Tipps an Lehrkräfte zum Umgang mit Lernschwächen etc.

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  • Am extremsten ist derzeit eine Schülerin, die nie HA macht, ihr Zeug so gut wie nie dabei hat, regelmäßig zu spät kommt, häufig fehlt, sich nie meldet, nichts sagen kann, wenn ich sie aufrufe und die für alle Unterstützungsangebote nicht zu haben ist.

    Wie alt ist die Schülerin?

  • Ich finde es extrem schwierig, Kalliope .


    Ich neige in Elterngesprächen dazu, mir jeden Schuh anzuziehen, der überhaupt nur ansatzweise gedacht wird - stehen muss er da nicht mal...


    Ich hatte schon Phasen, da habe ich am Tag 12 Stunden gearbeitet und war der Meinung, es reicht nicht.

    Es MUSS aber reichen bzw. es war zu viel.


    Machen, was gut möglich ist, aber auch wieder aufhören.
    Die äußeren Bedingungen machen es schwierig genug, da wäre es gut, sich selbst nicht auch noch Druck zu machen.


    Am Ende des Tages scheint mir eine halbwegs innerlich austarierte, zugewandte Lehrperson am wichtigsten zu sein.

  • Am extremsten ist derzeit eine Schülerin, die nie HA macht, ihr Zeug so gut wie nie dabei hat, regelmäßig zu spät kommt, häufig fehlt, sich nie meldet, nichts sagen kann, wenn ich sie aufrufe und die für alle Unterstützungsangebote nicht zu haben ist.

    Wie alt ist die Schülerin?

    Gerade noch 13 oder frisch 14, ich müsste nachschauen.


    Klasse 7, schon ein Jahr in der Grundschule wiederholt.

  • Am extremsten ist derzeit eine Schülerin, die nie HA macht, ihr Zeug so gut wie nie dabei hat, regelmäßig zu spät kommt, häufig fehlt, sich nie meldet, nichts sagen kann, wenn ich sie aufrufe und die für alle Unterstützungsangebote nicht zu haben ist.

    Wie alt ist die Schülerin?

    Gerade noch 13 oder frisch 14, ich müsste nachschauen.


    Klasse 7, schon ein Jahr in der Grundschule wiederholt.

    Solche Kinder haben wir zuhauf #hmpf . Und da ist man als engagierte Lehrkraft echt machtlos.

    In solchen Fällen musste ich auch erst lernen, dass das maximalste, was ich bewirken kann für das Kind, der offizielle Dienstweg ist.

    Also wenn ich wie ich deinem Fall sehe, dass sich von Elternseite überhaupt nicht gekümmert wird und der Verdacht naheliegt, dass hier Vernachlässigung vorliegt, dann muss ich zuerst Ordnungswidrigkeitenanzeigen schreiben für unentschuldigte Fehltage (vorausgesetzt, sie sind unentschuldigt... sollten die Eltern das häufige Fehlen durch handschriftliche Entschuldigungen decken, darf ich in solchen Fällen zuerst anordnen, dass Fehltage nur noch durch ärztliche Atteste entschuldigt werden), und dann erst setzt sich die Maschinerie in Gang, dass die Sachlage von offizieller Seite aus geprüft wird, ggf mit dem Jugendamt. Nicht, um irgendwas zu sanktionieren, sondern um dem Kind zu helfen.

    Aber ich finde das auch immer total schwer, mich da emotional abzugrenzen #hmpf .

    Dieser Beitrag kann eine eigene Meinung enthalten. Im Idealfall ist es die des Verfassers. :evil:

  • Ich stelle es mir nach dem Grundschulalter sehr schwierig vor, eine grundlegende vermutlich familiär bedingte Einstellung positiv zu verändern, wenn die vielen verschiedenen Hilfsangebote bisher nicht angenommen wurden.


    Die vielen ergebnislosen Gespräche sind eine hohe Arbeitsbelastung für dich; hast du die Möglichkeit der Supervision/Kolleginnen Fallberatung, um dich zu entlasten?

  • Wir haben viele Fälle, die viel Arbeit machen und mit wenig Schulbesuch einhergehen, aber dass ein Kind dabei so unberührt ist, dass ihm wirklich nach außen hin alles völlig schnurz ist und es so völlig blutleer vor mir hockt, weder lacht noch sich ärgert noch sonstwas - das kenne ich nicht.


    Bzw. ich hatte das schon, aber dann gab es in irgendeiner Weise zu anderen Lehrkräften eine Beziehung.


