Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • Entfernte Nichte zu mir:
    "Ich war ja froh das ihr bisher Jungs hattet, mit denen wusste ich hier wenigstens was zu machen wenn die Baugeräte auf dem hof stehen (anm. der Redaktion: Ihr Freund/Mann hat Unimogs und Hebebühnen und Bagger da rumstehen von der Arbeit). Mit einem Mädchen wird das hier schwieriger!"


    Die junge Frau ist 10 Jahre jünger als ich, Pädagogin/Lehrerin, und immer wenn die den Mund auf macht bin ich mir gaaaanz sicher, Emanzipation ist fehlgeschlagen.


    Meine kleine K. wird hier das angezogen bekommen, was ich mag. Bunt, fröhlich, und Pastellfarben mag ich weder in bleu noch rosé *schmunzel*

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

  • Zitat

    ich kann mich noch an den mittelgroßen Aufstand erinnern, als 4 Burschen in der Unterstufe zum textilen Werken wechseln wollten - da kam Gegenwind, das war unglaublich. va Eltern, aber auch Lehrer.


    :stupid:


    Da lobe ich mir die Waldorfschule. Bei uns war nichts nach Geschlechtern getrennt (nicht mal Sport), alle mussten Holzwerken, Metallwerken, Nähen, Sticken, Häkeln, Stricken...


    Entfernte Nichte zu mir:
    "Ich war ja froh das ihr bisher Jungs hattet, mit denen wusste ich hier wenigstens was zu machen wenn die Baugeräte auf dem hof stehen (anm. der Redaktion: Ihr Freund/Mann hat Unimogs und Hebebühnen und Bagger da rumstehen von der Arbeit). Mit einem Mädchen wird das hier schwieriger!"


    Schäne Grüße, man kann das mit Mädchen einfach genauso machen.

  • Mindestens genauso schlimm finde ich die Berufsvorschläge für die Tochter: Floristin oder was mit Mode #kreischen


    Also, ich hab natürlich nichts gegen Floristin oder was mit Mode aber so lange wir Mädchen in Berufe hineinberaten, die wenig Gehalt und wenig Karrieremöglichkeiten bieten, brauchen wir uns auch nicht zu wundern, wenn sie dann später im Beruf fünf Jahre komplett aussetzt "weil ihr Mann eben besser verdient und sie mit einer halben Stelle nicht den Gehaltseinbruch wettmachen kann wenn ihr Mann Stunden reduziert" und dann nach der Scheidung von Altersarmut bedroht ist.


    Ganz ehrlich, es ärgert mich so! Weil es sind nicht nur Großmütter, die so denken. Wie oft ich es schon gehört habe "wichtig ist vor allem, dass es dich interessiert" - ich hab das Gefühl, das wird so ausschließlich nur Mädchen empfohlen. Ich finde es natürlich wichtig, dass ein gewisses Interesse am künftigen Beruf da ist. Aber wenn man sich sehr für Kunst und weniger für Computer (z.B.) interessiert würde ich immer empfehlen Informatik studieren und nachher einen 80% Job zu suchen. Dann kann man einen ganzen Tag (und etwas Geld) in Kunst stecken. Ich bin mir sicher, das macht insgesamt glücklicher als "irgendwas mit Kunst" zu machen und sich dann immer mit schlecht bezahlten Nebenjobs durchs Leben hangeln.


    Ja, es ist ein Skandal, das "Frauenberufe" schlechter bezahlt werden. Aber es fehlt m.M.n. auch ein Umdenken bei den Jobs, die wir jungen Mädchen vorschlagen und den Kriterien, die wir dafür ansetzen. In viel zu vielen Köpfen steckt das so unbewusst immer noch drin, dass Beruf für Frauen halt vor allem so eine Art Hobby ist und daher vor allem Spaß machen soll während bei Jungs viel mehr abgezielt wird auf "wie sicher ist der Beruf?", "was verdient man so?" "kann man davon eine Familie ernähren?".

  • @ Talpa: Die Kinder sind auf MA-Märkten groß geworden, und Filius hat dort schon gefilzt, Brettchen gewebt und gesponnen, aber auch geschmiedet, Axt geworfen und Bogen geschossen. Momentan freut sich Filia auf ihr erstes eigenes Schwert und plant mit 18 aufs Schlachtfeld zu ziehen.


