*seufz* Manchmal könnte ich heulen (Abstimmungsergebnisse)

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
    • Offizieller Beitrag

    Aber warum kann es so nicht weitergehen, nur weil andere Sprachen gesprochen werden?


    Ich denke, da muss man ganz klar zwei Dinge trennen:
    - die wirklich vorhandenen Probleme, die der Bevölkerungszuwachs, die jahrelange Wirtschaftsgläubigkeit und so weiter mit sich bringen (da sind sie dann, die überfüllten öffentlichen Verkehrsmittel, die hohen Mieten... - ein schönes Beispiel: Zuger Polizisten haben erkämpft, dass sie ausserhalb des Kantons wohnen dürfen. Weil es schlicht nicht möglich war, mit einem Polizistenlohn eine bezahlbare Familienbleibe zu bekommen...)

    - die "Überfremdungsangst", die meiner Meinung nach ganz andere Gründe hat.

    Beides sollte man ernst nehmen, als Stimmungsbild. Aber eben nicht, wie die SVP ausschliesslich für Propagandazwecke nutzen...

    Zitat eines SVP-Politikers (die Initianten dieser unsäglichen Sache): "Mit einem Ja ist noch nichts gelöst"
    Äh, ja genau, so ist es... Mal wieder... Rumpoltern, Stimmen einsacken, als Sieger dastehen - und jetzt die anderen die Suppe auslöffeln lassen...

    Liebe Grüsse

    Talpa

  • Zum Zoo-Beispiel: Ihr habt mich gefragt, wo dann konkret ungute Gefühle aufgekommen sind und das ist ein - ehrliches - Beispiel. Ich habe etwas Mühe, wenn ihr mich nun in die Ecke "Kuhschweizer-Mentalität" oder noch schlimmer "Ausländerfeindlich" stellt. Die Frage ist ja immer, wie man mit solchen Gefühlen umgeht. Schreit man lautstark "Alle Deutschen raus" oder überlegt man sich die ganze Sache mal in Ruhe, wägt Vor- und Nachteile gegeneinander ab, fragt sich, ob das eine Momentaufnahme ist etc. Denn eins ist sicher: Rational sind solche Gefühle nicht. Aber genau diese Gefühle haben das Abstimmungsergebnis ausgemacht und wurden jahrelang von Bern nicht ernst genommen. Hand aufs Herz: Kennt ihr solche Situationen nicht auch?

    Und nochmals: Meine drei deutschen Arbeitskollegen meinten heute alle, sie hätten auch JA gestimmt.

  • Und was stört dich daran Malaga? Warum kann das so nicht weitergehen? Das verstehe ich nicht. Ich verstehe diese diffuse Angst nicht. Was soll abgewehrt werden?

    Scheint die Sonne auch für Nazis? Wenn's nach mir geht tut sie es nicht!!! ( DBBDW)

    Es gruesst die Sunny mit der Hummel an der Hand, dem Möpsken im Arm und dem Sternchen im Herzen! #love

  • Ebura:

    "Mir ist auch einfach die Einstellung fremd, mir könne etwas weggenommen werden, meine Kultur zb. Mir wird doch nichts genommen, sondern ich gewinne dazu- in allen Bereichen! Neue Sprachen, neue kulturelle Impulse, neue kulinarische Dinge, usw"

    Na jaaaaa... wenn du vor ein paar Jahrzehnten im Dorf meiner Vorfahren aufgewachsen wärst, gäbe es z.B. jetzt außer dir kaum noch jemanden, der deinen Dialekt wirklich beherrscht und kaum jemanden, der sich so kleidet wie du. Meine - vor einigen Jahren verstorbene - Großtante war eine der letzten alten Damen, die im Alltag Tracht trugen und auch die Zahl derer, die Grußeelemer Platt (oder andere mittelhessische Dialekte, die sich früher noch von Dorf zu Dorf unterschieden!) schwätzen, wird auch immer kleiner. In meiner Klasse gab es einige, die vom Dorf kamen, aber nur eine, die noch halbwegs Calderer Platt sprach. Auch meine Verwandten in meinem Alter aus der Gegend beherrschen die Dialekte nur noch teilweise und sprechen eher so ein Mischmasch. Und Trachten trägt man fast nur noch im Trachtenverein.

