Warum sind Berufe privat so ein Tabuthema?

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  • Reisetomate: JETZT würde mich ja wirklich interessieren, was Du machst. ^^


    Apropo: Was antworten die mit "komplexeren" Bildungsbiografien? Ich habe ein Erststudium samt Berufserfahrung, Zweitstudium mit quasi "niedriger qualifizierter" Berufsfahrung, jetzt Masterstudium und wieder nicht unbedingt naheliegendstem Job(s). Und dann?


    Talpa, wie machst Du das? Du hast doch auch "fachfremder" gearbeitet (oder machst es noch?). Was antwortest Du dann? Und all ihr Anderen?
    Ich finde es manchmal kompliziert und will mich nicht jedesmal erklären, allerdings meinem Gegenüber auch nicht unbeabsichtigt falsche Fährten legen...


    das ist bei mir ähnlich. ich hatte vor den kindern ein traum-vita mit vorträgen am MIT usw. und müsste jetzt dennoch eigentlich antworten: hausfrau. aber das passt irgendwie auch nicht zu mir. zumal ich eben auch noch in einer fachfremden ausbildung stecke. ich sage dann meistens, was ich mal promoviert habe und versuche, das thema zu wechseln. #pinch

    • Offizieller Beitrag

    Ein bisschen nach Situation: meist sage ich, dass ich Archäologin bin, denn das ist es, was MEIN Ding ist. Und dann "arbeite ich in der Vermittlung".
    Ein wenig abhängig davon, ob ich glaube, der Ort/Arbeitgeber ist gefragt oder mein(e) Beruf(ung)/Ausbildung.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    KOmmt auch auf die Frage drauf an, bzw. auf die Person, die fragt oder den Zuammenhang, wieso sie fragt. Meist antworte ich einfach, was ich jetzt so mache und vereinfache das auch. (mit "Ich verkaufe Brutmaschinen" hat man in der Regel auch schon so ziemlich das Gespräch auf seine Seite gezogen :D ) Manchmal erzähle ich was ich gelernt habe, manchmal was ich sonst noch so gelernt habe oder als was ich schon so gearbeitet habe. Je nachdem kommt es beim Gegenüber sehr gut an, wenn man sagen kann "Ach, ich habe ich schon 3 Jahre die Frühzeitung ausgetragen", das zeigt, dass man sich nicht zu schade für einfache Tätigkeiten ist und eine wirklich Ahnung hat von schlecht bezahlten Scheissjobs ;) )


    Auch ein knappes "Ich bin selbständig" kann je nach Situation gerade richtig sein.


    Witzig finde ich, dass wenn ich vor allem als Mutter von drei Kindern wahrgenommen werde, kaum nach meiner _aktuellen_ beruflichen Tätigkeit gefragt werde. Das passiert mir immer im Krankenhaus " Sie müssen sich aber schonen, sie haben ja drei Kinder. Mit drei Kindern hat man ja auch ordentlich zu tun. Da müssen die Kinder halt mitanpacken...."

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube, es ist schon ein bisschen ein Ding des Kreises in dem man sich bewegt - in meinem "akademischeren Teil der Bekanntschaft" gilt es als durchaus positiv, auch mal schmutzige Hände gehabt zu haben. ;)
    Auch bei unseren Familien - Land... ist das kein Makel.


    In sehr "marktwirtschaftlich-monetär-status-geprägten Gruppen" (ich denke da an die ArbeitskollegInnen einer Verwandten, Versicherungsbusiness, die ihre Entscheidung nach Jus ein vermeintlich "niedrigeres" Studium dranzuhängen völlig unverständlich fanden) spielt aber der Status schon eine ziemlich wichtige Rolle. Und da scheinen manche Leute ein "unten" zu brauchen, um sich besser zu fühlen.


    Selbst abgewertet gefühlt habe ich mich nur selten - vielleicht von dem Vater, durch Kleidung und Gebahren deutlich "höheres/mittleres Management Finanzbranche" signalisierend, der, als ich mit seiner Tochter arbeitete, nur süffisant meinte: "Na, so einen Job hätte ich auch gern, den ganzen Tag spielen". Ich habe dann nur strahlend "Ja!" gesagt und mir das 'hättest du halt was G'scheits gelernt' verkniffen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Witzig finde ich, dass wenn ich vor allem als Mutter von drei Kindern wahrgenommen werde, kaum nach meiner _aktuellen_ beruflichen Tätigkeit gefragt werde.



    ich traue mich oft gar nicht, danach zu fragen, weil ich schon einige Male erlebt habe, dass es den frauen a) wie vivalavida ging und ich niemandem ein unangenehmes gefühl geben will oder b) die frauen hier in meinem Stadtteil z.B. als putzfrauen oder im verkauf arbeiten und wenn sie mich dann fragen und hören, dass ich biologin bin, das gespräch zum erliegen kommt. :( oft ist es einfach sicherer,sich über schule und kinder zu unterhalten.

