz anders"ist das natürlich nicht förderlich.


    Ich bin da bei meiner Großen etwas hin- und hergerissen gewesen. Ich freue mich über alles Geschriebene, sie sieht, dass die Botschaft ankommt. Wenn sie fragt, dann korrigiere ich selbstverständlich, wenn sie es mit mir nochmal ordentlich schreiben mag, dann lesen wir die Wörter oft so, dass es deutlich wird, dann bemerkt sie Fehler oft von selbst. Manchmal frage ich sie: kannst du hören, ob es kata oder kater heisst?" Manchmal frage ich, ob sie einen Trick wissen mag und erkläre dann die Besonderheiten, wie "wenn du willst, dass das i ganz lang klingt, dann kommt noch ein e hinterher" usw. Das ist bei uns schon eine Art Ratespiel geworden und macht ihr sogar Spaß. Sie sieht es als Herausforderung und Hilfe, nicht als Zurechtweisung, das ist wichtig. Und ich handhabe das deswegen mit dem Schreiben wie mit allen anderen Dingen, die sie machen und lernen auch, ich freue mich über ihre Leistungen, ich helfe ihr immer, wenn sie es verlangt, ich gebe Tips bzw. versuche, sie etwas herauszufordern / zum Selbstherausfinden anzuregen. Wenn sie zb handwerklich etwas machen würde oder einen Sport lernen würde, dann bekäme sie ja auch Hinweise/ Anleitungen, wie genau sie etwas tun muss und gleichzeitig ließe man die Kinder es einfach selbst ausprobieren.


    Was die Hausaufgaben angeht, so schließe ich mich vollumfänglich Aoide an. Auch wenn es hier im schönen Bayernland üblich zu sein scheint, dass Eltern einen Halbtagsjob als Hilfslehrer ausüben und auf vielen Elternabenden den Erstklasseltern gesagt wurde, dass sie keinesfalls nachmittags arbeiten könnten, da das Kind das Lernpensum daheim ohne ihren vollen Einsatz nicht schaffen werde : Ich mach da nicht mit!


    Hausaufgaben gehören bei uns zum Verantwortungsbereich des Kindes, wenn es sie alleine generell nicht schafft, so ist das ein Fall für die Lehrerin, die schauen muss, was genau da im Argen liegt. Selbstverständlich bin ich da, wenn mein Kind Fragen hat, ich schaue mir bewundernd an, was es gemacht hat, ich interessiere mich für die Inhalte und Leistungen, aber ich käme niemals auf die Idee, die Hausaufgaben für mein Kind zu machen, das erscheint mir ziemlich sinnlos?


    Ps : Sorry, am handy beim Stillen getippt

    "Es ist nur ein Phase, es geht vorbei, es ist nur eine Phase..." :)

    Einmal editiert, zuletzt von Kunderella ()

  • Aoife: #top Danke für deine Ausführungen. Bin da ganz bei dir! Auch wenn ich das zugegeben selbst noch etwas üben muss - gerade das mit dem "nicht für die Lehrerin, sondern fürs eigene Kind Partei ergreifen". Meine Tochter geht erst seit gerade mal zwei Wochen zur Schule - das ist für uns beide noch ein Lernprozess. Aber gerade solche Threads wie dieser hier und insbesondere dein Post, aoide, empfinde ich in dieser Phase als besonders lehrreich und hilfreich. Danke dafür! #blume

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Noch mal was zum Korrigieren: Ich fand den Ansatz hier an der Schule, dass Rechtschreibung erst im 2. Schuljahr gelehrt wird, sehr gut. Ich muss da immer wieder diesen schönen alten Satz zitieren: Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht! Ich denke, in das ständige Verbessern unserer Kinder mischt sich auch ein bisschen Ungeduld mit rein. Es reicht nicht, dass unsere Kinder ÜBERHAUPT erst mal lesen und schreiben lernen, nein sie müssen es auch gleich noch mit der korrekten Rechtschreibung und bitte in Schönschrift lernen. Von Anfang an. Das ist in meinen Augen too much! Und ja, es ist demotivierend, wenn die Erwartungen der Erwachsenen die Leistungsmöglichkeit und Leistungsbereitschaft der Kinder übersteigt.