    Die Veränderung war hier nicht durch den Zuzug von Ausländerinnen bedingt, sondern durch die allgemeine Vermischung der Bevölkerung und eine zeitweise eher negative Haltung gegenüber Dialekt und Traditionen als "rückständig" und "uncool". Aber grundsätzlich es schon so, dass Traditionen und Kulturgut auch verschwinden können. Wenn einen das persönlich betrifft, stelle ich mir das schon unangenehm vor.

  • ich versteh's auch nicht, malaga. wieso angst? dass du keinen job kriegst, weil es viele deutsche gibt, die kommen und besser ausgebildet sind? dito wohnung, weil sie mehr geld haben? oder was ist es genau? ich finde das wahnsinnig schwierig, das nachzuvollziehen.

    traditionen und kulturgut verschwinden und verändern sich, das war aber schon immer so. viele heutige "traditionen" sind erfunden. zb hier die fasnacht - die wurde nämlich im 19. jh wieder eingeführt, nachdem sie anfang 16. jh von den reformatoren verboten worden war. es gibt also da null kontinuität, und das was heute hier als traditionelle fasnacht verkauft wird, ist identitätspolitik des 19. jh. und das ist vielerorts so.
    dafür kommt neues.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12

    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.

    #rose 49,7

    Einmal editiert, zuletzt von ainu (10. Februar 2014 um 15:02)

  • Du, ich mag dir deine Gefühle gar nicht absprechen, ich würde sie nur gerne verstehen. Deswegen fragte ich ja auch im letzten Post schon- was ist daran störend? Wo liegt die Bedrohung, wenn es doch eigentlich eine Bereicherung ist?

    Zu den Kollegen- idioten gibt's überall. Bei mir hat sich auch schon ein pakistanischer Taxifahrer beschwert, dass es hier zu viele Ausländer gäbe. Äh ja...

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Sunny Day und Ebura: Würde es euch nicht auch stören, wenn ihr in eurem eigenen Land mit dem Servicepersonal, dem Arzt oder dem Bankberater Englisch sprechen müsstest, weil euch niemand mehr versteht, wenn ihr Hochdeutsch sprichst? Wenn ihr im Restaurant eine Schale bestellt und eine Schorle erhältst? Genau so geht es mir hier aber immer wieder. Das ist für mich beim besten Willen keine Bereicherung. Ich will nicht in meinem eigenen Land gezwungen werden eine Fremdsprache zu sprechen. Vielleicht könnt ihr euch nicht vorstellen, dass der Schweizer Dialekt sehr eng mit der Identität verbunden ist, dass für mich Hochdeutsch wirklich eine Fremdsprache ist, die ich zwar sehr gut beherrsche, aber definitiv nicht meine Muttersprache ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Malaga1 (10. Februar 2014 um 15:05)

  • Und was stört dich daran Malaga? Warum kann das so nicht weitergehen? Das verstehe ich nicht. Ich verstehe diese diffuse Angst nicht. Was soll abgewehrt werden?


    Ich bin nicht Malaga und ich würde nie im Leben mit Ja gestimmt haben, aber ich kann versuchen zu erklären, was das Unbehagen ausmacht.

    Ich komme ursprünglich aus einer stark dialektgeprägten Ecke Deutschlands und wohne inzwischen im dialektischen Niemandsland, die gesamte Umgebung spricht hochdeutsch. Das ist für mich ein "Kulturverlust". Es fühlt sich nicht "heimelig" an. Wenn ich daheim zu Besuch bin, ist es immer wie "früher", es passt. ABER: Ich stelle in letzter Zeit immer öfter fest, dass die Kassiererin "daheim" auf einmal auch hochdeutsch spricht, auf der Straße die Kinder hochdeutsch sprechen. Der Dialekt geht verloren. 8I Das finde ich ganz schade!!

    Jetzt wäre ich niemand, der ein Referendum gegen Zuzug aus dem Norden befürworten würde, aber ein Tränchen oder zwei hab ich schon verdrückt beim Gedanken, dass meine "Muttersprache" auf dem Rückzug ist. Reine Gefühlssache. Ich kann das also gut nachvollziehen.

    Auch die Umwandlung des "St Martin-Fests" in ein nichtssagendes "Lichterfest" empfinde ich als Verlust. Ich fände es schöner, wenn meine Kinder noch "das Richtige" erleben könnten.

  • Hier mal ein Artikel zur Immobiliensituation. Ich gehe nicht davon aus, dass man die UBS als xenophob oder SVP freundlich sehen kann.

