Einschulungsuntersuchung verhauen - was nun?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • So, bin gestern doch nicht mehr dazu gekommen zu antworten. Bin stattdessen mitm Kleinen eingeschlafen...

    Ja, also... Allmählich setzt sich der Schock. Er ist halt so. melone: Ich hätte vor diesem Kind auch nie gedacht, dass ich mal sowas zu einem Kind sagen würde. Zu unseren anderen beiden Kindern kann ich es mir bis heute nicht vorstellen. Aber der Mittlere hat nicht mal reagiert. Ich weiß nicht, ob in diesem Kind eine Seele wohnt, die ich verletzen könnte. Nur, damit Du die Situation besser einschätzen kannst. Es interessiert ihn nicht. Es tut ihm auch nicht leid. Es kümmert ihn nicht, weil es keinen direkten unmittelbaren Einfluss auf sein momentanes Leben hat. Weiter, als bis zu seiner Nasenspitze, guckt er nicht. Weil er nicht will.

    Tja, das weitere Vorgehen? Mein Mann will vermeiden, dass unser Kind mit grad mal 5 schon das "Depperl-Zertifikat" (seine Formulierung, er und ich schätzen eine direkte Sprache) angehängt bekommt. Er hat stattdessen mit der KiGa-Gruppenleiterin vereinbart, dass sie sich mit der Amtsärztin in Verbindung setzt, um ihren Eindruck von Fürchtegott zu schildern. Sie sieht ihn als absolut schulreif, nicht gestört, nur unwillig. Er ist innerhalb von ein paar Wochen im neuen KiGa zu einer "Führungspersönlichkeit" (Aussage Gruppenleiterin) geworden, der sich gut um die Kleineren kümmern KANN, wenn er dadurch einen direkten Vorteil (z.B. länger in der Bau-/Kuschelecke bleiben) hat. Er braucht die direkte 1:1-Ansprache, dann ist er wie ausgewechselt. Nur sind wir Eltern nicht weiter bereit, unsere anderen beiden Kinder immer zu entsorgen, um Fürchtegotts Wünschen nachzukommen. Der Große hat in der letzten, für uns alle schwierigen Zeit, massivst zurückstecken müssen und das hat jetzt ein Ende. Punkt. Dann "vernachlässige" ich lieber den Mittleren, als weiter zuzusehen, wie sich unser "Großer", grad mal knapp 8, allein durchschlagen muss.

    Wenn wir also das SPZ vorerst außen vor lassen, bleibt jetzt der KiA. Das ist blöd, weil der Fürchtegott auch nicht kennt: wir sind grad erst umgezogen. Aber vielleicht kann der uns eine Ansprechstelle nennen. Nur zur Klarstellung: eine Rückstellung kommt nicht in Frage. Ein schulreifes, mindestens normalbegabtes Kind geht in die Schule, nicht in den KiGa. Was soll im KiGa geschehen, sich einzuordnen, "normal" zu sein? Und es ist den anderen Kindern (von den Betreuern red ich jetzt mal nicht) gegenüber unfair, ein jetzt schon 1,24m großes, schlaues Kind im KiGa zu lassen. Er wäre ja in einem Jahr noch größer und der Altersunterschied zu den "Neuen" noch größer.

    Der Schulleiter hat ihn schon in einer anderen Veranstaltung der Einschulungsuntersuchung gesehen und seine "Zappeligkeit" bemerkt. Er sieht ihn aber nicht als Wackelkandidat. Nur als potenziellen Störer. Vermutlich hängt seine schulische Karriere von den Lehrern ab. Finden sie Zugang zu ihm auf der 1:1-Ebene, tut er alles für sie und kann Klassenbester und Leitwolf sein. Wenn nicht, wird er zu Grunde gehen.

    Was die Amtsärztin jetzt tut haben wir noch nicht so ganz verstanden. Ob SIE weitere Untersuchungen einleiten wird, oder erwartet, dass wir das tun? k.A. Ein neuer Termin wurde nicht vereinbart.

