Wie bezeichnet ihr diese "Bevölkerungsgruppe"?

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  • Ich kann mich nicht sicher einordnen. #heul


    Könnt ihr mich verschubladen? ;(

    Du bist noch zu jung und lebst vermutlich noch zu studentisch, um Dich richtig einordnen zu können ;) . Ich würde sagen, in 10 Jahren bist Du ein "LIB".
    Da Du Juristin bist, könntest Du theoretisch auch ein KET werden; besonders falls Deine Familie auch seit Generationen aus (verbeamteten?) Juristen bestehen würde, glaube ich aber eher nicht, ich tippe auf LIB. Schick mal in 10 Jahren ein Bild von Deinem Wohnzimmer ;)

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Wo kann man diese Fotos denn sehen? Das interessiert mich total...


    #weissnicht Die habe ich noch nicht im Netz gesehen. Ich vermute, dafür muss man die Studie kaufen. Im Netz finden sich immer nur sehr kurze Beschreibungen der einzelnen Gruppen. Neben den Einrichtungsfotos gibt es sogar Personenfotos (wie Leute aus dieser Milieu-Gruppe typischer Weise aussehen 8I ). Ein Kollege von mir sah aber aus, als hätte er Model gestanden für eine der Milieu-Gruppen. (Habe ihm dann "sein" Wohnzimmer gezeigt und er meinte, das passt (fand ich auch ;) ). Nur so aufgeräumt wäre es bei ihnen nie. :D )




    Susan Sto Helit: Man kann Dich sicher auch einteilen. Ich würde erstmal die jüngeren Milieus anschauen - die "Milieu-Gruppen" werden als solche älter.

  • Ach so, man wechselt nicht das Milieu, sondern altert zusammen mit seinem Milieu und verändert sich? Dann brauchen wir ja nur ein aktuelles Bild von Susan Sto Helits Wohnzimmer! #ja Trotzdem, die "jüngeren" Milieus scheinen mir noch recht viel Differenzierungspotential zu haben.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • also ich find mich nirgends... und zur jugend gehör ich mit mitte 30 ja dann auch nicht mehr. die schublade akademisches proletariat fehlt.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ach so, man wechselt nicht das Milieu, sondern altert zusammen mit seinem Milieu und verändert sich? Dann brauchen wir ja nur ein aktuelles Bild von Susan Sto Helits Wohnzimmer! #ja Trotzdem, die "jüngeren" Milieus scheinen mir noch recht viel Differenzierungspotential zu haben.


    Es gibt sicher Optionen, dass man das Milieu "wechselt" - aber da hängt eine ganze Menge dran. Aber wenn Du mal hinschaust, sind die einzelnen Gruppen vom Altersdurchschnitt sehr unterschiedlich verortet. (Hier im Forum werden sich z.B. kaum Leute aus dem Traditionellen Milieu finden.)


    Die Wohnzimmerbilder sind ganz spannend. Aber man kann auch die Wertvorstellungen und Glaubenssätze anschauen, die je nach Milieu sehr unterschiedlich ausfallen. Und da sollte sich Susan auch ganz gut wiederfinden können.

  • Ich wollte mich nur schnell bedanken für die ganzen tollen Links, das ist ja hochinteressant!


    Ich habe bei einigen Milieus witzigerweise automatisch Menschen aus meinem Umfeld vor Augen, bei anderen so gar nicht. Und mich selbst einzuordnen finde ich auch schwierig, aber klar, man selbst kennt sich ja mit allen Facetten, das wird wohl jedem so gehen...


    Ausserdem habe ich überhaupt nicht dass Gefühl in den letzten 20 Jahren im gleichen Milieu gealtert zu sein, sondern eher drei der Milieus durchstreift zu haben.
    Wer von euch ist denn tatsächlich im gleichen Milieu geblieben? Kommt mir irgendwie unwahrscheinlich vor, zumal man ja sieht dass das Durchschnittsalter teilweise extrem unterschiedlich ist!


    Interessant jedenfalls!

  • Auf keinen Fall, denn die müssen viel zu viele Stunden reißen und haben wenig Zeit für eine heile Familie mit Rama-Werbe-Langeweile-Ikea-Wolfskin-Grinsen.


