indien

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
    • Offizieller Beitrag

    Syrien betrauere ich auch als potentielles Reiseziel. Es ist so schrecklich, was mit diesem Land passiert.



    Seerose, Streit um das Thema Reisen liegt mir auch sehr fern! Und hätten wir genügend Zeit zur Verfügung, würde ich durchaus auch mal Indien in Betracht ziehen, auch mit Kindern. Aber wir sind als Familie reiseerprobt, meine Kinder kennen den Anblick von Bettlern und Obdachlosen, sie sind es gewohnt, von wildfremden Menschen abgeknutscht zu werden, weil sie so blond sind...


    Verstehe ich Dich richtig, und Du bist noch nie mit Kleinkind geflogen? Ich schwöre Dir, das sind Welten! Für mich allein, 7 Stunden Flug? Easy, ich wäre völlig ungestresst am Ziel. Zwei Kinder einzuchecken, am Heimatflughafen (dessen Sprache sie verstehen und ich nicht in Ohnmacht falle, wenn sie einige Meter von mir weg sind, weil sie ja eben dem Sicherheitspersonal ihren Namen sagen könnten) durch Security und Boarding zu kriegen, im Flugzeug so zu bespassen, dass die Sitznachbarn nicht Amok laufen und am Zielflughafen das ganze nochmal, diesmal am liebsten mit Kindern an der Leine, weil die kein Wort verstehen würden, wenn sie verloren gingen.... Erholsam ist anders ;)
    Nicht unmöglich, sicher nicht - aber garantiert nicht etwas, das für Reiseanfänger ein reiner Spass ist.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Verstehe ich Dich richtig, und Du bist noch nie mit Kleinkind geflogen?


    Ich habe nie mehr Fernreisen gemacht, meinte ich.


    Mit meiner Tochter bin ich das erste Mal geflogen einige Wochen vor ihrem zweiten Geburtstag. Spontan von heut auf morgen nach Malta um ihren Papa zu überraschen, der dort einen Englischkurs machte. Aber Flug nach Malta ist eh einsteigen, aussteigen, fertig. :D



    Zitat

    Ich schwöre Dir, das sind Welten! Für mich allein, 7 Stunden Flug? Easy, ich wäre völlig ungestresst am Ziel. Zwei Kinder einzuchecken,


    Dieses Argument werde ich mangels zweitem Kind nie entkräften können.


    Ich habe nur ein Kind (leider, aber wenn man anfängt wenn andere aufhören, dann ist das halt leider so) und das ist hmmmm, das pflegeleichteste Kind überhaupt mit dem ich auch nach Australien hätte fliegen könne mit einem Jahr, mit drei Jahren, mit fünf Jahren..


    Wie soll ich es erklären, "meine Indienreisen mit Kind" waren sozusagen die Reisen die ich hier in Europa mit minimalstem finanziellen Aufwand gemacht habe. Als Beispiel: ich hab ja keinen Führerschein und wenn wir Zug fahren, dann müssen wir den allerallerbilligsten Zug nehmen den es gibt. Die allerallerbilligsten Züge, egal ob nun innerhalb Deutschlands oder innerhalb Europas, sind einfach die unbeliebtesten Züge. Also Züge die in München durchaus mal um 3.58h losfahren und dafür kann man dann für gute 20 Euro bis ans andere Ende Deutschlands fahren (mit Bahncard 25). Da wir nicht in München wohnen, haben wir uns schon mehrfach ein paar Stunden nachts dort um die Ohren geschlagen.


    Oder man muß umsteigen und hat dann zwischen Mitternacht und 2 Uhr morgens einen Aufenthalt in einer fremden Stadt.


    Gerade als meine Tochter so 2 oder 3 war, waren wir extrem viel unterwegs. Ich hatte mehr Geld als jetzt zur Verfügung, aber immer noch unglaublich wenig. Wir haben viele Menschen besucht, sind z. B. über Wochen in Schleswig-Holstein per Anhalter gefahren, haben in so Handwerkerunterkünften in einem 80cm Bett zu zweit geschlafen (im Winter ohne Heizung) und als meine Tochter 4 war, hab ich ihr einen Traum erfüllt, denn sie wollte die Stadt im Wasser sehen (Venedig). Wir hatten eine extrem billige Unterkunft bei einer netten Frau auf einer Insel, haben 2x im Coop eingekauft und so keinen Cent für Getränke und Essen ausgegeben. Gut, ich geb's zu, ich bin schwarz gefahren im Vaporetto.. #schäm Würd ich heute auch nicht mehr machen, da das einfach Stress pur für mich ist.


    Und ich geb es auch zu, daß andere Leute (Bekannte, Freunde, Verwandte) die Hände über den Kopf zusammengeschlagen haben. Gerade an der Küste hat meine Tochter mit 1 oder 2 Jahren auf Reisen ihren Mittagsschlaf eben auf einem Felsbrocken im Meer oder auf einer Parkbank gemacht. Das fand ich normal und finde ich immer noch normal, für uns halt. Wie oft mußte ich mir anhören "ein Kind braucht ein anständiges Bett, wenn es schläft" und vieles mehr. Wir haben noch mehr unübliche Dinge getan, aber das gehört nicht hierher in den Indienthread. Und würde wohl auch die eine oder andere hier provozieren.

