Lesen durch schreiben, völliger Unsinn?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Zitat


    Und wenn man eine Methode, die von Haus aus auf 6 Jahre angelegt ist, in D mal wieder in 4 Jahre Grundschule presst, könnte ich direkt nochmal #kreischen


    Bei uns in 2! In der dritten Klasse sollen die Kinder dann bitte richtig schreiben. ;)


    Aber gestern hab ich im Radio einen Beitrag gehört, in dem Aussagen von Neurophilosophen, Hirnforschern (Herr Spitzer) und einer Erziehungswissensch aftlerin verglichen wurden, bzw. sollten die Stellung zu den anderen Aussagen beziehen.
    Ja, da fiel mir echt nix mehr ein. Wenn die Kinder nur noch das ausbaden müssen, was sich solche Leute ausdenken...


    Und - wie wird man eigentlich Neurophilosoph? Ich glaub, das bin ich schon! ;)

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

    Einmal editiert, zuletzt von knallgrau ()

  • Ich habe 1985 nach der fibelmethode lesen und schreiben gelernt. Lesen ging Super bei mir, aber schreiben war ewig ganz schlimm für mich. Und damit meine ich gar nicht die Rechtschreibung. Beim Schreiben stehen nämlich noch viel mehr Aspekte im Vordergrund. Da geht's um Grammatik, Ausdruck und Funktionalität von Texten.


    Wörter dürften wir erst schreiben, wenn wir sie gelernt haben.
    Ich erinnere mich, dass wir zu Weihnachten und andere feste in der ersten Klasse gemeinsam Briefe für Mama schrieben. Ich lebte aber bei meinem Papa und da hat meine Lehrerin das Wort Papa geschrieben, weil wir das noch nicht gelernt haben.
    Bei mir hat die methode ganz klar lange die Lust am Schreiben verdorben.
    Erst viel später, als ich mit dem Computer in Berührung kam, entwickelte ich Lust und Eigenmotivation.


    Der Rechtschreiberwerb ist auch bei mir nicht in der dritten Klasse abgeschlossen.
    ich erinnere mich, dass wir in der 5. Klasse Groß/Kleinschreibung durchgenommen haben.


    Und zu dem Argument, dass man einmal Gefestigtes schlecht korrigieren kann:


    Ich merke an mir, dass auch im Erwachsenenalter die Schreibkompetenz modifiziert wird.
    Allein durch lesen und schreiben. Ich lese schon immer viel, früher Bücher jetzt sehr viel in Internetforen.
    Im zweiteren sind deutlich mehr Rechtschreibfehler zu finden, und diese haben auch Einfluss.
    Ein Beispiel ist das Wort seid/seit. Früher, also vor der Forenzeit war ich sehr sicher zu entscheiden, wann mit d oder t. Es kam einfach intuitiv. Heute muss ich drüber nachdenken, weil ich es so oft falsch lese.


    ABER
    Der Gewinn, durch individuellen schreiben, wo sich Fehler nun mal einschleichen, wiegt den Nachteil, der Fehler einfach auf.

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Der Ansatz zu schreiben, wie wir sprechen, funktioniert im Deutschen nicht. Allein schon wegen der ganz unterschiedlichen Laute, die nur mit den 26 Buchstaben dargestellt werden müssen.

    ah. noch jemand, der eine methode sinnfrei findet, die er nicht versteht. welchen laut findest du denn z.B. nicht in einem buchstaben dargestellt?


    Naja, ich glaube hier muss man differenzieren. So genannte rechtschreibstarke Kinder schaffen die Phonem-Graphem-Zuordnung schnell (egal, welche Methode). Rechtschreibschwache Kinder eben nicht, die finden auch in Anlauttabellen oft nicht die passenden Buchstaben, womit sich dann diese Methode für sie erledigt hat (wie ich finde).
    Weiterhin gibt es oft große Schwierigkeiten bei der Differenzierung bestimmter Phoneme.


    Sinnvoller gerade für rechtschreibschwache Kinder ist daher wohl ein Vorgehen nach Silben, wie es hier im Thread auch schon beschrieben wurde. Gerade auch, weil die Lautbildung oft vom Umfeld des Lautes abhängt, daher scheint die Silbenmethode sehr passend.


    Auf der anderen Seite ist die Silbenmethode natürlich nicht gerade kreativitätsfördernd, aber das kann eine gute Lehrkraft leicht ausgleichen.

