EU Referendum -verfolgt noch jemand?

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  • Schließe mich talpa an.
    Zumal die sog. "besorgten Bürger" selten bis gar kein Interesse daran haben, sich an Debatten zu beteiligen.
    Ich bin auch davon überzeugt, dass die xenophobe und nationalistische Grundhaltung in den entsprechenden Wählerschichten eben nicht jetzt erst erwacht ist, sondern schon immer da war.
    Wer glaubt denn ernsthaft, da könnte man mit Gesprächen und rationalen Argumenten etwas erreichen...?
    Ich habe einige Menschen in meinem engeren Familienumfeld, die ich zu dieser Wählerschicht zählen würde, und die schaukeln sich in ihrer Stammtisch - Argumentation nur so hoch, die sind nicht offen für was anderes, größtenteils auch, weil sie nie gelernt haben zu reflektieren und den größeren Kontext zu sehen.
    Die sehen einfach nur, dass ihr (aus ihrer Sicht) eh schon kleiner "Kuchen" noch kleiner werden könnte. Da bleibt nicht viel Raum für Interesse an den Mitmenschen und der Weltpolitik, teilweise durchaus verständlich, diese Menschen haben das Gefühl, ihr Leben nicht selbst bestimmen zu können und nur irgendwie zu ÜBERleben - dabei geht auch völlig der Blick dafür verloren, wie gut es uns ALLEN hierzulande im Vergleich zum Rest der Weltbevölkerung geht, aber das sag so jemandem mal...

    Liebe Grüße von daikiri

    Einmal editiert, zuletzt von daikiri ()

  • Vermutlich ist es eine Mischung aus beidem.
    Ich glaube wenn alle zufrieden wären und in vielen Fällen würde das schon heißen, dass die Ängste und Sorgen ernst genommen werden, dann hätten viele Parteien garkeine Stimmen.

  • Absolute Zustimmung! Die Ausrichtung der Politik pimär an den Interessen großer Konzerne, obwohl die Politik dem Wohl der Gesellschaft dienen sollte, führt dazu, dass viele Bürgerinnen und Bürger in großem Umfang politische Entscheidungen ablehnen. Die Kommunikation von Politik verläuft im allgemeinen höchst professionalisiert, ist aber eben nur auf die Überzeugung hinsichtlich dieser neoliberalen Inhalte ausgerichtet.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, aber, seid mir nicht bös - aber diese Generation von "besorgten, allein gelassenen BürgerInnen" hatte doch seit wievielen Jahrzehnten genau die Möglichkeit eben NICHT die Parteien zu wählen, die ausschliesslich auf Konzernpolitik und so weiter setzen?
    Warum taten sie es nicht? Denn, zumindest wenn ich die Wählerstatistiken hierzulande und in meinem zweiten Heimatland Österreich anschaue: nö, die Parteien, die die "verlorenen" wählen, sind nicht die, die ihnen helfen werden, im Gegenteil... (wenn die österreichischen Hackler in Scharen der Partei nachrennen, die ihnen jede Chance auf eine vernünftige Pension zunichte macht, zweifle ich persönlich schon gelegentlich dran, ob wählen dürfen auch immer wählen können heisst...)


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • *unterschreib* Hatte ich schon vor Seiten geschrieben, wird aber gerne überlesen. Faschismus-Vorwürfe sind da ja offenbar einfacher...Neoliberalismus ist zu angesagt, das mag keiner antasten... Und die Politiker kriegen ja ordentlich Geld von den Lobbyisten, die werden es auch nicht tun (stattdessen prügeln sich die Wähler lieber darum, ob nun die Leute Nazis sind oder ob die Ausländer schuld sind... Schade).


    Talpa: Ich hatte ein Buch verlinkt, da wird ganz wissenschaftlich und klar dargelegt, dass es diese Parteien nicht (mehr) gibt! Und dass die Politiker durch den Neoliberalismus auch teilweise selbst glauben, dass es das Beste sei. Wiederum sehr schön eingerichtet von den Konzernen etc. Das ist schon seit den 1980ern verloren, das Spiel, nur damals fanden es alle gut (die Thatcher hat es vorgemacht, darum ist GB als Erstes in Europa dran gewesen mit Abbau von Sozialpolitik!).


