Gender-Kacke in Schule und Alltag

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  • In den späten 1980er Jahren hatten wir im Werkkurs nur 1-2 Jungs. Die Lehrerin sprach völlig selbstverständlich "...und dann nimmt jede ihre Sachen und sägt...".
    Die Jungs haben das ganz selbstverständlich angenommen. Aber das war auch echt eine andere Zeit.

  • Mein Sohn war während den Ferienspielen beim Röhnrad turnen. Hat ihm gefallen und wäre vielleicht was für ihn.
    Aber mir ist dabei aufgefallen, dass er der einzige Junge war. Und nun beschäftigt mich das. #hammer Als ob das nicht total egal wäre, wenn es IHM gefällt. :stupid:

  • Ich muss mal was halbwegs Positives loswerden:
    In Kinds Kindergartengruppe ist eine ältere Erzieherin (>60), die irgendwie auch recht altmodisch wirkt. Ich hab sie mit freundlicher Distanz betrachtet (mit den Anderen war ich schneller warm), bis sie irgendwann im Zusammenhang mit einem traurigen Jungen, den sie gerade getröstet hatte, zu mir meinte: "Puh, so ein Schwachsinn, immer dieses "Jungs sollen nicht weinen", "Jungs kennen keinen Schmerz"! Meine Schwiegertochter macht das auch mit meinem Enkelsohn, ganz schrecklich!"
    Wie schön für den Kleinen, so eine Oma zu haben! #love

    Einmal editiert, zuletzt von ribisel () aus folgendem Grund: rsf

  • Heute war ich beim Penny: Da gab es Strickliesel-Päckchen: Einmal als Pirat für Jungen und dann als Prinzessin für Mädchen. #augen


    Ist das echt Genderkacke?


    Ich finde das eigentlich schon eine ziemlich gute Sache, dass es eine Strickliesel für Jungs gibt.

  • Ja, ich war da ganz hin und weg.
    Ne, 68er eher nicht, natürlich theoretisch möglich, aber generell kommt sie eher wie jemand nicht besonders Aufgeschlossenes vom Dorf rüber. Nicht im Sinne von Bullerbü-Romantik, sondern eher das, was ich sonst so aus dem Herkunftsort meines Mannes kenne (und dort rollen sich mir die Fußnägel hoch, nicht nur was den Umgang mit Kindern angeht). Man merkt ihr ansonsten schon an, dass das sehr kinderbedürfnisausgerichtete, zugewandte Umgangskonzept des Kindergartens ihr recht neu ist, das ist ganz spürbar - andererseits hat sie sich natürlich dafür entschieden, scheint da auch hinter zu stehen und geht durchaus sehr liebevoll mit den Kindern um :)


    Stricklieseln: Plus und Minus ist immer noch Minus ;) Genderkacke beim Genderkackebeseitigen quasi. Oder auch Marktwirtschaft.

  • Zitat


    Ist das echt Genderkacke?


    Ich finde das eigentlich schon eine ziemlich gute Sache, dass es eine Strickliesel für Jungs gibt.


    Ich finde, das kommt drauf an, ob nochmal extra "Für Jungs", bzw. "Für Mädchen" drauf steht. Wenn's die einfach nur in Pirat, bzw Prinzessin gibt, ist das doch in Ordnung.

  • Ich finde, das kommt drauf an, ob nochmal extra "Für Jungs", bzw. "Für Mädchen" drauf steht. Wenn's die einfach nur in Pirat, bzw Prinzessin gibt, ist das doch in Ordnung.


    Naja, wenn das zufällig einmal so wäre dass es halt Prinzessinnen und Piraten gäbe, okay.


    Aber: so ist das ja nicht. Fast alle Kinderartikel gibt es in der Mädchen- und der Jungenvariante. Das müsste ja nicht so sein - man könnte ja auch Prinzessinnen, Piraten und Elefanten anbieten. Oder Sockenpackungen in Rottönen, Blautönen und Grüntönen.