    • Offizieller Beitrag

    Provozieren? (Naja, per Anhalter würde ich jetzt auch nicht mehr zwingend mit den Kindern reisen wollen) Aber nein, ich glaube, da schätzt Du einige - zumindest mich - etwas falsch ein.
    ICH kann auch so reisen, wir reisen meistens relativ unkompliziert, meine Kinder schlafen grundsätzlich dort, wo's halt Platz hat etc... Ich persönlich finde Zug deutlich unstressiger als Flug, aber das ist jetzt eher Geschmackssache.
    Aber ich hatte nunmal überhaupt nicht den Eindruck, das Casa der Mensch ist, die eine solche Reise von ganzem Herzen geniessen kann. "Fluglotsen streiken? Flug gecancelled? Okay, dann nehmen wir halt den Nachtzug..." - für diese Art Reisen sollte man schon einen gewissen Faible aufweisen...


    Wie soll ich es ausdrücken? Ich würde niemals jemandem Reiseunerprobten so eine Reise raten. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, als mein Schwager das erste Mal mit uns in Sizilien war (seine erste "echte" Auslandsreise): es war unglaublich anstrengend für ihn, diesen Kulturschock zu verdauen. Und er hatte jemanden dabei, der alles organisieren konnte, die Sprache halbwegs sprach, alle Wege kannte etc... Und, auch wenn Sizilien durchaus einen kleinen Exotikfaktor aufweist - es ist nicht im geringsten mit Indien und dem Kulturunterschied zu vergleichen.
    (Mein Schwager lebt übrigens ungefähr so, wie Casa ihren Wohnort beschreibt - da ist Catania beeindruckend...)


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Provozieren? (Naja, per Anhalter würde ich jetzt auch nicht mehr zwingend mit den Kindern reisen wollen) Aber nein, ich glaube, da schätzt Du einige - zumindest mich - etwas falsch ein.


    Ich glaub, ich schätz Dich schon richtig ein. :D


    Aber es gibt auch andere..


    Ich hab ja auch noch nichts geschrieben was provozieren würde. Aber meine jahrelange Forenerfahrung sagt mir..... ;)


    Ich bin in so einigen Dingen ein bißchen anders, aber das ist ja auch o. K.

    Zitat

    Aber ich hatte nunmal überhaupt nicht den Eindruck, das Casa der Mensch ist, die eine solche Reise von ganzem Herzen geniessen kann.


    Ja, die meisten von ihr geschilderten Dinge sprechen wohl dafür was Du oben schreibst.


    Ich wollte auch nur aufzeigen, daß es nicht so sein muß, denn nur über Postings finde ich, kann man einen Menschen nicht umfänglich beurteilen.


    Darüber hinaus finde ich das Thema Herzenswunsch so wichtig, daß ich denke, daß das fast immer Priorität haben sollte, was die Erfüllung angeht. Gerade heute, wo die meisten gar nicht mehr ihren Herzenswünschen nachgehen geschweige denn überhaupt welche haben.


    Viele meinen, Wünsche zu haben, die der Nachbar, die Werbung, die Gesellschaft in ihnen weckt.


    Wie schön, daß jemand noch einen Herzenswunsch hat, der da lautet "einmal nach Indien zu reisen". ;)


  • Doch, Seerose, mir geht es wirklich ganz genau so. Ich träume auch oft von Syrien. Von meiner Unterkunft in den super engen Gassen von Bab Tuma, dem täglichen Tee mit meiner Gastfamilie, von dem herausragenden Essen, das meine Gastmutter kochte. Überhaupt das Essen - ich habe nirgendwo sonst so gut gegessen (doch, in Jordanien). Dann der Trubel, die Via Recta hoch. Der Souq al-Hamidiyya, hinter der wunderschönen Umayyaden-Moschee. All die Gewürze. Überhaupt der Geruch, überall in den Straßen, ich habe ihn immer noch in der Nase. Und diese vielen, tollen, einzigartigen Menschen. So gastfreundlich, so herzlich. Ich vermisse es so sehr. ;(


    Einer meiner Söhne hat sich schon ganz früh in die Fotos von Syrien verliebt, immer wieder habe ich mit ihm meine Fotoalben durchgeguckt. Und damals habe ich ihm versprochen, mit ihm dorthin zu reisen, ihm Tadmur zu zeigen, die Markthallen von Aleppo, nach Ma'alula zu fahren, das Krak des Chevaliers zu besichtigen, in der Wüste zu nächtigen, ... Ich werde dieses Versprechen nie einlösen können.
    Syrien gibt es nicht mehr.


    (Ich war sogar im Frühjahr 2011 noch mal dort für einen Monat. Dann musste ich früher ausreisen, weil es mir zu bedrohlich wurde. Keine Woche später ist es dort eskaliert. Die Stimmung, die in diesem Monat in Syrien erlebt habe, verfolgt mich noch immer. Es war ein Aufbruch, ein Umbruch, Hoffnung und Angst. Und das ist daraus geworden... Es tut so weh.)


    PS: Ich liebe Rafik Schami und lese immer wieder seine Bücher. Er schafft es wirklich, all die Bilder, Gerüche, Gefühle wieder hervorzuholen in mir. Aber es ist auch immer ein schmerzhaftes Lesen mit vielen Tränen.

