Umfrage berufstätige Mütter

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  • Ich finde mich in keiner der Optionen wieder. Denn erst mal bin ich ich, die Person. Ich habe einen Beruf, der auch zu meinem Selbstverständnis gehört, der meine Berufung ist und mich auch definiert.


    In meinem Privatleben habe ich auch Kinder. Aber das ist davon getrennt. Meine Auftraggeber z.B. braucht es nicht zu interessieren, wie ich die Kinderbetreuung hinkriege, das ist meine Sache, genauso wie ich meine Ehe führe oder wie oft ich meine Eltern besuche. Wichtig ist, dass das Projekt bei Deadline im Briefkasten ist. Bei "Berufstätig mit Kind" hängen beide Komplexe so zusammen, das passt für mich nicht, das sind für mich zwei völlig unterschiedliche Bereiche. Und diese Vermengung kann dazu führen, dass Mütter automatisch als weniger leistungsfähig angesehen werden, weil sie ja die Kinderbetreuung organisieren müssen.


    Und das ist unabhängig davon, wie viele Stunden jemand arbeitet. Eine Frau kann auch in einem 20-Stunden-Job 20 Stunden tolle Arbeit leisten. Und da ist es egal, ob sie in den restlichen Stunden ihr Kind von der KiTa holt, ihre alte Mutter pflegt oder ihre Hortensien pflegt.


    Versteht mich jemand? Ich habe gerade einen Gedankenknoten. Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, mein Selbstverständnis definiert sich über den Beruf, auch wenn die Kinder oft einen Großteil der Gedanken einnehmen. Aber mein Mutter-Sein ist was ganz Privates.

    Mitzl mit Großgemüse (2/07) und Kleingemüse (5/09)

  • Ich bin Rheinländerin, Berufstätige, Mutter, Partnerin, Freundin und noch einiges mehr. Was ich nicht bin: Perfektionistin. Ich möchte die Dinge gut machen, setze wechselnde Prioritäten bei gefühlt begrenzter Wahlfreiheit und fände mein Leben öde, wenn ich 100%ig nur eine einzige Rolle ausfüllen sollte. Ankreuzen kann ich nichts.

  • Danke Arnoli,


    Du hast das gut beschrieben und bis auf meine momentane Unzufriedenheit kann ich mich anschließen.


    Kiwi

  • Ich bin Mutter und habe einen Beruf und mein Mann ist Vater und hat einen Beruf. In der Zeit, als ich "nur" Zuhause war ("nur" in Anführungsstrichen, da es mit Kindern Zuhaue immer mehr als genug Arbeit gibt), wurde ich meinen Kindern sicher weniger gerecht als jetzt. Die mangelnde Abwechslung hat mich fertig gemacht.


    Was ich traurig finde, ist die Tatsache, dass wir 2013 haben und solche Fragen immer noch selbstverständlich an Frauen gerichtet sind. Nicht an Eltern und nicht an Väter. Und meistens von Frauen für Frauen.

    mache Pause - bin im Flohmarkt erreichbar! :)

  • Ich kann auch nichts ankreuzen und unterschreibe bei Talpa.
    Ich bin auch ich, liebe meine Kinder und auch meinen Beruf. Ich wäre kein glücklicher Mensch ohne meine Kinder und ich wäre auch keine glückliche Mutter ohne meinen Beruf.
    Daher bin ich sehr froh, dass ich beides meist sehr gut vereinbaren kann.


    Ich finde "Job" kommt in diesem Zusammenhang wirklich abwertend rüber. "Berufstätige Eltern" hört sich für mich ganz anders an als "Mutter mit (Mini-?)Job".

  • Hier wird wirklich gemäßigt diskutiert. Ich habe gerade die Diskussion auf der Rabeneltern-FB Seite verfolgt, bei der es um ein 14monatiges Kind geht. Meine Güte, da wissen viele, was eine "gute Mutti" zu tun hat. *argh*

    mache Pause - bin im Flohmarkt erreichbar! :)

  • Also ich bin Mama mit Job...das findet übrigens auch mein Sohn #herzen , also kann es wohl nicht soo falsch laufen, was nicht heißt, dass es mir nicht auch öfter mal so wie Trin geht *der winke-smily fehlt auch*!


