Wieviel Rechtschreibung ist in der 3. Klasse normal?

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  • Könnt Ihr mir mal mit Erfahrungen, Vergleichswerten usw. weiterhelfen?


    Unser Sohn ist acht und in der dritten Klasse. Wir sind im Sommer von Berlin nach Baden-Württemberg gezogen. In Berlin war er auf einer Privatschule und dort ein guter Schüler. Das Einzige, worin er nicht so stark war, war Feinmotorik, d.h. er hat eine Sauklaue, aber so isses halt, das finde ich nicht so schlimm.


    Jetzt, in Baden-Württemberg, ist Deutsch viel wichtiger als zuvor und auch Rechtschreibung viel wichtiger. In Berlin gab es in der 2. Klasse schon auch Lernwörter und Lernwörterdiktate, da war unser Sohn immer gut, aber es wurde nicht unbedingt erwartet, dass die Kinder alles richtig schreiben können. Die neue Lehrerin sagte nun in einem kurzen Gespräch, nach ihrem ersten Eindruck befragt, er habe eine Rechtschreibschwäche. (NB: Sie ist wirklich nett und bemüht, und sie hat auch viel Positives über ihn gesagt, wollte ihn also wirklich nicht abwerten. Und die Schule kommt mir eigentlich auch nicht übertrieben leistungsbetont vor, also nicht so eine von der Sorte, wo aktiv ausgesiebt wird oder so.)


    Die Frage ist, was fange ich mit dieser Aussage an? Ich bin überzeugt, dass er kein Legastheniker ist. In Berlin war seine Rechtschreibung gut. Wenn er freie Texte schreibt, ist er oft unsorgfältig, weil er keine Lust hat, über die richtige Schreibung nachzudenken. Regeln wie Groß- und Kleinschreibung oder doppelte Konsonanten kennt er zwar, hat sie aber nicht wirklich systematisch eingeübt und denkt beim Schreiben halt nicht so drüber nach. Wenn man nachfragt, weiß er fast immer, was er falsch gemacht hat. Aber er ist sicher nicht der Typ, der allein dadurch, dass er viel liest, intuitiv alles richtig schreibt, und er hat keine Lust, beim Schreiben über die korrekte Schreibung jedes Wortes nachzudenken. Wenn ich ehrlich bin, kann ich das auch verstehen. Zumal er das Schreiben schon aus motorischen Gründen so lästig findet; wenn wir jetzt noch ständig auf der Rechtschreibung herumreiten, verleiden wir es ihm dann nicht völlig? Ich habe einfach auch keine Lust, so eine Übermutter zu sein, die pausenlos Hausaufgaben korrigiert und schlaflose Nächte wegen der Gymnasialempfehlung hat...


    Mich würde einfach mal interessieren, wie gut oder schlecht Eure Drittklässler die Rechtschreibung beherrschen und ab wann es an Euren Schulen als problematisch gilt. Würde mich über Erfahrungswerte freuen.


    PS: Ein ausführliches Gespräch mit der Lehrerin wird es in 2-3 Wochen auch noch geben.

    Johanna
    mit La (#male 02/2004), Lu (#female 03/2006) und Z (#female 29.04.2010)

  • aalso:


    doppellaute (klettern, babbeln :-)) fällt ihm schwer. wird angemerkt, aber nicht bewertet, es sei denn, es liegt der schwerpunkt darauf.
    zusammengesetzte substantive dito: Hunde Pfeife, Hunde Leine
    Groß- und Kleinschreibung... joa, kann er, heißt aber nicht, dass er es konsequent macht. ist aber, denke ich, eine sache der gewohnheit.



    ptoblematisch ist gar nichts, da integrative schule. ziel ist, in der 4, klasse alles zu beherrcshen.

    Was bleibt, sind die Erinnerungen...
    schlaf gut, schlaf ruhig
    Ich werde dich nie vergessen und immer vermissen

    1976-2003-2013


    »Das Staunen ist der Anfang der Erkenntnis.«
    ― Platon

  • Vielleicht liegt es auch daran, dass in der alten Schule das Schreiben nach anderen Methoden unterrichtet wurde (Sommer-Stumpenhorst?) und in der dritten Klasse dann die Erwartungen einfach anders sind und in der neuen Schule vielleicht andere Methoden benutzt wurden, so dass die Ergebnisse nach zwei Jahren eben anders sind? Meine Tochter schreibt immer 1 in Diktaten, genau wie ich früher. Aber ehrlich, wenn ich alte Schulhefte raushole, ich habe viel weniger Fehler gemacht. Beim Übergang in der fünften schrieb ich quasi fehlerfrei. Das ist bei J. nicht der Fall. Aber es wurde anders vermittelt und die Schwerpunkte waren auch andere.


