Alkohol in der Schwangerschaft Studien

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  • Das meine ich u.a. mit multifaktoriell. Hinzu kommen der exakte Zeitpunkt des Konsums, die Konstitution (auch der Stoffwechsel) der Mutter, evtl. zusätzliche belastende Faktoren...


    Es ist weder bekannt, ob die Mütter geraucht haben, viel Kaffee tranken oder anderweitig belastet waren. Waren sie leicht, schwer, sportlich, hatten sie Grunderkrankungen, wie sind die Trinkgewohnheiten außerhalb der Schwangerschaft, das Alter, familiäre Vorbelastungen???


    Schon die Anamneseseite im Mutterpass ist doch eine unendliche Geschichte im Vergleich zu dem, was man aus dem Artikel rauslesen kann...

  • im verlinkten artikel steht auch:


    "Wir schätzen, dass eine unter 67 Müttern, die in der Schwangerschaft trinken, ein Kind mit Fetalem Alkoholsyndrom zur Welt bringt", sagt Popova.

  • im verlinkten artikel steht auch:


    "Wir schätzen, dass eine unter 67 Müttern, die in der Schwangerschaft trinken, ein Kind mit Fetalem Alkoholsyndrom zur Welt bringt", sagt Popova.

    mich stört die Vehemenz,mit der auch kleinste Mengen als potentiell toxisch gesehen werden. So ganz klar ist das alles irgendwie nicht....

  • Mich hat irritiert, dass die Häufigkeit von FAS mit der Häufigkeit des Downsyndroms verglichen wurde. Diese beiden Erkrankungen sind doch völlig unterschiedlich von ihrer Ursache und ihren Präventionsmöglichkeiten. Trinken die Schwangeren wirklich so viel Alkohol oder werden die meisten Kinder mit Downsyndrom abgetrieben?



    Zitat

    Zum Vergleich: Das Down-Syndrom, die häufigste Chromosomenstörung bei Neugeborenen, betrifft 10 bis 20 unter 10.000 Säuglingen und ist damit in vielen Regionen der Erde deutlich seltener als Alkoholschäden.

  • @Nigiri: Dieser Vergleich ist natürlich totaler Quatsch. Eher könnte man Down und bsp. Noonan vergleichen.


    In der Differenzierungsphase reichen schon kleinste Störungen. Das Zeitfenster, in dem sich das Mittelgesicht formt, ist bsw. enorm kurz. Da geht es lediglich um Stunden, die entscheiden, ob ein Kind bspw. eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte hat... Insofern kann ich mir vorstellen, dass Alkohol als nur eine denkbare schädigende Substanz was anrichten kann. Dabei wird aber ausgeblendet, mit wie vielen Giften wir tagtäglich belastet sind. Würde man darüber nachdenken würde man wahnsinnig.


    Im Gegensatz zu vielen (Umwelt-)Giften kann auf Alkohol aber vergleichsweise gut geachtet und gezielt verzichtet werden. Der Aufwand ist gering und der Nutzen offensichtlich. Daher die Vehemenz. Denn wäre "ein bisschen" OK hätte man sofort Interpretationsspielraum. Die Empfwhlung von max. drei Tassen Kaffe wirft ja auch Fragen nach der Tassengröße auf...

  • Hallo,


    Ich denke, es geht nicht um den ursächlichen, sondern um den zahlenmäßigen Vergleich.


    Wenn man vorbeugend etwas tun könnte um ein Downsysntrom zu vermeiden (kann man natürlich nicht), würden die meisten Frauen das sicher tun. Um so irritierender finde ich, daß das bei vermeidbaren Faktoren offenbar nicht gemacht wird, so dass da die Zahl der betroffenen Kinder sogar noch höher liegt als bei unvermeidbaren Faktoren...


    Das Argument "Es gibt ja auch noch andere Gifte" finde ich ebenfalls schwierig. Natürlich gibt es die - aber nur weil es die gibt, kann ich weitere hinzufügen? Mein Kind kann sich täglich und überall mit leichten und auch schweren Krankheiten anstecken, ohne dass ich das verhindern kann. Es kann über die eigenen Füße stürzen und sich verletzen. Ein gewisses Grundrisiko gehört zum Leben dazu, das stimmt schon.
    Und trotzdem vermeide ich einen Kontakt zu Kindern mit schweren, oft sogar dauerhafte Schäden hinterlassenden Infektionskrankheiten oder Situationen, in denen das Verletzungsrisiko sehr groß ist und denke dann nicht: "Ach, passieren kann halt immer was".

