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  • Trin: Ich verstehe deine Argumentation und bin in großen Teilen bei Dir.
    Was mir jedoch Sorge bereitet: Wie fängt man (Szenario: Schulpflicht wäre abgeschafft) diejenigen Kinder und Jugendlichen auf, die keine Elternhäuser haben, die ihnen Erziehung und Bildung angedeihen lassen? Und was macht man mit den (Achtung: Schublade) 13-17jährigen Null-Bock-Kids und jetztigen Schulschwänzern, wenn jegliche Verpflichtung (und damit auch soziale Kontrolle des Staates) wegfallen würde?


    Ich habe die Frage bereits vor einigen Seiten gestellt, sie beschäftigt mich noch immer.

  • Nur zum Verständnis: Bei dir gibt es keine Zwänge in der Erziehung u. deine Kinder müssen nichts unangehmes machen?


    unterschreibe der einfachkeit halber bei trin. das kann man doch gar nicht vergleichen, schule und ab einnehmen!

  • Trin: Ich verstehe deine Argumentation und bin in großen Teilen bei Dir.
    Was mir jedoch Sorge bereitet: Wie fängt man (Szenario: Schulpflicht wäre abgeschafft) diejenigen Kinder und Jugendlichen auf, die keine Elternhäuser haben, die ihnen Erziehung und Bildung angedeihen lassen? Und was macht man mit den (Achtung: Schublade) 13-17jährigen Null-Bock-Kids und jetztigen Schulschwänzern, wenn jegliche Verpflichtung (und damit auch soziale Kontrolle des Staates) wegfallen würde?


    Ich habe die Frage bereits vor einigen Seiten gestellt, sie beschäftigt mich noch immer.


    Nicht böse gemeint, aber trotzdem eine Gegenfrage: Wie werden an Schulen die Jugendlichen aufgefangen, die aus solchen Verhältnissen kommen und durch schlechtes Verhalten, Agression, stören, schwänzen aufffallen oder durch eine Pflicht, die sie kaputt macht, schulmüde sind und ihre Zeit nur noch absitzen ?


    Es gibt tatsächlich Lehrer, die sich anfangs noch bemühen, diese Kids aufzufangen - nur welche Möglichkeiten haben sie denn konkret?


    Und dann kann es sein, daß man eine Hilfe gefunden hat, die wirklich greift, die schrittweise dem Jugendlichen und der Familie hilft, sich durch den Wust durchzuarbeiten, Perspektiven zu sehen und anzugehen... - und dann streichen dir die Verantwortlichen von heute auf morgen das Geld, weil das Ziel "Schüler wird so schnell wie möglich systempassend gemacht, damit der Fall abgehakt werden kann" nicht erreicht wird, weil dieser junge Mensch eben einen EIGENEN Weg braucht - und dann steht man als Eltern trotz Schulpflicht völlig alleine da mit all den Drohungen, die an der "Nichterfüllung" hängen.


    Interessanterweise ist es so, daß, wenn "schwierige" Jugendliche, die die wirklich Hilfe gebrauchen könnten, schwänzen, die Mühle der Institutionen oft nur sehr langsam ins Rollen kommt, sagt man dagegen offen, daß man gerne homeschoolen möchte, stehen sie sofort auf dem Tablett...



    Eine Begleitung von homeschooling würde ja nicht mit 12 aufhören, es müssten dann mit den einzelnen Jugendlichen Modalitäten festgelegt werden, die sicher stellen, daß sie das tun, was SIE möchten und nicht etwas, was ihnen auf Grund mangelnder Unterstützung übrig bleibt. Aber wie gesagt, da gibt es auch mit Schulpflicht viel zu viele...

  • wenn jegliche Verpflichtung (und damit auch soziale Kontrolle des Staates) wegfallen würde?


    die würde ja nicht wegfallen, es besteht ja nach wie vor eine fürsorgepflicht und in ö wird ja auch nachgesehen....die kinder würden nicht plötzlich a la "herr der fliegen" auf der straße sitzen....

  • Trin, wir werden einfach nicht auf einen Nenner kommen u. das find ich auch nicht schlimm. Ich würde wie ein paar andere eher am System bzw. den Angeboten ansetzen, als an der Abschaffung der Schulpflicht.
    ;)


  • unterschreibe der einfachkeit halber bei trin. das kann man doch gar nicht vergleichen, schule und ab einnehmen!


