(Alt-)Philologinnen und andere Sprachbegeisterte: Tips gesucht

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  • Liebe (Alt-)Philologinnen und sonstige sprachbesessene Rabinnen ich brauche mal ein paar Tips.


    Für meine Doktorarbeit muss ich eine seltene bzw. ungewöhnliche Sprache lernen (selten ist sie eigentlich, gemessen an der Zahl der Muttersprachler nicht, aber in Europa doch weitgehend unbekannt). Das habe ich mir selbst so ausgesucht und es macht mir auch Spaß. Für meine Forschungen muss ich nur ein Leseverstehen (vor allem einer bestimmten Textsorte, Gesetzestexte) erreichen, das allerdings sehr gut bis flüssig.


    In der Schule habe ich ein Latinum und ein Graecum erworben, so dass ich bei der Planung der Arbeit auf die Erfahrungen damit zurückgegriffen habe. Grundsätzlich liegt mir Sprache und Fremdsprachen und perspektivisch möchte ich im Laufe meines langen und glücklichen 8o Forscherlebens noch ein ein paar weitere merkwürdige oder schwierige Fremdsprachen dazulernen, das ist sozusagen Bestandteil meines Profils. Glücklicherweise lebe ich in einer großen Stadt mit vielen Unis 8) und es gibt tatsächlich auch einen Kurs eines entsprechenden Regionalstudiengangs, den ich während des Semesters besuchen kann.


    Dennoch merke ich, dass ich mit der Umsetzung des Selbststudiums im Moment so ein bisschen Probleme habe und suche jetzt ein paar Anregungen, wie man ein effizientes Selbststudium gut organisieren kann. Es handelt sich um eine halbsemitische Sprache mit Silbenalphabet, das habe ich schon so einigermaßen gemeistert, wenn ich aber zu lange draußen bin, dann fällt es mir sehr schwer flüssig abzulesen. Ich muss also irgendwie Routine und tägliche Praxis reinkriegen. Und dann fehlt natürlich auch Vokabel- und Grammatikverständnis. Ein richtig gutes Wörterbuch gibt es übrigens leider nicht bzw. ist das erschwert dadurch, dass weder die Sprache selbst noch die Umschrift in lateinische Buchstaben nach einheitlichen Regeln erfolgt.


    Was sind Eure Erfolgsgeheimnisse? Wie viele verschiedene alte/für uns exotische Sprachen beherrscht ihr lesesicher? Die Studenten in den Kursen können teilweise echt viele Sprachen, das beeindruckt echt, aber die haben sich natürlich nicht ohne Grund den Studiengang ausgesucht.

  • Ich tippe mal, dass Du Aramäisch lernst oder vielleicht Koptisch.
    Ich habe meine '-cums' alle an der Uni gemacht und fand es da relativ leicht es durchzuziehen, weil man dann ggf. über ein Jahr intensiv 8-10 Unterrichtsstunden die Woche hatte. So war es jedenfalls bei mir. Wie oft habt ihr denn den Kurs? Wenn ihr den nur einmal die Woche habt, würde ich mir auf jeden Fall noch einen Lerntermin mit Kommilitonen dazulegen. Bei mir steigt der Lernerfolg mi der Häufigkeit der Anwendung.


    Ich beherrsche drei nicht mit lateinischen Buchstaben geschriebene Sprache lesesicher, habe aber das Problem, dass mir gerade, wenn ich die Sprachen benutze oft ein Wort gerade in der anderen Sprache einfällt.

    Ring the bells that still can ring
    Forget your perfect offering
    There is a crack in everything
    That's how the light gets in.
    -Leonard Cohen-

  • Tipps sind einfacher, wenn Du uns verrätst, welche Sprache es ist (ggf. auch im internen Bereich). Die Qualität des Lehrmaterials und/oder der/die Dozent/in machen extrem viel aus. Didaktisch sind die neueren Lehrbücher aus dem englischsprachigen Bereich tendenziell besser.

  • Ja stimmt! Wahrscheinlich ist es nicht so schlimm, wenn ich es hier schreibe... :)


    Es handelt sich um Amharisch. Meines Wissens nach gibt es hier im Forum niemanden, der das gelernt hat? Es gibt genau ein englisches und ein etwas älteres deutsches Lehrbuch.


    Ich hab außerdem noch eine Kopie eines kleinen Buches aus Äth., so ein Einsteigerwerk.


    Kommilitonen habe ich gar nicht so viele, dieses Semester sind es gerade mal 3, die Leute haben auch z.T. sehr unterschiedliche Hintergründe und Kenntnisstände. Einer ist dabei, den ich mal ansprechen könnte.
    Möglichkeiten zu Einzelstunden mit Muttersprachlern, Korrektur etc. habe ich schon, aber ohne intensives Selbststudium läuft das wohl alles nicht. In 1,5 Jahren werde ich dann vor Ort sein, dann sollten meine Kenntnisse möglichst schon da sein. Ggf. würde ich dann nochmal einen kleinen Konversationskurs oder so belegen, aber das ist, wie gesagt, nicht der Fokus meiner Arbeit. Meine Ansprechpartner für Interviews etc. können alle Englisch.

