Linkshändigkeit - Sitzplatz - kein Verständnis der Lehrerin

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  • Hey sommerwind, nicht so aufregen...ich bin linkshänder, mein bruder ist li kshänder, meine mama ist linkshänder...ich weiss schon, wovon ich rede...mein bruder ist von beruf handwerker geworden und muss eben damit leben, dass das ganze werkzeug für rechtshänder ist. Geht alles, ist auch nicht wirklich problematisch.

    Und das flüssige schreiben geht nicht durch abschauen während des schreibens sindern durch automatisieren dir buchstabenübergänge. Auch der rechtshänder muss beim schreiben pausieren wenner woanders hinschaut

    Lg,
    Janos

  • Ich kann hier sämtliche Bitten wunderbar nachvollziehen, da ich als Linkshänderin in der Grundschule extrem gelitten habe.
    Der Lehrer war so extrem unfähig mit mir umzugehen, gut es kam noch hinzu, dass ich ADS habe und daher sowieso etwas anstrengender war als andere Kinder, aber deswegen so gar nicht auf meine Bedürfnisse einzugehen ist auch nicht das richtige Gewesen.

    Ich hatte im Zeugnis in "Schrift und Gestalten" IMMER eine 4. Ich saß in den ersten beiden Schuljahren immer auf der falschen Seite und habe mich mit meinen Mitsitzerinen mit den Ellenbogen bekriegt, weil es uns einfach nur noch irgendwann tierisch genervt hat, dass keiner richtig schrieben konnte.
    Ab der dritten Klasse wollte dann keiner mehr neben mir sitzen, weil das mit dem Schreiben ja nicht vernünftig klappt. So hätte sich das Schriftbild eigentlich wunderbar verbessert, wäre da nicht die Sache mit dem Füller gewesen...
    Füller bei Linkshändern schmieren, weil sie mit der Hand, die auf dem Papier liegt über die frisch geschriebene Tinte wischen. Hierfür gibt es zwei Alternativen. Entweder der Linkshänder nimmt eine extrem unnatürliche Schreibposition mit den Händen ein, was zu einer Sehnenscheidenentzündung führt (gab im dritten Schuljahr wieder eine 4...) oder man darf mit einem anderen Stift schreiben, der sich ebenfalls mit einem Tintenkiller bearbeiten lässt. So z.B. ein Tintenroller, bei dem weniger Tinte rauskommt oder aber ein Stabilo o.ä. die überhaupt nicht schmieren aber etwas ähnliches wie Tinte drinne haben. Hier braucht es allerdings das Wohlwollen des Lehrers...
    In der vierten Klasse habe ich mir dann gegen Ende des Schuljahres den linken Arm gebrochen und musste mit Rechts schreiben, das war natürlich völlig unleserlich und der Lehrer hat mir "gnädigerweise" noch eine 4 für Schrift und gestalten gegeben.... :stupid:

    Meine Meinung, wenn ihr so Probleme habt, lasst euer Kind die Schule wechseln. Es wird nicht besser, vor allem nicht wenn die Lehrerin jetzt schon so nen Terz macht. Wie wird das erst werden, wenn eure Maus anfangen soll mit Füller zu schreiben? Oder Sachen mit einem Lineal unterstreichen oder sonstetwas, wo Präzision gefragt ist. Ihr macht euch da alle nur unglücklich mit. Eure Maus, weil sie es ertragen muss und im zweifel die Schlechten Noten bekommt und ihr, weil ihr euch ständig nen Kopf machen müsst, wie es weitergeht und was ihr unternehmen könnt.

    Wenn es an der neuen Schule ebenfalls Probleme gibt, mit dem neuen Lehrer/Lehrerin, ladet sie bei euch zu Hause auf einen Kaffee ein (sollte ja noch gehen, da die "Beziehung noch unbelastet ist" :P , und erklärt ihr ruhig und sachlich, dass bei Linkshändern einiges Beachtet werden muss. Am besten setzt ihr dann Tochterkind und Lehrer "falsch herum" an einen Tisch und lasst sie mal was schreiben. Das sollte für Einsicht sorgen... ^^

  • Was ich wirklich bitter finde, ist, daß hier so viele Linkshänder sind, die anscheinend nicht ertrage können, daß der aktuelle Forschungsstand heute ein anderer ist als früher.

    Nur, weil man selbst es trotz der erschwerten Bedingungen hingekriegt hat, muß das doch nicht für alle Linkshänder für immer trotz guter möglicher Hilfen und kleiner Anpassungen so weiter gehen.

