Im Morgenkreis vom Wochenende erzählen MÜSSEN

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  • Jeden Montag gibt es den Morgenkreis. Bislang war es so, dass, wer wollte, erzählen durfte, was er am Wochenende so gemacht hat.


    Das kenne ich bei Montessori auch so und bei uns an der Schule artet es ganz bestimmt nicht in einen "Höher-Schneller-Weiter"-Wettbewerb aus. Übrigens erzählt auch die Lehrerin von sich und es sollen nicht mehr als 3 Sätze sein.


    Unsere haben es so gelöst, dass sie sich vorher zwei nichtssagende Sätze zurechtgelegt haben: Ich habe im Garten gespielt. Ich habe die und die Kinder getroffen und mit ihnen draußen gespielt. ich bin mit XY Fahrrad gefahren.


    Ich verstehe jetzt nicht, was an Sätzen wie Hagendeel vorschlägt, "zu intim" ist, aber das sieht ja jedeR anders.


    Und weil eins meiner Kinder auch so ist, dass ihm am Montagmorgen nichts mehr einfällt, besprechen wir dann immer auf dem Schulweg, was es "Erzählenswertes" gibt. Ich staune ja immer, was dem Kind vom Wochenende im Gedächtnis ist (Beispiel: Oma & Opa waren (einmal im Jahr) zu Besuch, aber als Erstes fällt dem Kind ein, dass es einen Playmobil-Dino im Garten verloren hat.)


    Aber da unsere übers Wochenende Hausaufgabe aufbekommen, ist zumindest ein Standardsatz: "Ich habe meine Hausaufgaben gemacht."



    Und zum "Müssen": Ermuntern fände ich gut, "zwingen" weniger, aber "nie etwas sagen" auch nicht wirklich die richtige Lösung. Und ich glaube schon, dass es für eine Grundschullehrerin manchmal ganz erhellend sein kann, mitzubekommen, was zu Hause so los ist (z.B. wenn das Kind berichtet, dass es Fußball-WM-Endspiel geschaut hat, muss sie sich nicht wundern, dass es müde ist o.ä.).

  • @ Froschfamilie


    Ja, ich möchte erstmal hören, was da jetzt genau los ist. Ich finde es wichtig, der Lehrerin nicht das Gefühl zu geben, ständig mit ihrer Vorgängerin verglichen zu werden. Und mag zusammen schauen, was man da machen kann.


    Ich bin selbst unsicher. Teilweise kommen Sachen von ihr, die ich nicht einordnen kann, z.B. ein unempathischer Kommentar unter den Hausaufgaben. Aber im direkten Kontakt wird sie sehr nett, sehr kompetent.


    Ich mag erstmal einvernehmlich schauen.
    Und vielleicht ist es ja wirklich ein Missverständnis.

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

    Einmal editiert, zuletzt von Fiawin ()

  • Ich verstehe jetzt nicht, was an Sätzen wie Hagendeel vorschlägt, "zu intim" ist, aber das sieht ja jedeR anders.


    Nee, die Sätze sind nicht zu intim. Die Tatsache, etwas von sich erzählen zu müssen, empfindet meine Tochter als Grenzverletzung. Aber ist jetzt auch irgendwie Haarspalterei. Tatsache ist, dass sie findet, es geht niemanden was an, was sie am Wochenende gemacht oder gegessen hat. Sie möchte erzählen, wenn SIE möchte.


    dass ihm am Montagmorgen nichts mehr einfällt


    Doch, einfallen würde ihr durchaus was.

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  • Ich kann deine Tochter sehr gut verstehen, Fiawin.
    Alleine der Zwang etwas erzählen zu müssen ist ja eben das: ein Zwang. Deine Tochter passt da sehr gut auf ihre Grenzen auf - Hut ab!
    Ich selbst kann das gar nicht so gut und beuge mich viel öfter als mit lieb ist solchen Konventionen. Glaube das geht vielen Erwachsenen ähnlich.
    Und mir rollen sich die Zehennägel auf wenn ich mir vorstelle, dass das Kindern in der Schule "beigebracht" wird.

