Thrombose / Lungenembolie Medikamente

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • In meinem Umfeld gibts eine Frau in den Sechzigern bei der eine tiefe Beinvenenthrombose festgestellt wurde und es wohl auch schon kleinere Lungenembolien gegeben hat (unbemerkt).
    Die Thrombose im Bein ist wohl mehrere Cm lang. Nun ist sie versorgt mit Anti-Thrombose-Strumpf (nicht angefertigt) und bekommt 2mal täglich Heparinspritzen. Wegen evtl anstehender OP bleiben die Spritzen erstmal.
    Leider ist die Beratung zum Thema eher übersichtlich gewesen und jetzt gibts viele offene Fragen...
    Darf sie sich jetzt normal bewegen? Als der Verdacht der Thrombose aufkam bekam sie eingeschränkt Bettruhe verordnet. Diese wurde nie offiziell aufgehoben, ist aber nach Hause entlassen worden.
    und warum wird von Spritzen auf z.b. Marcumar umgestellt? Erstmal scheinen die Spritzen ja weniger Nebenwirkungen zu machen.
    und wenn Umstellung, klassisch Marcumar oder "diese tollen neuen Supermedikamente" wie die Ärztin augenrollend sagte...
    Danke für euer Wissen!

  • Mein Mann hatte vor sechs Jahren eine tiefe Beinvenenthrombose und dadurch zwei schwere Lungenembolien überlebt.
    Bettruhe hatte ihm danach niemand verordnet, ist wohl auch nicht angezeigt, soweit ich weiß (hat mich auch sehr stark verwundert, damals).


    Mein Mann bekam erst Heparin-Spritzen und wurde danach auf Marcumar eingestellt (dieses Wundermittel gab es damals noch nicht).
    Ich glaube, Marcumar lässt sich feiner dosieren, als Heparin-Spritzen. Mein Mann bekam in der Reha eine Schulung auf ein Messgerät, welches den Blutgerinnungswert misst. Je nach Wert (der kann schwanken, je nach dem was man isst und wieviel man trinkt) musste er das Marcumar nach oben oder unten anpassen.


    Soweit meine laienhafte Erfahrung (hier gibt es ja noch medizinisch viiiiel bewandertere Rabinnen :) )
    Edit: genau, @die.lumme z.B. ^^

    Liebe Grüße


    tannemarie

    Einmal editiert, zuletzt von Abete ()

  • Bei mir ist es schon ziemlich lange her mit der Becken-Bein-Venen-Trombose. Aber ich erinnere mich, dass ich seinerzeit ganz schnell wieder weg von der Bettruhe kam und es von da an immer hieß: Bewegung!
    Noch heute, wo ich es mit den Langzeitfolgen dieser Trombose zu tun habe, ist Bewegung etwas, wobei ich von ganz allein merke, dass es die Durchblutung verbessert.
    Der Strump muss unbedingt angepasst werden.


    Insofern würde ich sagen, die Frau muss zum Spezialisten, damit das veranlasst wird!


    Ich hatte ein halbes Jahr lang Macumar und wurde seinerzeit auf irgendwas anderes umgestellt, was aber dann nach einigen Jahren auch abgesetzt wurde.


    Gruß

  • Eingeschränkte Bettruhe bei Verdacht auf Thrombose soll eine evtl Lungenembolie verhindern. Bettruhe bei (diagnostizierter) Thrombose wurde früher verordnet, heute weiß man, dass Bewegung die Venen anregt, Umgehungen um die verstopfte Stelle schneller zu bauen (das ist, finde ich eine schöne Vorstellung, dass der Körper mithilft, vielleicht hilft die Vorstellung deinerBakannten auch?) - heißt: zügig spazieren gehen, laufen, im Liegen die Fußspitzen immer wieder zu sich hinziehen und eine Weile halten.


    Thrombose-/Heparinspritze klingt gut, das kann überlappend gegeben werden, bis das Marcumar gut eingestellt ist.


    Wenn nicht angepasst heißt, dass niemand den Fuß ausgemessen hat in Sanitätshaus oder Apotheke dann ist es nicht gut, allerdings müsste dann der Arzt, der die Spritzen verschrieben hat, ein wenig von vorgestern sein... Kann es sein dass ausgemessen wurde aber sie keine Maßanfertigung brauchte (bei 'normalen' Körperbau ist das häufig der Fall)? Kompressionsklasse II wäre das was sie brauchte, wie lange, hängt vom Ort der Thrombose ab.