    Für manche Kinder ist es eine enorme Hilfe, wenn die Wörter rechts hingeschrieben werden, andere können das besser kompensieren.
    Daß man da überhaupt noch mit einer neu ausgebildeten Lehrerin drüber reden muß, finde ich erschreckend.

    Auch das Problem mit dem Sitzplatz- das ist einfach überflüssiger Stress, den man dann immer wieder hat- noch dazu mit wechselnden Tischnachbarn, von denen nicht alle gleich aufmerksam sind.

    Warum nicht immer die Linkshänder links setzen, dann gibt es ja nie ein Problem, das ist einfach Stand der Wissenschaft in diesem Bereich.

    Die Argumentation "uns hat es auch nicht geschadet" ist nicht nur beim Thema Klaps problematisch.

    Außerdem frage ich mich, wie eigentlich Inklusion mit Kindern mit wesentlich größerem Hilfebedarf klappen soll, wenn schon mit Linkshändigkeit so unprofessionell und von vorgestern umgegangen wird.

    Ich würde dennoch zügig die Schule wechseln, aber erst, wenn klar ist, daß die neue Schule da wirklich besser ist.

    Viel Erfolg!

    Einmal editiert, zuletzt von lara (1. April 2014 um 10:07)

  • Ich fand diese ganzen Extras für Linkshänder früher auch nicht so nachvollziehbar und manches mag auch wirklich übertrieben sein.
    Aber: die Freudin meines Sohnes bekam wegen ihrer Linkshändigkeit immer größere Probleme. Sie ist jetzt in der 4.Klasse, hat eine völlig falsche Arbeitshaltung entwickelt (Heft lag irgendwie so quer) und die Konsequenz daraus sind chronische Kopfschmerzen. Jetzt muss das Kind regelmässig zu einer Augenschulung, hat einen gekippten Tisch in der Schule bekommen, damit sie nicht mehr die falsche Haltung einnehmen kann... muss ständig üben. Also ein riesengroßer Aufwand für alle Beteiligten. Da wäre es wohl doch besser gewesen, wenn man von Anfang an noch besser geguckt hätte, wie man da kreativere Lösungen findet.

    Also irgendwie ein Mittelmaß muss es wohl sein, denn ständige Extras wollen Kinder ja auch gar nicht.

    Die Aussage der Lehrerin finde ich unmöglich zu einer Erstklässlerin. Vermutlich werdet ihr dort wirklich nicht mehr glücklich :(

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Miriam, dieses Schräg-Schreiben kann so gewollt und durch eine entsprechende Linkshänder-Schreibunterlage angestrebt worden sein. Dadurch soll eine verkrampfte Handhaltung mit abgeknicktem Handgelenk vermieden werden (und somit auch Sehn
    enscheidenentzündungen). Ich frage mich auch, ob das nicht andere Probleme zur Folge haben kann (Halswirbelsäule,...).
    Bei Interesse google doch mal "Schreibunterlagen für Linkshänder"!
    Puh, bin gerade ganz froh, dass mein Schulkind-Sohn zwar vermutlich nicht eindeutig rechtshändig ist, aber doch mit rechts schreibt! #pfeif

    Liebe Grüße,
    Lera #baden

    Einmal editiert, zuletzt von Lera (1. April 2014 um 10:52)

  • by the way: wirkliche "linkshänderforschung" iSv forschung an menschen, die von geburt an linkshänder sind, gibt es fast noch nicht. viele studien sind an menschen gemacht worden, die im laufe des lebens links geworden sind (hirn- oder armsachaden). erst seit wenigen jahren bemüht man sich, daten zu genuinen linkshändern zu erstellen und scheitert auch hier daran, dass händigkeit unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann (dh einige linke tun sich leicht damit, mit rechts die umgebung zu imitieren im werkzeuggebrauch, andere kölnnen das gar nicht)

    und je mehr man sucht, umso mehr vermeintliche erkenntnisse über linke lassen sich widerlegen

  • ja, eben drum kann man es doch allen erst mal so einfach wie möglich machen, gerade in der schule.
    was man dann zu hause macht, kann dann ja jede familie für sich entscheiden.

  • Wo sind in deiner Aufzählung neue Erkenntnisse der Forschung?