    Dieses Kind ist wie eine sehr gut beschichtete Teflonpfanne.



    Was ich übrigens auch schwierig finde:
    Wir (ich gehe einfach davon aus, dass das bei dir auch so ist) dokumentieren jedes Gespräch, jeden Versuch eines Gesprächs, jeden Anruf auch beim JA etc.

    Es gibt aber Kinder, die wollen lernen. Manche haben Schwierigkeiten, manche nicht.


    Letzten Mittwoch hatte ich 6 Stunden Unterricht und dann 2 Gespräche mit 2 Jugendämtern (unterschiedliches Einzugsgebiet), danach habe ich etwa eine Stunde für die Akten dokumentiert, gegen 16.30 Uhr war ich daheim und hatte da irgendwie keine Energie mehr, Unterricht für den Folgetag vernünftig vorzubereiten, es wurde halt Schmalspur.


    Aber eigentlich hätten die Kinder, die wollen, gescheiten Unterricht verdient bzw. ein Recht drauf.



    Dass die Ämter bei uns gerne erstmal "schauen" und dann "zuwarten" und dann "reden" und dann wieder "schauen" und dann "nachhorchen" nervt mich etwas.

    Kann ich aber nicht ändern.


    Gefährdungsmeldungen führen auch nicht unbedingt zu zielgerichtetem Handeln.

    Mein letzter Schüler, bei dem wir als Schule fast Telefonterror beim JA, der Wohngruppe und deren Regionalleitung gemacht haben, endete schließlich im Suizid.

    Sowas nimmt mich sehr mit.

  • Ich stelle es mir nach dem Grundschulalter sehr schwierig vor, eine grundlegende vermutlich familiär bedingte Einstellung positiv zu verändern, wenn die vielen verschiedenen Hilfsangebote bisher nicht angenommen wurden.


    Die vielen ergebnislosen Gespräche sind eine hohe Arbeitsbelastung für dich; hast du die Möglichkeit der Supervision/Kolleginnen Fallberatung, um dich zu entlasten?

    Die Schulpsychologin hat das angeboten vor einigen Wochen, aber das kam beim päd. Tag raus.


    Leider kam kurz darauf die Nachricht, dass sie schwanger und daher im Arbeitsverbot ist.


    Prinzipiell würde ich das aber gerne in Anspruch nehmen.

  • Unser Hausaufgabenerlass (Nds.) definiert Hausaufgaben so

    Zitat

    Hausaufgaben sollen die Schülerinnen und Schüler anregen, sich mit dem im Unterricht Gelernten weiter zu beschäftigen. Sie können darauf ausgerichtet sein, im Unterricht erworbene Kenntnisse, Fertigkeiten und fachspezifische Techniken zu üben, anzuwenden und zu sichern. Hausaufgaben können aber auch dazu dienen, Unterrichtsschritte und –abschnitte vorzubereiten oder die selbstständige Auseinandersetzung mit Inhalten zu fördern. Lehrkräfte dürfen nur Hausaufgaben aufgegeben, die von den Schülerinnen und Schülern selbstständig erledigt werden können

    Gerade den ersten Teil nehme ich sehr ernst. Meine Hausaufgaben dienen der Übung und des Trainings. Die Inhalte dazu erarbeiten wir immer im Unterricht, und Hausaufgaben bespreche ich immer im Plenum. Niemand muss sich da selbst was erarbeiten, das ist alles bekannt. Mir helfen HA, um zu erkennen, ob das, was wir im Unterricht erarbeitet und besprochen und ggf auch schon angewendet haben, ob der Lernstoff wirklich verstanden wurde. Das setzt natürlich voraus, dass die HA auch gemacht werden, das ist hier eher das Problem als überambitionierte Eltern, die den Kindern massiv bei den HA helfen

    Der erste Teil funktioniert nur dann, wenn das Kind den Unterrichtsinhalt in der Schule gelernt hat.

    Meine Kinder sind aber oft mit der Methode Klassengespräch oder, noch schwieriger, Gruppennarbeit beschäftigt. Wer sagt wann wem etwas? Wann sind sie selbst dran? Wie formulieren sie das, was in ihrem Kopf ist? Das Wissen muss dafür ja verbalisiert werden, und zwar so, dass es richtig verstanden wird! Welches Vorwissen haben die Klassenkameraden und ist es zulässig, die Frage mit einem Minecraft-Beispiel zu beantworten, oder muss man jetzt in der realen Welt bleiben? Wann soll man wieder zu reden aufhören?

