Was braucht es für´s Gymnasium (Baden Wü.) abgesehen von den entsprechenden Noten

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  • Die Grundschulempfehlung (ich weiß, dass sie hier nicht mehr bindend ist) lassen wir mal außen vor.

    Ich möchte im Moment auch nicht detailliert dazu schreiben- kommt später vielleicht noch- um erst einmal ganz allgemein eure Meinungen zu den Anforderungen an ein Kind das nach der 4. Klasse ins Gym. wechseln soll zu lesen. Ich hoffe auf viele Antworten...

    Vielen Dank!

  • Es braucht aus meiner Sicht/Wahrnehmung vor allem:
    -Die Fähigkeit sich selbst zu organisieren (Termine merken und nachhalten; Planen wann man lernt, Lerninhalte strukturieren)
    -Die Fähigkeit unklare, offene Aufgabenformen zu bearbeiten (also nicht nur auf eine genaue Anweisung zu warten)
    -Selbstständigkeit

    lg, karlchen

  • neugierde
    die bereitschaft zu lernen
    interesse an größeren zusammenhängen
    freude am tüfteln
    fähigkeit, dinge zu hinterfragen
    fähigkeit zum transfer, zur übertragung von lerninhalten bzw. zur anwendung in nicht-geradlinigen aufgabenformen (also nicht nur reine reproduktion)
    bereitschaft, sich in ein interessengebiet zu vertiefen
    generell: echtes/ausgeprägtes interesse an (oder talent zu) mindestens einem der kernthemen am gym (mathematisch, sprachlich, literarisch, naturwissenschaftlich...)

    muss nicht alles gleich stark ausgeprägt sein, aber in der tendenz sollte genug davon da sein, um z.b. auch defizite in einem bereich auszugleichen (z.b. sprachtalent vs. weniger mathematische neigung)

  • ich komme ja aus der schweiz. hier ist 6 jahre primarschule und danach 3 jahre höhere schule.
    meine tochter hat dieses jahr gewechselt, wir waren sehr unsicher ob sek oder bez (bez ist das höchste).
    wir haben uns mit der lehrerin zusammen für die sek entschieden. und bis jetzt wars der richtige entscheid.
    organisieren und strukturieren sind nicht ihre stärken und dann hat sie noch eine matheschwäche.
    zusätzlich macht sie leistungssport (eiskunstlauf), und mag freizeit ohne nix zu tun, verabredet sich viel.

    damit will ich sagen dass man ganz viele faktoren berücksichtigen muss.

    dann noch ganz wichtig: was will das kind?

  • Ich finde, man muss es nicht zu hoch hängen.

    mini1 hätte eigentlich noch 2 Jahre gebraucht, bis er die Anforderungen selbständig packt, aber das unterstützen müssen hält sich (in meinen Augen) in tragbaren Grenzen. In der 5ten musste ich noch lange den Ranzen mitpacken, allen Terminen hinterherlaufen, diskutieren, warum überhaupt gelernt werden muss, das hat sich jetzt Anfang der 6ten schon alles gegeben.

    Jetzt gucke ich nur noch die Lernfächer und Vokabeln mit ihm durch, mache eine Lernplan für die Schulaufgaben und gucke stichprobenartig, ob er den Stoff verstanden hat.

    Kognitiv passt das alles mit den Anforderungen, aber ist halt einfach noch so richtig "Kind" (egal wie saucool er schon tut :P ) und insgesamt kein großer Fan des Systems Schule.

    Ich bin mir sicher, dass er Ende der 7ten komplett alleine klar kommt.

    Viele Grüße
    Elena mit Mini1 (*2004) und Mini2 (*2006)

  • Ich würde auch unterscheiden:
    Es ist natürlich toll, wenn das Kind selbständig und gut organisisert ist, ich finde das aber kein Ausschlusskriterium. Was das Organisatorische angeht, kann man von Zuhause sehr viel nachhelfen. Mein Sohn ist in dieser Hinsicht total hinterher, wir packen (6.Klasse) z.B. immer noch zusammen den Schulranzen, ich überwache das Lernen für die Schulaufgaben etc.. - Auf der Realschule wäre das m.E. auch nicht anders, er kann es halt einfach noch nicht.