    Liebe Grüße von Rafiki mit M1(*05) und M2 (*07)

  • Ich kenn mich damit ja nicht aus, aber kommt es nicht einfach total drauf an, wie ein Kind lernt, wenn man die Lernmethode dafür aussuchen will?


    Ich z.B. gehöre zu diesen Menschen, die sämtliche Rechtschreibung und Kommasetzung nach Gefühl macht, aufgrund dessen, dass ich sehr, sehr, sehr viel lese (RSF hier im Forum sind eher auf meine mangelnde Tippkompetenz zurückzuführen). Ich mache auch die Rechtschreibung nach Gefühl - ein Wort sieht richtig oder falsch aus, aufgrund der Tatsache, dass ich es schon mal gelesen habe. Vermutlich wäre daher die Methode was für mich gewesen - wenn ich mir das Lesen durch das Schreiben aneigne, und ich andersrum dann mehr lese, dann verbessert sich auch meine Rechtschreibung.


    Aber es tickt nun mal nicht jeder gleich. Es gibt Kinder die visueller sind als andere. Kinder, die strukturierter sind als andere. Kinder die analytischer sind als andere. Eigentlich KANN es doch gar nicht für alle Kinder funktionieren, wenn man EINE Methode wählt, die dann für eine ganze Klasse gelten soll.

  • Zu meinem Beitrag oben: sorry, falsch zitiert, konnte nicht mehr editieren, weil das Forum nicht lief. Der Satz direkt unter dem Zitat ist ein Zitat von carlottas Beitrag.

    Liebe Grüße von Rafiki mit M1(*05) und M2 (*07)

  • Dummerweise kann ich ihm nicht selber Rechtschreibregeln beibringen, weil ich selber nach "Optik" schreibe (sieht richtig aus, sieht falsch aus). Mein einziges Diktat, das ich mal nach Rechtschreibregeln geschrieben habe, war eine 5. Die nach Auge immer 1 oder 2 ...

    http://www.amazon.de/product-r…Number=3&showViewpoints=0

  • ich finde mich bei kalliope recht gut wieder. und das obwohl zwei meiner kinder durch das schreiben selbst zum lesen fanden. ich sehe aber was diese methode in der masse- und zudem nicht sorgfaeltig angewandt- angerichtet hat. an meinen schuelern. alle kollegen sehen das recht kritisch. und wenn es dann deine eigenen kinder betrifft und die die nachteile ausbaden muessen (bei einigen bekannten der fall) dann kann man echt die wut kriegen.meine kinder wollten im uebrigen immer wissen wie "man das richtig schreibt". hartnaeckig. klar hab ich ihnen das -nett verpackt- auch gesagt.

  • Und das ist mir persönlich einiges wichtiger, als dass sie mit 9 schon alle Regeln perfekt beherrschen.

    das finde ich auch.


    Nun ja, der Spiegel - Artikel kreidet an, dass das in den Fortbildungen genau so gelehrt wird.

    entschuldige, aber der spiegel artikel kreidet auch ganz andere sachen an, die einfach vollkommen falsch sind. beispiel:

    "Die Arbeit mit der Anlauttabelle kann nicht funktionieren" - "(Redaktion: )Ein weiteres gemeinsames Merkmal vieler der von Jürgen Reichen inspirierten Verfahren ist, dass sich jedes Kind aussuchen darf, in welcher Reihenfolge es die Buchstaben lernen will. Jansen: Das ist völliger Unsinn."

    die kinder suchen sich keine reihenfolge aus. sie lernen alle buchstaben mehr oder weniger gleichzeitig, weil sie sie schreiben.
    da ergibt sich dann die (individuelle) lernreihenfolge wohl am ehesten daraus, wie häufig ein buchstabe vorkommt. geh mal davon aus, dass die kinder A und E vor X und W lernen.

    LRS-Schüler hätten es mit dieser Methode schwer, so gar nicht zur Kenntnis genommen wird. Frei nach dem Motto - deren Pech, wenn es nicht passt, für meine Kinder war es gut.

    ich finde den einwand nicht wso schwerwiegend, weil die anlautmethode so offen ist, das man individuell nachfüttern kann. ich habe z.B. auch ein kind in meiner klasse, die sich schwer tat - da haben wir ihr ein anderes lehrbuch mit silbenmethode als ergänzung gegeben, um ihr das lesen zu erleichtern.


    bei einem reinen fibellehrgang hast du diese flexibilität aber nicht - und da fallen auch schüler raus, denen das schreiben vermiest wird. ist das dann auch pech - hauptsache die LRS kinder werden gefördert?