    Eine Familientherapie? Ich bin da SEHR zwiespältig. Ich finde normalerweise sehr gut Zugang zu Kindern, kann ihre Stimmungen auffangen, bin sehr empathisch. Bei Fürchtegott versagt diese Fähigkeit. Sollen wir 4 anderen Familienmitglieder lernen, seine Eigenheit besser zu ertragen? Sollen die anderen beiden Kindern lernen, weiterhin zurückzustecken, damit Fürchtegott seine antisozialen Tendenzen ausleben darf? ER muss sein Verhalten anpassen. Ich bin bereit, IHN therapieren zu lassen. Das werde ich dann mit dem KiA besprechen, wer, wo, wie. Aber wir 4 anderen sind NICHT kaputt, warum sollte unser Verhalten angepasst werden?

    Sorry. ich schreibe jetzt so, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Für politisch korrekte Formulierungen, die das Problem in Watte packen und NICHT zutreffen, hab ich keine Zeit. Es sind die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, die ich hier aufschreibe. Wer mich deshalb verurteilen möchte: bitte sehr. Ich WILL mich nicht verbiegen, um rabenkonform zu schreiben. JETZT ist nach 3,5 Jahren der Punkt, wo es mal um meine/unsre Bedürfnisse geht. Seit dieser Zeit wachen mein Mann und ich mit dem Gedanken auf: "Heute werde ich ihn verstehen/nicht anschreien/miteinbeziehen." Und schon 5 Minuten später brüllen wir uns wieder die Seele ausm Hals. Jeden Abend schlafen mein Mann und ich mit dem Gedanken ein: "morgen ist ein neuer Tag, morgen wird ein guter Tag, alles vergessen, wir fangen morgen ganz neu an!" Und es ist tagein tagaus das selbe. Jetzt ist einfach mal genug.

    So, Schluss jetzt. Mehr kann ich grad nicht in Worte fassen.

    Es wünsch mir einer was er will, es geb ihm Gott 2x soviel

  • Letztendlich trifft doch die Schule die Entscheidung ob er eingeschult wird, oder?
    Bei unserem Kannkind war es jedenfalls so. Er hat gar keine Schuluntersuchung gehabt, ich hab ihn an der Schule angemeldet und gut. Mir sagte die Direktorin das sie die Entscheidung trifft ob ein Kind aufgenommen wird.

  • Mensch, Saphir, das klingt ganz schön verfahren. Ich glaube, als mein mittlerer ungefähr vier war, war ich in einer ähnlichen Situation. Damals hat mir tatsächlich geholfen, mir nochmal klar zu machen, dass er klein ist - auch wenn er groß aussieht und schlau ist. Eurer ist ein bisschen älter und sehr groß, da ist man intuitiv weniger bereit, den Welpenschutz zu aktivieren.

    Den hauptunterschied bei euch sehe ich darin, dass ihr alle noch zusätzlich Stress durch wohnortwechsel habt und daher nicht 100 % der Ressourcen auf das Mittelkind verwenden könnt. Der zweite große Unterschied: unser Sohn hat in 1:1 Situationen immer mitgemacht, also auch bei der einschulungsuntersuchung. Dabei hatte die kiga-Erzieherin oft gesagt, dass er nichts macht, sobald er irgendeine Erwartung, einen Hauch von Druck spürt.

    Bei uns hat dann der Schulbeginn wirklich Entspannung nach Hause gebracht. Da bin ich seiner Lehrerin zutiefst dankbar, die sieht ganz viel positives an ihm, lastet ihn aus und nach der Schule haben wir ein Kind, das innerlich ein Stück gewachsen ist.

    Eigentlich schreibst du die Lösung schon selbst: er muss wissen, wie er von der jeweiligen Situation profitiert. Das muss keine Bestechung sein, das geht auch mit Überzeugungsarbeit:). Ich würde versuchen, ihm das vor einer wiederholungsuntersuchung ganz klar zu machen, dass es für ihn positive Folgen hat. Er wird lernen, weiter als bis zur Nasenspitze zu denken. Jetzt ist er erst 5. (ok, vielleicht für den nächsten Untersuchungsversuch ausnahmsweise doch ganz plumpe Bestechung: mach mit bei der Untersuchung, anschließend gehen wir zu zweit Eis essen.)

