Adrasteia: gut, dass ich hier nicht die Einzige mit dieser Erfahrung bin.
Das ist es doch, was mich so irritiert hat: die Nichteinladungen waren die sicht- und fühlbare Spitze des Eisberges, der aus gezieltem Ausschluss bestand. Da in unserem Umfeld das Dogma "mein Kind darf einladen, wen es will, Punkt" herrscht, hatte ich kaum Möglichkeiten, mich zu artikulieren. Die Frage nach dem Warum wurde abgeprallt "er muss auch mal Frust überstehen, das gehört zum Leben dazu" und eben "da mische ich mich nicht ein - das ist die Sache meiner Tochter" bis hin zu "wenn er sich so und so verhält, soll er sich nicht wundern". Es gab also keine Handlungsmöglichkeit. Ich habe das jahrelang mitangesehen und hätte mir sehr gewünscht, dass wenigstens ein Dialog möglich gewesen wäre.
Auch wenn ich mich wiederhole: ich lasse meine Kinder selbst entscheiden, ja. Aber ich spreche es an, wenn mir etwas auffällt und mache hier und da einen Vorschlag. Wenn mein Kind nicht will, dann eben nicht. Aber es muss möglich sein, darüber zu reden. Und so wie ich es hier lese, denken viele hier ähnlich.
Meine Kinder MÜSSEN auch niemanden aus Mitleid einladen. Aber mein Sohn wäre damals froh gewesen, eine Einladung zu bekommen, ob nun aus Mitleid oder Mitgefühl, egal. Gelitten hat er eh. Ich denke, das kann man gar nicht nachempfinden, wenn man ganz normal beliebte Kinder hat und das Verhältnis einigermaßen ausgewogen bleibt.
Ich kann mich erinnern, wie verzweifelt ich war, als die Einladungskarten verteilt wurden und mein Sohn zum xten Mal leer ausging. Ich wollte stark und erhaben bleiben, aber in Wirklichkeit musste ich mit meinen Tränen kämpfen , war komplett ratlos und wäre am liebsten zu dem Kind und den Eltern hingegangen und hätte gefragt: warum? Da ich die Antworten schon wusste (s.o.) habe ich es einfach gelassen.