Die Sehnsucht nach dem echten Leben

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  • Die TE hat aber nicht geschrieben, dass sie mehr Zeit für Hobbies haben will oder so. Sondern da klingt es schon danach, dass das jetzige Leben nicht glücklich macht. Und was bringt einem dann Geld und Sicherheit, wenn es innerlich rumort? Wie gesagt, ich kenne solche Menschen, die sich dann nicht trauen und als Rentner immer noch rumheulen und das, obwohl sie rein materialistisch gesehen ein tolles Leben hatten. Tja, leider aber kein ausfüllendes. Und das mit der "auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner"-Totschlagargument kenne ich auch. Das kam von der Schwiegermutter auch, als wir aus der Stadt weggezogen sind und uns einen Gemüsegarten angelegt haben. Tja, ich bereue es immer noch nicht, keinen einzigen Tag, nichtmal als wir eingeschneit waren. In der Stadt konnte ich nicht leben und ich wollte auch nicht jeden Tag shoppen gehen (Hauptargument der Schwiegermutter, warum man in der Stadt bleiben sollte). Ich bestelle nun über Internet, wenn ich was brauche und hab viel weniger Stress als wenn ich zwischen gestressten Menschen in der Stadt rumrennen muss (die bei dem Wetter vermutlich tierisch heiß ist) und Klamotten suchen muss oder bei Baulärm oder Technonachbarn auf einem 1qm-Balkon verrotten muss (nee danke, brauch ich nicht noch einmal).


    Edit: Und damit man sich das besser vorstellen kann: der nächste Edeka/Bäcker ist 15 min. Fahrzeit mit dem Auto weg über Landstraße ohne Fahrradweg, also nicht zu erreichen bei dem Verkehr hier (Landmaschinen, Raser etc.). Also wir leben eher am A... der Welt, rein infrastrukturmäßig, es macht mir aber nichts aus. Für unsere Schwiegereltern ist es ein Grauen. #weissnicht Trotzdem wäre es doch doof gewesen, wegen "macht man aber so" und "hört auf rumzuträumen" in der Stadt geblieben wäre, oder nicht?

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket ()

  • Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was landwirtschaft damit zu tun hat.
    Ich habe dieses gefühl des *richtigen Lebens* immer wenn ich im Alltag innehalte.
    Meine freundin ist landwirtin
    - ich bin dort sehr gerne, und helfe. Ich mag den geruch von kuhstall, das erinnert mich an meine kindheit, wo es zu Hause echt schlimm war und ich beim bauernhof nebenan immer nette zuflucht gefunden habe. Der betrieb meiner freundin ist bio
    - die kühe haben einen tollen grossen stall und ihre kälbchen dabei die bei mama trinken, sie haben schafe und hühner.
    Aber alles können auch sie nicht erwirtschaften. Das geht nicht schlichtweg, und die kaufen auch zusätzlich im discounter ein. Und haben horrende kosten und gruselige arbeitszeiten. Meine freundin beneidet mich immer, wenn ich am wochenende meinem sohn etwas nähe - für sowas hat die gar keine zeit mehr.
    Und sie arbeitet oft 14 Stunden am Tag, manchmal auch mehr und hat schlaflose nächte, wenn eine kuh kalbt oder krank ist oder anderes.
    Und diese Frau, die so nah am *richtigen* Leben ist, fühlt sich oft auch gefangen im Alltag, in der hamstermühle. Wenn du jeden tag landwirtschaftlich arbeitest ist das auch nur routine und da fühlst du nicht unbedingt eine tiefe verbundenheit. Du hast auch gar keine zeit mehr für sowas. Auch wenig zeit mal mit deinem kind auf dem teppich zu sitzen und zu spielen.


    Im ernst, das ist auch nur ein job, und noch dazu ein sehr harter. Wenn man ihn liebt, sollte man ihn machen, aber ich wäre mir nicht sicher ob du das, was du suchst in der landwirtschaft findest.
    Hast du mal über eine existentielle therapie nachgedacht? Wenn du lust hast, google mal nach yalom...