    Vielleicht haben auch diese ganzen Statistiken Recht und in Berlin sind die Lernergebnisse einfach insgesamt schlechter als in Ba-Wü und ihr müsst ein bisschen nacharbeiten und dann wird er wieder gut mitkommen. <= Ich bin da immer ein bisschen kritisch mit diesen Untersuchungen. Aber man kann die offensichtlichen Unterschiede zwischen Sachsen und Bremen ja nicht wegleugnen. Und vielleicht wurde in Ba-Wü besonders auf Rechtschreibung wert gelegt. Ich könnte mir als Grund vorstellen, dass dort in weiten Teilen so ein starker Dialekt gesprochen wird,


    http://kulturen.b3at.de/wp-con…11/01/wirkoennenalles.jpg


    dass Schreiben wie Hören nicht klappen kann und deshalb beim freien Schreiben besonders auf Rechtschreibung geachtet wurde.


    Ach so, und aus der dritten Klasse erinnere ich:


    Groß- und Kleinschreibung, Satzzeichen am Satzende, Doppel-Konsonanten, Endlaute (Hund, nicht Hunt, wegen Hunde), v/f, ie/i wurden da schon beherrscht und auch in der Anwendung erwartet.

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Hier auch Tochter (8 Jahre) in der dritten Klasse. In den Diktaten schleichen sich hier ganz normale Schusselfehler ein. Dauerbrenner hier die Groß- und Kleinschreibung, da hapert es halt, gerade, wenn sie zügig in einem weg schreibt und nicht exra jedem Wort nochmal Aufmerksamkeit widmet. Mit viel Zeit klappt alles jedoch nahezu fehlerfrei...


    Ich würde dem momentan auch noch nicht sooo viel beimessen, eine Rechtschreibschwäche kann man auch schnell daherreden.


    Hat denn die Lehrerin etwas in Richtung Nachhilfe / Unterstützung vorgeschlagen? Oder kommt das erst beim nächsten Gespräch?

    Liebe Grüße


    Franziska


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    Kinder machen immer, was sie wollen.
    Und auch sonst haben sie uns einiges voraus.

  • mein großer ist ebenfalls 8 und geht in die 3. klasse und sie üben gerade verstärkt nomen und artikel => groß und kleinschreibung.
    in seiner alten schule/klasse wurde ab mitte der 1. klasse mit den jandorf selbstlernheften trainiert.


    ich könnte mir auch vorstellen, dass unterschiedliche erwartungen vorherrschen oder unterschiedliche leistungsstände durch unterschiedliche methoden.


    ODER der schulwechsel drückt auf die leistung. das ist bei uns nämlich so.


    in seinem zeugnis 2. klasse steht, er habe immer sehr konzentriert gearbeitet - seine neue KL schickt uns zum kinderpsychologen, weil er sich nicht konzentrieren kann.


    ich denke, neue schule, neue klasse, neues umfeld, neue gepflogenheiten - das knabbert alles und frisst kapazitäten. ich habe bei meinem schon den eindruck, dass er leistungsmäßig nachgelassen hat, weil er noch nicht ganz angekommen ist.


    spielt das vielleicht bei euch auch mit rein?

    Denn Gott in seiner Weisheit hat es den Menschen unmöglich gemacht, mit Hilfe ihrer eigenen Weisheit Gott zu erkennen.
    Stattdessen beschloss er, alle zu retten, die einer scheinbar so unsinnigen Botschaft glauben. 1 Kor 1,21

  • Na, das ist ja mal ne Schnelldiagnose von der Lehrerin. ;)


    Ich denke, dass der Wechsel und die unterschiedlichen Herangehensweisen sicher eine Rolle spielen.


    Bei uns wird jetzt verstärkt auf Rechtschreibung geachtet, es gibt erste richtige Diktate.

  • Mein Mann hatte nur einen kurzen Wortwechsel zwischen Tür und Angel mit der Lehrerin. Sie hat ihre Bemerkung sicherlich nicht als "Diagnose" gemeint, sondern eher als Feststellung, dass er mit Rechtschreibung Schwierigkeiten hat. In ca. 2-3 Wochen gibt es dann einen richtigen Gesprächstermin. Wir haben der Lehrerin vorab schon geschrieben, dass die "Rechtschreibschwäche" sicherlich damit zu tun hat, dass unser Sohn momentan noch sehr mit dem Schulwechsel beschäftigt ist und sich nicht so konzentrieren kann, und dass vielleicht auch unterschiedliche Schwerpunkte der früheren und jetzigen Schule eine Rolle spielen.