  • Aber wenn man generell das Problem hat, von sich zu erzählen, dann MUSS man doch für's Leben Alternativen entwickeln.
    Ich mag es ja auch nicht und wenn mich jemand etwas fragt, dann muss ich geschickt so antworten können, dass ich meine Grenzen wahre ohne den anderen zu verprellen. Das ist nicht einfach und hat mich auch viel Übung gekostet. Überhaupt erst einmal meine Grenzen zu erkennen. Das tut Deine Tochter ja schon gut, finde ich auch toll!
    Dann muss sie aber damit umgehen lernen. Und das nicht unbedingt durch Verweigerung, auf die es sonst hinausläuft.
    Das ist eine Grenzwanderung, aber vielleicht ein gutes Übungsgebiet? Ich glaube, so würde ich es nutzen und sie sich damit auseinandersetzen lassen. Also aktiv, wie ich auch weiter oben schon schrieb.

  • Mio, ich glaube, die Schule, und vor allem der Morgenkreis, ist aber nicht dazu gedacht, dass Menschen, die nicht gerne von sich erzählen (und meine Tochter erzählt ja durchaus gerne von sich, zum vom ihr gewählten Zeitpunkt im von ihr gewählten Kontext), üben, damit umzugehen. Das halte ich für konstruiert um eine mögliche Rechtfertigung für den Zwang zu finden.


    Mir hat jedenfalls noch keiner mitgeteilt, dass der Morgenkreis eine Lehr- und Übungseinheit ist, bei der das, was Du beschreibst, geübt werden soll. Die Referate allerdings, die sind unter anderem auch für diesen Zweck eingerichtet. Reden vor anderen.


    Zudem bin ich der Meinung, dass es jedem immer freistehen sollte, über sein Privatleben zu berichten oder nicht, und den Zeitpunkt, Kontext und Umfang selbst zu wählen.


    Sollte ein Kind überhaupt nicht in der Lage sein, sowas zu handhaben, also wenn es z.B. in Richtung soz. Phobie geht, dann gehört das ebenfalls nicht in die Hände einer Lehrerin, sondern in die Händer einer psychologischen Fachkraft.


    Zuhören gehört auch dazu, Gemeinschaft zu leben. Und es ist schön, wenn jeder MAL von sich berichtet. Meine Tochter tauscht sich mit anderen Kinder über ihr Privatleben aus. In anderem Kontext. Sie fragt in der Morgenrunde auch nach. Sie hat bereits berichtet. Sie hat das Buch vom Klassentier mehrfach (mehr als jeder einzelne andere aus ihrer Klasse) mitgenommen. Da bleibt das Klassentier ein paar Tage bei dem Kind, und dann schreibt man rein, was man mit dem Tier alles so erlebt hat.
    Aber jeden Montag von sich erzählen zu müssen, aus den von Dir genannten Gründen, finde ich nicht angemessen und nicht zielführend.

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  • gerade die klasse in einem gewissen geschützten rahmen ist doch ideal um das zu üben.
    stichwort smalltalk, das wird immer im leben eine rolle spielen.
    Ich habe da echt lange Probleme mit gehabt und wäre froh drum gewesen wenn wir das so in der schule regelmässig gemacht hätten.
    Denn innerhalb des Klassenverbands fühlte ich mich einigermassen sicher, da ich die ja kannte.


    kommunikation funktioniert doch so. dass man auch mal etwas erzählt, was man evt. gemacht, hat, was einen beschäftigt/interessiert oder oder oder und so mit anderen ins gespräch kommt.


    Klar das müssen, ist natürlich trotzdem etwas doof.

  • Aber sie führt doch Smalltalk.


    Und der Morgenkreis war bislang nicht dafür gedacht.


    Ach, ist auch egal. Für mich fühlt es sich nicht richtig an. Ich glaube nicht, dass dieser Zwang etwas bringt, ich glaube auch nicht, dass man da was üben muss, und ich finde es schade, dass es scheinbar als ok betrachtet ist, Kinder zu solchen Dingen zu zwingen.


    Für mich hat das was von: Los, sei jetzt fröhlich!