    Wörter auf die rechte Seite schreiben? Nette Idee - WENN die Lehrerin diese für jedes Kind einzeln vorschreibt, ist es tatsächlich Jacke wie Hose. Ich kenn aber nur kopierte Arbeitsblätter. Ginge auch - man weiß ja wieviele Linkshänder man in der Klasse hat, müsste also nur die Kopiervorlage zweimal erstellen. Hängt vom Goodwill der Lehrkraft ab - war zu meiner Schulzeit nicht vorhanden, könnte es heute aber schon sein.

    Das Problem mit dem sitzen - das wurde sogar ende der 70er Jahre schon durch einen vernünftigen Sitzplan aus der Welt geschafft. Allerdings nur um den Rechtshändern ein ungestörtes arbeiten zu ermöglichen. X(

    "Es hat auch uns nicht geschadet" - Nunja, es IST so, dass 20% Linkshänder sich im Leben mit 80% Rechtshändern arrangieren müssen. Vieles gibt es schlicht nicht für Linkshänder. Entweder man lebt damit, oder man geht unter! So einfach ist das. Ich kann maneim Kind in der Grundschule viele Probleme aus dem Weg räumen - spätestens bei der Berufswahl muß man sich entscheiden, ob es ein linkshänderkompatibler Beruf sein soll, oder ob man sich doch mal in die Welt der Rechtshänder begibt. Und dann erst anpassen stelle ich mir verdammt schwer vor! ("Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr", ist schon wahr.)

    Und ich habe manchmal das Gefühl "das ich was habe", das ich nicht "Richtig" bin, weil man mir anscheinend mit so vielen Arbeitshilfen auf dem neuesten Stand der Forschung helfen könnte/ müsste. Nein - ich bin nur Linkshänder - das ist keine Krankheit!

    Trotzdem: Die Aussage der Lehrerin gegenüber Birkes Tochter ist unter aller Sau!


    edit:
    In allen meinen Grundschulzeugnissen steht die Bemerkung: "Die linkshändigkeit beeinträchtigt ihre Schrift!" Das ärgert mich immernoch, wenn ich mal wieder meine Zeugnisse lese. Ich bin auch schwer dagegen die Benotung der Schrift wieder in alle Zeugnisse bis zum Abitur aufzunehmen - auch rechtshänder können schlimme Klauen haben, aber als Linkshänder bekam man grundsätzlich eine schlechtere Note...

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

    Einmal editiert, zuletzt von igel (1. April 2014 um 11:26)

  • Ohne jetzt auf alle inzwischen eingegangenen Antworten eingehen zu können (Zeit...): Nein, ich renne bestimmt nicht direkt zur Schule und versuche alles fürs Kind zu richten. Ich kann mir ehrlich auch nicht erklären, wieso alleine das Sich-Gedanken-Machen über eine wie es auch von Vorschreiberinnen hier richtig benannt wurde Arbeitserleichterung schon als übertriebene Mama-Beschützerhaltung interpretiert wird. Ich denke eben auch, klar muss sie ihr ganzes Leben als Linkshänderin in einer rechtsdominierten Welt klarkommen. Das wird sie auch, wie jeder Linkshänder. Aber beim Schreibenlernen muss soviel gleichzeitig erlernt werden, da tut die eine oder andere Erleichterung auch im Sinn eines Entgegenkommens der Lehrerin ganz gut.

    Aber zur Sache: Es sind 18 Schüler in der Klasse, davon (soweit ich es weiß) mindestens 3 Linkshänder. Die Blätter werden handschriftlich vorgeschrieben und dann kopiert verteilt. Ob es nun für mindestens 3 Schüler zuviel der Zusatzarbeit für die Lehrerin wäre, weiß ich ehrlich gesagt nicht, da habe ich auch keine Meinung. Außer der, dass es interessant sein könnte, das von der Lehrerin selbst zu erfragen. Aber schon an dem Punkt bin ich vorsichtig und tue es lieber nicht, wer weiß ob diese ggf. bereits als "Schuss" wahr genommene Frage nicht schon nach hinten losgeht und als unerwünschte Kritik ankommt.

