Beruf oder Studium finden

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  • Liebe Raben,


    mein großer Sohn macht übernächstes Jahr sein Abi. Er ist dann 18. Interessen oder Hobbys hat er nicht so wirklich.

    Wie findet man einen passenden Beruf oder ein passendes Studium? Er meint, man bekommt leider kaum einen Einblick in Berufe (nur in den Lehrerberuf). Es gab ein paar Praktika und er weiß jetzt was er nicht werden will.

    Aber wie bekommt man einen Einblick in bestimmte Studienfächer? Er hat Mathe und Physik als LK. Chemie mag er auch. Bio nicht und Deutsch, Kunst und Musik auch nicht.

    Ich will, dass er etwas für sich findet, was er gerne macht. Die Berufsberatung hat vorgeschlagen, dass er einen Test macht, ob er überhaupt arbeiten kann (Autist) und dann könnte er ja auch in eine Werkstatt. Man dürfe ihn nicht zwingen normal zu sein und dort auch nicht so hinzwingen #blink

  • Unsere Tochter wollte entweder ein duales Studium oder eine Ausbildung machen.

    Aber was genau, das wusste sie nicht.

    Wir haben dann für unseren Ort nach Studium und Ausbildungsangeboten geguckt. Und sie hat sich die Stellenbeschreibungen durchgelesen. Ob das für sie interessant klingt oder nicht. Sie hat sich dann mehrere ausgesucht und Bewerbungen geschrieben.

    Dein Gesicht wird Dir geschenkt, lächeln musst Du selber #blume

  • Ich habe keinen Rat aber vermutlich in 4 Jahren die gleiche Fragestellung, inkl. ASS.

    Was für eine behämmerte Aussage vom Berufsberater. Meinen Sohn beschäftigt die Frage jetzt schon in der 8. weil in der Schule gerade das ganze grosses Thema ist. Potenzialanalyse sagt, er kann alles gleich gut. 1 er Kanditat durchgängig. Wenig Spaß an irgendwelchen Fächern und völlig planlos. Abi will er machen. Studieren nicht. 🤷🏻‍♀️

    Sorry das ist nicht hilfreich, aber ich verstehe das Problem. Vielleicht erstmal nach der Schule Praktika? Oder ein ökologisches oder soziales Jahr?

    Trummelbiene startet durch in diesem Jahr!

  • Unis sind i. d. R. ziemlich offen zugänglich. Wäre es ihm möglich einfach mal hinzugehen? Ich frage wg. des erwähnten Handicaps. Falls ja, wäre mein Plan folgender:

    An den Unis nach in frage kommenden Studienfächern schauen und die Seiten der Fachschaften recherchieren. Dort gibt es oftmals "Huckepack"-Angebote für Studieninteressiert. Man schreibt die Fachschaft an und die vermitteln einem jemanden, mit dem man zusammen z. B. eine Vorlesung besuchen kann.


    DIe Hochschulen machen i. d. R. auch Studieninformationstage. Habt ihr geschaut, wann da die Termine sind und was angeboten wird?


    Hier könnte man auch zur Studienberatung der Uni gehen, bereits vor der Einschreibung. Das gibt auch nochmal andere Impulse als die Angebote der Arbeitsagentur.

  • Es gibt an diversen Fachhochschulen und an Unis solche Schnuppersemester. Das ist richtig großartig teilweise auch unter Einbindung Ausbildungsberufe.

    Hier in Berlin sind einige Fachhochschulen sehr bemüht und bieten ständig online Informationsrunden und auch Tests, was jemanden liegen könnte.

    Hier ist auch eine zukünftige Abiturientin demnächst. Plan ist ab kommenden Jahr die entstehenden Messen zu besuchen. Sie wird noch nicht 18 sein, daher wäre mein Rat erst noch ein FSJ oder ähnliches dazwischen zu schieben.

    Wenn man sich für nichts richtig interessiert, dann würde ich ein Grundlagen Studium empfehlen. Ich bin mit BWL zb sehr gut durchs Leben gekommen. Das ist so Basic, das man jede Menge Optionen drauf satteln kann.