    • Offizieller Beitrag

    Fernweh und Sehnsucht nach einem Land kenn ich gut :)


    Ich bin früher fast jeden Winter mehrere Monate gereist, meistens durch Südostasien. Einmal noch mit meiner damals vierjährigen Tochter zwei Monate durch Vietnam. Das ging problemlos, aber sie war geimpft, ohne Impfungen würde ich das niemals machen. Allerdings muss einem klar sein, dass es dort einfach komplett anders ist als hier, also - richtig anders ;). Meine Tochter wurde permanent angefasst, ihre Haare waren wie ein Magnet :). Ich kenne Südostasien, daher war ich darauf vorbereitet, für meinen Ex-Mann waren die ersten Tage in Saigon der Horror. Es ist einfach alles voller Menschen, das kann man sich hier kaum vorstellen :)


    Und mit Indien ist Vietnam noch lange nicht zu vergleichen. Ich war einmal in Nepal, und einmal kurz in Indien. Das Land ist wunderwunderschön, die Eindrücke unvergleichlich. Aber ich würde nie mehr hinfliegen. Die Armut ist so massiv und allgegenwärtig, man kommt keine drei Meter und ein verwahrlostes, halb verhungertes Kind zieht einem am Ärmel und hält die Hand auf... Ich kann das nicht, da dann Urlaub machen. Und ich kann aber auch nicht alle mit nach Hause nehmen.
    Und wenn ich mir vorstelle, dass meine Kinder dabei wären - undenkbar.


    Und mich hat diese Form der Armut schier erschlagen, OBWOHL ich viele Jahre in Bangkok usw. unterwegs war.


    Deine Berlin-Beschreibung lässt mich auch sagen - ich glaube nicht, dass die Indienreise auch nur ansatzweise so wäre, wie du es dir erhoffst. Aber wenn du es machst, dann würde ich dir eher raten, es ohne Kinder zu machen. Außerdem braucht man für solche Länder mehr Zeit, allein mit Jetlag und bis man mal da ist, wo man hinwill, ist eine Woche rum wie nichts :)

  • Ja, Sandra. Genau das ist es bei mir auch. Ich kann nicht dort Urlaub machen, wo Menschen so leiden. In der Mongolei habe ich gearbeitet, das war anders. Trotzdem war es schlimm und ich bin mit ner Katze zurueckgekehrt. Damals war ich noch nicht Mutter und hatte noch mehr Distanz zu Kindern. Mag mir gar nicht vorstellen, wie es jetzt waere.


    Seerose, ich liebe Syrien auch, Rafik Schami hat mich das gelehrt. Ich war nur leider noch nie dort. Und jetzt werden ganze Generationen dort zerstoert. Es ist unbeschreiblich.


    Ich liebe Indien auch und ich glaube gern, dass es dort wundervoll bunt und lebendig sein kann. Aber eher fuer einen abenteuerlustigen Menschen, der auch mal ausblenden kann.
    Spaeter mache ich das auch noch mit Rajastan (das war ich).

  • *reinschleich*
    will nur kurz piep sagen. ich bin noch da und lese mit und freu mich über den austausch hier! .


    danke euch allen!


    ayala... rafik schami... #herzen


    seerose, "provokationen" gerne per PN an mich, ich lese dich begeistert!


    und an alle: ich brauch nicht viel. wir leben sehr einfach. reisen innerhalb deutschlands gestalten wir auch immer sehr günstig und manchmal chaotisch. z.b. im sommer ankunft in stralsund 22 uhr, abfahrt fähre nach hiddensee um 7 uhr, dazwischen spazierengehen mit kind im tragetuch und gelegentliches sitzen auf einer bank, frühstück auf hiddensee = 2 trockene brötchenund eine flasche mineralwasser, 2 wochen unterkunft in einer winzige kajüte auf einem sog. "hotelschiff" mit außenklo und ohne fließend wasser, waschen im meer, kochen am lagerfeuer...
    oder einmal jährlich bielefeld - freiburg mit dem wochenendtickett: 10 stunden fahrt in regionalzügen, 6 oder 7 mal umsteigen, wenn alles klappt, oft aber auch noch öfter und verlängerte wartezeiten auf umwegen... naja, bahn halt...


    ja, in berlin hab eich nach nicht mal 48 stunden geheult. und ich bin sicher, ich würde auch in indien heulen. ich will es wissen. ich will mich ja berühren lassen. oder schütteln. oder wie auch immer.
    mein mann würde mir zuliebe mitmachen. (er war als junger mann einmal auf kuba, das war damals sein herzensort.)
    daß ich das aber meinen kindern so nicht zumuten kann und möchte, das wird mir langsam klar.


    bitte erzählt trotzdem weiter, wenn ihr mögt. es ist so berührend zu lesen...


    herzlich,
    casa.

    Einmal editiert, zuletzt von casa ()

  • Da casa nicht dagegen zu haben scheint, schreib ich nochmal. Zu Syrien, nicht zu Indien..



    Doch, Seerose, mir geht es wirklich ganz genau so. Ich träume auch oft von Syrien. Von meiner Unterkunft in den super engen Gassen von Bab Tuma, dem täglichen Tee mit meiner Gastfamilie, von dem herausragenden Essen, das meine Gastmutter kochte. Überhaupt das Essen - ich habe nirgendwo sonst so gut gegessen (doch, in Jordanien). Dann der Trubel, die Via Recta hoch. Der Souq al-Hamidiyya, hinter der wunderschönen Umayyaden-Moschee. All die Gewürze. Überhaupt der Geruch, überall in den Straßen, ich habe ihn immer noch in der Nase. Und diese vielen, tollen, einzigartigen Menschen. So gastfreundlich, so herzlich. Ich vermisse es so sehr. ;(


    Ich werd sooooo sentimental wenn ich das lese. Ich hab bis jetzt meistens die Erinnerungen verdrängt, weil es einfach zu weh tut. Da wird ein ganzes Land dem Erdboden gleich gemacht und der Aufschrei, ja nun der Aufschrei hält sich in Grenzen. Ich denke immer die Menschen ahnen ja nicht was da alles kaputt gemacht wurde.