    Einziges was ich fragen könnte und dann - aber das ginge mir am Allerwertesten vorbei - eventuell als Extrawurst-Mama angesehen werden: Sie gibt Kind ein kopiertes Blatt mit vorgeschriebenen Worten für die Rechtshänder mit und ein Extrablatt leer (oder ich selbst kaufe auch gern so ein Übeheft mit entsprechenden Linienblättern) und ich schreibe es selber zuhause so vor, dass Kind sich beim Abschreiben / Üben nur auf Stift- und Hefthaltung sowie auf den neuen Buchstaben konzentrieren kann und nicht auch noch aufs Hand immer hochheben und Merken was da steht -darum geht es ja dabei. Und ich verstehe und denke durchaus, dass sie später, wenn sie mal flüssig schreiben und lesen kann, damit klarkommen muss und wird, wenn Sachen eben nicht in ihrer Blick- und Schreibrichtung durch Gebrauch der linken Hand aufgeschrieben sind.

    By the way: Ich denke, es wäre echt schön gewesen, wenn gerade eine so junge Lehrerin das Thema Linkshändigkeit mehr drauf hätte. Davon war ich jedenfalls (naiv?) einfach ausgegangen.

    Kinder *2006 und *2008

    #rose Die Stille ist nicht auf den Gipfeln der Berge, der Lärm nicht auf den Märkten der Städte. Beides ist in den Herzen der Menschen. #yoga (aus Indien)

  • Ich kann mir ehrlich auch nicht erklären, wieso alleine das Sich-Gedanken-Machen über eine wie es auch von Vorschreiberinnen hier richtig benannt wurde Arbeitserleichterung schon als übertriebene Mama-Beschützerhaltung interpretiert wird


    Falls Du Dich auf meinen Text beziehst, ich habe absichtlich so spitz formuliert, schrieb ich ja dazu. Das habe ich gemacht um das mal deutlich zu machen (auch in welchem Sinne es vielleicht verstanden werden könnte). Ich möchte Dir das nicht unterstellen, tut mir leid wenn das so ankam.

  • Hmmm... ich bin jetzt mal ganz ketzerisch.
    Wieso brauchen Linkshänder denn euer Meinung nach eine Sonderbehandlung?

    es hat schon seinen Sinn, dass in der Schule erstmal grundsätzlich alle Kinder gleich behandelt werden. Schule ist und soll anders als Familie sein, diese Gleichbehandlung aller ist da ein Aspekt. Allerding ist sowas auch nicht in Stein gemeißelt, zum Beispiel gibts da ja auch den Anspruch der individuellen Förderung. Vielleicht versteift sich da die Lehrerin ein bisschen zu sehr auf die Gleichbehandlung.

    Hm, icb finde dieses linkshändergedöns auch mittel-überflüssig. Ok, die schere mit den unterschiedlich grossen löchern und der kartoffelschäler, das macht sinn. Aber sonst? ich finds fast schon geldschneiderei...

    Gleichbehandlung bedeutet, gleiches gleich und ungleiches ungleich zu behandeln. Habe ich so in der Grundrechte-Vorlesung gelernt ;) und Schulen sind Teil des Staates (mittelbare Staatsverwaltung), die Staatsmacht ausüben, daher sind sie an den Gleichheitssatz gebunden.

    Dass wir Linkshänderinnen daran gewöhnt sind, mit schlechteren Ausgangslagen zurecht zu kommen, ist meines Erachtens keine Rechtfertigung dafür, alles so zu lassen, wie es ist, bloß weil es halt bequemer ist, alle über einen Kamm zu scheren. Wenn die Rechtshänderinnen eine für sie passende Arbeitsumgebung bekommen, möchte ich auch eine für mich passende Arbeitsumgebung haben, vielen Dank. Genauso wie ich nicht weniger Geld bekommen möchte als meine männlichen Kollegen, bloß weil Frauen daran gewöhnt seien, nicht so viel zu verdienen. ;)

    Ich finde es immer lustig, zu Rechtshänderinnen, die das mit der Linkshändigkeit nicht nachvollziehen können, zu sagen: Mach mal Spitz-Bewegungen, so wie wenn du einen Bleistift spitzen würdest. Genau. Und jetzt mach die mal umgekehrt. Das gibt häufig so einen Aha-Moment, weil sich das für die nämlich oft merkwürdig bis "falsch" anfühlt.


    Hier gab es schon Threads dazu, welche Utensilien einzelne Nutzerinnen praktisch finden, in der passenden Ausführung zu haben, vielleicht findet ihr das ganz erhellend:
    Linkshänder in Rechtshänderwelt - welches Linkshänderwerkzeug ist wirklich wichtig, insbesondere für Erstklässler?


  • By the way: Ich denke, es wäre echt schön gewesen, wenn gerade eine so junge Lehrerin das Thema Linkshändigkeit mehr drauf hätte. Davon war ich jedenfalls (naiv?) einfach ausgegangen.