    Eventuell würden euch auch ganz schlichte verstärkerpläne den Alltag erleichtern. Also Stempel sammeln für konkrete Aufgaben/eingehaltene Regeln. Habt Ihr sowas schon mal probiert? (Mein Sohn liebt es, aus allem ein spiel zu machen...er mochte in dem Alter auch gerne eine strafgebühren-Liste fürs geschwister-ärgern, die die große schwester geschrieben hat.)

    Einmal editiert, zuletzt von cashew (26. November 2014 um 09:53)

  • Also mit dem KIA würde ich auf jeden Fall sprechen. Da ist immer auch die Frage, was gibt es konkret bei euch an Möglichkeiten.

    Deine Bechreibung von Fürchtegott erinnert mich aber in Teilaspekten ein wenig an mein jüngeres Kind. Der ist zwar absolut kein Kaspar, hat aber auch oft Probleme sich wirklich in andere Menschen einzufühlen und nicht immer primär nur seine eigenen Interessen zu verfolgen. Das ist für den Rest der Familie durchaus oft problematisch.

    Wir sind jetzt tendentiell in der Familie auch hochsensibel, aber wohl normalintelligent, würde ich sagen. Die HS liegt gerade bei dem beschriebenen Kind offen auf der Hand, nur das ihm das Empathische scheinbar fehlt. Wobei ich da auf das "scheinbar" poche, denn ich habe den EIndruck, dass er das durchaus fühlt, sich aber dennoch oft falsch verhält. Und dann ist er auch bockig, nach dem Motto: "wenn ich eh der Störenfried bin, dann bin ich das eben. Wenn die alle fies sind zu mir hier, dann bin ich es eben auch".
    Wie auch immer: wir sind letztlich in der mototherapeutischen Behandlung hängen geblieben und das hilft meinem Sohn wirklich sehr. Dort wird in Kleingruppen gesportelt und die Motopädin sorgt für soziale Interaktion. Bei uns wird dort dann auch DIagnostik betrieben, so dass mir viel klarer geworden ist, an welchen Sinnenwahrnehmungen es beim Kind hackt, welche Probleme ihm das macht usw. Dabei musste ich dann auch erkennen, dass wir ungewollt auch tausend Mal über die Grenzen unseres Kindes hinwegrauschen, weil diese Grenzen so stark anders gelagert sind, als eben meine. Und das er das wohl auch deshalb eher locker sieht, wenn er unsere Grenzen übertritt. Das ist für ihn halt völlig alltäglich.
    Ich denke gerade HS Leute sind auch anfälliger für Wahrnehmungsstörungen. Das geht nach meinem EMpfinden locker ineinander über. Nur Rücksicht nimmt darauf eben keiner, weil man es selber nicht so nachempfinden kann, wenn man selber gerade diese Wahrnehmungsart nicht problematisch findet (Bsp.: mein Sohn hat auch große Probleme mit Gleichgewicht, Vibration usw. Das kenne ich selber so nicht in dem Ausmaß. Daher fiel es mir schwer zu akzeptieren, dass mein Kind große Ängste beim Fahrradfahren hatte. Das kam mir einfach nicht real vor und war dann gekränkt, wenn die ganze Familie keine Fahrradtour machen kann, nur weil Kind 2 wieder mal "nicht will"). Wie auch immer: solche Dinge kann man eben doch ganz gut verbessern und das hilft dann auch.
    In der Motogruppe sind aber auch Kinder, die motorisch sehr begabt sind, aber ihren Körper zu wenig spüren. Also es gibt da verschiedene Ausprägungen und daher müsstet ihr dann wirklich konkret euer Kind entsprechend begutachten lassen, wenn ihr euch das vorstellen könnt. Ich kann da nur zu raten, denn ich war schon überrascht. Und wir haben auch ein sehr gutes Gefühl für unsere Kinder im allgemeinen.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

    Einmal editiert, zuletzt von Miriam (26. November 2014 um 10:05)

  • Liebe Saphir,

    Ich versteh dich gut!
    Ich kenne deine Gefühle sehr gut und auch das innerliche Wehren gehen ein "Depperzertifikat"
    Ich hab das alles selbst durch. Totale Überforderung (ich habe zwei Kinder die aus verschiedenen Gründen ständig aus der Rolle fallen!) und das Gefühl, "morgen wird alles besser" (wurde es aber nicht)