    Ich hatte heute eigentlich einen riesen arbeitsplan - mein sohn war bis gerade weg.
    Und dann habe ich alles stehenlassen, und bin mit meinem manneine richtig schöne motorradtour gefahren.
    Da war ich auch mal wieder - kurz - völlig im hier und jetzt. Dieses extreme wahrnehmen des momentes ausserhalb des alltags, das istbeher das was ich mit dem *echten leben* verbinde. Ein bewusstsein, achtsamkeit.
    Da führen viele verschiedene wege hin.
    Wenn du meinst landwirtschaft wäre wirklich dein weg, dann würde ich das evtl. Mal auf zeit probieren.
    Viele bekannte in meinem umfeld sind da schon nach dem ersten schlachtfest, der ersten totgeburt oder ähnlichem die sie erlebt haben recht ernüchtert rausgegangen...

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

  • @ katilein: Danke für den Beitrag. Ich krieg das einfach nicht hin, das so hinzuschreiben. #super


    Ich glaube, es geht der TE auch nicht darum, nun plötzlich Bäuerin zu werden, sondern es ist Ausdruck dafür, dass das jetzige Leben nicht funktioniert, außer rein wirtschaftlich.

  • Umzuziehen oder die Arbeit zu wechseln, das ist ja kein Thema - das meine ich mit kleinen Schritten, ohne aber das grosse Ganze hinzuschmeissen.
    Man muss ja schon dem Lebenspartner auch zugestehen, ein Mitspracherecht zu haben. Wenn man nach 10, 20 Jahren gemeinsamer Zeit plötzlich dahinterkommt, gerne am Land leben zu wollen und sich selbst zu versorgen - ja und wenn der Partner aber glücklich ist mit dem Leben, so wie es jetzt ist?
    Würde mir mein Mann eröffnen, er hätte einen Vierkanthof gekauft, ich bräuchte nicht mehr auswärts zu arbeiten sondern " nur noch" das Vieh und die Äcker versorgen - ich fiele erstmal tot um. Und danach würde ich mich mit Händen und Füssen wehren.


    Es ist relativ unrealistisch, so eine. 180Grad Wende hinzulegen. Einer von zwei Menschen muss enorm zurückstecken.
    Was spricht also dagegen, sich mit dem jetzigen Zustand - sofern er zumindest 2/3 Positives enthält - zu arrangieren und in kleinen Schritten zu ändern, was unglücklich macht?

    Mit vielen lieben Grüßen von Alexy und dem Rest von hier! 8)




    "Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt."
    Erich Fried

  • Das ist ja gerade das Gute an der heutigen Zeit, dass man sein Lebensmodell auch ändern kann. (Ich verstehe daher auch nie die Mittelalter-Enthusiasten, ich hätte da nicht leben wollen, so eingezwängt in die Geschlechter- und Berufsrollen). ;)

  • Echt? Du würdest den Partner verlassen, wenn er nicht deine Pläne guthiesse und mitmachen würde?
    Dann ist aber entweder der Leidensdruck unendlich groß oder aber die Partnerschaft nicht wirklich gefestigt.
    Anders kann ich es mir nicht vorstellen.

    Mit vielen lieben Grüßen von Alexy und dem Rest von hier! 8)




    "Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt."
    Erich Fried

  • Echt? Du würdest den Partner verlassen, wenn er nicht deine Pläne guthiesse und mitmachen würde?
    Dann ist aber entweder der Leidensdruck unendlich groß oder aber die Partnerschaft nicht wirklich gefestigt.
    Anders kann ich es mir nicht vorstellen.


    Wer hat das denn geschrieben?

  • Wenn es so rumort, ist es wichtig, dass man sich traut etwas zu verändern. Hier sind wirklich sehr gute Vorschläge gekommen, die Möglichkeiten aufzeigen etwas zu verändern, ohne gleich alles hinzuschmeißen. Das Leben in einer Gemeinschaft kann toll, aber auch wahnsinnig anstrengend sein. Menschen, die sich so ein Leben wählen, sind meist starke Individualisten, die durchaus ihre Ecken und Kanten haben können. Damit muss man auch zurecht kommen.
    Ich würde mir an Deiner Stelle überlegen, ob Du nicht einen Beruf machen möchtest, der "näher am Leben dran" ist. Etwas Handwerkliches zum Beispiel. Das bedeutet zwar drei Jahre Lehrzeit, könnte aber der erste Schritt sein, in so einer Lebensgemeinschaft auch ein Einkommen zu erwirtschaften. Und ohne Lebensgemeinschaft geht das auch.