    Und nein, ich glaube auch nicht daran, dass der Brexit den Engländern bei ihren sozialen Problemen helfen wird, da das ganze System weiterhin laufen wird, vermutlich eher noch schlimmer (ohne EU-Vorgaben sind Privatisierungen etc. vermutlich noch einfacher durchzuführen).

    2 Mal editiert, zuletzt von Rhododendron ()


  • Xenia, es kekst mich deswegen an, weil man auf diese Art und Weise eine Menge Menschen in die Fascho-ecke stellt. Selbst wenn sie gar keine Faschos sind. Aber irgendwann werden diese Menschen sich sagen, dass die etablierten demokratischen Parteien sie offensichtlich nicht ernst nehmen und dementsprechend auch gar keine Antworten für ihre Probleme suchen (wollen). Und dann wählen sie rechts - hat nicht sogar die Linke eine Menge Wähler an die AfD verloren? Waren das vorher schon alles Nazis oder sind sie es erst jetzt geworden?


    Einfache Antworten mag es geben, sie sind m.E. nicht ansatzweise zielführend und tragen teilweise zu einer weiteren Verschärfung der Debatte bei: die Faschos, die Alten, die Dummen, die Reichen, die sozial Abgehängten ...


    Darum muss man sich (finde ich) um Differenzierung bemühen, auch wenn es in der eigenen, persönlichen Betroffenheit unglaublich schwierig sein mag.


    So, wie man selbst nicht über einen Kamm geschoren werden will, so darf man auch Menschen, die anders denken und empfinden, nicht alle über einen Kamm scheren.
    Mag sein, dass es eine Menge Faschos gibt, aber doch bitte nicht 50% der Wähler. Jeder für sich hat Gründe, die aber nicht unbedingt was mit Rassismus zu tun haben müssen.


    Deine Frage habe ich wohl gelesen. Tatsächlich ist es leider so, dass ich das Forum momentan eher zum Prokrastinieren nutze und mich gerade vor so wichtigen Aufgaben wie Putzen und Wäsche aufhängen drücke.
    Gleichwohl überlege ich, was und wie ich dir antworte. Diese Antwort muss notwendigerweise differenziert ausfallen und bedarf daher viel Zeit um sie niederzuschreiben. Dazu brauche ich mit Smartphone zu lange und wann ich wieder an den PC komme, weiß ich nicht.
    Dann gibt es noch die übliche Dynamik, wie sie in fast jedem dieser Threads auftritt - das bringt mich zu der Frage, ob ich überhaupt so viel Zeit und Überlegungen investieren sollte.
    Ich ärgere mich tatsächlich schon ein wenig über mich selbst, dass ich überhaupt hier in diesem Thread geschrieben habe.


    Achsoja "Nationalismus". Menschen identifizieren sich nunmal auch über ihre nationale Herkunft.

  • Allerdings muss man sagen, dass, wenn die "reguläre" Politik auf die sozialen Probleme nicht eingeht, es dann die Rechten auf ihre Fahnen schreiben werden (auch wenn sie das dann auch nicht einlösen werden) und durch den Populismus und Sündenbock-Strategie die Leute "einfangen" werden. Kann man ja sehr gut in den 1920/30ern sehen, wie das funktioniert. DA sehe ich die Gefahr darin, weiterhin auf dem Neoliberalismus-und Turbokapitalismus-(toten)-Pferd zu reiten.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Talpa

    Ich muss ehrlich sagen, mich hat noch keiner der Vorschläge, wie man jetzt diese besorgten Bürger ernst nehmen soll und wie sie dann zu überlegten, solidarischen und weitsichtigen Wählern werden, überzeugt.

    Ich denke "ernst nehmen" heisst nicht sie ändern zu wollen. Für mich heisst der Einbezug jener, die gehört werden wollen, auch wenn ich sie lieber nicht hören möchte, dass im Endeffekt unbequeme Situationen gemeinsam getragen werden.


    zB. Flüchtlinge: klar gibt es auch hier die immergleichen am Stammtisch, die genau wissen, dass jeder Asylant gleich eine Lederjacke und eine Eigentumswohnung geschenkt bekommen. Aber egal, das sind meist wirklich nicht die hellsten Kerzen auf der Torte. Was ich wichtiger finde ist, dass obwohl wir schon lange eine starke Zuwanderung haben und uns auch jetzt aktuell mit hohen Flüchtlingszahlen auseinandersetzen müssen, hier keine Heime brennen. Keine Flüchtlinge zusammengetreten werden. Keine Mobs mit Fahnen wöchentlich herum ziehen.


