Waldorfschulen / Anthroposophie - ein kritischer Thread

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  • Wo liegt für euch der Unterschied zwischen dem Lehrfach Mythologie und Religion an einer Bekenntnisschule?

    Mythologie ist ein Teil der Kulturgeschichte: was wer wann geglaubt hat.


    Religion ist das, was jetzt geglaubt wird.


    Das wurde bei uns tatsächlich nicht groß unterschieden.


    Bei uns kamen Bibelgeschichten und Mythen relativ gleichrangig im Hauptunterricht dran. Wir hatten z.B. im Grammatikunterricht Beispielsätze mit Noah und seiner Arche oder irgendwas aus dem Gilgamesch-Epos.


    Das ist mir damals überhaupt nicht aufgefallen. War halt so. #weissnicht Wir haben aber auch zuhause vor dem Essen und als Teil des Einschlafrituals gebetet.


    Religionsunterricht war aufgeteilt in Christengemeinde, Evangelische Religion und Freichristlicher Unterricht. Meines Wissens haben alle teilgenommen (der eine Katholik war "freiwillig" im ev. Kurs - die Alternative wäre der "freichristliche" Unterricht gewesen, den unsere Klassenlehrerin machte, von Haus aus Kunstlehrerin) - dass die Teilnahme am Reliunterricht optional sein könnte, habe ich erst später erfahren.


    Ich war im evangelischen Reli-Unterricht und wir haben in den ersten 6 Jahren vor allem Geschichten aus der Bibel und später dann auch zu Mohammed gehört und Lieder gesungen und gebastelt und Matzen gegessen. Ab der 7. Klasse hatten wir einen Relilehrer, der auch unser Politiklehrer war, und der auf mich immer so christentums-fern wirkte, dass ich sehr überascht war, als ich erfuhr, dass er Mitglied der Kreissynode ist. Ich glaube, wir haben bei ihm deutlich häufiger Artikel aus der taz als in der Bibel gelesen - und in der 13. Klasse Siddharta von Hermann Hesse...


    In der 9. Klasse habe ich dann ein Term lang eine Waldorfschule in Wales besucht und die hatten keinen Reli-Unterricht, aber bekamen wir tatsächlich auch verschiedene Schöpfungsmythen erzählt.


    Mir war in meiner Erinnerung immer klar, dass das alles Geschichten sind, egal ob Rapunzel, Jesus, Gilgamesch oder Izanagi und Izanami. Und dass das etwas anderes ist als die Geschichte, die im Geschichtsunterricht erzählt wird. Bzw. war ich eher teilweise noch misstrauisch gegenüber manchen Inhalten, die uns in Geschichte erzählt wurden, z.B. zum Leben in Sparta. Das kam mir doch unwahrscheinlich grausam vor...


    Nur an das Christkind, den Nikolaus und den Osterhasen habe ich eine Weile geglaubt. #freu

    Am Ende der zwölften Klasse sollten alle in der Lage sein, sich eine komplexe Aufgabe zu stellen, die Bearbeitung über viele Monate zu strukturieren und zu dokumentieren und gegen Schuljahresende die fertige Lösung zu präsentieren. Die Jahresarbeiten der zwölften Klassen sind immer ein echtes Highlight! Gesehen habe ich da schon alles von Schafhaltung über die Restaurierung einer Rostlaube zum zugelassenen Auto, Konzerte des Niveaus einer Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule bis hin zu einer Forschungsarbeit, die das Niveau einer Studienarbeit im Hauptstudium des betreffenden Fachs hatte. Diese Fähigkeit, sich etwas selbst zu erarbeiten, ist das Lehrziel der Waldorfschulen.

