Gedanken über Werte und Erziehungsziele

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  • "Ich bewundere alle, die problemlos akzeptieren können, wann das Kind entscheidet, nicht in den Kindergarten gehen zu wollen, ihr Grundschulkind z.B. auch im Winter gelassen mit einem "Das ist dein Körper" kurzärmlig in die Schule schicken können (ich meine den Schulweg nicht die Zeit im Klassenraum), die nicht schlucken müssen, wenn man im Kinderzimmer keinen Fuß setzen kann und gelassen denken "Ist doch dein Zimmer" oder so.
    Kann ich inzwischen auch, aber ich musste es eben erst lernen.

    Doch, da hat sich meine Einstellung geändert. Und spannenderweise empfinde ich meine Kinds im Alltag trotzdem als erstaunlich friedfertig und gewaltfrei. (OK, als sie jünger waren traf das auf die Geschwisterbeziehung nicht immer zu, das gehört wohl dazu, aber von den schulen kamen auch immer positive Rückmeldungen)."

    Gar nicht immer so einfach.
    Ich denke auch, dass man im Laufe der Jahre seine Vorstellungen immer wieder neu überdenken muss. Das ist sicher nicht nur bei der Erziehung der Kinder so. Manchmal muss man sich dann doch eingestehen, dass es anders nun besser ist als früher.



    Das ist so eine Sache - da wüsste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Was hast du deinem Sohn geantwortet?
    Ich stelle mir das sehr schwierig vor.

    Und wenn es so kommt, dass das eigene Kind plötzlich eine "verquere" politische Ansicht vertritt zum Beispiel? Was tut man dann? Weghören, diskutieren? Ich glaube, dass man als Eltern dann auch manchmal das Gefühl bekommt versagt zu haben.

  • Hallo,

    Erst mal - nicht dass das falsch rüber kommt, es ging um den rein philosophischen Aspekt der Frage, nicht darum, dass er tatsächlich solche Einstellungen hätte...

    Eine einzelne Antwort in dem Sinne gab es da nicht, es war ein langes Gespräch in dem ganz viele Faktoren eine Rolle spielten.
    Spannend war das und ich denke, wenn es möglich ist, mit seinem inzwischen 18jährigen Sohn solche tiefen Gespräche zu führen, muss einiges gut gelaufen sein, vor allem in Sachen Beziehung. :o)

    Zitat

    Das stelle ich mir auch schwer vor, dem immer standzuhalten und konsequent zu bleiben. Das fängt ja bei kleinen "Notlügen" schon an. Eigentlich will man doch Ehrlichkeit vermitteln.


    Hm, wenn es ums "konsequent sein" im klassischen Sinne geht, bin ich der falsche Ansprechpartner. Das hab ich ganz am Anfang mal versucht, aber es passte nicht zu uns und fühlte sich doof an.
    Nix für mich, ich bin konsequent inkonsequent immer orientiert am Seelenzustand der Kinder (sagen dir die Kloetersbriefe was? Die wären vielleicht was für später, wenn der Kurs vorbei und verarbeitet ist)) und damit immer gut gut gefahren.

  • Ach, da fällt mir doch einiges an "Notlügen" ein, bei denen ich mich immer mal wieder erwische.
    "Wir haben keine Schokolade mehr" (obwohl ich sehr wohl weiß, wo noch welche ist), "Oma hat keine Zeit" (obwohl sie bloß keinen Bock hat) oder "Der Indoorspielplatz hat heute zu" (weil ich weder Lust auf Indoorspielplatz noch auf Diskussion darüber habe).