    Ich denke nicht, dass die Lehrerin daraus in näherer Zukunft ein Riesenproblem machen wird, sie wirkt wirklich sehr nett und aufgeschlossen. Ich wollte einfach nur wissen, wie ich die Situation einschätzen soll, also ob "normale" Drittklässler schon fehlerlos schreiben oder ob es total gängig ist, dass alles Mögliche falsch ist. Ich selber hatte als Kind null Probleme und mit acht Jahren eine ziemlich fehlerlose Rechtschreibung, bin aber auch ein sprachbegabter Typ und konnte schon mit vier Jahren lesen und schreiben. Bin also vielleicht nicht wirklich ein Maßstab. Mein Mann hat hingegen tendenziell wirklich eine Rechtschreibschwäche, was damals natürlich keine Socke interessiert hat und ihm ohne Ende Probleme gemacht hat. Bei seiner Mutter war es noch ausgeprägter, die kriegte es mit Prügeln reingebimst. ;( Mein Sohn ist vermutlich irgendwo dazwischen...


    Im Moment hat er wirklich noch andere Sorgen als das Schreiben. Bei Jungs ist ja z.B. die Stellung im Klassenverband immer ein Thema, da gibt es durchaus Reibereien und er ist auch immer wieder mal unglücklich damit. Es gefällt uns aber extrem gut, wie (aktiv) die Schule damit umgeht. Die Lehrerin sagte meinem Mann außerdem, unser Sohn sei ausgesprochen interessiert und aktiv am Unterricht beteiligt und habe ein überdurchschnittlich großes Allgemeinwissen. Sie nimmt also durchaus auch seine Stärken zur Kenntnis. Insofern mache ich mir jetzt keine großen Sorgen. :)

    Johanna
    mit La (#male 02/2004), Lu (#female 03/2006) und Z (#female 29.04.2010)

    Einmal editiert, zuletzt von JohannaP ()

  • ich finde, dass drittklässler in freien texten noch sehr viele rechtschreibfehler machen.
    mir läuft es da zum teil auch kalt den rücken runter, wenn ich z.b. die eintragungen in freundebüchern sehen. wir sind aber auch in berlin ;) . groß- und kleinschreibung wird bei uns schon erwartet, auch doppelkonsonanten, aber es beherrschen nicht viele kinder. im freien schreiben schon gar nicht.


    die lernmethode ist heute eben eine andere, es gibt andere schwerpunkte. der größte unterschied zu uns damals ist wahrscheinlich die lässige einstellung der kinder zur rechtschreibung. so wie wir vielleicht eine schrift für schnell und eine für gut hatten, haben die eine rechtschreibung fürs grobe und eine fürs feine ;) .


    meine tochter hatte letztes jahr für deutsch ein arbeitsheft, dass in der gleichen ausgabe auch für ba-wü gilt, so extrem unterschiedlich können die lehrpläne also nicht sein.


    eine echte legasthenie hätte eigentlich schon auffallen müssen, das sind doch recht typische fehler.

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Liebe Grüße von Tonks


    "Der Tag ist das Leben."

  • Wir sind ja auch Berliner; Imogen ist in der 3. Klasse. Hab gerade mal ihr "Elefantenbuch" (Schreiben/Rechtschreibung) mit Schulausgangsschrift geholt.


    Inhaltliche Reihenfolge: Großschreibung: Nomen, Satzanfang - Bestimmter und unbestimmter Artikel - Redezeichen bei wörtlicher Rede - Artikelformen - zusammengesetzte Nomen mit Artikel und Adjektiven - Fremdwörter, Satzschlusszeichen - Auslautverhärtung bei Nomen, Verben und Adjektiven - Gegenwart, Vergangenheit, Wortbausteine (Endungen -lich und -ig, Vorsilben), Wortfamilien - lange und kurze Selbstlaute, Wörter mit ah, eh, ih, oh, uh, Wörter mit ie, mit aa, ee, oo - doppelte Mitlaute, Wörter mit tz, Satzglieder, Wörter mit ck, Subjekt und Prädikat - Wörter mit ß, Wörter mit V/v und besonderen Buchstaben - Umlaute mit Nomen und Adjektiven, Vergangenheitsstufen, Umlaute mit Verben, Pronomen


    Was wird in anderen BL denn noch in der 3. Klasse gemacht?

  • Hier auch 8 Jahre, 3. Klasse, diverse Rechtschreibfehler. Ich als ehemaliges Lehrerkind übe immer #yoga und versuche meine Klappe zu halten, wenn er nicht fragt, ob etwas falsch ist, weil mich schon wundert, wieviel es ist.

