Flexibilität während der Geburt - Was bedeutet das?

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  • Hallo ihr,


    ich bin jetzt einigen Wochen dabei mit meiner Hebamme Kreißsäle zu besichtigen, inzwischen 5 in Köln und Umgebung. Immer wieder begegnet mir beim Gespräch mit den dortigen Hebammen und Ärzten folgender Satz:


    "Das wichtigste ist, während der Geburt im Kopf flexibel zu sein."


    Mit kritischem Blick auf meinen Bauch wird dann hinterehergeschoben "Wird ein großes Kind, gell?". Ja, wird sie. Meine Hebamme schätzt auf 57-60 Cm und 4300-4600 Gramm bei der Geburt. Dann wird entsetzt aufgezählt was bei so überdiminsional gigantischen Kindern denn alles Grauenvolles passieren kann, das bei einer Erstgebährenden und einem großen Kind eigentlich immer Probleme auftreten... und Übertragen ohgott ohgott, am besten sollte schon zwei Wochen vor ET eingeleitet werden... dann werden die vorgeschriebenen Leitlinen heruntergebetet und das sie sich daran halten müssen, wegen Versicherung blabla. Dann wird mir freudig erzählt das sie ja auch geplante Kaiserschnitte machen und zum Abschluss wird dann noch mal die ganz wichtige Flexibilität erwähnt.


    #augen


    Ich habe inzwischen das Gefühl, dass Flexibilität nur eine anderes ist Wort für "Sie müssen sich unseren Regeln fügen und tun was wir sagen.".


    Wie seht ihr das?

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.
    (Franz Kafka)

  • Sehe ich genauso. Die doofe Kreisaalhebamme hat zu mir nach meiner ersten Geburt doch tatsächlich gesagt, "aber bei der zweiten Geburt machst Du dir vorher nicht so feste Vorstellungen". Ne, vielen Dank, bei der 2ten Geburt bin ich dann zuhause geblieben...

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Ich habe inzwischen das Gefühl, dass Flexibilität nur eine anderes ist Wort für "Sie müssen sich unseren Regeln fügen und tun was wir sagen.".

    Leider wird es zum Großen Teil genau das heißen... #sauer
    Oder sie können so viele Wünsche für ihre Geburt haben wie sie wollen. Daran halten werden wir uns trotzdem nicht!

  • Das fürchte ich auch. Mein erstes, recht großes, Kind ist unter anderem deshalb zu Hause zur Welt gekommen. Da brauchte ich nicht sehr flexibel zu sein...

  • Ich verstehe die frage nicht! Eigentlich geht es dir doch darum, (zu recht) über die Hebammen zu schimpfen, oder?!


    Grundsätzlich und für sich alleine gesehen ist der Spruch nämlich völlig richtig und wichtig! Sich auf irgend etwas vorzubereiten und davon auszugehen, dass die Geburt genau so abläuft, ist ja tatsächlich ziemlich ungünstig.

  • Ich will über niemanden schimpfen. Ich wundere mich nur und habe viele Fragezeichen im Kopf. Es ist einfach nur so, dass ich diesen Satz nicht richtig verstehe. Es ist nicht so, dass ich einen starren Plan habe und den unbedingt durchziehen will, ganz im Gegenteil. Und wenn man mir erklärt, warum dieses und jenes notwendig ist, dann ist das auch okay für mich. Ich habe nur eher das Gefühl, wenn ich vom großen Kind berichte, dass das KH ein festes Bild im Kopf hat und davon überzeugt ist, dass es so und so laufen wird und entsprechend danach handelt. Und um das zu rechtfertigen heißt es dann am Ende, Frau müsse eben flexibel sein. Ist ein bisschen wirr beschrieben, ich weiß aber nicht wie ich besser erklären soll was ich meine.


    Hausgeburt ist geplant. Ich hätte aber dennoch gern einen Plan B in der Tasche, sollte ins KH verlegt werden müssen.

