Wie kommen Eltern zu ihrer Erziehungseinstellung?

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  • Also ich kenne Leute, die Baby mit Babyfon allein gelassen haben um mit den Nachbarn zu feiern. Das finde ich schon grenzwertig, aber ok. Alles andere ...


    So von den Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis kommt ganz viel von Frauenaerzten und Hebammen und dem Freundeskreis. Ich hatte als Erstschwangere keinerlei Bekannte mit Kindern und bin ueber meine Frauenaerztin an meine damalige Hebamme geraten. Die war sehr rabig und hat mir auch das Forum empfohlen. Ich weiss nicht, wo ich ohne sie gelandet waere?
    Wenn ich stattdessen eine der aelteren Feldwebelshebammengeneration erwischt haette .. mir ist da teils die Kinnlade runtergeklappt wenn ich gehoert habe, was mir Bekannte so erzaehlt haben. Meist eben das klassische "man darf das Baby nicht verwoehnen" "sonst gewoehnen die sich da dran" und Stillplaene usw. usf.
    So mancher Ratgeber, der in Buchhandlungen offen rumliegt faehrt eine aehnliche Schiene.


    UNd wenn man erstmal da drin steckt .. unterstuetzt vom Wissen der eigenen Eltern, dann bleibt man da vielleicht drin haengen. Und gibt es an den Bekanntenkreis weiter.


    Ich kenne zumindest 2 Leute, die sich unseretwegen mit sowas wie Tragetuechern abgegeben haben .. eine weitere leider aber auch, die das so toll fanden und sich dann nen Babybjoern haben schenken lassen und da einfach keinen Unterschied sehen konnten. Ist schliesslich viel besser, wenn man das Kind auch mal andersrum reinpacken kann #hammer


    Ich weiss auch nicht. Ich halte mich da mittlerweile zurueck .. wenn man mich nicht direkt fragt .. und denke mir meinen Teil. Also solange es nicht das Kind ernsthaft gefaehrdet.


    Und auch bei aelteren Kindern steckt das "Das Kind darf einem nicht auf der Nase rumtanzen, sonst werden sie spaeter schwierige Teenager" verdammt tief drin in vielen. Selbst mir kommt das als durch den Kopf und ich muss mich erinnern, dass das Bloedsinn ist. Ist aber manchmal auch schwer ..

  • Myrte
    So wie ich es geschrieben habe, kann ich Deine Bedenken nachvollziehen. Das Wort "Maßstab" ist defintiv unglücklich gewählt.
    Die Erziehung meiner Eltern ist sowas wie ein Ausgangspunkt neben den ich meine Gefühle, die Ansicht meiner Frau und natürlich auch das gelesene/gehörte von dritten halte. Aus allem zusammen entwickle ich dann meine eigene Haltung, die durch praktische Erfahrung modifiziert/bestärkt oder auch widerrufen wird.
    Ohne diesem "Ausgangspunkt" hätte ich aber das - in diesem Fall negativ besetzte - Gefühl, quasi "haltlos im Raum" zu schweben.
    Schwer, es genau so in Worte zu fassen, wie ich es meine - deswegen nähere och mich in immer enger werdenden, konzentrischen Kreisen an :-).

  • Ich glaube es kommt ganz stark darauf an, welche Haltung man anderen Menschen im Allgemeinen gegenüber annimmt. Bin ich anderen Menschen im Allgemeinen gegenüber wertschätzend oder sehe ich erst einmal das Schlechte im Menschen?


    Viele Menschen halten Studenten für faules Pack, Politiker für korrupt, Ausländer für Sozialschmarotzer und Babys eben für Tyrannen. Im übrigen unabhängig von Bildung oder Sozialstatus. Man kann das schön Sonntags in Polittalkshows sehen, dass wirklich reiche Menschen einem -Hartz4-Empfänger die Butter am Brot neiden.