    Wenn man aber Schule als alltäglich u. zum Leben dazugehörig betrachtet, dann kann man das sehr wohl vergleichen! Und überhaupt: Vergleichen kann man alles miteinander!

  • Zitat

    Trin, wir werden einfach nicht auf einen Nenner kommen u. das find ich auch nicht schlimm. Ich würde wie ein paar andere eher am System bzw. den Angeboten ansetzen, als an der Abschaffung der Schulpflicht.


    Und die, für die das nicht genug ist, fallen eben durch und gehen kaputt.Macht nix, Hauptsache wir können sagen wir haben eine Schulpflicht...


    Ja, wir kommen wirklich nicht zusammen.


    Zum Vergleich: Es gibt Kinder, bei denen kann durch ein AB Leben gerettet werden. wenn mein Kind aber durch eine andere Thrapieform gesund bliebe/würde, auf AB aber hochallergisch reagiert, käme vermutlich keiner auf die Idee, ich sollte es ihm reinzwingen, auch wenn er dran kaputt geht, weil es ja so vielen anderen Kindern gut tut und zur Behandlung von XY eben dazugehört.

  • Und die, für die das nicht genug ist, fallen eben durch und gehen kaputt.Macht nix, Hauptsache wir können sagen wir haben eine Schulpflicht...


    Ja, wir kommen wirklich nicht zusammen.


    Trin, ich bitte dich - du versuchst mich aber auch nicht richtig zu lesen. Hab ich denn geschrieben, alles soll so bleiben u. nichts soll sich verbessern? #confused

  • Odette hat ja eigens diesen Thread gestartet, um hier ein Bewusstsein zu schaffen. Sicher unter anderem auf der Grundlage, dass bisher eben keine kritische Masse zusammengekommen ist, um politisch wirksam gegen die Schulpflicht zu agieren.
    Insofern unternimmt sie ja etwas. :)


    Trin, ich habe deine Überlegungen wirklich gelesen und ich sehe das Problem durchaus, wie gesagt, ich würde mir sehr wünschen, dass in solchen Fällen individuelle Lösungen gefunden werden (jenseits der stationären Einweisung) und auch innerhalb des Systems viel viel mehr getan wird. Dringend.
    Dass man dafür formal die Schulpflicht ganz abschaffen muss, glaube ich nicht, bin aber auch keine Juristin. Im Abschaffungsszenario eben die genannten Bedenken.


    Iverna: ich gehöre, um mal in deinem Beispiel zu bleiben, tatsächlich zu denjenigen Menschen, die mehr Mathematik gelernt haben als sie nach der Schule gebraucht haben. Trotzdem sehe ich so eine frühe Spezialisierung, wie du sie offenbar unterstützt, sehr kritisch.
    Aber klar, das kann an meiner humanistischen Indoktrinierung liegen. #pinch #weissnicht

  • Trin, ich bitte dich - du versuchst mich aber auch nicht richtig zu lesen. Hab ich denn geschrieben, alles soll so bleiben u. nichts soll sich verbessern? #confused

    Auch wenn das AB besser schmecken würde und Einzelbestandteile verträglicher würden - wäre mein Kind allergisch auf den Hauptbestandteil, würde ihm das nichts nützen.

  • Heidschnucke musste der letzte Satz sein? ;) Hast du dich mit dem schwedischen Schulsystem mal beschäftigt?



    Und wenn man sich nicht mit meinen Aussagen vorher beschäftigt: schwedisches Schulsystem, dann versteht man natürlich den Kontext höhere Mathematik nicht. Ich rede auch wirklich von höhrer, nicht von Grundlagen. Und komischerweise gehen viele Unis dazu über genau diese höhere Mathematik fachspezifisch nochmals anzubieten, weil dann vieles unnötige wegfällt und man sich auf das konzentriert was wichtig ist. ;) Bei der Menge an Wissen ist es schwierig alles zu vermitteln. Als Historiker kann ich mich auch darüber aufregen, dass viele historische Zusammenhänge nur unnötig an der Schule gelehrt werden, wobei das für viele Bereiche (Germanistik, Politik, Sozialkunde, Philosophie ect. pp) notwendig ist. Aber die Schule ist keine Universität, sie ist (jedenfalls bis Klasse 9) eine Grundlagen-Ausbildung, die einen Überblick verschaffen soll. Warum verlangt man immer, dass die Schule/das Gymnasium einen fertigen Studenten ausspuckt? O_o warum wird negiert, dass Kinder/Menschen unterschiedliche Interesses, Fähigkeiten und Intelligenzbereiche haben?