    Ich frag mich auch, ob die, die das befürworten, es gut finden würden, wenn sie selbst davon betroffen wären.


    Kinder lernen normalerweise gerne. Da muss man nicht zwingen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Fiawin () aus folgendem Grund: rsf

  • Also, ich frag mich, wie das funktionieren soll.


    WAS genau lernt und übt man denn bei sowas?


    Dass mit anderen zu reden ein MUSS und unangenehmes Ereignis ist, das man irgendwie hinter sich bringt, indem man sich irgendwas ausdenkt, am besten schon zu Hause, um irgendwie da durch zu kommen, obwohl man es eigentlich nicht machen möchte?


    Und das soll dann motivieren, in Zukunft mehr mit anderen zu reden?


    Die Kinder in der Schule kommunizieren sehr gut miteinander. Wir haben nebendran noch zwei weitere Grundschulen, man erkennt die Kinder der jeweiligen Schulen auf dem Spielplatz an der Art ihrer Kommunikation untereinander.
    Die Kinder dieser Schule sind in der Regel sehr selbstsicher im Umgang mit anderen Leuten, höflich, klar.


    Das lernen sie im normalen Schulalltag.


    Ich finde es viel wichtiger, dass geäußerte Grenzen respektiert werden. Und ich finde es besser, statt Zwang Einladungen zu äußern.


    Und ich finde, jeder Mensch hat das Recht zu entscheiden, ob er etwas von sich erzählen mag oder nicht. Ohne irgendwas erfinden zu müssen. Die Aussage: Ich möchte nichts erzählen! sollte reichen.


    Jeder Mensch, auch ein Kind, hat ein Recht auf eine Privatsphäre. Niemand hat ein Recht darauf zu erfahren, was man am Wochenende gemacht hat. Es ist etwas, das man freiwillig mit anderen teilen kann, wenn man das möchte. Nicht etwas, das man teilen müssen sollte.

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  • Ich dachte immer, ich "kann" keinen Smalltalk.
    Bis ich dann irgendwann zufriedener mit mir selbst war, und damit wie ich bin, und dann habe ich plötzlich festgestellt: Ich kann das und mach das gerne, wenn mir die Person sympathisch ist, es um ein Thema geht, das mir liegt, und ich mich wohlfühle.


    Klar wäre es, zB beruflich, oft einfacher für mich gewesen, wenn ich "besser" wäre in Smalltalk.
    Andererseits neige ich inzwischen zu der Haltung, dass ein berufliches Umfeld, in dem man sich täglich deutlich verbiegen muss, dann eben nichts für einen ist.
    Und es ist glaube ich viel mehr Typsache ob man smalltalkt oder eher nicht.


    Wenn ein Kind Probleme damit hat und sich nicht wohl damit fühlt, dann ist es sicher richtig ein bisschen anzustubsen, Impulse zu geben, und zu üben.
    Aber so ohne Not? Nur weil Kind es nicht mag immer zu festgelegten Zeitpunkten erzählen zu müssen?


    Mir mir ist morgens die ersten ein bis zwei Stunden gar nichts anzufangen. Da will ich meine Ruhe.
    Wenn mir da einer käme mit: "Aber Frau Dechse, wir haben jetzt Morgenkreis, und alle müssen erzählen wie ihr Wochenende war", da würde ich mir vorkommen wie im falschen Film. Ich bin eine mündige Person. Wenn ich morgens muffelig sein will, dann ist das mein gutes Recht, solange es meine Arbeit nicht beeinträchtigt.
    VOR ALLEM, wenn ich bei anderen Gelegenheiten meine Sozialkompetenzen unter Beweis stelle und mit den Kollegen persönlichen, ungezwungenen Kontakt habe.

  • Ich bin da auch bei dir, Fiawin. Ich denke, dass es im Ermessen des Kindes liegen sollte, was es wann privates vor welchen Leuten preis gibt. Ein Erzählzwang würde bei mir zu unguten Gefühlen führen und ich würde auch das Gespräch mit der Lehrerin suchen.