    Wissbegierde und ein gutes Gedächtnis (wahlweise: viel Fleiß) sind m.E. viel wichtiger, und die muss das Kind schon selbst mitbringen. Wenn es allgemein kognitiv passt, glaube ich allerdings auch nicht, dass man unbedingt eine "ausgeprägte Begabung" für irgendetwas braucht. Was ich sehr wichtig finde: die Fähigkeit/Bereitschaft ziemlich abstrakt an Themen heranzugehen. Latein wird hier z.B. völlig ohne pädagogische Sperenzchen unterrichtet. Wenn man damit gar nicht zurechtkommt, stelle ich es mir schwer vor. (Vielleicht geht es auch, aber es ist dann sicher nicht so angenehm.)

    lG
    Tigerauge

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaub, das hängt auch ein bisschen von der jeweiligen Schule ab, z. Bsp. G8/G9. Grundsätzlich unterschreibe ich aber bei molly, wenn das Kind keinen Spaß an/Neugierde für kognitive Zusammenhänge hat, dann würde ich es definitiv nicht auf ein Gymnasium schicken.

    Was das Begleiten angeht - ich bin weniger dahinter her als andere hier (Ranzen überprüfen oder so) weil mir schlicht die Zeit fehlt. Das wäre also in meinen Augen auch noch eine Frage: Wie schätzt du dein Kind diesbezüglich ein und wie sind deine Ressourcen, bzw. eure Ressourcen als Familie? Ach ja - ein gutes Kurzzeitgedächtnis ist auch nicht verkehrt.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • wahrscheinlich will das keiner hören:
    einigermassen gute kognitive Fähigkeiten, jemand der ihm vertraut, dass ers schafft, und ab und an mal etwas nachhilft in Sachen fleiss... und zur not mal nachhilfe gibt oder spendiert...

    mein sohn hat den übertritt knapp geschafft und ist jetzt auf dem gym.( 7 .klasse bayern) , hätte die gs Lehrkraft nie gedacht, dass ers bis dahin schafft
    und er ist stinkfaul (sonst wäre er besser) , aber die holen ihn da ab...macht er keine hausis, muss er nacharbeiten...vergißt er was mehrfach, schreibt er einen zweiseitugen Aufsatz weswegen er bitte sein hirn nutzen soll...
    das erste jahr habe ich noch mitgeholfen, denken, packen usw... und das dann immer weiter reduziert...

    also ganz ehrlich: er braucht nur dein vertrauen, dass er das schafft

    lg doris

  • einigermassen gute kognitive Fähigkeiten

    er braucht nur dein vertrauen, dass er das schafft

    das mit dem vertrauen ist sicherlich ganz ganz wichtig. auch würde ich die organisatorischen sachen am anfang auch nicht so hoch hängen, das kann man lernen.

    aber man sollte sich schon im klaren darüber sein, was das "das" ist, das man dem kind zutraut. denn man kann es nicht jedem kind pauschal zutrauen.

    ich vertraue meinen kindern, ich traue ihnen vieles zu, ich kenne sie, ich kann sie einschätzen - und das heißt auch, dass ich nicht jedes meiner kinder aufs gymnasium schicke. was aber nichts mit fehlendem vertrauen zu tun hat.

    gerade das am besten organisierte, selbstständigste und selbstbewussteste meiner kinder, mit "einigermaßen guten kognitiven fähigkeiten" hätte meines erachtens keinen spaß am gymnasium. sie ist sehr glücklich an der realschule, hat in den meisten fällen nur einser und zweier, bekommt mit wenig aufwand viel positives feedback. all das hätte sie am gym nicht in der form, weil da eben auch dinge verlangt werden, die sie weniger interessieren und für die sie keine motivation verspürt.

    dann hab ich noch ein eher schlecht organisiertes kind, das gern zeug verschludert, in gedanken oft sonstwo ist, nicht immer den überblick über all seine aufgaben hat - aber großes interesse an allem möglichem und sich echt gern vertieft. das heißt nicht, dass er immer supernoten hat, denn mit dem lernen nimmt er es auch nicht immer so genau - aber für ihn passt die schulform gymnasium, er kann das schaffen, weil es ihn im prinzip interessiert, oft sogar fasziniert und es ihn auch nicht frustet, was da alles verlangt wird.

    ich plädiere also gern für schulformoffenheit. :)

  • Ich glaube dass Lust und Interesse an Schule und den Lerninhalten wichtig sind. Genauso wie Selbständigkeit.

    Klar muss das Kind auch quer denken können und Interesse an weiterführenden Themen haben. Aber ohne dem Interesse an Schule überhaupt, wird es sehr schwierig.