    Life is a mountain - ride it like a wave

  • Man hat ja Zugang zu der Studienordnung.

    Dort sieht man zumindest ganz grob, was in den Vorlesungen vermittelt wird.

    Damit kann man dann online nach Scripten oder Videos zu den einzelnen Vorlesungen suchen. Wenn die entsprechende Uni vor Ort ist, kann man sich auch mal in die Vorlesung reinsetzen, wenn man sich das zutraut.

    Hier gibt es auch jedes Jahr im Frühling eine Messe, wo die Studis und Profs die Studiengänge (und die Firmen ihre Ausbildungen, aber da halt eher für in einem Jahr und nicht direkt) vorstellen, das ist eigentlich nicht verkehrt, weil man so direkt von den Studis erfährt, worum es da so geht.

    Für einzelne Studiengänge kann man an der örtlichen TU z. B. Auch einen online Test machen, ob das was für einen wäre.

    Bei diesem LK - Profil klingt es eher nach einem technischen Studiengang,da gibt's ja zig Sachen.

    Dann wäre die Überlegung, ob eher theoretisch (dann eher eine TU) oder praxisbezogen (dann eher eine FH). An der FH wird man deutlich mehr an die Hand genommen und enger begleitet, aber wenn man hinterher eher in die Forschung will, wäre eine TU wohl die bessere Wahl.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass man da einige andere Autisten trifft, liegt bei technischen Studiengängen imho ziemlich hoch.

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • Man kann sich relativ problemlos in die Vorlesungen mit rein setzen.
    Das Studium hat aber nicht unbedingt was mit dem Beruf zu tun.
    Der Physiker aus meinem Bekanntenkreis ist in der Qualitätsprüfung eines großen Unternehmens gelandet.
    Mein naturwissenschaftliches Studium hat mit meiner aktuellen Berufstätigkeit auch nicht so viel zu tun.

    Tatsächlich gibt es einen umfangreichen online Test des Arbeitsamtes, dessen Vorläufer mich damals auf meinen Beruf gebracht hat.
    Dabei geht es erst mal nur darum, wie man Basiswerte für sich einschätzt.
    z.B. Arbeiten sie gerne draußen; arbeiten sie gerne mit Menschen etc.

    Check U

    Es gibt auch online Self assestments für viele Studienfächer

    OSA Portal

    ORCA.nrw

  • Aber wie bekommt man einen Einblick in bestimmte Studienfächer? Er hat Mathe und Physik als LK. Chemie mag er auch. Bio nicht und Deutsch, Kunst und Musik auch nicht.

    Es gibt Tage der offenen Tür an Universitäten. Oder auf Websites der Unis gibt es die Lehrpläne der verschiedenen Studiengänge. Viele Unis haben auch Videos auf Youtube veröffentlicht.


    Wie findet er denn den Lehrerberuf? Und was hat er für Praktika gemacht?

  • Wie sieht es mit Informatik bzw. Programmieren aus? Ich habe mal gehört, dass es da sogar Firmen gibt, die auf Autisten als Mitarbeiter spezialisiert sind.


    Ansonsten würde ich Berufsinfomessen empfehlen und evtl. auch freiwillige Praktika. Mein Sohn war z.B. mal 2 Ferientage bei der Bahn verbracht wo die 4 Ausbildungdberufe sehr praxisnah vorhestellt haben.

  • Meine Tochter ist viel zu Schnuppertagen an Unis im ganzen Land getingelt, zusammen mit ihrer Freundin, die völlig andere Interessen hatte als sie (die eine studiert jetzt Wissenschaftsjournalismus, die andere Deutsch und Geschichte auf Lehramt). Dafür wurden sie von der Schule auch freigestellt. Mein Sohn hat das irgendwie mehr mit sich ausgemacht und ist gezielt zu drei Unis gefahren, bei denen er sich das Studium seiner Wahl (Informatik) vorstellen konnte und hat dann pragmatisch entschieden, wo er hin will. Er hatte allerdings den Vorteil, dass er oft mit seiner großen Schwester mitgeschlappt ist, die ihn in Hörsälen abgesetzt und danach wieder eingesammelt hat zwischen Abi und Entscheidung.