    Dazu kommt, dass es für viele Menschen (inklusive mir) schwierig ist sich vom Perfektionsgedanken frei zu machen. Ich will das Beste für mein Kind. Aber muß ess nicht auch Lernen, dass.... Nun, ich bringe es nicht übers Herz Fräulein Mahlzahn weinen zu sehen und tue (fast) alles um das zu verhindern. Aber solche Gedanken inklusive einem diffusen Ich-verwöhne-mein-Baby-Gefühl kenne ich auch.


    Außerdem bin ich bei Frankmann. Wir waren bei Freunden zu Besuch, die einen acht Monate alten Sohn haben. Diese pflegen einen sehr distanzierten Erziehungsstil. Also Kinderwagen, viel Schnuller, eigenes Bett, wenig Arm, inzwischen abgestillt. Alles in allem nicht mein Ding. ABER: Sie gehen liebevoll mit ihm um, reagieren auf sein Weinen ( wenn auch vielleicht einen Tick später als ich das täte) und er wirkt zufrieden und ausgeglichen.
    In dem Rahmen würde ich sagen für mich unvorstellbar, aber wenn das ihr Weg ist... bitte...

  • Mal abgesehen davon dass es GAR NICHT geht ein baby alleine zu lassen ist gerade beim Umgang mit Kindern auch viel Erfahrungssache. Wir waren die ersten im Bekanntenkreis die losgelegt haben ;) und haben "unseren Stil" auch erst mit der Zeit gefunden. Bauchgefühl, wie machen es andere, etc. pp. Auch gab es den ein oder andereren Versuch und Irrtum.
    Gerade bei Erstlingseltern mit so kleinem Baby wäre ich (abgesehen von s.o.) nicht so sehr streng. man lernt, durch tun, durch reden mit anderen erarbeitet man sich eine eigene Meinung, durch beobachten bekommt man ein eigenes Gefühl.

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

  • also das mit dem alleine lassen hatte ich glücklicherweise falsch verstanden. es ging nur darum, das die eltern bei so einem kleinen würmchen 2h nicht da sind. das ist dann wirklich keine fall mehr fürs jugendamt, sondern ganz prächtig für eine rabendiskussion *puhh* bin ich erleichtert.


    lg quark

  • Ich selber habe viel von Zuhause übernommen. Meine Eltern waren eher alternativ (Hausgeburt, langes Stillen, Homöopathie, keine Impfungen, Vollwertkost, Birkenstock und waldorfschule ;) ), meine Mama hat mit in meiner ersten Schwangerschaft das liedloff-Buch geschenkt und eine ZDF-Doku, die steinzeitbabys hieß und wo es in attachment Patenting ging. Weil ich keine KH-Geburt wollte hab ich im Internet gleichgesinnte gesucht und bin auf die Raben gestoßen. Inzwischen ist das alles (familienbett, plazentaessen, sechs Jahre stillen etc. ) so normal für mich, dass ich mich diebisch freue, wenn mal jemand total platt ist, weil alle Kinder bei uns im Bett schlafen. :D


    Bei mir ist es also eine Kombi aus elterneinfluss, selektiver infosuche und Freundeskreis, der mittlerweile auch sehr rabenlastig ist. ;)

  • wie schon gesagt, ich war auch bei eher kleinerem baby (ab 4 monate) mal zwei stunden nicht da, zb rückbildung oder flötenensemble. das baby war in der zeit bei meinem mann. hat den beiden nicht geschadet #weissnicht auch als das baby ganz klein war, haben mein mann oder meine schwester sie für 2-3h um den block gefahren, damit ich arbeiten konnte. das war alles nie ein problem.