    Wobei man auch sagen muß, ich hab ja richtig alte Erinnerungen und auch die würden so nicht unbedingt wieder vorfindbar sein, hat doch die Zeit auch Syrien verändert, "moderner" gemacht, geprägt. Mein Syrien ist noch aus den 80er Jahren.. #schäm


    Dennoch sind die Erinnerungen noch so lebendig, war es doch eine sehr intensive Zeit die ich dort erlebt habe in einem sehr wichtigem Alter. Ich weiß rückwirkend gar nicht wie oft ich in Syrien war, meine längste Zeit waren wohl so 8 Monate.


    Wenn ich Deine Zeilen oben lese, bin ich sofort wieder dort. Ich kenne jeden Ort von dem Du berichtest.


    Wenn Du von Damaskus schreibst, denke ich sofort an Abu Shaker, den Cocktailmixer. Der war irgendwo Nähe Sham Palast. Wir sind dort jeden Mittag nach der Schule hin und haben uns dort statt Mittagessen Fruchsäfte reingezogen. Die besten Fruchtsäfte die ich jemals getrunken hat. Wenn wir dann doch irgendwie feste Nahrung brauchen, haben wir uns 3m weiter ein Falafel gekauft, ich glaub für umgerechnet 20 Pfennig oder so. Gewohnt hatte ich damals in Mezze.


    Und in Bab Tuma war ich so gerne. Da waren wunderschöne Studenten-WGs, wohnten ganz viele Architekturstudenten.


    Ma'lula, ich trau mich gar nicht zu googlen, ich ahne Schlimmstes.
    Das erste Bild, das ich habe, ist das, wo wir in der Dämmerung draußen auf einem Hausdach gesessen sind und bis tief in die Nacht gegessen haben, Musik wurde gespielt, es wurden traurigste Liebeslieder gesungen... In meiner Erinnerung hab ich noch nie soo viele Katzen gesehen wie dort. :D


    Und das Qalat al-Hosn haben sie wohl kaputt geschossen. ;(  
    Ach, ich war so gerne in Homs. Besonders Mittwoch.... :D
    Und ausgerechnet an einem Mittwoch bin ich dort mal im Gefängnis gelandet und nur weil ich kein Ausreisevisum von Syrien in meinem Paß hatte. Das werd ich auch nie vergessen. Ich hatte in Damaskus studiert und wollte mir in Beirut ein Wörterbuch kaufen (den Wehr, den es in D für 300 DM gab 8I ) und indonesische Diplomaten hatten mich mit ihrem Auto mitgenommen, über die Grenze, war ja denkbar unkompliziert. Außerdem war Krieg im Libanon und es ging es drunter und drüber. Nach Beirut bin ich nie gekommen, das brannte, aber stattdessen hab ich spontan einen einwöchige Reise im Libanon unternommen, mit einem guten Freund und keinem Reisegepäck, denn wir wollten ja am Abend wieder in Damaskus sein. Diese Reise werd ich nie, nie vergessen. Ich war in Chtoura als die Raketen über uns flogen und dann sind wir weiter nach Saida und Sur. Und auf dem Rückweg waren wir zwei Tage in Trablus (Tripoli) und ich hab das beste Kunafa bil-kischta gegessen. :D


    Und an der Grenze zu Homs haben sie uns dann Probleme gemacht, eben weil der Ausreisestempel fehlte. Wobei sie in Damakus noch behauptet hatten, ich bräuchte keinen Stempel, denn es sei ja eh "Großsyrien", Syria kubra, oh Mann. Ich glaub ich hab dann in der Nacht im Gefängnis nie so viel Arabisch gelernt wie je wieder in meinem Leben. Kein Mensch konnte dort irgendeine Sprache und von daher war es wirklich eine Herausforderung.


    Tadmor, da hab ich wenigstens keine Meldungen gehört.. Man ist ja schon froh, wenn man mal nichts hört über eventuelle Schäden.


    Oder baden gehen in Latakia und dann sind wir hoch gefahren nach Kasab. Ich kannte eine Menge armenischer Familien in Kasab und hab auch dort wunderschöne Tage verbracht. Auch hier trau ich mich nicht zu googlen was ihnen wohl geschehen ist.


    Oder unsere Ausflüge in die Weiße Wüste..



    Zitat

    (Ich war sogar im Frühjahr 2011 noch mal dort für einen Monat. Dann musste ich früher ausreisen, weil es mir zu bedrohlich wurde. Keine Woche später ist es dort eskaliert. Die Stimmung, die in diesem Monat in Syrien erlebt habe, verfolgt mich noch immer. Es war ein Aufbruch, ein Umbruch, Hoffnung und Angst. Und das ist daraus geworden... Es tut so weh.)


    Oh, das kann ich mir vorstellen.
    Ich bereue so, daß ich nicht mehr dort war.
    Und als dann meine Tocher mehr als ungeplant auf der Welt war hatte ich mich darauf gefreut ihr mal mein Syrien zu zeigen, sobald sie so viel wie möglich davon mitnehmen kann.


    Zitat

    PS: Ich liebe Rafik Schami


    Den hab ich desöfteren getroffen in den 80ern. Da hat er noch unentgeltlich in diversen Buchhandlungen Deutschlands gelesen und es war immer eine sehr schöne Stimmung. Dann wurder er bekannter und hat angefangen sehr viel Geld für seine Lesungen zu nehmen und die kleinen Buchhandlungen konnten es sich nicht mehr leisten ihn einzuladen.