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.
    (Franz Kafka)

  • ich seh es wie myrte. flexibel im kopf bleiben, sprich: es kann alles passieren. und darauf würde ich mich vorbereiten.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Also bei den geschätzten Maßen und den Ankündigungen/Meinungen der KH-Hebammen weißt du ja, worauf du dich einstellen kannst. :(



    Bei unserem 2. Kind wars ähnlich. Geschätzte 4,5 kg auf 60cm mit 38 KU. Das wär ohne Interventionen nicht im KH über die Bühne gegangen. Das wurde uns nach der Anmeldung dort richtig bewußt.


    Am Ende wars eine HG. Ohne irgendwelche Verletzungen oder Komplikationen (4600g, 59cm, KU 39cm).


    Ich glaube tatsächlich, mit der Flexibilität ist es hastig vorbei, wenn etwas nicht nach Plan (Leitlinie) läuft.
    Flexibilität im Kopf, im Sinne von "Ich stelle mich auf alles ein." ist sicher nicht verkehrt.


    Alles Gute!

  • Natürlich ist es wichtig, sich nicht auf etwas festzulegen, weil eine Geburt nie planbar ist.


    Das gilt allerdings sowohl für die Eltern, als auch für die Hebammen. Auch die können sich davon überzeugen lassen, dass es bei einer Erstgebärenden mit großem Kind (falls es das überhaupt ist) nicht zu Komplikationen kommen muss.


    Und ein bißchen mehr Feingefühl könnte man auch dabei erwarten, wenn einer Erstgebärenden erklärt wird, wie wichtig Flexibiliät bei einer Geburt ist und welche Komplikationen es geben kann. Nicht muss. Manchmal fehlt hier das Verständis und das Fachpersonal versteht nach vielen Jahren Erfahrung nicht mehr, mit welcher Sicht der Dinge eine Erstgebärende an das Abenteuer Geburt herangeht.

  • Wenn ich hier aber den Zusammenhang lese, dann hört sich das nicht nach jede Geburt ist anders und da soll man im Kopf flexibel bleiben an.
    Ihr wurde ein geplanter KS bei großem Kind angeboten, das hört sich schon sehr nach Flexibel bleiben, weil es nicht so laufen wird, wie sie es sich wünscht an.

  • Ich glaube ich weiß was mich daran so stört: Dieser Satz klingt für mich so, als würde die Verantwortung für den Verlauf der Geburt einzig und allein bei mir liegen. So nach dem Motto: Je bereitwilliger ich mich deren Vorgaben und Vorstellungen füge, desto besser wird die Geburt verlaufen. Und das die KHs nur durch die bloße Vermutung eines größeren Kindes schon vorher ausschließen, dass die Geburt komplikationslos verläuft. Wenn deswegen dann 2,3,4 Leute in Hab-Acht Stellung um mich herum stehen, würde mich das tatsächlich massiv stören und behindern. Oder das aus reiner Vorsicht irgendwelche Maßnahmen getroffen werden, obwohl es eigentlich keine Notwendigkeit gibt. Ich habe Angst davor, dass dadurch eine Kette von Ereignissen ausgelöst wird, die eigentlich hätte vermieden werden können. Ich bin mir völlig im klaren darüber, dass jede Geburt anders verläuft und das es nichts bringt, dort einen festen Plan abarbeiten zu wollen. Und wenn Maßnahmen notwendig sein sollten und man mir das begründen kann, dann ist das absolut in Ordnung für mich. Ich fürchte mich nur davor, dass das KH Personal ein vorgefertigtes Bild im Kopf hat, nur weil das Kind groß ist und in irgendwelchen Lehrbüchern steht das es zum Komplikationen kommen kann, sie aber so handeln als wären diese Komplikationen bereits eingetreten oder kurz davor und das sie dieses Handeln damit begründen, dass ich eben flexibel sein muss. Und ich weiß nicht was ich dem entgegen setzen soll. Meine Hebamme teilt alle meine Ansichten und Wünsche und wird mir den Rücken stärken, aber viel Entscheidungsgewalt hat sie eben auch nicht.