    Hab hier einen sehr schlauen Jungen in der 7. Klasse sitzen, der den Schulstoff locker aufnimmt und keine Probleme damit hat. Aber durch sein Desinteresse an Allem was mit Schule zu tun hat macht es vieles sehr schwer. Sich mal nachmittags hinzusetzen und sich etwas anzuschauen ist hier nicht drin.

    Ich möchte mir nicht vorstellen wie das mit großen umfangreichen Hausaufgaben plus lernen gehen sollte. Und ich könnte mich nicht stundenlang danebensetzen.

  • eben.
    dieses tägliche stundenlange danebensitzen ist für alle seiten frustrierend.
    das kann man mal in heißen lernphasen machen oder bei durchhängern - aber ich könnte das weder zeitlich noch emotional dauerhaft leisten.
    (ich kann meinen kindern schon etwas erklären, wenn sie es möchten, aber diese antreibe-funktion, wo man ständig motivieren und anregen und ermahnen muss - nee.)

    man muss halt rausfinden, wie viel anstupsen man leisten kann und will - aber wenn gymnasium bedeutet, dass die eltern 8/9 jahre nachhilfelehrer und animateur sein müssen, dann passt was nicht.

    ich finde es ziemlich wichtig für die persönlichkeitsentwicklung, dass das kind positives feedback bekommt und mit der schulform zurecht kommt ohne frust oder gar dauerfrust. das ist mehr wert als ein abi um jeden preis.

  • das mit dem vertrauen ist sicherlich ganz ganz wichtig. auch würde ich die organisatorischen sachen am anfang auch nicht so hoch hängen, das kann man lernen.

    aber man sollte sich schon im klaren darüber sein, was das "das" ist, das man dem kind zutraut. denn man kann es nicht jedem kind pauschal zutrauen.

    ich vertraue meinen kindern, ich traue ihnen vieles zu, ich kenne sie, ich kann sie einschätzen - und das heißt auch, dass ich nicht jedes meiner kinder aufs gymnasium schicke. was aber nichts mit fehlendem vertrauen zu tun hat.


    und manchmal brauchen die Kinder auch noch eine gewisse Entwicklungszeit. Mein Mittlerer hat sich in der RS von Jahr zu Jahr (mit einem kleinen pubertärbedingten Hänger in der 7. #augen ) gesteigert, ist jetzt kurz vorm Abitur im beruflichen Gymnasium mit richtig guten Noten.

    Zitat

    ...
    ich plädiere also gern für schulformoffenheit. :)


    Ich auch ;o) - und gerade in Ba-Wü sind die Anschlußmöglichkeiten wirklich gut d.h. die Entscheidung für Realschule ist nicht automatisch eine Entscheidung gegen das Abitur.

    Gruß
    Annette

    #rose Sohn (2/92), Sohn (2/97), Tochter (8/01)

    "Das Vorhandensein eigener Kinder, unabhängig von ihrer Zahl, stört die Reinheit des theoretisch-pädagogischen Denkens erheblich"
    G. Laub

  • das ist in bayern mittlerweile auch so. aktuell unterrichte ich wieder in einer sogenannten "einführungsklasse" - das sind schüler mit mittlerer reife, die am gymnasium eine 10. klasse absolvieren (eigener "lehrplan"). danach dürfen sie ganz normal in die oberstufe und abi machen.
    das gibt es seit einigen jahren und die schüler, die das wirklich wollen, können das auch gut schaffen (und haben oft einen echten reifevorsprung, weil der weg zum abi bei ihnen eine bewusste entscheidung ist). zum teil haben sie auch bessere ergebnisse als einige, die vorher durchgehend am gym waren.

    ist also wirklich eine gute möglichkeit für "spätentwickler" :) .

  • Eine glatte 2 in Deutsch und in Mathe.
    Ich weiß, dass die Ausgangsfrage hieß "abgesehen von den Noten" ...
    Aber ich bin wirklich der Meinung, dass ein Kind, das in Klasse 3 und 4 die glatte 2 in beiden Hauptfächern hatte, keinen wirklichen Stress auf dem Gymnasium bekommen wird, mal von pubertären und anderen Krisen abgesehen. Und umgekehrt würde ich ein Kind, das diese Noten nicht hat, nicht auf das Gymnasium schicken.

    Und zwischen Bayern und Baden-Württemberg liegen Welten.

    LG
    AnneL

    Einmal editiert, zuletzt von AnneL (11. Oktober 2015 um 14:41)

  • Vielen Dank, für eure Antworten.