    Ach, ich bin gerade schon wieder in Aleppo mit meinen Gedanken. Es war eine so unbeschwerte Zeit damals. Wir sind ganz oft in den Ingenieurs Club am Abend oder haben, wenn wir keine Lust auf Fasten hatten, im Ramadan im Café Saj gesessen beim Essen. Oder war das Al-Kuuch? Es ist so lange her. Es gab eine Zeit, da kannte ich in Aleppo jede Straßenecke. Ramadan war immer ein Erlebnis. Wenn dann am Morgen der Trommler durch die Straßén ging und die Leute nochmal geweckt hat, damit sie vor Sonnenaufgang noch etwas essen.


    So, jetzt bin ich endgültig sentimental.

  • seerose, "provokationen" gerne per PN an mich, ich lese dich begeistert!


    Ach, gar nichts Schlimmes. Es gibt halt unterschiedliche Ansichten darüber wie man mit Kindern umgeht und was man ihnen zumutet. Ich bin halt der Ansicht: "Geht's der Mutter gut, dann geht's auch dem Kind gut". Und somit hab ich halt in den ersten Baby- und Kleinkindjahren gemacht wonach mir gerade war. Und Baby/Kleinkind war immer dabei. Teilweise etwas unkonventionell, aber es ging ihm ja immer gut.


    Zitat

    und an alle: ich brauch nicht viel. wir leben sehr einfach. reisen innerhalb deutschlands gestalten wir auch immer sehr günstig und manchmal chaotisch. z.b. im sommer ankunft in stralsund 22 uhr, abfahrt fähre nach hiddensee um 7 uhr, dazwischen spazierengehen mit kind im tragetuch und gelegentliches sitzen auf einer bank, frühstück auf hiddensee = 2 trockene brötchenund eine flasche mineralwasser, 2 wochen unterkunft in einer winzige kajüte auf einem sog. "hotelschiff" mit außenklo und ohne fließend wasser, waschen im meer, kochen am lagerfeuer...
    oder einmal jährlich bielefeld - freiburg mit dem wochenendtickett: 10 stunden fahrt in regionalzügen, 6 oder 7 mal umsteigen, wenn alles klappt, oft aber auch noch öfter und verlängerte wartezeiten auf umwegen... naja, bahn halt...


    Dann weißt Du eh wovon ich rede. :D


    Zitat

    daß ich das aber meinen kindern so nicht zumuten kann und möchte, das wird mir langsam klar.


    Dann hat der Thread zumindest dazu geführt. Und war so gesehen doch sehr wertvoll.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin halt der Ansicht: "Geht's der Mutter gut, dann geht's auch dem Kind gut". Und somit hab ich halt in den ersten Baby- und Kleinkindjahren gemacht wonach mir gerade war. Und Baby/Kleinkind war immer dabei. Teilweise etwas unkonventionell, aber es ging ihm ja immer gut.

    So bin ich als Kind mitgereist, so reisen meine Kinder - das finde ich enorm wichtig.


    UNS Erwachsenen macht es Spass mit dem Nachtzug irgendwohin zu fahren, Frühstück zu improvisieren, Mittagspausen in einem kleinen Park zu verbringen, Zeltplätze zu Abenteuerspielplätzen werden zu lassen.... wir bleiben relativ gelassen, wenn wir wo stranden und improvisieren dann halt nochmal...
    Und ja, ich glaube auch, dass die entspannte Stimmung auch auf die Kinder übergeht.


    Casa: ich frage mich gerade, ob Woofen was für Euch wäre? Oder bei einer Hilfsorganisation mithelfen? Bei einem Verein, der Ferienfreizeiten für Kinder organisiert? Irgendwas in die Richtung - Deine Sehnsucht nach "berührt werden" würde ich ernst nehmen und versuchen, etwas zu finden, was mit Deinem jetzigen Leben vereinbar ist.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Den hab ich desöfteren getroffen in den 80ern. Da hat er noch unentgeltlich in diversen Buchhandlungen Deutschlands gelesen und es war immer eine sehr schöne Stimmung. Dann wurder er bekannter und hat angefangen sehr viel Geld für seine Lesungen zu nehmen und die kleinen Buchhandlungen konnten es sich nicht mehr leisten ihn einzuladen.


    Ich habe ihn einmal in den 90ern in einer Lesung erlebt. Auch eine Buchhandlung.
    Ich hatte im Anschluss noch eine Frage (nichts Kritisches), und er war irgendwie sehr abweisend. Im Gesamteindruck war mir der Mensch so unsympathisch, das es mir seine Geschichten - die ich eigentlich sehr mochte - ziemlich verleidet hat. Er kam unnahbar-arrogant rüber - jmd., der sein Programm professionell abspulte.

  • casa, ich würde die Zähne restaurieren lassen, weil mir das am wichtigsten wäre. Ich habe aber auch nicht dieses Fernweh.


    Mein Onkel ist inzwischen über 70 und meine Tante und er fahren jedes Jahr nach Indien, weil er dort forscht (er ist Emeritus für theoretische Physik). Ich glaube, sie fahren in der Regel nach Chandigarh? (Klick: Bilder) Sie finden es auch sehr beeindruckend und bleiben normalerweise länger am Stück. Ihre Kinder und ich glaube auch ihre Enkel waren aber auch schon kürzer da. Natürlich werden sie als Uni-Gäste sehr viel besser betreut als Alleinreisende.
    Wie sie das mit Impfungen gemacht haben, wäre mal eine interessante Frage, sie sind nämlich Anthroposophen.

