Mal wieder wir.
Hier gibt es immer wieder Phasen, wo der kleine Dechserich sehr schlecht schläft. Manchmal zusammen mit dem Zahnen, immer zusammen mit Entwicklung in der Kommunikation.
Früher war er dann nachts halt zwischen einer und drei Stunden wach und wollte spielen.
Oder er hat sehr schlecht geschlafen, und ist häufig aufgewacht und wollte getragen werden zum Wiedereinschlafen.
Seit einem halben Jahr geht es im Schnitt alle acht Wochen für zwei Wochen so:
Jede zweite Nacht (ja, diese auffällige Regelmäßigkeit gibt es tatsächlich genau so während eines großteils der Phase) wacht Dechslein schreiend, weinend wie in größter Not auf, und ist durch nichts zu beruhigen. außer: Aufstehen und Spielen.
Ich dachte zuerst an Nachtschreck, aber er reagiert auf Ansprache. Mag zwar nicht angefasst werden, aber lässt sich ins Wohnzimmer tragen, wenn man ihm sagt, dass wir aufstehen.
Auch Licht anzumachen hilft, wobei es im Schlafzimmer sowieso recht hell ist, dank 25-Watt-Birne im Flur und Milchglastür.
Das ist nicht so optimal, weil ich glaube dass er manchmal dann denkt, draußen wäre action.
Aber Nachtlicht im Schlafzimmer macht ihn immer sofort hellwach wenn er es zwischen den Schlafphasen sieht, und dann will er damit spielen.
Und es wird gefühlt immer schlimmer: Inzwischen steigert sich das kreischen und weinen wenn man versucht ihn auf dem Arm zu trösten zu Lauten bei denen ich vermutlich die Polizei informieren würde, wenn ich das als Nachbarn hörte. Zumindest klingt es aber als sei Kind schwer gestürzt. Setzt man ihn wieder ins Bett ist es auch nicht recht, also einfach dabeibleiben ändert nichts, Ansprache und Berührung geht gar nicht, nur wenn man sagt "Willst du aufstehen?" oder "Komm, wir stehen auf."
Und ich werde langsam echt pampig. Seine Lautäußerungen signalisieren große Not, aber es fällt mir schwer zu sehen, wo denn da bitte die große Not ist, lieber aufstehen und spielen zu wollen. Zumindest wo da die größere Not ist, als dass ich wieder mal dauerhaft zu wenig Schlaf kriege und sich meie Schmerzen davon nicht unwesentlich verschlimmern.
Ich gehe gesundheitlich im Winter ja eh immer auf dem Zahnfleisch, und unser Aufstehen nach so einer Nacht ist - wenn er nicht ausnahmsweise dann morgens länger schlafen will, ist aber eher selten - inzwischen stets von einem sehr pampigen Tobnfall meinerseits geprägt.
ER hat nach so einer Nacht strahlende Laune. Bessere als den Nächten wo er ruhig und gut schläft.
Und ich pflaume ihn an, dass er nicht erwarten kann, dass ich nach so einer Nacht noch groß Lust habe seine allmorgendlichen Faxen mitzumachen, wie ihn hier und da und dort hochzuheben, damit er selbst den Lichtschalter betätigen kann. Eigentlich will ich nicht mal angesprochen werden, EIGENTLICH will ich liegenbleiben und wenigstens in Ruhe meine Körperübungen machen, damit ich nicht ganz so schlimme Schmerzen habe. Kann ich knicken.
Mein Nervenkostüm ist leider nach solchen Nächten auch so dünn, dass ich Quängeln im Laufstall nicht einfach ignorieren und meine Übungen durchziehen kann: bei denen muss ich entspannt sein. Ich hole sie dann nach dem Frühstück nach, wenn meine Mutter ihn mir abnehmen kann, das ist besser als nichts.
Ich würde ihn mit nächtlichem Tranhirn manchmal gerne ordentlich über's Knie legen und denke oft, wie unverschämt und rücksichtslos sein Verhalten ist.
Sich "so aufzuführen" weil er "lieber spielen" möchte. Meine Großeltern hätten mir schön was erzählt, wenn ich mir das erlaubt hätte!
Ihr kennt das vermutlich so oder so ähnlich.
Es nutzt übrigens auch nichts, ihn im Schlafzimmer spielen zu lassen, und mich im Wohnzimmer hinlegen klappt seltenst.
Nein, es muss alles genau so sein, wie der kleine Herr das bitte möchte.
Mein Umfeld macht es nicht besser: Jaja, wenn die erst mal raus haben welche Knöpfe sie bei der Mama drücken müssen, dass sorgen die schon dafür dass du machst was sie wollen.
JA. Genau so fühlt es sich grade an.
Mein Bauch (meine Ohren) sagt aber, dass er leidet. Aber er wird tatsächlich immer spezifischer in seinen Forderungen, und denen nach dem nächtlichen Aufstehen dann nicht zu folgen löst neues, verzweifeltes Weinen aus.
Dem gebe ich dann aber nur nach wenn ich kann, es lässt sich auch leichter beruhigen, weil er durch Spielsachen zB ablenkbar ist.
Oft pampe ich dann aber auch schon: Kannst du knicken, ich will pennen und nicht für dich den Unterhalter spielen.
Ich nehme seine nächtlichen Episoden inzwischen persönlich, glaube ich.
Unterm Strich bleibt das ungute Gefühl, dass grade wieder jeder leidet, und dass Dechslein es sehr gut versteht seine Not am größten zu machen. Bzw. weint er einfach so extrem, dass ich nicht sagen kann: Nö, jetzt ist Schlafenszeit.
Von einer Frau die mir eigentlich für ihren bedürfnisorientierten Umgang mit Kindern bekannt ist wurde mir sogar schon Ferbern empfohlen. Das sei genau für Situationen wie unsere gemacht, wenn nichts mehr geht und man verzweifelt ist.
Schmerzen habe ich durch Schmerzmittelgabe ausgeschlossen, die ändert nichts.
Mittagsschlaf haben wir vor einigen Wochen erst reduziert, kann mir nicht vorstellen, dass er zuviel schläft.
Ich hab's auch mit Geschichtenerzählen versucht, mit im Bett bleiben und es aussitzen (irgendwann kriegt er keine Luft mehr weil er sich so reinsteigert), mit Spielsachen rüberholen.
Besuch bei der Osteopathin wäre wohl mal wieder fällig, aber da lässt er sich jedes Mal weniger gern behandeln.
Gedanken?
Ideen?