    Das finde ich interessant, weil ich das bei allem, was ich so über Waldorfschulen gelesen habe, im Unterricht nicht verankert sehe. Anders als z.B. bei Montessori, wo ja von Anfang an großer Wert auf selbstständiges Arbeiten, Freiarbeit, Wochenpläne, Projektarbeit,...gelegt wird. Also da sehe ich, dass über Jahre an das selbstständige Arbeiten und dass sich selbst Inhalte erarbeiten herangeführt wird. Bei Waldorf habe ich das in den Beschreibungen eigentlich nie als besonders selbstbestimmt wahrgenommen sondern eher im Gegenteil, das viel im Gleichschritt stattfindet. Vielleicht mit Ausnahme der großen Theaterstücke? Wo hattest du denn das GEfühl, dass sich dieses Ziel im Unterricht widerspiegelt?


    Bei uns war es so, dass die Jahresarbeit nicht verpflichtend war, sondern gemäß der hessischen Prüfungsordnung man als 5. Prüfungsfach auch eine mündliche Prüfung machen durfte. Davon haben die allermeisten Gebrauch gemacht. Ich glaube, nur vier haben sich für eine Jahresarbeit entschieden und ich glaube einer für eine Präsentation.


    Aber ich würde zustimmen, dass man das dann halt einfach irgendwie kann? Ich meine, das sind Abiturient:innen mit einer breit gefächerten Ausbildung plus Hobbys, mit fast einem Jahr Zeit, ich fände es hochgradig erschreckend, wenn die das nicht könnten.


    Das Publikum an Waldorfschulen sind zudem meist Familien mit überdurchschnittlich erfolgreichen Eltern. Den Einfluss des Elternhauses würde ich wirklich auf gar keinen Fall unterschätzen. Das sind einfach relativ viele patente, in jeder Hinsicht halbwegs gut erzogene SuS mit überdurchschnittlich guten familiären Voraussetzungen. Ich habe ab und zu meinem Vater Texte zur Korrektur gegeben (keine Leistungsnachweise, sondern z.B. den Text fürs Programmheft fürs Theaterstück in der 12. Klasse), der hatte immer mehr zu meckern als mein Deutschlehrer. #freu


    Ernstgemeinte Frage

    Wo liegt für euch der Unterschied zwischen dem Lehrfach Mythologie und Religion an einer Bekenntnisschule?

    Es gibt an der Waldorfschule kein Fach Mythologie sondern die Mythen kommen im Hauptunterricht (der verschiedene Fachbereiche abdeckt) vor. Da ist die Kritik, dass die Kinder dann teilweise nicht unterscheiden können während beim Religionsunterricht ja relativ klar ist, dass es da auch um Glauben geht.

    Soweit ich weiss gibt es durch alle Stufen das Fach Erzählstoff, in dfm Märchen, nordische Mythologie usw behandelt wird.

    Siehe hier https://www.waldorfschule.de/f…s/Stundentafel_FWS_FL.pdf


    Das ist kein eigenes Fach, sondern Teil des Hauptunterrichts. Der hat immer am Anfang einen rhythmischen Teil mit Gedichten, Singen, Bewegungsspielen etc., dann einen fachlichen Teil und am Ende oft einen ruhigeren Teil, in dem eben Märchen, mythische Erzählungen etc. vorkommen können.


    In der 8./9. Klasse hatten wir direkt vor und nach den Sommerferien jeweils eine Geschichtsepoche bei unserem neuen Klassenbetreuer, da hat er uns immer am Ende der Stunde aus "Im Westen nichts Neues" vorgelesen. :D

  • Eine ehemalige Kurs Kollegin hat ihre Kinder unter Zwang und tränen weit vor dem 1. Lebensjahr abgestillt, weil langes stillen in der Anthroposophie nicht gerne gesehen wird. #sauer

    #flop


    Ja, 9 Monate ist meines Wissens die empfohlene Stilldauer. (Was ja schon länger ist , als viele stillen, die völlig unbeleckt von Anthro-Eso-Mist sind). Und schön im Vier-Stunden-Rhythmus. Meine Mutter hat sich bei mir erst getraut, davon abzuweichen, als sie mithilfe der Waage zu dem Schluss kam, dass ich wohl noch Hunger habe und deshalb weine...

