Gender-Kacke in Schule und Alltag 2.0

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  • Ich merke, dass mich Gender-Debatten unglaublich ermüden, weil in mir permanent eine Stimme schreit "Wir waren doch schon weiter!!"

    Aber scheinbar habe ich mir das nur eingebildet.

    Oder es ist der zu erwartende Backlash, der in seiner Vehemenz zeigt, wie weit das Thema schon vorgedrungen ist? Das sagt mein optimistisches Ich.


    Ich glaub schon, das Söder sich ziemlich peinlich macht - viele, die vorher argumentiert haben, dass es doch "unwichtig" sei und keiner Regelung bedürfe (als Argument gegen Vorschriften an Unis), sehen jetzt ein bisschen "alt" aus und etliche geben zu (in meinem Umfeld), dass Köders Regelung "over the top" ist.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Wir hatten es heute auf Maloche drüber. Da bin ich sowieso das linksversiffte grüne Einhorn, aber mich hebelt tatsächlich immer dieses "haben wir keine echten Probleme?" aus. Ich hab nach der Pause (und einer fruchtlosen Diskussion) zu den 4 anwesenden Männern und der einen Frau gesagt: Liebe Freundinnen, ich geh jetzt mal weitermachen. Sichtbares Zucken in den Männergesichtern. Hab ich schon erwähnt, dass ich jetzt echt trotzig werde?

  • Wäre ja auch dumm, die Hälfte seiner potentiellen Wähler*innen nicht anzusprechen.

    Schon, aber es war trotzdem jahrzehntelang Usus.


    Aber selbst Herrn Söder und Konsorten ist es jetzt klar, dass es doof wäre die Wählerinnen nicht anzusprechen.

  • Ja, total. (Zumindest erdachter) politischer Nutzen auf allen Seiten - keine Wählerinnen verlieren, aber auf der anderen Seite Politik damit machen, indem man Bürger*innen Sprachregelungen vorsetzt.

  • aber mich hebelt tatsächlich immer dieses "haben wir keine echten Probleme?" aus

    Ich bin mal schier aus den Latschen gekippt, als ich mitten in der Corona-Hochphase mal eine Umfrage gelesen habe, welches Thema die Deutschen am meisten belastet/nervt (ich weiß die genaue Formulierung nicht mehr, aber es war etwas, wo man z. B. auch durchaus Klima, Gesundheitswesen, usw. hätte benennen können), und die Spitzenposition vom Gendern eingenommen wurde.


    Für mich hatte das damals eigentlich nur geringes Konfliktpotenzial. Diejenigen, die gendern wollen, machen das, und die anderen lassen es, und irgendwann sterben diejenigen, die es nicht machen aus - so dachte ich mir das damals. Abgesehen von dem einen Audi-Mitarbeiter, der vor Gericht ging, weil er von seiner Arbeitgeberin nicht genötigt werden wollte, in seinen beruflichen Mails zu gendern, kann ich mich auch gar nicht dran erinnern, dass Regulierungsmaßnahmen gedroht hätten und überhaupt nicht kapiert, warum anscheinend viele das Thema so belastend fanden.


    Beim Drübernachdenken komme ich allerdings zu dem Schluss: Vermutlich haben die Männer doch irgendwie ein Gespür dafür, dass es letztlich darum geht, das Patriarchat aus den Köpfen zu verbannen.


    Und ja, das ist in meinen Augen ein echtes Problem.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Wäre ja auch dumm, die Hälfte seiner potentiellen Wähler*innen nicht anzusprechen.

    Schon, aber es war trotzdem jahrzehntelang Usus.


    Aber selbst Herrn Söder und Konsorten ist es jetzt klar, dass es doof wäre die Wählerinnen nicht anzusprechen.

    witzigerweise hat selbst der alte Pfarrer in den 1980 er Jahren, als ich Lektorin war, immer schon gesagt, ich solle "Brüder und Schwestern" sagen, wo im offiziellen Lektionar der katholischen Kirche nur "Brüder" stand, mit der Begründung: "wenn die Frauen sich nicht angesprochen fühlen, ist mehr als die Hälfte der Gemeindemitglieder weg!"

    und im Schützenverein hier auf dem Dorf fällt es mir richtig auf, dass die älteren Herren, die das Training anleiten, eigentlich immer nicht nur beim Schreiben, sondern auch beim Sprechen gendern bzw. die Doppelnennung nutzen, egal wieviele Schützinnen gerade da sind.


    manchmal bin ich wirklich erschüttert, mit wie vielen rückständigen Ansichten viele hier noch zu tun haben. Denn so empfinde ich das anti-gendern, einfach rückständig (damit meine ich nicht den gewohnheitsmäßigen Gebrauch des generischen Maskulinums, sondern diese demonstrative Anti-Haltung). Das merkt sogar mein 85 jähriger Papa, dass es doch von vorgestern ist, und dass im Krankenhaus heutzutage die "jungen Mädchen mit Kopftuch doch tatsächlich die kompetentesten Ärztinnen" sein können!