    Auszug aus dem Artikel:
    Drei Viertel der Nachfrage kam seit der Personenfreizügigkeit durch die Zuwanderer. Die UBS rechnet, dass sich die Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Wohnungen in Städten und Agglomerationen deutlich erhöhen dürfte.

    Für mich sind es solche Sachfragen, die den Ausschlag gegeben haben, dass die SVP dieses mal deutlich über ihre Stammwähler hinaus punkten konnten.


    http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/kon…/story/25139384

  • Die Veränderung war hier nicht durch den Zuzug von Ausländerinnen bedingt, sondern durch die allgemeine Vermischung der Bevölkerung und eine zeitweise eher negative Haltung gegenüber Dialekt und Traditionen als "rückständig" und "uncool". Aber grundsätzlich es schon so, dass Traditionen und Kulturgut auch verschwinden können. Wenn einen das persönlich betrifft, stelle ich mir das schon unangenehm vor.

    Da stimme ich dir zu, das kann bestimmt unangenehm sein.
    Die Ängste der Menschen müssen ganz klar ernstgenommen werden - hier werden sie aber geschürt und instrumentalisiert.

    Und ja, Traditionen und Kulturgut können verschwinden - das tut sicher vielen weh. Es ist aber, wie bei der Veränderung von Sprachen, ein ganz normaler Vorgang. Und man kann eine solche Entwicklung nicht aufhalten - heraus käme dabei lediglich ein künstliches Aufrechterhalten von Traditionen etc. Und das sind dann plötzlich nur noch leere Rituale, die keinen Inhalt mehr haben. Es wird festgehalten an etwas, das womöglich schon längst vorbei ist. Das heißt nicht, dass man genannte Kulturen, Traditionen und Rituale abwerten sollte, man sollte sie in guter Erinnerung behalten und entsprechend wertschätzen.

    Aber diese Angst von vielen Menschen wird genutzt, um zweifelhafte Interessen durchzusetzen.

  • Sunny Day und Ebura: Würde es euch nicht auch stören, wenn ihr in eurem eigenen Land mit dem Servicepersonal, dem Arzt oder dem Bankberater Englisch sprechen müsstest, weil euch niemand mehr versteht, wenn ihr Hochdeutsch sprichst? Wenn ihr im Restaurant eine Schale bestellt und eine Schorle erhältst? Genau so geht es mir hier aber immer wieder. Das ist für mich beim besten Willen keine Bereicherung. Ich will nicht in meinem eigenen Land gezwungen werden eine Fremdsprache zu sprechen. Vielleicht könnt ihr euch nicht vorstellen, dass der Schweizer Dialekt sehr eng mit der Identität verbunden ist, dass für mich Hochdeutsch wirklich eine Fremdsprache ist, die ich zwar sehr gut beherrsche, aber definitiv nicht meine Muttersprache ist.


    ein teil dieses landes spricht genau nicht diese muttersprache und es ist trotzdem landessprache. #weissnicht ich kenne das so überhaupt nicht - aber wie gesagt, vielleicht lebe ich auch an einem ort, an dem man mit hochdeutsch vor allem grenzgängerschaft assoziiert und nicht wir-werden-von-deutschen-überrannt. abgesehen davon, dass ich mich in einem umfeld bewege, in dem vor allem hochdeutsch gesprochen wird in vorlesungen und seminaren, nicht weil da viele deutsche wären, sondern weil das einfach so ist. genauso wie unterricht am gymnasium immer hochdeutsch war (und jetzt teilweise auch englisch oder französisch, was ich sehr begrüsse).

    wenn du aber zb sagst, das ist das problem der ja-stimmer, was ist dann die lösung? denn es ist eben real, das dort, wo arbeitskräfte gesucht werden, auch welche kommen, das war immer so, und auch wenn laien glauben, dass der mensch früher sesshafter war, das stimmt überhaupt nicht, ich wette mit dir, ein grossteil deiner vorfahrenschaft kommt nicht aus dem gebiet der heutigen schweiz. das ist realität und lässt sich weder verhindern noch rückgängig machen. oder zu einem sehr hohen preis.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12

    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.