    Naja, ich glaube hier muss man differenzieren. So genannte rechtschreibstarke Kinder schaffen die Phonem-Graphem-Zuordnung schnell (egal, welche Methode). Rechtschreibschwache Kinder eben nicht, die finden auch in Anlauttabellen oft nicht die passenden Buchstaben, womit sich dann diese Methode für sie erledigt hat (wie ich finde).
    Weiterhin gibt es oft große Schwierigkeiten bei der Differenzierung bestimmter Phoneme.

    *welche* denn?
    ALLE kinder meiner klasse (auch die schwachen) können jetzt am ende der klasse sämtliche grapheme richtig zuordnen.
    WELCHE buchstaben werden angeblich in einer anlauttabelle nicht gefunden?
    und WELCHE Phoneme sind so schwierig zu differenzieren?


    was z.B. ein wenig tricky war, war EU - ÄU. kam aber erst zum ende des schuljahres (als alle schon lesen konnten) und war ein willkommener anlass, das thema "mehrzahl" und "uneindeutige phoneme" einzuführen. das hast du aber beim fibellehrgang genauso!


    Sinnvoller gerade für rechtschreibschwache Kinder ist daher wohl ein Vorgehen nach Silben, wie es hier im Thread auch schon beschrieben wurde. Gerade auch, weil die Lautbildung oft vom Umfeld des Lautes abhängt, daher scheint die Silbenmethode sehr passend.

    sinnvoll ist, mehrere methoden zu kombinieren. silbenmethode allein ist für viele kinder sterbenslangweilig. hast du die so ein buch mal angeguckt?
    es ist aber kein problem silben- und anlautmethode zu kombinieren.
    genauso, wie es kein problem ist, mit der anlauttabelle zu starten und dann jeden buchstaben noch mal einzeln einzuführen ("buchstabengeburtstag" oder einen parallelen fibellehrgang).


    diese offenheit hast du andersherum nicht.


    Aber es tickt nun mal nicht jeder gleich. Es gibt Kinder die visueller sind als andere. Kinder, die strukturierter sind als andere. Kinder die analytischer sind als andere. Eigentlich KANN es doch gar nicht für alle Kinder funktionieren, wenn man EINE Methode wählt, die dann für eine ganze Klasse gelten soll.

    eben deswegen sollte es ja eine offene methode sein, die man mit anderen kombinieren kann.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • Ich hab ein bisschen das Gefühl, dass die Methode mit mehr Aufwand verbunden ist wenn man auch Rechtschreibung lernen will als andere Methoden. Kann das sein? Wenn ich den Text weiss den Kinder schreiben (sei es 7 Zeilen Lernwörter oder so "Uta hat einen Hut" Texte), kann ich recht schnell bei 25 Kindern drüber gucken ob die Rechtschreibung stimmt. Bei den typischen "lesen durch schreiben" Texten muss man sich ja oft schon mehr abmühen (und lautieren) um überhaupt zu verstehen was gemeint ist. Das nimmt natürlich viel mehr Zeit in Anspruch. Dazu sind die Probleme dann auch individueller und ich muss mir dann auch mehr ausdenken um dem einen Kind zu helfen, dass immer den Unterschied zwischen ch und sch nicht hört. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Methode ist die gut funktionieren kann wenn sie mit entsprechendem Aufwand begleitet wird und individuell für das jeweilige Kind um andere Methoden ergänzt wird und dann auch mehr Freude bringt als andere Methoden aber leider nicht gut funktioniert wenn man diesen Aufwand nicht betreibt (und dann wieder zu sozialer Selektion beiträgt weil es Kinder bevorzugt, die Eltern haben, die dann die Hausaufgaben intensiv begleiten und Rechtschreibung üben).