  • @Trin, dass alkohol gemieden werden soll ist denke ich allen klar. Mir scheint jedoch der Verzicht auf Apfelsaft, reife Bananen und ähnliches wie er mancherorts gefordert wird auch auf der Grundlage der dargestellten enzymatischen Besonderheiten des Feten hysterisch. Darum die Frage, inwiefern man denn kausal letztlich multikausale Auffälligkeiten wie ein ADHS oder Wahrnehmungsstörungen auf den Konsum von wenig Alkohol in der Schwangerschaft zurückführen kann.

  • Hallo,


    @Trin, dass alkohol gemieden werden soll ist denke ich allen klar.


    Hier vielleicht.


    Aber allgemein? Wenn ich mir die Zahlen anschaue, zweifle ich daran.


    Ich bin für "gar nicht" als allgemeine Empfehlung, weil ich denke, daß dann immer noch genug werdende Mütter bei "gelegentlich ein bisschen" laden und weil "ein wenig" und "nicht zum ungünstigen Zeitpunkt" aus meiner Sicht sehr schwer einzuschätzen ist. Und Alkohol in formen wie du sie beschreibst (Saft, Früchte) immer noch da ist. Allerdings glaube ich persönlich nicht, daß jemand mit 3 reifen Bananen und 2 Gläsern Apfelsaft seinem Kind ein Alkoholschaden verursacht.


    Wenn ich mir die farbige Übersicht ansehe, finde ich die für das ach so informierten Deutschland erschreckend, vor allem, weil es sich um ein vermeidbares Problem handelt und ich mir nicht vorstellen kann, daß das alles schwer alkoholranke Frauen sind, die es tatsächlich nicht lassen können...


    Ich denke ein großer Teil der Frauen wird in die "ein bisschen ab und zu ist völlig OK"-Falle getappt sein und "ein bisschen" und "ab und zu" falsch eingeschätzt haben und es darum ZU locker genommen ...

  • Wenn selbst in der Apotheke und bei der Frauenärztin Sprüche kommen, wie "Ein Sektchen zwischendurch ist ja okay, das macht ja jeder" zu Frauen in der Schwangerschaft, dann wundere ich mich nicht mehr. Und mein Diabetestest-Saft war mit Alkohol, den musste ich in der Apotheke kaufen, hab es verweigert zu nehmen, Riesentheater, wieso ich mich so anstelle... In der zweiten Schwangerschaft gabs dann in einer anderen Gegend Deutschlands plötzlich so eine Glucoselösung zum Anrühren ohne Alkohol. Die waren wegen meiner Schilderungen ganz fassungslos...

  • Ich finde nicht, dass irgendwas gegen eine differenzierte Empfehlung zu Alkoholkonsum in der Schwangerschaft spricht. Die schwangeren sind keine dummchen, die Informationen nicht verstehen könnten.


    Mich ärgern solche nicht fundierten Aussagen, die auf puren annahmen basieren.

  • Hallo,


    Mich ärgern solche nicht fundierten Aussagen, die auf puren annahmen basieren.


    Meinst du damit mich?


    Ja, ich habe meine Meinung tatsächlich nur auf Grund von Annahmen. Wie die meisten hier.


    Meine Annahme ist tatsächlich, wenn die bisherige immer noch üblichen Empfehlung "Ab und zu ein wenig schadet nicht" zu solchen Zahlen von geschädigten Kindern führt, dann ist entweder die Empfehlung falsch und Alkohol doch wesentlich gefährlicher als angenommen - oder der Umgang mit der Empfehlung ist doch nicht so verantwortungsvoll wie man es sich wünschen würde. D.h. das Maß mit dem dann die jeweilige Frau "ein bisschen" oder "ab und zu" bemisst.


