"Ich bin gar kein Mädchen!"

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  • ...kreischte Tochterkind während der vergangenen drei Tage bei jeder Gelegenheit.


    Kennt ihr das auch? Und was fange ich damit an?


    Sie ist jetzt 5 3/4 Jahre alt und ihr fiel heute morgen im Kindergarten wieder siedend heiß ein, dass sie alles blöd findet, was Mädchen haben und machen. Ich konnte sie gerade noch davon abbringen, ihre pinken Hausschuhe in den Müll zu schmeißen.


    Gottseidank hatte sie eh ein blaues Shirt und eine rote Hose an, so dass sie sich wenigstens nicht vor dem Gruppenraum
    ausgezogen hat.


    Wenn andere Kinder dann sowas sagen wie "Aber du bist doch ein Mädchen" wird sie richtig böse, kreischt wiederum "ich bin überhaupt kein Mädchen" und das geht dann mit einer tiefen Verzweiflung einher.


    Ich hab das jetzt einfach so hingenommen, weiß aber nicht, ob ich sie da irgendwie bestärken soll oder ob ich das als Phase einfach deeskalierend begleiten soll ;). Ihre besten Kumpels sind auch Jungs, und ich habe das Gefühl, sie will irgendwie dazugehören, bzw. sich abgrenzen. Eigentlich ging bisher immer beides: Ballett machen und trotzdem mit Jungs spielen. jetzt aber irgendwie nicht mehr #weissnicht


    Sprüche, die ich von ihr öfter schon gehört habe waren z.B. "Ich will das nicht, ich kann das nicht leiden, das ist Mädchenkram!"


    Hilfreiche Tipps, irgendwer?

  • Meine Schwester hat in dem Alter auf raspelkurze Haare bestanden und sich Steve nennen lassen :D meine Mutter hat es mitgetragen und es war nie ein problem (im kiga oder so).


    ich denke, ich würde zwei punkte ansprechen:
    1) jedeR darf sich sein geschlecht selbst aussuchen. pink ist auch für Jungs und Mädchenkram ist nicht doof, aber sie darf absolut selbst entscheiden, welche hobbies sie haben will, welche bücher sie lesen will und welche farben sie mag.welche gemeinsamkeiten gibt es bei mädchen und jungs, sind die gruppen wirklich so homogen?


    2) was genau findet sie doof? was nimmt sie da wahr, welche gefühle stecken hinter der wut?


    Das ganze kindgerecht verpackt.

  • Danke @happy spider -


    ich werde mich nochmal ganz in Ruhe mit ihr hinsetzen. Eigentlich empfinde ich unser Umfeld schon als recht "gendertolerant", die Papas tragen auch mal rosa, Mädchen spielen Fußball und wenn Tochter lieber Bob der Baumeistersachen als Lillifee will, geht das auch immer klar. (Ja, das sind oberflächlichkeiten, aber darauf bezieht sie sich bei ihrem protest ja auch)


    Ich glaube, was genau sie doof findet, hat sie bisher nicht so richtig benannt. Ich schätze, dass die Jungs manchmal so Sachen sagen, dass sie Mädchenkram doof finden. Z.B. wollte sie zum Geburtstag ihres Freundes kein rosa bzw. Kleid anziehen, weil "O. Mädchensachen hasst!" (ich bin mit der Mutter sehr gut befreundet und weiß, dass sie solche Genderthemen überhaupt nicht vorlebt...ähm also nicht in Jungs und Mädchen einteilt).


    Also werde ich dem mal auf den Grund gehen. Ab und zu mault sie wegen Mädchensachen zwar rum, aber die letzten Tage hat sie sich echt vehement abgegrenzt, mit Weinen und allem drum und dran.

  • Ich würde alles, was sie derzeit doof findet, radikal ausmisten, bzw erstmal wegpacken.


    Zum Ballett kann sie weiter, da gehen nämlich auch Jungs hin (meiner zB und der Sohn von Mo hier im Forum wird sogar Berufstänzer).


    Ich schätze, sie hat gemerkt, daß Jungs mehr dürfen, die "müssen toben" etc. Ich würde da ansetzen und mal klären, was am Jungssein so toll und am Mädchensein so doof ist.