    Die Männer haben "normale" Berufe, mit geregelter Arbeitszeit und gutem Einkommen :)


    uups, dann muss ich ja doch wieder raus aus der Schublade #heul war grad so gemütlich am Grill, die Paprikaspieße sind eben fertig
    gutes Einkommen ja, aber geregelte Arbeitszeit ist hier nicht...

    Liebe Grüße,
    Tine und die Muckelmäuse (7/98 und 9/02)


    ...ich flog in dein Licht...

  • also ich find mich nirgends... und zur jugend gehör ich mit mitte 30 ja dann auch nicht mehr. die schublade akademisches proletariat fehlt.


    #knuddel Mit den Infos, die ich im Netz zur Studie gefunden habe, finde ich es auch sehr schwierig. Aber ich würde mich auch nicht zu sehr an "Mittelschicht" oder "Oberschicht" irritieren. Du bist sehr gut ausgebildet und der Begriff "Oberschicht" oder "Mittelschicht" orientiert sich nicht nur an den finanziellen Möglichkeiten. (Auch wenn das Durchschnittseinkommen in diesen Gruppen höher ist.)

    • Offizieller Beitrag

    ainu - so aus dem Forum würde ich dich als Mischung aus "liberal-intellektuell" mit ein bisschen "sozialökologisch" einordnen. Das Einkommen ist ja nur ein Faktor unter vielen. #weissnicht

  • @ ainu: ich sehe ja das Einkommen als relativ entscheidend an, aber in der Sinus-Studie wird das ja nur als ein Faktor unter vielen aufgeführt; da passt ihr wahrscheinlich ganz gut in die Kategorie LIB, oder? Mit Überschneidungen vermutlich.
    Das ist ja so eine Sache mit dem Einkommen, hier in dieser Stadt gibt es ziemlich viele "Performer" (die dritte Gruppe), die mit ihrem Einkommen auch die Preise auf dem Wohnungsmarkt massiv mitbeeinflussen, so dass wir anderen gar nicht so sehr dazu kommen, unser ganzes Einrichtungspotential voll auszuleben ;)

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • @ ainu: ich sehe ja das Einkommen als relativ entscheidend an, aber in der Sinus-Studie wird das ja nur als ein Faktor unter vielen aufgeführt; da passt ihr wahrscheinlich ganz gut in die Kategorie LIB, oder? Mit Überschneidungen vermutlich.
    Das ist ja so eine Sache mit dem Einkommen, hier in dieser Stadt gibt es ziemlich viele "Performer" (die dritte Gruppe), die mit ihrem Einkommen auch die Preise auf dem Wohnungsmarkt massiv mitbeeinflussen, so dass wir anderen gar nicht so sehr dazu kommen, unser ganzes Einrichtungspotential voll auszuleben ;)


    ja, ich halte das einkommen mittlerweile auch für ziemlich entscheidend, was vermutlich daran liegt, dass ich keins habe. als ich (gefühlt) locker flockig geld hatte, sah ich das auch anders. resp. geld war mir einfach immer irgendwie egal, hauptsache es reicht. jetzt merke ich erst, wieviele freiheiten man hat, wenn man mehr geld hat - zb genau die wohnungssituation - hier ist es ja auch so: leute, die echt gute löhne haben, beeinflussen den wohnungsmarkt, hier kommt es oft vor, dass ein haus für zb 850000 ausgeschrieben ist und dann für 1,2mio geht, weil da einfach leute sind, die locker noch 100000 aufs eigenkapital drauflegen können, die habens ja. und eine 4zi wohnung bei uns in der stadt musst du eigentlich unter 2100/2200chf/monat nicht wollen (ich weiss, in züri kann man dann noch einen 1000er draufkloppen, mindestens).
    und da kann ich mir meinen halben doktor auch an den ast stecken, niemals werde ich soviel geld verdienen, um das, was ich jetzt nicht verdient habe, wett zu machen.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • *huch* Was ist denn hier los??? Mir war nicht bewusst, was für eine Diskussion ich mit meinem Eingangspost hier auslösen würde, und das war auch gar nicht beabsichtigt. ich habe auch nix wertend und schon gar nicht ABwertend gemeint, das war ein bisschen überspitzt und ironisch formuliert, und ja, ich hatte mir eigentlich solche Antworten wie "Rama-Familie" oder "Wolfskin-Familie" (finde ich am besten) bis hin zu "seriöseren" Bezeichnungen wie "bürgerliche Mitte" vorgestellt. Wie gesagt, ich wusste ja selbst nicht, welchen Begriff ich verwenden sollte. Am ehesten wäre mir noch "Bausparkassen-Spießer" in den Sinn gekommen. Aber auch das eher nett und augenzwinkernd gemeint.