    Da aber kaum jemand sagen können wird: An Tag 17-20 nicht und an Tag 48-93 auch auf keinen Fall und ansonsten sind 84 ml Bier oder soundsoviel Milliliter Wein mit derundder Promillzahl unbedenklich" fände ich "gar nicht" richtiger - bis das Gegenteil (Alkohol bis zur konkreten Menge X schadet NICHT) eindeutig bewiesen ist.


    Hier geht es nun mal um die Gesundheit von Kindern und nicht um die von Erwachsenen, die für sich selber entscheiden.

  • und bei der genannten Studie irritiert mich, dass Alkoholkonsum vor Bekanntwerden der Schwangerschaft raus gerechnet wurde.


    Warum?


    Wenns wirklich das "alles-odrr-nichts" ist, dann sollte es ja nichts ausmachen. Allerdings dürfte der Alkoholkonsum von "vernünftigen" schwangeren gerade vor Bekanntwerden der Schwangerschaft ja am höchsten sein.

  • Wenn bereits "geringe Mengen" (was immer das ist) zu FAS führen, was ist dann mit Ländern, in denen nicht so strenge Regeln bezüglich Alkohol gelten?
    Ich erinnere mich an Berichte von Italien zB wo Wein in der Schwangerschaft durchaus nicht verboten wurde (ein Glas pro Tag meine ich).
    Müssten dann in solchen Ländern der Anteil an FAS nicht sehr viel höher sein?

    ich erlebe deutschland neben den usa als eins der länder, in dem diesbezüglich am strengsten geurteilt wird.


    tatsächlich würden auch mich internationale vergleichszahlen sehr interessieren.

    ko_nijntje mit muck (2004), mogli (2006), miep (2007) und mimir (2011)

  • Das internationale ist das Eine, das Zeitalter das andere. Ich würde demnach auch gern mal wissen, wie es sich zu Zeiten verhielt, als das Trinken von alkoholhaltigen Getränken gesünder war, als das Trinken von verschmutztem Wasser. Waren da einfach mehr Menschen "nicht so helle im Kopf" (bitte entschuldigt die Wortwahl; ich bezieh das mal auf die Zeit) als jetzt? Wieviel machte da der Alkohol aus?
    Ich weiß um die Folgen des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft nur zu gut. Eine Nachbarsfamilie hier ist in drei Generationen alkoholgeschädigt. Die trinken aber immer. Also es gehört zum täglichen Leben Bier und Wein in größeren Mengen zu trinken. Egal ob schwanger oder nicht. Die jüngste ist grad vier geworden. Deswegen kam ich auch aut die Sache mit der früheren Zeit, weil ich es hier eben direkt vor Augen hab.

    "Die Natur schafft immer von dem, was möglich ist, das Beste."

    Aristoteles

  • und bei der genannten Studie irritiert mich, dass Alkoholkonsum vor Bekanntwerden der Schwangerschaft raus gerechnet wurde.

    das habe ich auch nicht verstanden.


    und erhlich, die passage "FAS bei einem kind von 67 müttern" sagt für mich ganz und gar nicht, dass schon die kleinste menge sehr wahrscheinlich schädlich ist.

  • @Trin, nein dich mein ich nicht mit den bloßen annahmen.... Ich meinte das als bewiesen und unumstößlich feststehende wissenschaftliche Wahrheit kolportierte Alkohol in jeder Menge ist potentiell schädlich.


    Wusstet ihr, dass die hessisch"Grünesoßesoße" erhebliche teratogene Stoffe hat?

    • Offizieller Beitrag

    Das internationale ist das Eine, das Zeitalter das andere. Ich würde demnach auch gern mal wissen, wie es sich zu Zeiten verhielt, als das Trinken von alkoholhaltigen Getränken gesünder war, als das Trinken von verschmutztem Wasser. Waren da einfach mehr Menschen "nicht so helle im Kopf" (bitte entschuldigt die Wortwahl; ich bezieh das mal auf die Zeit) als jetzt? Wieviel machte da der Alkohol aus?
    Ich weiß um die Folgen des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft nur zu gut. Eine Nachbarsfamilie hier ist in drei Generationen alkoholgeschädigt. Die trinken aber immer. Also es gehört zum täglichen Leben Bier und Wein in größeren Mengen zu trinken. Egal ob schwanger oder nicht. Die jüngste ist grad vier geworden. Deswegen kam ich auch aut die Sache mit der früheren Zeit, weil ich es hier eben direkt vor Augen hab.