    Dann kann man ihr auch klarmachen, daß sie keineswegs unpraktische Lackschuhe anziehen muß oder was immer sie halt gerade beknackt findet.

  • Kann es sein, dass es im Kindergarten Spiele gibt, die ausschließlich Jungs spielen? Meine Tochter hat bis in die 3. Klasse vor allem mit Jungs gespielt. Und als es dann um das essentiell wichtige Spiel "mädchen fangen Jungs" ging, bestanden ein paar Mädchen darauf, dass sie auch auf der Seite der Mädchen mitspielt. Das hat eine mittlere Krise ausgelöst. Vielleicht gibt es solche Themen in der Kindergartengruppe?

  • Meine Tochter hat das schon mit 2 1/2...'Ist das T-Shirt für Buben?' - Ich suche ein neutrales aus - 'Das können auch Buben anziehen!' - 'Nein! Ich will eins was NUR für Buben ist!' - also eins mit Traktor oder Totenkopf drauf ;) Dann wird bei allen Sachen gefragt, 'mögen Buben eigentlich Eis?' - 'Dürfen Buben eigentlich Stillen?' -etc. Allerdings sagt sie, wenn man sie fragt, ob sie einen Schwanz hat, ganz empört 'NEIN! Ich bin nur zum Spaß ein Bub!' ;)
    Mit dem Alter deiner Tochter hab ich keine Erfahrung, kann mir aber vorstellen, dass sie gerne einfach mal eine andere Rolle ausprobieren will. Ich würde mitmachen und sie als Buben behandeln (was auch immer das heißt). Die pinken Hausschuhe vielleicht zwischenzeitlich einlagern.

  • Ich war auch so ;) hab mit Jungs gespielt, getobt, gebaut... Jungs Klamotten angezogen... Bloß kein Mädchenkram (Kleider, Röcke, Puppen, Rosa,... Alles doof) Hatte mir sogar einen Jungen Namen ausgesucht!
    Später hat sich das relativirt,... Aber ein Klischee Mädchen/Frau war ich noch nie!

    Hebt man den Blick sieht man keine Grenzen #rose

  • also, mein mädchen (6 1/2) hat das auch ganz ausgeprägt, gerade vor drei tagen hat sie die haare wieder raspelkurz schneiden lassen und heißt seitdem matias. das hatte sie schon mal vor etwa 3 jahren.


    und mein junge hatte das ähnlich, von daher weiß sie eigentlich, daß jungen durchaus auch rosa tragen und lange haare haben. mein sohn war auch beim ballett :)


    ich mach das mit soweit ich dran denke (den geänderten vornamen krieg ich selten hin) und problematisiere das sonst genausowenig wie die "ich bin ein hund! ich bin ein feuerwehrmann! ich bin ein meisterdieb! -phasen.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)




  • Da denke ich ja gerne an dieses Kind...die Tochter von Brad und Angelina. Die sich schon seid Jahren konsequent jungenhaft gibt und auch gelassen wird #top


    Ich selber war ungefähr ab 7 Jahren sehr jungenhaft und habe mich zusammen mit einer Freundin auch oft für einen Jungen ausgegeben. Kurze Haare, Jungsklamotten.....wenn ich Röcke anziehen musste(das haben meiner Eltern manchmal erzwungen) habe ich mich geschämt und wirklich gelitten.


    In der Pubertät hat sich das gelegt aber ich bin immer noch eher der sportliche Typ und ziehe keine Röcke an #finger :D

    Susanne mit Kasperle 08/04 , Seppel 01/07 und Gretel 10/10 :) und Überraschungsstar April/2014


    Pippi Langstrumpf:" Es ist unbedingt wichtig für kleine Kinder ein
    geordnetes Leben zu haben. Besonders, wenn sie es selbst ordnen dürfen." :D

  • Die beste Freundin meines Sohnes wäre heute noch lieber ein Junge (10J), ihre Schwester genauso und eine Freundin meines kleinen Sohnes (7) ebenso. Ich glaube nicht alle Mädchen sind so rosa-pink Fans und grenzen sich dann davon ab. Es ist ja unter Mädels schon so, dass der Hype tlw. einfach zu hoch gehängt wird. Ich selber wollte als Mädchen nicht gerne Mädchen sein, weil die Kleider anziehen müssen (so glaubte ich) und das mochte ich eben nicht damals. Die Mädels hier, die eher Jungen sein wollen, spielen durchweg nicht so gerne mit Puppen, sondern lieber Playmobil, Lego oder draußen herumtoben. Das disqualifiziert die 3 bei sehr mädchenhaften Mädchen und führt dann zu einer Art Widerstand?