    Bei den Übungsaufgaben stelle ich manchmal fest, dass zentrales Wissen einfach nicht abrufbar ist. Dann schlage ich die passende Seite im Buch auf und sage: "Lies das. Jetzt."

    Meine Jungs sind sehr intelligent. Sie können schweigend zuhause aus den Schulbüchern das Wissen einsaugen. Anschließend lege ich ihnen die "Dasgehtjagarnicht"-Hausaufgabe wieder vor und stelle so lange Leitfragen, bis dem Kind ein Licht aufgeht und die Aufgabe machbar ist.

  • Gruppennarbeit

    Da sprichst du was an #rolleyes .

    Die Methode GA wird leider, so mein Eindruck davon, zwar sehr gehypt und ist grundsätzlich auch sinnvoll, funktioniert aber nur, wenn sie kleinschrittig eingeführt und eng begleitet werden. Und das machen die wenigsten Lehrkräfte. Das lernt man übrigens bei uns auch nicht in der Ausbildung.

    In der Realität erlebe ich es für gewöhnlich, dass Gruppen eingeteilt werden und Materialien (oft vorkonfektioniert und leider auch oft nichtmal selber gelesen) in die Gruppen geworfen wird. Dazu der schwammige Arbeitsauftrag "Stellt das Thema in einem Referat vor und macht ein Plakat dazu".

    Und das soll dann das selbständige Erarbeiten fördern. Klappt genau gar nicht, aber hey, man hat ja keinen bösen Frontalunterricht gemacht 8o .

    Also dazu muss das Kind nichtmal autistisch sein, um durch GA nichts zu lernen.

    Dieser Beitrag kann eine eigene Meinung enthalten. Im Idealfall ist es die des Verfassers. :evil:

  • Für deine Schüler könnten dann auch schon (kostenlose) Apps zum Schnell-Lesen in Frage kommen.

    Man trainiert ca. 5 bis 10 min täglich und oft geht es auch gar nicht um Wörter.

    Es werden spielerisch eben die Blicksprünge, Blickspanne und Ganzworterkennung trainiert.

    Kannst du mir da welche nennen? Danke


    Ich habe einige SuS, die selten HA machen, aber den Lernstoff trotzdem können. Das kann ich dann auch erstmal so stehenlassen, da mach ich kein Fass auf.

    Tja - und da ist man dann wieder bei "Für alle sollen die selben Regeln gelten": Salamander, du hattest dir das gewünscht - versuche mal, es zu akzeptieren, dass einige die HA nicht machen. Da steigen dir die anderen SuS ganz schnell "aufs Dach". Bzw. kannst du nicht erwarten, dass 14/15 Jährige dafür Verständnis haben, dass einige die HA machen müssen und andere nicht. Aber die anderen brauchen die HA, nicht alle können ohne Übung gute Texte schreiben....


    Vukodlacri Was ist das Problem mit vorentlastenden HA? Gerade im Geschichtsunterricht gebe ich die oft - schon mal einen Quellentext lesen, ein "Mr. Wissen-to-Go" Video anschauen und Fragen dazu entwickeln etc. Dadurch kann ich Inhalte aus dem Unterricht auslagern und im Unterricht dann Fragen der Bewertung/Beurteilung, des Vergleichs etc. behandeln.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Was ist das Problem mit vorentlastenden HA?

    Genau das:

    Dadurch kann ich Inhalte aus dem Unterricht auslagern und im Unterricht dann Fragen der Bewertung/Beurteilung, des Vergleichs etc. behandeln

    Was für Lerngruppen unterrichtest du?

    Ich meinen Lerngruppen kann ich keine Unterrichtsinhalte auslagern. Die meisten meiner SuS denken nicht, wirklich. Ich weiß, das ist schwer vorstellbar für jemanden, der das nicht selber erlebt.

    Ich trainiere das im Unterricht, seit ich die Klasse habe (3 Jahre), und die Fortschritte sind minimal.

    Wenn ich in Geschichte ein Mr. Wissen-to-Video aufgeben würde mit dem Auftrag, selbständig Fragen dazu zu entwickeln, käme genau nichts. Das geht nur im Unterricht und mit sehr viel Pushen meinerseits, die SuS überhaupt irgendwie zum Denken zu motivieren.

    Quellentexte sind ein Buch mit 7 Siegeln, das verstehen sie nicht.

    Ich bin froh, dass ich sie mittlerweile soweit habe, nach ihnen unbekannten Wörtern oder Zusammenhängen zu fragen, wenn sie im Buch mal einen Text gelesen haben.