    Viele Grüße
    Julika


    Glücklich zu sein ist nicht der Zweck unseres Lebens sondern das Ergebnis unserer Lebensweise.

  • Hm, der Begriff Rechtschreibschwäche ist halt inzwischen nun mal Teil des festen Diagnosebegriffs "Lese- und Rechtschreibschwäche". Daher sollte zumindest die Lehrerin ein solches Wort nicht leichtfertig in den Mund nehmen. Da sagt man dann eher "hat noch Probleme mit der Rechtschreibung" oder was ähnliches.

  • Hier (Bayern) hat es mir in der dritten und vierten Klasse auch die Zehennägel aufgerollt, als ich die Rechtschreibfehler in den Geburtstagskarten gesehen habe, die meine Söhne so bekommen haben. Und das waren durch die Bank Karten von Kindern, die eine 1 oder 2 in Deutsch hatten.


    Mein Kleiner ist ja jetzt in die fünfte Klasse gekommen und hat denselben Deutschlehrer, den der Große (jetzt 8. Klasse) damals hatte. Dieser Lehrer hat jeweils am Anfang der fünften Klasse ein Diktat geschrieben, in dem es bei so ziemlich allen Schülern vor Fehlern nur so wimmelte (bis zu 30 Fehlern; meine beiden hatten 7 bzw. 8 Fehler, und sie waren in der Grundschule wirklich sehr gut in Rechtschreibung). Den geschockten Eltern hat er dann auf dem Elternabend gesagt, sie sollen sich keine Sorgen machen; der Lehrplan sei so konzipiert, dass die Rechtschreibung erst am Ende der 6. Klasse richtig sitzt. Und bei meinem Großen hat sich das bestätigt.


    Also: auch hier im "Vergleichstest-Siegerland" Bayern kann von fehlerfreier Rechtschreibung am Ende der 3. Klasse keine Rede sein (wobei in den Vergleichsarbeiten ja nur die Lese- und Hörkompetenz getestet wurde). Wie es in BaWü ist, weiß ich natürlich nicht, das kann Dir aber ja dann die Lehrerin sagen. Ich vermute mal,


    - dass in Berlin die Lernwörter, die fürs Diktat vorausgesetzt werden, vielleicht andere sind,
    - und dass Dein Sohn das in der nächsten Zeit bestimmt aufholen kann.


    Jetzt schon von Rechtschreibschwäche zu sprechen, halte ich für völlig überzogen. Du solltest das natürlich im Auge behalten, aber lass Dich nicht verrückt machen.

  • Tja. In der Theorie haben sie schon einiges durch (Groß/Kleinschreibung, Satzzeichen am Satzende, Doppelkonsonanten, wörtliche Rede und was weiß ich was). In der Praxis ist J. Rechtschreibung ein Graus (ich hab schon in der 1. Klasse quasi fehlerfrei geschrieben und mein Mann ebenfalls). Diktate schreiben sie schon lange, in diesem Jahr in etwa alle 2 Wochen eins - Kind hat im Schnitt 3-6 Fehler auf einer halben Seite, obwohl die Lernwörter vorher fehlerfrei saßen und das gibt natürlich keine besonders tolle Note, leider.

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • hallo,


    in der schule meiner tochter (8 jahre - 3. Klasse) wird nach sommer-stumpenhorst unterrichtet. je mehr ich mich dazu belesen um so geschockter bin ich.


    kennt jemand gutes alternativmaterial zu sommer-stumpenhorst?

  • krebbel: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob die Lehrerin den Begriff "Rechtschreibschwäche" genau so benutzt hat. Sie hat ja mit meinem Mann gesprochen, nicht mit mir. Vielleicht hat er das anders wiedergegeben. Gemeint war es jedenfalls klar erkennbar nicht als Diagnose, sondern als Feststellung eines Bereichs, in dem unser Sohn nicht so gut ist.


    Ich habe übernächste Woche einen Termin mit ihr, sie hat eine sehr nette Email geschrieben.


    Wir üben jetzt ein bisschen spielerisch mit ihm und bauen seine aktuellen Lernwörter ein. Ich habe aber auch keine Lust, ihm den ganzen Tag mit Hausaufgaben vollzuknallen, er lernt eh schon genug. Meine Hoffnung ist, dass es von alleine besser wird, wenn er sich ein bisschen eingelebt hat. Gut, dass wir den Umzug nicht zur vierten Klasse hatten, das wäre Stress pur!

    Johanna
    mit La (#male 02/2004), Lu (#female 03/2006) und Z (#female 29.04.2010)