Bitte um Rat von Raben-Lehrern: Argumente gegenüber Schulamt zugunsten engagierter Lehrkraft gesucht

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Liebe Rabeneltern und besonders liebe Lehrer,

    darf ich direkt um einen Rat fragen (die Raben wissen doch immer alles) zu folgender Situation:

    Die erste Klasse der örtlichen Grundschule, die auch mein Sohn besucht, wird von einer sehr sehr (sehr!) engagierten jungen Lehrerin geleitet, die in diesem einen Jahr wirklich unglaublich viel geleistet hat, z.B.:
    - den Stoff so zu vermitteln, dass die Klasse im Plan liegt und trotzdem alle die Grundregeln (Deutsch/Mathe) verstanden haben
    - funktionierende Inklusion (durch hohen persönlichen Einsatz, das ließe sich an x Beispielen verdeutlichen)
    - viele herausfordernde Charaktere zu einer soliden Klassengemeinschaft geformt
    - Regelbewusstsein, freundlich aber bestimmt, was der Klassengemeinschaft sehr gut getan hat

    Nun haben wir Eltern gestern erfahren, dass sie in der zweiten Klasse nicht sicher die Klasse weiterhin leiten kann, da sie nur als Angestellte dort arbeitet und ihr das Schulamt letztes Jahr die Stelle am letzten Schultag verlängert hat, im vorletzten Jahr erst zwei Wochen vor Ferienende.

    Wir Eltern finden das
    a) hart und ungerecht gegenüber der betroffenen Lehrerin: Jemand, der so viel kann und sich so engagiert, muss mit so viel Unsicherheit leben? Das kann/dürfte eigentlich nicht sein.
    b) ganz egoistisch auch schrecklich für uns und unsere Kinder: Wir haben eine ideale, von den Kindern geliebte Lehrerin - alle sind sich einig. Und müssen nun damit rechnen, dass jemand anderes diese von der Grundkonstellation (Inklusion, viele gewaltbereite Kinder) nicht leichte Klasse übernimmt? Und die Kinder das erst nach den Sommerferien erfahren?

    Wir möchten gerne etwas tun. Wir denken im Augenblick an ein Schreiben an das Schulamt, in dem wir die Leistungen der Lehrkraft herausstellen. Außerdem glauben wir, dass es konzeptionell doch eigentlich so sein soll, dass die Klassenlehrerschaft nicht durch willkürlich von außen gesetzte Umstände innerhalb der ersten vier Jahre wechseln sollte.
    Da aber noch nichts "geschehen" ist, möchten wir das jetzt auch nicht knallhart juristisch formulieren, um keinen negative Gegenreaktion herauszufordern.

    Daher meine Bitte um Rat: Kann das im Vorfeld etwas bringen? Gibt es interne Richtlinien zum Klassenlehrerwechsel im Schuljahr 1-4 (die man vielleicht dem Sinn nach einfließen lassen könnte), hat das vielleicht auch schon einmal jemand gemacht? Gibt es vielleicht Gesichtspunkte jenseits der genannten, die beim Schulamt im Augenblick überzeugen könnten?
    Ach ja, das Bundesland ist Hessen.

    Wir haben das vor langer Zeit als Promovenden für einen AOR (befristet) versucht, das wurde aber vom Dekanat der Fakultät damals abgeschmettert. Daher freuen wir uns für ein bißchen Input. Dankeschön #blume

  • Mein Wissen bezieht sich auf NRW und Sek 1.
    Dieses Verhalten ist bei uns leider sehr üblich. Ändern kann daran nur eine Festanstellung, und die gibt es nur, wenn die Schule im Unterhang ist. Dann wird von der Bezirksregierung eine Stelle ausgeschrieben, auf die sich dann beworben werden kann.
    Ich befürchte, dass eure Aktion auch keine Stelle bringen wird. Aber es ist ein tolles Signal an die Schulleitung. Die kann sich dann noch mal für sie einsetzen und als Wunschkandidatin notieren.

