Wahlen in drei Bundesländern...

Zitat von Myrte

Ich finde Merkels Handeln auch nicht immer gut durchdacht, aber fühlen die sich wirklich bedroht von Flüchtlingen?

Ja, sie fühlen sich wirklich bedroht.

Geh auf focus.de und lies unter einem beliebigen Politik-Artikel ein paar Lesermeinungen. Der Focus hat sich meiner Beobachtung nach schon vor vielen Monaten als inoffizielles AfD-Parteiblatt etabliert.

Weiteres dazu hatten wir im AfD-Thread diskutiert.

Idioten gab es schon immer, sie hatten nur keine Lobby

Ja, mir macht das auch angst, viel, viel mehr als die in unserer Kleinstadt überproportional vertretenen Asylbewerber. Ich glaube fest, dass die ohne Probleme alle in kurzer Zeit integriert werden könnten, wenn da nicht die mind. 20 % rechten wären. Ich bin so froh, dass in Sachsen keine Wahlen sind!!!
Ich hoffe, dass diese wahlen Warnschüsse für die alt eingesessenen sind, die endlich den Hintern hoch kriegen und ein paar vernünftige Entscheidungen treffen. (Stichwort Lobbyismus, Transparenz, Trennung von Kirche und Staat, Schutz der Menschenrechte und Grundrechte über jegliche anderen Interessen, ....)

Wenn wir nicht immer den Eindruck haben müssten, dass es egal ist, wen man wählt, weil alle das gleiche tun, wären solche Parteien wie die afd wahrscheinlich arbeitslos. Mit humanistischen, aufgeklärten idealen hat ein Kreuz bei afd so wenig was zu tun, wie das Wahlprogramm dahinter.
Ewig gestrig.
Wer mit seinen Vorstellungen in der Vergangenheit gefangen ist, kann unmöglich konstruktiv Zukunft gestalten - die Wähler nicht und Parteien sowieso nicht. Aufklärung, Widerstand, Bildung, Empathie sind für mich die Schlüssel für das Ende populistischer Parteien.

ich kann nur von der Lausitz sprechen, aber hier gab es schon 2011 statistisch 20% mit geschlossenem braunen Weltbild, wobei der Maßstab dafür schon recht hoch gehängt war. Kann nicht sagen, was die 2011 gewählt hätten, die NPD hatte aber nie 20% - die afd hat aber gute Chancen auf alle diese stimmen.
Die kriechen nicht aus irgendwelchen löchern oder bekehren sich plötzlich alle, diese Menschen sind schon da, jetzt mit Indikator, der sie als das ausweist, was sie sind.

Zitat von Myrte

Ich dachte, dass es vielleicht eher noch einen Stadt/ Land- Unterschied gibt, aber zwischen den Bundesländern so gravierend?

Geht mir genau so. Seit ner halben Stunde denke ich darüber nach.

Ich warte noch auf Antworten... Also jetzt mal unabhängig von den unterschiedlichen politischen Vertretern in den jeweiligen Ländern.

Wie kommt es dass in einer Stadt in der der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund (mit deutscher Staatsbürgerschaft, die also auch wählen dürfen) sehr hoch ist die AfD auf 24% kommt? Die schon vor der Wahl als AfD Hochburg galt.

Zumindest zu den Grünen in BaWü kann ich (als ehemaliger BaWüler, mit viel Bezug zur Heimat) etwas beitragen. Unsere Lokalzeitung schreibt dazu:

Zitat von Heilbronner Stimme

Dabei hat Kretschmann ganz klein angefangen: Er war Gründungsmitglied der Grünen in Baden-Württemberg und saß viele Jahre in der Opposition. 2011 wurde der ehemalige Lehrer der erste grüne Ministerpräsident in Deutschland überhaupt. Kretschmann ist verheiratet, Vater dreier Kinder und katholisch. Er tritt pragmatisch und wertkonservativ auf und bewegt sich häufiger jenseits der grünen Parteilinie im Bund - etwa in der Flüchtlingspolitik. Kritiker werfen ihm vor, in konfliktbelasteten Situationen zu hadern und der mitregierenden SPD wenige Erfolgserlebnisse gegönnt zu haben.