    Dieser Beitrag kann eine eigene Meinung enthalten. Im Idealfall ist es die des Verfassers. :evil:

  • Also dazu muss das Kind nichtmal autistisch sein, um durch GA nichts zu lernen.

    Nee nee, meine Kinder lernen eine ganze Menge durch Gruppenarbeiten! Auf dieses Missverständnis stoße ich oft.

    Meinen Kindern ist das Sozialverhalten nicht angeboren, sie müssen es bewusst erlernen. Dazu brauchen sie u.a. andere Kinder / Jugendliche, die sie in erster Linie in der Schule treffen. Dort setzen sie sich damit auseinander, wie mensch sich mit 10 oder 13 Jahren verhält.

    Außerdem wird ihnen in der Schule der ganze Schulstoff nahe gebracht.


    Sie lernen nur selten beides gleichzeitig. Da sie aber sehr schnell begreifen, nutzen sie die meiste Zeit in der Schule für das soziale Lernen. Zuhause versuche ich, Lücken im Schulstoff zu schließen, halte aber das soziale Lernen in der Schule für unersetzbar. Wir haben daheim Zugang zu Wissen und jede Menge Begeisterung für die überraschendsten Fakten, aber kein Kinderrudel.


    Dummerweise heißt etwas zu begreifen noch lange nicht, es auch zu beherrschen. Ganz oft brauchen meine beiden jemanden, der ihnen sagt "nimm jetzt den Stift in die Hand. Schreibe das heutige Datum oben rechts auf das Blatt. Schreibe die Überschrift auf. Hast du die Überschr - Kind! Jetzt nimm bitte wieder den Stift in die Hand."

    Wie Lehrkräfte damit umgehen sollen, weiß ich auch nicht. Meine Kinder passen in kein Schulsystem.

  • Vukodlacri Das verstehe ich gut und ich glaube, ich kann es mir vorstellen - wir unterrichten auch die Berufsfachschüler. Ich hatte deine Kritik an vorentlastenden HA als grundsätzlich verstanden.


    Wie Lehrkräfte damit umgehen sollen

    Viel Geduld. Und ab und zu mal genervt. 🫣

    Das Problem ist ja, dass ein Schüler mit diesem Verhalten ein neurodiverser - oder einfach nur einer, der pubertiert. Das ist nicht immer gut zu erkennen.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Meinen Kindern ist das Sozialverhalten nicht angeboren, sie müssen es bewusst erlernen. Dazu brauchen sie u.a. andere Kinder / Jugendliche, die sie in erster Linie in der Schule treffen. Dort setzen sie sich damit auseinander, wie mensch sich mit 10 oder 13 Jahren verhält.


    Da sie aber sehr schnell begreifen, nutzen sie die meiste Zeit in der Schule für das soziale Lernen.

    Ach stimmt, das ist gar nicht mehr in meinem Horizont drin #stirn .

    Die meisten unserer Kinder sind nicht sozialisiert, schon allein der Gedanke, dass autistische Kinder in dem Rahmen Sozialverhalten lernen, lässt mich wahlweise verzweifeln oder irre lachen #haare .

    Dieser Beitrag kann eine eigene Meinung enthalten. Im Idealfall ist es die des Verfassers. :evil:

  • Mein Sohn hat ASS, ADHS und LRS und braucht nach etwa 12 Minuten still sitzen und zuhören eine Veränderung damit er weiterhin aufmerksam sein kann. D.h er fängt an zu hampeln oder fummeln. Viele seiner Pädagogen glauben das er dann nicht mehr aufmerksam ist - ganz im Gegenteil.

    Er kann oft die ganze Stunde wiedergeben wenn ihm erlaubt wurde sich zu bewegen.

  • Ich glaube das mit den Regeln, ist, wie ich es formuliert habe, missverständlich. Ich überlege nochmal, wie ich das konkreter beschreiben kann. Jedenfalls geht es mehr um verhaltensbezogene Regeln und darum, wie sie formuliert werden. Es geht explizit nicht darum, Dinge wohlwollend auszulegen oder Ausnahmen zu machen. Ich nehme an Vukodlacri kündigt nicht an, dass sie fehlende Hausaufgsben mit Nachsitzen sanktioniert und setzt es dann bei manchen SuS um bei manchen nicht. So was meine ich. Oder wenn eine Klassenregel in der "Wir-Form" formuliert wird, aber nicht auch für die Lehrkraft gilt etc. Also das kann man schon machen, aber dann muss auch klar sein, welches "wir" gerade gemeint ist.