    Das hier stößt mir auch ein bißchen sauer auf. Wenn man also Berufstätige mit Kind wäre, würde etwas falsch laufen? Also ist ist doch Mama mit Job die bessere Variante?


    Ich finde, man stößt immer wieder, ob offen, ob zwischen den Zeilen, auf deutliche Wertung, nix wertfrei. Und da schneiden Frauen, die versuchen, Job und Kinder gleichmäßig zu verteilen bzw.. bei denen der Job mehr Zeit einnimmt als die Kinderbetreuung doch deutlich schlechter ab.

  • Hallo,


    Genau das meinte ich. Die meisten scheinen es zu schaffen, beides unter einen Hut zu kriegen - oder wenigstens nicht besonders dardrunter zu leiden, wenn es nicht gelingt.


    Auf Arbeit nicht traurig darüber sein, daß man eine wichtige Sache beim Kind verpasst oder darüber, daß es den Nachmittag zum 4. Mal in der Woche bei den Großeltern verbrigt statt mit mir (dabei gönne ich ihnen diese Beziehung von Herzen) usw. - das schaffe ich nicht. Und selbst wenn ich es dann schaffe, kommt es wenn ich dort aus dem Haus gehe doppelt.


    Und sich zu Hause nicht darüber zu äregern, daß man die Vorarbeit fürs Projekt XY einfach nicht schafft - aber auch nicht das, was zu Hause ansteht, weil ich (vor allem selisch) ausgelaugt bin.


    Ich kann mich nicht so "trennen".


    In meinem Gefühl bin ich zuerst ich und zu mir gehört ganz dicht meine Familie.
    Erst ein ganzes Stück danach kommt der Beruf. Obwohl ich ihn liebe, brauche ich ihn nicht, um mich als Mensch komplett zu fühlen oder für mein Selsbtwertgefühl. Und das scheint auch falsch zu sein.


    Nein, ich erwarte keine Perfektion von mir. Aber auch schon, zumindest "gut" zu sein. Und nicht mal das krieg ich hin.


    Na ja, sie werden größer und brauchen mich immer weniger. Aber es macht mich traurig, denn ich sehe, was alles nicht mehr werden wird, WEIL sie groß werden...

  • Ähem, also hier im Forum sind wieviel? 98?% Frauen. Also richtet sich hier so eine Frage von Frauen an Frauen, an wen denn sonst? Und DASS hier 98?% Frauen schreiben, ist doch auch ein Hinweis darauf, dass Elternsein immer noch in erster Linie Frauensache IST und solche Fragen in erster Linie Frauen betreffen. Ich bin ja Feministin durch und durch und lebe in vieler Hinsicht das Traummodell jeder Emma-Redakteurin, aber irgendwie geht es doch an der Realität vorbei, zu behaupten, Frauen könnten einfach beides leben, ohne sich jeden Tag wieder neu zu entscheiden, ob gerade der Job oder die Kinder wichtiger sind. Und ich sehe in meinem Beruf Männer ohne Ende, die sich ganz offensichtlich diese Fragen nicht stellen, die noch nicht einmal erkannt haben, dass sie sich diese Fragen stellen sollten.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Ähem, also hier im Forum sind wieviel? 98?% Frauen. Also richtet sich hier so eine Frage von Frauen an Frauen, an wen denn sonst? Und DASS hier 98?% Frauen schreiben, ist doch auch ein Hinweis darauf, dass Elternsein immer noch in erster Linie Frauensache IST und solche Fragen in erster Linie Frauen betreffen. Ich bin ja Feministin durch und durch und lebe in vieler Hinsicht das Traummodell jeder Emma-Redakteurin, aber irgendwie geht es doch an der Realität vorbei, zu behaupten, Frauen könnten einfach beides leben, ohne sich jeden Tag wieder neu zu entscheiden, ob gerade der Job oder die Kinder wichtiger sind. Und ich sehe in meinem Beruf Männer ohne Ende, die sich ganz offensichtlich diese Fragen nicht stellen, die noch nicht einmal erkannt haben, dass sie sich diese Fragen stellen sollten.