    Da ich irgendwie keine E-Mails mehr bekomme ist mir meine Frage hier total unter gegangen.

    Von den Noten her sollte es keine Probleme geben. Ich habe hier aber ein Kind mit ADS, schon recht pubertierend und recht eigenwillig mit großen Tagesformabgängigen Leitungsschwankungen.

    Ich vermute, dass ich sie auf dem Gym erst einmal unterstützen müsste (Lernorganisation).

    Wenn wir sie auf die Realschule schicken könnte es sein, dass sie dann noch weniger macht, weil geringere Anforderungen (muss man ja nicht...).
    Lt. Testpsychologin sollte sie unbedingt aufs Gymnasium.

    Was mir Sorgen allerdings macht ist:
    Das sie gerade in Stresssituationen (bspw. Klingel klingelt- Lehrer sagt noch etwas) nicht die notwendige Ruhe aufbringt zuzuhören und dann vieles vergisst oder durcheinander bringt.
    Und ein gewisse Minimalismus/Ungenauigkeit (die drei Zeilen für die Antwort sind ja schon voll, also kann ich ja nicht alles aufschreiben, was ich weiß- brachte ihr kürzlich die erste 2-3 im unangekündigten Test).

    (Wir haben diesbezüglich gerade 2 Rezepte Ergo hinter uns. Die Ergotherapeutin weiß aber nicht, was sie mit ihr machen soll, weil sie kognitiv zu weit ist (hat sich m.E. aber auch nicht Mühe gegeben).)

    Vor Ort gibt es leider nur eine Gemeinschaftsschule/Ganztagesschule. Vom Konzept her kommt diese aber nicht in Frage.
    Für die Realschule müsste sie weiter weg fahren- fürs Gymnasium wären es nur 7 Km.

    Was ich aber von euren Antworten mitnehmen möchte ist, dass man auch Vertrauen in das Kind haben muss. Ich merke, dass ich da sehr unsicher bin.
    Mein Problem ist wahrscheinlich auch, dass ich vermutlich doch auch gewissen Leistungsansprüche an meine Tochter haben werde.

    Ich werde es jetzt einmal weiter beobachten. Falls die Schule eine Empfehlung für die Realschule aussprechen würde, würden wir uns sicherlich danach richten.

    • Offizieller Beitrag

    AnneL, warum liegen zwischen bayerischen und baden-wuerttembergischen Gymnasien Welten?

    In Ba-Wü können sie kein Hochdeutsch #angst :D

  • chindsmagd: deine tochter ist total ähnlich wie meine, ausser dass meine das H noch hat. also ADHS und bei überforderung völlig ausflippt. nimmt deine tochter Medikamente?

    wir haben uns gegen das gym entschieden, obwohl der psychologe, wie bei euch, auch fürs gym war, ihr iq ist nahe an der hb. aber sie hat ne matheschwäche.

    ich kann dich beruhigen, sie macht noch genausoviel wie vorher. sie ist momentan Klassenbeste (ausser in Mathe) und langweilt sich, will aber nicht wechseln (geht bei uns nach einem Jahr..wenn alles dafür spricht), da sie ansonsten zuviel stress hat.
    sie macht zusätzlich noch leistungssport und geniesst es dass sie mal umgekehrt im mittelpunkt steht. (positiv nicht negativ). heute haben wir den runden tisch.
    sie nimmt medikamente.

    liebe grüsse
    sonja

  • Ich hänge mich mal an, das Thema interessiert mich.

    Bei meinem Sohn wurde gerade ADHS diagnostiziert, er geht in eine bayerische Montessori Schule und ist seinen Klassenkameraden im Stoff voraus. Er kann, wenn er will, sehr komplex denken, hat eine hohe Merkfähigkeit und großes Interesse an Vielem. Also eigentlich die besten Voraussetzungen für ein Gymnasium. Wenn da dieses ADHS nicht wäre. Er ist absolut chaotisch, kann sich überhaupt nicht organisieren, verliert und vergisst ständig alles und würde nie im Leben freiwillig Hausaufgaben machen. Das hat das Monte-System bisher zum Glück gut abgefangen, aber um dort einen Schulabschluss zu bekommen braucht es meiner Meinung nach noch mehr Eigenmotivation als an irgendeiner Regelschule.
    Ich stehe auch gerade etwas im Regen und hoffe, dass die Therapie rasch greifen wird, so dass uns die Entscheidung leichter fällt.

    Liebe Grüße

    Lümi mit Tochter (Sommer 2005) und Sohn (Herbst 2006)