    wir waren auch so ziemlich die ersten im freundeskreis und viel war einfach trial und error. und mein zweites kind hat mich gelehrt, dass nicht unbedingt alles für jedes baby gleich gut funktioniert. und wir pflegen keinen "distanzierten" erziehungsstil, aber meine kinder waren im kinderwagen am anfang, ab 4 monate nutzte ich auch den ergo. tragtuch hassten sie beide, so ziemlich von anfang an. und sie fuhren auch mit grossem vergnügen ab ca. 11-12 monaten vorwärts gewandt. also hab ich einfach keine rabigen kinder so wie's ausschaut. manchmal wollten sie auf den arm und getragen werden, aber viel lieber wollten sie alleine los. meine kleine liess sich, sobald sie laufen konnte, nicht mehr in einer traghilfe tragen. da war sie 11 monate alt.
    ich selbst schlief von anfang an im eigenen bett, wurde nie gestillt und trotzdem waren meine eltern nicht distanziert. ich frag mich bei solchen sachen immer, was ihr alle für eltern gehabt habt, meine waren liebevoll, kuschlig, behütend, auch wenn ich immer im eigenen bett schlief und flaschenmilch bekam.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

    • Offizieller Beitrag

    ich frag mich bei solchen sachen immer, was ihr alle für eltern gehabt habt, meine waren liebevoll, kuschlig, behütend, auch wenn ich immer im eigenen bett schlief und flaschenmilch bekam.


    Ja, das frage ich mich auch oft. Ich war zwar im Familienbett (naja, Mutter-Kind-Bett, meine Mutter war ja Witwe), auch mein Mann hatte sein eigenes Bett - aber die Grundeinstellung seiner und meiner Eltern war einfach "kindzugewandt".
    Und ich kenne auch fast nur solche Familien, in denen das der Fall ist.
    Mal im Detail etwas anders, etwas länger, etwas kürzer gestillt - aber die Kinder werden geliebt und das wird auch gezeigt (ob mit mehr oder weniger Geschmuse ist doch hauptsächlich Typsache).


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ohne jetzt alle Antworten gelesen zu haben: ich denke es ist eine Kombination aus dem, was man selbst in der Kindheit mitbekommen hat und eigenen Überzeugungen. Wir haben anfangs unglaublich viel instinktiv gemacht, das ist leider was, worauf sich die allerallerwenigsten heutzutage noch verlassen, das finde ich unglaublich schade :S Da hört man auf alle Ärzte, Hebammen, Ratgeber und am wenigsten auf das eigene Bauchgefühl... Das hängt aber auch wiederum stark mit der Selbst-Wahrnehmung und dem Selbstwertgefühl zusammen. Wenn man sich einfach wenig zutraut, sich schnell verunsichern lässt gibt man damit auch ein Stück Verantwortung ab, wenn man die Ratschläge Dritter befolgt. Das tun viele überforderte Eltern ja vielleicht ganz gerne - auch wenn es für das Kind sicher nicht immer das Beste ist, was andere raten.


    Und bei Frau Mahlzahn möchte ich auch unterschreiben: viel kommt aus der generellen Einstellung heraus, die man der Welt und den Menschen gegenüber hat.

  • Ich will das Beste für mein Kind. Aber muß ess nicht auch Lernen, dass.... Nun, ich bringe es nicht übers Herz Fräulein Mahlzahn weinen zu sehen und tue (fast) alles um das zu verhindern. Aber solche Gedanken inklusive einem diffusen Ich-verwöhne-mein-Baby-Gefühl kenne ich auch.


    Ich finde auch immer, dass das ein wichtiger Knackpunkt ist. Ich bin sicher nicht in allen Bereichen "rabig" erzogen worden und der Joe auch nicht...aber, was in meinen Augen viel schwerer liegt "liebevoll". Und das ist für mich aiuch der Dreh- und Angelpunkt meiner "raben-artigen" Erziehung (die sich sicher in eineigen Punkten von denen der anderen "Raben" unterscheidet...aber sie ist liebevoll und ganz bestimmte Dinge kommen einfach wenn man ein bißchen empathisch und liebevoll mit seinen Kindern umgeht nicht in die Tüte. Ja, meine Kinder heulen auch mal (und setzten das tatsächlich mittlerweile gerne mal als "Technik" ein) aber ein weinendes, Kind (egal wie alt) einfach sich selbst zu überlassen, das bringe ich schlicht nicht übers Herz und wer eiskalt seinen Säugling ganz alleine zu Hause lässt, sorry, wer diese emotionale Kälte hat, der kommt noch auf ganz andere Ideen.