    Ähm. falls du mich meinen solltest: ich bezog mich mit meinem Beitrag auf generelle Eindrücke in den Medien und RL. Ich werde oft gefragt, wie ich das alles mit Kindern wuppe. Mein Mann wird auch gefragt: "wie wuppt deine Frau das alles?" Dabei ist es eher mein Mann, der sich hier mehr einbringt.


    Wo wollen wir denn ansetzen, wenn nicht sprachlich-formell? Wenn wir uns darüber beschweren, dass Anschreiben an der Technischen Uni immer an den Herrn gerichtet sind, weil der Großteil der Informatiker männlich ist, dann ist meine Kritik doch genauso berechtigt, oder nicht? Dass man Männer und Frauen generell miteinbezieht ändert zwar praktisch nichts an den Verteilungen, aber evt. ganz marginal am gesellschaftlichen Bewusstsein. Das ist es mir einfach Wert.


    Zitat

    die noch nicht einmal erkannt haben, dass sie sich diese Fragen stellen sollten.

    Das meine ich doch! Sie werden auch seltener gefragt. Das genau ist mein Kritikpunkt.

    mache Pause - bin im Flohmarkt erreichbar! :)

    Einmal editiert, zuletzt von aniko ()

  • Das meinte ich in meinem allerersten Post. Um die Männer geht es irgendwie nie.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich meine die Empörung darüber, dass diese Fragen an Frauen gestellt werden. Auch in meiner perfekten Gleichstellungswelt muss sich jede Frau mit Kindern diese Fragen immer wieder stellen. Auch jeder Mann, klar, aber die Frage selbst ist immer noch nicht falsch. Sonst kämen wir noch zur Kapitalismuskritik - auch nicht schlecht. :D

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)


  • das drückt meine Gedanken auch sehr gut aus. (nur dass ich nicht Talpa heisse :)


    ich glaube auch zu verstehen, was dich zu der Frage treibt..
    aber in mir sträubt sich alles dagegen, bei der Umfrage mitzumachen.

    "A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over with a working simple system. "

    John Gall, The Systems Bible

    • Offizieller Beitrag

    Matilda, und aus feministischer Sicht ist es deshalb auch völlig doof, sich "zu empören"? Weil, mei, so ist halt die Realität...


    Nö, so bin ich nicht. MICH nervt das, dass offenbar die 2% Väter hier nicht mal der Erwähnung wert sind (die anderen 98% der Väter, die es gerüchteweise zu den Rabenkindern ja auch geben soll ja gar nicht gerechnet), dass es im 21ten Jahrhundert unter sehr gebildeten Menschen nicht einmal möglich ist, Lebensmodelle nicht gegeneinander aufzurechnen...


    Entschuldige, aber ich erlaube mir, mich da etwas zu empören. Sonst ändert sich ja nie was und meine Tochter und mein Sohn müssen weiter mit diesem gender-Blödsinn leben.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Und ich sehe in meinem Beruf Männer ohne Ende, die sich ganz offensichtlich diese Fragen nicht stellen, die noch nicht einmal erkannt haben, dass sie sich diese Fragen stellen sollten.


    Zu diesen Männern gehören doch Partnerinnen, die MIT Ihnen dieses Modell leben. Warum sollen wir als Frauen dann den Aufschrei planen? Diese Frauen haben sich mit ihrem Mann gemeinsam entschieden so zu leben, andere eben anders, gleichverteilter.