  • Ohne auf die letzten Beiträge einzugehen: Meine ehemals weltenbummelden Schwiegereltern - 2001 sind sie mit dem Wohnmobil durch die Türkei und Syrien bis an die irakische Grenze gefahren, 2007 mit dem WoMo durch Marokko und die West-Sahara bis nach Mauretanien (!) und da überwintert, mehrmals als Backpacker durch Asien u.a. auch Indien, jetzt gesundheitlich nicht mehr für solche Aktionen in der Lage - sagen: Indien neverever mit (kleinen) Kindern, alles andere ist mit Kindern machbar (Vietnam, Thailand, Indonesien, Sri Lanka, Japan, Süd-Korea; Nahost und Nordafrika wären vor den ganzen Kriegen mit Kindern überhaupt kein Problem gewesen), aber niemals Indien mit Kindern. Zu laut, zu voll, zu krass. Meiner Schwiegermutter ist in Indien auch ein Baby "angeboten" worden, das geht ihr heute noch nach. ;(

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, daß jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt."


  • Oh Gott, Seerose, jetzt sitze ich hier mit Tränen in den Augen. Es ist, als erzähltest du meine Erinnerungen. Wie wunderbar - danke, dass du mir davon erzählst (ich habe sonst hier niemanden mehr, der Syrien so kannte und liebte wie ich).
    Ich war Anfang der 90er als Studentin viel dort (erst ohne und dann auch mal ein halbes Jahr mit Babysohn), dann noch einmal um die Jahrtausendwende herum, und dann eben noch ein letztes Mal im Frühjahr 2011. Das war schon spannend - es hatte sich einfach unheimlich viel verändert und doch war irgendwie alles beim Alten. Es war absolut wie nach Hause kommen. Einfach schön.


    Aber ja, es war einfach auch eine prägende, freie Zeit. Jung, idealistisch, aktivistisch. Wie oft saßen wir bei endlosen Gesprächen und nargileh bis tief in die Nacht, hüpften über die Dächer von Bab Tuma, tanzten durch die Straßen - es war alles so lebendig.


    Und die frischen Fruchtsäfte hatte ich ja komplett vergessen! Jeden Morgen auf dem Weg zum Bab Sharqi (dort war meine Busstation) habe ich mir einen geholt: burtuqal wa mawz. :) Das beste Frühstück ever. Und die Falafel... Oh Gott. Und Labnah. Ful. Mutabbal. Und nachts nach dem Feiern noch ein Za'atar-Brot auf die Hand, schön heiß.


    Aber sag mal, hast du denn eigentlich noch Freunde dort? Fast alle meine Lieben, mit denen ich nach wie vor Kontak und teils auch enge Freundschaften pflege, haben mittlerweile das Land verlassen...


    Ach, aber ich mag jetzt lieber in Erinnerungen schwelgen und lasse jetzt mal noch deine Erzählungen auf mich wirken - dann kommen auch die meinen wieder. Gerade habe ich sogar die Fotoalben wieder hervorgekramt...


    PS: Deine Gefängnis-Beirut-Story ist ja auch ein Knüller! Aber irgendwie so typisch für diese Region und Leute. (Und den Wehr habe ich mir tatsächlich auch in Beirut geholt.) :)

  • casa, vielleicht magst Du doch noch mal den Gedanken weiterdenken, ohne Kinder nach Indien zu reisen. Das scheint mir unter den geschilderten Umständen irgendwie das Sinnvollste - die Reise wird nicht auf "irgendwann" verschoben, aber auch nicht durch magen-darm-kranke und potentiell überforderte Kinder zum Totalausfall.


    Und zwei Personen kosten auch weniger als vier - da bliebe vielleicht sogar noch was für die Zahnsanierung übrig.





    Im Übrigen: man kann selbst sehr reisebegeistert sein und trotzdem völlig reiseunlustige Kinder bekommen.


  • Oh Gott, Seerose, jetzt sitze ich hier mit Tränen in den Augen. Es ist, als erzähltest du meine Erinnerungen. Wie wunderbar - danke, dass du mir davon erzählst (ich habe sonst hier niemanden mehr, der Syrien so kannte und liebte wie ich).


    #knuddel


    Zitat

    Ich war Anfang der 90er als Studentin viel dort (erst ohne und dann auch mal ein halbes Jahr mit Babysohn), dann noch einmal um die Jahrtausendwende herum, und dann eben noch ein letztes Mal im Frühjahr 2011. Das war schon spannend - es hatte sich einfach unheimlich viel verändert und doch war irgendwie alles beim Alten. Es war absolut wie nach Hause kommen. Einfach schön.


    Aber ja, es war einfach auch eine prägende, freie Zeit. Jung, idealistisch, aktivistisch. Wie oft saßen wir bei endlosen Gesprächen und nargileh bis tief in die Nacht, hüpften über die Dächer von Bab Tuma, tanzten durch die Straßen - es war alles so lebendig.