    Wenn sie unsicher ist und bisher bei der Hausärztin war, ist ein Besuch beim Phlebologen sicher hilfreich fürs weitere Vorgehen, die haben einfach mehr Erfahrung.


    Bei weiteren Fragen gerne PN und alles Gute für Deine Bekannte!!

  • und warum wird von Spritzen auf z.b. Marcumar umgestellt? Erstmal scheinen die Spritzen ja weniger Nebenwirkungen zu machen.
    und wenn Umstellung, klassisch Marcumar oder "diese tollen neuen Supermedikamente" wie die Ärztin augenrollend sagte...

    Mein Verdacht: umgestellt wird weil es wesentlich billiger ist.
    Mein Heparin hat im Monat über 400€ gekostet, Marcumar hab ich für lau vom Arzt bekommen.


    Ich hab wegen meiner gewissermaßen exotischen Diagnose (Halsschlagaderanriss beim Yoga) sehr viele Kapazitäten auf diesem Gebiet abgeklappert. Und man riet mir wegen der Nebenwirkungen beim Heparin zu bleiben.


    Und kam hervorragend damit zurecht 6-8 Monate zu spritzen, bis die Ader wieder dicht war.


    Von neuen Medikamenten wurde mir übrigens auch stark abgeraten. Hier im Ort war ein junger Arzt total begeistert davon. Aber als ich ihn fragte was er selbst nehmen würde als Betroffener, gab er zu daß er dann auch weiterspritzen würde.

  • Und kam hervorragend damit zurecht 6-8 Monate zu spritzen, bis die Ader wieder dicht war.

    Nach Thrombose mit LE ist die momentane Empfehlung ein Jahr lang Gerinnungshemmer. Wenn es womöglich schon mehrere LE gab, ist das mit dem Jahr evtl noch unklar.


    Mir fiel übrigens gerade noch ein, dass Gerinnungshemmer eine Osteoporose begünstigen können, das vielleicht im Hinterkopf behalten und ggf. gegensteuern.

  • Nach Thrombose mit LE ist die momentane Empfehlung ein Jahr lang Gerinnungshemmer. Wenn es womöglich schon mehrere LE gab, ist das mit dem Jahr evtl noch unklar.

    Deshalb schrieb ich ja meine Diagnose dazu. Ich hatte keine Thrombose.


    Wollte nur erzählen, daß mir so viele Ärzte inoffiziell rieten beim Heparin zu bleiben und kein Marcumar, Xarelto etc. zu nehmen.

  • Heparin führt zu Osteoporose. Dies wird gerade bei ältern Damen, die ja ohnehin zu Osteoporose neigen, auch eine wichtige Rolle spielen. Wenn sie das jetzt doch längerfristig nehmen müsste, weil die OP aufgeschoben wird oder was auch immer: calciumreiche Ernährung wäre zumindest sinnvoll, um ein bisschen gegenzusteuern.
    Das längerfristige spritzen kann man machen, aber schön ist das nicht. Einer älteren Dame könnte ich das nicht empfehlen, weil so Brüche im Alter echt nicht schön sind.


    Ansonsten ist Heparin aber in der Tat auch teuer. Am billigsten ist Marcumar, was aber in Studien ein eher höhreres Blutungsrisiko haben soll, als die neuen oralen Antikoagulanzien. Es gibt Hausärzte, die, die neuen Mittel nicht verschreiben möchten/können aus wirtschaftlichen Gründen. Die Krankenkassen sind halt nicht großzügig beim Budget.
    Marcumar hat den Vorteil, dass es ein Gegenmittel gibt und es ein langbewertes Medikament ist. Ich habe damals auch ein Jahr Marcumar genommen, da gab es die Neuen noch nicht. Nervig sind die regelmässigen Blutentnahmen, weil Marcumar genau gesteuert werden muss. Ansonsten hatte ich damit keine Nebenwirkungen (außer blaue Flecke natürlich) und so habe ich das auch von anderen Betroffenen gehört.