    Ich finde es wichtig, dass Du auf Dich hörst und die Schritte planst, Deinem Ideal näher zu kommen. Du spürst, dass das jetzige Leben nicht stimmt, und das ist gut. Dann muss man es ändern, sonst bereut man es eines Tages.
    Liebe Grüße
    manu

  • Wer hat das denn geschrieben?


    Dann habe ich dich falsch verstanden.
    Aber wie will man das Lebensmodell ändern - so drastisch - wenn der Partner sich da überhaupt nicht reinleben kann?

    Mit vielen lieben Grüßen von Alexy und dem Rest von hier! 8)




    "Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt."
    Erich Fried

  • @ Alexy: Nee, mein Partner respektiert meine Träume und ich seine und wir versuchen dann einen Mittelweg zu finden. Gott sei Dank fand er es in der Stadt auch nicht so prickelnd und da er nur Rasen mähen muss und ich den Rest im Garten mache, ist es im Recht. :D


    Wenn der Partner so gar nicht mitzieht und einen nicht ernst nimmt, stelle ich mir das wirklich sehr schwer vor und ab einem gewissen Punkt, wenn das Leid zu hoch ist, auch nicht mehr möglich weiterzuleben. (Bei meiner Mutter war das irgendwann so auffällig, dass wir Kinder ihr gesagt haben, sie solle sich scheiden lassen, wir würden mit ihr auch in eine kleine Mietwohnung ziehen. Da war aber neben den ungelebten Träumen auch noch anderes im Argen...).


  • Ja, danke, MMC. Genau das meinte ich. Die Leute, die ich kenne, haben schon auch noch "Brotjobs", trotzdem unterscheidet sich ihr und unser Leben sehr von dem des Durchschnittsdeutschen. So stark, dass viele auch auf uns herab sehen. Ich wuerde trotzdem nicht mehr tauschen.

  • Noch mal zu Katilein: diese unverplante Zeit auf dem Teppich mit dem Kind...
    Das stimmt, das fehlt uns manchmal jetzt schon. Und vor hauptberuflicher Landeirtschaft habe ich auch einen Riesenrespekt. Das wuerde ich nicht machen. Aber ein paar Huehner, ein Garten, ein paar Schafe und ein Bienenstock, das waere meins. So kleinbaeuerlich haben vor ein paar Generationen die meisten bei uns in der Gegend gelebt. Deshalb sind die Dorfbewohner besser ueber die Kriege gekommen.

  • Du kommst doch aus der Nähe von Dresden... schau dir dochmal den Hof Mahlitzsch oder das Vorwerk Podemus an. Ersteres ist wahrscheinlich genau das, was du meinst zu suchen. Geh mal hin und frag die Leute aus, wie das Leben so ist. Oder mach ein Praktikum.



    Aber auch ich finde deine Vorstellungen ganz sehr überromantisiert und fernab der Realität auf nem autarken Hof, auch nur nem reinen Viehbetrieb. Es ist nunmal nicht alles Gold, was glänzt, das ist in keinem Beruf so. Es gibt immer Ecken, die man sich lieber nicht anguckt und die eben nicht so toll sind, aber eben auch dazugehören. Natürlich sollte man einen Beruf ergreifen, der einem wirklich Spaß macht, wenn man schon so einen hohen Anspruch daran hat.
    Und Handwerk, insbesondere Landwirtschaft ist ein Knochenjob.


    Versuchs doch wirklich erstmal wie Ayala und mit deinen Möglichkeiten, an deinem aktuellen Platz was zu verändern. Plastikmüll kannst du auch vermeiden, indem du zum Beispiel aufm Wochenmarkt einkaufen gehst.

    Phönix mit Prinzessin (03/12), kleinem Mann (03/14) und Krümel (02/23)


    Wenn dich dein Leben nervt, streu Glitzer drauf.

  • (Ich verstehe daher auch nie die Mittelalter-Enthusiasten, ich hätte da nicht leben wollen, so eingezwängt in die Geschlechter- und Berufsrollen). ;)


    aber vielleicht ist das ja genau das, was manche suchen, einfach mal raus aus dem typischen leben, wenn die übers wochenende in so Lagern leben, teilen sie das doch mit anderen (auch familien), wenn man über diese märkte geht, sieht man überall welche handwerklich arbeiten und teils auch wirklich tolle ergebnisse, man kann mal raus aus seiner Rolle und etwas ganz anderes tun.