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Puh - Notlügen vermeide ich hier absolut. Sowohl nach innen als auch nach außen. Wenn Kinder das mitbekommen - das halte ich nicht für gut. Oma darf auch mal keinen Bock haben, die Kinder zu sehen, und ich darf auch mal keinen Bock haben, zum Indoorspielplatz zu fahren.
    Hagendeel

  • Echt , ihr benutzt keine Notlügen ? Ich hätte gar nicht die Kraft/Nerven/ Geduld für die ganzen Diskussion en ( gehabt).
    Gut, bei meinen beiden Großen notlüge ich jetzt nicht ( mehr) , aber mit denen kann ich jetzt auch schon ziemlich sachlich reden , bei der Jüngsten aber gelegentlich schon noch mal.

  • Wie unterscheiden sich denn Notlügen von Lügen? Ich erkenne da einfach keinen Unterschied. Auch wenn es manche Anstrengung mit sich bringt, lüge ich die Kinder nicht an und möchte auch nicht, dass sie von anderen Erwachsenen bewusst angelogen werden, nur damit die Erwachsenen weniger Stress haben. Bezüglich dieses Themas geraten wir regelmäßig mit den Schwiegereltern aneinander.

    Grundsätzlich wünsche ich mir im engen privaten Umfeld die Sicherheit, dass offen gesprochen und wenig gelogen wird, auch wenn ich sehe, dass Lügen auch positive Funktionen für das soziale Miteinander entfalten können. Den Kindern möchte ich vorleben, zu ihren Positionen zu stehen, auch wenn es nicht immer der bequemere Weg ist.

  • Hallo,

    Notlügen oder wie die Oma, die es damit immer mal versucht hat, es nannte "kindgerechte Erklärungen" gehen hier fast immer schief. Die Kinder haben das in der Regel sehr schnell durchschaut und dann waren dann - zurecht - sauer und haben erst mal gar nichts mehr geglaubt. Aber schlimmer waren die Situationen, wo sie es nicht gleich durchschaut haben, weil sie es dann trotzdem FÜHLTEN, aber eben nicht "greifen" konnten.

    Das kenne ich aus meiner Kindheit selber nur zu gut.

    Manche Sachen sind sie sie sind, andere sind anders...
    Die Erklärung, daß XY nicht auf hat, hätte nicht weniger Verzweiflung ausgelöst als die Erklärung, daß ich da heute nicht mit ihnen hingehen kann oder möchte.

    Einzig bei Sachen, bei denen ich echte Bedenken um die Kinderseele gehabt hätte, hätte ich ihnen die Wahrheit vielleicht nicht in aller Härte um die Ohren gehauen sondern abgemildert ...

    Ich selber kann mit Lügen ganz schwer umgehen, sie verunsichern mich zutiefst und ich fühle mich als Person angegriffen.
    Das liegt mit daran, daß "Wahrheit" eben in meiner Kindheit etwas durchaus subjektives und wandelbares war. Das geht so weit, daß ich teilweise bis heute nicht weiß, ob etwas tatsächlich so war, wie ich mich erinnere oder so, wie meine Eltern erzählten. (Ich hatte als Kind viel Phantasie und traue mir auch die eine oder andere Phantasieversion zu)
    Mit einem "Das war aber anders" oder "Daran kann ich mich nicht erinnern" kann man mich extrem aus der Bahn werfen, weil ich dann sofort annehme, daß ich und nur ich diejenige bin, die sich eben irrt.

    Das wollte ich für meine Kinder nicht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Trin (10. April 2016 um 23:00)

  • Der Unterschied zwischen Lüge und Notlüge ? Schwer ! Also so spontan : Eine Notlüge betrifft nur Dinge , die dass weitere Leben nicht betreffen oder den anderen/ mich schützen sollen .
    Und wie schon geschrieben , wenn ich einen schlechten Tag , vielleicht auch Migräne habe, sage ich lieber es ist keine Schokolade da , als über einen nicht Konsum mit einer 3 Jährigen zu diskutieren und damit eine Eskalation zu riskieren ( ich schreie das Kind an).