    Natürlich muss man dabei den individuellen Blick aufs Kind bewahren. Es gibt Kinder, die MÖCHTEN gerne korrigiert werden, die fragen von sich aus ob es so richtig ist, wollen das Wort vorgeschrieben haben, beschweren sich, wenn sie hinterher herausfinden, dass die Eltern es ihnen nicht richtig gezeigt haben. Wenn dieser Antrieb vom KIND kommt, muss und darf man es natürlich nicht bremsen. Aber wenn ich die ersten Schreibversuche meines Kindes gleich verbessere und jedes mal mit einem "Ja aber" kommentiere, dann merke ich doch, wie mein Kind darauf reagiert, ob es sich wehrt, beleidigt ist, den Stift hinschmeisst, keine Lust mehr hat oder sich zurückzieht. DANN sollte ich tunlichst damit aufhören, mein Kind zu kritisieren, denn das wäre dann tatsächlich kontraproduktiv. Und ich glaube, dass letzte Vorgehensweise auf die MEISTEN Kinder zutrifft. Nicht auf alle, aber wenn ein Großteil besser lernt, indem er die einzelnen Fähigkeiten Schritt für Schritt nacheinander lernt, indem er mit den Lernanforderungen nicht gleich überfordert wird, indem er die Erfahrung macht, dass auch Fehler erlaubt und nicht so schlimm sind, dass die Welt nicht morgen schon untergeht und dass ich für meine Anstrengungen mehr gelobt als kritisiert werde, dann ist DAS die richtige Lernmethode für den Großteil unserer Schüler und hat sich deshalb auch an den meisten Schulen inzwischen durchgesetzt. Solche "Modeerscheinungen" kommen ja nicht von ungefähr, da haben etliche Pädagogen ihre jahrelangen Erfahrungen zusammen getragen und sich bemüht, mit neuen, besseren Lehrmethoden ihren Schülern gerecht zu werden. Auch wenn es sicherlich immer wieder Ausnahmen gibt und auch immer Ausnahmen geben wird.


    Mal ein anderes Beispiel: Meine Mutter ist (seit inzwischen über 30 Jahren) in zweiter Ehe mit einem Deutschlehrer verheiratet. Als sie ihn damals kennen gelernt hat, hat sie ihm irgendwann auch mal einen langen Liebesbrief geschrieben. Er hat darauf geantwortet - und ihren Brief korrigiert! Sie hat ihn trotzdem geheiratet. ;) Gut, die beiden sind erwachsen, die haben das mit Humor genommen (so war es ja auch gemeint), und ich glaube fast, wenn man sich in einen Deutschlehrer verliebt, dann muss man mit so was rechnen. Die meisten empfinden es aber doch als "dreist" oder "frech", dass mein Stiefvater den Liebesbrief meiner Mutter korrigiert hat. Und nun habt ihr ein 5- oder 6-jähriges Kind zuhause, dass "Ich hap dich lib, Mama" auf einen Zettel schreibt. Wie verletzend und kränkend wäre es, so einen Brief zu korrigieren? Nein, das macht man nicht. Egal ob "Hunt", "Farad" oder "Foaschbaise" (ein wunderbares Original von meiner Tochter): Setzt euch auf eure Finger und überlasst es den Lehrern in der Schule, euren Kindern die richtige Rechtschreibung beizubringen. Sie haben dafür in aller Regel mindesten 10 (!) Jahre Zeit!


    Was man als Eltern tun kann, um die richtige Schreibweise zu fördern: Lesen! Vorlesen, Vorlesen lassen, immer wieder neue tolle Bücher anschleppen, Kreuzworträtsel machen, später zusammen Scrabble spielen, darauf achten, was eure Kinder im Fernsehen anschauen, was sie am PC machen und - ganz wichtig - wie ihr in der Familie miteinander redet. Also das übliche: Einfach Vorbild sein! Und locker bleiben. ^^

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Manna,
    mein Mann ist auch Deutschlehrer, aber er hat nie meine Schriftstücke korrigiert. #freu
    Allerdings juckt es ihn mehr in den Fingern als mir, wenn die Zwillinge


    LIBA PAPA ICH KAN SCHN SCHRAIBN


    schreiben. Und an die "B" statt "Beeee"-Regel hält er sich auch nicht. Und die Kinder unterscheiden mühelos zwischen dem Laut und der Bezeichnung des Buchstaben. Ihre schwierigste Aufgabe bei diesem Schreiblernprozess wird nicht das Schreibenlernen an sich sein sondern das Handling des Deutschlehrers zuhause ;)

    Das B in Pegida steht für Bildung.