  • Aber ich würde zustimmen, dass man das dann halt einfach irgendwie kann? Ich meine, das sind Abiturient:innen mit einer breit gefächerten Ausbildung plus Hobbys, mit fast einem Jahr Zeit, ich fände es hochgradig erschreckend, wenn die das nicht könnten.

    Ja, ich hätte das grundsätzlich auch gedacht. Wenn ich so an mich und andere in dem Alter denke fallen mir viele Beispiele: Jugendliche, die in den Sommerferien auf eigene Faust und ohne viel Geld durch halb Europa gefahren sind, ein selbstgenähtes Ballkleid, eine deutsche Meisterin in einer Nischensportart, ein selbst geschriebenes und veröffentliches Buch, selbst gebaute PCs, alles mögliche. (Das waren alles keine Waldorf-Schüler*innen). Mich hatte eher das Argument interessiert was an Waldorf mehr auf das eigenständige Arbeiten vorbereitet als andere Schulformen (so hatte ich Silbermöwe verstanden). Gut vorstellen kann ich mir: mehr handwerkliche Ausbildung und mehr Respekt dafür, also vielleicht auch mehr Interesse an handwerklichen Projekten. Und das Elternhaus, das so ein Engagement wertschätzt und Raum dafür bietet

  • Danke! Das ist das Entscheidende!


    Die Vehemenz, mit der hier gegen Demeter gewettert wird, ist hier zum Teil erschreckend ideologisch geprägt. Und das ist nie gut - egal, von welcher Richtung man kommt.

  • da setzt halt jeder andere Prioritäten. Aber es ideologisch finden wie gegen Demeter geschrieben wird entbehrt nicht einer gewissen Komik.

  • Ok, Religionsunterricht in einer Bekenntnisschule ist aber mal was anderes als in einer Staatlichen. Da wird der Glaube doch regelmäßig nicht als disktutierbare Variante dargestellt sondern als Fakt!!! Msl an von der Schöpfungsgeschichte- das Gott existiert wird da doch nicht diskutiert. Zumindest nicht an den katholischen Schulen, die ich kenne

    Auch Bekenntnisschulen unterliegen den staatlichen Lehrplänen und die Lehrkräfte werden an den gleichen staatlichen Hochschulen ausgebildet. Die Schöpfungsgeschichten werden im zeitgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Schon am Anfang der Bibel stehen gleich zwei (recht unterschiedliche) hintereinander. Diese werden in ihren Aussageabsichten verglichen.

  • da setzt halt jeder andere Prioritäten. Aber es ideologisch finden wie gegen Demeter geschrieben wird entbehrt nicht einer gewissen Komik.

    Man kann Antroposophie als Ideologie betreiben. Und dass das zu Problemen führen kann, sehe ich auch. Man kann aber auch schauen, was man Gutes mitnehmen kann und den Rest nicht zu ernst nehmen.


    Aber wie hier manche Kritik anbringen, unterscheiden sie sich in ihrer ideologischen Denkweise nicht von denen, die sie kritisieren.

  • Es gab mal einen tollen Bericht über demeter im Vergleich zu bio. Diese Kuhhörner wurden auch behandelt. Was aber entscheidend viel besser war, war die Behandlung des Komposts, da waren die Testergebnisse viel viel besser in der Qualität oder so. Eigentlich könnte man das ja auch einfach so auf diese Art machen ohne demeter Label. Ich glaube es hilft Leuten einfach irgendwie ein Label und Rituale zu haben und auch eine Community.

  • Astarte das seh ich anders. Ich möchte von sektenartigen Strukturen die auf eine mehr als fragwürdige esoterischen Weltanschauung basieren nichts lernen und auch nichts gutes mitnehmen. Für mich ist das hochgradig unseriös. Und auch dort wird nicht alles Gold sein was glänzt.