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.
    (Franz Kafka)

  • Flexibel heißt hier für mich, nicht auf biegen und brechen auf meiner Vorstellung zur Geburt zu beharren.


    Wenn sich jetzt unter der Geburt oder kurz vorher rausstellt, das es ganz anders laufen muss sprich, meistens reden wir ja dann von einem KS, dann st es flexibel den auch anzunehmen.
    Dabei kann man ja trotzdem noch versuchen seine Vorstellungen wahr werden zu lassen, aber halt nicht auf biegen und brechen.


    Eine Geburt heißt für mich, das ich mich mit allen Eventualitäten vertraut mache und versuche denen offen zu bleiben.

  • Zitat

    Dann wird entsetzt aufgezählt was bei so überdiminsional gigantischen Kindern denn alles Grauenvolles passieren kann, das bei einer Erstgebährenden und einem großen Kind eigentlich immer Probleme auftreten... und Übertragen ohgott ohgott, am besten sollte schon zwei Wochen vor ET eingeleitet werden... dann werden die vorgeschriebenen Leitlinen heruntergebetet und das sie sich daran halten müssen, wegen Versicherung blabla. Dann wird mir freudig erzählt das sie ja auch geplante Kaiserschnitte machen und zum Abschluss wird dann noch mal die ganz wichtige Flexibilität erwähnt.


    Ich würde mir ein anderes Krankenhaus suchen wenn du keinen KS möchtest.


    Leider hab ich diese "Anzeichen" bei meinem KH ignoriert und es ist genauso gelaufen, wie es das Fachpersonal gemutmaßt hat: Erstgebärende plus großes Kind funktioniert nicht natürlich.


    Das war so eine selbsterfüllende Prophezeiung, weil Ärztin und Hebamme auch alles dazu getan haben dass es nicht klappt, nämlich unnütze Interventionen noch und nöcher bis tatsächlich nichts mehr ging. Dann wurde mir eine sekundäre Sektio als supereiliger lebensrettender Not-KS "verkauft", was er im Endeffekt laut Definition nicht war. Nach meiner Unterschrift für die Zustimmung zum KS war plötzlich noch massig Zeit für eine Spinale, ausziehen, umbetten, etc. etc. Nichts mehr mit eilig.


    "Flexibel" bedeutet in diesem Falle wohl, dass die Frau sich auch mit einem vermeindlich alternativfreien KS anfreunden soll.

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket ()

  • Flexibel heißt hier für mich, nicht auf biegen und brechen auf meiner Vorstellung zur Geburt zu beharren.


    Wenn sich jetzt unter der Geburt oder kurz vorher rausstellt, das es ganz anders laufen muss sprich, meistens reden wir ja dann von einem KS, dann st es flexibel den auch anzunehmen.
    Dabei kann man ja trotzdem noch versuchen seine Vorstellungen wahr werden zu lassen, aber halt nicht auf biegen und brechen.


    Eine Geburt heißt für mich, das ich mich mit allen Eventualitäten vertraut mache und versuche denen offen zu bleiben.


    Hier unterschreibe ich. Flexibilität heißt nur gedanklich flexibel bleiben, nicht mehr und nicht weniger. Das wurde mir übrigens von allen 3 Hebammen gesagt (ggf. wurde flexibel durch "entspannt bleiben" ersetzt), mit denen ich vor der Geburt zu tun hatte. Und das heißt für mich auch, entspannt bleiben, wenn du doch ins KH solltest. Ich kann mir gut vorstellen, dass Hebammen das gerne bei Erstgebärenden betonen, die eine zu romantisch verklärte Vorstellung von einer Geburt haben.