    Ja, das nach Hause kommen Gefühl, das hatte ich oft.
    Anfangs flog ich ja nie, sondern bin per Anhalter (organisierter Anhalter, also LKWs in München auf der Theresienwiese angesprochen, ob sie einen PKW geladen haben, dann "als Pass" mitgefahren und hab sogar noch Geld dafür bekommen, da man als LKW Fahrer nur einen Autostempel im Pass haben durfte, nicht zwei) gefahren oder mit dem Zug oder mit dem Bus. Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft ich über die Grenze Bab al-Hawa gefahren bin. Später bin ich dann in Damaskus am Flughafen gelandet, wurde abgeholt und hab mich sofort wieder zu Hause gefühlt in den winzigen Gassen Damaskus, wo selbst in der Nacht dann noch gefühlte 40C Grad herrschten und alles war sofort wie immer.


    Zitat

    Und die frischen Fruchtsäfte hatte ich ja komplett vergessen! Jeden Morgen auf dem Weg zum Bab Sharqi (dort war meine Busstation) habe ich mir einen geholt: burtuqal wa mawz. :) Das beste Frühstück ever. Und die Falafel... Oh Gott. Und Labnah. Ful. Mutabbal. Und nachts nach dem Feiern noch ein Za'atar-Brot auf die Hand, schön heiß.


    Ich heul auch gleich.. ;( Wie sagten die Syrer immer? Wir haben die schönsten und die dicksten Frauen der Welt, eben, wegen des besten Essen... :D Wobei ich persönlich jede Menge außerordentlich schlanker Frauen und Männer kannte. ;)


    Die einfachsten Dinge fand ich am leckersten. Genau das oben, was Du da aufzählst. Ein frisches Brot mit Zeyt wa Za'tar. Hach! Oder diese Käsewürfel, die jede syrische Familie in riesigen Glasbehältern eingelegt hatte. Ein Traum. Hab ich nie wieder irgendwo anders gefunden. Ganz, ganz leicht mit Gibna Halloumi zu vergleichen, aber viel weicher, viel feiner, viel köstlicher vom Geschmack.
    Und Bamia liebe ich immer noch über alles und hab es auch nie wieder gegessen.
    Und ich muß schmunzeln wenn ich an Geburtstage zurückdenke oder andere feierliche Ereignisse. Wenn dann dieser Glibber zwischen den Schafsfüßen als Delikatesse angeboten wurde oder Tieraugen. 8I :D



    Zitat

    Aber sag mal, hast du denn eigentlich noch Freunde dort? Fast alle meine Lieben, mit denen ich nach wie vor Kontak und teils auch enge Freundschaften pflege, haben mittlerweile das Land verlassen...


    Nein, und ich bin sehr traurig deswegen. Ich bin eigentlich ein sehr treuer Mensch, der sehr lange Kontakte halten kann, auch wenn sie mal zwischendurch eingeschlafen sein sollten. Ich hab noch ganz lange einer Freundin in Aleppo geschrieben, aber auch da war abzusehen, daß sie wohl irgendwann das Land verlassen werden. Und das war lange, lange vor dem Krieg. Ihr Bruder ist gleich nach dem Studium nach Saudi-Arabien um die Familie von dort aus zu unterstützen. Ich weiß immer noch die Adresse in Aleppo, Sharia' an-Nil...
    Mit einem sehr guten Freund hab ich mich noch zweimal in Sarajewo getroffen. Da war er auch schon halb weg aus dem Land. Ein weiterer guter Freund hat Handel mit Russland angefangen und ist dann auch dorthin gezogen, hat wohl dort eine Familie gegründet. Ein anderer ist nach Indien zum Studium, ach, irgendwie haben schon lange vorher viele das Land verlassen, weil sie einfach keine Zukunft mehr in Syrien sahen. So schön es ohne Krieg in den 80ern war, es war eben auch eine knallharte Diktatur. Aber oft immerhin noch erträglicher dort zu leben für DDR-Bürger als wiederum in ihrem Land. Ich hatte auch sehr nette Kontakte zu Deutschen (DDR) dort.


    Während des Schreibens hier hab ich mir gedacht ob ich mich nicht mal auf die Suche machen soll. Dazu müßte ich wohl erstmal zu FB, aber da spricht ja nun nichts dagegen (außer die üblichen Argumente:).


    Ich hab nach ein paar Adressen gegoogelt die ich noch auswendig weiß. (Viele Adressen waren ja damals nicht so eindeutig, da schrieb man dann "neben der und der Schule" oder "neben dem Kino"...) Eine Adresse in Deirezzor, neben Cinema Fuad.. Ich bin total schockiert, als erstes kommt ein Video über eine total zerstörte Straße. 8I


    Ich kann nicht mehr googlen, das ist so unendlich traurig. Ich ertrage diese Bilder nicht.


    Zitat

    Gerade habe ich sogar die Fotoalben wieder hervorgekramt...


    Das wäre wirklich ein Argument endlich mal die ganzen Kisten aus dem Keller hoch zu holen.


    Zitat

    PS: Deine Gefängnis-Beirut-Story ist ja auch ein Knüller! Aber irgendwie so typisch für diese Region und Leute. (Und den Wehr habe ich mir tatsächlich auch in Beirut geholt.) :)


    :D


    Den Wehr haben sich damals alle aus Beirut geholt. ;)
    Nur ich hab einfach einen blöden Zeitpunkt erwischt. Wenn mich nicht alles täuscht war es Februar '89? Oder war das '87? #schäm
    Beirut brannte und ich war so gar nicht auf Abenteuer aus. Ich bilde mir ein, daß ich auch in der Woche im Libanon nicht gefährdet war. Ich war immer mit Syrern unterwegs, die einem Netz angehörten und so mit allen wichtigen Informationen verbunden waren.