    Und die Anthroszene ist nun mal Nährboden für Verschwörungstheorien. Ich möchte das nicht unterstützen. Nachhaltig konsumieren kann man auch anders.

  • Wieviele Waldorfschulen kennst du eigentlich persönlich? Oder bezieht sich dein Urteil nur auf Erkenntnisse aus dem Internet?

    4 Jungs 2006-2013, 2 Hunde und 6 Schildis


    Für immer im #herz : Mani,Yaco,Emma, Fini,Bilbo und Dotti - meine allerbesten 4-Pfoten-Freunde #kerze

    Wir sehen uns irgendwann wieder #herzen


    Eines Tages werde wir alle sterben - aber an allen anderen Tagen nicht #sonne

  • Ok, Religionsunterricht in einer Bekenntnisschule ist aber mal was anderes als in einer Staatlichen. Da wird der Glaube doch regelmäßig nicht als disktutierbare Variante dargestellt sondern als Fakt!!! Msl an von der Schöpfungsgeschichte- das Gott existiert wird da doch nicht diskutiert. Zumindest nicht an den katholischen Schulen, die ich kenne

    Auch Bekenntnisschulen unterliegen den staatlichen Lehrplänen und die Lehrkräfte werden an den gleichen staatlichen Hochschulen ausgebildet. Die Schöpfungsgeschichten werden im zeitgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Schon am Anfang der Bibel stehen gleich zwei (recht unterschiedliche) hintereinander. Diese werden in ihren Aussageabsichten verglichen.

    Ja- sie müssen sich genauso daran halten wie die Waldorfschulen. Und bringen doch genauso wie die Waldorfschulen ihren eigenen Spitit in den Lehrplan. Bei den einen sind das dann sektenähnliche gesellschaftsgefährdende Strukturen und bei den anderen- #weissnicht ?

    4 Jungs 2006-2013, 2 Hunde und 6 Schildis


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  • Da man sich ja hier für seine Kritik rechtfertigen muss: die Tochter unserer Nachbarn ist die beste Freundin meiner Tochter. Die Eltern sind überzeugte Anthroposophen. Ich erlebe das seit 10 Jahren hautnah mit. Berechtigt mich das, Kritik zu äußern?


    Ich habe schon so viele schräge Sachen damit erlebt, ein paar mal zur Veranschaulichung:

    • Das Kind hatte im Kleinkindalter (wie alle Kinder) oft Erkältungen, es wurde aber nur anthroposophisch behandelt. Nicht mal abschwellendes Nasenspray war erlaubt. Das Kind hat dadurch wirklich gelitten, aber irgendwas war mit dem Schmerzthema… aus irgend einem Grund war es wichtig, auch keine Schmerzmittel zu geben. Prinzipiell, nie.
    • Der Lehrer der Grundschule kam zum Elterngespräch nach Hause (im ersten Moment dachte ich: wie cool!), aber es war eher ein Kontrollbesuch, ob man auch die richtige Umgebung für sein Kind schaffe. Der Lehrer brachte das Kind dann auch ins Bett, ohne das die Eltern dabei sein durften, da ist mir fast schlecht geworden, als ich das gehört habe.
    • Die Kinder haben dort oft mehr Hausaufgaben als meine an der Regelschule, oft auch Nachhilfe. Nachvollziehbar, weil ja auch Unterricht für andere Sachen drauf geht. Die sitzen dann nachmittags nochmal richtig lange zuhause.
    • Die Schule hat mittlerweile (wie alle Schulen) ein massives Fachkräfteproblem. Die 7 Jahre mit einer Lehrkraft können meistens nicht mehr eingehalten werden und man stellt alles ein, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist (das kritisieren selbst Waldi-Eltern hier)
    • Inklusion findet nicht statt. Irgendwie gibt es eine schräge Begründung, warum Menschen Behinderungen haben. Ich habe es vergessen, aber es hatte auf jeden Fall etwas mit „Schuld“ zu tun.
    • Vieles ist eher Schein als sein. Der Schulgarten kann nur noch gehalten werden, weil man externe Gärtner beschäftigt. Die 10-jährige hat bei uns zuhause zum ersten Mal Wolle gefilzt. Gefilztes wird auf Märkten der Schule zwar verkauft, aber das basteln die Mütter vorher zuhause.
    • Corona war ganz schrecklich: die komplette Schule war ein Querdenkerverein, Masken wurden nicht getragen, an Tagen, an denen getestet werden sollte, fand keine Schule statt (irgendwas schreckliches war mit diesen Tests), es wurde auch gemeinsam zu Querdenkerdemos gegangen. „Die da oben, die Staatsschulen“ usw sind üblicher Sprech
    • Überhaupt scheint von uns „anderen“ eine Gefahr auszugehen. Wenn meine Tochter einen Impftermin hatte, dürfen die Kinder sich eine Woche lang nur draußen treffen. Weil die Impfung irgendwie ansteckend wäre. Das Kind hatte im Grundschulalter mal Mumps, das hat mich sehr beeindruckt, wie sowas aussieht (und mich sehr dankbar für die Impfung gemacht)