    Und genau da muss ich Trin zustimmen...


    Übrigens hängt vieles nicht nur am "System" sondern auch am "umsetzten". Die "privaten" Schulen setzen ja auch nur unser Schulsystem um, müssen sich an bestehenden Lehrplänen orientieren. In Städten merkt man sehr gut: Zentrumsnahe Schulen haben oft überfüllt Klasse, weiter am Rand werden die Klassen kleiner - die Unterrichtsbedingen sind oftmals besser (auch wieder Einzelfall spezifisch... )

    Wyrd bið ful aræd!


    Einmal editiert, zuletzt von Iverna ()

  • Talpa ich bin ja dran ;)
    Und ich finde es.sehr schoen welche argumente hier kommen denn daraus kann man doch gegenseitig einiges mitnehmen...


    Um nochmal zum schulzwang zurueckzukommen (und in d ist es eben nicht nur pflicht sondern zwang wegst der sanktionen die da folgen).


    Natuerlich betrifft es nicht alle menschen aber in erster linienwaren die argumente doch in die rixchtung das es eben viele.nicht betrifft weil sie das betreuungssystem brauchen um ihrer arbeit nachzugehen.
    das heisst eigentlich unrecht wird toleriert..

  • Aber odette, es wird doch erst Zwang bzw. Unrecht, wenn tatsächlich Sanktionen verhängt werden in Fällen, in denen dem Kind ein Schulbesuch nicht gut tut.
    Ich kenne persönlich nicht ein Kind, bei dem das der Fall ist #weissnicht (was natürlich nicht heißt, dass es die nicht gibt!).


    Und wie schon gesagt, bei jedem Einzelfall muss eine individuelle Lösung gefunden werden und zwar von Eltern, Pädagogen und Ärzten. Es ist einfacht total abstrakt, gegen etwas zu sein, für das es keine allgemeine Lösung und keinen Konsens gibt.

  • Zitat

    Warum verlangt man immer, dass die Schule/das Gymnasium einen fertigen Studenten ausspuckt? O_o warum wird negiert, dass Kinder/Menschen unterschiedliche Interesses, Fähigkeiten und Intelligenzbereiche haben?


    Das tu ich beides nicht.

  • Hmm freda es gibt viele familien in deutschland die quasi in einer paralell gesellschaft leben, die sich am gesetz vorbeimogeln muessen aus angst vor sanktionen.
    viele die ihre kinder als krank bezeichnen lassen muessen um halbwegs in ruhe gelassen zu werden..
    dwshalb ist ja eben nicht ok..
    Stell dir den fall umgekehrt vor.jedes kind muss!!! Zu hause lernen

  • das heisst eigentlich unrecht wird toleriert..


    Ja, aber das ist leider ganz oft der Fall. Man hat ja auch nur begrenzte Ressourcen, um sich für etwas einzusetzen, und da wählen die meisten natürlich Sachen, die sie selbst betreffen. Wenn nur wenige von etwas betroffen sind, dann ist es sehr schwer, sich durchzusetzen.


    Ich sehe die besten Chancen für die Abschaffung der Schulpflicht darin, dass die EU mal ein Machtwort spricht, so wie bei dem Sorgerecht für unverheiratete Väter.


    Zitat von Freda

    Und wie schon gesagt, bei jedem Einzelfall muss eine individuelle Lösung gefunden werden und zwar von Eltern, Pädagogen und Ärzten. Es ist einfacht total abstrakt, gegen etwas zu sein, für das es keine allgemeine Lösung und keinen Konsens gibt.


    Die allgemeine Lösung wäre für mich die Bildungspflicht.