    Zu Filias ersten Worten gehörte Tecka (Trecker) und Bagga (Bagger), bei jeder Baustelle mussten wir ewig stehen bleiben. Ich erinnere mich gerne, wie wir auf dem Krippenmarkt in der Pax-Christi-Kapelle waren.: Filia stürmt herein, beobachtet die moderne Daqchkonstruktion und ruft ganz enttäuscht: "Wo sind den die Bauarbeiter?" Filius lief direkt zur Krippe mit den lebenden Tieren und wollte Schafe streicheln.

    "Ich bin Vergangenheit und du bist Morgen,
    Machst deinen Weg, ich zweifle nicht daran,
    Wenn nicht in Weisheit, so in Liebe geborgen.
    Und ich mach' mit Liebe alles falsch, so gut ich kann."
    (Reinhard Mey)

    • Offizieller Beitrag

    Was eigentlich erschreckend ist...


    Ich kenn mich in der Szene nicht aus, aber ich geh mal davon aus, dass sie nicht 1:1 die Rollenvorstellungen des Mittelalters übernehmen :D

  • Bei uns an der Uni werben Sie für die technischen und naturwissenschaftlichen Berufe um Mädchen. Sie loben die Zukunftsaussichten und bieten extra Workshops und Schnuppertage nur für Mädchen der Oberstufe an. Mit der Begründung, damit mehr Frauen in Berufe mit guten Jobperspektiven kommen.

    Scheint die Sonne auch für Nazis? Wenn's nach mir geht tut sie es nicht!!! ( DBBDW)


    Es gruesst die Sunny mit der Hummel an der Hand, dem Möpsken im Arm und dem Sternchen im Herzen! #love

  • aber so lange wir Mädchen in Berufe hineinberaten, die wenig Gehalt und wenig Karrieremöglichkeiten bieten, brauchen wir uns auch nicht zu wundern, wenn sie dann später im Beruf fünf Jahre komplett aussetzt "weil ihr Mann eben besser verdient und sie mit einer halben Stelle nicht den Gehaltseinbruch wettmachen kann wenn ihr Mann Stunden reduziert" und dann nach der Scheidung von Altersarmut bedroht ist.


    [...] Aber wenn man sich sehr für Kunst und weniger für Computer (z.B.) interessiert würde ich immer empfehlen Informatik studieren und nachher einen 80% Job zu suchen. Dann kann man einen ganzen Tag (und etwas Geld) in Kunst stecken. Ich bin mir sicher, das macht insgesamt glücklicher als "irgendwas mit Kunst" zu machen und sich dann immer mit schlecht bezahlten Nebenjobs durchs Leben hangeln.

    Sorry, das ist mir ein bisschen zu pauschal.


    Ich bin Dipl.-Ing. (FH) Physikalische Technik und arbeite als Projektleiterin in einem Büro für Bauphysik und Brandschutz - bei Weitem kein Mädels-Beruf ohne Karrieremöglichkeiten.
    Mein Mann hat Hauptschulabschluss und einen abgeschlossenen Industriemeister, ist Arbeiter in der Qualitätssicherung...und bringt im Monat gut ein Drittel mehr Kohle heim als ich.
    Was meinst Du, wer von uns beiden daheim bleibt und die Kinder hütet?


    Zum zweiten Thema: Ich hatte ein paar Seiten weiter vorne schonmal über meine Probleme mit meinem Männerjob geschrieben. In der Informatik mag das anders sein, aber in der Baubranche ist man als Frau erstmal nur die Tippse. Und das belastet wirklich. Selbst wenn ich am Telefon fachliche Auskünfte gebe, kommt es nicht selten vor, dass die gleiche Person sich mit der gleichen Frage nochmal an meinen Chef wendet (und von ihm natürlich die gleiche Antwort bekommt). Das ist ganz prima fürs Selbstbewusstsein.
    Ich würde meine Tochter (so ich denn mal eine haben werde) niemals aktiv in einen Männerberuf leiten. Wenn sie das will, werde ich ihr von meinen Erfahrungen berichten und sie dann selbst entscheiden lassen.


    Und sein Leben lang einen Beruf ausüben, der einen nicht interessiert stell ich mir ätzend vor.

    Einmal editiert, zuletzt von Pamela ()

  • Pamela, du bist mit deinem "Männerberuf" nicht so ganz zufrieden. Das finde ich durchaus nachvollziehbar, nach dem, was du schreibst. Aber deswegen müssen doch nicht alle "Männerberufe" für alle Frauen schlecht sein.


    Insbesondere vor dem Hintergrund, dass es auch wirklich schreckliche "Frauenberufe" gibt, die auch ganz sicher nicht gut fürs Selbstbewusstsein sind (die echte "Tippse" z.B.) würde ich mir für deine Tochter wünschen, dass du das mit dir selber klärst und nicht bei ihr ablädst.