    Es gibt Hersteller wo es das gibt, aber meistens kann ich sofort sagen welches Produkt das "Mädchen"-Produkt ist und welches das für "Jungen". Viel schlimmer: Meine Tochter kann das auch! Und das finde ich so problematisch. Diese Vermarktung als Jungen vs. Mädchenprodukt fördert total das Denken in Kategorien und Unterschieden (also: Mädchen sind anders als Jungen statt Person Anna ist anders als Person Ben). Es macht es auch total schwer für Kinder sich wirklich frei zu orientieren. Es ist was anderes ob sich Ben eine Zahnbürste von fünf aussucht und sich für die mit Schmetterlingen entscheidet als wenn er aus zwei wählen muss, wohl wissend, dass ihm die mit Piraten zugedacht ist. Manche Kinder haben dann das Selbstbewusstsein, tatsächlich das auszusuchen, was ihnen besser gefällt. Aber ganz viele wählen dann das, was "richtig" ist. (Meine Tochter fand es übrigens blöd von mir, dass ich für ihre kleine Schwester - neun Monate - eine blaue Zahnbürste gekauft habe weil die für Jungs ist.) Ich fände es besser wenn da eine freiere Entfaltung möglich wäre und ich denke, dass das schon so wäre wenn es Stricklieseln halt in grün, blau, rot, gelb und lila gäbe, oder so.

  • Hallo,


    Ich sehe das etwas differenzierter.


    Klar ist so eine Einteilung eigentlich unnötig. Aber Stricklieseln und co. sind in den Augen vieler Leute halt nach wie vor reine "Mädchensachen". Und schon der Name sagt, daß es eine "Liesel" ist und entsprechend (als Mädchen) sind sie meist gestaltet.


    Das Handarbeiten oft noch als reine Mädchensachen angesehen werden, erlebe ich ganz oft auf Arbeit, wenn Eltern/Großeltern die Jungs beim Handarbeiten sehen,. Entweder anwertend "Das ist doch Mädchenkram"" oder - auch nicht besser "bewundernd" - Oh, wie toll, daß auch die JUNGEN da (=beim Mädchenkram) mitmachen!".


    Klar könnte man die Lieseln auch neutral gestalten - oder einfach in so vielen Varianten, daß jeder eine tolle findet. Warum sollte ein mädel nicht mit einem Piratenlies stricken oder ein Junge mit einer Prinzessin? Oder einem Hund, einer knallroten, einer durchsichtigen, einem Pilz ... (gibt es alles, man ist ja nicht auf Prinzessin und Pirat angewiesen)


    Aber eine noch so neutral gehaltene Strickliesel wäre in den Augen vieler leider immer noch ganz klar ein reines "Mädchending"

    Ideal wäre es, wenn das Umdenken im Kopf herbeigezaubert werden könnte. Leider ist es oft nicht so und wenn das Priatendesign dazu führt, daß auch Jungs Stricklieseln geschenkt bekommen und sich daran ausprobieren kann und es als KINDERkram wahrgenommen wird, ist das aus meiner Sicht kein ganz schlechter (Zwischen)Schritt. Vielleicht braucht es manchmal solche Zwischenstufen, weil der ganz große Schritt sonst noch noch klappt?

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann Deinen Gedankengang nachvollziehen - glaube aber, dass diese Methode exakt das Gegenteil erreicht, nämlich zementiert, dass es Mädchen- und Jungssachen gibt.


    Und ganz ehrlich, genauso wenig wie Lego Friends eine rein altruistische Kampagne zur Förderung von Mädchen in der Architektur der Firma Lego ist, glaube ich auch keine Sekunde, dass Penny was anderes im Kopf hat als "supi, so kaufen die Familien auf jeden Fall zwei so Lieseln".


    Nö, schön bunte Päckchen in vielen potentiellen Lieblingsfarben hättens auch getan.


    Liebe Grüsse


    Talpa


  • Nö, schön bunte Päckchen in vielen potentiellen Lieblingsfarben hättens auch getan.


    ...also die Varianten "pink-lila-Glitzer" und "orange-schlammfarben"?


    Meine Kinder hatten sehr früh raus, was "Jungenfarben" und was "Mädchenfarben" sind.

    • Offizieller Beitrag

    Auf die könnte der Hersteller ja mal ausnahmsweise vezichten - es soll ja auch noch so nette Farben wie Rot, Gelb, Blau, Grün geben, die Kindern noch nicht völlig genderverdorben sind.
    Mein Lieblingsspielzeug- und Baselladen besticht unter anderem dadurch, dass er solche Sachen hat - Klein-Talpos Strickliesel ist rot.