    Bei den neuen Mitteln gibt es noch nicht für jede Substanz ein Gegenmittel. Für eines aber schon. Ich meine, es wäre Eliquis, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Hier braucht es keine so häufigen Blutkontrollen und sie sollen sicherer sein. Dafür sind sie teuer. Und sie sind wohl zumindest tlw. nicht geeignet für Nierenpatienten.


    Was noch ansteht und die Hausärztin ja wissen wird, wer da geeignet ist als Facharzt, wäre ein Ultraschall der betroffenen Venen, ob die wieder frei sind oder ob sich Kollateralen gebildet haben. Das hat aber keine Eile. Bei mir wurde das erst nach einem Jahr gemacht.


    Was ich auch sinnvoll finde, aber die Möglichkeit hat nicht jeder: es gibt spezielle Gerinnungsambulanzen an den Unikliniken. Diese machen die genetische Abklärung, ob da ein höhrere Risiko vorliegt und geben eine Empfehlung ab, ob man dauerhaft antikoagulieren muss oder ob sie den Gerinnungshemmer irgendwann wieder absetzen darf. Letzteres ist aber wahrscheinlich, wenn sie die Thrombose in einer Risikosituation erlitten hat und es die erste Thrombose war. Diese Ambulanzen haben eine lange Wartezeit bis man einen Termin bekommen kann. Ich würde das vor allem dann in Erwägung ziehen, wenn auch Angehörige schon Thrombosen erlitten haben oder wenn die Thrombose aus heiterem Himmel gekommen ist (nicht viel gelegen, Flugreisen, Krankheit, Hormontherapie, etc.).

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Prima, Miriam hat schon geschrieben, was ich noch ergänzen wollte, den Ultraschall und die Gerinnungsambulanz, falls Embolien etc. in der Familie schon gehäuft auftraten (allerdings ist das NICHT unter Marcumargabe möglich, also entweder jetzt mit Heparin oder danach).


    Ultraschall wäre jetzt auch schon gut (beim Phlebologen), weil da der Verlauf besser sichtbar wird. Kann aber sein, dass da schon ein US lief, sonst wüsste man die Länge des Thrombus nicht...

  • Na ja, ein Nachteil von Heparin ist halt die Spritzerei. Eine Tablette zu nehmen ist eben einfacher.


    Und was Marcumar vs. neue Antikoagulantien an geht: Beim Marcumar kann man, wenn man es absetzt, relativ einfach testen, ob die Gerinnerung wieder im Normbereich ist (und man operieren kann z.B.), bei den neueren geht das, so weit ich weiß, nicht. Da gibt es zwar auch Laborwertveränderungen, aber wohl nicht so regelhaft (zumindest so weit ich das überblicken kann).

  • Mein Verdacht: umgestellt wird weil es wesentlich billiger ist.Mein Heparin hat im Monat über 400€ gekostet, Marcumar hab ich für lau vom Arzt bekommen.


    Das wäre auch meine Erklärung.
    Ich mußte die Schwangerschaft hindurch spritzen, weil Marcumar da nicht geht, und nachdem was ich die Krankenkasse da gekostet habe, hätte sie eigentlich jubelnd die Vasektomie meines Mannes übernehmen müssen, hauptsache die Frau wird nicht nochmal Schwanger... #lol


    Und ich mußte auch im Bett liegen bleiben, durfte nichtmal auf Toilette, allerdings nur solange das Marcumar mein Blut noch nicht genug verflüssigt hatte und die angepasste Strumpfhose noch nicht da war. Danach war Bewegen gut, nur nicht rumstehen oder sitzen.


    ...mir waren die Tabletten übrigens viel lieber, als das tägliche gespritze. Und außer blauen Flecken hatte ich auch nix, aber die gabs bei der Spritze noch viel mehr, weil ja das spritzen an sich die Flecken verursachte -.-

    What the world needs now is love, sweet love

    It's the only thing that there's just too little of.

    What the world needs now is love, sweet love

    No, not just for some, but for everyone.

  • Na ja, ein Nachteil von Heparin ist halt die Spritzerei. Eine Tablette zu nehmen ist eben einfacher.

    Wobei man sich binnen Tagen dran gewöhnt hat. Was ich nie gedacht hätte.


    Selbst nachts beim Wildcampen auf'm Feld hab ich meine Bauchfalte gefunden. ;)


    Und nach Tagen mit diesem Heparinisatorgerät fühlte ich mich richtig frei mit den winzigen Spritzen.