  • Flexibel bleiben bedeutet für MICH dass ich mich nicht bis ins letzte festlege sondern darauf achte was mir unter der Geburt gut tut und dafür offen bleibe. Ist ja schön wenn ich mir eine Wassergeburt bei Kerzenschein wünsche, wenn ich es im Wasser dann nicht aushalte bin ich deswegen aber nicht enttäuscht sondern gucke eben was sonst gutgeht.
    Flexibel bleiben bedeutet aus meiner Sicht aber nicht: Ach Frau X, 1. Kind und dann noch so groß, das wird eh nichts, machen wir doch gleich nen KS und sparen sie sich die Quälerei mit den Wehen und das Risiko.
    Wenn es dazu kommt weil es tatsächlich nötig ist dann ok, dann bin ich darüber zwar nicht hoch erfreut aber kann es annehmen.

    Lieber ein Optimist und ein Trottel als ein Pessimist der Recht hat

  • Den Spruch verstehe ich auch nicht richtig. Unter der Geburt bin ich nicht flexibel, sondern ... urgewaltig #confused


    Wenn jemand da flexibel war, dann meine tolle tolle Hebamme, die diese Urgewalt sehr einfühlsam in sinnvolle Bahnen lenken konnte. Das ging deshalb so gut, weil ich ihrer Erfahrung 100% trauen konnte. Im Fall einer Komplikation und Verlegung hätte ich ihrer Entscheidung ebenfalls uneingeschränkt vertraut. Es wäre eine Notwendigkeit gewesen, in KH zu gehen, keine Frage meiner Flexibilität im Kopf. 8I


    Was im KH weiter unternommen werden würde, hatte ich somit irgendwie gleich generell unter "Rettungsmaßnahmen" akzeptiert. Vielleicht etwas blauäugig, nach den ganzen Berichten hier. Hilft es dir, mit deiner Hebamme mögliche Komplikationen und deren Verläufe detailliert durchzusprechen? Damit du eine Vorstellung bekommst, wann welche Maßnahmen üblicherweise dran sind?


    Ich wünsch dir jedenfalls eine tolle Hausgeburt. Im Wasser bei Kerzenschein. #ja

  • ...nur weil das Kind groß ist und in irgendwelchen Lehrbüchern steht das es zum Komplikationen kommen kann, sie aber so handeln als wären diese Komplikationen bereits eingetreten oder kurz davor und das sie dieses Handeln damit begründen, dass ich eben flexibel sein muss.


    Ich denke, das IST der Punkt.
    Aber trotzdem bleibst DU diejenige, die entscheidet, was gemacht wird und was nicht, zusammen natürlich mit Arzt und Hebamme in Beratung. Auch wenn Dir das eventuell anders vermittelt wird: DU bist die Entscheiderin.


    Ich hatte bei beiden Geburten jeweils einen Geburtsstillstand. Beide Male kam der Kaiserschnitt bedrohlich nahe und man hätte ihn beide Male druchaus irgendwie rechtfertigen können (es stand aber keine akute Lebensgefahr, weder für Kind noch für mich). Ich weigerte mich so gut es ging und beide Male wurde das Kind dann per Saugglocke geboren. Auch nicht schön, aber alle Mal besser als KS mit Vollnarkose.


    Bei der 2. Geburt hatte ich inzwischen bei den Raben von einem "Geburtsplan" gelesen. Den erstellte ich mir, nahm ihn zur Anmeldung mit und wies eindringlich darauf, hin, was ich an Behandlungen nicht wollte, es sei denn, es bestünde Lebensgefahr.
    Ich schrieb in diesen Geburtsplan allerdings als allerersten Satz hinein, dass ich weiß, dass man eine Geburt nicht durchplanen kann und manches sich eben erst unter der Geburt ergibt. Ich machte also deutlich, dass ich "flexibel im Kopf" wäre, aber nannte klar, was mir wichtig war und was nicht.


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

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