Handy bei ängstlichem 8jährigen?

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  • Hallo!


    Mein Sohn wird bald 8 und war schon immer, sagen wir mal, etwas speziell. Er neigt dazu, sich viele Sorgen zu machen und hat unbegründete Ängst. Etwa, dass nachts im Flur ein Feuer ausbrechen oder der Zug beim Schulausflug entgleisen könnte. Er ist vom Kopf her sehr weit für sein Alter und kann schwer Verantwortung abgeben und sich in Situationen fallen lassen bzw. einfach Kind sein und die Erwachsenen den Rest regeln lassen. Wir reden viel mit ihm darüber und bemühen uns sehr, ihm das Rüstzeug an die Hand zu geben, um mit seinen Ängsten umzugehen. Er weiß auch selbst am besten, dass seine Gedanken unbegründet sind, aber er braucht Rückversicherung.
    An sich ist er im Alltag unbeschwert, nicht dass ein falscher Eindruck entsteht, aber es gibt immer mal wieder Situationen, die für ihn schwierig sind. Wenn er beispielsweise mittags von der Schule heim laufen soll und die Schulkameraden, mit denen er sonst läuft sind krank oder werden abgeholt. Das alleine laufen macht ihm Angst, der Weg ist auch relativ lang, etwa 30 Minuten. Er macht sich dann Sorgen, dass "irgendwas" passieren könnte auf dem Weg. Unglücklicherweise wurde er auch schon mal von einem Erwachsenen aus dem Auto leicht dubios angesprochen. Ich hab das, insbesondere vor ihm, nicht überbewertet, aber sah mich natürlich in der Situation, mit ihm nebenbei in der Zeit darauf nochmal die "Regeln" zu wiederholen, wie man sich in einem solchen Fall verhält. Seither ist er natürlich noch mehr verunsichert.
    Es ist nicht so, dass er in Panik verfällt, aber es ist ihm sehr unwohl.
    Nun frage ich mich, wie ich ihm diese Situation erleichtern kann, ohne seine Selbstständigkeit einzuschränken. Es geht da um 2 Tage in der Woche, wo er heim läuft, sonst ist er in der Mittagsbetreung. An diesen Tagen könnte ich ihn zwar pauschal abholen, weil er sich schon morgens Sorgen macht, aber das halte ich eigentlich für kontraproduktiv.


    Jetzt überlege ich, ob ich ihm ein Handy kaufen sollte. Eigentlich bin ich total gegen Handys, Tabletts etc in dem Alter und Medien gibts bei uns zuhause weitestgehend nur am Wochenende. Also eigentlich widerstrebt es mir, mein Mann ist noch mehr dagegen. Aber wenn ihm die Möglichkeit, uns anzurufen oder eine Nachricht zu schreiben, wenn was sein sollte, helfen könnte, dann würde ich vielleicht über meinen Schatten springen. Es geht mir dabei nur um ein gewisses Gefühl der Sicherheit für ihn.
    Meinen Sohn kann ich dazu schwer befragen, weil ich befürchte, die Aussicht auf ein Handy könnte sein Urteilsvermögen leicht trüben ;)


    Ich bin da sehr unsicher und würde mich über eure Meinung freuen. Danke fürs lesen.


    Liebe Grüße,
    Winterwind

  • Wenn Du denkst, dass er sich so besser fühlt, würde ich ihm ein Uralthandy kaufen, mit dem man tatsächlich nur telefonieren kann. Ansonsten gibt es auch Kurse, in denen Kinder lernen mit ihren Ängsten umzugehen und Selbstbewusstsein zu entwickeln.

  • Wir haben gerade ein "Familienhandy" eingeführt, das ist ein Uralt-Handy mit ewiger Akkulaufzeit und Prepaidkarte. Es ist für Gelegenheiten gedacht, wo unser 9,5-jähriger etwas ohne uns unternehmen mag und wir nicht genau wissen, wo wir zu finden sind bzw. er auch mit seinen Freunden in der näheren Umgebung unterwegs ist. Er soll die Möglichkeit haben, uns zu kontaktieren falls etwas ist oder er zu uns stoßen mag und wir wollen ihn ggf. abends zum Essen reinholen ohne vorher eine große Runde mit dem Rad zu drehen.