    Meine Tochter ist übrigens auf einer katholischen Schule, obwohl sie nicht getauft ist und wir Eltern atheistisch sind. Bis auf den verpflichtenden Anfangs- und Endgottesdienst, und dass es kein Ethik gibt, merkt man davon jedoch im normalen Unterricht gar nichts. Meine große Tochter hatte mit 14 ihre rebellische Phase und hat in Religion ein Referat über Satanismus gehalten #rolleyes, aber auch da war die Lehrkraft ganz entspannt. Es durfte immer alles hinterfragt werden. Die Religion ragt nie in andere Fächer oder andere Lebensbereiche. Das Schulgeld beträgt 35€ und kann auch relativ einfach erlassen werden, dadurch sind viele Kinder mit ganz unterschiedlichem Elternhaus in der Schule, was ich sehr bereichernd finde. Diskriminiert werden allerdings Jungs, denn es ist eine Mädchenschule. Als Mädchenmama finde ich das gut, aber für Jungs ist es echt schade!

  • Ok, Religionsunterricht in einer Bekenntnisschule ist aber mal was anderes als in einer Staatlichen. Da wird der Glaube doch regelmäßig nicht als disktutierbare Variante dargestellt sondern als Fakt!!! Msl an von der Schöpfungsgeschichte- das Gott existiert wird da doch nicht diskutiert. Zumindest nicht an den katholischen Schulen, die ich kenne

    Auch Bekenntnisschulen unterliegen den staatlichen Lehrplänen und die Lehrkräfte werden an den gleichen staatlichen Hochschulen ausgebildet. Die Schöpfungsgeschichten werden im zeitgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Schon am Anfang der Bibel stehen gleich zwei (recht unterschiedliche) hintereinander. Diese werden in ihren Aussageabsichten verglichen.

    Ja- sie müssen sich genauso daran halten wie die Waldorfschulen. Und bringen doch genauso wie die Waldorfschulen ihren eigenen Spitit in den Lehrplan. Bei den einen sind das dann sektenähnliche gesellschaftsgefährdende Strukturen und bei den anderen- #weissnicht ?

    Ich denke, es ist schon ein Unterschied zwischen einer „typischen“ Waldorfschule und einer „typischen“ Bekenntnisschule.

    Der liegt darin, dass „typische“ Bekenntnisschulen 1:1 dem staatlichen Lehrplan folgen, während Waldorfschulen in aller Regel bis zur Oberstufe das nicht tun, sondern eigene Lehrpläne haben. Ich meine das jetzt völlig wertungsfrei. Aber was das Lernen betrifft ist Waldorf einfach ein anderes System. Das ja genau deshalb auch für viele attraktiv ist.

    Es ist also Unsinn Bekenntisschulen als für vergleichbar mit Waldorfschulen zu halten.