    Bis zu dem Moment, an dem ich gelernt habe zu akzeptieren, dass ich die Augen nicht verschließen kann.
    Ich bin um ein Vielfaches entspannter, seit ich weiß warum meine Kinder viele Dinge so machen wie sie sie machen.
    Meine Tochter hat schlichtweg eine körperliche Krankheit, mein Sohn ein neurologisches Problem und ihr Verhalten ist zum Großteil kein Produkt falscher Erziehung.
    Über Jahre habe ich mir das von sogenannten Pädagogen einreden lassen müssen.
    Nun bin ich freier und kann mich auch wieder den Blick verstärkt auf das Positive lenken. Ich habe gelernt mit den "Macken" meiner Kinder besser umzugehen, lerne immer wieder neue Tricks und kniffe und freue mich, dass wir mittlerweile zu einem harmonischen Familienalltag zusammen gefunden haben.

    Dies nur mal so als positive Gedanken zum Thema "Therapie"

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Was du zur familientherapie schreibst: natürlich geht es da nicht darum, dass ihr anderen alle zurechtgebogen werdet, damit der mittlere sich ausleben kann.
    Ich würde mir erhoffen, dass ein guter Familien-oder systemischen Therapeut euch noch mal nen neuen Blick eröffnen kann auf euer System, was steckt vielleicht noch hinter dem Verhalten des Kindes, wir könnt ihr die anderen Kinder besser stärken (der große scheint sich ja ziemlich aufzuopfern), dynamiken verändern, sowas halt.
    Auch wenn der junge das Symptom ist, so gehört ihr doch alle zu dem System, ihr könnt euch nur gemeinsam ändern, verstehst du, was ich meine?
    Es tut mir total leid, dass ihr so sehr belastet seid. Niemand will sowas über sein Kind sagen, so für sein Kind empfinden. Ich wünsche euch, dass ihr einen Weg findet, mit dem sich bald etwas ändert.

  • So, bin gestern doch nicht mehr dazu gekommen zu antworten. Bin stattdessen mitm Kleinen eingeschlafen...

    Ja, also... Allmählich setzt sich der Schock. Er ist halt so. melone: Ich hätte vor diesem Kind auch nie gedacht, dass ich mal sowas zu einem Kind sagen würde. Zu unseren anderen beiden Kindern kann ich es mir bis heute nicht vorstellen. Aber der Mittlere hat nicht mal reagiert. Ich weiß nicht, ob in diesem Kind eine Seele wohnt, die ich verletzen könnte. Nur, damit Du die Situation besser einschätzen kannst. Es interessiert ihn nicht. Es tut ihm auch nicht leid. Es kümmert ihn nicht, weil es keinen direkten unmittelbaren Einfluss auf sein momentanes Leben hat. Weiter, als bis zu seiner Nasenspitze, guckt er nicht. Weil er nicht will.

    Liebes Saphir, diese und noch andere Beschreibungenvon dir über Fürchtegott haben mich an zwei Kinder mit Asperger-Syndrom erinnnert: Dinge nur tun wenn sie für einen selbst von Vorteil sind, scheinbare Gefühlskälte etc.
    Habt ihr euch damit mal auseinander gesetzt? Ich glaube bei Kinder mit Handicap hier im Forum schreiben auch betroffene einige Raben dazu!? (Oder war das ein User der selbst betroffen war?)
    Da ich mich nicht ausreichend damit auskenne soll das nur ein Gedanke zu eurer Situation sein.
    Vielleicht können andere Raben mit Erfahrung in Bezug auf Asperger etwas dazu sagen....
    Es heißt ja zu Recht Autismus -Spektrum- Störung weil die Ausprägungen so unterschiedlich und so wie ich es verstanden habe oft uneindeutig sind.

    Du klingst so als wärt ihr sehr am Limit #knuddel - vermutlich ist es eben doch nicht so das "er könnte wenn er nur wollte"- von der Intelligenz her wohl schon wie du ja schreibst aber vielleicht .

    LG Tinka

    Einmal editiert, zuletzt von Tinka (26. November 2014 um 10:35)

  • [quote='saphir','index.php?page=Thread&postID=1126145#post1126145']

    Du klingst so als wärt ihr sehr am Limit #knuddel - vermutlich ist es eben doch nicht so das "er könnte wenn er nur wollte"- von der Intelligenz her wohl schon wie du ja schreibst aber vielleicht .