    Das alles ist voll blöd. Ich habe mich in 5 Dienstjahren 4 mal jeweils von einer angestellten Kollegin verabschiedet, die dann nach den Ferien wieder eingestellt wurde. Inzwischen stört sie sich schon nicht mehr daran. :(

  • Mein Wissen bezieht sich auf NRW und Sek 1.
    Dieses Verhalten ist bei uns leider sehr üblich. Ändern kann daran nur eine Festanstellung, und die gibt es nur, wenn die Schule im Unterhang ist. Dann wird von der Bezirksregierung eine Stelle ausgeschrieben, auf die sich dann beworben werden kann.
    Ich befürchte, dass eure Aktion auch keine Stelle bringen wird. Aber es ist ein tolles Signal an die Schulleitung. Die kann sich dann noch mal für sie einsetzen und als Wunschkandidatin notieren.

    Das alles ist voll blöd. Ich habe mich in 5 Dienstjahren 4 mal jeweils von einer angestellten Kollegin verabschiedet, die dann nach den Ferien wieder eingestellt wurde. Inzwischen stört sie sich schon nicht mehr daran. :(

    Ich hab Erfahrung als Elternteil. Wir hatten in der Grundschule fast jedes Schuljahr eine andere Lehrerin. Es war ätzend.
    Nach dem dritten Wechsel haben wir auch einen Brief geschrieben. Da wurden wir quasi ausgelacht.
    So nach dem Motto: Man könne ja nicht auf einzelne Kinder Rücksicht nehmen und die komplizierten Einstellungsbedingungen können wir eh nicht verstehen.

    Die Kinder haben es trotzdem verkraftet. Es war nicht optimal.

  • Okay, Danke an euch beide für eure Antworten, obwohl mich die von Mondschein natürlich nicht gerade hoffnungsfroh stimmt :/ .
    @Liebe Mondschein, betrifft das Vorgehen bei euch auch Hessen? Ich habe nämlich gerade eben unterwegs eine befreundete Lehrerin vom Gymnasialzweig getroffen, die meinte, es wäre ein bestimmtes Schulamt, das besonders extrem wäre.

    @Fräulein Mottenmeier,
    Danke für die ausführliche Hintergrundinformation. Wir wären auch bereit, allein "moralisch" zu stärken. Viele Eltern machen ja mit Lehrern auch negative Erfahrungen - von Beschwerden wird dann ja auch Gebrauch gemacht. Wenn wir nun als Klassenelternschaft eine ausgesprochen positive Erfahrung gemacht haben, fände ich es einfach "rückgratlos", nicht auch mal "positiv" Flagge zu zeigen *find*.

    LG und Danke!

  • Nein, wir sind in NRW.
    Dort kam es auch schon vor, dass man mit einer Klassenlehrerin in die Ferien gestartet ist und kurz vor dem Ende kam dann die Nachricht, dass man nach den Ferien eine andere Lehrerin hat.
    So ohne Abschied für alle blöd...

    Und ja, ich finde auch man sollte positive Erfahrungen auch weiter geben.

    Ich würde dann vielleicht sowas schreiben wie: Eltern und Kinder würden sich freuen weiterhin diese Lehrerin zu haben. (Besser formuliert natürlich)

    Aber vielleicht nicht so sehr fragen oder darauf hinweisen wie wichtig das wäre.

  • Ich finde es toll, dass ihr euch für die Lehrerin einsetzen wollt.

    Mein Vorschlag ist, sich in der Hierarchie entlangzutasten (mit Telefonaten?), um herauszufinden, wo die Druckpunkte sind und mit wem man reden kann.

    Ansonsten wäre es überlegenswert, politisch mehr Druck zu machen. Das ist doch eine Sauerei, wie mit den Lehrkräften da umgegangen wird, und das betrifft ja nicht nur eure Lehrerin.

  • Hier auch Hessen und leider auch schon betroffen (der Ältere im Gymnasium; beim Jüngeren in der Grundschule hat es eine andere 1. bzw. 2. Klasse getroffen. Ich finde diese Personalpolitik schlimm, aber ich glaube nicht, dass Eltern einzelner Klassen viel ausrichten werden, solche Proteste sind die vermutlich gewohnt und sitzen es aus (hier zumindest). Dennoch halte ich es für wichtig, als Eltern seinen Unmut über diese Personalpolitik auszudrücken und finde es nicht verkehrt, mit dem Schulamt Kontakt aufzunehmen. Habt ihr schon mit der Schulleitung gesprochen? Den Schuleternbeirat würde ich auch einbinden. Und da auch eine Ebene höher mal nachfragen (Stadtelternbeirat), die kennen auch die Gesamtsituation im Zuständigkeitsbereich eures Schulamtes.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Durch wen habt ihr denn erfahren, dass die Lehrerin noch keinen Anschlussvertrag hat?