    Aber, wenn man das schon will, ich würde (obwohl katholisch und Kinder auf katholischer Grundschule) meine Kinder auch nie auf eine vom Opus Dei betriebene Schule schicken. Auch wenn die Schule selbst im Alltag meist nicht von anderen katholische Schulen zu unterscheiden ist.

    (Opus Dei ist eine wahnsinnig konservative Organisation innerhalb der katholischen Kirche, die im Grunde alles das vereint was ich untragbar finde.)


    Das dahinter stehende Menschenbild (beim Opus Dei) könnte ich nicht mittragen.

    Ähnliches gilt für mich für die Waldorfphilosophie - auch wenn ich nachvollziehen kann, dass andere diese in Kauf nehmen, sehr viel positives daran sehen und eben die konkrete Schule eine tolle Schule für das Kind ist.

    Genau hinzuschauen, wie die konkrete Schule ist, sollte man aber und dafür ist es gut, auch die bedenklichen Seiten der Waldorfpädagogik zu kennen. Dann kann man schauen, wie diese an der konkreten Schule zum tragen kommen und ob man damit leben kann.

  • Das Kind hatte im Kleinkindalter (wie alle Kinder) oft Erkältungen, es wurde aber nur anthroposophisch behandelt. Nicht mal abschwellendes Nasenspray war erlaubt. Das Kind hat dadurch wirklich gelitten, aber irgendwas war mit dem Schmerzthema… aus irgend einem Grund war es wichtig, auch keine Schmerzmittel zu geben. Prinzipiell, nie.

    Überhaupt scheint von uns „anderen“ eine Gefahr auszugehen. Wenn meine Tochter einen Impftermin hatte, dürfen die Kinder sich eine Woche lang nur draußen treffen. Weil die Impfung irgendwie ansteckend wäre. Das Kind hatte im Grundschulalter mal Mumps, das hat mich sehr beeindruckt, wie sowas aussieht (und mich sehr dankbar für die Impfung gemacht)

    Der Umgang mit Krankheit ist definitiv etwas, was ich auch der Familie in meinem Umfeld (wo das allerdings eine Generation zurückliegt) merke, dass die anders drauf sind. Obwohl die Leute in meinem Alter definitiv keine Waldis sind (es hat eine kurze Episode mit Waldorfkindergarten/-schule gegeben, die aber früh abgebrochen wurde aufgrund von Dingen, die in der Waldorfschule passiert sind) und deren Eltern ihre Antro-Einstellung nicht offen an sie weitergegeben haben, haben alle Geschwister einen sehr seltsamen Umgenag mit Medikamenten und waren auch mit Impfungen am Anfang sehr skeptisch. Aber Medikamente werden sehr krass abgelehnt und auf ein absolutes Minimum beschränkt.

    Und auch da ist es wieder: diese Leute sind sich nicht mal darüber bewusst, woher ihre ablehnende Haltung kommt. Das wurde sehr unterschwellig weitergegeben ohne dass dafür Begründungen gegeben wurden. Und interessanterweise hat sich bisher niemand von diesen Geschwistern mit ihrer Antro-Herunft beschäftigt - mir dagegen sind einige Lichter aufgegangen, als ich anfing mich mit Antroposophie auseinanderzusetzen.

  • zwei weltfremde in einem ansonsten tauglichen Lehrkräftekollegium. Sind solche tonangebend an einer Schule, dann kommt so etwas wie der Waldorfsalat heraus: lauter Leute, die Grund haben, wütend zu sein.

    Für mich klingt der Waldorfsalat nicht wie gemacht von wütenden Menschen.

    Sie unterhalten sich meiner Meinung nach sehr sachlich. Und es gibt doch oft persönliche Erlebnisse, die auch positiv beurteilt werden. So hat die eine berichtet, dass ihr die Euthythmie gut gefallen hat.

