So, bin gestern doch nicht mehr dazu gekommen zu antworten. Bin stattdessen mitm Kleinen eingeschlafen...
Ja, also... Allmählich setzt sich der Schock. Er ist halt so. melone: Ich hätte vor diesem Kind auch nie gedacht, dass ich mal sowas zu einem Kind sagen würde. Zu unseren anderen beiden Kindern kann ich es mir bis heute nicht vorstellen. Aber der Mittlere hat nicht mal reagiert. Ich weiß nicht, ob in diesem Kind eine Seele wohnt, die ich verletzen könnte. Nur, damit Du die Situation besser einschätzen kannst. Es interessiert ihn nicht. Es tut ihm auch nicht leid. Es kümmert ihn nicht, weil es keinen direkten unmittelbaren Einfluss auf sein momentanes Leben hat. Weiter, als bis zu seiner Nasenspitze, guckt er nicht. Weil er nicht will.
Tja, das weitere Vorgehen? Mein Mann will vermeiden, dass unser Kind mit grad mal 5 schon das "Depperl-Zertifikat" (seine Formulierung, er und ich schätzen eine direkte Sprache) angehängt bekommt. Er hat stattdessen mit der KiGa-Gruppenleiterin vereinbart, dass sie sich mit der Amtsärztin in Verbindung setzt, um ihren Eindruck von Fürchtegott zu schildern. Sie sieht ihn als absolut schulreif, nicht gestört, nur unwillig. Er ist innerhalb von ein paar Wochen im neuen KiGa zu einer "Führungspersönlichkeit" (Aussage Gruppenleiterin) geworden, der sich gut um die Kleineren kümmern KANN, wenn er dadurch einen direkten Vorteil (z.B. länger in der Bau-/Kuschelecke bleiben) hat. Er braucht die direkte 1:1-Ansprache, dann ist er wie ausgewechselt. Nur sind wir Eltern nicht weiter bereit, unsere anderen beiden Kinder immer zu entsorgen, um Fürchtegotts Wünschen nachzukommen. Der Große hat in der letzten, für uns alle schwierigen Zeit, massivst zurückstecken müssen und das hat jetzt ein Ende. Punkt. Dann "vernachlässige" ich lieber den Mittleren, als weiter zuzusehen, wie sich unser "Großer", grad mal knapp 8, allein durchschlagen muss.
Wenn wir also das SPZ vorerst außen vor lassen, bleibt jetzt der KiA. Das ist blöd, weil der Fürchtegott auch nicht kennt: wir sind grad erst umgezogen. Aber vielleicht kann der uns eine Ansprechstelle nennen. Nur zur Klarstellung: eine Rückstellung kommt nicht in Frage. Ein schulreifes, mindestens normalbegabtes Kind geht in die Schule, nicht in den KiGa. Was soll im KiGa geschehen, sich einzuordnen, "normal" zu sein? Und es ist den anderen Kindern (von den Betreuern red ich jetzt mal nicht) gegenüber unfair, ein jetzt schon 1,24m großes, schlaues Kind im KiGa zu lassen. Er wäre ja in einem Jahr noch größer und der Altersunterschied zu den "Neuen" noch größer.
Der Schulleiter hat ihn schon in einer anderen Veranstaltung der Einschulungsuntersuchung gesehen und seine "Zappeligkeit" bemerkt. Er sieht ihn aber nicht als Wackelkandidat. Nur als potenziellen Störer. Vermutlich hängt seine schulische Karriere von den Lehrern ab. Finden sie Zugang zu ihm auf der 1:1-Ebene, tut er alles für sie und kann Klassenbester und Leitwolf sein. Wenn nicht, wird er zu Grunde gehen.
Was die Amtsärztin jetzt tut haben wir noch nicht so ganz verstanden. Ob SIE weitere Untersuchungen einleiten wird, oder erwartet, dass wir das tun? k.A. Ein neuer Termin wurde nicht vereinbart.
Eine Familientherapie? Ich bin da SEHR zwiespältig. Ich finde normalerweise sehr gut Zugang zu Kindern, kann ihre Stimmungen auffangen, bin sehr empathisch. Bei Fürchtegott versagt diese Fähigkeit. Sollen wir 4 anderen Familienmitglieder lernen, seine Eigenheit besser zu ertragen? Sollen die anderen beiden Kindern lernen, weiterhin zurückzustecken, damit Fürchtegott seine antisozialen Tendenzen ausleben darf? ER muss sein Verhalten anpassen. Ich bin bereit, IHN therapieren zu lassen. Das werde ich dann mit dem KiA besprechen, wer, wo, wie. Aber wir 4 anderen sind NICHT kaputt, warum sollte unser Verhalten angepasst werden?
Sorry. ich schreibe jetzt so, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Für politisch korrekte Formulierungen, die das Problem in Watte packen und NICHT zutreffen, hab ich keine Zeit. Es sind die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, die ich hier aufschreibe. Wer mich deshalb verurteilen möchte: bitte sehr. Ich WILL mich nicht verbiegen, um rabenkonform zu schreiben. JETZT ist nach 3,5 Jahren der Punkt, wo es mal um meine/unsre Bedürfnisse geht. Seit dieser Zeit wachen mein Mann und ich mit dem Gedanken auf: "Heute werde ich ihn verstehen/nicht anschreien/miteinbeziehen." Und schon 5 Minuten später brüllen wir uns wieder die Seele ausm Hals. Jeden Abend schlafen mein Mann und ich mit dem Gedanken ein: "morgen ist ein neuer Tag, morgen wird ein guter Tag, alles vergessen, wir fangen morgen ganz neu an!" Und es ist tagein tagaus das selbe. Jetzt ist einfach mal genug.
So, Schluss jetzt. Mehr kann ich grad nicht in Worte fassen.