Kretschmann macht einfach den Unterschied. Nachdem unter Mappus sehe viel ungut gelaufen ist, war Kretschmann eine willkommene Alternative, die sich bewährt hat. Wohl auch, weil er nicht "typisch grün" ist - Landesvater halt (kein Grünen-Bashing!!).

Nur vom Handy aus, deshalb so kurz.

Ich frage mich seit Monaten, wieso die CDU in Sachsen seit der Wende ungebrochen ist...

Dass in einem Bundesland die eine Partei 30% und im nächsten nur 5% wundert mich ehrlich gesagt nicht. Vielleicht waren die Grünen das Ergebnis einer kollektiven protestwahl, immerhin nicht die dümmste Art, der CDU eins auszuwischen die BundesLänder wurden ja nicht willkürlich festgelegt sondern sind historisch gewachsen. Daran knüpft sich ja auch eine Mentalität, eine unausgesprochene gruppenidentität, verschiedene gesellschaftliche Grundvoraussetzungen, die nicht kommuniziert werden, aber durch nonverbale Botschaften im Laufe vieler Jahre eingeschliffen werden. Sachsen sind halt keine Preußen und Schwaben keine Bayern.

ja Hermine das kann natürlich sein. Die Stadt ist auch nicht wirklich attraktiv. Aber he trotzdem. Es geht mir nicht in den Kopf.

Zitat von Juana

Wie kommt es dass in einer Stadt in der der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund (mit deutscher Staatsbürgerschaft, die also auch wählen dürfen) sehr hoch ist die AfD auf 24% kommt? Die schon vor der Wahl als AfD Hochburg galt.

Zusätzliche Antwort: Bloß weil man Migrationshintergrund hat, identifiziert man sich nicht notwendigerweise mit "frischen" Migranten. Im Gegenteil, für manche wirken die vermutlich bedrohlicher als für jemanden, dessen Vorfahren hier schon seit x-hundert Jahren leben. ("Seit hier so viele Flüchtlinge sind, werde ich auch wieder komisch angeschaut")

Die AfD wirbt für Protektionismus und Besitzstandswahrung. Das ist sicherlich attraktiv für viele, die nichts abgeben wollen. Und dass Leute nichts abgeben wollen, sondern im Gegenteil habgierig sind, ist nun nicht neu. Schon Kain hat Abel erschlagen und Jakob hat Esau um Segen und Erbe gebracht, diese Geschichten haben ja nicht umsonst bis heute überlebt.

Ein weiterer Punkt den ich gerade bei meinem Lernenden sehe, ist dass gerade Ausländische Migranten mit religiösem Hintergrund oft ein sehr konservatives Familienbild haben. Also Dinge wie Scheidungen, gleichgeschlechtliche Ehe sind für viele ein Tabu Thema.

Diese Dinge werden halt von Parteien wie der AFD auch abgeholt.

Zitat von Hermine

Weil es eine Stadt ist, in der viele Arme wohnen, die selbst arm ist? Ich denke, das hat schon auch was damit zu tun.

genau die würden sich unter einer AfD-Regierung aber SEHR dumm umschauen.

Ich glaube übrigens nicht, dass die Menschen *Angst* haben. Nicht im Großen und Ganzen. Ich denke, manche Menschen haben einfach gern ein Feindbild, brauchen jemanden, der "Schuld" ist. Ich denke, dass die rechten Parteien vor allem im Osten so stark sind, weil viele Menschen dort noch das Leben unter ständiger Bevormundung und Fremdentscheidungen im Blut haben. Eigenverantwortung ist da einfach recht schwer zu begreifen. Das bedeutet, dass jemand anders verantwortlich sein muss - auch für alles Schlechte.

Juana, Susan hat es ja schon geschrieben: Migranten sind auch nicht selten selbst diskriminierend. Etliche sind antisemitisch (Israel- und Bankenkritik zähle ich da jetzt nicht dazu) und äußern sich genauso wie die ethnisch deutschen Rechten... ich hab da schon paar Videos und Texte zu gesehen. Die haben Sorgen um sich und ihre Kinder einmal, weil sie mit ,,denen'' verwechselt werden und haben aber vor ,,denen'' genauso Angst und teilen dieselben indoktrinierten Ängste von Attentätern, Sozialmissbrauch, kriminellen Banden etc... Ich war auch überrascht!