    Ich kann mir nicht vorstellen, das die alle dauerhaft so leben wollen.

  • Liebe Threadstarterin,


    Deine Sehnsüchte und Gefühle kenne ich und gleichzeitig weiß ich, dass es nicht wirklich mein Traum ist, z.B. in einer Biohof-Gemeinschaft zu leben. Denn dort gibt es nicht nur duftendes Heu und frische Milch, sondern auch Behörden- und Papierkram ohne Ende, früh aufstehen bei Eiseskälte, eigene Hochs und Tiefs plus Stimmungsschwankungen der anderen etc.


    Ich versuche einfach, im Alltag immer wieder "mein Herz einzuschalten", abends und am Wochenende wirklich gute Zeit mit den Kindern zu verbringen, viel raus zu gehen/zu fahren und ich mag Gottesdienste und Andachten sehr gerne als Gelegenheiten, sich immer wieder auf das wirklich wichtige im Leben zu fokusieren und aus dem Konsumkrieg herauszukommen.


    Was tut Dir denn gut? Gibt es da irgendwas, was Du in Richtung "echtes Leben" hast und ausbauen kannst? z.B. nur noch heimische Produkte und keine weiterverarbeiteten Lebensmittel mehr kaufen, Plastik konsequent einschränken, das Handy weggeben, sich hier abmelden #stumm ...


    Liebe Grüße!


    navete

  • Oh so viele Antworten hatte ich mir gar nicht erwartet...
    Ich danke fürs Lesen, Nachdenken und Antworten.


    Die überromantisierte Vorstellung vom autarken Landleben hab ich nicht wirklich. Ich bin selbst auf dem Dorf mit Landwirtschaft ringsum aufgewachsen. Wir selbst hatten nur Gemüseanbau und Schafe, Enten, Hühner und Kaninchen. Mich schreckt also das Schlachten und ähnlich blutige Sachen nicht.
    Dennoch weiß ich, dass eine komplette Umstellung auf ein landwirtschaftliches Leben nicht geht. Weder von mir allein, noch von meinem Partner. Das ist auch gar nicht so recht der springende Punkt und dass, worum es mir direkt geht. Der Fokus liegt mir nicht so sehr auf der Bauernwirtschaft.


    Es geht mehr um das gemeinsame und das freiere Leben etwas entfernter von den Institutionen. Mehr mit meinen Kindern gemeinsam Leben. Also nicht nur die schönen Unternehmungen am WE und unter der Woche geht jeder seinem routiniertem Plan nach.
    Ich weiß nicht so recht, wie ich das ausdrücken soll. Es fehlt mir irgendwie im Moment an den für meine Kinder erfahrbaren Sachen, die wir Erwachsenen tun. Wir geben die Kinder früh ab, gehen zur Arbeit und abends gibts gemeinsames Essen und vielleicht noch etwas Spiel- und Redezeit. Das ist es, was sich für mich nicht richtig anfühlt.


    Der Schritt zu einem Leben, mit mehr Selbstversorgung und Gemeinschaft mit anderen Familien, ist für mich nur die logische Konsequenz.


    Ich bin durchaus schon dabei, Dinge selbst zu machen, die mir möglich sind. Im Kleinen beginnt es mit Brot backen und spinnen, stricken, nähen. Garten haben wir nicht - möcht ich aber gern.


    ... das nur kurz, ich muss erstmal zum Mittag.

    "Die Natur schafft immer von dem, was möglich ist, das Beste."

    Aristoteles

  • Hier noch jemand - ich hätte gerne mehr Gemeinschaft, und mehr Garten, mehr selbermachen. Ich müsste keine Selbstversorgerin sein und würde auch lieber in der Stadt wohnen (obwohl, in Tagträumen sehe ich mich manchmal auf der Veranda einer Ranch sitzen, in der Steppe mit Pferden :) ) Ich träume von mehr Gärten und Grünflächen (solchen die man auch nutzen kann!) und weniger Straßen, andere Schulen. Leider hat sich meine Genossenschaft für gemeinschaftliches Wohnen nach vier Jahren aufgelöst, nachdem wir von der Stadt nun doch nicht das Bau-Grundstück bekommen hatten. Die meisten sind für sich irgendwo untergekommen, in meinem zukünftigen Garten ist es untersagt, einen Nutzgarten anzulegen! #sauer (So was sollte verboten sein.) In der Politik steht m.E. viel zu oft der Profit und Prestige vor Lebensqualität der Bürger, in unseren Städten gibt es definitiv noch viel Potential, diese lebenswerter, umweltfreundlicher, gemeinschaftlicher, mit mehr Freiräumen und schöner zu machen, es geht dabei keineswegs darum, zurück zu irgendwas zu gehen (z.B. verkrustete Landstrukturen), alte Zeiten wieder aufleben zu lassen, sondern hin zu etwas Neuem!