  • Ich glaube, im Grunde sind wir uns doch größtenteils einig:


    Kinder brauchen zum (Recht)Schreibenlernen zwei Dinge: Motivation selbst schreiben zu können/dürfen und gleichzeitig auch ein konsequentes Heranführen an die Laute/Buchstaben und Rechtschreibregeln.
    Dafür ist es am wichtigsten, dass der Lehrer die Kinder individuell abholt, ihnen die Grundregeln vermittelt und ihnen Rückmeldungen zu ihrer Arbeit gibt.


    So wie Lesen nach Schreiben im Moment für viele Kinder läuft, fehlt halt ein wichtiger Teil, nämlich das Heranführen an Regeln und die Rückmeldungen zur (Recht)schreibung. Bei einem reinen Fibellehrgang fehlt der andere Teil, nämlich, dass die Kinder motiviert werden, frei zu schreiben und individuell gefördert werden.


    Und es zeichnet einen guten Lehrer aus, dass es ihm gelingt, die Vorteile verschiedener Methoden zu kombinieren, so dass alle Kinder die Chance haben, zum einen Spaß am Schreiben zu entwickeln, aber auch ein gutes Grundwissen der Rechtschreibung aufbauen können.
    Da liegt für mich das größte Problem, dass viele Lehrer das nicht schaffen. Und der Knackpunkt ist die Frage, warum? Ist die Ausbildung in der Richtung zu schlecht? Sind die Materialien zu schlecht? Sind die Lehrer nicht motiviert genug? Sind die Klassen zu groß? ....


    Die von Kalliope aufgeschriebenen Kritikpunkte muss man sicher auch in diesen Zusammenhang bringen. Liegt es an der Methode oder an der derzeitigen Umsetzung. Das ist sicher gar nicht so einfach zu unterscheiden.


    Edit: Peppersweet: Genau das hatte ich weiter oben auch schon geschrieben. Das ist, denke ich, ein wichtiger Punkt.

    Freda mit dem Jan-Feb-Mär-Trio (01/05 + 02/08 + 03/12) #love


    Ich kaufe und verkaufe im Rabenflohmarkt

    Einmal editiert, zuletzt von Freda ()

    • Offizieller Beitrag

    entschuldige, aber der spiegel artikel kreidet auch ganz andere sachen an, die einfach vollkommen falsch sind. beispiel:
    Zitat von »Trin«
    "Die Arbeit mit der Anlauttabelle kann nicht funktionieren" - "(Redaktion: )Ein weiteres gemeinsames Merkmal vieler der von Jürgen Reichen inspirierten Verfahren ist, dass sich jedes Kind aussuchen darf, in welcher Reihenfolge es die Buchstaben lernen will. Jansen: Das ist völliger Unsinn."


    Auch das ist im Artikel ausführlich erklärt. Der "Unsinn" ist laut Artikel der, dass die Kinder eben nicht ausreichend geführt werden. Grundsätzlich ist es ok, den Kindern eine Auswahl zu stellen. Aber so frei, wie es die grundlegende Methode nahelegt, ist es eben "Unsinn"


    Der Spiegel hat sich echt keinen Gefallen getan, das Interview losgelöst vom Artikel einzustellen. So aus dem Kontext hat der Artikel eine völlig andere Tonalität.


    Edit: Das sind übrigens nicht "meine" Kritikpunkte. Das sind die, die im langen Spiegelartikel thematisiert wurden.

  • carlotta, man kann auch mit fibel individuell arbeiten. das hat sogar an der schule meiner grossen geklappt. und an der dorfschule wo meine mutter in den 60ern gearbeitet hat auch. mich stoert der dogmatismus der mit dieser welle einherging. und ich finde es erstaunlich wie man die entstandenen probleme mal locker wegdiskutiert.

  • Darf ich mal ein kurze Zwischenfrage stellen: wer entscheidet denn, welche Methode eingesetzt wird? Schulverwaltungsamt, die Schule, ein Lehrer ... ich meine, hat ein Lehrer einfach weitere Lehrbücher/Methoden nutzen, wenn er merkt, dass die zunächst ausgewählte Methode nicht bei allen Kindern gleich gut funktioniert?

    Manches fängt klein an,
    manches beginnt groß,
    aber manchmal ist das Kleinste das Größte. #love

    • Offizieller Beitrag

    Darf ich mal ein kurze Zwischenfrage stellen: wer entscheidet denn, welche Methode eingesetzt wird? Schulverwaltungsamt, die Schule, ein Lehrer ... ich meine, hat ein Lehrer einfach weitere Lehrbücher/Methoden nutzen, wenn er merkt, dass die zunächst ausgewählte Methode nicht bei allen Kindern gleich gut funktioniert?