    Beiden haben wir gesagt: Einen Freischuss habt ihr, wenn es gar nicht passt, nur bitte nicht alle 2 Semester was Neues wollen.

  • Ich will, dass er etwas für sich findet, was er gerne macht.

    Das ist etwas, was mir selber auch sehr wichtig war/ist, und was sich bei meinen Kindern schon für die Schulzeit als sehr wichtig herausgestellt hat.


    Denn T, der bis einschließlich 8. Klasse nie Bock auf Schule hatte, und auch keine nennenswerte Anstrengungsbereitschaft, hat dann in den Sommerferien vor der 9. Klasse seinen ersten Berufswunsch selber im Internet gefunden: Fachinformatiker. Dafür braucht er aber die Mittlere Reife, so dass er die nach dem Quali noch drangehängt hat. Vor dem Abschluss hat er aber festgestellt, dass er doch lieber Cyberkriminalist beim BKA werden möchte, wofür er ein (ggf. duales) Informatikstudium braucht, also hat er auch noch das Fachabi gemacht, und ist jetzt zielstrebig mit Informatikstudium und Nebenjob in einer Cybersecurity-Firma auf dem Weg zu seinem Ziel.


    Dass ich ihm schon vor seinem Internetfund bei einer Berufsinformationsmesse schon mal einen Flyer für eine Fachinformatiker-Ausbildung rausgefischt hatte, hatte er ignoriert oder vergessen.


    Q hatte leider (noch) nicht so ein Erlebnis (und seit der 5. keinen Bock mehr auf Schule). Hatte mal Koch ins Auge gefasst, aber wie mir scheint, eher als das kleinste Übel. Praktika in dem Bereich fand er OK, der eine Betrieb hätte ihn auch sehr gerne als Lehrling genommen (logo, bei der Arbeitsmarktlage).


    Ich hatte ihm mehrere Vorschläge gemacht zu Bereichen, bei denen ich mir vorstellen könnte, dass sie ihm gefallen (Computerspieldesign, denn er zockt gerne, ihm ist das Spielkonzept wichtig und es interessiert ihn, und er ist künstlerisch interessiert, und Pilot oder Fluglotse, denn er ist gut und hat Freude an Computersteuerungen, Flugsimulator, Modellfliegern und spricht exzellent und gerne Englisch). Als ich ihm das vorschlug, ging das zum einen Ohr rein, zum anderen raus. Als sein Freund das mal erwähnte (Pilot), war das auf einmal deutlich interessanter, und hat ihn dazu bewogen, jetzt zumindest schon mal die Mittlere Reife zu machen, und gegenwärtig peilt er auch ein (Fach-)Abi an. Aber so richtig das, wofür er brennt, scheint es nicht zu sein.


    Was ich mit meiner Erzählung - außer dem: es ist hilfreich, etwas zu finden, das einem Spaß macht - sagen will: Vielleicht ist das bei euch ja anders, aber obwohl ich ein gutes Verhältnis zu meinen Söhnen habe, konnte ich ihnen bei der Berufsorientierung überhaupt nicht weiterhelfen, weil meine Vorschläge - obwohl nicht mal unpassend - total irrelevant waren.


    Viel hilfreicher war etwas selbst Gefundenes (dafür muss man aber erst mal suchen...), oder etwas, das Leute mit einer relevanten Meinung zum Thema eingebracht haben, z. B. Qs junger cooler Nachhilfelehrer oder sein Klassenkamerad.


    Ich werde jetzt an Weihnachten mal meine Neffen fragen, ob sie sich mit Q zu dem Thema austauschen können. Die würden definitiv auch in die Kategorie "ernstzunehmende Berater" fallen.


    Gäbe es evtl. so jemanden in eurem Bekanntenkreis?