    We don't stop playing because we grow old; we grow old because we stop playing.
    Bernard Shaw

  • Es geht mehr um das gemeinsame und das freiere Leben etwas entfernter von den Institutionen. Mehr mit meinen Kindern gemeinsam Leben. Also nicht nur die schönen Unternehmungen am WE und unter der Woche geht jeder seinem routiniertem Plan nach.

    Ich habe als Schülerin in Wales bei einer Familie gelebt, die Teil-Selbstversorger waren. Sie hatten ein günstiges Haus+Grundstück in einem 200-Seelen-Kaff in der englischen Pampa gekauft (für 20.000 Pfund in der Zwangsversteigerung). Hatten es selbst renoviert. Hatten einen großen Garten, wo sie Kartoffeln, Zwiebeln, einige Gemüse und etwas Obst anbauten. Hatten fünf Schafe und eine Kuh; die Wolle und die Milch und das Kalb wurden von ihnen verarbeitet. Die Frau war Köchin (ich glaube, selbst beigebracht, nicht gelernt) und gerade dabei, sich mit einem Vollwertküche-Catering selbstständig zu machen. Der Mann hatte eine kleine Holzwerkstatt; er verdiente etwas Geld mit Werkarbeiten und als Märchenonkel auf Sommerfesten etc. Außerdem vermieteten sie eben ein Zimmer an Gastschüler, wobei ich die letzte war, weil danach das Schulgeld für die eigene Tochter wegfiel. Darüber waren sie ziemlich froh, also keine Fremden mehr aufnehmen zu müssen.


    Die lebten also vielleicht ein Stück weit so, wie du dir das vorstellst?


    Ich hatte schon den Eindruck, dass das kein ganz einfaches Leben war, mit sehr wenig Geld und der Bereitschaft, auch viele Gelegenheitsjobs zu übernehmen (die Frau hat z.B. beim Zensus mitgearbeitet). Aber sie waren insgesamt zufrieden. #weissnicht



    Du schreibst, du wolltest "weg von den Institutionen" – welche sind das denn? Die Schule, und was noch? Ich war ja die letzten Jahre sogar beim Staat angestellt, fand ihn aber ziemlich zurückhaltend. ;) Vielleicht überlegst du nochmal genauer, was dich da stört?


    Ich möchte so gern in einer Gemeinschaft leben mit anderen Familien,
    älteren und jüngeren Menschen.
    Das gibt es ja, in ganz Deutschalnd, verschiedene Mehrgenerationenprojekte. In anderen Ländern sicherlich auch.


    Handwerklich tätig sein und für mein
    täglich Brot "richtige" Arbeit verrichten.

    Was verstehst du unter "richtiger" Arbeit?
    Was ist "falsche" Arbeit?
    Einen handwerklichen Beruf auszuüben wäre ja jetzt nicht das Problem. Lehre machen, Gesellin werden, arbeiten.

    Es wär so schön, früh aufzustehen und mich um Feld und Vieh zu kümmern.




    #kreischen Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Mich würde ja abschrecken, wie abhängig gerade Vieh von einem ist. Meine Stiefmutter hat Pferde – die kann nie länger wegfahren, schon ein paar Tage muss sie immer erst organisieren und jemanden finden, der sich um die Versorgung kümmert. Aber wenn man keinen Urlaub anderswo braucht, ist das ja kein Problem.

    Es wär so schön, dies mit anderen in Gemeinschaft zu tun. Gemeinsam zu arbeiten, zu essen, zu feiern, zu lernen...


    Wie gesagt, für all das gibt es diverse Projekte; du bist da nicht die einzige, die lieber so leben möchte.