  • Hallo,


    An der Schule meiner Kinder hatten diese Kreise mehrere Hintergründe. Zum einen ging es tatsächlich um die Klassengemeinschaft, zum anderen wurden da aber auch Kompetenzen geübt, die im Lehrplan stehen. Erzählen, berichten, zuhören, Meinung äußern usw.


    Von daher gehe ich so weit mit, daß ich die Lehrerin verstehen kann, wenn sie möchte, daß sich möglichst jedes Kind beteiligt und fände es OK, wenn sie dafür Anregungen gäbe (z.b. eben, sich vorher 2 Sätze auszudenken.


    ABER - keins dieser Ziele rechtfertigt in meinen Augen Zwang.
    Ich kann weder einen Menschen zwingen, privates in einer Gemeinschaft zu erzählen, damit sich die anderen mehr als Gemeinschaft fühlen können (derjenige selber "braucht" das offenbar ja in dem Moment nicht für sich).
    UND ich fände es unschön, wenn Grundschullehrer stille Kinder im Unterricht zum reden zwingen würden. Anregen, ermutigen, unterstützen... ja, aber ein "So jeder MUSS jetzt 2 Sätze zum Thema X sagen" fände ich weder im Kreis noch im Frontalunterricht so angemessen. Nicht in einer 2. Klasse und nicht, wenn man die Kinder erst so kurze Zeit kennt und die, die länger brauchen noch gar nicht "aufgetaut" sind. (und auch sonst nicht...)


    Wenn das Kind in anderen Zusammenhängen ja offenbar zwar kein Plappermäulchen ist, aber spricht, seinen Vortrag hält usw. dann ist doch alles OK, dann übt es das freie Sprechen auch so.


    Und Kommunikation, die durch Zwang funktioniert führt mMn nicht zum FREIEN sprechen, Zwang und frei schließt sich für mich aus. Wenn ich Lust habe, erzähle ich stundenlang vom Ulraub, selsbt dann, wenn er total verregnet war (gerade dann...). aber ich denke, wenn ich jetzt in der Kollegenrunde säße und 3 Sätze über meinen Urlaub erzählen MÜSSTE, hätte ich weder Lust dazu noch würde mir was sinnvolles einfallen. Was würde dann geübt? Reden unter Zwang...? die Akzeptanz, daß meine Entscheidung nicht respektiert wird...?


    Wir hatten letztens eine Weiterbildung und sollten zum Schluss jeder ein paar Sätze zusammenfassend sagen. Aber ich musste mich einfach erst sortieren, das was in mir arbeitete ging die anderen nichts an und "irgendwas" zu sagen, damit man die Pflicht erfüllt, fand ich doof.
    Wie froh war ich als erwachsene Frau da, als mein "ich möchte nichts sagen" (mehr mit Gesten als mit Worten vermittelt...) dann einfach so akzeptiert wurde.