    Hunger und der sehr frühe Alkoholkonsum (Bier war in vielen Regionen und Zeiten ein sehr übliches Nahrungsmittel) führten durchaus dazu, dass es viele Menschen gab, die "nicht so helle" waren, ja.
    Ich kenne mich da nicht so gut aus, aber ich habe ähnliche Erklärungen schon gelesen - da wäre eine Sicht einer Neuzeithistorikerin spannend?


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Der entscheidende Punkt ist ja, kleine Mengen Alkohol KÖNNEN zu einer Schädigung führen, müssen aber nicht. Da kommt es tatsächlich auf das Zeitfenster an, in dem diese kleinen Mengen getrunken wurden wie @krötenmutti schon geschrieben hat.


    Trinken die Schwangeren wirklich so viel Alkohol oder werden die meisten Kinder mit Downsyndrom abgetrieben?

    Beides Ja.
    Wenn man zB mit Pflegeeltern spricht, die bereits seit 30 Jahren "im Job" sind und eine Vielzahl an Kindern aufgenommen hat, dann sagen sie dir ganz klar, dass "die damalige Trisomie 21 das heutige FAS ist". Vor 30 Jahren wurden händeringend überall Pflegeeltern für Kinder mit Trisomie 21 gesucht. Die gibt es heute nur noch extrem selten in der Vermittlung, da sie meistens abgetrieben werden. Dafür spielt heute in der Vermittlung FAS eine ganz wesentliche Rolle.
    Auch vor 30 Jahren gab es schon etliche Kinder mit FAS . nur war die Diagnostik damals nicht so ausgereift und die Diagnose hieß dann tatsächlich oft nicht FAS sondern anders.



    Zur Diagnostik muss man sagen, dass sie mittlerweile sehr differenziert ist und ständig überarbeitet wird. Was erstmal etwas wischiwaschi klingt ist es in der Diagnostik definitiv nicht.
    Es müssen mehrere Merkmale und Verhaltensauffälligkeiten ganz eindeutig zutreffen aus einem Diagnostikkatalog, um FAS diagnostizieren zu können. Außerdem muss der Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft gesichert sein - ansonsten darf FAS nicht gesichert diagnostiziert werden.


    Ich war auch skeptisch, bevor ich bei einem meiner Kinder das erste Mal die Diagnostik durchlaufen habe, weil ich nicht durchgeschaut habe, wie FAS nun abzugrenzen sei von anderen Diagnosen.
    Mittlerweile kann ich da sehr klare Unterschiede erkennen.
    zB ein gravierendes nicht aus Erfahrung lernen können ist ein ganz wesentliches Merkmal der FAS Diagnostik. Das tritt uU auch bei ADS auf. Hier aber nicht, weil es neurologisch nicht angelegt ist, sondern weil es wieder vergessen wird.
    Das alleine reicht aber nicht um FAS zu diagnostizieren, weil könnte ja eben auch ADS oä sein.
    Wenn dann aber auch noch zB eine Mikrozephalie eine Rolle spielt, ein SGA und eine Minderbegabung dazu kommt, dann verdichtet sich der Verdacht auf FAS.
    Und dann spielt der Entwicklungsverlauf eine wesentliche Rolle.


    FAS ist sicher keine Diagnose, die mal eben gestellt werden kann. Das hat die Diagnostik aber im Blick und wie ich finde gute Ansätze, um das Störungsbild einzugrenzen und dann - und darum sollte es ja vor allem - gehen Eltern und Kind Hilfen an die Hand geben zu können.

  • Danke kaonashi, das klingt doch sehr viel differenzierter, als was ich sonst dazu gehört habe.


    Allerdings habe ich immer noch deutlich Zweifel, dass "geringe Mengen" (etwa zwei Schlucke Wein in der ganzen Schwangerschaft) zu solchen Schäden führen. Da spricht einfach meine persönliche Erfahrung total dagegen.