    Und stimmt, die Gefängnisstory ist so typisch für diese Menschen, diese Mentalität. Ich würde ja sagen, Syrer sind irgendwie die Schildbürger des Nahen Ostens. :D
    Ich muß jetzt noch lachen, wenn ich daran zurückdenke. Ich kam zum Chef (was auch immer für ein Chef das war) des Gefängnisses, war in so einem abgedunkeltem Büro, mußte mich auf einen Stuhl setzen und mußte ein riesiges Poster vom alten Assad anschauen. Gleichzeitig leuchtete man mit einer 60er Jahre Schreibtischlampe mir direkt ins Gesicht. Und mußte dann 1000x meine Wörterbuchgeschichte erzählen, die mir aber niemand glaubte. Es ging immer nur darum daß ich keinen Ausreisestempel hatte (also um von Damaskus nach Beirut zu fahren) und angeblichen Spionageverdacht... #augen :D
    Dann hab ich ne neue Geschichte erfunden, erzählt daß der Syrer mit dem ich über die Grenze gereist bin mein Verlobter ist und daß wir Verwandte in Tripoli besucht hatten und plötzlich war alles o. K. Ich glaub, die wollten nur ne Liebesgeschichte von mir hören. Und ich hatte doch so einen netten Akzent im Arabischen... :D
    Später dann wurde aufgetischt und ich speiste mit diversen "Chefs" mitten in der Nacht und hatte dann am frühen Morgen allerhand Einladungen zu deren Familien nach Hause (die ich aber besser doch nicht angenommen hab; der Geheimdienst war ja überall und wenn ich vermutlich nicht mich selbst gefährdet habe, so würde ich bei Kontaktaufnahme u. U. deren Familien gefährden). Übrigens mußte ich ja dann später ins Djauasat in Damaskus (oh Mann, ich tu mich so schwer mit der arabischen Umschrift, die hab ich noch nie gekonnt) und die wußten dort einfach alles über mich. Die wußten immer wann ich wo war, mit welchen Familien ich Kontakt hatte usw. Da dachte ich dann auch, DDR läßt grüßen...


    Und was auch interessant ist, ich hab mich in meinem ganzen Leben noch nie so sicher in einem Land gefühlt wie in Syrien. Das hat in D nie jemand verstanden.
    Ich war desöfteren in komische Situationen verwickelt, aber nie schwebte ich irgendwie in Gefahr, absolut nie. Ich muß so lachen, wenn ich da zurückdenke. Ich übernachtete in einer WG und wachte plötzlich mitten in der Nacht auf und mußte sehen daß sich da gerade ein syrischer Student an mich rankuschelte. 8I Ich hab den dann verschlafen wie ich war mit sämtlichen arabischen Schimpfwörtern überhäuft die mir eingefallen sind und nach 5 Minuten hat er sich, knallrot im Gesicht, bei mir entschuldigt und Erklärungen abgegeben, daß doch Europäerinnen in den Spielfilmen immer mit allen Männern ins Bett gehen etc. Ich glaub ich hab in diesem Land wirklich jede Menge Aufklärung betrieben, was europäische Frauen betrifft. :D


    Das wurde übrigens auch ein guter Freund von mir.
    Ich hatte auch nie in einem Land so tolle Männerfreundschaften wie in Syrien.


    Und auch mit Frauen hatte ich allerhand merkwürdige Begegnungen. Sehr merkwürdige Begegnungen. Ich werd nie vergessen wie eine Freundin mal auf mich zukam und meinte ob ich nichtmal nachschauen könnte ob sie noch Jungfrau sei. 8I 8I 8I Sie hätte da so ne Art Freund, der sie gerne heiraten würde und der hat ihr versprochen "aufzupassen"... 8I Na allerhand solcher Geschichten halt...



    Ich glaub ich hab mich in diese syrische Mentalität verliebt. Die ist einfach einzigartig. Der syrische Araber ist ja der Phlegmatiker schlechthin, träge bis zum Gehtnichtmehr, aber so wahnsinnig liebenswert. Ich hatte die schönsten und interessantesten Begegnungen mit weisen, alten Männern dort. Und kam mir vor wie in Tausendundeiner Nacht. Ich hab auch nie so viele Dichter und Denker kennengelernt wie in Syrien. Hach ich könnte nur noch schwärmen.


    Mich haben auf jeden Fall diese syrischen Araber so geprägt, daß sie für mich einfach "Die Araber" sind. Also mein Bild von Arabern, arabisch sein.


    Was für eine Umstellung in Ägypten zum Beispiel. :D
    Nach drei Tagen dort fand ich das ständige Lachen soooo anstrengend.


    Und im Maghreb hab ich mich dann richtig schwer getan.
    Wogegen ich mit Irakern, Palästinensern, Jordaniern nie Probleme hatte. ;) Logisch.

  • Editieren ging nicht mehr, weil zu lang. #schäm


    Dann muß ich's so schreiben:


    Edit: Gerade fällt mir noch ein, die Mutter der Freundin aus Aleppo, Sharia' an-Nil hat die weltbesten Sambousek gemacht. An denen hab ich mich besonders im Ramadan total überfressen..

  • Ihr rührt mich gerade sehr an! Ich war da noch nie, aber die liebevoll-sehnsüchtige Art wie ihr schreibt von "eurem Syrien" lässt mich hier auch heulen über das, was so unwiderruflich vorbei ist und so dermaßen zerstört wird. #heul Eine Freundin war gerne im Jemen, wir wollten mal zusammen hin- auch das wars ja wohl dann gewesen.