  • Gibt es Statistiken, die zeigen, dass junge Frauen (vor 30, 20, 10 Jahren) in den unterschiedlichen Bundesländern auch signifikant anders Berufe wählten?

    Hier steht etwas zur aktuellen Situation:


    Hans Böckler Stiftung


    Bzw. hier auf S. 14 bis 16:

    https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_60_2020.pdf


    Die Unterschiede zwischen Ost und West sind zumindest inzwischen nicht mehr so groß.


    Hier steht auch ein bisschen was zur DDR:

    https://doku.iab.de/kurzber/2024/kb2024-03.pdf


    "Offen blieb die Frage, wie ausgeprägt und persistent die berufliche Geschlechtersegregation in Ostdeutschland war und ist. Rosenfeld und Trappe (2002) stellten auf Basis von Volkszählungen aus beiden deutschen Staaten für die 1980er Jahre (also vor der deutschen Wiedervereinigung) fest, dass die Trennung von Frauen und Männern in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) stärker ausgeprägt war als in der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Tätigkeiten wie im Verkauf oder in Büround Sekretariatsberufen waren in der DDR fast ausschließlich mit Frauen besetzt, während in der BRD dort zumindest eine nennenswerte Zahl von Männern vertreten war.

    Andererseits fanden sich in der DDR in eher männerdominierten Tätigkeiten häufiger Frauen als in der BRD. Frauen waren in der DDR stärker in administrative und leitende Tätigkeiten integriert, aber auch in Produktionstätigkeiten. Mit weiteren Daten des Mikrozensus für das Jahr 1998 zeigten Rosenfeld und Trappe, dass sich nach der Wiedervereinigung Ausmaß und Muster der Segregation in den ostdeutschen Bundesländern stark an die des Westens angepasst hatten. Die Autorinnen führten dies vor allem auf den abrupten, passiven Tertiarisierungsprozess in Ostdeutschland in den 1990er Jahren zurück. Dieser war durch einen Arbeitsplatzabbau in Landwirtschaft und Produktion sowie hohe Arbeitslosigkeit insbesondere bei Frauen gekennzeichnet, während es gleichzeitig kaum Zuwachs im Dienstleistungssektor gab."

  • "Rosenfeld und Trappe (2002) stellten auf Basis von Volkszählungen aus beiden deutschen Staaten für die 1980er Jahre (also vor der deutschen Wiedervereinigung) fest, dass die Trennung von Frauen und Männern in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) stärker ausgeprägt war als in der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Tätigkeiten wie im Verkauf oder in Büro und Sekretariatsberufen waren in der DDR fast ausschließlich mit Frauen besetzt, während in der BRD dort zumindest eine nennenswerte Zahl von Männern vertreten war."

    Das finde ich ja mal eine gewagte Aussage. In der BRD dürfte die große Trennung zwischen Männern und Frauen in Form von "Männer arbeiten - Frauen arbeiten nicht oder nur minimal" stattgefunden haben und ich halte den Effekt für viel größer als die Trennung am Arbeitsplatz. Und wo waren Männer in der BRD in Sekretariatsberufen? Ist mit zumindest nie aufgefallen.

  • Bisschen OT, aber Sekretär war früher ein sehr, sehr angesehener Beruf mit viel Einfluss. Man sieht das heute noch in der Bezeichnung „Staatssekretär“, das sind diejenigen, die nach der Ministerin die wichtigsten und mächtigsten Personen in einem Ministerium sind.

    Waren übrigens dann auch nur Männer.

  • Ich denke auch, dass es daran lag, dass weniger Frauen gearbeitet haben. Entsprechend gab es weniger "Frauenberufe". Aber ich hab keine Daten, die das belegen, es ist eine reine Vermutung.

  • Wie ich zu Beginn schrieb: Unis sind nicht betroffen wg der Freiheit von Forschung und Lehre.


    Aber hier ein Kommentar mit scharfer Kritik von zwei Lehrkräften, die sich aus Angst vor dienstrechtlichen Konsequenzen nur anonym äußern.