    Ich denke mit der Pubertät verändert sich das dann. Bis dahin tut man sich wohl einen größeren Gefallen, wenn man die Kinder schlicht in Ruhe lässt. Und wenn mein kleiner Sohn Glitzerstifte mag- was ist dann schlimm daran?

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Kennt ihr das Phänomen eigentlich auch andersrum, also Jungs, die Mädchen sein wollen?
    Ich habe den Eindruck, das besonders "Mädchen sein" negativ gesehen wird.
    Warum? Was denkt ihr?

  • Ich habe den Eindruch, dass die weibliche Seite in Jungs noch nicht akzeptiert wird. Mit Mädchen, die gerne Fußball spielen, hat heutzutage kaum noch jemand ein Problem. Aber bei Jungs... mein Mann ist da ziemlich deppert und glaubt allen ernstes Jungs würden schwul, wenn man sie Mädchensachen machen lässt. Ich hab meinen Mann da schon "unter Kontrolle", aber ich fürchte das Denken ist doch noch verbreitet.
    Jungs mit Nagellack werden halt auch gehänselt. Mädchen in Sportkleidung werden schon mal dämlich gefragt, ob sie nicht lieber ein Kleidchen mögen, das war es aber auch (hier zumindest). Also das Ausmaß an Hänseleien ist doch noch mal anders.
    Weil das so ist, schütze ich meinen kleinen Glitzerfan dann auch beizeiten und sage ihm, dass das nicht bei allen gut ankommt, merkt er dann ja auch. Ich finde es dämlich, werde aber mein Kind nicht zur Aufklärungsmission nutzen, das braucht er nicht.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Meine Jungs haben auch" lange" Haare ( schulterlang) , lackieren sich die Nägel, rennen im DM gleich zum Schminckzeug, mögen Glitzer und besonders der kleine mag gerade Feen und Einhörner.
    Aber sie haben gewiss nicht den Wunsch, Mädchen zu sein. Sie sind sogar ziemlich jungenhaft. ;)


    Das ist es also nicht.

  • Hat meine Tochter heute auch behauptet. Und dabei war sie bis vor ein paar Wochen komplett auf rosa, pink, lila, Glitzer eingeschossen.


    Mein Sohn hingegen lässt sich die Haare lang wachsen, trägt gerne Kleider und seine Lieblingsfarbe ist rosa... So langsam scheint er zu realisieren, dass das bei anderen teilweise nicht gut ankommt. Ich erkläre ihm warum dass meiner Meinung nach so ist, aber auch dass ich es falsch ist und sage ihm, dass ich finde, dass jeder so sein darf wie er sein möchte.


    Ich weigere mich die Kinder diesbezüglich ungleich zu behandeln oder zu beeinflussen. Findet unser Umfeld teilweise bedenklich, aber was soll's!?

  • Liebe Junora,
    da ich als Kind ebenfalls ALLES was typisch Mädchen war sehr ablehnte kann ich deine TOchter nur zu gut verstehen.


    Doch selbst wenn einige hier schreiben, dass sie das Phänomen auch von der anderen Seite kennen. Wie Miriam beschreibt, es gibt noch viel zu viele Menschen, die eben nicht die Gelassenheit bei beiden Geschlechtern haben. Es gibt immer noch eine unterschwellige Wertigkeit, bei der leider, leider die Mädchen die Verliererinnen sind. Deshalb würde ich vorsichtig nachforschen und vor allem auch die positiven Seiten des Mädchenseins betonen.
    - Zugegeben, mir ist es extrem schwer gefallen. - Schwanger werden zu können war für mich der einzige, wenn auch sehr gewichtige Vorteil, den ich meiner Tochter nennen konnte.