    Mir persönlich ist es ( #angst ) schlicht egal ob jemand sein Kind stillt oder fläschelt, solange dieses Kind geliebt und umsorgt wird und nicht einfach allein gelassen wird sondern ad lib gefüttert, geherzelt und bekuschelt wird. Meine Jüngste hat sehr früh in ihrem eigenen Bett in ihrem Zimmer geschlafen (so ca. ab 11-12 Monate), sie hat das regelrecht eingefordert (so zumindest kam es mir vor) aber mir würde schier das Herz brechen, sie weinend in ihrem eigenen Bettchen zu lassen, wenn sie das will und braucht (immer mal wieder gerne in den Entwicklungsschüben), dann kommt sie ganz selbstverständlich zu uns.


    Abweichungen im Erziehungsstil kann ich begereifen, die sind mMn nicht nur aus der Eigenen Vergangenheit mittransportiert, sondern auch persönlichkeitsbedingt (Persönlichkeit von Eltern und Kindern)...aber wenn es lieblos wird, gehen die Alarmglocken an...und einen Säugling einfach ganz alleine zu lassen...nee, das ist tatsächlich ein Fall fürs Jugendamt.


    Kiwi

  • Bei uns ist es eine Mischung: a) beeinflusst mich, was meine Eltern gemacht haben und b) was nicht. Meine Mutter hat uns nie schreien lassen, aber meine Eltern haben zwei Kleinkinder zu hause gelassen, um ins Kino zu gehen. Meine Mutter hat meinen Bruder lange gestillt und FB mit ihm gehabt und uns viel getragen. Aber es gibt auch negatives: der "Klaps", der nicht schadet, dass Mahlzeiten nicht gemeinsam eingenommen werden...


    Am Wochenende hatten wir einer -nennen wir es harmlos- Diskussion mit den Schwiegereltern. Ihre Frage war eher: warum macht ihr es nicht wie wir? Legitimation des eigenen Erziehungstils eben. Klapse, schreien lassen, brav gehorchen, am Tisch sitzen bis alle fertig sind*, brav aufessen... Dafür gibt es wohlerzogene Kinder, aus denen auch etwas geworden ist und denen das keineswegs geschadet hat. :stupid: Den Rest erspare ich mir, was die Folgen und die Familiendynamik angeht.


    Ich finde die Raben als Hilfe und Impulsgeber gut, auch wenn ich in manchem konventionell bin.
    ___________________________________________________
    *die Mahlzeit wird bei uns gemeinsam begonnen, wer keinen Hunger mehr hat, darf aufstehen und spielen gehen. Bei den Schwiegereltern dauern Mahlzeiten lange. #augen

    Studiosa mit Erstgeborenem 10/06 und Zweitsohn 4/11 - im Doppelpack machen sie doppelt Spaß!

  • also das mit dem alleine lassen hatte ich glücklicherweise falsch verstanden. es ging nur darum, das die eltern bei so einem kleinen würmchen 2h nicht da sind. das ist dann wirklich keine fall mehr fürs jugendamt, sondern ganz prächtig für eine rabendiskussion *puhh* bin ich erleichtert.


    lg quark


    Das is in der Tat was komplett anderes.
    Als Paar muß man auch immer Paarzeit haben, oder eben jeder Elter für sich. Wir haben z.B. Schon sehr früh die Omas als Babysitter akquiriert, was für alle Seiten sehr sehr gut funktioniert hat. Und wenn Mama abwesend ist, wird eingefrorene Mumi per Flasche gefüttert.
    Für die Omas ist auch ein Kinderwagen da, wir tragen (mit bisher zwei Ausnahmen) ausschließlich.