    Da bin ich voll und ganz bei dir. Das Thema ist beileibe nicht mehr neu - da erwarte ich von allen Lehrern UND Schulleitungen, dass Linkshändigkeit heutzutage kein Problem mehr darstellt. Und den Schrecken des - Ohgottohgott - Was neues! sollte das Thema doch in den letzten 35 Jahren verloren haben...

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Hm, icb finde dieses linkshändergedöns auch mittel-überflüssig. Ok, die schere mit den unterschiedlich grossen löchern und der kartoffelschäler, das macht sinn. Aber sonst? ich finds fast schon geldschneiderei...

    Ich hatte den Gedanken auch, so beim ersten Überfliegen des Threads. Also, dass es nun einmal so ist - Linkshänder müssen auf Dauer in einer Welt zurechtkommen, in der viele Dinge auf Rechtshänder zugeschnitten sind. Und klar, als Lehrerin habe ich ja nicht nur die Bedürfnisse der Linkshänderkinder, sondern auch eine Menge anderer Kinder mit ihren jeweiligen Bedürfnissen. Wenn ich da für jeden ein extra Arbeitsblatt erstellen müsste... puh, da wäre ich auch genervt.

    Aber: ich stelle mir das Schreiben lernen als Linkshänder ungefähr so vor wie Fahrschule auf englischen Straßen, aber mit einem deutschen Auto - es geht zwar, irgendwie, ist aber für das Gehirn anstrengend weil man ständig umdenken muss.

    Wäre mein Kind Linkshänder, würde ich es deswegen genauso machen wie Birke. Denn gegenüber den rechtshändigen Kindern hat ein Linkshänderkind als Schreibanfänger schon Nachteile, würde ich denken. Bis das Schreiben also flüssig ist, jedenfalls, und erst danach würde für mich das Argument greifen, dass die Kinder sich dauerhaft ja in einer auf Rechtshändigkeit ausgerichteten Umwelt zurechtfinden müssen.

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    There is no foot too small, that it cannot leave an imprint on this world.

  • Also, dass es nun einmal so ist - Linkshänder müssen auf Dauer in einer Welt zurechtkommen, in der viele Dinge auf Rechtshänder zugeschnitten sind. Und klar, als Lehrerin habe ich ja nicht nur die Bedürfnisse der Linkshänderkinder, sondern auch eine Menge anderer Kinder mit ihren jeweiligen Bedürfnissen. Wenn ich da für jeden ein extra Arbeitsblatt erstellen müsste... puh, da wäre ich auch genervt.


    Na ja, wir müssen auch in einer Welt zurecht kommen, in der sonst noch jede Menge schief läuft. Trotzdem kann ich doch vom Staat verlangen, dass er sich ordentlich benimmt.

    Dass auf einmal für jedes Kind ein eigenes Arbeitsblatt erstellt werden muss, hast du dir gerade ausgedacht ;) da bitte ich doch um konkrete Beispiele. Ich würde eigentlich erwarten, dass es überhaupt nicht notwendig ist, dass die Lehrkraft Zeit damit verbringt, Arbeitsblätter zu Standardthemen für ihre ErstklässlerInnen zu erstellen, weil es dafür längst Vorlagen geben sollte, die man einfach nur noch ausdruckt...

  • Wenn man als Lehrerin ohnehin die Arbeitsblätter manuell erstellt, kann man auch einfach jedes zu schreibendende Wort an den Anfang und an das Ende jeder Zeile schreiben und das für alle kopieren.

    Dann ist es gar keine Extraarbeit mehr.

  • Dieser Thread ist echt interessant.
    Ich kann ja nur von mir sprechen, wie gesagt, ich hatte nie Probleme mit der Linkshändigkeit, ein oder zwei Sachen gibt es, die mich im normalen Alltagsfluss behindern(Dosenöffner!! Ich hab erst mit 16 kapiert warum die bei mir nicht funktionieren, und ihr solltet mich mal sehen wenn ich so ein Ding benutze :D ).
    Ich drehe zum Beispiel oft in die falsche Richtung, bei Milchaufschäumern oder eben Dosenöffnern, aber das merke ich in der Regel schnell.

    Ich habe auch z.B. nie verstanden, wieso so viele Linkshänder den Arm einmal im Bogen übers Papier legen, muss doch wahnsinnig anstrengend sein^^
    So so spezielle Dinge wie das Linkshänderlineal, von dem ich grad im anderen Thread das erste Mal gehört habe, würden mich auch höllisch verwirren.