    Ansonsten: auch meine Kinder können auch nicht ohne Übung gute Texte schreiben. Aber das lernen sie auch nicht durch Hausaufgaben. #weissnicht Jedenfalls nicht, wenn die Aufgabenform zum ersten Mal als Hausaufgabe auftaucht, was am Gym sehr oft vorkommt. Also ein oder zweimal als Hausaufgabe und dann in der Klassenarbeit. Aus meiner Sicht ist das dann eine gute Übung für SuS, die es eh schon relativ gut können. Die, die es noch nicht können, lernen dadurch nichts. Oder, wie meine Tochter es formuliert: Wie soll ich etwas auf einmal können, was ich vorher schon nicht konnte?


    Das was du zu den Hausaufgaben in Geschichte schreibst, kommt mir sehr viel sinnvoller vor als das, was ich bei meinen Kindern erlebe.


    Auch das, was Vukodlacri zu den Gruppenarbeiten schreibt, klingt stimmig.


    Durch das Forum weiß ich wie viele gute und engagierte Lehrkräfte da draußen unterwegs sind und lerne ganz ganz viel und es erleichtert mir den Perspektivwechsel enorm. Vielen Dank euch allen dafür!

  • Naja, bei meiner Tochter machen es die Lehrkräfte so: Textform wird im Unterricht besprochen, in die Einzelteile zerlegt… Hausaufgabe: Einzelzeilteile üben und benennen (z.B. Grußformel bei Brief und „Liebe xy“ verbinden), besprechen, Im Unterricht Beispiele machen, Checkliste besprechen, Hausaufgabe „Brief schreiben“, besprechen, korrigieren und dann zu Hause nochmal Brief schreiben und entsprechend besprechen…

    Da wird eben eine lange Stillarbei nach Hause verlagert. Es wird aber auch nicht erwartet, das beim ersten Mal zu können oder beim zweiten Mal perfekt zu machen.

  • MIr sind bei euren Überlegungen manchmal echt die Tränen gekommen. Wie zugewandt Schule sein kann!


    Ich habe ADHS und bin wahrscheinlich hochbegabt, als Kind hatte ich die "Mädchenversion", still, verträumt, mit ganz kleinen, unauffälligen Hibbelbewegungen. Ich habe manisch gelesen, könnte mit den meisten meiner Mitschüler:innen wenig anfangen, weil die gefühlt 3 Jahre älter waren und mich gehänselt haben. Übergewichtig war und bin ich auch noch.


    Ich hatte einen unglaublichen Will To please und Leistungsdrang, wollte es richtig machen und konnte es nicht. Meine klassischen Noten waren: schriftlich 1, mündlich 5, zusammen 3. Was hab ich mir anhören dürfen... Ich habe es wirklich, wirklich versucht, aber: zuhören, mitkriegen, wenn eine Frage gestellt wird, überlegen, was gefragt ist (oft genug wollten die LuL nur eine Wiederholung des eben gesagten), mir etwas zurechtlegen, mich melden - das ging nicht. Oft habe ich, weil ich nicht kontinuierlich mitschreiben konnte, mir kurz vorm Einsammeln das Heft einer Freundin ausgeliehen und es in zwei Tagen komplett mit Graphiken abgemalt. Danach konnte ich den Stoff. In der Oberstufe wurde es besser, da war in manchen Fällen stricken erlaubt (plötzlich konnte ich immerhin zuhören!) Und die Mitschüler:innen wurden netter und die Außenseiterin wurde zumindest ein bisschen cool.


    Was mir geholfen hätte:

    - Wenn meine konzentrationsfördernden Strategien (malen, stricken usw nicht verboten gewesen wären

    - Wenn es häufiger eine Wahl gegeben hätte, in welcher Form eine Aufgabe zu machen gewesen wäre: Aufsatz (meins!), Vortrag (Hiiiilfe), Plakat, Gespräch mit der Lehrerin ohne lästernde Klasse

    - Wenn es wirklich soziales Lernen gegeben hätte in der Schule


    Corva
    mit Großtochter (5/2000),
    auch-schon-ganz-groß-Sohn (6/2004)

  • Idee, da zu helfen? Mir fällt es auch auf, dass einzelne Schüler oder auch Klassen oft so 5 Minuten brauchen, bevor sie tatsächlich anfangen zu arbeiten - gerade bei Gruppenarbeiten. Das würde ich gerne effizienter gestalten, Ideen?