    Wie stellt sich die Schulleitung das konkret in nächsten Schuljahr vor? Gibt es jmd, der durch Rückkehr aus dem Mutterschutz oder Sabbatjahr/Versetzungswunsch o.ä. die Stelle besetzt?

    Als erstes würde ich die Schulleitung fragen, ob sie eine konkrete Idee für euren "Kampf" hat. Ansonsten sollte das Schulamt die nächste Anlaufstelle sein.

    Viel Glück und Erfolg!

    LG
    rotesPesto mit ♂ Frühling '10, ♂ Sommer '06 und ♂ Herbst '12

  • Für Berlin gilt auch genau das, was Frau Mottenmeier geschrieben hat.
    Und sollte eine unbefristete Stelle ausgeschrieben werden und ein anderer Bewerber passt formal(!) besser, so wird die Stelle an den anderen Bewerber vergeben.

  • Für längerfristig : könnte sie nicht irgendwie an eine Verbeamtung kommen? Warum ist sie angestellt und nicht verbeamtet? Könnte sie vielleicht als Quereinsteigerin in der Uni n Staatsexamen machen. Hilft euch wahrscheinlich nicht mehr.

  • Hallo, vielen Dank für die vielen detaillierten Antworten. Ich merke gerade mal wieder, wie sich die Strukturen seit meiner eigenen Schulzeit verändert haben: tja, das erste Kind in der ersten Klasse ;) .

    Ich antworte maL ohne groß zu zitieren:
    Mondblume: Soweit ich weiß, hat sie alles, was an Abschlüssen üblich ist, ist keine Quereinsteigerin. Sondern ist einfach angestellt, weil Lehrer hier wohl einfach nicht mehr leicht verbeamtet werden (die Gymnasiallehrerin, die ich gestern traf, hat auch "alles" und wurde auch nur im Angestelltenverhältnis eingestellt). Aus NRW kannte ich das vom Hörensagen, auch, dass die angestellten Lehrer dann gerne für die sechs Wochen Sommerferien entlassen werden, um die Bezüge in der Zeit zu sparen #confused
    @ rotes Pesto, Kris, Mondschein und alle mit konkreten Vorschlägen
    auch noch mal ein extra Danke. Man merkt, dass ihr die Strukturen besser kennt. Ich glaube, die Schulleitung möchte sie auch behalten - dank eurer Hintergrundinfos sehe ich, dass möglicherweise eine Schwierigkeit sein könnte, dass die oberen Jahrgänge (Klassen 3 und 4) noch dreizügig (a,b,c) waren und die Jahrgänge immer kleiner werden, so dass nach unten nur noch Klassen a und b gebildet werden. Andererseits scheint dort kein einziger Lehrer zu viel zu sein. Bei Krankheit oder Fortbildung kann nicht aus dem Kollegium vertreten werden, sondern müssen Externe angefordert werden.
    Ich weiß gar nicht, ob unser Städtchen groß genug für einen Stadtelternbereit ist...das finde ich mal heraus. Es gibt jedenfalls noch eine zweite Grundschule.
    @Susan Sto Helit
    danke für die Ermutigung! Telefonieren finde ich beruflich immer ganz gut, als Mutter allerdings...naja...die Gesprächspartner erwecken selbst bei harmlosen Anlässen gelegentlich den Eindruck, ständig von überambitionierten Müttern angerufen zu werden ;) .

    Insgesamt finde ich es persönlich unfassbar, wie mit den Lehrern umgegangen wird, mittelbar natürlich auch mit den Schülern. Und auch mit den Schulen: Es gibt bestimmt genug Arbeit, dass man die Schulen jetzt nicht so knapp halten muss, dass lieber ein "halber" Lehrer zu wenig an der Schule ist als einer zuviel. Und gleichzeitig soll Inklusion geleistet, der Bildungsstandard angehoben, Bildungsunterschiede der Elternhäuser durch die Schule ausgeglichen werden...Wer soll's denn machen (wollen) bei dieser Unsicherheit? Und wenn es dann jemand macht, gibt es noch nicht mal mehr ne Festanstellung - wo bleibt da die Motivation? Das pädagogische System wird wahrscheinlich nur noch von Idealisten getragen.
    Denen an dieser Stelle mal Danke #rose

  • Ja das mit der Entlassung ist scheinbar so. Wenn dann eine Stelle ausgeschrieben wird, dann bewerben sich alle auf diese Stelle. Und unter Umständen ist die Lehrerin dann weg.