    #rose 49,7

    Einmal editiert, zuletzt von ainu (10. Februar 2014 um 15:14)

    • Offizieller Beitrag

    Land mit dem Servicepersonal, dem Arzt oder dem Bankberater Englisch sprechen müsstest, weil euch niemand mehr versteht, wenn ihr Hochdeutsch sprichst? Wenn ihr im Restaurant eine Schale bestellt und eine Schorle erhältst? Genau so geht es mir hier aber immer wieder. Das ist für mich beim besten Willen keine Bereicherung. Ich will nicht in meinem eigenen Land gezwungen werden eine Fremdsprache zu sprechen.


    Ich habe keine Ahnung, wo Du lebst. Aber mir sind - als Bewohnerin von Zürich, arbeitend mit sehr, sehr viel Kundenkontakt - solche Situationen eher fremd. Ich glaub', so Missverständnisse mit Servicepersonal sind mir vielleicht 2 oder 3mal passiert (und einmal davon war die Arme gerade den ersten Tag in HOSPENTAL gelandet, direkt aus Norddeutschland - wir haben herzlich gelacht miteinander über ihre komische Verzweiflung #freu ).
    Ich kenne wirklich kaum deutsche Einwanderer, die den Dialekt nicht sehr schnell verstehen lernten - und meist völlig beleidigt sind, wenn dauernd geswitcht wird, wenn sie in der Runde sind (mein Mann, selbst Dialektsprecher, hasst das zutiefst...).
    Ich wurde schon angepfuttert "ich verstehe doch schweizerdeutsch" - "Ja, Entschuldigung, aber Baden-Würtemberg hat Ferien, ich hatte sie doch glatt für eine Touristin gehalten".

    Liebe Grüsse

    Talpa

  • Damit keine Missverständnisse mehr aufkommen, steht nun in meiner Signatur, dass ich NEIN gestimmt habe.

    Klar, die von mir geschilderten Situationen passieren nicht jeden Tag, aber es sind eben genau die, die eine schalen Nachgeschmack hinterlassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Malaga1 (10. Februar 2014 um 15:19)

  • Ich komme ursprünglich aus einer stark dialektgeprägten Ecke Deutschlands und wohne inzwischen im dialektischen Niemandsland, die gesamte Umgebung spricht hochdeutsch. Das ist für mich ein "Kulturverlust". Es fühlt sich nicht "heimelig" an. Wenn ich daheim zu Besuch bin, ist es immer wie "früher", es passt. ABER: Ich stelle in letzter Zeit immer öfter fest, dass die Kassiererin "daheim" auf einmal auch hochdeutsch spricht, auf der Straße die Kinder hochdeutsch sprechen. Der Dialekt geht verloren. 8I Das finde ich ganz schade!!

    Jetzt wäre ich niemand, der ein Referendum gegen Zuzug aus dem Norden befürworten würde, aber ein Tränchen oder zwei hab ich schon verdrückt beim Gedanken, dass meine "Muttersprache" auf dem Rückzug ist. Reine Gefühlssache. Ich kann das also gut nachvollziehen.


    Ich habe meine Magisterarbeit zu dem Thema (Minderheiten-) Sprache und Identität geschrieben. Geforscht habe ich in Nordschweden - dort gibt es eine kleine Sprache, die aus verschiedenen (u.a. traurigen) Gründen stark auf dem Rückzug ist.
    Während meiner Forschungsarbeit habe ich mit vielen Leuten dort gesprochen. Vor allem die Älteren, für die diese Midnerheitensprache die Muttersprache ist, tun sich sehr schwer mit dem Verlust. Sie müssen im täglichen Leben fast ausschließlich auf Schwedisch kommunizieren. Sprachlich fällt ihnen das nicht (mehr) schwer, aber sie vermissen ihr eigene Sprache zum Teil sehr. Und das kann ich gut verstehen. Sprache hat einfach unglaublich viel mit der persönlichen Identität zu tun.
    Aber wie schon gesagt, die Sprache entwickelt sich mit ihren Aufgaben. Man kann natürlich versuchen, sie zu revitalisieren und zu stützen. Man muss sich aber fragen, wofür man das macht und vor allem welche Mittel legitim sind.
    Und in meinen Augen ist es nicht legitim, Menschen auszugrenzen, die dieser Sprache nicht mächtig sind. Wir leben heute in einer Welt, die sehr mobil ist und dadurch kommt es auch zu einer größeren Vermischung von verschiedenen Kulturen und Sprachen. Wir leben heute nicht mehr so, dass wir in einem Dorf geboren werden, dort aufwachsen, heiraten, Kidner kriegen und dort sterben ohne viel von der Welt gesehen zu haben.
    Das kann man blöd finden, ist aber einfach so.
    Gleichzeitig werden sicherlich auch sehr viele SchweizerInnen, die mit "Ja" gestimmt haben, diese Mobilität für ihre Zwecke nutzen.