    Hier mal grundsätzlich der Hinweis, dass es sinnvoll sein kann, genau hinzusehen, ob etwas wirklich problematisch ist oder nur als problematisch empfunden wird, weil es nicht der Norm entspricht oder "sich so nicht gehört". :)


    Ich habe früher bei Deutsch-/Englischklausuren mindestens die Hälfte, manchmal eher 2/3 der Zeit aus dem Fenster gesehen und geträumt. Nur so kam ich in einen Zustand, in dem ich den Rest der Zeit effizient arbeiten konnte. Ich bin immer fertiggeworden mit guten Ergebnissen. Heute bin ich extrem froh über meine tolerante Englischlehrerin, die das wohl bemerkt hat, aber mich einfach machen ließ, weil sie wusste, es klappt am Ende schon. (Bei ihr durfte ich auch explizit mal die HA ausfallen lassen und ähnliche Individualisierungen.)


    Wahrscheinlich machst du das sowieso und hast die Frage nur für die KandidatInnen gestellt, bei denen es eben nicht funktioniert... und da weiß ich dann auch keine Tipps. Aber generell ist mir das so wichtig, dass ich es nochmal erwähnen wollte. Wenn Strategien funktionieren, dann darf man das begrüßen und muss nicht defizitorientiert darauf blicken.


    Ich habe erst Jahrzehnte später kapiert, dass meine intuitive Strategie mich in einen Flow versetzt hat, in dem ich dann hervorragende Leistungen erbringen konnte. Andere lernen das als Erwachsene in teuren Kreativ-Workshops. ;) Und was für ein Glück, dass man mich dabei einfach machen ließ...

  • Naja, bei meiner Tochter machen es die Lehrkräfte so: Textform wird im Unterricht besprochen, in die Einzelteile zerlegt… Hausaufgabe: Einzelzeilteile üben und benennen (z.B. Grußformel bei Brief und „Liebe xy“ verbinden), besprechen, Im Unterricht Beispiele machen, Checkliste besprechen, Hausaufgabe „Brief schreiben“, besprechen, korrigieren und dann zu Hause nochmal Brief schreiben und entsprechend besprechen…

    Da wird eben eine lange Stillarbei nach Hause verlagert. Es wird aber auch nicht erwartet, das beim ersten Mal zu können oder beim zweiten Mal perfekt zu machen.

    So war das bei keinen Kindern in der Grundschule und Unterstufe. Jetzt, seit der 7. oder 8. Klasse, lauft es eher so:


    Es werden Romane, Dramen, Gedichte, Kurzgeschichten etc gelelsen. Teilweise vorbereitend zuhause, teilweise im Unterricht. Dann wi4d viel eingeordnet, geschichlicher Hintergrund, Autor:in, Textart, sprachliche Mittel etc. Und dann, kurz vor der Klassenarbeit kommt als Hausaufgabe "Analysiere (oder interpretiere) Ausschnitt/ Szene/Gedicht/Kurzgeschichte." Das wird dann wohl besprochen, was aber wenig hilft, wenn man die Aufgabe nicht machen konnte, weil sie einen überfordert. Mir fehlt da oft die Hinführung, oder das man mal gemeinsam (also nicht jede*r in Stillarbeit, sondern wirklich gemeinsam) mit so etwas anfängt um es dann alleine fertig zu stellen. Oder das anfangs mit Leitfragen gearbeitet wird.


    Ich glaube es wird dabei auch nicht erwartet, dass es beim ersten Mal gut wird. Aber es wird erwartet, dass man sich selber erarbeitet wie es geht. Ich weiß gar nicht, ob vorgesehen ist, dass jede*r Lernende eine individuelle Rückmeldung bekommt (ich glaube eher nicht), aber soweit kommen meine Kinder ja erst gar nicht.


    In Geschichte, Gemeinschaftskunde, Geographie etc kommen auch oft solche Aufgaben als Hausaufgaben, wo meinen Kindern gar nicht klar ist, was da gefordert ist. Sie fragen mich das dann. Aber ohne Erwartungshorizont kann ich das genauso wenig wie sie.


    Wahrscheinlich haben sie halt einfach Pech, dass sie eine wahrscheinliche Autistin als Mutter haben, die das genauso wenig kapiert wie sie selbst, und einen vermutlich ebenfalls neurodiversen Vater, dem das wegen total verkorkster eigener Schullaufbahn eh alles völlig fremd ist.