Ich brauch mal Eure kollektiven Ideen.
Sohn ist 11 und geht in die 6. Klasse eines Gymnasiums, hier um die Ecke.
Er mag die Schule total gern, kommt mit dem Stoff mal mehr mal weniger klar, im Schnitt ein 3er Schüler, weil er halt ne faule Socke ist. Zur Schule gehört ein Tagesinternat, dass er täglich bis 16.30 Uhr besucht. Er hat ADHS, bekommt Medikamente, ist gut eingestellt und bis ca. 17/18 Uhr damit abgedeckt, hat keinen Rebound. In seiner Klasse sind 24 SchülerInnen, vom Geschlecht ziemlich ausgewogen.
Letztes Jahr, ging es ihm die ersten Wochen bis zu den Weihnachtsferien recht gut, dann kam raus, dass er ziemlich gemobbt wird, richtig bösartig und übel, vorwiegend im Internat, aber teilweise auch in der Schule, das eskalierte zum Halbjahreszeugnis, er wollte nicht mehr hin, die Fingernägel waren blutig gebissen. Der Internatsleitung und die Schulpsychologin hab ich eingeschalten, es wurde ihm geholfen, allerdings nach dem No Blame Approach wurde keiner der Täter angesprochen, sondern man arbeitet eher mit seiner inneren Haltung dazu. Er ist manchmal im Verhalten auch etwas seltsam oder übergriffig, aber nie bösartig. Kein Grund für Mobbing, das ist auch die Haltung der Schulpsychologin.
Dieses Schuljahr zeigt sich nun, dass der Klassenverband sind weiterhin nicht wirklich gut findet. Es gibt Whatsapp-Gruppen, ca. 10 Stücken, wo minütlich Kinder hinzugefügt und rausgeworfen werden, Gruppen geschlossen werden, neue Gruppen gegründet werden, sich die Kinder gegenseitig blöd anmachen. Ein Vortrag des Direktor bezüglich Mobbing per Whatsapp wurde nur belächelt von den Kindern, es geht munter weiter. Irgendwie jeder gegen jeden, Freundschaften ändern sich alle Stunde. Ein ähnliches Verhalten zeigt sich im realen Kontakt. Die Jungs ärgern sich ständig gegenseitig, spielen Fangen, machen dabei ihre Klamotten kaputt, aus Spiel wird in Sekunden Ernst, ein harmloses Schubsen falsch verstanden und ein aggressiver Gegenwehrakt draus. Auch hier: wer vorhin noch Freund war, ist gleich wieder Feind und umgekehrt. Bei den Mädels ähnlich, man disst sich, jede gegen jede, die Freundschaften im ständigen Wandel, nichts verläßlich. Insgesamt unterstellt jeder jedem sofort Böses, Kabbeleien laufen schnell aus dem Ruder. Die Klasse hat keine Gemeinschaft, ist unsicheres Terrain. Für meinen ADHSler Gift, er weiß nie, woran er ist, eckt ständig an und wird als Sündenbock für alles und jeden wieder permanent gemobbt.
Ich weiß, es ist ein schwieriges Alter und ich weiß, dass Klassengemeinschaften sich oft schwer finden. Aber ich glaube auch, dass das Verhalten dieser Klasse den normalen Rahmen weitaus sprengt.
Meine zweite Elternsprecherin sieht das ähnlich wie ich, ist aber nicht so betroffen, weil ihr Kind ja nicht gemobbt wird. Die dritte Elternsprecherin sieht überhaupt kein Problem, außer, dass mein Sohn "halt einfach sehr empfindlch ist". Die Elternstammtisch sind nur spärlich besucht, von 24 Eltern kommen in der Regel 5 oder 6 (3 davon sind wir Elternsprecher). Da die Kinder oft zuhause gar nichts erzählen, ist für die meisten Eltern die Welt in Ordnung. Meiner erzählt hat viel, wir haben ein gutes Vertrauensverhältnis und er leidet auch und muss es ausspeichern, sonst wird er regelrecht depressiv.
Das heißt im Klartext, wenn ich was unternehme und zwar über das Mobbing an meinem Sohn hinaus, was meiner Einschätzung nach dringend notwendig ist, damit sich auch wirklich wirksam was verändert, dann mach ich ein Faß auf, dass außer mir niemand so wahrnimmt. Ich hab gute Kontakt zum Direktor, ich bin im Elternbeirat. Die Klaßleitung ist neu dieses Jahr, die alte war involviert.
Wie geh ich da taktisch klug ran. Dass ich was tun muss ist für mich unstrittig, ich kann mein Kind nicht leiden lassen.
Danke
Jaelle