    Zur Gleichberechtigung gehört in meinen Augen, dass jedem auch zugestanden wird, dass sie/er in der Lage ist, sein Leben nach seiner Struktur zu gestalten. Wenn die TE meint, Job und Kind sei nicht zu vereinbaren, dann gehört für mich die Frage dazu: Ist ihr Partner mit der aktuellen Situation zufrieden und was kann/ will er tun, um ihre Zerissenheit zu mildern. Vielleicht liegt der Grund der Unzufriedenheit oftmals gar nicht an der Gesellschaft an sich sondern an der eigenen Rolle in der Partnerstruktur????

  • das, was "intern in den partnerschaften entschieden und gelebt" wird, hat ja extreme auswirkungen auf alle anderen... reine privatsache ist es nicht. natürlich ist es private entscheidung, aber die öffentliche debatte muss und darf da draufschauen. arbeitgeber stellen nur bestimmte ansprüche an arbeitnehmer, weil sie es KÖNNEN. weil es die extrasupersonderverfügbaren 60-stunden-klopper GIBT. denen zu hause der arsch freigehalten wird. wer in dem programm mitmachen will, muss das gleiche bringen - auch wenn er bzw. in 99% der fälle eher sie sich nach der arbeit noch um die kinder kümmern und die buxen bügeln muss/kann/darf. dass dabei auch überforderung aufkommt, WENN der beruf eigentlich geliebt und gern ausgeübt wird, ist ja nicht ganz unlogisch.


    lg, patrick

  • Also ... Erst mal ein Dankeschön an Matilda: Ganz genau, ich habe meine Frage in diesem Forum gestellt, also nicht an die große, ganze Gesellschaft sondern nur einen kleinen und de facto durchaus einseitigen Teil dieser Gesellschaft gerichtet, nämlich an kommunikative, rabig-bedürfnisorientierte, größtenteils berufstätige FRAUEN! Die Frage nach den Vätern stellt sich schon alleine deshalb nicht, weil sie hier nicht mitreden können. Mal abgesehen davon würde sich für einen Vater in der gleichen Situation der gleiche Konflikt auftun.


    Die Diskussion darüber, dass wir immer noch viel zu weit von einer "echten" Gleichberechtigung entfernt sind, trage ich mit. Nach wie vor ist es im Gesellschaftsbild so verankert, wenn einer beim Kind bleiben muss, ist das in erster Linie die Mutter. Und wenn einer beruflich voran kommen will, geht das nur mit entsprechendem (Vollzeit-)Einsatz und einem engagierten, erfolgreichen Mann kann man ja nicht zumuten, dass er zugunsten der Familie berufliche Abstriche macht. Und - auch das kommt dazu - vielen Männern wird das auch gar nicht ermöglicht, selbst wenn sie wollten. Nach wie vor sind viele Arbeitgeber gerade in Bezug auf ihre männlichen Mitarbeiter noch extrem umflexibel was Elternzeiten und Teilzeitarbeit betrifft. Wobei ich finde, dass es sich schon deutlich gebessert hat, gerade das Thema Elternzeit wird ganz langsam immer selbstverständlicher. ich kenne mittlerweile bestimmt ein Dutzend Väter, die für mehrere Monate Elternzeit genommen haben. Viele monieren, dass es im Jahr 2013 immer noch so zäh läuft, aber ich fürchte, ohne Geduld kriegen wir das nicht hin. Solche gesellschaftlichen Veränderungen brauchen Zeit, die Richtung stimmt aber immerhin schon mal.


    Bis dahin bleibt aber viel Verantwortung und Belastung in der Realität eben doch noch an den Frauen hängen. Und - auch das möchte ich unterstreichen - es hängt tatsächlich zu einem ganz wesentlichen Teil von der Art des Berufes ab! Es gibt ettliche Berufsfelder, die eine solche Flexibilität, wie sie für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nötig wäre, einfach nicht hergeben. In denen sogar Teilzeit nur schwer möglich ist. Dazu kommen finanzielle Gründe, etwa wenn ein Teilzeitverdienst für den Lebensunterhalt nicht ausreicht, gerade bei eher gering bezahlten Branchen.