  • Meine Freundin hatte das als Sprache während ihres Afrikanistik Studiums.
    Ist allerdings schon ne ganze Ecke her.
    Wenn du willst, kann ich sie fragen, ob sie sich noch an irgendwelche Lehrwerke erinnert.

    "A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over with a working simple system. "

    John Gall, The Systems Bible

  • Hallo MaNe,


    ich kann recht viele Sprachen, von den alten/"exotischen" sind Hausa, Wolof, Arabisch und Althebräisch (Hebraicum) dabei.


    Geholfen beim Erlernen hat mir dabei u. a.:


    Sprachtalent und Begeisterung für Sprache(n),
    REGELMÄSSIGE Einheiten (du lernst an der Uni? Das ist doch schon mal toll - ihr könntet eine zusätzliche Lerngruppe 1x/Woche bilden z. B., um die Frequenz zu erhöhen),
    verschiedene Medien nutzen (such doch mal im Internet nach Texten (newspapers/Lyrik, ...), auf youtoube (um auch das Hörverstehen zu schulen), kommst du vielleicht irgendwie an CDs von Künstlern, die amharisch singen? ...),
    Tandempartner (vllt kann dein Amharisch-Lehrer bei der Vermittlung behilflich sein?),
    PRAXIS


    Es gibt z. B. DAAD-Sprachkurse für verdammt viele Sprachen, ist da vllt auch Amharisch dabei?


    Mehr fällt mir spontan nicht ein - ich wünsche dir jedenfalls weiterhin viel Erfolg und Freude beim Erlernen der Sprache!


    Viele Grüße
    Magali

  • Ich kannte früher in einem anderen Forum eine Userin die das wohl lernen wollte und auch einen Blog geschrieben hat. Ich glaube, das schicke ich mal lieber als PN...

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Ich hatte das erst falsch verstanden und bin davon ausgegangen, daß es sich um eine alte, nicht mehr gesprochene Sprache handelt (vielleicht durch Dein erwähntes Latinum und Graecum, keine Ahnung).


    Aber bei Amharisch würd ich einfach Kontakt zu Äthiopiern aufnehmen. Mich hat beim Sprachen lernen immer am meisten motiviert mit Muttersprachlern zu sprechen anstatt stundenlang vor Büchern zu sitzen. Aber jeder Mensch lernt anders..


    Beherrschen tu ich gar nichts, deshalb dürfte ich eigentlich hier gar nicht schreiben.


    Eine meiner Hauptsprachen war Arabisch, aber das ist ja nun als 5häufigste Sprache ganz und gar nicht exotisch. Und da wir gerade bei den am häufigsten gesprochenen Sprachen sind, Hindi hatte ich auch einmal. Aber ich war viel bei den Iranisten und hatte dort allerhand "exotische" Sprachen wie Kurmanci, Sorani, Lori und Alt- und Mittelpersisch und hab mich auch einige Stunden in Assyrisch und Aramäisch reibgehockt. Ich fand das toll bei denen und hätte dort Jahrzehnte studieren können. :D Und der Prof. war ein Sprachgenie, so was hatte mir mächtig imponiert.


    Fällt mir auch noch ein: für meine Yogalehrerausbildung mußte ich Sanskrit lernen.


    Dann gibt es noch andere nicht lateinisch geschriebene Sprachen, aber das ist so lange her, damit kann ich mich echt nicht brüsten... #schäm

  • Hallo MaNe,


    hier waren schon viele Tipps dabei. Noch meine Perspektive: Ich habe für mein Studium eine (slavische) Sprache von der Pike auf gelernt und spreche sie jetzt fließend. Aber das hat ein paar Jahre gedauert. ICh hatte nur 2 SWS Sprachunterricht pro Semester. Der war aber gut. Geholfen haben darüber hinaus:


    1. absolute Motivation, ich "brenne" immer noch für diese Sprache/Kultur


    2. generell viel Spaß am Erlernen grammatischer Systeme (Morphologie, Syntax), Erkennen von Analogien, durch diese Kenntnisse konnte ich mir durch Texte ganz viel selbst erschließen. Ich empfehle dir also eine gute Grammatik, das ist evtl. in reinen Lehrwerken nicht gegeben. Allerdings hat mir dieses etwas "verkopfte" Herangehen am Anfang das Sprechen erschwert. Aber das scheint bei dir nicht der Fokus zu sein, oder?