  • Ich fühle mich von Trins Kritik auch angesprochen und nein, ich finde es nicht egal, dass Kinder in diesem System der Schulpflicht kaputt gehen.
    Und ich würde mir da Alternativen wünschen, aber ich habe keine Idee, wie das in Gesetzeskontext zu bringen ist.
    Das ist bei so vielen Dingen so, die einen großen Personenkreis betreffen:


    Ich finde sehr sehr vieles an unserem Staat schlecht. Ich finde das System der 4-5 Jährigen Legislaturperiode schlecht und nach welchen Kriterien Parteien gewählt werden.
    Aber: Ich weiss kein System, welches diese Probleme wirklich aufhebt.


    Ich rege mich oft über Richterentscheidungen auf- aber ich finde die Unabhängigkeit der Richter wichtig!


    Ich störe mich an Extremisten. Aber die Meinungs- und Religionsfreiheit ist wichtig!

  • @odette: Dann definiere mal "viele". Also ich bilde mir ein, doch eine Menge Familien mit schulpflichten Kindern zu kennen (zugegebenermaßen v.a. im Grundschulbereich). Und wie gesagt, ich kenne nicht eine einzige Familie, die sich mit dem Gedanken trägt, das Kind nicht in die Schule zu schicken. Hier gibt es allerdings auch eine breite Landschaft alternativer Schulkonzepte. Vielleicht ist das auch ein Grund.


    Und ich schrieb ja schon öfter, dass ich es sehr schade finde, dass es in vielen Fällen nicht möglich ist, gemeinsam mit Eltern, Lehrern und Ärzten eine annehmbare Schullösung für die betroffenen Kinder zu finden. Das sollte das Ziel sein, ohne die Kinder zu pathologisieren oder sich verstecken zu müssen. Sondern im Gegenteil, indem man zusammen an einem Strang zieht im Interesse der Kinder. Das kann auch eine pädagogisch begleitete Fernlern- oder zeitweise Heimbeschulung sein.


    Und der Fall "alle müssen zu Hause lernen" ist einfach nicht vergleichbar, weil der bedeuten würde, dass ganz viele Kinder gar nicht lernen könnten, weil die Eltern sich nicht darum kümmern könnten. Das ist in unserer arbeitsteiligen Gesellschaft nun mal so.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Das tu ich beides nicht.


    Das Abi oder die Matura sind, per Definition, die Zulassung zur Universität.
    Nun ist niemand gezwungen, das Abi zu machen, bzw seine Kinder aufs Gymnasium zu geben und gerade unsere Länder bieten eine erstaunliche Vielfalt an anderen Abschlüssen und Wegen, die den unterschiedlichen Talenten Rechnung trägt.


    Aber warum in aller Welt die "Hochschulreife" nun ausgerechnet das nicht mehr bedeuten soll, erschliesst sich mir nicht...


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich fühle mich von Trins Kritik auch angesprochen und nein, ich finde es nicht egal, dass Kinder in diesem System der Schulpflicht kaputt gehen.
    Und ich würde mir da Alternativen wünschen, aber ich habe keine Idee, wie das in Gesetzeskontext zu bringen ist.


    In fast allen europäischen Ländern gibt es eine Bildungspflicht statt einer Schulpflicht. Das empfinde ich als einen angemessenen Gesetzeskontext.


    Ich finde sehr sehr vieles an unserem Staat schlecht. Ich finde das System der 4-5 Jährigen Legislaturperiode schlecht und nach welchen Kriterien Parteien gewählt werden.


    Wenn wir gerade bei Wahlen sind: Stell dir vor, es gäbe eine Wahlpflicht, weil zu einer demokratischen Gesellschaft nun mal das Wählen gehört. Fändest du es dann auch in Ordnung, wenn die Polizei dein (fiktives) wahlunwilliges 18-jähriges Kind zum Wählen abholt?


    Ich rege mich oft über Richterentscheidungen auf- aber ich finde die Unabhängigkeit der Richter wichtig!


    Ich störe mich an Extremisten. Aber die Meinungs- und Religionsfreiheit ist wichtig!


    Bei diesen Beispielen geht es um Freiheit und Unabhängigkeit und nicht um einen Zwang, der einen großen Teil des Leben eines Kindes bestimmt.