    Aber ich hab hier was neues gelernt. Das mit der Osteoporose wußte ich nicht. Sagt einem auch kein Arzt.

  • Das Spritzen an sich stört sie auch nicht. Osteoporose ist erstmal vernachlässigbar (schwere Grunderkrankung).
    Ich hab halt das Gefühl dass mit den Spritzen ein leichteres on-off ist statt der ewigen Einstellerei und dann ja auch längerer Absetzdauer vor OPs bei Marcumar.
    Also @die.lumme falls Du dich auch noch mit deinem erste-Hand-Fachwissen einbringen würdest wäre ich dir dankbar.
    Achja zum Thrombosestrumpf. Das war einer aus ner Doppelpackung, klang jetzt erstmal eher universell. Wegen Kompressionsklasse lasse ich mir mal die Rechnung für die Zuzahlung zeigen, da sollte das drauf stehen.
    Um die Ärzte mal etwas zu rehabilitieren, es geht ein bisschen hin und her, manches stationär, manches ambulant, Briefe von dem einen noch nicht beim anderen angekommen und so. Der Hausarzt z.B. stellt nur Rezepte auf Zuruf aus, aber kein Gespräch und so.
    und die Leutchen wissen halt auch immer nicht so was sie fragen sollen... Aber da komm ich ja jetzt ins Spiel.
    Habt schon mal vielen Dank für Euer gesammeltes Wissen und das Teilen Eurer Erfahrungen!

  • @Varis ich meine, bei den neuen Antikoagulantien fehlt auch ein Antidot und es gab auch unter den neuen Antikoagulatien eine höhere Blutungsrate, oder?


    Also eigentlich geht es dem Arzt bestimmt darum, dass Marcumar zwar Nebenwirkungen hat, aber die sehr gut bekannt sind und Marcumar auch relativ einfach eingestellt und überwacht werden kann, das kann sogar dem Patienten selbst übertragen werden. Die Spritzerei muss ja doch täglich 1-2 mal erfolgen. Und auch Heparin hat/kann Nebenwirkungen haben (heparin-induzierte Thrombozytopenie, nur um eine zu nennen).


    Bettruhe: ob Bettruhe ja oder nein hängt meistens davon ab, ob der Thrombus organisiert ist oder nicht, sprich, ob da noch was rumflattert.

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

  • Da bin ich endlich, mit müden Knochen zurück.
    Es ist ja echt schon fast alles gesagt worden.
    Die neuen Antikoagulantien würde ich nur nehmen, wenn aus anderen Gründen Marcumar nicht möglich ist. Der entscheidende Vorteil ist: alle Ärzte können gut mit Marcumar umgehen. Sie wissen, was zu tun ist wenn...


    Die Blutungsereignisse sind unter den neuen genauso häufig wie unter Marcumar. Das eine macht mehr Hirnblutungen, das andere mehr gastrointestinale Blutungen (wer was mehr macht, hab ich nicht im Kopf, leider, aber in der Summe nimmt es sich nichts).


    Gegen dauerhaftes Heparin spricht einerseits der Preis und die Spritzerei, aber es können sich auch veritable Unverträglichkeiten bilden. Und dann hat man diese wichtige Arznei nicht mehr zur Verfügung.


    Zu den Strümpfen gibst Du ja später noch Infos, dann können wir auch mehr erzählen.

  • Raben bilden! Wieder was gelernt. Darf ich nur eben eine Verständnisfrage einschieben? Warum ist es für die Abwägung eines Medikaments wichtig, dass es ein Gegenmittel gibt? Wird sich da nicht auch erstmal langsam an die richtige Dosierung herangetastet?


    @Aviva gute Besserung deiner Bekannten! Der stationär-ambulant Wechsel sorgt ja leider schnell mal für Reibungsverluste... wie lange ist sie denn jetzt daheim, bis sie in die Klinik muss?

  • Warum ist es für die Abwägung eines Medikaments wichtig, dass es ein Gegenmittel gibt

    Wenn Du z.B. mit Marcumar gut eingestellt bist aber eine dringende (Not-)OP ansteht kann man mit dem entsprechenden Gegenmittel (hier Vit K) die Wirkung des MArcumar so schwächen dass man zeitnah operieren kann