    3. kontinuierlicher Kontakt zur gesprochenen Sprache, ich war zwar nie länger am Stück in der Region, aber dafür seit mittlerweile 18 Jahre fast jedes Jahr für ein paar Wochen da und in DL ständig Kontakt mit Muttersprachlern, die dann z.B. meine Mitbewohner wurden, Kommilitonen, jetzt Kollegen. Am Anfang war da die Sprachhemmung, aber da: Augen zu und durch!


    Ein Lehrbuch gab es zu dem Zeitpunkt, als ich angefangen hatte zu lernen, übrigens auch kein wirklich brauchbares.


    ICh kann mich noch daran erinnern, wie es war, als ich angefangen hatte, "automatisch" zu sprechen und ohne Wörterbuch zu lesen. Tolles Gefühl!


    Viel Erfolg und liebe Grüße


    Mauritia

  • Keine Ahnung, aber wenn du in der großen Stadt mit vier Unis wohnst solltest du im Blue Nile am Tempelhofer Ufer essen gehen #top


    Sorry fürs OT :D #stumm

  • An SOAS hatte ich auch gedacht, kontaktiere doch einfach mal den Dozenten auf der Seite, vielleicht hat er Tipps, und Kontakte fuer ein Netzwerk (per Internet oder in echt) von Lernenden waere doch eine tolle Sache?

  • Ui, Ihr seid ja viele :)


    Also der SOAS Kurs arbeitet auch nur mit den Büchern der beiden Autoren (die vermutlich schon gar nicht mehr leben...), die ich schon kenne und hier auch in der Bib sind.


    Anja, Blue Nile ist hier um die Ecke, aber glücklicher Weise sogar noch ein weiteres sehr gutes äthiopisches Restaurant. Wir gehen natürlich regelmäßig, das Essen ist einfach so toll.


    Im wesentlichen arbeite ich ja so, dass ich mich einfach durch die Texte (im Moment noch die aus dem Lehrbuch) ackere, das wird dann mit der Zeit schon immer schneller gehen.
    In dem Kurs sind auch Leute, die ein Jahr "kulturweit" im Land gemacht haben - die können auch nur ein paar Brocken Alltagssprache. Deswegen glaube ich, dass es sinnvoll ist, das Ziel einzugrenzen und so habe ich mir gesagt, ich will vor allem Leseverständnis haben.
    Es ist eine historische Arbeit in der es auch darum geht, wie bestimmte Begrifflichkeiten verwendet werden und sich entwickeln.


    Übrigens bin ich zeitgeschichtliche Historikerin, die ganzen "toten" Sprachen werden also nie mein Interesse wecken. Ich habe nur mit Latein und Altgriechisch verglichen, weil ich eben während der Schulzeit schon den systematischen Spracherwerb gelernt habe und gut darin war. Englisch und Französisch wiederum habe ich weniger systematisch sondern eher intuitiv und situationsbezogen gelernt. Für meine Forschungen wird aber auch perspektivisch eher der zielgerichtete systematische Erwerb von Interesse sein, bei dem ich mir über das Grammatiksystem schnell die Grundlagen erschließe. Richtig sprechen kann ich dann vielleicht keine dieser Sprachen, aber das ist mir auch nicht soo wichtig.


    Den Kontakt zu Muttersprachlern, anderen Lernern etc. - das werde ich auf jeden Fall in Angriff nehmen.


    So richtig konkrete Tips für die Arbeit zu Hause habe ich jetzt aber noch nicht rausgelesen. Irgendwie fällt es mir schwer, mich täglich dafür hinzusetzen und zu üben. Aber das ist vielleicht gar kein Problem des Sprachenlernens :) ??
    Wie konntet Ihr Euch dafür motivieren?

  • So richtig konkrete Tips für die Arbeit zu Hause habe ich jetzt aber noch nicht rausgelesen. Irgendwie fällt es mir schwer, mich täglich dafür hinzusetzen und zu üben. Aber das ist vielleicht gar kein Problem des Sprachenlernens :) ??
    Wie konntet Ihr Euch dafür motivieren?


    Ja, das würde ich eher als allgemeines Lernproblem einstufen.


    Was hilft dir denn sonst?


    Z.B.
    nette Atmosphäre schaffen (Tee, leise Musik)
    mit anderen zum Lernen treffen, in persona oder via Skype
    bestimmten Lernort aufsuchen


    Was sind das denn für Texte in dem Buch? Kannst du deine Kinder einspannen? ich habe nicht auf dem Schirm, wie alt die sind - können sie Malen oder Hausaufgaben machen und dich dabei quasi beaufsichtigen? Kannst du Texte für sie übersetzen?

  • motivierende Textsorten!


    Ich hatte schnell einen Lieblingsautor (über den ich dann auch promoviert habe #schäm ), der hat u.a. nette Kurzgeschichten, ganz einfach geschrieben, da konnte ich gerade am Anfang viel mitnehmen und kannte einiges dann glatt auswendig.