    Ich bin über Facebook mit einer kuriosen Vielfalt an Menschen befreundet. Gerade aus Deutschland werden in der Regel viel mehr und viel heftigere Artikel gegen Flüchtlinge geteilt.


    Ich finde, obwohl ich hier im einem Gebiet lebe, dass stark von der populistischen SVP dominiert wird, die Stimmung viel besser den Flüchtlingen gegenüber.

  • Ich hab hin- und herüberlegt, ob ich hier schreiben soll... . Fand folgenden Beitrag dann doch interessant genug um ihn dazulassen (es geht um die Gründe der Leave-Wähler, was hier ja eingehend diskutiert wurde. Achtung: Es ist einfach nur eine Erzählung, d.h. wieviele Leute tatsächlich deswegen so gewählt haben ist unbekannt. Beitrag ist in Englisch verfasst):


    • Offizieller Beitrag

    Dann: wie nennt man jemanden, der klar und deutlich sagt: "Du darfst nicht hier sein. Ich will dich nicht hier haben, weil du nicht bist wie ich."? Oder umgekehrt: "Ich habe das Recht hier an diesem Ort zu sein, weil meine Vorfahren schon hier waren - andere sollen das nicht haben."


    Ich habe leider keinen weniger verletzenden Namen dafür - und nein, ich glaube nicht, dass diese Bewegungen (welche auch immer, sei es Ukip, sei es AfD, sei es was auch immer) Massen von Menschen anziehen, die diesen fremdenfeindlichen Anteil im Populismus gar nicht wollen/wahrnehmen/gutheissen... Ich bin leider ziemlich überzeugt, dass genau diese Argumente ("Britain first") sogar der Hauptbeweggrund für die meisten WählerInnen sind.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke "ernst nehmen" heisst nicht sie ändern zu wollen. Für mich heisst der Einbezug jener, die gehört werden wollen, auch wenn ich sie lieber nicht hören möchte, dass im Endeffekt unbequeme Situationen gemeinsam getragen werden.

    Ja, so sehe ich persönlich den Einbezug auch - wir müssen mit diesen Menschen leben und arbeiten, ob es uns passt oder nicht.
    Aber beim grössten Teil der "die Politik muss halt die Sorgen dieser Menschen endlich ernst nehmen"-Statements schwingt für mich etwas mit, was ich ganz persönlich für illusorisch halte: wenn man ihnen zuhört und sie "ernst" nimmt, dann sind sie plötzlich gar nicht mehr fremdenfeindlich, sozialneidisch und selbstbezogen. Und nö, das beweist uns die SVP ja täglich, das ist nicht so.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Zitat

    Es ist halt blöd, wenn direkte Demokratie nur sporadisch stattfindet, weil viele dann es denen da oben mal zeigen wollen etc. Haben wir beim Bürgerentscheid gegen ein nachhaltiges, sinnvolles Infrastrukturprojekt hier auch erlebt und das war gerade im Vergleich zur Schweiz (von wo wir kurz vorher zugezogen waren) eindrücklich, dass viel weniger sachinformiert gewählt wurde, sondern an dieser Sachfrage auch ganz anders abgearbeitet wurde, insbesondere ein großes Misstrauen der Politik gegenüber.

    das denke ich auch.


    demokratiefähigkeit ist m.e. wie ein muskel, den man regelmässig trainieren muss.


    hier entscheiden die bürger auch oft mal gegen kurzfristige eigene vorteile.


    und denkzettel-abstimmungen erlebe ich hier im vergleich nicht, weil es keinen "gegner" gibt wie in deutschland oft die politische klasse wahrgenommen wird.

  • In den meisten Ländern der Welt könnte ich nicht einfach mal leben und arbeiten, und ich fühle mich davon nicht rassistisch diskriminiert und betrachte Länder wie Australien, Neuseeland und viele andere nicht als rassistisch.