    Am Ende des Tages isses wichtig, ein glückliches Kind zu haben (damit meine ich selbstverständlich auch alle untertägigen Ereignisse, die in erster Linie im Interesse/zum Wohle des Kindes gehandelt werden) und sich selbst nicht zu verbiegen.

  • Zu der Frage, warum die Eltern so drauf waren:


    Bei meinen Eltern hängt das mit ihrer Biographie zusammen. Sie sind bei Jahrgang 45, also allerübelste Nachkriegszeit. Ihre Eltern wiederum waren traumatisiert und mit Über leben beschäftigt. Da gibt es ganz schlimme Geschichten! ;(  
    Meine Eltern haben es nicht gelernt, auf ihre Bedürfnisse und die anderer Menschen Rücksicht zu nehmen. Sie haben sich bemüht, es bei uns besser zu machen, aber da es auch keine Vorbilder gab, waren sie auf Ratgeberkram angewiesen.


    Und da stand dann z.b. dass m nicht stillen solle, weil in der Muttermilch so viel Umweltgifte seien. :S Dass Babys Tyrannen sind usw....


    Aber wie gesagt, ich nehme es ihnen nicht (mehr) übel. Es gibt auch noch andere Nachwirkungen, z.b. hat meine Mutter immer Essensvorräte für zig Leute daheim. Weil sie nie wieder hungern will...

  • Die Frage, was für Eltern und somit wie man selbst als Kind behandelt wurde, ist für mich dabei eigentlich der Kernpunkt.
    Denn ich hatte Eltern, von denen ich sicher sagen kann, sie lieben mich. Aber das hat sie nicht daran gehindert, mich und meine Brüder zu schlagen (war ja erlaubt) und mich und meine Brüder zuhause allein zu lassen und ganz allgemeine eine eher "lieblose" Art drauf zu haben. Lieblos in dem Sinne, dass sie nie gelernt haben, Liebe auszudrücken. Vorhanden war sie, aber unter einer großen Portion von Unsicherheit mit Emotionen.


    Ich kämpfe heute immer noch dagegen an, in diese Strukturen zu fallen, was meine eigenen Kinder angeht. Jeden Tag! Vom Kopf her weiß ich zu 100%, dass Kinder so nicht behandelt werden dürfen, dass es falsch ist und war.
    Trotzdem ist in mir drin ein Teil, der mit mir auf einer Ebene kommuniziert, die ich nicht bewusst erreichen kann. Und dieser Teil sagt mir ganz oft: "Du musst härter durchgreifen....", "kein Wunder, dass die Kinder so rotzig sind...." und was weiß ich noch. Es sind ja keine Wörter, sondern Emotionen, die da hochkommen.


    Es ist mir absolut klar, dass das Altlasten sind und ich sie nicht haben will. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie deswegen verschwinden. Es bleibt ein Kampf dagegen.


    Und diesen Kampf habe ich erst lange nach meinen ersten beiden Töchtern begonnen. Denn als junge Frau hab ich einfach das gemacht, was ich vorgelebt bekam. Und dabei hatte ich immer ein blödes Gefühl. Es fühlte sich nicht richtig an. Aber Alternativen kannte ich einfach nicht. Denn die gab es nicht im Umfeld.
    Alternativen kamen erst viel später in mein Leben. Und seitdem entwickeln sich diese Alternativen. Es ist ein Prozess, der nach wie vor anhält und den ich bewusst voranpusche und das ist gut so. Denn dieser Prozess stellt sich dem inneren Teil aus meiner Kindheit entgegen.


    Gruß

  • Das is in der Tat was komplett anderes.
    Als Paar muß man auch immer Paarzeit haben, oder eben jeder Elter für sich. Wir haben z.B. Schon sehr früh die Omas als Babysitter akquiriert, was für alle Seiten sehr sehr gut funktioniert hat. Und wenn Mama abwesend ist, wird eingefrorene Mumi per Flasche gefüttert.
    Für die Omas ist auch ein Kinderwagen da, wir tragen (mit bisher zwei Ausnahmen) ausschließlich.