  • Ihr macht es also vom gegenüber/ Kontext abhängig? So handhabe ich es wohl auch unbewusst. Und ja, viva la vida, deine Anmerkung finde ich wichtig, denn dieses sich "nur über die Erwerbsarbeit zu identifizieren bzw. identifiziert zu werden" kann mitunter sehr anstrengend sein. Weswegen ich mir safiras geschilderter Zustände zumindest im Small-Talk-Situationen so manches Mal wünsche.


    ich traue mich oft gar nicht, danach zu fragen, weil ich schon einige Male erlebt habe, dass es den frauen a) wie vivalavida ging und ich niemandem ein unangenehmes gefühl geben will oder b) die frauen hier in meinem Stadtteil z.B. als putzfrauen oder im verkauf arbeiten und wenn sie mich dann fragen und hören, dass ich biologin bin, das gespräch zum erliegen kommt. :( oft ist es einfach sicherer,sich über schule und kinder zu unterhalten.


    Jepp, schon häufig erlebt. Mich beschäftigt es wohl auch, da ich früher selbst zu denjenigen gehörte, die (in meinem Fall wohl eher unreflektiert) dieses Frage stellte und so manches Mal in eine unangenehme Situation schlitterte...
    Es war wohl Teil meiner DDR-Sozialisation - Jede/r hat Arbeit und Standesdünkel den Meisten eher fremd.

  • jep. dieses erliegen von gesprächen kenne ich auch. ich schreibe eine doktorarbeit an der uni ist in manchen kreisen so ziemlich der smalltalkkiller...

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • In unserem Freundeskreis sind einige italienische, spanische und französische Familien. Lustig war schon oft zu beobachten, wenn wir ein Grillfest oder irgendeine andere Form von get together veranstaltet haben, dass es immer diese Familien waren, die über kurz oder lang bei den anderen Erwachsenen Gästen nachgefragt haben, was diese denn beruflich machen. Keine Ahnung, wo das herkommt, tatsächlich braucht es bei mir eine ganze Weile, bevor ich eine solche Frage stellen würde. Das Lustige ist aber, dass ich jedesmal, wenn diese Frage gefallen ist, erstmal ein Zucken bei den Gesprächspartnern miterlebt habe. Ich weiß, eine Freundin von mir, die sich mit meiner italienischen Freundin unterhalten hat und dann nach ihrem Beruf gefragt wurde, war sekundenlang völlig perplex und hat dann erstmal gefragt "äh, wie meinst Du das" (woraufhin die italienische Freundin etwas verunsichert war, weil sie glaube ich, die Verunsicherung nicht verstanden hat) ich weiß nicht, warum das so ist, ich merke nur, dass ich da selbst auch eine Hemmschwelle habe. (was nicht daran liegt, dass mir mein Beruf unangenehm wäre, vielleicht habe ich den Eindruck gehört in die Kategorie "sowas fragt man nicht", "zu nahe treten" oder so?!)

    Das Fischlein ist da und wird jeden Tag überglücklich bestaunt #herzen

    Einmal editiert, zuletzt von SLöckchen ()

  • Ich empfinde es auch als"sowas fragt man nicht".


    Mit den Kindern is es bei mir ähnlich. Wenn ich Wo als Mutter von vier Kindern bekannt bin, denkt auch jeder selbstverständlich, dass ich beruflich nix anderes mache aktuell. Ich denke das ist so, weil viele Berufe sich wirklich kaum mit mehreren Kindern vereinbaren lassen. Ich bin dankbar, dass es bei mir anders ist. Heut zb war ich mit Baby auf einer Fachtagung mit viel Jugendamt, Ministerpräsident usw und es ging wirklich. Baby hat im Tuch gepennt oder im Wagen gelegen, wir waren hinten in der letzten Ecke und zweimal bin ich raus mit ihr. Hat echt keinen gestört und ich konnte mich etwas bilden

  • Wobei das Gespräch ja auch durchaus gerne mal zum Erliegen kommen kann, wenn man sagt, dass man 4 Kinder hat. Entweder weil dann vermutet wird, dass man keinen Beruf ausübt oder weil angenommen wird, dass man "zu kompetent" ist und Probleme von 2-Kinderfamilien nicht nachvollziehen kann, oder was auch immer

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.

  • Oder das Gespräch kommt zum Erliegen, weil der Gesprächspartner bzw die Gesprächspartnerin sich überlegt, ob sie jetzt wirklich die Frage "alle vom gleichen Vater?" stellen kann. :D


    Die Frage hatte ich ganz oft mit zwei "großen" Kindern und Baby.