    Es wär so schön, zu wissen es stehen noch
    zwei Säcke selbstangebaute Kartoffeln im Keller und mich nicht darüber
    ärgern zu müssen, dass die gekauften so teuer sind und so olle graue
    Flecke haben und man am Ende soviel davon wegwirft...



    Dazu hat ainu ja schon etwas geschrieben. Ich schätze auch, schrumpelige und fleckige Lebensmittel muss man eher hinnehmen, wenn man selbst anbaut… ;)

    Es wär so schön, nicht Unmengen von Plastikmüll zu produzieren...

    Auch daran kann man gezielt arbeiten. Ich erinnere mich an den Fall einer Frau, die geklagt hat, weil sie überhaupt keinen Müll mehr produzierte (nur Kompost), aber trotzdem Müllgebühren zahlen sollte. ^^
    Im Bereich Müllvermeidung kann man echt viel tun, vielleicht ist das ein gangbares Projekt, dass du gleich anpacken kannst?


    Es wär so schön, meinen weitestgehend das
    freie Lernen zu ermöglichen, weil viele verschiedene Menschen aus
    unterschiedlichen Berufsfeldern mit uns und um uns leben.

    Für Lernen ohne Schulpflicht würdest du wohl aus D wegziehen müssen. Habt ihr denn Brotberufe, mit denen ihr ans Land gebunden seid?

  • Ergänzungen:

    Ich hasse dieses Hamsterrad: arbeiten (mein Mann, oder ich bevor die Kinder kamen), Geld bekommen und es durch die Finger rinnen sehen, von Woche zu Woche das gleiche öde Spiel und nie das Gefühl haben "jetzt isses gut so, wie es ist"

    Wofür rinnt euch das Geld durch die Finger?
    Wovon bestreitet ihr diese Posten, wenn ihr das Geld nicht mehr habt?


    (ich sage nicht, dass es keine Lösungen dafür gibt, sondern ich finde das einen Denkansatz für Veränderungen.)


    Was hindert dich, z.B. zunächst einen Garten in einer Kleingartenanlage zu mieten und dort erstmal anzubauen und Erfahrungen zu sammeln?


    Dein Mann ist kritisch – aber wäre es nicht vielleicht sogar leichter für dich, deine Pläne umzusetzen, wenn dein Mann weiter in seinem Beruf Geld verdient? Dann fällst du bei Rückschlägen nicht so tief.


    Zur Anregung:
    http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=2995

  • Wie wäre es mit einer CSA?
    http://www.solidarische-landwirtschaft.org/angebot



    Oder einem Stückchen Acker?
    http://www.meine-ernte.de
    http://www.youtube.com/watch?v=hzGKx-cUpM0


    ich glaube es macht schon etwas aus wenn man Teile im Lebensstil verändert. und falls es doch die komplette abkehr sein soll ist das vielleicht der weg dorthin.


    wir haben eine moderne version. wir sind raus aus dem hippen szenestadtleben, aufs verlasene land gezogen. der mann pendelt in die stadt für den derzeitigen brotjob. wir haben einen winzigen eigenen hof mit tieren. wir sind in einer csa um die ecke. ich arbeite von zu hause aus und versorge drei kinder, die nicht fremdbetreut werden.


    wir haben den ganz extremen schritt gemacht. wir wussten von anfang an, dass wir in der stadt verkehrt sind und es war nur ein "die äusseren faktoren, den inneren anpassen". wir sind seit vier jahren hier und sind glücklich. wir haben in den vier jahren kleine und mittelschwere katastrophen mitgemacht und sehen darin aber keinen grund zurück in die "sichere und bequeme" stadt zu wandern.


    ja, wir heizen mit holz und hatten bereits einen winter mit -22°C bei dem die wasserleitungen eingefroren sind, einen Winter der unfassbar lang gedauert hat. stromausfälle gibt es ab und an, aber die dauern nie länger als drei stunden. es gibt in ereichbarer nähe nur einen ekligen discounter. für hochwertigere lebensmittel fahre ich recht weit. dafür bestellen wir ganze gebinde im biomarkt (zahlen deshalb nur den einkaufspreis plus 7% mwstr und 8% für den biomarkt --> siehe food coops). wir haben eine speisekammer mit ganz viel essen.


    ich liebe unser leben hier. in der stadt habe ich mich immer verkehrt gefühlt. und für (regelmäßige) kinobesuche und coffe to go war ich eh zu geizig ;)