  • Hm. Erstens ist imho doch noch unklar, ob die Lehrerin wirklich "jeder MUSS" meinte oder doch eher "jeder sollte nach Möglichkeit".
    Zweitens bin ich da etwas zwiegespalten. Einerseits hab ich im Kindergarten erlebt, daß die Kinder nach dem Wochenende geradezu platzen vor lauter "das und das will ich dann unbedingt im Morgenkreis erzählen" - es gibt also nicht zu knapp Kinder, die da irgendwo auch ein Ventil brauchen, um ihre Erlebnisse loszuwerden, sonst zappeln sie damit noch den halben Tag rum, bis sie doch allen alles berichtet haben.
    Zumindest im Kiga durfte jeden Morgen jeder, der wollte und es fanden sich immer welche, die paar Sätze sagen wollten. Bei J. in der GS gab´s nur montags einen Morgenkreis und damit gab´s auch keine Probleme.
    Andererseits ist es vielleicht irgendwo bißchen blöd, wenn die gleichen 10 immer erzählen und die anderen 10 nie. Wie man das als Lehrerin lösen will, ist sicher unterschiedlich. Ich wäre dann vermutlich auch eher für - dann soll halt jeder einen Satz und wenn´s "hab gespielt" ist und gut ist´s, so kommt jeder mal dran und nicht nur diejenigen, die sich eh immer melden. Außerdem hat man gerade als neue Lehrerin so vielleicht auch die Gelegenheit, die Kinder (zumindest diejenigen, die dann etwas mehr als "hab gespielt" erzählen) schnell besser kennen zu lernen (Max spielt gerne Fußball, Lina hat eine große Familie, die sich oft trifft, Oskar mag Lego und Lara Playmobil und Lukas und Niklas sind fast wie Zwillinge uswusf. Find ich jetzt eigentlich eher positiv als negativ).
    Und irgendwo ist auch der Morgenkreis ja ein Teil des Unterrichts und da wird durchaus was geübt - zuhören, freies Reden uswusf. Und vielleicht fällt es manchen Kindern auch eher leichter, in einer solchen Runde zu reden als im Unterricht, wenn man aufgerufen wird.
    Ich weiß jetzt nicht, wie´s bei Euch auf der Montessori läuft, aber hier auf der normalen Grundschule werden die Kinder durchaus auch dann aufgerufen, wenn sie sich gerade nicht melden. Und wer dann nichts sagen will, weil er keine Lust hat, einen Satz zum Thema "ich habe ein Haustier xyz", weil gerade Subjekt/Prädikat/Objekt oder eben mögliche Tierarten durch genommen werden, kassiert auch durchaus eine schlechtere Note in mündlicher Mitarbeit (und die mündliche zählt inzwischen mehr als die Arbeiten...darüber kann man dann wieder geteilter Meinung sein...).
    Ich find´s jetzt nicht wirklich schlimm, das Ganze. Wenn das Kind sein Privatleben gerne sehr bedeckt halten möchte, könnte man evtl. ein Gespräch darüber führen, welche Themen wirklich "ganz privat" sind und welche vielleicht doch durchaus smalltalktauglich?
    Worauf ich eigentlich hinaus will - ich denk, die meisten Kinder erzählen eh gerne. Dann gibt´s noch welche, die brauchen gelegentlich nen Stupser, denen tut´s unterm Strich ganz gut, wenn sie einen lockeren unbewerteten Rahmen haben als Übung für später. Und dann gibt´s noch Kinder wie Deine Tochter, die die sozialen Kompetenzen durchaus haben, sie aber nicht in diesem Rahmen zeigen möchten, die sitzen dann ein bißchen zwischen den Stühlen, das ist dann halt doof für das Kind - nur gibt´s in der Schule für die meisten gelegentlich ne doofe Situation. Speziell diese hätte ich persönlich jetzt nicht so hoch bewertet (nicht auf die Toilette dürften innerhalb einer 90min-Stunde, wie in dem anderen Thread beschrieben, wäre für mich viel eher ein Grund, mal die Lehrerin anzusprechen)...

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • Ich kann verstehen, wenn Kinder nicht so gerne von sich erzählen.


    Aus meiner (DDR-)Kindheit kenne ich diese Ausfragerei auch noch auf anderer Ebene X(


    Eine gute Lehrerin sollte es schaffen, dass die Kinder von sich aus gern etwas erzählen möchten. Und dazu gehört ein gutes Verhältnis zur Klasse und manchmal auch Geduld...


    Weil wir aber nicht immer in einer perfekten Welt leben, würde ich mein Kind stärken, in dem wir gemeinsam überlegen, was man erzählen könnte, ohne etwas preiszugeben, was man lieber für sich behalten würde. Und auch sagen, dass ich es unterstütze, wenn es erst mal nichts erzählen möchte.