  • In den meisten Ländern der Welt könnte ich nicht einfach mal leben und arbeiten, und ich fühle mich davon nicht rassistisch diskriminiert und betrachte Länder wie Australien, Neuseeland und viele andere nicht als rassistisch.


    entschuldige... aber australien?!? die sind dermassen rechtsnational, die haben sogar internierungslager für ihre asylbewerber/innen. das ist definitiv -kein- beispiel, das in irgendeiner form irgendwie nachahmenswert ist.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

    • Offizieller Beitrag

    Ich schon... das unterscheidet uns in dem Fall schon mal. Ich bin tatsächlich recht überzeugt, dass Reisefreiheit für alle Menschen gelten sollte. Die Idee von geschlossenen Staatsgrenzen ist mir immer noch fern, auch noch vielen Jahren Beschäftigung mit Geschichte.


    Wenn schon die "politische Klasse" im eigenen Land so stark als Gegner empfunden wird, darf man sich nicht wirklich wundern, um wie viel gegnerischer die Politiker der EU wahrgenommen werden.
    Ein sehr beliebtes Spiel populistischer Gruppierungen ist es aber, genau das Gefühl noch massiv zu verstärken.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • ich habe das mit dem 'umdenken' und 'ernst nehmen' der menschen gesagt und glaube, dass ich da irgendwie grundsätzlich missverstanden wurde: ich meine damit mitnichten, dass ich die vorurteile und xenophoben sorgen gerechtfertigt finde, aber wenn meine argumente nicht bei den menschen ankommen und dort zur aufklärung beitragen, nützt es wenig zu wissen, dass ich als politiker die besseren argumente habe. leider schaffen es gerade populisten immer wieder, ein breites wählerpublikum genau dort zu mobilisieren, wo sachliche argumente nicht fruchten. das heißt, wenn ich politik für alle machen will, muss ich auch zu den wählern gehen, die mich nicht mögen und deren einstellung mich möglicherweise sogar anwidert, weil ich ihnen ja nicht das wahlrecht entziehen kann. das meinte ich mit umdenken seitens der gemäßigten, inklusiven politik.


    unterschreibe.


    und jetzt mal konkret: was wollt ihr denn tun gegen die angeblich 50% nazis? in ganz europa. in der ganzen welt gar?


    wahlrecht entziehen?


    das sind doch unkonstruktive einwürfe, wenn DAS die einzige lösung ist, die uns hier einfällt.

  • Sehe ich auch so - und auch ein Grund, warum ich nie dafür wäre, so ein Thema in Österreich zur Abstimmung zu bringen; zu vielen fehlt der Durch- und Weitblick, sie sind einfach zu engstirnig und nur an sich denkend - jemand könnte ihnen ja eine Kirsche vom Baum klauen, der übervoll damit ist ...

  • Sehe ich auch so - und auch ein Grund, warum ich nie dafür wäre, so ein Thema in Österreich zur Abstimmung zu bringen; zu vielen fehlt der Durch- und Weitblick, sie sind einfach zu engstirnig und nur an sich denkend - jemand könnte ihnen ja eine Kirsche vom Baum klauen, der übervoll damit ist ...


    Ich finde das ganz furchtbar. Diese Art der Beschimpfung, die anderen seien einfach zu dumm, zu engstirnig, zu egoistisch....


    Vorhin las ich eine interessante These. Die Eliten seien viel zu abgehoben und viel zu weit entfernt vom Leben der normalen Bevölkerung, könnten die Sorgen des Durchschnittbürgers nicht nachvollziehen und würden sich daher ohne Not darüber hinwegsetzen.


    Um beim Bild des Kirschbaums zu bleiben:
    Der Kirschbaum mag vielleicht noch tragen, aber übervoll ist er höchstwahrscheinlich schon lange nicht mehr. Und sofern er doch noch einigermaßen gut trägt, so bekommen doch viel mehr Leute von den Kirschen ab.


    Jemand, der zwanzig oder hundert Kirschbäume besitzt, den wird das weniger tangieren als jemanden der nur einen Kirschbaum besitzt.
    Ersterer profitiert sogar noch davon. Er kann viel Kapital aus seinen Kirschen schlagen.