    LG Tinka

    Ich zitier mich mal selbst, weil ich erst jetzt merke, dass da ein Teil vom Satz fehlt #confused .

    Ich wollte natürlich schreiben." - von der Intelligenz her wohl schon, wie du ja schreibst -aber vielleicht von seinen sozial-emotionalen Fähigkeiten her nicht .

    So - ich hoffe jetzt ist es verständlicher...

    LG Tinka

  • Eine Familientherapie? Ich bin da SEHR zwiespältig. Ich finde normalerweise sehr gut Zugang zu Kindern, kann ihre Stimmungen auffangen, bin sehr empathisch. Bei Fürchtegott versagt diese Fähigkeit. Sollen wir 4 anderen Familienmitglieder lernen, seine Eigenheit besser zu ertragen? Sollen die anderen beiden Kindern lernen, weiterhin zurückzustecken, damit Fürchtegott seine antisozialen Tendenzen ausleben darf? ER muss sein Verhalten anpassen. Ich bin bereit, IHN therapieren zu lassen. Das werde ich dann mit dem KiA besprechen, wer, wo, wie. Aber wir 4 anderen sind NICHT kaputt, warum sollte unser Verhalten angepasst werden?

    Ich schreibe jetzt auch mal wie mir der Schnabel gewachsen ist: ihr kommt mit eurem Kind nicht klar. eure ganze Familie leidet. Also sucht euch Hilfe. Euer Kind könnt ihr ohne Hilfe eh nicht ändern. Die Familienberatung berät euch, entlastet euch und KANN AUCH MIT DEM KIND ARBEITEN!

    Was soll die alternative sein? kein Depperl-Label? Ihr wollt euch nicht ändern, euer Kind wollt ihr auch nicht beim SPZ durchchecken lassen. Tja, dann bleibt als Alternative wohl nur, weiter vor euch hinzuleiden und sehenden Auges in die schulische Katastrophe zu laufen.

  • ich möchte meinen doch sehr emotionalen beitrag noch etwas ergänzen. ich kenne das Gefühl "das kind soll doch aber, das kind muss doch aber. wieso soll ich / sollen wir anderen" sehr gut. Aber es hilft nichts. ihr seid die Erwachsenen. Die Familienberatung kann übrigens auch einen Therapiebedarf feststellen und zwar deutlich besser als ein KiA meiner Meinung nach, weil sie viel mehr Zeit haben. Mit euch reden, mit dem Kind reden. Der wichtigste Vorteil bei der Familienberatung: ihr könnt dort kurzfristig einen Termin bekommen. Ihr werdet sofort entlastet. Ihr müsst nicht monatelang auf einen Platz warten, wie das beim SPZ und voraussichtlich auch beim KJP sein wird. Die Beratung ist vertraulich, niemand bekommt einen Stempel, ihr könnt jederzeit sagen: nee, ist doch nichts für uns.

    Ihr erscheint mir als Familie sehr belastet, warum solltet ihr euch nicht auch als Familie Entlastung holen? Es tut verdammt gut, mit jemandem außerhalb der Familie über die Problematik zu reden. Mit jemandem, der der Familie und dem Kind wohlwollend gegenüber steht.

  • Ich kann saphirs Beitrag total gut verstehen. Ich persönlich würde mich niemals trauen, mich hier so zu öffnen.

    Ich kann auch verstehen, wenn man zunächst mal auf das Kind schauen möchte, wenn man eben sieht, dass es völlig andere Voraussetzungen als andere mitbringt.

    Hier sehe ich auch, dass die Schere zwischen kognitiver und sozial-emotionaler Entwicklung unglaublich auseinanderklafft. Dazu kommt noch eine große Prise Impulsivität und ein Geschwisterkind, dass nicht allzu langmütig mit den grenzüberschreitenden Verhaltensweisen umgeht.

    Saphir, wenn ihr schon mit der Schule in Kontakt wart und sie auf euch einen guten Eindruck machen, würde ich mit der Schulleitung und dem Kindergarten den Dialog suchen. Gibt es bei euch eine Kooperation zwischen Kiga und Grundschule?