    Was den Vorwurf des "Abwertens" betrifft: Ich habe mich redlich bemüht, meine Frage wertfrei zu stellen, einfach weil ich wissen wollte, wie das Leben berufstätiger Mütter im Jahr 2013 tatsächlich aussieht und wie es von ihnen wahrgenommen wird. Wer mir hier also eine Abwertung seines eigenen Lebensmodels unterstellt, der EMPFINDET es nur so und interpretiert meinen Post so, wie er in das EIGENE Bild passt. Wer also permanent in Hab-Acht-Stellung oder Abwehrstellung ist und mit der Überzeugung durch die Gegend läuft, einer intoleranten Gesellschaft ausgeliefert zu sein und sich permanent für das eigene Lebensmodell rechtfertigen zu müssen, der wird sich auch von meinem Beitrag angegriffen fühlen, egal ob der so gemeint war oder nicht. Ich denke schon, dass das vor allem eine Frage der eigenen Einstellung ist.


    Und genauso ist es auch mit der Frage, wie man die eigene Berufstätigkeit und die daraus resultierende Doppelbelastung erlebt. Man sieht ja auch aus den Antworten hier sehr deutlich, dass das für viele Frauen beileibe keine solche Selbstverständlichkeit ist sondern dass einige sogar darunter leiden. Und DAS sehe ich durchaus als ernstzunehmende Gefahr. Wir reden von der großen Wahlfreiheit bzw. fordern, dass Frau sich heute eben NICHT mehr entscheiden muss, ob sie Kinder oder Karriere haben will, sondern malen ein Gesellschaftsbild auf, in dem beides möglich ist. Und daneben eine glücklich strahlende, weil emanzipierte Frau. Dass die aber de facto mit dieser Zweigleisigkeit vielleicht gar nicht glücklich ist sondern sich permanent aufreibt, wird dabei übersehen. Mit dem Hinweis, das sei alles "nur eine Frage der Organisation" wird der gesellschaftliche Druck auf jede Frau, die das nicht so gut organisiert bekommt, ja noch zusätzlich erhöht. Jedes mal wenn ich diesen Satz lese denke ich mir: "Na super, Dankeschön, jetzt fühle ich mich besser!" Wieso ist meine Fragestellung wertend, aber eine solche Behauptung nicht? Diese Aussage impliziert doch, dass alle, die mit ihrer Situation unzufrieden sind, unterm Strich eben einfach bloß zu blöd sind, oder?


    Ich habe mit diesem Thread einfach mal eine andere Sichtweise angeregt: Was, wenn es nicht einfach nur eine Frage der Organisation ist (zu der zweifelsohne auch die Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau gehört), sondern ganz wesentlich auch eine Frage der eigenen Prioritäten? Und wenn wir schon so eine moderne, emanzipierte und tolerante Gesellschaft sind: Wie viel Platz für die eigenen, persönlichen Prioritäten wird Frauen heute denn gegeben?


    Männern übrigens auch nicht, denn die sind oftmals keineswegs glücklicher darüber, dass sie so vieles im Leben ihrer Kinder verpassen und sich für den Beruf bis zum Burn-Out-Syndrom aufreiben. Aber darüber wird kaum geredet. Väter haben keine Lobby, die werden höchstens verantwortlich gemacht für die ungleichmäßige Rollenverteilung.


    Das, was Mitzl sagt, dass Kinder, Haushalt und andere "außerberuflichen" Verpflichtungen reine Privatsache sind und den Arbeitgeber bzw. Auftraggeber nichts angehen, sehe ich übrigens ebenfalls sehr bedenklich. Das ist ja das Dilemma: Das vorherrschende Gesellschaftsbild sugerriert, dass "Frau" heute alles haben darf und selbstverständlich auch MIT Kind berufstätig sein und Karriere machen kann und wir wollen ihr natürlich auch nicht unterstellen, dass sie wegen der Kinder weniger leistungsfähig ist als etwa ein Kollege ohne Kinder, aber dann wollen wir auch kein Gejammer hören, was sie nebenbei noch alles gewuppt und organisiert bekommen muss. Wir lassen den ganzen Balast an der Frau hängen (ist ja schließlich Privatsache) und sehen zu, wie immer mehr Frauen an dieser Belastung zerbrechen. Und Aussagen wie die von Trin sind keinesfalls die Ausnahme! Nur klingt das nicht so schön emanzipiert ...