  • Fiawin, darf ich dich fragen, wie es deiner Tochter dabei geht, wenn sie nichts erzählt? Also in der Situation? Mein Sohn scheint ihr da ja ein wenig ähnlich zu sein. Und auch er ist da standhaft. Und ihm ist es z.B. zu privat zu erzählen, dass er Lego gebaut hat. Ich bin ein wenig verunsichert. Ich habe schon versucht mit ihm zusammen zu überlegen, was man erzählen könnte, aber die meisten Vorschläge, die ich brachte, waren ihm "zu privat". Ich habe den Eindruck, das befördert in seinem Fall schon so etwas wie eine leichte Außenseiter-Rolle. Zumindest fällt es auf. Wäre mir ja egal, aber er fällt auch in anderen Dingen auf. Auf der einen Seite bestärke ich ihn darin, dass er so richtig ist, wie er ist. Auf der anderen Seite sehe ich, dass er sich das Leben auch ganz schön schwer macht. Individualität gut und schön, aber ein bisschen Anpassung ist ja auch hilfreich. Insofern habe ich das Gefühl, egal, wie ich reagiere, es ist irgendwie "falsch". Bestärke ich ihn darin, nichts zu sagen, wird er weiterhin einem gewissen Druck ausgesetzt sein. Wirke ich darauf hin, dass er erzählt, ist das irgendwo eine Grenzverletzung. Und irgendwas Erfundenes zu erzählen ist auch irgendwie doof. Wie gesagt, wenn es nur ums Erzählen ginge... aber das setzt sich in anderen Bereichen fort, z.B. im Sportunterricht etc.


    Coccinelle, ich lese gerade deinen Beitrag und habe ein Problem mit deinem Satz, dass eine gute Lehrerin es schaffen sollte, dass die Kinder von sich aus gern etwas erzählen möchten. Mein Sohn hat eine gute Lehrerin. Und trotzdem schafft sie es nicht.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

    Einmal editiert, zuletzt von nez perce ()

  • Coccinelle, ich lese gerade deinen Beitrag und habe ein Problem mit deinem Satz, dass eine gute Lehrerin es schaffen sollte, dass die Kinder von sich aus gern etwas erzählen möchten. Mein Sohn hat eine gute Lehrerin. Und trotzdem schafft sie es nicht.


    Dann würde ich mein Kind darin unterstützen, dass es ok ist, nichts zu erzählen, wenn man nicht möchte.


    Bei meiner Tochter ist es so, dass sie gern (und viel ;) ) erzählt, wenn sie sich in der Umgebung wohl (und sicher und angenommen) fühlt.
    Und dass das für sie in der Schule in den vergangenen beiden Jahren so war, liegt auch zu einem großen Teil daran, dass ihre Lehrerin eine gute Lehrerin war. Und dass sie Geduld hatte...


    Ich bin mir aber sicher, dass sie auch kein Kind gezwungen hat, etwas zu erzählen.

  • Fia, ich bin ganz bei dir und deiner Tochter. Das Gespräch suchen ist sicherlich ein guter Plan.


    Aussagen wie, dann sag halt was belangloses, oder das Kind sollte das üben würden bei mir(!) das Gefühl auslösen, das Empfinden meines Kindes nicht ernst zu nehmen zu sollen. Das würde ich nicht machen.


    Sie hat ja so wie sich das liest, kein generelles komunikatives Problem. Also wäre in meinen Augen da ganz klar dem Kind den Rücken stärken angesagt.


    Schreib bitte wie das Gespräch gelaufen ist (und ich hoffe, das ich den Thread wieder finde *g*)


    LG

    #rose Mascha mit J. (1993), C. (2004), A. (2009) und * (2013)

  • Unser Sohn hat auch einen (Montags-)Morgenkreis ohne Erzählzwang. Ich halte Zwang auch nicht für sinnvoll, denn soweit ich es verstehe, ist es nicht das Ziel eines Morgenkreises in dieser Form, Smalltalk einzuüben, sondern die Kindern zum "echten" Erzählen zu bringen, auch Gefühle benennen zu können etc. Da ist es m.E. total kontraproduktiv, sich vorher "nichtssagende" Sätze zu Recht zu legen.
    Unser Sohn erzählt auch nicht immer was im Morgenkreis, erzählt aber so im Schulaltag recht viel, auch der Lehrerin.
    Einmal ist am Wochenende sein Hamster gestorben, wenn er da hätte etwas erzählen "müssen" von seinem Wochenende, wäre das für ihn bestimmt ganz schlimm geworden. Aber so im kleineren Kreis bzw. Vier-Augengespräch hat er es seinem Freund und auch der Lehrerin erzählt.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)