    Das mit den Lehrern, die so knapp sind ist auch so. Sobald jemand länger krank ist werden die Klassen aufgeteilt, bis eine Feuerwehrkraft kommt, die aber nur 3-6 Monate bleiben darf...

    Ich will dich auch nochmal ermutigen zu schreiben. Auch für dich und dein Gefühl.
    Aber sei nicht persönlich traurig, wenn es nicht klappt. Es liegt nicht an den Eltern!

  • schreib(t) an die Schulleitung und dann an die nächsthöhere stelle...selbst wenn, was gerne passiert , es nichts hilft, es dieser Lehrkraft wirklich gut, zu wissen, dass ihr ihr Engagement honoriert...

    lg doris

  • Hallo,

    Ja, versucht es, auf jeden Fall, es setzt ein Signal, zumindest für diese Frau.

    Aber Hoffnung kann ich euch leider auch wenig machen... da zählen leider in der Regal andere Dinge als Eltern- und Kinderwünsche...

    Lieber eine halbe Stelle zu wenig besetzt als ein paar Stunden zu viel... ja auch das kenne ich, sowohl im Lehrer als auch Erzieherbereich. Aber die Erwartungen an die Arbeit und auch an den Schreibkram hochfahren, das geht...

    Trotzdem wünsche ich euch natürlich von Herzen, daß ein kleines Wunder passiert und dein Kind diese tolle Lehrerin behalten darf .
    (Was eine tolle Lehrerin allein durch ihre Ausstrahlung bewirken kann, habe ich bei meinen eigenen Kindern erlebt und finde es so einen Segen ...)

  • Danke fauch an euch, Mondschein, Dobe und Trin, für euer tolles Feedback, es ist wirklich wichtig für uns, diese "Trend" an den Schulen nachzuvollziehen - ohne ihn gutzuheißen, aber einfach zu verstehen, was überhaupt passiert.
    Leider kann ich gerade nicht länger antworten, meinen Sohn hat irgendein fieser Virus erwischt und ich bin auch schon ganz zittrig, vielleicht auch rein nervlich, ich habe gerade eine neue STelle angefangen, morgen einen neuen super wichtigen vierstündigen Termin und keinen Stellvertreter (weil ich den erst noch einstellen müsste). Ach je.
    Danke euch allen jedenfalls schon jetzt! Ich sage dann wie es mit der Schulsache weitergeht. Danke

  • Update: Happy End in allen Bereichen!!! #banane

    Die gefühlt beste Lehrerin der Welt bleibt uns vorerst erhalten. Jipiieh! Ihr Vertrag wurde zunächst verlängert (ganz ohne unser Zutun. Überholende Kausalität: Das Schulamt war schneller als die Weiterleitung des Briefes ;) ). Aus dem Brief machen wir jetzt einen Dankesbrief.
    Auch die Schulleitung war erfreut über das Engagement der Elternschaft, weil sie Fachbedarf angemeldet hat, um die Lehrerin zu halten und nun durch uns ein wenig Rückenwind bekommt.

    Danke für die tollen Tipps - ein positives Signal aussenden war/ist auf jeden Fall gut. Aber die Schulleitung stimmt euch auch darin zu, dass ein großes Betteln/unter Druck setzen eher das Gegenteil bewirken würde.
    Danke, dass ich euch um Rat fragen konnte #ja

  • Herzlichen Glückwunsch! und schön, dass ihr den Brief trotzdem noch einem guten Zweck zukommen lasst.

    :D Jura prägt schon, gelle.

    Ja, das stand da auch extra für dich :D

    Mondschein: Danke auch Dir ;)

    Edit hat jetzt erst die finale Erkenntnis gehabt: DAS WAR DOCH EIN FALL VON RABENMAGIE!!! #rabe #huepf Selbstverständlich hat das Schulamt nur wegen dieses Strangs, getrieben durch starke Strömungen im kollektiven Unterbewusstsein die Verlängerung erteilt ^^ Was ist schon "Überholende Kausalität" verglichen mit der mächtigen Rabenmagie? ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Zeitmeisterin* (6. Juli 2016 um 11:51) aus folgendem Grund: zu schnell abgesendet