    Ich bin dazu übergegangen, meine Auftraggeber durchaus auch an meinem Privatleben teilhaben zu lassen. Habe Termine auf den Vormittag gelegt mit dem Hinweis, dass ich um 13 Uhr gehen muss, weil ich meine Tochter abholen muss. Habe Meetings mit diesem Hinweis abgebrochen. Habe Termine abgesagt mit dem Hinweis, dass meine Tochter krank geworden ist. Habe Termine vorbehaltlich angenommen und erklärt, dass ich das erst mit meinem Mann oder unserem Babysitter abstimmen muss, ehe ich zusagen kann. Ich will durchaus in den Köpfen bewusst machen, dass man Kinder nicht einfach in die Luft werfen kann, in der Hoffnung dass sie bis zum Meetingende da oben bleiben. Familien brauchen auch Verständnis. Hältst du eine Gesellschaft, die nach dem Motto "Wie du deine Kinder unterbringst ist deine Sache und geht mich nichts an" verfährt, wirklich für kinderfreundlich????


    Selbstverständlich sind auch Eltern mit Kind immer noch leistungsfähige und wertvolle Arbeitnehmer. Aber deshalb brauche ich doch nicht so zu tun, als würde es diese Kinder (während der Arbeitszeit) gar nicht geben. Damit bewirke ich ein Ausblenden in den Köpfen der Gesellschaft und das halte ich für den falschen wenn nicht sogar für einen sehr gefährlichen Weg.


    Und man sieht auch an den Antworten hier sehr deutlich, dass das beileibe nicht jeder so kann, dieses Umschalten von 100% Mutter auf 100% Beruf oder umgekehrt. Das ist nicht das, was ich mir unter familiengerechten Arbeitsbedingungen vorstelle. Glücklich ist, wer Oma und Opa in der Nähe hat und einen Partner, der seine eigenen Arbeitszeiten ebenso flexibel einteilen und kürzen kann, so dass mal der eine mal der andere für die Kinder da sein kann. Pech für diejenigen, bei denen das so nicht möglich ist. Die müssen dann halt doch Prioritäten setzen. Oder????

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Und ist Vater, der dann 120% Geld ranklotzt ein minderwertigerer Vater? Weil er ja "den Kindern gar nicht gerecht wird"?


    Dieser Vater wird seinen Kindern in einem Großteil der Fälle nicht gerecht werden können. Ich glaube nicht so recht an 5 Stunden Qualitätszeit am Sonntag-Nachmittag. Dessen dürfen sich diese Väter auch gern bewusst sein und ich mache ihnen das auch zum Vorwurf.


    Was mich an der Diskussion ärgert, was auch hier auftaucht, ist die empfundene Verpflichtung zu behaupten, man würde das alles schon wuppen und die Kinder würden einen nicht von der Arbeit abhalten. Mein Kind HÄLT mich von der Arbeit ab. Kinder sollten ihre Eltern von der Arbeit abhalten. Das Eingeständnis, dass einem das Vereinbaren von Kindern und Beruf mitunter schwer fällt, ist doch nicht antifeministisch, es ist für viele Menschen real. Ich hab ein Problem damit, wenn es verpflichtend wird, sich in die Reihen der "ist alles eine Frage der Organisation"-Rufer einzureihen, weil das mMn an den Bedürfnissen von Familien vorbeigeht, sondern einzig und allein der uneingeschränkten Verfügbarkeit als Humankapital am Arbeitsmarkt von Männern und Frauen dient.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)