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Sehe gerade, Du bist auch in Berlin. Hier der Link zur HTW https://www.htw-berlin.de/stud…enorientierung/mitlaufen/ - die sind echt krass und wenn Du einmal im Mailverteiler bist, wirst Du mit Angeboten zugeschüttet.

    Wir haben ja hier den großen Luxus, das wir umgeben sind von tollen Lehrangeboten. Alternativ Wildau.


    Tatsächlich rede ich viel mit Tochter darüber und zum Teil auch mit klaren Ansagen. Als Familie sind wir so aufgestellt, dass Unterstützung nur in bestimmter Höhe möglich ist. Dh die Optionen sind dadurch eingeschränkt. Kann man mit dualem Studium oder mit einem Start in der Heimatstadt (Wegfall WG Zimmer) abfedern, aber diese Fakten liegen klar auf dem Tisch. Wir sind auch Eltern, die "reines Abhängen" nicht akzeptieren werden nach dem Abitur. Wenn es nichts gibt, was interessiert und Zeit benötigt wird, dann nur mit Erarbeiten der eigenen Lebenskosten (Bett und Kühlschrank gibts hier immer, alles darüber hinaus ist dann eigene Verantwortung)
    Es gibt also durchaus sanften Druck von uns Eltern, wir unterstützen auf jeden Fall, aber nicht jeden Preis.

    Life is a mountain - ride it like a wave

  • Wobei ein Studium oft gar nicht so viel mit dem Beruf anschliessend zu tun hat.


    Insoweit waere es vielleicht eher zu überdenken, wie möchte ich arbeiten, mit welchen Themen möchte ich mich beschäftigen, was brauche ich, wie sieht es mit Gehalt und Arbeitszeiten aus, um gut arbeiten zu koennen und dann gucken, welche Studien und Ausbildungen zu diesem Ziel führen wuerden.


    Und immer im Hinterkopf haben, man darf sich ausprobieren.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Ich schließe mich Nachtkerze und Susan Sto Helit an.


    In ein Seminar oder eine Vorlesung reinzuschnuppern kann zwar einen ersten Eindruck geben, wie Studieren aussieht, aber ob man daraus ableiten kann, ob das Fach, und erst Recht der Beruf (falls es überhaupt mit einem konkreten Beruf verknüpft ist) das richtige sind, da würde ich nicht allzu viel Hoffnung reinsetzen (auch wenn es nicht schadet). Dann noch eher Schnupperstudium, Studium Generale, Praktika zum Reinschnuppern in verschiedene Berufe.


    In Berlin gibt es auch das MINTgrün Orientierungsstudium

    „Für alle, die sich für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) interessieren, aber noch nicht genau wissen, welcher Studiengang am besten zu ihnen passt oder ob ein Studium überhaupt das Richtige ist“ (2 Semester).


    „Sogenannte „MINTgrün-Projektlabore“ sind ein wichtiger Teil des Studiums und runden das Ganze ab. In diesen Laboren werden die theoretischen Inhalte des Studiums ganz konkret in die Praxis umgesetzt. Eine weitere Besonderheit sind die beiden Studienfahrten, die zu Beginn und zum Abschluss des Studiums stattfinden.“

  • Danke für die vielen Ideen!!! Ich setze mich mal nach Weihnachten ran und gucke nach Modulhandbüchern und sowas alles.

  • Wahrscheinlich für dein Kind nicht so machbar, aber eher durch Zufall hat sich mein Sohn im Reisebüro beworben. Er ist eher introvertiert und ich hab das gefunden und ihm vorgeschlagen. Er hat dann Probe gearbeitet und seit August macht er tatsächlich eine Ausbildung zum Tourismuskaufmann. Und es gefällt ihm sehr gut.


    Vielleicht mal abseits der Wege schauen, öffentlicher Dienst oder einfach die Zeitung durchforsten.

    Wenn es soweit ist, sind ja immer viele Anzeigen drin.

    Was bleibt, sind die Erinnerungen...
    schlaf gut, schlaf ruhig
    Ich werde dich nie vergessen und immer vermissen

    1976-2003-2013


    »Das Staunen ist der Anfang der Erkenntnis.«
    ― Platon