    Darüber hinaus kannst du dich natürlich beim SPZ melden oder bei einem Kinder- und Jugendpsychiater. Eventuell kannst du auch mal bei der schulpsychologischen Beratungsstelle anfragen, allerdings sind die wahrscheinlich erst zuständig, wenn die Kinder schon in der Schule sind.

    Zurückstellen lassen würde ich im Nachhinein nicht mehr in diesem Fall.

    LG, Junia

    mit #male 05, #male 06, #male 08

    Ps: Ich hab einen neuen Nicknamen. Bitte nicht outen, danke.

  • Zwei Dinge passen nicht zusammen:
    Die Einschätzung er sei absolut schulreif und dann die Feststellung er brauche 1:1-Ansprache.
    Das zweite ist eine massive Einschränkung der Schulreife. Bei Schulreife geht es nicht nur um kognitive Fähigkeiten.

    Es kann gut gehen ihn einfach so einzuschulen. Wenn er an Lehrer gerät, die ihm extra Aufmerksamkeit geben (und diese von den anderen Kindern abziehen).
    Wenn ihr einen Stempel befürchtet, macht euch doch mal über die Möglichkeiten und Auswirkungen schlau. Bleibt der Stempel? Für wie lange?
    Es ist ja auch dadurch erst die Möglichkeit da ihm da raus zu helfen, je früher desto leichter.
    Wenn er mit kleinen Hilfen einen gelungenen Start in der Schule haben kann, warum erst warten bis er dort ist und es verfahren aussieht? Dann hat er doch erst recht nen Stempel und ne feste eingeübte Rolle.

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

  • Die Assoziation zu Asperger kam mir auch sofort.
    Oder zu einer anderen, sozial-empathischen Störung..

    Das die Nerven blank liegen und eine Grenze erreicht ist, hinter der nicht mehr für alles beschönigende Worte gefunden wird, ist total nachvollziehbar.
    Weniger nachvollziehen kann ich die Sorge vor dem Depperl-Etikett.
    Was ist daran schlimmer als all die anderen, wahrscheinlichen Zukunftsvisionen?
    Förderschule, Rückstellung, als Klassenclown kaputt gehen?
    Genervte Eltern und Geschwister, unglückliche Familie, Schreierei den ganzen Tag?


    Ehrlich, wir sind schon für weniger zur KJP-Praxis gegangen,auch wenn das vielleicht auch häufig ein unnötiger Zeitgeist ist.
    Aber in eurem Fall schreit das meiner Meinung nach nach Hilfe und ich kann dir aus meiner Erfahrung bestätigen, dass es eine Wohltat ist, von außen reflektiert, unterstützt und verstanden zu werden #knuddel (wenn du magst)

  • Happy Spider: danke, sorum versteh ich die Therapieempfehlung. Ich hab mich jetzt mal soweit wieder beruhigt, dass ich nach ner Familienberatung hier schauen werde. Mein Mann wird nicht mitziehen, ob Fürchtegott mitmacht weiß der Herr, aber es ist ja auch schon ein Anfang, wenn ich mich mal ausheule.

    Asperger oder AD(H)S sind es eher nicht. Er KANN sich gut und ausdauernd konzentrieren, kann "Filtern" (das sogar extrem gut) und er (er)kennt, empfindet und nutzt zu Manipulationszwecken Gefühle.

    Fürchtegotts Denken und Handeln wird von einer riesigen, nicht stillbaren Eifersucht oder schlicht Neid geleitet. Er kann es nicht ertragen, auch nur für 5 Minuten nicht einziger Dreh- und Angelpunkt der Familie zu sein. Bekommt er diese Exklusivität, kann er zeigen, was in ihm steckt. Aber ich werde meinen anderen beiden Kindern nicht länger meine Aufmerksamkeit vorenthalten, damit Fürchtegott im Mittelpunkt stehen kann.

    Er kann dieses ekelhafte Verhalten übrigens abstellen. Im August hat er das für exakt 1 Woche getan und war dann ein ganz normaler, begabter, fröhlicher, sozial/emotional unauffälliger Junge. Wie habe ich diese Woche genossen! Warum er es abgestellt hat, und warum er es wieder aufgenommen hat weiß ich nicht. Davor war kurz vor Helis Geburt, als er normal war. Das ist jetzt kanpp 2 Jahre her... Da waren es sogar mehrere Wochen, vielleicht knapp 2 Monate.