    Zur Information: Ich BIN Spießer, und ich bin es gern. Mir ist schon seit langem bewusst, dass ich im Grunde meines Herzens erzkonservativ bin und ich finde das gar nicht so schlecht. Schon als Teenie war es mein Ideal, dass ich mal heirate (kirchlich und mit weißem Brautkleid, Brautstrauß-Werfen, blauem Strumpfband und eben allem, was "man so macht", versteht sich!), dass ich den Namen meines Mannes annehme (selbstverständlich!), dass ich mal Kinder bekomme, für die Kinder dann idealerweise 3 Jahre zuhause bleibe (so kannte ich das von meiner eigenen Mutter und damals wusste ich auch noch nichts von Kitas und Kleinkind-Betreuung, Elterngeld gab's auch noch nicht und Kiga fing eben erst ab 3 Jahre an), und wenn es finanziell hinhaut wollte ich auch gerne irgendwann ein eigenes kleines Häuschen mit weißem Gartenzaun drumrum haben. Nur statt 'nem Hund wäre mir eine Katze lieber. Gilt das auch?


    Eine ganze Zeit lang hat mein Leben aber vollkommen anders ausgesehen: Ich war Gelegenheits-Single, zwischenzeitlich immer mal wieder arbeitslos, lebte mitten im Zentrum einer Großstadt, konnte mir oft noch nicht mal die Monats- oder Jahreskarte für die ÖVIs leisten und war nur per Fahrrad mobil (bei jedem Wetter - ich habe es gehasst!), ich habe geraucht, mich ungesund ernährt, hatte wechselnde Partner, bin nie in den Urlaub gefahren, war überzeugte Flohmarktkundin, hab' meine Wohnung mit Möbeln vom Sperrmüll eingerichtet, war ehrenamtlich im Rettungsdienst, hab' gelegentlich als Fotomodel gejobbt, Pakete ausgetragen oder bin wöchentlich zum Plasmaspenden um meine Haushaltskasse aufzupolieren und war überdies aktives Mitglied einer Laienschauspiel-Gruppe. Mein Leben war unkonventionell und ungesund, aber irgendwie hat's Spaß gemacht. Leute die so lebten wie in meinem Eingangspost waren Spießer oder Snobs. Klar war ich neidisch, aber das hätte ich damals nie und nimmer zugegeben. Der Mensch neigt nun mal dazu, seinen eigenen Lebensstil zu verteidigen und sich schön zu reden. Alles andere wäre ja auch unerträglich. Trotzdem wusste ich, dass das Eigenheim mit Gartenzaun stets mein angestrebtes Ziel in weiter Ferne bleiben würde.


    Und heute? Aktuell lebe ich in einem alten Reihenhaus zur Miete. War Zufall, gesucht hatten wir damals nach einer 4-Zimmer-Wohnung. Aber als uns die Maklerin dann das Reihenhaus zum gleichen Mietpreis anbot, haben wir uns auf Anhieb in das Häuschen verliebt. Und eigentlich dachte ich damals, wir würden hier nie wieder ausziehen. Aber der Wunsch nach "was Eigenem", ist geblieben. Insgeheim hatten wir darauf spekuliert, dass wir unserem Vermieter das Reihenhaus mal irgendwann abkaufen können. Finanziell erschien uns das lange Zeit aber utopisch. ich habe auch immer kopfschüttelnd vor der tollen Einfamilienhäusern in den Neubaugebieten gestanden und mich gefragt, wie sich jemand so was leisten kann (zumal in unserer recht teuren Gegend hier). Reiche Eltern hatten wir nun mal auch nicht. Aber vielleicht würde es ja irgendwann für ein schon etwas älteres, kleines Reihenhäuschen reichen ...