    Wie gesagt, es ist sehr interessant die anderen Erfahrungen dazu zu lesen.

  • Wenn man als Lehrerin ohnehin die Arbeitsblätter manuell erstellt, kann man auch einfach jedes zu schreibendende Wort an den Anfang und an das Ende jeder Zeile schreiben und das für alle kopieren.

    Dann ist es gar keine Extraarbeit mehr.


    #stirn
    Ich habe mich immer gefragt, warum auf unseren Blättern die Worte vorne und hinten stehen.
    Hab ich wirklich nicht gerallt, ich dachte da an Selbstkontrolle oder so. Jetzt, wo ihr es sagt #super

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Nebenbei bin ich auf die Thematik nicht nur "angepiekst", weil mein Kind halt Linkshänderin ist. Ich selbst bin es auch, aber ich habe mich aus Anpassungswillen (so würd ich es im Nachhinein mal formulieren) bzw. weil damals (Anfang 70er) keiner auf Links- oder Rechtshändigkeit geachtet hat, selbst umgeschult, also in der Schule begonnen mit Rechts zu schreiben. Leider dann auch zu malen, zu basteln, Handarbeiten etc. Alles Künstlerische hat es mir versaut, die Sachen sahen auf einmal echt schlimm aus. Vorher - vor der Schule - habe ich mal die linke, mal die rechte Hand fürs Malen und Werkeln benutzt. Mit Ende 20 war ich dann bei einer Linkshänderberaterin (nach Dr. Sattler) zum Testen. Ergebnis: ich bin eine Linkshänderin, eigentlich, aber durch das lange Umschulen ist meine rechte Hand kräftiger, die linke jedoch eindeutig der rechten in der Feinmotorik voraus. Auslöser für den Gang zur Beraterin war gewesen, dass mir dann endlich mal auffiel #stirn , dass ich den Schlüssel in der Tür immer mit links drehe, Flaschen mit links aufdrehe, Obst mit links schäle, Faden mit links einfädele usw. usw.

    Und an alle Rechtshänder mal den Tipp zum besseren Verstehen, warum es durchaus gerecht und richtig ist, einem Linkshänder andere Möglichkeiten zu eröffnen und ihm entgegenzukommen: Versucht mal, Zahlen wie 0 oder 8 in der anderen als der gewohnte Drehrichtung zu schreiben, eine Mandarine mit links zu schälen, auf dem andren Bein als dem gewohnten loszuhüpfen, von der anderen als der gewohnten Seite aufs Rad zu steigen, einen Notizblock mit Ringbindung andersrum drehen, so dass der Schreibarm immer auf dem Metall aufliegt, vielleicht auch mal eine Linkshänderschere nehmen und versuchen, damit mit der rechten Hand zu schneiden. Ok, es waren ein paar seeeeeeeeeeeeehr plakative Beispiele dabei, trotzdem wollte ich mal den Umfang des Ganzen in die Runde werfen. Alte Menschen kriegen ja auch Gehhilfen, motorisch eingeschränkte Personen Unterstützung, Kinder mit Legasthenie oder Dyskalkulie entsprechende Förderung. Nur Linkshänder, die sollen sich gefälligst anpassen. Ich finde, wenn die auch hier erwähnten paar Extradinge wie Schere, Lineal, Spitzer, ggf. Brotmesser, Kartoffelschäler, nicht behindernder Sitzplatz und umgekehrte Heftlage beim Schreiben für einen Linkshänder vorhanden sind, dann hat der in der Rechtshänderwelt noch mehr als genügende Möglichkeiten, sich fröhlich anzupassen. Ich bringe z.B. immer die Bedienung im Restaurant durcheinander: ich schiebe grundlegend Wasser- und ggf. Weinglas nach links und wenn dann nachgeschenkt werden soll, zack: steht der gute Mann oder die gute Frau auf der falschen Seite.

    Noch ein hübsches Beispiel: die Drehrädchen an den Uhren sind für einen Linkshänder, der meistens die Uhr rechts trägt, immer falschrum (man muss dann umgreifen). Aber jetzt alle die das für übertriebenern Quatsch halten, bitte nicht tuppern #angst

    Kinder *2006 und *2008

    #rose Die Stille ist nicht auf den Gipfeln der Berge, der Lärm nicht auf den Märkten der Städte. Beides ist in den Herzen der Menschen. #yoga (aus Indien)