    Es wird eben nur gemessen an der Außendarstellung, dass Waldorf die Kinder und Jugendlichen individuell und ganzheitlich betrachtet werden.


    Auch die ganze unwissenschaftliche "Medizin" wird kritisch betrachtet.


    Aber wütend: Nein, wütend sind sie nicht.

  • Wieviele Waldorfschulen kennst du eigentlich persönlich? Oder bezieht sich dein Urteil nur auf Erkenntnisse aus dem Internet?

    Was soll das Totschlagargument jetzt?


    Myrte

    Das hat was mit Karma zu tun. Wer in diesem Leben eine Behinderung hat, hat sich das selber verschuldet in einem der letzten Leben.

  • Das hat was mit Karma zu tun. Wer in diesem Leben eine Behinderung hat, hat sich das selber verschuldet in einem der letzten Leben.

    Das Ganze ist ein Thema, was eigentlich kaum diskutierbar ist, weil es allein auf Glauben basiert, und wie soll man da argumentativ jemanden überzeugen? Geht gar nicht, darum versuche ich es gar nicht erst (weil ich auch niemanden überzeugen will - Glauben ist Privatsache).


    Aber: Dieser Satz ist halt sehr verkürzt. Klingt dann fies und würde ich so nicht unterschreiben.


    Allerdings kann das Grundkonzept von "Karma" auch anders verstanden werden: nicht als Schuld, sondern als Lernaufgabe. Dann eröffnen sich dadurch Möglichkeitsräume... und dann ist es nicht mehr so fies und eindimensional. Diese sprachlichen und inhaltlichen Feinheiten lassen sich aber nur schwer bis gar nicht im Internet mit Fremden diskutieren, wohingegen ein plakativer Satz wie der im Zitat leicht geschrieben ist.


    Ich finde viele Waldorf-/Anthro-Haltungen und Personen auch echt gruselig, teile auch viele Ansichten im Bereich Gesundheit & Behinderung wirklich so gar nicht. Aber solch verkürzte Aussagen bringen mich doch immer wieder in eine Verteidigungshaltung bzw. wecken den Wunsch, zu differenzieren.

  • Die 10-jährige hat bei uns zuhause zum ersten Mal Wolle gefilzt.

    Randnotiz: Ich habe, trotz voller Waldorfschulkarriere, zum ersten Mal mit über 40 zuhause Wolle gefilzt. #freu Es wundert mich gerade selbst, dass das an der Schule nie stattgefunden hat.


    Ich habe aber auch mal verblüfft einer Freundin gegenübergestanden, die Abi und Medizinstudium und Facharztausbildung hatte, aber mit um die 30 zum ersten Mal eine simple Latte durchgesägt hat und gestand, sie habe noch nie eine Säge benutzt. Ich fand es süß, wie stolz sie war, und gleichzeitig krass, dass es "sowas wirklich gibt", denn in meiner Lebenswelt wäre das eine absolute Basis-Fähigkeit gewesen. Ich glaube, wir haben beide bei dieser Aktion eine Menge gelernt. :)

  • Hab ich hier nicht einen Link genau zu dem Thema dagelassen?

    Ich hatte als dieser Strang hier angefangen hat mal wieder nachgelesen.


    Und ehrlich: Juana bringt es einfach auf den Punkt was in den anthro Artikeln lang und sülzig umschrieben wird…

    Bei deinen sprachlichen Feinheiten musste ich echt lachen seven


    Genau Lernaufgabe.. für was? Man sieht auch hier wieder so schön…. Mensch ist immer defizitär und muss lernen… war nicht gut genug im vorigen Leben…. Hat Schuld auf sich geladen


    Was man da seinen Kindern so völlig unbewusst auf den Weg gibt hat Jette ja auch schön geschrieben.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Ich sehe es nicht als defizitär an, an einem Punkt zu stehen, an dem ich mich noch weiterentwickeln kann und dazulernen darf. Da scheinen wir uns grundsätzlich zu unterscheiden, Claraluna.