    Tja, und dann hat mein Mann einen neuen Job bekommen, und da er leistungs- und umsatzabhängig bezahlt wird, ist sein Gehalt in den letzten Jahren deutlich nach oben geklettert. Und die Zinsen sind in den Keller gepurzelt. Und plötzlich wurde ein Eigenheim doch erschwinglich. Auch ein bisschen Eigenkapital hatten wir angespart. Es dauerte, aber irgendwann nach vielen Jahren war doch ein hübsches Sümmchen zusammen gekommen. Und weil unser Vermieter das Reihenhaus aber nicht verkaufen wollten, haben wir uns anderweitig umgeguckt. Und jetzt werden wir noch dieses Jahr tatsächlich in unser eigenes, freihstehendes Einfamilienhaus im Neubaugebiet einziehen. MIT Parkettboden. Noch vor drei Jahren hätte ich jeden ausgelacht, der mir das erzählt. Dank der enorm niedrigen Zinsen ist unsere Monatsbelastung mit dem neuen Eigenheim tatsächlich nicht sehr viel höher als die bisherige Miete. Und ob ich jetzt 40 Jahre lang Miete zahle oder 40 Jahre lang einen Kredit abstottere ist mir eigentlich recht Banane.


    Die Dinge ändern sich. Und manchmal sogar gewaltig. Und plötzlich merkt man, dass man sich auch selbst geändert hat. Der eigene Lebensstil, die Einstellung, die Ansprüche, ... Bin ich deshalb jemand anderes? Bin ich "besser" oder "schlechter"? Nein, ganz ehrlich: Ich möchte heute nicht mehr so leben wir noch vor 20 Jahren. Ich war damals für meine Verhältnisse durchaus glücklich und zufrieden, aber ich möchte nie und nimmer und auf gar keinen Fall mehr dahin zurück. Ich will nicht mehr in einer Mietwohnung in einem Mehrfamilienhaus mit zig Stockwerken aber ohne Fahrstuhl und ohne Balkon leben, noch nicht mal mehr in einer Mietwohnung MIT Balkon. Ich habe keinen Bock auf Innenstadt-Lärm und Autoabgase, ich will einen Garten, wenigstens einen kleinen. Ich will meine Kinder unbedenklich auf der Strasse spielen lassen können (oh, das habe ich hier SO zu schätzen gelernt), es ist mir mittlerweile auch NICHT mehr egal, wie ich aussehe, oder wie meine Wohnung aussieht, auch wenn ich sicher kein Pedant bin, aber ich habe gelernt, meine Sachen ein bisschen pfleglicher zu behandeln als früher. Ich finde es toll, mit Hausschuhen in der Wohnung rumzulaufen, ich finde es toll, ab und an ein paar Markenklamotten zu kaufen und nicht mehr nur Orsay und Pimkie, dafür bin ich inzwischen auch einfach zu alt. Früher habe ich ständig neue Modestile ausprobiert, und das wichtigste an Klamotten war eh nicht die Qualität, sondern dass sie sexy aussehen. Heute müssen die Sachen schon ein bisschen länger halten und sollten sich beim Waschen nicht verformen. Auf so was hätte ich früher nie geachtet - da zählte nur der Preis (je billiger desto besser), und dass es halbwegs knackig aussah. Ja ich BIN älter geworden, so what?


    Übrigens hat sich meine politische Einstellung weniger mit dem Einkommen verändert, als vor allem mit der Geburt meines Kindes. Ich gebe zu, dass ich früher eine Zeit lang überzeugter CDU/FDP-Wähler war. Ich lebe in BaWü, dass traditionell schon immer ein CDU-Land war (war!), und uns ging es gut hier. Im bundesweiten Vergleich liegt BaWü an der Spitze - warum sollte man da also was ändern wollen? Aber als meine Tochter zur Welt kam, änderten sich die Themen plötzlich. Und dank Öttinger und Mappus hatte auch das CDU-Image in BaWü enorm gelitten. Ich bin also auf dem Strom der Allgemeinheit mitgeschwommen und wurde plötzlich zum Rot-Grün-Wähler. Kann sich auch irgendwann wieder ändern, dafür lege ich meine Hand nicht ins Feuer ... Aber mit unserem finanziellen Status hat das nur eher am Rande was zu tun.