    Tja, Schulreife versus 1:1-Bedarf. Er KANN ja Filtern. Aber er will eben den anderen die Aufmerksamkeit des Betreuers/Lehrers nicht gönnen.

    Gute Nacht. Ich werd jetzt versuchen zu schlafen, bin halbkrank und hab ja noch den Kleinen, der alle 1-2 Stunden Mama tankt...

    Es wünsch mir einer was er will, es geb ihm Gott 2x soviel

  • Das klingt ziemlich exakt wie meine Tochter.
    Und die kann sich auch sehr gut konzentrieren, trotzdem hat sie die Diagnose ADHS bzw. Hyperkinetische Störung mit Störung des Sozialverhaltens.
    Auch sie hat zusätzlich eine Hochbegabung. Die ist in Hinblick auf Verschleierung der ADHS-Symptomatik nicht zu unterschätzen, denke ich.
    Man hat mir das auch erklärt, dass bei ihr der Schwerpunkt der Problematik eben nicht im Leistungsbereich (Konzentration, Merkfähigkeit) liegt, sondern im Sozialverhalten.
    Hier hat das Leben mit einem Kind von diesem Kaliber die letzten Jahre auch alle Kraft gekostet, jetzt endlich läuft es einigermaßen in normalen Bahnen, seit sie ein halbes Jahr tagesklinisch in der KJP war, eine Medikation bekommt (ohne geht es überhaupt gar nicht), und jetzt eine spezielle Klasse besucht, die auf Kinder mit Schwierigkeiten im sozio-emotionalen Bereich ausgelegt ist.
    Ich kann deine Gefühle zu dem Verhalten deines Kindes SEHR gut nachvollziehen, würde dir aber ebenfalls dringend zu einer Familientherapie raten - aus deinen Worten spricht deutlich, wie sehr euer Verhältnis belastet ist, und genau das ist Sinn und Zweck einer Familientherapie, dass sich das wieder verbessern kann.

  • Zwei Dinge passen nicht zusammen:
    Die Einschätzung er sei absolut schulreif und dann die Feststellung er brauche 1:1-Ansprache.
    Das zweite ist eine massive Einschränkung der Schulreife. Bei Schulreife geht es nicht nur um kognitive Fähigkeiten.

    Da muss ich mal unterschreiben.

    Aber wenn Ihr ihn gerne einschulen lassen möchtet: Sprecht doch mal mit der Schule selbst. Die müssen ihn dann schließlich auch beschulen und werden Euch deshalb anhören und ihn genau! anschauen. In den max. 30 Minuten amtsärztliche Untersuchung kann man doch gar nicht so viel sehen.

  • Hi saphir,
    Bedenke mal, wie euer Kleiner eine fremde Situation wie erste Klasse auffasst. Da wird ja in Regelschulen wenig Rücksicht genommen. Ihr als Kernfamilie streckt jetzt schon die Fühler, fremde Menschen haben eine niedrigere Toleranzschwelle und von außen setzt man viel schneller Grenzen.
    Will er seine Exklusivität in der Klasse ausleben, wird das nix, fürchte ich!

    Es nutzt halt nada Null zu Hause zu sagen, da kann er es doch, weigert sich aber das zum Tag x in Stunde y abzurufen ist er verratzt.

    Mit jetzigem Ignorieren der Besonderheit und ihm nicht mehr das Geben was er anscheinend brauch, birgt viel Konflikt. Die Situation mit zu kurz kommenden Geschwisterkindern ist doch logisch!

    Es ist doof, dass die Amtsärztin dich im Regen hat stehen lassen was du nun konkret unternehmen könntest.
    Mein Vorschlag wäre es herauszufinden, warum er so ist wie er ist. Dazu brauchst du Fachpersonal.
    Ergo/Kinderarzt sehe ich aus unsere Erfahrung nicht zielführend, sofern das Ziel ist "normal Einschulen"

    Einmal editiert, zuletzt von Nova (27. November 2014 um 07:20)