    Am Ende des Tages isses wichtig, ein glückliches Kind zu haben (damit meine ich selbstverständlich auch alle untertägigen Ereignisse, die in erster Linie im Interesse/zum Wohle des Kindes gehandelt werden) und sich selbst nicht zu verbiegen.


    Gerade der Letzte Teil (hervorgehoben durch meinereiner) ist ganz wichtig...dazu möchte ich ergänzen dass bei uns der Schlüsselpunkt Bedürfnisorientierung heißt und bedeutet optimale Erfüllung bei allen Familienmitgliedern und nicht maximale Erfüllung bei einzelnen Familienmitglieder, wobei klar ist, das wir Erwachsenen öfters mal zurückstecken als die Kiddies :) und das kenne ich wenn auch mit anderen Prioritäten auch von meinen Eltern, wobei die natürlich auch Dinge gemacht haben (positiv wie negativ) die wir hier nicht tun würden/Könnten.


    Kiwi

    Einmal editiert, zuletzt von Kiwi ()

  • Ich spüre in meinem Umfeld oft eine ehrliche Angst, dass man sein Baby
    tatsächlich verwöhnen könnte. Erst gestern wieder: Ich war mit einer
    Freundin und unseren beiden Babys im Kinderwagen spazieren. Wico wollte
    nach einem Schläfchen nicht mehr drin liegen und nach einigem
    Ausprobieren (schneller fahren, Verdeck zurück, aufdecken, zudecken,
    usw.) hab ich ihn rausgenommen und getragen. Und sofort der freundliche
    (ich mein das nicht ironisch) Hinweis: Was, wenn er jetzt immer raus
    will. Hilfe! Ja, nix dann. Dann muss er auch nicht drin liegen #weissnicht
    Und ich hab mich schon oft gefragt, woher diese Angst kommt. Von daher, vielen Dank für den Thread!

    Bei meinen Eltern hängt das mit ihrer Biographie zusammen. Sie sind bei Jahrgang 45, also allerübelste Nachkriegszeit. Ihre Eltern wiederum waren traumatisiert und mit Über leben beschäftigt. Da gibt es ganz schlimme Geschichten! ;(
    Meine Eltern haben es nicht gelernt, auf ihre Bedürfnisse und die anderer Menschen Rücksicht zu nehmen. Sie haben sich bemüht, es bei uns besser zu machen, aber da es auch keine Vorbilder gab, waren sie auf Ratgeberkram angewiesen.

    Das glaub ich auch. Und ich denke, dass dabei das "preußische Hartmachen", das deutsche Ideal oder wie man das nenne will, eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Das lässt sich nicht so einfach vergessen. Bei mir ist es nicht die Elterngeneration, sondern die Großelterngeneration. Meine Oma, Kind während des 2. Weltkrieges, und sehr streng in der Erziehung ihrer Kinder, muss heute schon fast drüber lachen, dass sie tatsächlich meinen Vater jeden Tag um 18 Uhr gebadet hat, weil man das so macht. Wenn sie sieht wie Wico wächst und gedeiht ohne jeden Tag und schon gar nicht zu einer besonderen Uhrzeit gebadet zu werden, hinterfragt sie die früheren Konventionen auch. Ja,spät, aber besser spät als nie, oder? Und so ist es mit vielen Dingen. Sie ist ehrlich dankbar, dass der Knirps bei uns schläft und so problemlos überall übernachtet, sonst hätte sie ihren ersten Urenkel noch nicht sehen können, weil uns 5 Stunden Autofahrt trennen.
    (Worin sie aber echt spitze ist, sind Stoffwindeln! Am Thema vorbei, aber sie hat einige Tipps auf Lager, auch zum Waschen und so, und die besten Stoffwindeln, die wir gerade in Gebrauch haben, sind von ihr)


    UND:
    Ich
    glaube auch, dass es auch am Menschen liegt. Ich bin eher der
    pragmatische Typ. Wenns so nicht geht, machen wir es eben anders #weissnicht
    Und weil ich z. B. schlicht und einfach zu faul bin mehrmals in der
    Nacht aufzustehen schläft Wico bei uns im Bett. Für das Durchsetzen
    irgendwelcher Konventionen ist mir mein Nachtschlaf zu schade.