    Im Übrigen ist das Umfeld tatsächlich ansteckend. Wir leben jetzt seit 15 Jahren in dem Reihenhaus hier, und wir haben uns mittlerweile "angepasst". Um uns herum leben lauter nette, anständige Kleinfamilien. Es gelten im Großen und Ganzen ähnliche Umgangs- und Erziehungsformen, das Straßenbild ist sehr einheitlich, man lebt hier allerdings auch so dicht aufeinander, dass man sich fast schon mögen MUSS, um dauerhaft gut miteinander auszukommen. Wir waren anfangs eher die unbedarften DINKS, jünger als der Durchschnitt, unordentlicher als der Durchschnitt und zudem kinderlos. Ich bin noch heute dankbar, dass unsere Nachbarn uns nie schräg angesehen oder wie Außenseiter behandelt haben. Mittlerweile lebe ich so, wie die allermeisten hier: Ich habe ein Kind, arbeite halbtags (vormittags, logischerweise), halte meinen Vorgarten in Ordnung, stelle an Weihnachten Deko-Rentiere vor die Tür (allerdings unbeleuchtet) und trage in der Wohnung ausschließlich Hausschuhe. Und ganz ehrlich? Es fühlt sich großartig an!


    Im Moment betrachte ich unseren Umzug ins neue Haus noch mit sehr gemischten Gefühlen, denn so homogen wie hier wird es dort nicht mehr sein. Hier ist eine richtig eingeschworene kleine Gemeinde entstanden. Das Gefühl die Nachbarn zu kennen, ihnen vertrauen zu können, das wird mir anfangs im neuen Wohngebiet sicher noch fehlen.

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum solche Studien angefertigt werden und warum die meisten Menschen das Bedürfnis haben, ihre Mitmenschen in "Schubladen" einzusortieren: Es gibt uns orientierung. Wir brauchen das Gefühl irgendwo dazu zu gehören. Wir sind stets auf der Suche nach "Gleichgesinnten". Man spürt auch hier in der Diskussion sehr deutlich, dass man von Leuten, die selbst ganz anders leben als man selbst, oft sehr viel Unverständnis erntet. Bis hin dass einem das eigene Lebensmodell als "unrealistisch" abgesprochen wird. Das ist ja alles nur Fassade und Show. Ich selbst lebe nicht so und kenne niemanden der so lebt, also glaube ich auch keinem, der behauptet, so zu leben. Aber es gibt sie eben doch. Und statt sich für den eigenen Lebensstil rechtfertigen oder gar entschuldigen zu müssen (manchmal kommt es mir tatsächlich so vor), suchst man sich lieber Gleichgesinnte, die einen verstehen. Das finde ich völlig normal und nachvollziehbar, auch wenn viele sich mit derlei Schubladendenken schwer tun mögen.


    Wie gesagt, ich hatte es am Wochenende mit Freunden davon gehabt. Die waren genauso wie wir lange Zeit DINKS, haben in der Großstadt gelebt und hatten beide "coole" Jobs. Dann kam das Kind und beide sind aus der Stadt rausgezogen aufs Land (aber so richtig Landleben, mit Schafweide gegenüber). Die Jobs in der Stadt haben sie behalten und pendeln seither jeden Tag zur Arbeit. Die Kollegen sind meist nach wie vor kinderlos und leben in der Stadt. Und mittlerweile fällt in den Gesprächen mit den Kollegen eben auf, wie unterschiedlich dieses Leben ist und dass viele Kollegen den Reiz des "langweiligen" Lebens auf dem Land - so mit Vorgarten und Hausschuhen eben - gar nicht nachvollziehen können. Weil sie es nicht kennen.


    Wir haben umgekehrt ein ganz anderes "Problem": In unserer bisherigen Reihenhaus-Siedlung herrschte eine große Konformität. Die Häuser waren seinerzeit von einem Bauträger gebaut worden, alle etwa einheitlich groß, mit einheitlicher Fassade und auch die Grundstücks- und Gartengröße unterschied sich nicht wesentlich. Das Maß an Individualität hielt sind in Grenzen, es stehen halt unterschiedliche Autos vor der Tür (vom alten Fiat Panda bis zur 5er-Limousine), die Gärten sind ein bisschen unterschiedlich gestaltet und die Inneneinrichtung variiert. Aber im Großen und Ganzen leben hier alle ziemlich ähnlich - was den Neidfaktor erheblich reduziert.