  • ich kann pamelas einwände sehr gut verstehen. ich habe zwar einen "frauenberuf", arbeite aber in absolut männlich dominierten, technischen berufsfeldern, mein ganzes berufsleben lang. die missachtung, die einer frau da überwiegend entgegenschlägt, ist wirklich schwer bis nicht erträglich. frau kann sich mit sicherheit auch in dem umfeld durchbeißen. aber ich verstehe jede, bei der die kraft nicht reicht für alles: fürs fachliche (das sollte ja auch noch irgendwo eine rolle spielen, wenngleich ich daran den glauben schon verloren habe), für die work-life-balance mit allem, was für FRAUEN da dranhängt und zusätzlich dafür, sich halt immer und immer wieder zu behaupten. ich wünsche mir selber keineswegs einen beruf, der tatsächlich sehr untergeordnet und "zweite reihe" ist, sehr zuarbeitend, rückenfreihaltend und mit wenig persönlichen erfolgen bzw. lorbeeren. sekretärin bzw. assistentin ist somit eine der schlimmsten denkbaren visionen für mich, lieber würde ich schiere körperliche arbeit verrichten. dass immer noch die vokabel "tipse" für diesen hardcorejob, den vielfach akademikerinnen mit wesentlich fordernderen ausbildungen als einem ingenieursstudium absolvieren, existiert, ist schande genug. aber ich kann mir gut vorstellen, dass das arbeiten in einem männerbefreiten mikrokosmos oder einem feld, in dem frauen expertise schlicht zuerkannt wird, sehr viel last wegnehmen kann.


    das vorkämpferinnendasein in männerberufen ist sicher heldenhaft. aber es fordert halt auch sehr viel. das muss sich frau bewusst sein. zumal es sich oftmals finanziell (siehe pamela, ich könnte angesichts des lohnungleichgewichts kotzen) bisweilen nicht mal lohnt. das ist dann wie so oft, frau hat mit sicherheit eine für die gesellschaftliche umbildung sinnvolle und wertvolle sache getan, aber dafür auf persönlicher ebene möglicherweise (!) teuer bezahlt.


    übrigens gibt es auch ausnahmen, klar, blablablubberbla, aber über die will ich hier gar nicht reden.



    in dem feld, in dem ich arbeite, habe ich in 11 jahren (!) aktuell VIER (!!!) frauen in technisch exponierten positionen kennen gelernt. von zweien weiß ich persönlich, dass sie das nicht nochmals machen würden, weil sie einfach vom ständigen gegenwind müde geschliffen wurden. die haben mir BEIDE in persönlichen gesprächen (ohne sich zu kennen) unabhängig voneinander gesagt, dass sie, hätten sie nochmal zu entscheiden, lehrerinnen am gym werden würden. von einer der beiden anderen weiß ich, dass in ihrem direkten umfeld schlimm über sie vom leder gezogen wird, WEIL sie eine frau ist. obwohl sie m.e. sehr kompetent etc. ist.

    • Offizieller Beitrag

    Wobei ich bei peppersweet nicht nur den Gedanken rausgelesen habe, zwangsläufig in ein männerdominiertes Umfeld zu gehen, sondern einfach mehr "gesunden Menschenverstand" bei der Berufswahl anzuwenden. Also nicht nur "Selbstverwirklichung und ein bisschen Kohle": Ein Politikprof meinte zu einem (männlichen) Studenten, dass es enorm befriedigend sei, nicht nur die intellektuelle Neugier zu befriedigen, sondern in einem Bereich zu arbeiten, der gefragt sei (Hintergrund war seine Entscheidung, in Richtung Umweltpolitik zu gehen). Oder in peppersweets Fall: Informatikstudium und damit in die Kunstwelt einsteigen (Informatikerin im Auktionshaus, Software für Katalogerstellung, etc.) anstatt Grafikdesignerin.


  • Okay, du hast recht, es ist ein bisschen pauschal.


    Es gibt natürlich viele Faktoren, die zum gender pay gap beitragen aber die Tendenz von Mädchen und Frauen schlecht bezahlte Berufe zu wählen, ist schon auch einer. Nicht der einzige, klar. Und du sehe ich eben das Umfeld in der Pflicht, auf solche praktischen Aspekte bei der Berufswahl hinzuweisen und sie nicht mit einem "Hauptsache, es interessiert dich, der Rest ergibt sich dann schon!" wegzuwischen.


