Liebe Raben,
mein L. ist jetzt 9 Wochen alt. Am Anfang hat er nie geschrien. Ab und zu geweint, wenn ich nicht schnell genug erfasst habe, dass er Hunger hat oder die Windel gewechselt werden muss oder wenn das Bäuchlein weh getan hat. Aber keine "Schreistunde".
Mit dem 5-Wochen-Schub ging es dann los.
Abendliches Schreien immer zu gleichen Zeit und bei mir (und dem Kindsvater) der Eindruck, dass der Kleine sich was von der Seele schreien muss.
Wir tragen ihn dann, halten ihn, flüstern manchmal, wiegen manchmal - sind da und trösten aber versuchen nicht ihn still zu machen, wenn wir sicher sind, dass alle erfüllbaren Bedürfnisse erfüllt sind.
Wir haben außerdem gerausgefunden, dass ihn schlafen zu legen oder ins Tuch zu nehmen oder spazieren zu gehen oder zu baden bevor die Schreistunde losgeht diese nur nach hinten verschiebt.
Außerdem hatten wir den starken Eindruck, dass wir es richtig machen so. Er schreit und weint, manchmal drückt er sich richtig gegen mich und brüllt "in meinen Brustkorb hinein". Irgendwann ist er dann entspannt wie ein nasser Sack, möchte noch was futtern und schläft dann ein.
Nur dass das Schreien schleichend immer mehr wurde. Erst war es nur einmal abends und selten mal tagsüber. Inzwischen ist es jeden Morgen nach einer gut gelaunten Wachphase und anschließendem Nickerchen und abends. Oft geht es dabei inzwischen schon vom 5 los und zieht sich bis er dann gegen 9 einschläft. Nicht durchgehend, aber immer wieder, unterbrochen von durchaus gut gelaunten Wachmomenten oder kurzen, erschöpften Nickerchen und Milchgelagen.
Zusätzlich kommt es immer öfter vor, dass er auch mittags/nachmittags noch 1-2 Mal schreien muss.
Und so langsam frage ich mich, ob ich es nicht doch falsch mache. Aber ich hab auch schon probiert unseren Tagesablauf zu ändern, vermehrt darauf geachtet ihn wirklich immer gleich hinzulegen wenn er müde ist - selbst wenn er dann nur für mich wenig regenerative 15 Minuten döst. Aber es ändert nichts. Ich habe ein zufriedenes, lachendes Baby, und von jetzt auf gleich steht er unter Spannung und schreit. Oder er schläft, wacht auf - aber nicht schreiend, sondern erst mal noch leicht verschlafen, manchmal auch lächelnd - und dann ist irgendwann die Spannung da und das Geschrei geht los.
Auch nicht urplötzlich, manchmal, aber nicht immer. Meistens sehe ich halt dass die Spannung mehr oder weniger langsam zunimmt bis er dann irgendwann "reif zum Schreien" ist. Das liest sich so furchtbar.
Aber alle Versuche ihm dann die Spannung schon beim Aufbau zu nehmen (wie oben beschrieben zB durch Tragetuch) verschieben das Ganze nur.
Immer öfter denke ich: und wenn doch was nicht stimmt - körperlich, vielleicht neurologisch? Oder wenn ich meinem Baby dieses Leid ersparen könnte, wenn ich irgendwas anders mache?
Mir kommt die Entwicklung eben falsch vor: wenn ich richtig mit ihm umgehe, warum wird es dann mehr und nicht weniger, was er loswerden muss?? ;(
Es zehrt auch ganz schon an mir. Grade im Tragetuch überträgt sich die ganze Spannung auf mich, und ich muss die dann ja auch wieder irgendwie loswerden, um sie nicht wieder auf ihn zu übertragen.
Bei einer Osteopathin, die viel Erfahrung mit Säuglingen hat (und von meiner Hebamme empfohlen wurde), war ich auch schon - er hat keine Blockaden. Das hat sie nicht nur mit den Händen festgestellt, sondern ihn auch beobachtet, also wie er sich wach und schlafend bewegt.
Er merkt die Zähne momentan schon ein wenig hab ich den Eindruck, aber dnan ist das weinen und nörgeln anders, außerdem freut er sich dann immer über den Beußring.
Und wenn es Schmerzen wären, dann wären doch auch die Uhrzeiten/Zeitpunkte nicht immer gleich..
Ich hab mich auch schon gefragt, ob er nicht genug Körperkontakt bekommt.
Dazu muss ich sagen: er schläft am Besten ohne Körperkontakt. Warum weiß ich nicht. Auf meinem oder Papas Bauch geht gar nicht. Es ist gut wenn ich da bin und er mich reden hört, ich führe deshalb inzwischen schon oft Selbstgespräche, damit er mich hören kann.
Aber bei direkter körperlicher Nähe fängt er an zu zappeln und wird immer aufgedrehter.
So richtig kuscheln will er auch nicht.
Massagen genießt er, er bekommt jeden Morgen nach dem Aufstehen eine Streichelmassage am ganzen Körper, und abends dann noch eine für's Bäuchlein.
Und ich hab ihn momentan täglich etwa zwei Stunden im Tuch. Ich finde das eigentlich zu wenig Tuch und Körperkontakt insgesamt - also so vollen Körperkontakt, auch beim Spielen hab ich fast immer eine Hand an ihm oder berühre ihn ganz viel.
Aber wenn ich die Zeit dazu addiere, die ich ihn ohne Tuch schreiend herumtragen muss.. mir wird das langsam zu viel, ich mag ihn dann in den "guten Phasen" nicht auch noch an mir kleben haben.
Hinzukommt, dass er in den Wachphasen eigentlich immer gucken und spielen und gucken und gucken und gucken will, und sich im Tuch dann richtig nach oben stemmt und von mir wegdrückt, und das eigentlich gar nicht so toll findet hab ich den Eindruck.
Ach ich weiß auch nicht, was ich eigentlich lesen will.
Kennt das jemand, dass es "einfach so" mehr statt weniger wird mit dem Schreien? Habt jemand einen Rat oder ein paar tröstende Worte?
Ich verkrampfe an vielen Tagen auch schon, wenn ich merke es geht gleich wieder los, obwohl ich weiß, dass es das schlimmer macht. Und ich werd auch immer erschöpfter.
Er schläft nachts von 9 abends bis 10 morgens mit einer kurzen Wachphase gegen 2.00 quasi durch (für mich zählt 2x Fläschchen im Halbschlaf nicht). Dafür dann tagsüber selten mal zwei Stunden am Stück, eigentlich immer nur wenn er das Fläschchen bekommt zwischen 15 und 45 Minuten dösen/Halbschlaf. Sprich ich komme auch was Verschnaufpausen angeht zu kurz.
Jetzt weniger um Schlaf nachzuholen, als um mal den Kopf freizukriegen. Und wenn er dann wieder wach ist oder ausgeschrien hat, dann ist er fit und aktiv und will beschäftigt werden, dass ich lustige Laute mache und Grimassen ziehe.