    Was ich damit sagen will: unbedingt nötig wäre es nicht, wir würden auch anders zurechtkommen. Aber es macht das Leben etwas einfacher... Und andere Kinder in der Klasse haben schon länger ein Smartphone zur freien Verfügung, da ist es für mich echt vertretbar als Notfall-Option.

    k. (*1979) mit p. (*02/2006), k. (*09/2008), h. (*12/2010) und f. (*09/2015)

  • Wegen den Kursen, danke für den Tipp, ich werde mal schauen, ob es bei uns sowas gibt und ob das für ihn passen könnte.
    So ein altes Handy wäre evtl eine Option. Wobei ich andererseits darüber nachgedacht hab, dass er darüber auch seine Hörbücher hören könnte, die noch nicht für seinen kleinen Bruder geeignet sind.
    Andere Kinder in seiner Klasse haben auch schon Smartphones und Tabletts. Hier ist es auch nicht ungewöhnlich, dass die Kinder einen Fernseher im Zimmer haben.

  • Bei meiner eher ängstlichen 9 jährigen hat das Handy (ein ausrangiertes Smartphone) aus meiner Sicht den Durchbruch geschafft, dass sie z.B. nicht direkt in Panik gerät, wenn sie mal 2 Minuten später irgendwo abgeholt wird.
    Es gibt ihr sehr viel Sicherheit, wenn sie das Handy dabei hat und die Nutzung ist absolut im Rahmen.
    Bei uns hat das, was du vor hast also richtig gut funktioniert... muss aber nicht, würde ich sagen, hängt vom Kind ab.

    We will rage with the forcefield of a woman! Polly Scattergood

  • wir haben eine art notrufhandy, da ist meine nummer eingespeichert und man kann auch normal damit telefonieren
    hat eine prepaid karte drin und erleichtert einiges.
    benutzt wird es selten
    ist eher so ein outdoording, ein smartphone wäre abgesehen davon dass ich es ihm nicht kaufen will viel zu schnell weg oder kaputt

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

  • Hallo,
    was du beschreibst passt zu 100 % zu meinem 8 jährigen.
    Ihm hat bisher sehr geholfen 1 mal die Woche zum Selbstsicherheitstraining zu gehen.
    Es werden Kampfsport Elemente mit Selbstbewußtsein Training verbunden.
    Leider traut er sich noch nicht, den Schulweg allein zu meistern, ich denke ihm würde das gut tun.
    Aber so lange er sich sträubt....naja.
    Wir haben auch überlegt ein Handy für ihn anzuschaffen,und werden das jetzt auch tun,in der Hoffnung,dass er sicherer wird.
    Alles Gute für euch!

  • Das hört sich sehr gut an, Tisi! Benutzt sie das Handy dann auch um euch zu kontaktieren oder reicht ihr das Wissen, dass sie könnte?


    Ja, sie nutzt es auch gelegentlich Beispielsituation: Sie hatte Generalprobe für ein Aufführung und ist dann alleine da geblieben, hat kurz angerufen als sie fertig war, dass sie gerne abgeholt werden will. Dann kam nach 2 Minuten noch eine Whatsapp hinterher "Waaaaaann kommt ihr???" , sie war aber einfach nur ungeduldig und nicht ängstlich. Das wäre ein Jahr vorher undenkbar gewesen, da hätte sie noch gewollt, dass jemand dabei bleibt, und hat denke ich auch was mit dem Handy zu tun.
    Sie hat es aber auch öfter mal einfach nur zur Sicherheit dabei ohne es zu nutzen.

    We will rage with the forcefield of a woman! Polly Scattergood

    Einmal editiert, zuletzt von Tisi ()

  • Meine beiden Töchter haben ein sog. "Notfallhandy", mit denen sie nur telefonieren können. Das haben sie immer mit, wenn sie alleine unterwegs sind bzw. auch in der Schule, aber da ist es aus. Genutzt wird es für Situationen, in denen sie mich z.B. über Verspätungen informieren (Bus verpasst) oder um zu informieren, dass sie z.B. noch zu einer Freundin gehen.
    Besonders meiner Großen hat es viel Sicherheit gegeben, da sie auch dazu neigt, sich Sorgen zu machen. "Mama, was ist wenn xy heute nicht beim Sport ist und die Mutter mich dann nicht nach Hause bringen kann?", "Wenn ich dort aber nicht bleiben möchte und mich nicht traue das zu sagen?" etc.

  • Wenn Du denkst, dass er sich so besser fühlt, würde ich ihm ein Uralthandy kaufen, mit dem man tatsächlich nur telefonieren kann. Ansonsten gibt es auch Kurse, in denen Kinder lernen mit ihren Ängsten umzugehen und Selbstbewusstsein zu entwickeln.