  • Der Unterschied zwischen Lüge und Notlüge ? Schwer ! Also so spontan : Eine Notlüge betrifft nur Dinge , die dass weitere Leben nicht betreffen oder den anderen/ mich schützen sollen .
    Und wie schon geschrieben , wenn ich einen schlechten Tag , vielleicht auch Migräne habe, sage ich lieber es ist keine Schokolade da , als über einen nicht Konsum mit einer 3 Jährigen zu diskutieren und damit eine Eskalation zu riskieren ( ich schreie das Kind an).

    Ok, das Problem gab es bei uns z.B. nicht, weil die Kinder über ihre Süßigkeiten (also das, was sie geschenkt bekamen) frei verfügen konnten. Was da war konnte gegessen werden, was gegessen war, war eben nicht mehr da.

    Und mit 3 wussten sie, wo die anderen Sachen wie Kekse aufbewahrt wurden und hätten dann einfach selber nachgesehen, ob das stimmt, was ich sage.

    Einmal editiert, zuletzt von Trin (10. April 2016 um 23:12)

  • Wenn man nicht lügen möchte, wie sieht es denn dann mit dem ( bewussten ) Verschweigen aus?
    ( Das ist eine enstgemeinte Frage)

  • Was meinst du damit genau?

    Ich stelle mich nicht hin und erzähle alles, dazu bin ich selber viel zu vergesslich oder denke, es hat einfach gerade keine Relevanz.

    "Übrigens, da liegt Schokolade im Fach, aber ich will nicht, daß du welche isst!" würde ich ohne gefragt zu werden nicht sagen. aber auf die Frage, ob noch irgendwo Schokolade ist, gäbe es die Antwort, ja daunda. Und dann reden wir drüber, ob es gerade sinnvoll ist oder nicht, weil es in einigen Minuten Mittagessen gibt.

    "Da ist ein Zirkus in der Stadt, ich denke, daß euch das vielleicht gefallen würde, aber ich finde Zirkus doof, darum gehen wir nicht hin. Aber ich wollte es euch zumindest erzählt haben daß einer da ist und wir nicht hingehen" ist aus meiner Sicht natürlich quatsch.

    Aber auf die Frage "Mama, wenn mal ein Zirkus in der Stadt ist, können wir hingehen?" würde von mir nicht ein Ja + Verschweigen, wenn dann mal einer da ist als Antwort kommen, sondern eine ehrliche Antwort (mit dem Angebot, die Oma zu fragen, weil die da weniger Probleme hat als ich)

    Ein besseres Beispiel fällt mir grad nicht ein.

    Für mich ist die frage - was möchte ich?
    Wenn ich mit meinen Teenys ehrlich umgehen will - wann ist der Zeitpunkt, wo ich damit anfange, wenn es vorher nicht ganz so nötig ist?
    Wenn ich mal alt bin und körperlich nicht mehr in der Lage bin, zu schauen. ob in meinem Küchenschrank noch Schokolade ist - wo ist der Zeitpunkt, an dem man mir gegenüber nicht mehr ehrlich sein muss, um Diskussionen zu vermeiden?

    Einmal editiert, zuletzt von Trin (10. April 2016 um 23:36)

  • Naja , es muss ja auch nicht immer eine Frage sein . Sagt mein Kind: " Ich habe so Hunger auf Schokolade!" Kann ich anstatt zu sagen ( " Es ist welche da, aber jetzt gibt es keine " " Es ist leider keine " ) einfach schweigen.

  • Ein anderes Beispiel :Wir sitzen im Flugzeug, ich erkläre dieses Karte mit den Bildern,wie man sich die Sauerstoffmasken anlegt, die Rettungswesten anzieht usw. , sage ich dann auch , dass das Dinge sind , die bei einem Absturz vorkommen oder lass ich sie bewusst weg( um das Kind nicht zu ängstigen bspw) und hoffe sie fragen nicht?
    ( Ich habe damals direkt gesagt, dass das Maßnahmen für einen evtl. Absturz sind , es aber sehr unwahrscheinlich ist)

  • Aber warum sollte ich das?