    Tagesschau

  • "Rosenfeld und Trappe (2002) stellten auf Basis von Volkszählungen aus beiden deutschen Staaten für die 1980er Jahre (also vor der deutschen Wiedervereinigung) fest, dass die Trennung von Frauen und Männern in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) stärker ausgeprägt war als in der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Tätigkeiten wie im Verkauf oder in Büro und Sekretariatsberufen waren in der DDR fast ausschließlich mit Frauen besetzt, während in der BRD dort zumindest eine nennenswerte Zahl von Männern vertreten war."

    Das finde ich ja mal eine gewagte Aussage. In der BRD dürfte die große Trennung zwischen Männern und Frauen in Form von "Männer arbeiten - Frauen arbeiten nicht oder nur minimal" stattgefunden haben und ich halte den Effekt für viel größer als die Trennung am Arbeitsplatz. Und wo waren Männer in der BRD in Sekretariatsberufen? Ist mit zumindest nie aufgefallen.

    Mag sein, dass einem das je nach Bubble unglaubwürdig erscheint. Ich komme aus einer Familie arbeitender Frauen. Schon meine Oma hat ihr Leben lang bei einer Bank gearbeitet. Meine Mutter hat meinem Vater das Studium finanziert.

    Schwiegereltern haben sich am Arbeitsplatz kennengelernt.

    Ich würde deswegen jetzt nicht infrage stellen, dass es diese Trennung auch gab. Aber es traf sicher nicht auf alle zu. Arbeitende Frauen waren auch damals zumindest nicht überall total unüblich.

  • ich bin 1970 in der BRD geboren...und um mich herum arbeiteten fast alle Frauen/Mütter

    Größtenteils geringfügig beschäftigt max Teilzeit..oft in den Betrieben der Ehemänner....aber "nur" Hausfrauen gab es wenige.

    Um die Kinder kümmerte sich dann nach Schule oder Kiga die Großeltern oder die Nachbarschaft.


    Meine Mutter geht sicher als Hausfrau und Mütter durch...sie hat aber immer nebenbei gearbeitet...erst in der Firma meiner Eltern und später in Minijobs (und dann bei mehreren AGs)....viel Rente kam da nicht rum.


    Die unsichtbaren arbeitenden Frauen in ungelernten Job sind der Unterschied zu heute... daher haben auch viele Frauen im Alter meiner Mutter wenig Rente.

    LG paulina mit paula (11.05)
    + paul (04.08)

  • Ich komme ja aus einer Region, wo es "Hausfrau" nur extrem selten gab - in jeder meiner Herkunftsfamilien waren Frauen immer erwerbstätig: Hof, Gemüseanbau, Heimarbeit.. in der Generation vor mir mit Berufslehre (worauf mein Grossvater wahnsinnig stolz war: alle seine Töchter haben einen Beruf gelernt).

    Das Idealbild der westdeutschen Haufrau und Mutter war nicht die einzige Lebensform und schon gar nicht die vorherrschende, sondern ein Wohlstandsphänomen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Das klingt doch aber nicht nach Durchmischung am Arbeitsplatz bzw. in der Arbetswelt? Das dürften doch größtenteils ganz bestimmte Berufe mit geringer Qualifikation gewesen sein? Also z.B. sehr viel Buchhaltung und klassisches Sekretariat - wenig Produktion oder akademische Berufe? Und Mithilfe in Betrieben der Männer klingt für mich eher nach Mischung von Privatem und Geschäftlichem als von weiblichem und männlichen Erwerbsleben.

    Nach meinem Kenntnisstand waren in der BRD überhaupt keine flächendeckenden Strukturen vorhanden, die es Müttern erlaubt hätten vollzeitnah und fern der Wohnung zu arbeiten. Ausnahmen hat es sicher gegeben.

  • Wie definieren wir den Erwerbstätigkeit


    Gilt die nur bei Vollzeit mit 40 Stunden?


    Nur Hausfrau mit Tätigkeit in geringer Qualifikation... klingt abwertend für die Frauen, die sich den Hintern aufgerödelt haben. Unzählige Frauen, die Betriebe (ihrer Männer) am Laufen hielten...die die Buchhaltung machten...für die Angestellten kochen, deren Wäsche machten, nebenbei den Haushalt, die eigenen Kinder ect...und als Dank ne Minirente und das Stigma der Hausfrau, die vom Gehalt/Einkommen des Mannes lebte.


    Das klingt für mich wie Genderkacke..passend zum Strang

    Und solange wir Frauen uns gegenseitig in Schubladen stecken, wird sich daran nix ändern

    LG paulina mit paula (11.05)
    + paul (04.08)