    Laut dem Spiegelartikel der Lehrer selber. Du kannst also an ein und derselben Schule verschiedene Methoden haben.

  • Okay, danke. Das hab ich wohl überlesen.


    Ich habe halt allgemein oft den Eindruck, dass selbst eingagierte Lehrer, die bemüht sind, wirklich allen gerecht zu werden irgendwann einknicken ... einfach weil ihnen von Schule, Eltern oder irgendwelchen Landesvorgaben jegliche Möglichkeit genommen wird, individuelle Methoden zu verwenden.

    Manches fängt klein an,
    manches beginnt groß,
    aber manchmal ist das Kleinste das Größte. #love

  • Ja, hier ist es auch so, dass theoretisch jeder Lehrer entscheiden kann, nach welcher Methode und mit welchen Lehrmaterialien er unterrichtet.
    Es gibt Schulen, an denen Parallelklassen mit unterschiedlichen Methoden unterrichtet werden.
    Aber ich nehme mal an, dass das schon schulintern zwischen den Lehrern auch ein bisschen abgestimmt wird.

  • Ich hab ein bisschen das Gefühl, dass die Methode mit mehr Aufwand verbunden ist wenn man auch Rechtschreibung lernen will als andere Methoden. Kann das sein? Wenn ich den Text weiss den Kinder schreiben (sei es 7 Zeilen Lernwörter oder so "Uta hat einen Hut" Texte), kann ich recht schnell bei 25 Kindern drüber gucken ob die Rechtschreibung stimmt.

    das ist aber eine scheinsicherheit. nur weil ein kind "uta hat einen roten hut" richtig abschreiben kann, kann es noch keine rechtschreibung. ein kind, das nicht visuell lernt, macht es zwar in dem moment richtig - aber es prägt sich nichts ein. wenn es in anderen zusammenhängen eigene sätze schreibt, kann es passieren, dass es hatt und rod und huht schreibt.


    das lässt sich nur beheben, wenn man die regeln trainiert - und das muss man bei jeder methode. und *dann* muss man noch trainieren, diese regeln beim schreiben auch anzuwenden. und das ist etwas, das in klasse 2/3/4/5/6 passiert - unabhängig vom schreiblehrgang.

    Bei den typischen "lesen durch schreiben" Texten muss man sich ja oft schon mehr abmühen (und lautieren) um überhaupt zu verstehen was gemeint ist. Das nimmt natürlich viel mehr Zeit in Anspruch.

    in der phase, in denen es noch so schwierig ist zu erfassen, was das kind da geschrieben hat, macht aber auch ein korrigieren keinen sinn.
    und in dieser phase hefte einzuammeln und den kindern ihre fehler anzustreichen würde nur dazu führen, dass sie demotiviert sind und nicht mehr schreiben - denn es ist ja sowieso alles falsch.


    wenn ich weiß, ein kind kann lesen, *dann* weise ich es auf fehler hin und sage "horch noch mal genau: ist das *wirklich* ein p?" oder guck mal: klatsch mal schokolade. wieviele silbenboote hat das denn? und wieviele könige hast du geschrieben? da fehlt einer, oder?"


    und ich weise die kinder auf die fehler hin, die sie sich erhören können oder die sie mit den bereits bekannten regeln finden können.
    und ich weise ein leistungsstarkes kind auf schwierigere fehler hin, als eines, das noch ganz am anfang steht.
    und ein ehrgeiziges auf mehr fehler hin, als eines, das ohnehin schon nicht so sehr motiviert ist.


    wichtig ist eben vor allem, die motivation und die freude am schreiben zu erhalten.
    denn lernpsychologisch ist ebenfalls schon seit langem bekannt, dass man ohne freude und motivation überhaupt gar nichts lernt.


    das kann natürlich im umkehrschluss nicht heißen, dass alles immer spaß machen muss. aber unterm strich muss es spaß machen.


    ich kann super mit meiner klasse rechtschreibregeln trainieren, wenn ich sage "so, das nehmen wir uns jetzt mal vor und üben rechtschreibung. wenn ihr nächste stunde freies schreiben macht, dann schau doch mal, ob du dran denkst - aber dann sind mir eure ideen wichtiger."