    Ich meine, wenn es eine einfache Feststellung ist, die eigentlich gar keine Antwort möchte, vielleicht... Wenn meine Tochter sagt, ihr ist langweilig, stelle ich auch nicht gleich von mir aus einen Eventplan für sie auf, klar.

    Aber wenn ich die bitte dahinter spüre und tatsächlich gerade welche da ist?
    (edit: galt der Schokoladenfrage)


    Zitat

    Ein anderes Beispiel :Wir sitzen im Flugzeug, ich erkläre dieses Karte mit den Bildern,wie man sich die Sauerstoffmasken anlegt, die Rettungswesten anzieht usw. , sage ich dann auch , dass das Dinge sind , die bei einem Absturz vorkommen oder lass ich sie bewusst weg( um das Kind nicht zu ängstigen bspw) und hoffe sie fragen nicht?
    ( Ich habe damals direkt gesagt, dass das Maßnahmen für einen evtl. Absturz sind , es aber sehr unwahrscheinlich ist)


    Wie sollte man Absturzmaßnahmen erklären ohne zu erwähnen, daß es zu Abstürzen kommen kann? So lange mein Kind winzig ist, werde ich ihm sicher nicht erklären: "Du, wir steigen jetzt hier ein und wir könnten abstürzen!"

    Aber spätestens dann, wenn es die Erklärungen auf der Karte versteht, wird es doch fragen, wozu das nötig ist. Dann muss ich doch kurz und ohne aufzuputschen die Wahrheit sagen (inkl. der Tatsache, daß es extrem unwahrscheinlich ist) - wie sollte ich das verschweigen?

    Beim Autogurt erkläre ich dem Kind doch auch, warum der wichtig ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von Trin (11. April 2016 um 00:04)

  • Wenn man nicht lügen möchte, wie sieht es denn dann mit dem ( bewussten ) Verschweigen aus?

    Ich verstehe die Frage gar nicht.

    Denn ich erzähl ja auch sonst nicht alles. Also geh zum Nachbarn rüber, klingel und berichte von meinem ersten Sex oder so.

    Ich hatte meiner Tochter z. B. auch nicht erzählt, daß ich in der 5. Klasse grottenschlecht in Englisch war. Also ich hab nichtmal daran gedacht es ihr zu erzählen. Soll heißen, es kam mir nicht in den Sinn.
    Nun hat sie mich aber nachdem sie ihre erste Schulaufgabe im Herbst zurückbekommen hatte gefragt (ich ahnte von nichts :) ) wann ich meine erst 5 in der Schule hatte oder so ähnlich. Und dann sag ich ihr das natürlich. (Und sie war sehr erleichtert, denn prompt rückte sie mir ihrer Englisch-5 raus. :D

    Sie ist 10 und ich denke mal alt genug, daß ich ihr auf (fast) alles offen und ehrlich antworten kann. Fast weil ich Sachen nicht erzählen würde, die ihr evtl. schaden könnten aufgrund ihres jungen Alters. Mir fällt aber spontan kein Beispiel ein. Keine Ahnung, wäre ihr Opa brutalst ermordet worden, würd ich mich zurückhalten bei den Einzelheiten, aber wie gesagt, spontan fällt mir gar nichts ein.

    Für ihren Vater erzähl ich allerdings viel zu viel. Bzw. der ahnt gar nicht was ich ihr alles erzähle. Meine Eltern hatten quasi schon ne modernere Einstellung in den 60ern als der Papa meiner Tochter. Ist halt so und dagegen kann ich leider nichts machen, da wir ja nicht zusammenleben. Da muß sie einfach damit umgehen und ich kann ihr nicht helfen. Die meisten Lügen entlarvt sie allerdings sofort. Und entschuldigt sie sogar, wie es halt so ist...