Zitat von Ohnezahn

Ich glaube übrigens nicht, dass die Menschen *Angst* haben. Nicht im Großen und Ganzen. Ich denke, manche Menschen haben einfach gern ein Feindbild, brauchen jemanden, der "Schuld" ist. Ich denke, dass die rechten Parteien vor allem im Osten so stark sind, weil viele Menschen dort noch das Leben unter ständiger Bevormundung und Fremdentscheidungen im Blut haben. Eigenverantwortung ist da einfach recht schwer zu begreifen. Das bedeutet, dass jemand anders verantwortlich sein muss - auch für alles Schlechte.

Naja, wenn man sich anschaut, wie die ganze Wendezeit verlief und dann die Wiedervereinigung und die Jahre danach, muss sich nicht wundern, dass die Skepsis gegenüber der westdeutsch geprägten Politik im Osten größer ist.
Ich kann mich sehr gut an die letzten und freien DDR-Wahlen im Frühjahr 1990 erinnern - das war Partystimmung mit heißen, sachorientierten Diskussionen an den Wahlständen überall in der Stadt (die Wahlhelfer aus dem Westen waren schwer beeindruckt). Da haben die Leute tatsächlich geglaubt, man könnte politisch was bewegen. Mit der Wiedervereinigung lief richtig viel schief.
(Ein Facebook-Kommentator fasste es mit den Worten zusammen: "Alles, was man dem Osten ließ, was der Rechts-Abbieger-Pfeil.")

Und ich warne aus der Erfahrung auch davor, anzunehmen, die Flüchtlinge würden sich "einfach integrieren" und sind dann "so wie wir". Die bringen alle ihre Geschichte und ihre kulturellen Prägungen und ganz andere Befindlichkeiten mit - und sie haben auch ihre Erwartungen an unser System, deren wir uns viel zu oft wohl gar nicht bewusst sind.

Ohnezahn: Es gibt in diesem Land Gruppen, die aus unterschiedlichen, strukturellen Gründen abgehängt werden. Dann "Eigenverantwortung" zu rufen, wird der Sache nicht gerecht.
Thema "Angst": Schau Dir mal an, wie die Verkäufe von Pfefferspray, Beantragungen des kleinen Waffenscheins, Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen usw. deutlich nach oben gegangen sind. Das hat meiner Meinung nach ganz viel mit "Angst" zu tun. ...nur als ein Beispiel.

Ich denke die russischen Menschen sehen sich selbst nicht als rassistisch. Die sehen es als völlig legitim an so zu reden und zu denken.

Hab da immer wieder Mal Erlebnisse aus meinem Bekanntenkreis (in der Klassenstufe meiner Tochter sind ein paar Kinder mit diesem Hintergrund)

Erst letzte Woche hatte ich da wieder ein eindrückliches Erlebnis:
Es standen zwei Mütter und haben heftig diskutiert über das Schwimmbad.

Da wird dann erzählt, dass man ja nicht mehr ins Schwimmbad gehen kann, weil dort nur vier Einheimische sind und mindestens 50 Asylanten.

(Ich zitiere)
"die besetzen die ganze Zeit die Sauna und ich kann dann nicht rein. Ich setz mich doch nicht als Frau allein da rein. Dann bin ich zum Bademeister und hab gesagt er soll die da rausschmeißen. Das hat er aber nicht gemacht. Also bin ich selbst hin und hab denen gesagt sie sollen da raus, weil ich da allein sein will und nicht mit Ihnen. Die haben mir nur frech zurückgelächelt und sind geblieben"

8I

Geht's noch???

Ich bin erstmal sprachlos gewesen.
Dann hab ich gefragt warum die denn da nicht reindürfen ihrer Meinung nach, andere Menschen sind ja auch mal länger in der Sauna und ob sie bei deutschen oder russischen Männern auch so reagiert hätte.

Zitat "Die zahlen ja auch keinen Eintritt! Da brauchen sie dann auch nicht noch die Sauna blockieren"

Ich wollte dann wissen ob sie gesehen habe, dass sie nicht gezahlt haben, oder wie sie darauf käme.

Zitat "Meine Bekannte lebt auf Sozialamt, die bekommt das bezahlt!"

(Alles klar... kein weiteres Wort mehr nötig.... )

Völlig sinnlos da ein Einsehen zu bekommen... leider.