    Im neuen Baugebiet sieht das schon etwas anders aus: Mitten zwischen Mehrgenerationenhäusern und Doppelhäusern sind wir momentan das einzige freistehende Einfamilienhaus, und bisher auch diejenigen mit dem größten Grundstück. Klar, da kann noch was nachkommen, und ich hoffe auch ehrlich gesagt, dass der eine oder andere Nachbar ebenfalls noch ein Einfamilienhaus wie unseres hier errichten wird. Andererseits ist der persönliche Lebensstil nur unwesentlich von der Wohnraumgröße abhängig. Ein kulturell sehr gemischtes Wohngebiet kann erhebliche Chancen bergen - aber auch Risiken. Neid und Mißgunst sind einer der häufigsten Streitauslöser. "Es kann der Frommste nicht in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt." (Friedrich Schiller).


    Wie gesagt, dieses "Schubladen-Denken" und solche Milieu-Studien haben durchaus ihren Sinn und Grund. Selbst das Rabenforum kriegt nicht so viel Toleranz und Solidarität auf die Reihe, dass es für jeden andersgearteten Lebensstil ausreichend Verständnis aufbringt. Und eine meiner größten Ängste ist es, dass man mich nicht versteht und mir nicht vergönnt mein Leben so zu leben, wie ich es eben gerne leben möchte.


    Ich weiß eigentlich gar nicht, worauf ich jetzt hinaus möchte. Die Diskussion ist in eine ganz andere Richtung abgedriftet, als ich ursprünglich erwartet oder bezweckt hatte. Ich glaube, mein seitenlanger Post hier ist einfach der etwas hilflose Versuch zu erklären, warum ich nach Schubladen-Namen gefragt habe. Weil ich mich in meiner eigenen Schublade eigentlich ganz wohl fühle. Und weil ich überzeugt bin, dass es derlei Schubladen in der Köpfen der allermeisten Menschen gibt. Und man sich vielleicht leichter tut, sich einfach damit zu arrangieren. Und dass es dem eigenen Verständnis und der eigenen Toleranz sicherlich dienlich ist, auch ab und an mal in die anderen Schubladen reinzugucken ...

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • ich hab jede menge zu sagen, muss aber gerade arbeiten, daher wird das auf heut abend verschoben.
    eines aber schon mal vorweg - natürlich aus meinem kirchenmausstatus heraus - ohne mann mit viel geld wäre dein leben ein anderes.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum solche Studien angefertigt werden und warum die meisten Menschen das Bedürfnis haben, ihre Mitmenschen in "Schubladen" einzusortieren: Es gibt uns orientierung.


    Und solange man sich dessen Bewußt ist, dass solche oberflächlichen Betrachtungen einen rein praktischen Sinn im Alltag haben, nämlich Orientierung, ist das OK. Dann weiß man ja, dass es unter der Oberfläche viel komplexer aussieht, und das gilt nicht nur für Menschengruppen, aber bei denen ganz besonders.

  • Nur so als Rückmeldung, Manna: Ich hab' Dein Eingangspost nicht als abwertend empfunden und auch nicht als "neidisch" oder so. Diese Eindruck ist vielleicht eher durch die ersten, eher negativ-spöttischen Kommentare von anderen Usern entstanden?
    Aber nach deinem langen Post: Bist Du Dir sicher, dass Du umziehen willst und nicht eigentlich in deiner "Reihenhaus-Schublade" bleiben willst, auch wenn es "nur" zur Miete ist? ;) (Du musst da natürlich nicht drauf antworten, ist auch nicht ganz ernst gemeint, ist nur so ein Eindruck.)

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Also auf mich trifft das alles gar nicht zu, aber ich muss sagen, dass ich "solche" Leute ab und an gerne besuche. Dies entspringt wohl meiner geheimen Sehnsucht nach einem strukturierten Leben
    Meine Kinder fühlen sich in den Eigenheimgärten auch wohl. Sind wohl froh wenn sie aus unserem Chaos mal raus sind


    Sowas in der Art hab ich auch gedacht. Und vermutlich würde ich "sie" heimlich und wissend um mein Unvermögen zu strukturieren Streber nennen #angst


    Wir sehen mal, ziehen jetzt aus dem städtischen Altbau in ein älteres kleines Häuschen mit Garten und Scheuer, vielleicht gibts nen Milieu-Shift.


    Mir fehlt auch das akademische Proletariat..