  • Zitat

    ich glaube, das ist einfach eine frage der formulierung. das kann man einerseits total nett und unkompliziert formulieren und andererseits zum weglaufen. ich hab da mehrere szenarien (und typen) im kopf. :D


    .


    Exakt. :)

  • Zitat

    Oder das Gespräch kommt zum Erliegen, weil der Gesprächspartner bzw die Gesprächspartnerin sich überlegt, ob sie jetzt wirklich die Frage "alle vom gleichen Vater?" stellen kann. :D


    Die Frage hatte ich ganz oft mit zwei "großen" Kindern und Baby.


    Nee das wurd ich noch nicht gefragt. Ich würde aber wohl ziemlich seltsam schauen, wenn das wer fragen würde, weil ich das irgendwie als total privat empfinde. Für mich ist DAS eine"so was fragt man nicht" -Frage ;)

  • Jepp, schon häufig erlebt. Mich beschäftigt es wohl auch, da ich früher selbst zu denjenigen gehörte, die (in meinem Fall wohl eher unreflektiert) dieses Frage stellte und so manches Mal in eine unangenehme Situation schlitterte...
    Es war wohl Teil meiner DDR-Sozialisation - Jede/r hat Arbeit und Standesdünkel den Meisten eher fremd.


    Ja, das ist mir hier in MV auch schon aufgefallen. Arbeit ist nach dem Schimpfen übers Wetter irgendwie sofort da, auch wenn man sich gar nicht kennt oder wirklich nur ganz oberflächlich miteinander zu tun hat (z. B. der eine Handwerker und der Schornsteinfeger fragten sofort). Ich fand das auch sehr irritierend, weil ich das so nicht kannte. (Vor allem auch nicht, dass sämtliche Ärzte da so wissbegierig drauf sind. 8I ).


    Noch schlimmer für die Leute war dann nur die Antwort, die ich geben musste... #kreischen Danach war ich nicht mehr gesprächswürdig oder wurde scheel angeguckt oder es wurde (im Fall der Ärzte) irritiert gefragt, was sie denn nun in ihre Unterlagen schreiben sollen (warum auch immer dort der Beruf der Patientin reingehört, kannte ich so auch nicht!)... #angst

    3 Mal editiert, zuletzt von LemonySnicket ()

  • Ich kenne das auch so, dass Ärzte bei erstanamnese nach beruf, Familienstand usw. fragen. Das gehört dazu und gibt ja unter Umständen auch Aufschluss über besondere Belastungen, ob alleinerziehende Lehrerin mit vier Kindern oder alleinstehende Studentin.

  • safira: ich glaube dieses: wie sie es hinbekommen mit den kindern ist doch das wespennest schlechthin? deshalb wird da auch in grösseren runden, wo man sich nicht gut kennt, darüber nicht gesprochen. ich hab auch schon hören müssen, dass wenn man kinder in die krippe gibt, man doch gar keine bekommen soll.


    Okay, wie gesagt, ich kannte das aus SH überhaupt nicht. Vielleicht war aber auch irgendwie offensichtlich, dass ich Studentin war, keine Ahnung. #weissnicht Es kommt vermutlich auch auf die Reaktionen an, wie man dann angeguckt wird, wie ein Außerirdischer (und gleich danach kam dann bei der einen FA der Hinweis auf ProFamilia. Schublade auf, Patientin rein, dankeschön, nächste... *grusel*).

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket ()

  • Ich kenne es gar nicht änder, als dass natürlich und selbstverständlich über Berufe und Arbeit berichtet wird.


    Mit meiner Freundin rede ich sehr oft über unsere Arbeit. Und auch sonst. Die meisten Sachen, die ich so nebenher lerne sind Dinge, die mir bekannte von ihrer Arbeit erzählen

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Naja, mit Freunden ist das etwas anderes, finde ich. Klar redet man da über (fast) alles. Aber was geht es den Fliesenleger an, warum man nicht arbeitet und das Kind nicht in der Kita ist (damals war er unter 1 Jahr alt!).

  • Noch schlimmer für die Leute war dann nur die Antwort, die ich geben musste... Danach war ich nicht mehr gesprächswürdig oder wurde scheel angeguckt oder es wurde (im Fall der Ärzte) irritiert gefragt, was sie denn nun in ihre Unterlagen schreiben sollen (warum auch immer dort der Beruf der Patientin reingehört, kannte ich so auch nicht!)...


    wegen der eventuellen Berufsbelastung und damit verbundenen Risiken für Frühberentung, Allergien, Schwangerschaft und und und

    LG Heike


    Der richtige Mensch ist nicht der, mit dem immer alles toll ist, sondern der, ohne den alles blöd ist.