    Geschlechterrollen sind hier Dauerthema. Farben haben kein Geschlecht, manchmal haben Jungs längere Haare als Mädchen (ist zwar hier in der Familie so, auf Bildern greifen für unsere Kinder dennoch die klassischen Stereotypen).


    Eine reine Ablehnung von Allem was als typisch Mädchen angesehen wird geht für mich wie gesagt zu sehr in Richtung Wertigkeit. Was Madrone beschreibt ist ein Glücksfall. Leider halt viel zu selten in der Ausgewogenheit.

  • Deshalb würde ich vorsichtig nachforschen und vor allem auch die positiven Seiten des Mädchenseins betonen.
    - Zugegeben, mir ist es extrem schwer gefallen. - Schwanger werden zu können war für mich der einzige, wenn auch sehr gewichtige Vorteil, den ich meiner Tochter nennen konnte.


    Tittenbonus?
    #angst


    Ich denke, ich würde sagen


    - man darf sich aussuchen, ob man ein Mädchen oder Junge sein will


    - man darf auch frei entscheiden, was man anzieht oder was man macht, und das hat nicht unbedingt was damit zu tun, ob man ein Junge oder Mädchen ist - sie darf zum Beispiel ein Junge sein (wollen) und andere Jungs toll finden und sich für Autolack und Nagellack interessieren.


    - ich finde es ok, ein Mädchen zu sein, es hat Vorteile und Nachteile, aber das hat Junge-sein auch.


    Ein Vorteil, wenn man ein Mädchen ist, ist zum Beispiel, dass die Leute tendenziell freundlicher/höflicher zu einem sind und mehr Verständnis haben, wenn man traurig ist.


    Man wird auch seltener komisch angeschaut, wenn man sich die Haare färbt.

  • Danke für eure Antworten. Heute (kindergartenfrei) kam das Thema überhaupt nicht auf bisher...wahrscheinlich ist es doch etwas die Gruppendynamik. Obwohl ich eigentlich zumindest bei der einen Erzieherin glaube, dass sie recht genderneutral an alles rangeht und keinen Druck aufbaut.


    Tochterkind stand ja sonst auch immer total auf Hello Kitty und Glitzergedöns, Fillys etc. - und das habe ich bestimmt nicht forciert, mir ist das alles viiel zu plüschig. Kurz vorm Wochenende hatte der Hund etwas von ihren Schuhen abgebissen und ich hatte keine Zeit und habe meinen Mann zum Schuhekaufen geschickt. Er kam dann auch mit Turnschuhen....rosa-schwarz mit Glitzer und Blinklichtern von Monster High :S :S :S. Tochter war vollkommen hingerissen. Anscheinend wohnen zwei Herzen in ihrer Brust. Wobei ich es auch verstehen kann. Ich fühle mich als Frau auch immer latent benachteiligt. Trotzdem versuche ich natürlich immer, manche Gedanken von ihr zu klären.


    Mir fiel vorhin noch ein, dass sie auch öfter mal in bestimmten Situationen sagt, dies und das sei "nur für Frauen/Männer".


    Beim Autofahren sagte sie beispielsweise mal, eigentlich dürften doch nur Männer Auto fahren. Oder Männer dürften nur schnelle Autos fahren und Frauen nicht. Und sowas kommt in den verschiedensten Situationen, wo ich das aber immer recht schnell klären kann...alle Frauen in unserem Umfeld fahren Auto (sogar mal schnell ;)). Sie selbst interessiert sich brennend für Automarken und ihr war auch sofort aufgefallen, dass der Papa plötzlich mal andere Reifen drauf hatte.


    Ich werde da noch verstärkt drauf achten und vielleicht noch mehr Klamotten anschaffe, auf die sie zurückgreifen kann, wenn es mal wieder akut wird.

  • Ein Vorteil, wenn man ein Mädchen ist, ist zum Beispiel, dass die Leute tendenziell freundlicher/höflicher zu einem sind und mehr Verständnis haben, wenn man traurig ist.


    Man wird auch seltener komisch angeschaut, wenn man sich die Haare färbt.

    Damit würde ich aber Klischees befestigen, was ich nicht wollte.