    Dazu sind die Probleme dann auch individueller und ich muss mir dann auch mehr ausdenken um dem einen Kind zu helfen, dass immer den Unterschied zwischen ch und sch nicht hört.

    nö, das ist was, was man nebenbei macht, wenn die kinder schreiben. da gehst du rum und hilfst beim lautieren. da habe ich sehr viel korrigiert - nur nicht mit dem rotstift.


    Da liegt für mich das größte Problem, dass viele Lehrer das nicht schaffen. Und der Knackpunkt ist die Frage, warum? Ist die Ausbildung in der Richtung zu schlecht? Sind die Materialien zu schlecht? Sind die Lehrer nicht motiviert genug? Sind die Klassen zu groß? ....

    die ausbildung stellt methoden in der regel theoretisch vor. das ist IMO zuwenig, wenn man es selber umsetzen soll. manche profs haben auch eine andere ideologische einstellung. mein prof war z.B. der meinung, dass rechtschreibung gar nicht wichtig ist und man sich grundsätzlich davon verabschieden sollte.


    ich habe letztes jahr zum ersten mal eine 1. klasse gehabt und meine ausbildung war 2003 abgeschlossen. meine seminare in anfangsunterricht sind noch länger her. ich habe eine jahresbegleitende fortbildung besucht - die war super.


    da wurde z.B. zu rechtschreibung genau das gesagt, was ich oben beschrieben habe. man guckt auf das kind und vermittelt, dass es sowas wie rechtschreibung gibt.


    ich habe - bei der KL meines sohnes abgeguckt - etwa ab ende des 1. halbjahres mit dem rechtschreib heft vom jandorf verlag gearbeitet (in der freiarbeitszeit). damit sind die ersten 5 jetzt fertig (und ebarbeiten das 2. heft - das ist stoff für das 2. und 3. schuljahr) - andere sind noch nicht bei der mitte angekommen.


    wir haben an regeln gelernt, dass man worte verlängern kann (mehrzahl) wenn man unsicher ist.
    dass es verwandte worte gibt, bei denen man abgucken kann.
    dass es wörter gibt, die einen begleiter haben und immer groß geschrieben werden.
    dass es wörter gibt, die beschreiben, was man tut und die immer klein geschrieben werden.
    dass es wörter gibt, die sagen wie etwas aussieht und die auch klein geschrieben werden.
    dass das erste wort in einem satz immer groß geschrieben wird.


    die sitzen natürlich noch nicht bei allen kindern sicher - das müssen sie aber auch nicht.


    schaut euch mal bitte die rahmenpläne eures bundeslandes an. lernstoff für klasse 1 ist
    => alle buchstaben korrekt zuordnen und anwenden können.
    => buchstaben korrekt (im sinne von: erkennbar) schreiben.
    => einfache geübte texte flüssig lesen können, ungeübte kurze sätze sich selbstständig erlesen.
    => arbeitsanweisungen verstehen.


    "richtig schreiben" kommt (zumindest in HH) nur vor in form von: du kannst richtig von der tafel abschreiben.


    auch mit fibelmethode. da wird nur davon ausgegangen, dass kinder rechtschreibung können, weil sie richtig abschreiben können. und das ist eben ein trugschluss.


    ich habe mit der anlauttabeelle des fibellehrwerkes unserer schule gearbeitet und bin dann statt einem buchstabengeburtstag, der sich vielleicht an den buchstaben in den namen der kinder orientiert, dem lehrwerk mehr oder weniger gefolgt. was den leseteil anging.


    zum teil musste ich buchstaben vorziehen, weil die kinder diese benutzt haben und fragen hatten.


    der leselehrgang mit der fibel hat ein wenig gelitten. trotzdem können jetzt am ende des schuljahres alle kinder lesen.


    die einen lesen unbekannte texte vor der klasse flüssig vor.
    die anderen erlesen sich mit mühe kurze sätze.


    das ist die spanne, die man bei jedem lehrgang hat.

    carlotta, man kann auch mit fibel individuell arbeiten. das hat sogar an der schule meiner grossen geklappt. und an der dorfschule wo meine mutter in den 60ern gearbeitet hat auch.