    Mit einem Osterhäschen reich beschenkt ❤️

  • Ich denke dass es so viele wege gibt, ein baby gut großzuziehen wie es lebensentwürfe gibt. Und ich fände einen toleranteren umgang mit vermeintlich schlechteren modellen schön. Ein baby im familienbett zu haben liegt nicht jedem - ich kenne e i ne reihe von sonst sehr aufopferungsvollen eltern, die einfach nicht schlafen können, wenn da ein baby liegt. Die geräusche im schlaf, angst es zu erdrücken, was weiß ich. Aus ähnlichen gründen w ird baby dann auch von anfang an ins eigene zu immer ausgelagert. Ich könnte es nicht, aber dass das den kindern schadet denke ich auch nicht.


    Ahnliches gilt furs getragen werden, furs essen ( nutella und leberwurst sind sicher nicht das optimale mit sechs monaten, aber werden sicher auch nicht dié haupternährungsquelle gewesen sein...), fur die art und weise womit gewickelt wird, fremdbetreuung, impfen und was es sonst noch so bereiche gibt, in denen man so oder anders handeln kann.


    Wichtig finde ich, dass die eltern das was sie tun, aus überzeugung tun. Manchmal sind sie von sich aus überzeugt, manchmal sinds auch nur omas ratschläge, die überzeugt haben. Geliebt werden babys doch irgendwie fast immer von ihren eltern, oder meint ihr nicht?


    Und längerfristig machen diese frühen erziehungsmethoden glaub ich eh keinen unterschied, wenn sienicht in den spateren jahren weitergeführt werden...

  • Wie Andere so werden, wie sie sind, kann ich schlecht beantworten - ich kann nur von mir reden: Als ich das erste Kind bekam, war ich 23 und wurde von allen Seiten zugelabert, was jetzt "richtig" wäre. Für MICH hat sich stillen alle 4 Stunden beim Großen einfach falsch angefühlt, genau so, wie alleine ins Bett packen und schreien lassen ging gar nicht. Da haben sich mir die Nackenhaare einfach aufgestellt. Also hab ich die "Anderen", die prinzipiell eh immer alles besser wissen :D #pfeif , einfach mal die Anderen sein lassen und mein Bauchgefühl wieder aktiviert. Und ab da liefs dann auch super. Und so hab ich das mit jedem meiner Kinder gehandhabt, weil einfach nicht ein Konzept für alle passt. Dazu sind Menschen, meiner Meinung nach, einfach zu individuell.


    Ich selbst wurde als Kind schreien gelassen bis zum Erbrechen, durfte zwischen den Flaschenmahlzeiten im abgedunkelten Zimmer "schlafen" bzw. vor mich hin schreien. Meine Mutter war alleinerziehend und nie wirklich da für mich. Aus diesen Kindheitserfahrungen wußte ich lediglich, dass man es soooo definitiv nicht macht.


    Ich denke, das Ding ist, wie Solveigh oben schon schrieb, dass etliche Jungeltern einfach ihre natürlichen Ressourcen nicht nutzen: Einfach mal das Gehirn einschalten. #pfeif Und das Bauchgefühl gleich mal mit dazu. Aber selbst denken ist scheinbar zu anstrengend für manche. #gruebel #weissnicht


    LG Ditta

    Alles, was einmal war, ist immer noch. Nur in einer anderen Form. (Hopi-Weisheit)



  • Und längerfristig machen diese frühen erziehungsmethoden glaub ich eh keinen unterschied, wenn sienicht in den spateren jahren weitergeführt werden...

    Oh doch... das tun sie...

    Alles, was einmal war, ist immer noch. Nur in einer anderen Form. (Hopi-Weisheit)