    Welche Kurse sind denn das, RAN? Hab hier auch eine aengsliche 9jahrige.


    Ich habe meiner Tochter auch mein altes (Nokia, eins der ersten :D) Handy gegeben, das schleppt sie mit sich rum manchmal, wenn sie länger draussen unterwegs ist.


    Alles was hilft ist erlaubt, finde ich. #top

    Alles was schön ist, bleibt schön, auch wenn es welkt. Und unsere Liebe bleibt Liebe, auch wenn wir sterben.


    Maxim Gorkij

  • Es wäre auch eine Möglichkeit, dein Kind noch auf dem Schulweg zu begleiten. Da, wo ich herkomme, werden die Kinder so weite Wege meist noch gebracht. Bei uns wäre das in dem Alter auch noch nicht gegangen, ich konnte es aber meist mit meinem Arbeitsweg (kleiner Umweg) verknüpfen.

  • Denkst Du denn, Du würdest Deinem Sohn mit dem Handy Angst nehmen? Ein Handy kann ja leider auch nicht verhindern, dass er von fremden Menschen an der Straße angesprochen wird. Ich habe nix gegen Handys bei Grundschülern. Unsere Tochter hat mittlerweile auch eins. Da geht es aber darum, dass sie sich melden kann, wenn beim alleine Straßenbahnfahren was schief gegangen ist oder sie noch zu einer Freundin will und mir Bescheid sagen kann ohne erst zu uns nach Hause zu laufen und mich von dort anzurufen.


    Wenn du es schaffst ihn abzuholen, würde ich erst einmal darauf setzen. 30 Minuten alleine laufen empfinde ich für einen 8jährigen auch recht viel. Davor ein bissel Respekt zu haben ist meiner Meinung nach auch nicht irrational.

    Sepia mit Tochter 09/2006 + Sohn 07/2010

  • Er läuft den Weg mit seinen Freunden sogar sehr gern und das ist auch die Regel. Es lässt sich nur eben nicht vorher absehen, wann die aus irgendwelchen Gründen nicht mitlaufen. Dann kann er mich spontan anrufen und ich muss ihn nicht pauschal abholen. Bei uns ist es ganz normal, dass die Kinder die Strecke laufen, auch schon die Erstklässler. Da hab ich ihn auch noch gebracht und abgeholt. Oder begleitet, wenn man es so nennen will. 30 Minuten ist die Zeit, die die Kinder brauchen. Ein Erwachsener braucht nur 10, also so weit ist es dann doch nicht. Ich bin als Kind auch ähnlich weit zur Schule gelaufen, fand ich bisher nicht ungewöhnlich.


    Danke auf jeden Fall für eure Antworten, die haben mir schon geholfen. Ich denke, er wird ein einfaches Handy bekommen.

  • Er läuft den Weg mit seinen Freunden sogar sehr gern und das ist auch die Regel. Es lässt sich nur eben nicht vorher absehen, wann die aus irgendwelchen Gründen nicht mitlaufen. Dann kann er mich spontan anrufen und ich muss ihn nicht pauschal abholen. Bei uns ist es ganz normal, dass die Kinder die Strecke laufen, auch schon die Erstklässler. Da hab ich ihn auch noch gebracht und abgeholt. Oder begleitet, wenn man es so nennen will. 30 Minuten ist die Zeit, die die Kinder brauchen. Ein Erwachsener braucht nur 10, also so weit ist es dann doch nicht. Ich bin als Kind auch ähnlich weit zur Schule gelaufen, fand ich bisher nicht ungewöhnlich.


    Danke auf jeden Fall für eure Antworten, die haben mir schon geholfen. Ich denke, er wird ein einfaches Handy bekommen.


    So klingts doch gut. Wir haben ein altes aus der Verwandtschaft bekommen, der Akku hält ewig und zum Telefonieren reichts. Da kann man nicht viel falsch machen.

    Sepia mit Tochter 09/2006 + Sohn 07/2010

  • Hier bieten viele Kinder- und Jugendpsychiater Praxen so was an. Oder die Familienbildungsstätten. Meine Jüngste hat mal bei einem anthroposophisch heilpädagogischen Jugendhilfeträger einen Kurs “Angst geht-Mut entsteht“ besucht. Aus welcher Gegend kommt ihr denn Rosmarin?