    na - das ist dann aber genaugenommen auch kein fibellehrgang par excellance mehr. ;)


    natürlich kann man methoden kombinieren. aber dann ist es nicht mehr "DIEEE ME-THOOO-DE!". dann ist es eben eine kombination. mMn das einzig sinnvolle, egal, wo man seinen schwerpunkt legt.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21



  • Buchstaben, die nur schwer in einer Anlauttabelle zu finden sind, sind prinzipiell erst einmal ALLE für das rechtschreibschwache Kind. Besonders hervorzuheben die, die keine eindeutigen Grapheme sind, also mehrere Phoneme repräsentieren. Beispiel "d" für /d/ und /t/ - Stichwort Auslautverhärtung. Natürlich auch alle e-Laute usw, das schwa wurde ja schon im zu Anfang verlinkten Artikel genannt. Ehrlich gesagt wundert es mich etwas, dass du das fragst, das ist doch ziemlich offensichtlich #weissnicht


    Grundsätzlich bin ich absolut für Methodenvielfalt, keiner hat behauptet, dass eine Methode das A und O ist, eher im Gegenteil, dass alle Methoden ihre Vor- und Nachteile haben. Und ja, ich kenne Materialien, die mit der Silbenmethode arbeiten und ja, es ist relativ langweilig. Aber es kommt - auch hier - auf die Umsetzung a) der Methode im Lehrmaterial an und b) die der Lehrkraft im Unterricht. Das ist aber ja selbstverständlich.


    Mein Punkt ist letztendlich, dass es gerade für rechtschreibschwache Kinder (ob nun mit diagnostizierter LRS/Legasthenie/sonstwas oder auch nicht) eben die Anlauttabelle alleine ganz, ganz stark nach hinten losgehen kann, weil einfach das Ziel verfehlt wird, damit im Schreiben lernen weiter zu kommen; die Silbenmethode alleine aber durchaus taugt. Diese Kinder schaffen kognitiv die Graphem-Phonem-Analyse sowie die nachfolgende Synthese nur schwer bis gar nicht. Regeln anwenden ist auch schwierig, weil sie dazu oft nicht in der Lage sind, daher müssen andere Wege gegangen werden und die Silbenmethode ist einer davon, der recht gut funktionieren kann.

    Liebe Grüße von Rafiki mit M1(*05) und M2 (*07)

  • Buchstaben, die nur schwer in einer Anlauttabelle zu finden sind, sind prinzipiell erst einmal ALLE für das rechtschreibschwache Kind. Besonders hervorzuheben die, die keine eindeutigen Grapheme sind, also mehrere Phoneme repräsentieren. Beispiel "d" für /d/ und /t/ - Stichwort Auslautverhärtung. Natürlich auch alle e-Laute usw, das schwa wurde ja schon im zu Anfang verlinkten Artikel genannt. Ehrlich gesagt wundert es mich etwas, dass du das fragst, das ist doch ziemlich offensichtlich


    was meinst du mit "schwer zu finden"? Dd - Dach, Tt - Tasse - was ist daran schwer zu finden? Dass sich die Kinder am Anfang noch für das falsche entscheiden (insbesondere, wenn es vom Klang identisch ist) ist vollkommen nebensächlich. Solange sie noch nicht lesen können, muss man ihnen den Unterschied d - t auch nicht verklickern. und *wenn* sie lesen können, muss man schauen mit welcher hilfe sie den unterschied klarkriegen. das ist dann bei dem einen eine regel wie das wort verlängern - beim anderen ist es die silbenmethode oder einprägen.


    das viel erwähnte scha ist sehr wohl auf jeder guten anlauttabelle. jeder vokal hat zwei bilder E wie esel - E wie ente.


    da übt man beim gemeinsamen lautieren zu unterscheiden: ist das ein ente-E oder ist das ein esel-E? ist das ein oma-O oder ein ordner-O?


    da werden probleme heraufbeschworen, die in der realität keine sind.


    gesondert behandelt werden auch Sp und St. Und tz und chs.


    ich frage mich ehrlich, ob du dir so eine anlauttabelle schon mal genau angeguckt hast.

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • Kalliope: kannst du einen Link zum Stern Artikel einstellen oder ist der nicht freizugänglich?


    Ich verfolge die Diskussion übrigens äußerst gespannt. Bei uns wäre diese Methode glaub ich echt gut, denn im ungarischen schreibt man bis auf wenige Ausnahmen eigentlich alles nach Aussprache.