    • Offizieller Beitrag

    Hella, die Dialektversessenheit der deutschsprachigen Schweiz ist enorm - die Gefahr, dass es wie in Deutschland "kippt", ist eher nicht denkbar. Wie gesagt, ich kenne KEIN Kind deutscher Einwanderer, das nicht einwandfrei den Dialekt des Wohnortes spricht.

    Liebe Grüsse

    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es aber nun auch nicht so verwunderlich, dass wenn viele Menschen in kurzer Zeit an einen neuen Ort ziehen, dass es dort ein wenig rumpelt.
    Denn diese Menschen haben ja nicht nur andere Sprachen, sondern auch andere Erfahrungen, Prägungen was weiss denn ich.
    Unsere KLassenlehrerin wollte zum Beispiel von mir ein Gesundheitsattest vom Schularzt, als mein Sohn Windpocken hatte. Das ist hier absolut unüblich, bzw. gibts nicht.
    Das hat ihr dann auch die Schulleiterin bestätigt. So "reibt" es halt anfangs etwas im Getriebe, gibt Missverständnisse, ungewollte Grenzüberschreitungen, etc.
    Und wie Talpa so schön schreibt, und schon die Kinder, die hier aufwachsen, sprechen dann problemlos Dialekt, nerven sich ab ihren Alten, wenn die dann sagen: "Also bei uns in Deutschland aber...."

  • Vielleicht liegt der Grund für diese Angst auch in der rasanten Entwicklung der aktuellen Zuwanderung. Das ist nicht kontinuierlich passiert sondern Knall auf Fall. Ausserdem nehmen wohl gefühlsmässig die Deutschen viel mehr an unserem Leben teil. Sie arbeiten in den gleichen Jobs und wohnen da wo wir wohnen. Früher, z.B. bei den Italienern waren es auch viele auf einmal aber sie lebten viel mehr unter sich (weil sie mussten) und hatten kaum Kontakte zu den Einheimischen, sie haben in Fabriken gearbeitet und ihre Arbeitskollegen waren ebenfalls aus Italien. Auch damals gab es Ausländerfeindlichkeit, aber das Problem war weiter weg und viel separierter.

    • Offizieller Beitrag

    Auch damals gab es Ausländerfeindlichkeit, aber das Problem war weiter weg und viel separierter.


    Bei so Aussagen, könnte ich jetzt - ganz vorsichtig ausgedrückt - am Liebsten kotzen!

    Ja, klar, glaube ich schon, dass es für Dich weiter weg war - für "uns" war das ziemlich real und nahe, dessen kannst Du Dir sicher sein.
    (Und ich merkte es nur an indirekten Dingen, denn ich sah ja "einheimisch" aus und sprach nicht italienisch...)

    Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, dass es diesmal eine Ausländergruppe "erwischt", die sich auch lautstark wehrt - bis jetzt konnten das die meisten nicht...

    Talpa


  • Und wie Talpa so schön schreibt, und schon die Kinder, die hier aufwachsen, sprechen dann problemlos Dialekt, nerven sich ab ihren Alten, wenn die dann sagen: "Also bei uns in Deutschland aber...."

    Ist so bei meinen Kindern, die sind beide hier geboren und sprechen (in meinen Ohren) perfekt Dialekt - dennoch sind Sprüche zu meinem Sohn (2. Klasse) eine Zeitlang an der Tagesordnung gewesen derart wie "Du wirst immer Aussenseiter sein, Du bist Deutscher und gehörst hier nicht her, die Deutschen haben schliesslich auch den Krieg angefangen...". Eine Zeitlang habe ich es ignoriert, aber wenn man dann immer wieder ein weinendes Kind zu Hause hat, das sowas nicht versteht... schliesslich habe ich es mit der Lehrerin besprochen, ab dann war Ruhe.

    Ehrlich, ich war schon oft drauf und dran, hier wegzugehen (ich könnte noch einige Beispiele erzählen), aber ich habe hier auch Freunde, die sind Schweizer und die möchte ich nicht missen. Und es gibt vieles, was ich hier sehr schätze.

    Jetzt zu lesen, dass es einigen hier auch so geht, tut gut ---