    Mir geht es auch nicht darum, Frauen in "Männerberufe" drängen zu wollen, nur darum realistisch die Karriere- und Verdienstmöglichkeiten aufzuzeigen und in der Entscheidung höher zu gewichten als das oft gemacht wird. Mein Gefühl ist halt, dass viele Jugendliche mit 16 oder so wenn Karriereweichen gestellt werde, oft noch keinen guten Überblick hat, was das Leben so kostet und vielleicht ein bisschen idealistisch sind, im SInne von "Ich will meiner Leidenschaft folgen". Was ja auch gut ist. Nur hält das Umfeld meiner Erfahrung nach bei Jungs an der Stelle deutlich mehr dagegen während bei Mädchen das eher noch bestätigt wird. Und das finde ich nicht gut. Ich würde auch keinen jungen Menschen seinen Berufswunsch komplett ausreden wollen. Aber wollte meine Tochter Floristin werden, würde ich mich schon mit ihr hinsetzen und rechnen: wie soll die wohnung aussehen, in der sie in zehn Jahren wohnen will? Möchte sie Urlaub machen? Ein Auto haben? etc. pp. Was kostet das alles? und was hätte sie so zur Verfügung im Monat als Floristin? Und dann halt auch für den zweit-, dritt- und viertwunsch, in der Hoffnung, dass da dann einer dabei ist, der ihr eine finanziell bessere Zukunft bringt als Floristin.


    Ja, ein Job, der einen so gar nicht interessiert ist ätzend. Aber bei den allermeisten Menschen ist es ja auch nicht so, dass es eine Sache gibt, für die sie brennen und dass sie sonst nichts interessiert. Die meisten Menschen haben doch Interesse an verschiedenen Dingen, wovon u.U. einige mehr Verdienst und Karrieremöglichkeiten abwerfen als andere. Ich kenne halt einfach auch einige Leute, die genau das studiert haben, was sie interessiert hat und danach in ätzenden Jobs unter ihrer Qualifikation sitzen weil es halt viele Historiker und wenige Stellen gibt (z.B.). Also die Gleichung Ausbildung, die mich interessiert = Job, der mich interessiert muss nicht aufgehen.

  • "Männerberuf" als Frau ist sicher nicht schlecht per se (sagt die Physikerin und Qualitätsmanagerin) - aber es GIBT keinen finanzsicheren Beruf außer vielleicht Königin von England (die übrigens im KFZ-Mechanikerin gelernt hat).


    Ein Beruf über Pi mal Daumen 40 Jahre, egal ob Vollzeit oder Teilzeit, den frau nur gelernt und ergriffen hat, weil der sicher, einträglich oder wasweißich was sein soll und für den kein innerer Antrieb da ist klingt nach einem bombensicheren Rezept für einen Burnout. So was ist mMn verschwendete Lebenszeit. Mir z.B. könntest Du gar nicht so viel bezahlen, dass ich z.B. als Grundschullehrerin nicht durchdrehen würde.


    Ich kann grundsätzlich nur raten, das Beste aus dem zu machen, was frau gerne macht. Oder man - dann tauchen vielleicht auch mal ein paar Männer überraschend in "Frauenberufen" auf.


    Viele Grüße,


    Kerstin

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaub keiner wird dazu raten, etwas zu machen, was einem komplett gegen den Strich geht. Aber mal schauen, was man mit seinen Interessen "gewinnbringend" machen kann - und dafür vielleicht gewisse Umwege gehen - das finde ich okay.


    Ich hab im Studium viele Männer getroffen, die "neidisch" auf mein Studium (Geschichte und Politik) waren - sie hatten sich aus karrieretechnischen Gründen für Jura/BWL entschieden. Die meisten verdienen heute auch mehr als ich.

  • Ich finde die Diskussionen hier im Forum einfach klasse.
    Hier hab ich zum Beispiel wieder gelernt, dass es besser wäre, erstmal selber mit meiner Situation klarzukommen, als das auf dem Rücken meiner (evtl.) Tochter auszutragen. Genau so eine Mutter wollte ich nie sein, dass das aber genau so geendet wäre, war mir bis heute, wo ich es schwarz auf weiß gelesen habe, nicht bewusst.
    Und dass es offensichtlich stark an der Persönlichkeit hängt, wie man mit verschiedenen Situationen im Job klar kommt.
    Mir gehts genauso wie Patrick: Lieber irgendeine stumpfsinnige körperliche Arbeit als nur zuarbeitend ohne eigene Erfolgserlebnisse. DANN aber bitte in einer Männer-Gruppe. So eine stumpfsinnige körperliche Arbeit in einer Mädels-Gruppe hatte ich schon mal, Danke - nie wieder! Zickenterror par excellence!