    Umgekehrte Genderkacke, sozusagen: Talpita hat gerade eine ausgeprägte Werbe-Mädchen-Phase (Pink-Fee-Baby....) - gestern musste ich kurz ins Geschäft und sie durfte sich ihr Spielzeug mitnehmen: ein Puppenwagen mit mehr Schnickschnack als ihr Babywagen das jeweils hatte, inkl "pinkigem" Sonnenschirmchen. Als wir am Bahnhof warteten setzte sich eine ältere Dame neben uns und sprach mich an: "Sie darf aber keine Ingenieurin werden". Erst war ich baff und habe etwas unfreundlich gesagt, dass dieses Kind natürlich werden darf, was es will, aber dann musste ich doch schmunzeln und wir haben noch ein bisschen geplaudert über Prägung durch Spielzeug, Eltern als Vorbilder, Bewegung an der frischen Luft und so weiter...


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich hatte ein Aha-Erlebnis durch die Kombination Hausaufgaben der Kinder und Vorlesen:
    Genderkacke-Problematik bei Übersetzungen aus dem Englischen!


    Auf der Vocabulary-Liste zum Englisch lernen, die mein Kind nach Hause brachte, stehen immer nur die männlichen Bezeichnungen:
    baker - der Bäcker
    butcher - der Metzger
    teacher - der Lehrer
    Das ist unvollständig! #motz
    korrekt wäre:
    baker - die Bäckerin, der Bäcker
    etc.


    Ausser bei wenigen Ausnahmen - spontan: actress, waitress - gibt es im Englischen keine extra Berufsbezeichnungen m/f, sondern die Berufe gelten für alle Leute, die diese Tätigkeit ausüben. Baker ist einfach "jemand/etwas, der/die/das backt".
    Die Kinder merken gar nicht, dass so fast alle weiblichen Berufsleute unterschlagen werden, die Lehrerin auch nicht.


    Leider ist das anscheinend auch Übersetzerinnen und Übersetzern nicht bewusst. Am selben Abend las ich aus einem Sachbuch über Indianer sinngemäss vor: "Wissenschaftler und Forscher sind der Meinung, dass die Jäger über eine damals bestehende Landzunge über Sibirien einwanderten (und den Kontinent bevölkerten)."
    1. entsteht der Eindruck, dass nur Männer forschen, 2. können "die Jäger" unter sich gar keinen Kontinent bevölkern.
    Ich bin sicher, da stand etwas wie "scientists", "researchers", "hunters".


    Diese Übersetzungsblindheit erklärt einiges #kreischen

    • Offizieller Beitrag

    Wem sagst Du das...


    "Jägerinnen und Sammler" geht auch wunderbar und stört den Lesefluss nicht. Es gibt zum Glück Verlage, die da ein Auge drauf haben (was musste ich mit "meiner" Gleichstellungskommision streiten, weil ich WIRKLICH über männliche Forscher schrieb...), aber es sind immer noch viel zuwenige!
    Sprache prägt unsere Wahrnehmung!


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich finde, das kommt drauf an, ob nochmal extra "Für Jungs", bzw. "Für Mädchen" drauf steht. Wenn's die einfach nur in Pirat, bzw Prinzessin gibt, ist das doch in Ordnung.


    edit: Und wenn der Pirat ein Junge ist und die Prinzessin ein Mädchen, dann werden doch fast alle Mädchen die pine Variante nehmen und fast alle Jungs die mit dem Jungen drauf. Dafür muss nicht "für Jungs" oder "Für Mädchen" draufstehen. Trotzdem ist es Genderkacke.


    Gut wäre, wenn es das mit pinkem Prinzen und cooler Piratin geben würde...

    "Warum haben Sie das getan?" frage ich.

    "Um die neue Welt schneller anfangen zu lassen, denn die alte muss geschubst werden, damit sie schneller umfällt..."

    Einmal editiert, zuletzt von wildfang ()

  • Ich hab neulich ein etwa vierjähriges Mädchen in schwarzem Abendkleid, geschminkt und in Pumps gesehen 8I Vielleicht war sie auf dem Weg zu ner Feier, da kann man sein Kind ja ruhig mal "schick" machen, aber Pumps für Vierjährige, da hörts bei mir auf. Die Kinderfüße werden sich bedanken.

    "Warum haben Sie das getan?" frage ich.

    "Um die neue Welt schneller anfangen zu lassen, denn die alte muss geschubst werden, damit sie schneller umfällt..."